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Dresdner Journal : 08.08.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186608082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-08
- Tag1866-08-08
- Monat1866-08
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- Dresdner Journal : 08.08.1866
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729 der Richtung auf Prag an., — Dir Choleqtzhat, Gott sei Dank, keine Fortschritte weiter bei uns gemach«. Soeben, indem ich meinen Bericht schließen will'/ Höre ich, daß Se. Majestät nach beendigter Repur de» zu- sammeoberusenen Truppeneommandeurs in einer län ger» Rede seine besondere Zufriedenheit mit der Hal tung der 1. Armee, der während de- Feldzug« die schwie rigste Aufgabe geworden sei, au-gesprochen habt. Er schloß mit den Worten: „Ich wünsche Ihren, daß Sie an Ihrem Lebensabende Alle so glücklich sein mögen, als Ich. Aus Wiedersehen im Vaterland»!" Hierauf brachte der Prinz ein Hoch auf Se. Majestät auS. — Nachschrift. Halb 8 Uhr Abends. Eben höre ich, das Hauptquartier würde morgen uoch hier bleiben. Be stimmtes über Bleiben oder Gehen »habe ich aber nach , nicht erfahren. Am 2. August gehen wir aber sicher; die Quartiermacher der meisten Truppenteile find be reits weg, das 2. Armeecorps heute schon auf dmwRück- marsche. Aus Prag bringt die „Pr." folgenden Bericht über den mehrerwähnten, während der Waffenruhe — die dem Commandanten unbekannt war — ausgeführten Ausfall der österreichischen Besatzung aus There sienstadt: „Am 28. Juli gegen 2 Uhr Morgens be wegten sich an 1500 Mann in zwei Colonnen gegen Neratowitz, wo ein Bataillon preußischer Landwehr- infanterie übernachtete. Auf die Viaffenruhe vertrauend, Wähnte sich dieses in vollster Sicherheit und stellte nur zwei Mann Vorposten vor dem Orte aus, die von den Oestcrrcichcrn festgenommen und hierdurch verhindert wurden, ihren Truppen die nahende Gefahr zu signa- lisiren. Die Mehrzahl der Preußen schlief. Sie wurden aus den Betten herausgeholt und gefangen genommen. Die Gegenwehr war nur sehr kurz. Vergeben- suchte der preußische Major seine Truppen zu ordnen, ver gebens sie anzufeuern, indem er selbst mittelst eines Revolvers wüthend in die Oesterreicher hineinschoß. Diese antworteten ebenfalls mit einigen Schüssen, wobei ein Preuße getödtet, ein zweiter schwer verwundet wurde. Der Letztere machte am nächstfolgenden Tage in Melnik Testament. Er erklärte, Vater von sechs Kindern zu sein und bat den Ortsbürgermeister, die bei ihm gefun dene Baarschast von 50 Thalern sowie seine Pretiosen seinem Weibe zu übermitteln, an welches er noch einige Abschiedsworte schrieb. Nach Gefangennehmung der feindlichen Truppen wurde die Zerstörung der Bahn ausgesührt, indem die Pfeiler der über die Elbe füh renden Brücke gesprengt wurden. — Die Wiederher stellung derselben wird mit größtem Eifer betrieben und dürfte morgen bereits vollendet sein." Frankfurt a. M., 5. August. (W. T. B.) General v. Mant eusfel ist heute nach Berlin abgereist. Während seiner Abwesenheit wird derselbe von dem Generalleut nant v. Göben vertreten, welcher auch die Comman- dantur von Frankfurt übernimmt. Florenz. Die Positionen der italienischen Truppen während der Waffenruhe werden von italie nischen Blättern folgendermaßen angegeben: Cialdini occupirt in