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Dresdner Journal : 10.11.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186811108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-11
- Tag1868-11-10
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- Dresdner Journal : 10.11.1868
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2«l. Dikiistag k>t» 10. November. 18«8. Ab-nnrmrM«prcise: Iw »orckä Laixt«: Dällrliok: 8 plllr.— ^jilkrliok: I „ IS ., „ IS „ LlursIosKuwwSro: I „ I-kr«»»»»» trittjitdrlid, 2 I dir. 8t«wl»«>ic«büUr, »u-»erl>»w ass Koräll. knnä«, kost- »oä Inseratenpreise: rilr ä»n ir»um einer xesp»Iteaen 2ei1«: I Kxc. Unter „tiiuxesnnät" äi« 2eil«: 3 Kxr. erscheinen: Htxlicd, mit Xnsnedm« äer 8oon- nnä k'eiertex«, Xdeuä» für äen svlxenäen I'»x DreMerÄmmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. rnseratenannahme auswärl«: I.»Ip»i^: p'rr. ir«»«i>or»rr»ir, l^oninnsslonlle <ies lirosiiner .lournei^; «Uonä»».: n p.üoir». Iwnrx I'onr! Sewdnr^-IerUn- v>»u-l-»iprix-L»sel-rrLNdkurt ». dl : Ilx^sexsriiin t Voai.» ^, vsrlur. Ux- rit »'-jede Naedli., Nemnev»»'» linreaa, »11x11.1-» »om«. Nremvv: I'. 8eiii.orr8; Lreslen: v,. 8 r »„Oti»'» Ximuno-ukurv»», .Iix»«, lil»^ L k«i>: kr»nkfurt » dl r » selie ttuedd.; Löt»: Xo. N/iiiLiri». keri«: H»v»s, I.xr» i rr, tivi.i.1«» Ll)o., (8, ?!»«» äe I» iioursej; kr»x: I « L«»i.ien » lluodd.; Vien: Xi.. Opi-kl.»». qerausgrber: Läoixl. k!»poäitioa äe, vresäner ^onrn»t,, Orssilen, dlnrisnstrnsss Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 9. November. Seine Majestät der König sind gestern Abend 5 Uhr nach Altenburg gereist. Dresden, 6. November. Se. Königliche Majestät haben Höchstihren General-Adjutanten, Generalleutnant von Witzleben und Generalmajor von Thielau das Annehrnen und Tragen der ihnen verliehenen k.k. österreichischen Ordens - Dekorationen allergnädigst zu gestatten geruht, und zwar Ersterem den Orden der eisernen Krone 1. Classe und Letzterem das Comman- deurkreuz des LeopoldordeuS. Verordnung, die fiscalischen (»anons für dingliche Gasthofsge- rechtsame betreffend, vom 3. November 186s. Durch die Bestimmung in § 6 des Gesetzes vom 23. Juni dieses Jahres (Gesetz- und Verordnungs blatt 1868, Sette 336), wonach neue dingliche Con- cessioncn für Gasthöfe nicht mehr ertheilt werden kön nen, ist die von den unterzeichneten Ministerien wegen der Auflegung von Canons bei Ertheilung von Real- concessionen zu Gasthöfen unter dem 3. März 1862 erlassene Verordnung (Gesetz- und Verordnungsblatt 1862, Seite23) in der Hauptsache gegenstandslos gewor den, indem in dieser Hinsicht nunmehr lediglich die Uebertragung schon bestehender dinglicher Gasthofsge- rcchtsame auf ein anderes Grundstück, welche an sich durch die eingangserwähnte Bestimmung nicht für aus geschlossen zu achten ist, und zwar, in Rücksicht auf die Bestimmung im zweiten Absätze der Verordnung vom 3. März 1862 auch nur dann noch in Betracht kom men kann, wenn auf dem bisher berechtigten Grund stücke ein fiscalischer Canon wegen der zu übertragen- deu Gerecktsame hastet. In Fällen der letztgedachtcn Art ist der Canon auf das andere Grundstück als Neallast in unveränderter Höhe und im Ucbrigen unter denselben Bedingungen, welche bei seiner ursprünglichen Auflegung stipulirt worden sind, mitzuübcrtragcn. Es werden daher, unter Aufhebung der Verordnung vom 3. März 1862, die compctcnten Concessionsbchör- dcn hiermit angewiesen, vorkommendcn Falls die Mit- übcruahmc des bereits bestehenden Canons auf das ncuberechtigte andere Grundstück in obiger Maste zur Bedingung für die Genehmigung der Uebertragung der dinglichen Gasthvfsgcrechtsame selbst zu machen, übet den Erfolg aber jedesmal noch vor der Löschung der letztem auf dem Grundbuchs-Folium des bisher berech tigten Grundstücks an das Finanz-Ministerium Bericht zu erstatten. Dresden, den 3. November 1868. Die Ministerien der Finanzen und des Innern, v. Friesen. v. Nostitz - Wallwitz. 1>r. Schmid. Nichtamtlicher Theit. Uedersickt. Telegraphische Nachrichten. ZritungSschau. (Französische und englische Blätter über die preußische Thronrede.) TageSgcschichte. Dresden: Der König nach Alten burg. — Berlin: Hofnachrichtcn. Gesandte abgc- reist. Militärisches. Zur Schlcicrmacherfcier. Laud- tagsangelcgenhcitcn.— Hannover: Vom Landtage. Bank- und Eiscnbahnangelegenhciten. — Kassel: Klage des Prinzen Wilhelm von Hanau. — Frank furt a. M.: Haussuchung. Freisprechung. -Rends burg: Vom Provinziallandtage. — Schwerin: Prinzessin geboren. Ergcbniß der Nachversteuerung. — München: Hofnachricht. — Karlsruhe: Diplo matisches. Abreise des grosthcrzogl. Paares. — Wien: Reichsrathsangelcgenhciten. Bürgermeister Zclinka. — Prag:Vcrurthciluug. —Pesth: Vom Landtage.