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Dresdner Journal : 17.07.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186607173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-07
- Tag1866-07-17
- Monat1866-07
- Jahr1866
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- Dresdner Journal : 17.07.1866
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^162. Dienstags den 17: Juli. 1866. 1» ' 3»brUek: 8 Idir — ^»krlick- I ., Id ,. «kaaatliok:— „ Id „ Liuiolu« ttuwwor»: 1 „ »nstratrnpreisr: k^r äon lt»ain «io«r »e»p»Iteo«u Loll«: 1 d^«r- Un»«« äi« Lillo: 3 kixr. LrschettlNl: lAxliob, ml« Xnovokm« äoc 8ooo- noä k'oiei仫», Xbovä» kür äen kol^eoü«» ^»8 Im Xn»I»i>t« tritt?o»t n. 8t«mp«l- »»cülox üiuoa. DresdncrIMrml. Verantwortlicher Red«te«r: I. G. Hartmann. Inserat rnannahm« anowärt«: I^iprtU: k'» ü^»i>,r,rr«», «'»wwiiolonLc 6» vrooäoor ckonrnolii «Kons»».: tt Lnai.»», Lvoi» ^0»^; L»wdvU-L«ll»- Vi»o-rr»»Irkürt ».N.! NLL»,»,r«i» X Voac»»: 8«rU>: Oiuoivo'ocd« ttuebk, Hui-oon; Lr»««»: 8 8v»i.oi»r»; Lrooloa: l,. 8,Li,<»»»',Xanonc«iibu«,»i>, <!«>«»» L rrookkarr ».N.:3»»o»»'»ob» Oucbb.; Lil»: Xo. Luo«»»»: korii: I^vu», !>»»»»»», Lvl.vi»o X0c>., (8, k!»o« 6« I» koaroo); kr»n: k», Ln»l.iva', Uuodk.; Vi«»: Xi. Ooi-»i.an. chrraussrdrr: Ldolgl. Lapoäition 6»» Orooävo« 3oarn»I», Drooäov, dloiäonatr»,»« kko. 7. NichlamUicher TheU. O Ueberstckt. DeltHraphischr Rnchrichtea. T«,e»grschich1e. Dresden: Verlegung der Stadtcom- mandantur. Spenden für die Verwundeten. — Leipzig: DaS preußische Armeekorps unter dem Großherzog von Mecklenburg. — Chemnitz: Er leichterung in den BesatzungSverhSltnissen. Anwesen heit des k. preußischen Eivilcommissars. — Wien: Deputation beim Kaiser. Die Kaiserin nach Pesth. Die Waffenstillstand-Verhandlungen. Aufrührerische Proclamationen in Ungarn. — Königsberg: Ge fangene Oesterreicher als Festungserdarbeiter. — Köln: Redacteur verurtheilt. — Darmstadt: Prin zessin geboren. Verordnung für den Kriegsfall. — Gera: DaS sächs. Telegraphenbüreau geschlossen. — Frankfurt: Von der Bundesversammlung. — Bre men: Der GeestemünderHafen zum preuß. Krieg-Hafen bestimmt. — Pa^iS: Die Friedensuntcrhandlungen. Amtl. Warnung f. d. Verbreiter erfundener Nachrichten. London: Das atlantische Kabel. — St. Peters burg: Vom Hofe. Schreiben des Königs von Preu ßcn eingetroffen. Die russische Politik gegenüber der europäischen Situation. Hilfscomite für Verwun dete. Die Cholera. — Moskau: Die „Moskauer Zeitung" über die politische Lage. — Bukarest: Aus der Abgeordnetenkammer. — New-Bork: Unionistische Flotte in die europäischen Gewässer. Congreßverhandlungen. Aus Südcarolina.—M erico: Militäraushebung. Schleswig-Holstein. (Zeitungsverbot. Schleswig Hol steiner in die bayersche Armee. Glückwunschadresse des Husumer Magistrats an den König von Preußen.) KriegSnachrichten. (Vermischtes.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Budissin. Oederan.) i,e»illrto«. Inserate. Tageskalender. Birsrnnach- richte». Telegraphische Nachrichten. Pari», Montag, 16. Juli. (W. T.B ) De, „Tou- stitutionnel" sagt über diejenigen Journale, welche Frankreich zu eiuer territorialen Vergrößerung behufs Ausgleichung für eine Vergrößerung Preußen« dran gen: Wo» wißen diese Journale von der zukünftigen Gestaltung Deutschland« und den Plänen Preußen»? Glatt den Charakter der dem Kaiser übertragenen Vermittelung richtig aufzufafsen, suchen sie durch diese Vermittelung nur Verlegenheit