der Richtung gegen Venedig die ganze Küste des adriatischen Meeres von Chtoggia bis Mestre und dann von Mestre bis zum Jsonzo. Seine Truppen ha ben die Bestimmung, Venedig und Palmanuova zu er obern, für den Fall, daß der Krieg wieder ausbrcchen sollte. Nördlich haben sich seine Truppen an 4 Punk ten Tirol genähert, wo sie zum Theil schon eingerückt sind. Durch das Piavcthal sind sie bereits jenseits der Stadt Bassano vorgerückt und stehen auf den cadorischen Alpen am Todlachpaß auf der sogenannten deutschen Straße. Durch das Drentathal ist die Division des Generals Medici in Tirol bis Pergine vorgedrungen und eine andere Division bedroht Roveredo. Endlich hat ein anderes kleines Corps Valdagno und Necoara occupirt, von wo man über die Gebirgsstraßen nach Ala gelangen kann. Das ObservationScorps steht zwi schen Borgoforte und Mantua. Garibaldi befindet sich auf der einen Seite dem Fort von Riva, auf der an der» dem Fort Lardaro gegenüber. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienke. Departement der Justiz. Der vormaligeBrzirksgerichtsactuar Herr vo. Friedrich Bruno Hermann Schwabe in Leipzig ist zum Advo- caten ernannt und als solcher verpflichtet worden. Departement der Finanzen. Bei der Post-Verwaltung ist ernannt worden: Ernst Hermann Riedel, zeithrr Calculator bei der Postrechnungscrpedition, als Postmeister zu Wolkenstein. Bei der Chaussee- und Brückengeld-Verwal tung ist ernannt worden: Karl Heinrich Wächtler, zeither Chausseegeldeinnehmcr in Katzenberg, als solcher in Großhartmannsdorf. Dresdner Nachrichten vom 7. August. — Aus Wien wird uns mitgetheilt, daß Ihre k. Hoheit die Frau Kronprinzessin in Begleitung des Generalstabsarztes Or. Günther am 24. vor. Mts. das Offizierspital in Larenburg besucht hat. Eine Mit- theilung des Letzter» besagt, daß damals folgende ver wundete sächsische Offiziere in dem Hospital sich befanden: Hauptmann v. Wolff, 5. Jnf.-Bat. (Schuß in die Nase); Hauptmann v. Wolff, 9. Jnf.-Bat. (Schuß in den linken Vorderarm); Adjutant v. Am mon, 3. Jnf.-Bat. (Schuß in den linken Unterschenkel mit Verletzung des Wadenbeins, aber außer Gefahr); Adjutant v. Zesch au, 14. Jnf.-Bat. (Schuß durchs Ge sicht); Adjutant Lisco'w, 8. Jnf.-Bat. (Schuß durch den linken Oberschenkel); Oberleutnant Weber, 1. Jnf.- Bat. (Schuß an den Schenkel, Reconvale^cent, an dem selben Tage wieder zur Truppt abgrgangen); Oberleut- nant v. Schönberg, 5. Jnf.-Bat. (Schuß in den rech ten Unterschenkel); Leutnant ».Schönberg, 2. Jäger- Bat. (Schuß in den linken Unterschenkel); außerdem der Guide Seifert vom Stabe der 1. Division (Schuß in den linken Oberschenkel). — Als sonstige Kranke lagen in dem Hospital der Oberleutnant Vollrath vom 4. Jäger-Bat. (Typhus, jedoch außer Gefahr) und der Hauptmann Graf v. Holtzendorff vom 2. Jäger- Bat. (Hämorrhoidalleiden). Sämmtticht Verwundete und Kranke befanden sich auf dem Wege der Besserung, Alle haben nicht genug die Sorgfalt rühmen können, mit welcher ihnen der Hofarzt vr. Gold beigestanden, fit litbevoll aufmuntrrt und Alle-, was zzi ihrer Pflege «öthig, herbeischafft, so daß t« an keiner Bequemlich keit fehlt. — Von Seiten deS Vereins zur Pflege verwundeter und kranker Soldaten, dessen segensreiches Wirken die allgemeinste Anerkennung verdient und findet, geht heut« Wiederum eine -roße