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Dresdner Journal : 20.07.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186607208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-07
- Tag1866-07-20
- Monat1866-07
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 20.07.1866
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Uebersicht. Telegraphischt Nachrichten. Tage-geschichte. Leipzig: Ankunft de» Großherzog» von Schwerin. Herr Herga wieder freigelaffen. — Wien: Gesetz wegen Eröffnung eine» außerordent lichen Credit». Umänderung der bisherigen Kriegs taktik Adresse des GemeinderatHS an den Kaiser. Prag: Prof. Brinz. Confi-cation. AdelScafino ge schlossen. — Berlin: Handschreiben der Königin. Scheitern der Friedensverhandlungen. Die bevor stehende Landtagssession. Verurtheilung. Die Cholara. Lazarethangelegenheit. Ministerrath. Prinz Reuß ins Hauptquartier. — Königsberg: Die Cholera hier und in Danzig. — Glogau: Bildung einer ungarischen Legion. — Essen: Landwehr 2. Aufgebots. München: Herr v. d. Pfordten nicht nach Wien.— Nürnberg: Versammlung in Angelegenheiten der Mobilmachung der Landwehr. — Augsburg: An kunft des deutschen Bundestags. — Hannover: Ausfuhrverbot. — Darmstadt: Verwundete. Rus sischer Specialbevollmächtigter eingetroffen. Vom Hofe. — Frankfurt: Proklamation des Senats. Mahnung an die Bevölkerung. Einziehung der Bundesflagge. — Paris: Prinz Napoleon ins italienische Hauptquar tier. — London: Vom Hofe. Die Canalflotte. Das atlantische Telegraphenkabel. Das amerikanische Thurmschiff. Parlamentsverhandlungen. Schleswig-Holstern. (Das preußische Geschwader.) KriegSnachrichtrn. (Vermischtes.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Taucha.) EingesandteS. Statistik u. VoltSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalendrr. virsennach» richten. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a. M., Mittwoch, 18. Juli. (W.T.B.) Am 18. Juli wurde die preußische Brigade Wrangel in einem forrirten Marsche von Aschaffenburg nach Frankfurt dirigirt und besetzte Abend« diese Stadt. Am 17. rückte die Brigade Kummer nach, und da« 19. Regiment wurde nach Höchst vorgeschoben, wo dasselbe einen vollständigen hessischen Brückrntrain nahm General Vogel v. Falckenstein, welcher hierselbst sein Hauptquartier aufgeschlagrn, hat folgende Be kanntmachung erlassen: „Die RrgirrungSgewalt über da« Hrrzogthum Nassau, über die Stadt Frankfurt und deren Gebiet, sowie über dir von mir oeeupirten LandeStheile de« Königreich« Bayern und de« Groß- herzogthums Hessen geht zur Zeit auf mich über. Die in den genannten Ländern fungirrnden Brrwaltung«- behörden verbleiben vorläufig in ihre« Stellungen, Haden aber fortan allein von mir Befehle anzuneh- mcn, deren präeisrr Au-führung ich entgegensetze." Die bekannten prrußrnfeindlichen Senatoren v.ver- nu« und Speltz sind vorläufig auf freiem Fuß be iaffen, haben aber ihr Ehrenwort geben müssen. sich heute noch in Köln zu gestellt«. — Von hiesigen Zei tungen sind die „Frankfurter Postzeitung", da« „Ta geblatt", der „Volksfreund" und die „Latrrn'" vor läufig suSpendirt worden. — Einige Mitglieder de« Redaetionrpersonal» der „Neuen Frankfurter Zeitung" find verhaftet. Wien, Dienstag, 17. Juli, Abends. (W. T B.) Ter au« dem k. preußischen Hauptquartier hier ein- getroffene französische Botschafter in Berlin, Herr Be nedetti, conferrrte mit dem Grafen MenSdorff. Ter Kaiser weigert sich entschieden, den Ausschluß Oester reich« von Deutschland al« Bafir der Verhandlungen anzunrhmen. Pari», Mittwoch, 18. Juli, Abend«. Der heu tige „Abendmonitrur" sagt iu seinem Bulletin: In dem Frankreich durch seine guten Dienste zu ver mitteln suchte, hat dasselbe nicht die Absicht gehabt, Italien zum Abschluß eine» Waffenstillstands