zu schaßen uud zu ver dächtigen. Die» ist ein Manöver der den Krieg be treibenden Partei. Doch die Vermittelung des Kai ser» ist von den Kriegsührenden arceptirt; hierin liegt da» beste Zeugniß sür den Geist und die Ge rechtigkeit Napoleon s, der stet», was auch kommen mag, einen der Würde, der Khrr und den Interessen Fraukreich» entsprechenden Weg einschlagen wird. Tagesgeschichte. Dresden, 16. Juli. Wie wir hören, wird der Sitz der hiesigen k. Preuß, ersten Kommandantur aus dem Cadettenhause in das Hotel „Zur Stadt London" verlegt. — Wie Ihre Majestät die Königin Marie und Ihre königl. Hoh. die Prinzessin Amalie den ver- wundetenSoldatrn fortwährend ihre hilfreiche Theil- FeuiUeton. Pariser vriese. Pari». 12. Juli 1866. Die Post hat Ihnen nun schon seit ziemlich langer Zeit keinen „Pariser Brief" mehr gebracht; mein Schwei gen bedarf aber wohl kaum einer Erklärung. Wenn die Kanonen donnern und die politischen Ereignisse so laut sprechen, möchte die bescheidene Stimme eines dunkeln ChronikschreiberS verstummen und sich höchstens auf Kundgebungen beschränken, wie Alphonse Karr. Alphonse Karr, der bekannte geistreiche französische Ro mancier, hat sich nämlich schon seit längerer Zeit aus dem aufregenden Pariser Strudel zurückgezogen, ist nach Nizza auSaewandert und daselbst einfacher Gärtner ge worben. Der witzige Schriftsteller, besten scharfe Feder alle Welt in Respect hielt, übt gegenwärtig das fried liche Geschäft eines Blumenzüchter»; er zieht die herr lichsten Rosen und verkauft Bouquets, die durch ihre Schönheit bereits einen europäischen Ruf erlangt haben, ja sogar bi» nach St. Petersburg und Moskau versen det werden. Zuweilen erwachen aber in dem literari schen Gärtner wieder die alten journalistischen Tenden zen!, er greift dann von Neuem zu seiner guten Feder — ich hätte beinahe gesagt Klinge — und der Blumen züchter verwandelt sich wieder in den literarischen Pole miker. So ist zwischen ihm und seinem Freunde Edmund GonzalS», einem begabten französischen Schriftsteller, der in Part» lebt, ein amüsanter und geistreicher Brief wechsel entstanden, der viele beifällige Leser fand. In der letzten Zeit ist jedoch diese Correspondenz immer seltener geworden, sie beschränkte sich schließlich nur auf telegraphische Mitthetlungen, und der letzte Meinungs austausch der beiden Schriftsteller bestand in folgenden nähme widmen, so gedenken derselben in der Ferne auch Ihre Majestäten der König und die Königin, in dem AUerhöchstdieselben zur Unterstützung derselben be reit» mehrere Hundert Thaler gespendet und noch wei tere Beiträge in Aussicht gestellt haben. Auch von Ihrer Majestät der Königin Elisabeth vo» Preußen sind 200 Thlr. zum Besten der hier liegenden Verwun deten allergnädigst bewilligt worden. Leipzig, 16. Juli. (L. N.) Die aus den Kriegsfuß gebrachten, zu den preußischen Truppen stoßenden deutschen Contingente bilden ein, dem Oberbefehle de» Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin unterworfenes Armeecorps, das aus 33 Bataillonen Infanterie, 12 Schwadronen Cavaleri«, 6 Batterien Artillerie mit 36 Geschützen und einer Pionnierabtheilung besteht. Im Vergleich zu einem mobilen preußischen Armeecorps würde, abgesehen von dessen Landwehr, daS Contingent- corps 5 Bataillone Infanterie mehr, dagegen 8 Schwa dronen und 60 Geschütze weniger zählen. Wie wir hö ren, wird das Contingcntcorps eine entsprechende Ab rundung durch den Hinzutritt preußischer