Sendung von Lazarrthbedürf- »isssn für verwundete Sachsen/durch Heirn Kar» merherrn v. Lüttichau) nach den Lazarethen in Wien und Ungarn ab; auch aus die dort gewünschten „guten Cigarren" ist dabei bereit- Rücksicht genommen. — Be merkt mag noch sein, daß der genannte Verein auch eine- seiner Mitglieder nach den verschiedenen Lazarethen in Preußen abgesandt hat, um zu rccherchiren, ob und welche Sachsen sich noch in denselben befinden. Ucber die gute Pflege, welche den Sachsen in den preußischen Hospitälern zu Theil wird, herrscht nur eine Stimme. — (S Dfz.) In einigen Berliner Blättern war die Beschuldigung ausgesprochen worden, daß die in Dresden befindlichen k. preußischen verwundeten Sodatcn mangelhaft und unzureichend verpflegt und abgewartet würden. Dies« Beschuldigung machte selbst verständlich in den dasigen höhern Kreisen einen übel» Eindruck und gelangte auch zur Kenntniß Ihrer Maj. der Königin Augusta, welche den verwundeten Trup pen die thätigste Theilnahme und Fürsorge widmet. ES nahm daher ein hochgestellter Militär, Generalleutnant Freiherr v. Troschke, Veranlassung, sich über diese An gelegenheit genauer zu unterrichten. Der genannte Ge neral hat sich zu diesem Zwecke mehrere Tage in Dres den anfgehalten und die hiesigen Verpfleganstalten, da runter auch das städtische Krankenhaus, in Begleitung des Herrn Stadtbezirksarztes Medicinalraths vr. Brück mann, der eingehendsten Besichtigung unterzogen, deren Ergebnisse erfreulicherweise bestätigt haben, daß für die Verpflegung der in Dresden befindlichen Verwundeten in jeder Beziehung auf das Veste gesorgt ist und die im Eingänge gedachte Beschuldigung, ebenso wie manche» Andere, waS gegenwärtig über sächsische Verhältnisse in den Zeitungen geschrieben wird, jeder Begründung ent behrt. Gleichzeitig ist dem Vernehmen nach von dem k. preußischen Oberstabsärzte Or. Werlitz, welcher sei nen Sitz im hiesigen Cadettenhause hat, ein umfassen der Bericht nach Berlin gesandt worden, in welchem den hiesigen Lazaretheinrichtungcn ebenfalls die verdiente Anerkennung gezollt wird. — Der langjährige, auf Le benszeit angestellte Director der sächsisch - böhmischen Dampfschifffahrtsgescllschaft, Herr Leopold Reichelt, hat seine Stellung gekündigt und auf den ihm contract- lich zustchendrn Anspruch der Pensionsberechtigung frei willig verzichtet. Gutem Vernehmen nach wird der selbe vom 1. October d. I. an als Betriebsdirector in die Verwaltung der hiesigen Societätsbrauerei eintreten. — Au den im Stadtkrankenhausc am 2. August (Vor mittags) befindlichen 7 Eholerakranken sind bis heule Vormittag 5 Personen hinzugekommen. Weiter wur den 2 Personen als geheilt entlassen und eine ist ge storben, so daß der heutige Bestand 9 Kranke beträgt. — Für nächsten Sonntag, den 12. d. M., bereitet der „Dramatische Verein" zum Besten von Hinter lassenen Gefallener der königlich sächsischen Armee eine dramatische Vorstellung vor. Der Verein wird durch Mitglieder des k. Hoftheaters unterstützt werden, und hat Herr Director Nesmüller für diese Ausführung das Theater im k. Großen Garten freundlichst überlassen. — Im Jnseratentheile unsers heutigen Blatte- be findet sich eine Bitte um Geldbeiträge zur Linderung der Noth in den Familien der gefallenen und ver wundeten sächsischen Soldaten, worauf hierdurch noch