ohne Preußen zu zwingen, und wollte nicht die Rolle eine« bewaffneten Vermittler» spielen. Frankreich wünschte den allgemeinen Frieden, hat aber nur in diploma tischer Weise intervenirt. Schritte drohenden Cha rakter» würden neue und größere Verwickelungen her- deigesührt haben. Frankreich« Kraft ruhte in den Gesinnungen der Freundschaft, welche dasselbe mit allen kriegführenden Mächten verbindet. Die jetzt stattfin- dendrn Vorbesprechungen beziehen sich aus die Frie denspräliminarien, welche Preußen vor Abschluß eine« Waffenstillstands gestellt hat. Tagesgeschichte. Leipzig, 19. Juli. (L. N.) Se. königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist ge stern Abend gegen 10 Uhr hier eingetroffen und im „Hotel de Pruste" abgestiegen. — Das hier angesam melte preußische 2. Reservecorps wird seinen Ab marsch morgen beginnen. — (L. T.) Herr Herga, Kanzler des k. k. öster reichischen Generalconsulats, der bekanntlich am 6. d. M. von der preußischen Militärbehörde verhaftet und nach Berlin abgesührt wurde, ist freigelassen worden und vorgestern hier wieder angekommen. Wien, 13. Juli. Die „Wiener Zeitung" veröffent licht ein Gesetz vom 7. Juli 1866, über die Eröff nung eines CreditS von 200 Millionen Gulden österreichischer Währung, wirksam für das ganze Reich, in dem es heißt: Zur Aufbringung der in der gegen wärtigen Kriegsbedrängniß erforderlichen Geldmittel und zur Sicherstellung der Fortführung des durch die feindliche Invasion gestörten Staatshaushalt» finde Ich auf Grund Meines Patent- vom 20. September 1865 nach Anhörung Meines Ministerraths zu verordnen, wie folgt: I. Meinem Finanzminister wird ein Credit von 260 Mil' lionen Gulden österr. W. eröffnet und demselben die Ermäch tigung ertheilt, diese Summe entweder durch ein zu den best möglichen Bedingungen abzuschließendes freiwilliges Anlehen oder durch eine Vermehrung der zufolge Meines Patents vom 5. Mai IE creirten Staatsuoten, oder durch eine Combina- twn beider Maßnahmen zu beschaffen. II. Bis die Umstände gestalten werden, ein Anlehen zu realisiren oder förmliche Staatsuoten auszugeben, hat die pri- vilegirte österreichische Nationalbank vom heutigen Tage anzu fangen, kraft dieses durch das Gebot der zwingenden Staats- nothweodigleit hervorgerufenen Gesetzes die erforderlichen Geld- mittel nach Maßgabe des Staatsbedarss vorläufig bis zum Bet,age von sechzig Millionen Gulden in Banknoten gegen den vollen Ersatz der Fabrikationskosten vorzuschießen. IU. Die Rückzahlung dieser Vorschüsse wird ausschließlich in den eigenen Noten derMationalbank und zwar in der Weise geschehen, daß hierfür die Einflüsse aus dem zu emiltircnden Anlehen, beziehungsweise das Acquivalent der eventuell zu emittlrcnden weitern Staatsnoten, zunächst und bis zur gänz lichen Tilgung der Vorschüsse gewidmet werden. IV. BiS zur gänzlichen Abtragung der erwähnten Vor schüsse, welche längstens in einem Jahr« nach abgeschloffenem Frieden zurückgezahlt sein müffen, wird sür dieselben da« Berg werk Wieliczka, insoweit dasselbe noch nicht mit Hypothekar- iuscriptionen belastet ist, als Pfand bestellt. Wien, 7. Juli >866. — Wie der,,Kamerad" mlttheilt, haben bereits sämmt- liche Abtheilungscommandanten der Nordarmee In structionen bekommen, wie die österreichische bishe rige Taktik schnell und einfach umzuändern ist, um der verheerenden Wirkung des ZündnadelgewehrS zu begegnen. „Alle Waffengattungen werden in entspre chend veränderter Weise verwendet werden. Die frühere Ritterlichkeit deS Kampfe» ist mit der Anwendung schnell feuernder Gewehre verschwunden, wir werden den Stier nicht bei den Hörnern packen, sondern ihm au»weichen, sobald die Chancen für den Sieg nicht wenigstens wir 80 zu 20 sür uns stehen, und ihn niederschmettern, wenn