Streitkräfte erhalten. Der Großherzog von Mecklenburg wird mit dem Stabe morgen hier erwartet. Die mecklen- burgschen Truppen sind vorgestern und gestern mit der Magdeburger Eisenbahn eingetroffen. Chemnitz, 16. Juli. Das mit dem 5. d. M., heute zum ersten Male wieder erschienene „Chemn. Tageblatt" enthält an der Spitze folgende Bekanntmachung: „Mit Ermächtigung des königl. preuß. Civilcommissars, Herrn Landraths v. Wurmb. m>chcn wir hierdurch bekannt, daß, nachdem der Ausmarsch der königl preuß. Milttärbesatzung von hier erfolgt ist, die unterm 1» ds. Mis. von dem Herrn Oberstleutnant v. Äekowski getroffenen Anordnungen, mit allei niger Ausnahme der erfolgten Beschlagnahme der Waffen, bei welcher es fern Verbleiben hat, bis aus Weiteres außer Wirk samkeit gesetzt sind. Chemnitz, den >4. Juli 186«. Der Rath der Stadt Ehemmtz. Müller, Bürgermeister." — Weiter schreibt das „Tgbl.": Der k. preuß. Civil- Commissar, Herr v. Wurmb, welcher gestern Nachmit mag von Dresden nach Chemnitz reiste, hierselbst im „Römischen Kaiser" abstieg und bis heute Vormittag verweilte, bestätigte nicht allein die schon in Dresden ausgesprochene Erlaubniß des Wiedererscheinens der beiden hiesigen Lokalblätter, sondern machte auch die erfreuliche Mittheilung, daß der Verkehr auf der west lichen Staatseisenbahn nut thunlichster Beschleuni gung wieder eröffnet werden soll«. Wien, 12. Juli. (A. Z.) Der Kaiser hat (wie be reits kurz gemeldet) der Stadtdeputation erklärt: „Dir Stadt Wien wird nicht Gegenstand der Verth'eidi- gung sein, es ist Mein unwiderruflicher Wille, daß sie als offene Stadt behandelt werde. Wenngleich der Brückenkopf an der Donau befestigt ist, so dient er nicht dazu, um Wien zu vertheidigen, sondern e» ist eine Vorstchtsmaß.egel, um den Uebrrgang über die Donau, welchen die Preußen nicht nur in Wien, sondern auch an andern Orten anstreben könnten, auf der ganzen Linie zu hindern. Oesterreich darf nicht den Vorwurf auf sich laden, daß es, wenn auch seine Waffen un glücklich waren, in Feigheit verfalle und muthlos plötz lich alle Hoffnungen aufgebt und den Feind, ohne Ge genwehr zu versuchen, über die Donau gehen lasse." Se. Majestät geruhten weiter auszusprechen, daß die Be hörden, die Polizeiorgane, die Statthalterei und Se. Majestät in Wien bleiben werden, und daß Se. Maje stät selbst der Letzte sein wird, welcher, wenn die Ar mee Wien verläßt, ihr nachfolgt. Se. Majestät geruh ten auch zu versprechen, daß er diese Aeußerung in einer Proclamation der Stadt Wien kundgeben werde. — Der „Kamerad ist zu der Mittheilung ermächtigt, daß Se. Maj. der Kaiser die gemessensten Befehle ge geben hat, unverzüglich die Umänderung der im hiesi gen k. k. Artilleriearsenale befindlichen Gewehre in Hinterlader in Angriff zu nehmen und die neuen Gewehre nach Maß ihrer Vollendung partieweise an die k. k. Nordarmee zur Bewaffnung der Jnfanterictruppen zu senden. Die Gewehre werden nach dem Lindner'schen System mit Einheit-Patrone umgeändert. In kürzester kabbalistischen Zeichen: ? — 0 —, die der Telegraph getreulich überbrachte und die also zu übersetzen sind: WaS giebt es Neues? — Nichts! Ich befinde mich nun beinahe in der Lage dieser beiden Freunde und hätte Ihnen fast statt einrs „Pa riser Briese»" eine telegraphische „Null" überschickt, denn alle Neuigkeiten liegen auf einem Gebiete, da» diesen Briesen fern steht — im Reiche der Politik. Dorthin und nur dorthin wendet sich gegenwärtig aus schließlich