besonders aufmerksam zu machen wir nicht unter lassen wollen. — Sichern: Vernehmen nach ist der Verhandlungs termin bei dem Oberappellationsgerichte in der Untersuchung gegen den Markthelfer Künschner bis auf Weiteres vertagt worden. — Wie man uns mittheilt, ist durch das am vorigen Sonnabend von der Kapelle Les Dresdner „Orpheus" zum Besten der hilfsbedürftigen Familien sächsischer Mi litärs auf dem „Waldschlößchen" gegebene Concert eine Einnahme von nahezu 200 Thlr. erzielt worden. Nraninrialnachrichtrn Leipzig, 0. August. (L. Tgbl.) Es wird in den wei testen Kreisen mit Interesse vernommen werden, daß die infolge der Zeitereignisse unterbrochenen Ziehungen der k. sächs. Landeslotterie nunmebr wieder ausgenom men werden sollen. Die zweite Klasse der bereits vor längerer Zeit begonnenen 70. Lotterie soll am 27. August gezogen werden, und es bleiben die bereits in den Hän den der Interessenten befindlichen oder noch auszuge benden Loose zur zweiten und dritten Klasse sowie sämmt- liche Vollloose, obwohl sie ursprünglich auf andere Zieh ungstage lauten, auch ferner in Giltigkeit. (Vgl. Inserate.) Leipzig, 6. August. (L. Z.) Seit der letzten Be kanntmachung sind in das Jakobshospital nur zwei an Cholera erkrankte Individuen cingebracht worden, I Soldat und 1 Civilist. Gestorben ist seither Niemand. Außerdem sind aber in der Stadt Leipzig unter der Civilbevölkerung 3 Todes- und 2 Erkrankungssälle, in Möckern 3, in Reudnitz 3, in Stötteritz 3, in Holz hausen 1, in Volkmarsdorfer-Straßcnhäuscrn 1, in Zwei naundorf 1, in Krottendorf 2 Todesfälle, hiernächst in Wechselburg 2 Todesfälle, in Korba bei Wechselburg 1 desgleichen vorgrkommen. Ferner wurden aus dem hie sigen Regierungsbezirk noch Erkrankungen angezeigt in Köhra 1, in Pomßen 2, in Rehbach 3, in Albersdorf 1, in Görnitz 2 Fällt. Chemnitz, 6. August. (S. Dfz.) Heute früh wurde die von der sächsischen Bank zu Dresden hier er richtete Filialbank eröffnet, deren Thätigkeit sicher lich einen wohlthätizen Einfluß auf die hiesigen in dustriellen und kommerziellen Verhältnisse ausüben wird. Behufs der Eröffnung und in Vertretung des Direk toriums und Verwaltungsrathes waren gestern Abend die Herren Bankdirector Köhne, Vicepräsident Kastel und Stadtrath Rülkt aus Dresden hier eingetroffcu. Budissin, 4. August. (B. N.) Zu den in hiesiges Lazareth aufgenommenen sächsischen Soldaten ist noch nachzutragen Johann August Hasser aus Katsch witz bei Budissin vom 1 Jnf.-Bat. 4. Comp. -- Nach stehende verwundete fünf Sachsen: Karl Pech au-Zisch- kowitz bei Budissin, Joh. Petasch auS Kronförstchen bei Budissin, Ludwig Oaiaas au- Werdau, Ferd. Salz- brunner au» Tauchau bei Leipzig und Gotthelf Schöne aus Werdau wurden gestern von hier nach Milkel ge bracht, um daselbst in dem vom Herrn Grafen v. Ein siedel eingerichteten Lazareth verpflegt zu werden. 