der Ersolg uns gewiß ist; dann kann auch der Sieg nicht fehlen." — Als in der Gemeinderathssitzung vom 9. d. Bürgermeister Zelinka über dir Audienz berichtete, welche er nebst den beiden Bürgermeisterstellvertretern bei Se. Majestät dem Kaiser gehabt und die wir bereit» in Nr. 162 erwähnten, machte Vicepräsident l)r. Mayr hofer den Bürgermeister darauf aufmerksam, daß er einen Theil der kaiserlichen Antwort mitzutheilen ver gessen habe, und ergänzte die Mittheilung dahin, daß der Kaiser die Gnade gehabt habe noch speciell zu er wähnen, „daß, sowie Se. Majestät versprochen und sein Wort gegeben haben, daß nach Lösung der gegenwär tigen kriegerischen Verhältnisse die Regierung zur Lö sung der innern staatsrechtlichen Fragen im verfassungs mäßigen Wege schreiten werde, Se. Majestät auch nicht im Mindesten anstehe, in der Proklamation in ähnli chem Sinne eine Aeußerung abzugeben". (Beifall.) Der Gemeinderath vr. Hoffer beantragt hierauf, eine Adresse an den Kaiser zu richten, um die Wünsche und For derungen der Bevölkerung in der loyalsten Form zum Ausdruck zu bringen. Die Versammlung genehmigte einstimmig diesen Antrag. Prag, 16. Juli. (Boh) Professor vr. Brinz hat vorgestern Prag verlaffen, um sich zunächst in seine Heimath Edelstetten in Bayern und dann an seinen neuen Bestimmungsort nach Tübingen zu begeben. — Der „TageSbote aus Böhmen" ist gestern früh von der preußischen Militärbehörde co n fis cirt worden und hat infolge dessen gestern Nachmittag «in Extrablatt erscheinen lassen, welche- den Hauptinhalt de» Morgen blattes, mit Hinweglassung der incriminirten Stellen enthielt. — Das adelige Casino ist, da der hohe Adel sich von Prag entfernt hält, gänzlich geschlossen. Berlin, 18. Juli. Der Centralcomit» des preußischen Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger veröffentlicht in der „N. Pr. Ztg." das nachstehende, ihm zugegangene Handschreiben Ihrer Majestät der Königin, der Protectorin de» Vereins: „Ich richte diese Zeilen an den Ceutralvrrein, nicht al» wagte Ich der Zeit vorzugreifeu, wo der Köm« de« Vater- lande danken wird sür alle Gaben der Liebe, die sein tapferes Heer empfängt, sondern weil es Mir Bedürfniß ist, jetzt schon die Großartiqkcit der Hilfe anzuerkennen, die allgemein durch Beiträge aller Art, durch Pflege der Verwundeten und in jener Gesinnung dargebracht wird, deren moraliiche Unterstützung die höchste Kraft entwickelt. Darum sei e- Mir vergönnt, insbe sondere den Frauen aller Stände für ihre hingehende Pflicht erfüllung zu danken, zugleich aber auch die Thätigkeit des preußischen Centralverervs bervorzuheben, dessen Mitglieder, dem Sinne seines erhabeueu Protektors gemäß, aufopfernd ihre ehrenvolle Aufgabe lösen. Berlin, den 17. Juli 1866. Augusta." — Die „Provinzialcorrespondenz" sagt heute u. A. über die Friedensverhandlungen: „Preußens For derungen waren, so viel darüber bekannt ist, von dem Bewußtsein des großen Erfolges, den unsre Waffen errungen haben, dabei aber von dem Geiste großer Mäßigung eingrgeben. Nächst der vollständigen Lö sung der schleswig-holsteinschen Frage im Sinne der unmittelbaren Vereinigung der Herzogthümer mit Preu ßen scheint unsre Regierung, wie sie von Anfang an ver kündet hat, als Zweck und Ziel des Krieges und als Preis des Sieges vor Allem die feste Einigung der deutschen Staaten, zumal ganz Norddeutschlands, unter Preußens Führung und den Ausschluß jedes öster reichischen Machteinflusscs entschieden festgehalten zu haben. Was weitern unmittelbaren Ländererwerb be trifft, so scheint Preußen gerade in dieser Beziehung im Vergleich mit dem ausgedehnten Gebiete, welches unsre Truppen bereits erobert haben, eine hohe Mä ßigung geübt, allerdings aber die durch die neuesten Ereignisse handgreiflich