das allgemeine Interesse; alles Uebrige ver schwindet unbeachtet und unbemerkt vor der großen Be deutung der gewaltigen Ereignisse, die sich gegenwärtig erfüllen. Nichtsdestoweniger ist die Physiognomie von Paris gerade in diesen Tagen höchst interessant; ge statten Sie mir, Ihnen dieselbe zu beschreiben, so gut ich vermag, und indem ich mich dabei notoben- de» Po- litifiren» möglichst enthalte. Die Franzosen sind ein kriegerische», ich möchte beinahe sagen: kriegslustiges Volk, da» ist ein bekannte» Factum; das einzige Wort „I, gueee«!" übt auf jedes französische Ohr einen ge waltigen Einfluß auS. Nun ereignet sich der Fall, daß in Europa der Krieg au-gebrochen ist ohne directe Betheiligung der Franzosen. Ansangs kam die» den guten Parisern ganz sonderbar vor und sie hatten alle Mühe, sich in ihre passive Rolle zu finden. Indessen der Mensch gewöhnt sich ja an Alles, und so hatte man sich nach und nach auch hier darbin ergeben, den großen Ereignissen, die Deutschland erschüttern, alS Beobachter au» ver Ferne zuzuschauen. Nach und nach hat sich jedoch diese anfang» ziemlich ruhige Beobachtung in leb hafte Theilnahme umgewandelt; je lauter die Ereignisse sprachen, desto mehr wuchs der Antheil, den man ihnen hier widmete, und im gegenwärtigen Augenblick hat die allgemeine Spannung den Gipfelpunkt erreicht, die Aus- Zeit wird somit der größte Theil der Armee mit dieser Waffe versehen werden können, da täglich 2000 bi» 3000 Gewehre umgeändert werden. Die Nachrichten von der Nordarmee sollen außerordentlich günstig lau ten. Die Armer befindet sich seit drei Tagen wieder in vollster geordnetster Kriegsbereitschaft und ist vollstän dig um Olmütz concentrirt. Wien, 13. Juli. (F. Pz.) Die Kaiserin ist mit ihren Kindern und dem ganzen Hofstaat nach Pesth ge gangen. — Ein Communiquö bezweifelt die Echiheit der französischen Verhandlungen, beifügend, Frank reich verhandle ohne Betheiligung Oesterreichs und di rekt mit Berlin und Florenz. Das Ministerium des Auswärtigen erwartet zwischen heute und morgen dre Resultate der Verhandlungen über den Waffenstillstand. Wien, 13. Juli. (W. T. B.) In Szegedin und an dern Städten de» südlichen Ungarns sind Proclama tionen von Kossuth und Klapka angeschlagen worden. Die Aufregung in Ungarn wächst. An verschiedenen Orten zeigten sich Aufständische in Waffen. Königsberg, 11. Juli. (P.-L. Z.) Ein Bataillon In fanterie ging gestern zur Ueberwachung der 10,000 österreichischen Gefangenen von hier ab, welche im Zeltlager zwischen Marienburg-Dirschau placirt sind. Seit letztem Sonnabend sind hier sämmtlichc FestungS- erdarbeiter entlassen, indem diese Arbeiten fortan durch österreichische Gefangene ausgesührt werden sollen. Köln, 14. Juli. In der gestrigen Sitzung der Zuchtpolizeikammer des diesigen königl. Landgericht- wurde eine Anklage verhandelt gegen den verantwort lichen Redacteur der „Kölnischen Blätter". In dem Leitartikel der ihrer Zeit confiscirten Nummer 158, zweites Blatt, welcher überschrieben war: „Ob Oester reich den Krieg will?" sollten „durch öffentliche Behaup tung und Verbreitung erdichteter und entstellter That- sachen die Anordnungen der Obrigkeit dem Haffe und der Verachtung ausgesetzt" sein. Der nicht erschienene Angeklagte wurde in contumaciam zu 50 Thlr. Geld buße und in die Kosten verurtheilt. Die Verfol gung einer Correspondenz: „Aus Thüringen", welche sich in derselben Nummer fand und gleichfalls als Grund der