0 ZUta«, 4. Augnst. Wie die „Zitt. Nachr." mel den, fand am 2. d. in Oybin die Einweihung des neuerbauten Schulhauses unter entsprechenden Feier lichkeiten statt. Gerichtsverhandlungen. Chemnitz, 1. August. Am gestrigen Tage hielt da» k. Bezirksgericht hier in einer Untersuchung wegen Mord und Brandstiftung Hanytverhandlung wider den Handarbeiter Karl Friedrich Elauß von Stollberg. Der Genannte, 39 Jahr alt, au» Reichrnbrand gebür tig, war seit seiner Verabschiedung vom Militär, da rr mit ehrenvollem Abschiede verlassen, bri dem Gast- wirth Kaufmann in Stollberg als Kutscher im Dienst, bei 1 Thaler Wochenlohn und freier voller Kost. Bereit- zum zweiten Male vrrhetrathet, lebte Clauß in zufriedener, glücklicher Ehe mit seiner jetzigen Ehefrau, die ihm zu seinen zwei Kindern erster Ehe zwei Kin der aus ihrer ersten Ehe zugedracht hatte. Die Frau sowohl als die erwachsenen Kinder verdienten durch Strumpsnähen, Fabrikarbeit u. s. w. kleine Beiträge für ihren Unterhalt; Clauß, auf Trinkgelder zum Theil angewiesen, gab seinen ganzen Lohn zur Unterhaltung der Familie her. Ersparnisse aus früher« Jahren hatte Clauß zugebüßt, jedoch hatte seine Ehefrau aus den Erträgnissen eines kleinen ButterhandelS einen Außen- stsnd von etwa 25 Thlr. Clauß stand in gutem Rufe und hatte von allen Seiten die besten Zeugnisse. Er war noch niemals bestraft worden. Am 2l. April 1866 Morgens A6 Uhr bemerkte mau in der Nachbarschaft des von Elauß bewohnten Hauses (dem Schwiegervater, Armenhausausseher N. in Stollberg gehörig), daß durch die verschlossenen Läden deS Letzten, Rauch hcrausdrang und deutliche Spuren von Brand. Auch wurde der genannte Aufseher N. von seinen Enkeln, den Elauß'schen Kindern geweckt und benachrichtigt, daß bei ihnen im Hause Feuer sein müsse. Man eilte sofort zu Hilfe, fand die Clauß'sche Wohnstube mit dichtem Rauch angefüllt und bemerkte, daß das Bett der Elauß'schen Eheleute brenne. Die Flamme schlug bereits hoch im Bette empor, ward aber alsbald gelöscht durch die Energie eines Armcnhaus- bewohners Leger. Nunmehr fanden die Anwesenden, darunter die N.'schen Eheleute, nachdem sie durch Oeff- nen der Fenster Luft gemacht, die verehelichte Clauß todt und zum Theil an den untern Extremitäten ganz verkohlt im Bette liegen. Gewaltige Schläge über dem rechten Ohre hatten ihren Kopf zu weicher Masse zer trümmert. In der Bodenkammer deS Häuschen-, wenn auch nicht unmittelbar über der Wohnstube, schliefen die Elauß'schen Kinder. Gewohnt, zeitig aufzustehen, um auf d,e Fabrik zu gehen, hatte der älteste Sohn der Ermordeten bei seinem Erwachen den Rauch ebenfalls Wahrgenomnien und den Großvater, Armenhausaufseher N., zu Hilse herbeigeholt. Zwischen den Betten der Kinder fand sich ein Bund Stroh verstreut, das Fen ster der Kammer war mit einem Tuche verhangen. Je nes Stroh war, nach Angabe der Kinder, am Abende zuvor noch nicht vorhanden gewesen. Die Thüren des Hauses wurden sämmtlich unverschlossen gefunden. Der Verdacht, die That verübt zu haben, fiel so fort aus Clauß allein, welcher verschwunden war. Erst nach 10 Tagen, innerhalb deren er zwecklos umher- vagirt ist, erfolgte seine Arretur durch den Gemeinde- vorstaud F. in Wüstenbrand am l. Mai 1866. Clauß war der That geständig und blieb in der Hauptverhandlung bei seinen gemachten Angaben allent halben stehen. Dieselben ergaben Folgendes: Er sei erst spät, um Mitternacht, aus dem Kausmann'schcn Gasthose nach Hause gekommen. Da habe ,hn se ne Frau gefragt, „ob er Geld mithabe?" (den nähern Anlaß zu dieser Frage siehe weiter unten). Auf seine Vereinung habe nun seine Frau, wie sie schon einige Tage vorher einmal getban, geäußert: „Nun, da mag ich gar nichts mehr wissen von Dir und Deiner Ge schichte! Scklag' mich lieber todt, sonst spring'ich mor gen ins