hervorgetreten« Nothwendigkeit im Auge behalten zu haben, eine unmittelbare und feste Verbindung zwischen den östlichen und westlichen Provinzen der Monarchie herzustellen. Die» dürften im Wesentlichen die Hauptpunkte der preußischen vor läufigen Frieden-Vorschläge gewesen sein, — vorbe haltlich mancher einzelner Fragen, Regelung der Krieg»- kosten u. s. w. Oesterreich setzte Alle» daran, die An nahme dieser Vorschläge feiten de» Kaiser» der Fran zosen zu verhindern. Alle Anstrengungen scheiterten jedoch an dem klaren praktischen Sinne de- Kaiser». Derselbe erkannte die Berechtigung und die Mäßigung der preußischen Forderungen an, beschloß, dieselben als Grundlagen für die Frieden-verhandlungen Oesterreich gegenüber anzunrhmen, im Falle de» Scheitern» dieser Verhandlungen aber an der bisher befolgten neutralen Politik Frankreichs festzuhalten.... In der Hoffnung, daß Oesterreich der von Frankreich übernommenen Frie densvermittelung jetzt nicht widerstreben werde, ließ sich unser König, nachdem er sein Hauptquartier bereit» nach Brünn verlegt hatte, herbei, unter Mitwirkung de» bei ihm weilenden französischen Botschafters zugleich über eine vorläufige dreitägige Waffenruhe mit Oester reich zu unterhandeln. In Wien aber war inzwischen in Aussicht auf das Heranrücken der Südarmee der kurz vorher durch die Niederlagen in Böhmen gedämpfte Uebermuth von Neuem erwacht: Preußen- Forderungen ungeachtet ihrer unzweifelhaften Mäßigung riefen eine so leidenschaftliche Erregung hervor, daß sowohl die Waffenruhe, wie nach Mittheilungen aus Wien alle Friedensverhandlungen kurz abgewiesen wurden.... Die Forderungen und Bedingungen, welche Preußen- Mäßi gung ausgestellt hatte, sind von Oesterreich zurückge wiesen und vereitelt: unsre Feinde werden eS sich selbst zuzuschreiben haben, wenn mit den Anstrengungen und Opfern auch der Preis deS Kampfes sich steigern muß." — Die ministerielle „Prov.-Corresp." schreibt: Der Landtag der Monarchie wird, da unter den neuer dings eingetretenen Verhältnissen eine baldige Anwesen heit Sr. Majestät de» Königs in Berlin nicht in Aus sicht genommen werden kann, vermuthlich in den letzten Tagen des Juli (etwa den 30.) durch den Präsidenten deS StaatSministeriums Grafen v. Bismarck eröffnet werden. Die Hauptaufgabe der bevorstehenden Session wird die Bewilligung der nothwendigen Mittel für die Kriegführung sein. Eine nochmalige Berathung de» StaatShaushaltSgesetze» für das laufende Jahr wird augenblicklich kaum stattfinden können, da durch die KriegSeTeigniffe die Voraussetzungen und Grundlagen des diesjährigen Staatshaushalt» vielfach verändert find und eine eigentliche Feststellung desselben zur Zeit nicht möglich ist. Die verfassungsmäßige Erledigung dieses, so wie der frühern Jahresetat», und die rechtzeitige Fest stellung de» Staatshaushalts für da» Jahr 1867 dürfte einer baldigen weitern Session nach Beendigung de» Krieges Vorbehalten werden. Dagegen werden die seit dem Schluffe der vorigen Session auf Grund deS Ar tikel» 63 der Verfassung von der Staatsregierung er lassenen Verordnungen mit Gesetzeskraft alsbald dem Landtage zur Prüfung und Genehmigung vorzulegen sein. Bei der Verordnung in Betreff der Darlehn»- kassen wird die Regierung nicht blo» Vie Genehmigung des Gesetzes selbst, sondern auch des bei dem Erlaß der selben beobachteten Verfahrens beantragen. ES ist näm lich nicht zweifellos, ob die Verordnung in da» Bereich derjenigen Maßregeln gehört, welche die Regierung auf Grund der Verfassung mit einstweiliger Gesetzeskraft zu erlassen befugt war. Um solches Zweifels willen wird die Regierung die ausdrückliche nachträgliche Gutheißung des im Interesse der öffentlichen Wohlfahrt gethanen Schrittes erbitten. Dem Landtage wird ferner der Ent wurf eines Wahlgesetzes für das in Kurzem zu berufende deutsche Parlament vorgelegt werden. Anderweitige Bor lagen dürften etwa mit Ausnahme eines Gesetze» über die Veränderung der Goldwährung für jetzt nicht zu erwarten sein. — (B. Bl.) Die 7. Devutation deS Stadtgericht» verurtheilte am Montag den 20jährigen Handlung«- FeuiUeton. Literatur. „Die Selbsthilfe in Lebensbil dern und Charakterzügen nach dem Englischen des Samuel Smiles bearbeitet von Joseph M. Boyes. Hamburg, Hoffmann u. Campe. 