Confiscation angegeben wurde, war inzwischen auf gehoben worden. Wegen des Artikel»: „Dom Hunds rücken 15. Mai" in Nummer 136, hat das Verhör durch den Untersuchungsrichter bereits stattgesundrn. Darmstadt, 11. Juli. (K Z) Die Prinzessin Ludwig vor Hessen wurde heute Nacht von einer Prinzessin glücklich entbunden. Es ist dieses das dritte Kind, alle weiblichen Geschlechts. Bekanntlich ist Prinz Ludwig der zukünftige Thronfolger. Die beiden an dern Kinder der Prinzessin (Alice) befinden sich zur Zeit bei ihrer Großmutter, der Königin Victoria, in England. Darmstadt, 13. Juli. Das heute erschienene groß herzogliche Regierungsblatt enthält folgende Verord nung, das „Verhalten der Civilbeamten und Diener bei feindlicher Invasion in das Großherzog- thum" betreffend: „Ludwig IIl. von GotteS Gnaden Grobherzog von Hessen und bei Rhein rc. rc. Für den Fall einer feindlichen Inva sion in unser G biet finden Wir Uns bewogen, zu bestimmcu, daß Unsre Civilbeamten und Diener m occupirten Landes- theilen auf ihren Dievststeüeu zu verbleiben und ibre Function fortzusetzen haben, bis sie durch überwiegende Gewall daran verhindert werden sollten. Wir ermächtigen dieselben, sich den Anordnungen der zeitigen Gewalt zu fügen; alle ihre Amts- Handlungen können nor unter Unsrer Autorität ausaeübt wer den und dürfen Nichts in sich fassen, was mit der Uns schul digen Unterthanentreue und dem geleisteten Diensteide unver- eiobarlich ist. Urkundlich Unsrer eigenhändigen Unterschrift und belgedrückten großherzoglicheu Siegels. Seeheun, den l>. Juli 1886. Ludwig v. Dalwigk v. Lindelof. F. v. Schenck" Gera, 11. Juli. (D. A. A.) Heute Nachmittag wurde das hiesige königl. sächsische Telegraphenbüreau auf Anordnung der königl. preußischen Regierung durch einen preußischen Telegraphenbeamten geschlossen und die Leitung durch Abnahme des Draths innerhalb der Stadt unterbrochen. Da wir noch zwei Telegraphen- büreaus haben, ein königl. preußisches sowie Las Tele regung ist groß und allgemein, sie spricht sich in allen Schichten der Bevölkerung au». Gan; Pari» gleicht im eigentlichsten Sinne des Wortes einem Ungeheuern Lesecabinet in freier Luft; alle Menschen haben Zei tungen in den Händen. Am deutlichsten tritt diese Lese Wuth natürlich in den Stunden hervor, wo die Zeitungen ausgegeben werden, das heißt früh und Abends. Es erscheinen hier sechs Morgenzeitungen und zwölf Abendjournalr. (In der angegebenen Zahl der Journale begreife ich natür lich nur die sogenannten „großen Journale", die allein berechtigt sind, politische Nachrichten zu bringen.) Auf den Boulevards, wie auf allen großen Plätzen und in den Hauptstraßen befinden sich sogenannte „Kiosks", kleine Häuschen, die von Weitem wie Schilderhäuser auSsehen; diese „Kiosks" sind nun die Residenzen der Zeitungsverkäufer, es giebt deren über zehntausend; gegenwärtig sind sie sämmtlich beinah von früh bi» Abends umlagert und können kaum dem unaufhörlichen Andrang der ungestümen Zeitungskäufer genügen. Die meisten großen Journale erscheinen jetzt nämlich täglich in drei, auch vier Ausgaben, so daß e» also an frischen Nachrichten von den Kriegsschauplätzen niemals fehlt. Um die „Kiosks" herum herrscht nun fcrtwährend ein toller Lärm, die Zeitung-verkäufer schreien die neuesten Blätter aus, die sie gerade empfangen haben, und die Kauflustigen begehren ihrerseits schreiend die Journale, zu denen ste besonderes Zutrauen haben. So entsteht ein fürchterlicher