Wasser." Er habe diese Aeußcrung für Ernst gehalten, jedoch noch nicht den Entschluß gefaßt gehabt, seine Frau todtzuschlagen, vielmehr sich ins Bette gelegt und sei nach 5 Minuten ringrschlafen. Einen Zwist habe er mit seiner Frau nicht gehabt. Gegen 3 Uhr sei er wieder wach geworden, habe Licht gemacht und nicht wieder schlafen können, und nun sei ihm der Ge danke gekommen, seine Frau zu tödten, wie er darüber nachgedacht, daß sie gesagt, er solle sie wegen der Ge schichte todtschlagen. Die Frau habe fest geschlafen, neben ihm im Bett gelegen, auf ihrer linken Seite, mit dem Gesicht nach der Wand zugekehrt. Da habe er sie mit einem Instrumente, es könne wohl ein Geil ge wesen sein, zweimal auf die rechte Seite des Kopfes über dem Ohre geschlagen, gleich hintereinander. Warum zweimal? das wisse er nicht. Die Frau habe nur etwas mit dem Munde gewackelt und, als er sich über sie ge beugt, nicht mehr Athem geholt. Aus dem Schlafe ge weckt habe er sie nicht. Bei der That habe er seine guten Hosen und außerdem das Hemd zur Bekleidung gehabt; er wisse nicht, ob er mit Blut bespritzt ge wesen. (Die Schläge, welche den plötzlichen Tod ver ursacht haben, sind mit dem Nacken des Beils geführt worden.) Nun erst habe er die Fensterladen der Stube bis auf den eines Fensters zugemacht (damit es ja nicht weiter brenne, wenn ein Fenster zerspringen sollte) und das Bett der Frau angezündet, auch noch einen Tisch hingeschvben. Er habe das Stroh im Bette am Fußende in die Höhe gehoben und die brennende Lampe hinein- gehalten. Dann sei er in die Kammer der Kinder ge gangen, habe seinen Ueberrock dort geholt und das Fenster verhangen, das Stroh zwischen die Betten der Kinder aber deshalb gelegt, weil cs am Giebel, wo es erst gelegen, leichter hätte beim Springen der Fenster vom Feuer ergriffen werden können. Die Kinder hät ten nicht verbrennen sollen. Das Stroh habe schon viele Wochen so dagelegcn. DaS Tuck habe er hingehangen, damit die Kinder nicht etwa zu früh aufständen „und die todte Mutter sähen." Nunmehr sei er in seinen guten Kleidern fort; ohne irgend einen Plan. Er habe sich auch das Leben neh men wollen; er habe es satt gehabt. — Am Morgen nach der That hatte er in einem Gasthofe in der Nähe Kaffee getrunken. Bei seiner Verhaftung fand man bei ihm ein Exemplar des „Chemnitzer Tageblattes" mit dem wider ihn erlassenen Steckbriefe, angeblich von ihm gefunden. An Geld hatte C. nicht viel, kaum einen Thaler mitgenommen, wohl aber seine Uhr, die er verloren haben will. Er habe — daS wiederholte C. beharrlich — seine Frau nur getödtet, weil sie cS habe so haben wollen, weil sie nicht- mehr von ihm und der Welt habe wisse» wollen — aus keinem andern Grunde. Es ist daher von großer Wichtigkeit, den Anlaß näher zu beleuchten, welcher die Frage der Ehefrau nach Geld hervorgerufea hat, und hier entrollt sich ein traurige» Bild, wir «in Fehltritt zum gräßlichsten Ver brechen führen kann. Bevor C. die Bekanntschaft seiner zweiten Ehefrau machte, hatte er ein Liebesverhältniß mit einer Witwe Fr., welche» nicht ohne Folge« bliod, obschon solche von weiblicher Seite für undenkbar erklärt wvtdell"chären. C. war deshalb sehr ungehalten, bestritt seine Patroni- tät und wollte durchaus der Fr. keine Alimente zahlen. Jmmittelst war seine Verheirathung erfolgt. Die Frau