1866." Ein sehr in struktive» Buch, eine dem Leben dienende Lektüre. In England hat dasselbe eine große Berühmtheit erlangt, denn innerhalb weniger Jahre wurden ungefähr 60,000 Exemplare abgesetzt. Da der Bearbeiter das national englische Werk in ein national deutsches umwandeln wollte, so waren selbstverständlich hier und da für die englischen Lebensbilder, Charakterzüge und Belegstellen entsprechende deutsche einzuschalten; der Abschnitt über Genossenschaftswesen z. B. fehlte im Originale gänzlich und ward an seiner Statt die Mittheilung über den englischen Adel fortgelassen. Sehr zweckentsprechend er scheint eS auch, daß der Verfasser die Männer, deren Leben und Thaten das Buch erzählt, selbstredend vor- sührt. Ucbrigen» ist Smile'S Buch über dir Selbsthilfe au» einem winzigen Keime hervorgewachsen. Vor einer Reihe von Jahren, wird in der Einleitung bemerkt, ward der Autor ersucht, einen Vortrag in einem Ver eine von jungen, dem Arbriterstande angehörenden Männern zu halten, welcher sich in einer der nördlich sten Städte England» zum Zwecke gegenseitiger Fort bildung gebildet hatte. Die ersten Zusammenkünfte wurden während de» Winter» in dem engen Stübchen der Hütte eine» der Genoffen gehalten. Der Kret» der Thrilnehmer wuchs inzwischen so ansehnlich, daß die jungen Leute von ihrem verhältnißmäßig kärglichen Wo chenlohne eine Stube mietheten. Nachdem die Zahl der Mitglieder auf hundert gestiegen, ward der Wunsch nach ordentlichen Vorträgen laut, und so geschah e», daß Smiles mit de« Bestrebungen der jungen Leute bekannt wurde. Dieser bewundernswürdige Geist der Selbsthilfe erfüllte das Herz de» Vortragenden mit hoher Rührung, und wenn er gleich nur geringes Vertrauen in seine Befähigung zu volksthümlichen Vorträgen setzte, so fühlte er doch, daß einige Worte der Aufmunterung, ehrlich und herzlich geäußert, nicht ganz ohne gute Wir kung bleiben möchten. Und in diesem Geiste richtete er mehr als eine Ansprache an sie, wie» beispielsweise dar auf hin, was andere Männer geleistet hätten, um zu zeigen, was in höherm oder geringerm Grade ein Je der für sich thun könne, und hob hervor, daß ihr Glück und ihre Wohlfahrt im spätern Leben nothwendiger Weise hauptsächlich von ihnen selbst abhinge: von ihrer eige nen unermüdlichen Selbsterziehung, Selbstbelehrung und Selbstbeherrschung, aber vor Allem von jener treuen und rechtschaffenen Pflichterfüllung, welche der Stolz des männlichen Charakters ist. Diese Vorträge hat nun Smiles im Laufe der Jahre zu einem ganzen Buche er weitert — zu dem Buche über die Selbsthilfe. Um den Inhalt etwa» näher zu kennzeichnen, mögen schließlich die Urberschriftrn der einzelnen Abschnitte Platz finden; e» find folgende: Die nationale und die individuelle Selbsthilfe, Erfinder und Gewerbtreibende, die Selbst hilfe und da» Genossenschaftswesen, Fleiß und Ausdauer, Hilfsmittel und Gelegenheiten, Bildkünstler und Ton- fetzer, Thatkraft und Muth, geschäftliche Eigenschaften, da» Capital Geld, die Selbstrrziehung, Leiden und Schwierigkeiten, die Macht de- Beispiel», der Charakter, der wahrhaft Gebildete. - j Jllustrirte Unlerhaltungtliteratur. Dem Unter- haltungSbedürsniß de- Publicum» kommen zwei periodisch erscheinende, süddeutsche Blätter in reger Weise ent- -raen; „die Stadtglocke" und „die Jllustrirte Welt". „Die Stadtglocke" (Verlag von L. KrSner, Leipzig und Stuttgart) sucht in den uns vorliegenden letzten Lieferungen ihres gegenwärtigen dritten Jahrgang» ihre Leser durch ansprechende Erzählungen, interessante Ge- fchichts- und Sittenschilderungen, Beschreibungen frem der Länder und Völker, Jagdabenteuer, Anekdoten, Ge dichte, Biographien, gemeinnützige Mittheilungen, Prei»- räthsel u. s. w. zu unterhalten und zu belehren. Dem „Glockenzither", dem bekannten Volksschriftsteller Franz Trautmann, stehen zu diesem Zwecke tüchtige Kräfte zur Seite. Wir nennen hiervon nur: Paul Heyse, Her mann Kurz, Karl Seifart, Heinrich Bauer u. s. w. Für die gut in Holzschnitt au-geführten Illustrationen sorgen Eugen Neureuther und andere bekannte Künstler. Die bei Ed. Hallberger in Stuttgart erscheinende „Jllustrirte Welt" folgt einer ähnlichen Tendenz. Die letzterschienene siebente Lieferung bringt den An fang einer anmuthigen Dorfgeschichte au» dem hessischen Odenwald: „Die Förstersbraut von Neunkirchen" von dem beliebten Romanschriftsteller Otto Müller, die Fort setzung de- bereit- hier erwähnten Roman» „Die Söhne deS Verurtheilten" von W. Smith, „Die Bärenuniver- sität" eine humoristische Geschichte von L. v. Sacher- Mososch und eine Charakteristik Rudolph AuerSwald'S, de» bekannten Staat-mannS, wie andere zahlreiche Bei träge aus der Aeitculturnaturgeschichte u. s. w. Auch Schach- und Räthselaufgaben sind beigegeben. Unter den siebzehn Illustrationen, welche da» Heft enthält, zeichnen sich die von Hartmann, Schuler, Puschkin, König, Piri» und Löffler au». Theater. Au» Berlin meldet die „N. A. Z ": „Die soeben verflossene Theaterwoche erhielt fast aus schließlich vom Friedrich-Wilhemstädtischen Theater ihren Inhalt, wo zwei Gäste un» einen langentbehrten Kunst genuß boten: Fräul. Ulrich vom köaigl. Hoftheater zu Dresden und Herr Sontag vom königl. Hoftheater in Hannover; Beide ausgezeichnete Künstler, Bride so vielseitig, daß wir jede Rolle derselben, soweit wir sie gesehen, besprechen müssen. Fräul. Ulrich hatte in die ser Woche eine Blinde (Jolanthe in „König Rens'» Tochter"), später eine Stumme (Aelva) darzustellen, zum Glück aber nie eine Taube, so daß sie stet» den Ungeheuern Beifall de» Publicums hören und de» im mer wieder erschallenden Hervorruf Folge leisten, sich den durch sie Entzückten noch einmal zeigen konnte. Und entzückt und hingerissen hat sie gleich vom erste« Abend an; sie ist mit herrlichen Mitteln begabt, ist eine edle Erscheinung, besitzt ein sympathische», weiche» und modulationSfähige» Organ und vermag in den Geist ihrer Aufgabe einzudringen." Der Referent der „Nat.- Atg." schreibt über das Gastspiel der Genannten: „Beide Künstler wissen ihr Talent im Conversationsstück an- muthig zu verwerthen und erfreuen zumal durch da» Harmonische und künstlerisch Abgerundete in ihre« Leistungen. Fräulein Ulrich s Uelva in dem alten fran zösischen, von Hell bearbeiteten Schauspiel war ein« mustergiltige mimische Studie. Die Action de» Fräu lein Ulrich war plastisch schön, und die Darstellerin hatte einige Momente, in welchen e» ihr mit überzeu gender Wahrheit gelang, die leidenschaftliche«, inner« Erregungen der Seele im äußern stummen Spiel voll endet au-zudrücken. Herr Sontag hielt den russische« Fürsten sehr decent im Spiel und ließ den sich selbst verspottenden Humor nur leise durchschlmmer«. Ei« größere» Feld, sich wirksam geltend zu machen, hatte dieser treffliche Schauspieler in der Rolle des Doetor» in einem dreiactigen Lustspiel „Die Frau im Hause". Sein Humor ist von der liebenswürdigsten Art und seine Manieren von jener trockenen Drolligkeit, die stet» «ine» heitern Eindruck» gewiß ist." Fräul««
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