Galimathia» tobender und kreischender Menschenstimmen; einer der morcbonä» äo jom-nour (Zei tung-Verkäufer), um sich da- ewige Au-rufen der ein zelnen Journale — „Presse", „France" „Patrie" u. s. w. — zu erleichtern, hat gegenwärtig eine Flo-kel erfunden, vermöge welcher er seine Waare im Allge meinen anpreist; er ruft nämlich mit näselnder Stimme: graphenbüreau auf dem thüringer Bahnhöfe, so tritt durch diese Schließung keinerlei Verkehrsstörung ein. Arankfnrt, 12. Juli. (F. Pz.) In der Sitzung der Bundesversammlung am 11. Juli 1866 hat der Gesandte der freien Stadt Frankfurt den nachfolgenden Anttag eingebracht: „Die hohe Bundesversammlung hat in ihrer Schung vom 4. d. M Gelder aus Bundesmitteln zur Anlegung pafsagerer Schanzen io der Umgebung von Frankfurt zu bewilligen sich veranlaßt gesehen. „Der Gesandte der freien Stadt Frankfort hat diesem Be schlusse nicht beigest:mmt und Hal in seiner motivirten Abstim mung seiner Regierung weitere Erklärung ausdrücklich Vorbe halten. „Nachdem die Arbeiten jener Verschanzungen in der That begonnen und nunmehr auch die Truppen des 8 Armeecorps in der nächsten Nähe der Stadt Frankfurt concentrirt worden sind, ist der Gesandte von Frankfurt von dem Senate dieser Stadt zu ter nachfolgenden Erklärung und zu dem damit ver bundenen Anträge ermächtigt worden „Der Senat, welcher der in der Sitzung vom 4 d- M. von seinem Gesandten abgegebenen Erklä uug seine vollste Zu stimmung ertheilt, bescheidet sich, die militärischen Anordnun gen, welche in der Nähe von Frankfurt sich entwickeln, vom militärischen Standpunkte aus einer Beurtheilung zu unter ziehen, er giebt den Zweifeln keinen Ausdruck, welche in dieser Beziehung bei ihm laut geworden sind „Dagegen sind eS zwei andere Gesichtspunkte, welche au- zudeuten er eben so verpflichtet als berechtigt ist „Die erwähnten militärischen Maßregeln und Ausstellungen können zum Zwecke haben: entweder die Sicherung dieser hohen Versammlung oder die Sicherung der Stadt Frankfurt. „Eine andere Aufgabe vermag der Senat, bei der dcrma- ligco Lage der Verhältnisse nicht zu finden und nicht anzu erkennen .Handelt es sich von der Sicherung der hohen Versamm lung, so steht zunächst der Bundesversammlung selbst die Ent scheidung darüber zu, ob überhaupt und welche militärisch« Anordnungen dazu getroffen werden sollen Nimmt aber der Senat an — und er darf dies, ohne einer Aengstlichkeit Rau« zu geben, die ihm fern liegt — daß die beabsichtigte Sicherung dieser hohen Versammlung eine große Beschädigung, wenn nicht eine Vernichtung der Stadt Frankfurt zur Folge Haden könnte, so darf der Senat vertrauen, daß die Bundesversamm lung mit einem solchen Opfer ihre Sicherung nicht wird er kaufen wollen .Handelt es sich dagegen lediglich von Sicherung der Stadt Frankfurt, so wird dieser Stadt wohl vergönnt sein, auch ihr Wort dabei einzulegen und ihre Auffassung dabei zur Geltuag zu bringen, die hohe Versammlung aber wird es sich duodeS- verfaffungsgemäß nicht versagen wollen, Dasjenige vorzukehreu, waS zum Schutze Eines im Bunde, der um Schutz auruft, dienlich ist. „Die Stadt Frankfurt bedarf, wie der Senat offen uud unverhohlen ausspricht, ia der gegenwärtigen Lage der Ver hältnisse, eines militärischen Schutzes nicht. „Sie ist der Ansicht, daß die militärischen Maßregeln, welche »u ihrem Schutz« zur Zeit angeorknet und ausgesührt wordeu, für sie gefährlicd r find, als die Gefahren, vor w.lcheu sie ge schützt werden <»ll, and kommt damit zu der Ueberzeugung, daß sie, wean sie wahrhaft vor Nachtheil uud Verderben be wohn werden soll, als offene, unbefestigte uud unvertheidigte Stadl betrachtet und behandelt werden müsse. „Der Gesandte ist nach dieser Erklärung, rückfichtlich deren er jeden Zweifel an der dauernden BundeStreue der Stadt mit aller Entschiedenheit ablehueu muß. zu dem Anträge be auftragt : Hohe Bundesversammlung wolle beschließen und verordnen, daß alle, sei es zur Sicherung dieser hohen Versammlung, sei es zur Sicherung der Stadl m der Umgebung derselben und sonst blS jetzt getroffenen militärischen Anordnungen ein- zustellen und hinw gzuziehen seien. „Der Gesandte ist weiter beauftragt, um sofortige Ent- schließung hoher Versammlung zu bitten und behält vorsorglich dem Senate wettere Entschließung vor." Di« Bundesversammlung Hal in derselben Sitzung, in welcher dieser Antrag eingebracht worden ist, entge genkommend zu dem Beschlusse sich geeinigt, davon dem Commando des 8. Bundesarmeecorps unter dem An heimgeben Mittheilung zu machen, den Wünschen der Stadt Frankfurt, so weit e» die militärischen Operatio nen »erstatten, zu entsprechen^ Frankfurt, 14. Jult. (K. Z.) Mit der Uebersiedelung des Bundestages nach Augsburg wird es nun Ernst. Nicht nur, daß derselbe sein Abonnement auf Lie hiesi gen Blätter gekündigt und die Wiederbestellung in Augsburg in Aussicht gestellt, hat er auch an unsern Senat eine Note erlassen, worin er sagt, die Mißerfolge der österreichischen und bayerschen Waffen machten es nothwendig, daß er seinen Sitz von hier nach Augsburg verlege. Die Note anerkennt und dankt sür die bundeS- „Voilä mesrieur», le peoxromm« äeo opectocle, äu tköötee cke I» gnerre!" Wie allgemein die Theilnahme an den Ereigniffen hier ist, mag Ihnen noch folgende Episode beweisen, die ich selbst erlebt habe. Ich flanirte mit einem Freunde auf dem Boulevard; wir sprachen natürlich auch vom Kriege und begegneten allenthalben Menschengrnppen, die ebenfalls politisirten und in allen Sprachen des Universums ihre Meinungen austauschten, denn Paris gleicht jetzt wirklich einer Weltkarawanserei. Ein Bettler sprach uns an; ich gab dem armen Manne einen Sous und politisirte eifrig weiter; da lief mir der Bettler nach und flehte mit kläglicher Stimme: ..Aoameuc, j« von« «npplie, äonner moi teoip sous!" — ,,?oueqno!?' — „Io vonäeois m ocketer un jouen»! äu soie, pou« ponvoie snivre Io» opez-Mjon-! äo 1« ^uerre!' („Ich möchte mir eine Abendzeitung kaufen, um die KriegSoperalionen verfolgen zu können!") Ein Zeitungsblatt kostet näm lich drei Sous; ich verweigerte dem politistrendcn Bett ler die Gabe nicht, die er so dringend «rbat. (Schluß folg,.) Dresden. In der Sitzung der physikalisch chemischen Section der hiesigen naturforschenden Gesellschaft „Isis" vom 12. d. M. sprach Herr Zschau, Lehrer der Natur- wiffenschaften an der Handelsschule, über ein zeitgemäße« Thema: lieber den Werth der Desinfektionsmittel. Bei der darauf stattfindenden sehr lebhaften wissenschaft lichen Debatte betheiligten sich vorzug-wris: die Herren Lichtenberger, Bley und Oe. Neumann. Unter Ander« wurde auch auf dir durch jetzige Verhält».sse hcrvorge- rufenen Ursachen der Verpestung der Luft äußerer Stadt bezirke aufmerksam gemacht, sowie daraus, wie wenig man bedacht gewesen sei, dieselben so unschädlich al- möglich zu mach««. Schließlich wurde eine Commisfion
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