soll von dem Berhältniß mit der Fr., welches C. bei Kenntniß von der Schwangerschaft abgebrochen, gewußt, auch über die Nachricht von dem unehelichen Kinde nicht böse gewesen sein, vielmehr gelacht haben. In der Ehe soll wegen dieser Vorgänge niemals Unfrieden entstan den sein. Weil nun C. nichts zahlte, verklagte ihn die Witwe Fr., C. aber, im Vollgefühle seines vermeint lichen Rechts, stellte sich in keinem der anberaumten Termine, nahm auch keinen Sachwalter an und sah plötzlich die Hitssvvllstreckung über sich kommen. Wegen eines Schuldbettags von etwa 56 Thlr. wurde am 3. März 1866 auf Antrag seiner Proceßgegnerin zuerst die Hilfe Wider ihn vollstreckt und außer einem kleinen Vorrathe an Kartoffeln, ein Wenige- an Kleidungsstücken in Be schlag genommen. Die besten Sachen hatte C. bei Seite geschafft. Der Kartoffelvorrath wurde von der verehel. C. als ihr Eigenthum beansprucht. Am 24. März wurde auf anderweiten Antrag der Klägerin wegen des im- mittelst auf 60 Thlr. 29 Ngr. gestiegenen Schuldbetrags nochmals die Hilfsvollstreckung vorgenommen. Sie um faßte nunmehr die Mobilien, von denen die E sche Ehe frau einen großen Theil als von ihr zugebrachtes Eigen- thum aus ihrer ersten Ehe bezeichnete. Sie wurde vom Gerichtsbeamtcn ausdrücklich auf ihr Reclamationsrecht hingewiesrn. Von den C'schen Kleidern hatte auch diese Auspfändung nichts erlangt. E. verharrte in starrem Trotze und wollte der Fr. nichts zahlen. Mit vieler Mühe brachte ihn seine Ehefrau zum Gebot von 5 Ngr. wöchentlicher Abzahlung, zu welcher sie aus eigener Tasche 2^ Ngr. zulegen wollte. Das arme, geängstigte Weib trat nun in unermüdliche Verhandlungen mit dem Pro» ceßgegner, welche dem schuldigen Ehegatten obgelegen hätten, und nicht ohne Aussicht auf Erfolg. C. versprach wiederholt seiner Ehefrau, Geld zu schaffen, hielt aber nie Wort. Seiner Versicherung nach hatte er keine andere Aussicht, als auf ein Darlehn seines Schwiegervaters N., welches dieser aber zu ge währen außer Stande war. Am 8. April hatte C. vo» seinem Dienstherrn den Betrag seines Dienstlohns auf ein Vierteljahr erhalten und seiner Frau zur Bestrei tung der nöthigsten häuslichen Bedürfnisse gegeben. Einen Lohnvorsckuß zu fordern, hatte er nicht den Muth. An den Außenstand seiner Ehefrau wollte er nicht gedacht haben. Am 13. April begann die C'sche Ehefrau die Un terhandlungen mit der Proceßgegnerin ihres Ehemanns; sie nahm sich der Sache sehr an, während C. mit Mühe zum Verhandeln und zu jenem geringen Versprechen zu bringen war. Am 17. April schickte er seine Frau zur Fr. und deren Sachwalter; Geld hatte er noch nicht, er hoffte nur auf Unterstützung seines Schwiegervater». Am 18. April nahmen die Verhandlungen ihren Fort gang; C. versprach nun, wöchentlich 5 Ngr. zu zahlen. Die Fr. nahm die Offerte zur Rücksprache mit dem Vormunde des Kindes an. Am Freitag, den 20. April, regte die C.'schr Ehe» frau bei ihrem Ehemanne nochmals die Zahlung an, und, ihn fragte wie es mit dem Gelbe würde? C. sagte ihr, er habe noch keines, schickte aber seine Ehefrau noch mal» zur Fr. und ließ sie auf den Sjonnabend zur Zahlung bestellen. Seiner Versicherung nach hoffte er nur auf seinen Schwiegervater. Als er in der Nacht nach Hause kam, fragte natürlich seine Ehe frau wiederum, ob er Geld habe? Er mußte es wieder verneinen. Nun erfolgte die grauenvolle That. Auch ein an derer Umstand war noch von C. bei seinen Angaben in Berechnung gezogen worden. Bri Abpfändung der Kar toffeln war die verehelichte C., wie vorgeschrieben, be- dcutet worden, sich der Verfügung über dieselben zu enthalten. Die C.'schen Kinder halten jedoch die Ge richtssiegel vom Keller im Hause losgerissen und die verehelichte C. hatte die Kartoffeln zum Theile in die Wirtschaft verwendet. C. behauptet nun, sie habe ge fürchtet, deshalb aufs Zuchthaus zu kommen, sie Hache das Leben satt gehabt und deshalb verlangt, ihr Mann solle sie todt schlagen. Die Hauptverhandlung wies jedoch nach, daß der betreffende Gerichtsveamtc die verehelichte C. nur „bei Strafe" gewarnt hatte, sich an den Kartoffeln zu ver greifen, daß aber der Vater der N. sie darauf hinge- wicsen hatte, eine wahrhcitswidrige Neclamation führe, wenn eidlich bestärkt, zu Zuchthausstrafe. Ueberhaupt ergab die Beweisaufnahme mehrere wich tige Momente wider C. Des Armenhausaufsehers N. vorgelesene Aussage er gab, daß die verehelichte C., N.'s Tochter, einige Tage vor der That ihrem Vater gesagt, „ihr Ehemann geh« mit etwas um, sie habe früh sein Barbicrmeffer am Bette gefunden, er komme ihr ganz anders vor, es werde etwas passiren". Auf die Verwarnung wegen der Re klamation habe die verehelichte C. gemeint, sie werd« ihr Gewissen nicht an die Wand hängen Von einem Lebcnsüberdruffe seiner Tochter habe er, N., nichts ge hört. Eine Zeugin sagte auS: sie wohne in der Nähe der C.'schen Familie und habe in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend, da die That geschehen, in der 12. Stunde rin Gerede (Gebrumme) in der C.'schen Wohnstube ge hört, als wenn Jemand „proponire". Näheres könne sie nicht sagen, sie habe die Stimme nicht erkannt, die Worte nicht verstanden. Sie habe gedacht, die C.'schen Eheteute lhätcn sich gewiß ein Bischen disputiren. Am Freitag Abend in der achten Stunde habe sie mit der verehelichten C. gesprochen. Diese sei verdrießlich ge wesen und habe gesagt: „ich habe heute das Leben recht satt, mein Mann will der Fr. nichts geben, morgen wär's noch Zeit, wenn er sich mit ihr setzen thät', er giebt aber nichts, er hat einen harten Kopf, wie ein Ocks!" Dabei habe sie geweint und gesagt, dann würde sie doch die abgepfändeten Sachen wieder bekommen, die sie sich mit ihrem ersten Manne erspart gehabt hätte. Von mehrern Zeugen aus dem Kaufmann'schen Gast hose wurde bekundet, daß C. in der letzten Zeit wegen , der Geschickte mit der Fr sehr niedergeschlagen gewesen sei, viel stiller als sonst, namentlich war aber auch sei« : stilles, scheues Wesen am Abende vor der That bemerkt s worden. Der Vormund des Fr.'schen Kinde» bezeugte, daß er früher mit C. befreundet gewesen, dieser ihm aber seit der Vormundschaftsbestellung au» dem Wege ge gangen sei. Bei den verhandln,'gen habe die verehe lichte C. darauf gedrungen, ihr Mann solle sich ver gleichen, dieser habe erst nicht gewollt, endlich aber, unter Schimpfen auf die Fr., 5 Ngr. wöchentlich ge boten. „Die wolle er geben, sonst möge e» gehen, wie e» wolle." Dabei s«i C. sehr aufgeregt gewesen. Die verehelichte C. habe 2^ Ngr. wöchentlich au» eigenen Mitteln geboten und gesagt, „wenn die Sache nicht halh
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