— Paris: Ankunft der Königin Isabella. Prccctz ge gen die Thcilnchmcr an der Montmartredemvnstra- Feuilleton. Dresden, 8. November. Das gestrige Conccrt des Herrn Cvncertmeistcrs I. Lauterbach hatte ein höchst zahlreiches Publicum versammelt, dem die vir tuosen Leistungen des beliebten Künstlers einen will kommenen Gcnust gewählten. Ruhige Beherrschung, Gediegenheit und Glätte der Technik, Schönheit, Eben maß und Geschmeidigkeit der Tongebung, Gcfühls- innigkcit, feinsinnige und künstlerisch vollendete Gestal tung des Vortrags: diese vorzüglichen Eigenschaften wirkten in allen seinen Ausführungen in gewinnendster Weise und regten zu wärmster Thcilnahme an. Nur sei «och ausgesprochen, daß Herr Lauterbach sein Spiel in geistiger Energie der Bl Handlung und Modulation des Klangcolorits neuerdings wesentlich gefördert hat. Ter Concertgcbcr spielte mit Clavicrbeglcitung eine Sonate von F. W. Rust, Gesangsscene von L. Spohr, Präludium von I. S. Bach, Hymne ü 8l. Cecile von Gounod und, unterstützt von den trefflichen Leistungen der Herren Seelmann, Hüllweck und Mcdesind, ein Concert für vier Violinen von L. Maurer. Rust, anhalt-dessauschcr Musikdirector (1- 1796), war ein Schüler Fr. Benda's. Seine Violinsonatcn, aus einer Periode, in welcher der Höhepunkt dieses Genres schon vorüber war, verhalten sich zu den Violinsonatcn der Italiener und auch deutschen Componisten, namentlich I. S. Bach's, mehr rcproductiv, viel schwächer im ge danklichen Gehalt, und blieben auch vom damaligen Geschmack der sogenannten Zopfzeit nicht unberührt. Aber durch musikalische Gediegenheit und Tüchtigkeit der Arbeit und durch kcnntnißvollen, sehr wirksamen Satz für das Instrument reihen sie sich gleichwohl den besten deutschen Violinsonatcn an. In der von Herrn Lauterbach gespielten (von F. David edirten) Sonate tion. — Haag: Kammerverhalldlungen. Zu den Unruhen in Rotterdam. — Rom: Diplomatisches. — Madrid: Militaria. — London: Citybanket. Von den Fidschiinseln. — Kopenhagen. Dementi. — St. Petersburg: Von der internationalen Commission betreffs der Sprenggeschosse. — Kon- stantiopcl: Ankunft des Bischofs von Armenien.— Bukarest: Mcmorandumsicbcnbürgcr Rumänen. — Athen: Vermischtes. — Smyrna: Kaudiotische Angelegenheiten. — Bombay: AuS der neuesten Ucberlandpost. — Ncw-L)ork: Zur Präsidenten wahl. Die Legislatur vou Ncw-Zork. Verträge mit Bayern und Italien ratificirt. Aus Haiti. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten Paris, Sonntag, 8. November, Abends. (W. T. B.) Dem „Ctendard" zufolge sind die „Tribüne", das ,,Avenir national" und mehrere priwinzirlle Journale mit Beschlag belegt worden, da dieselben für das Baudin-Denkmal Beiträge gezcichnet haben und die Regierung dies als einen versuch betrachte, die öffentliche Ruhe zu stören. Madrid, Sonntag, 8. November. (W.T.B.) Dulee ist zum Grntraleapitän von Cuba an Stelle Lrrsun- di'S, der seines Amtes enthoben wurde, ernannt worden. Sin Deeret der Regierung ordnet an, daß durch eine drmnächstige Anleihe ein besonderer Fond zur Unterstützung der Sisenbahngesellsidoften, in Gcmnßr heit des Gesetzes vom II. Juli 1867, gebildet wer den soll. Dresden. 9. November. Die französischen Zeitungen sprechen sich über die preußische Thronrede im Allgemeinen befrie digt aus, namentlich gilt dies von denjenigen Blättern, welchen man einen officiöscn Charakter bcimißt. Die „France" glaubt, die Rede des Königs von Preußen könne als eine friedliche angesehen werden, aber viel mehr dadurch, was sie verschweige, als was sie laut hcraussage. Denn es finde sich in derselben nichts, weder „vom gemeinsamen Vaterlands", noch von der „Einheit Deutschlands", noch von den „Hoffnungen des deutschen Volkes". Dieses Stillschweigen will je doch der „France" nicht eine Resignation auf dicse Ab sichten beweisen, sondern gilt ihr als Beweis, daß man es jetzt in Berlin nicht für gerathcn ansicht, das ein heitliche Banner zu entrollen, und daß eben diese Ein sicht von guter Vorbedeutung für die Erkaltung des Friedens sei. Es manifcstirt sich hier wieder das Be streben aller Staatsmänner, so wenig als möglich die öffentliche Meinung in den verschiedenen Ländern zu erregen. „Allein" — sagt die „France" — „wir müssen es erklären, daß wir statt dieser Declarationen viel lieber eine nette und präcise Entente sehen würden, auf Grundlagen, die in der That den Frieden sichcr- stcllcn könnten. Ohne Zweifel wollen weder König Wilhelm, noch Kaiser Napoleon den Krieg; Beide wissen, daß ein Krieg zwischen Preußen und Frankreich ein Umsturz Europas wäre; aber es giebt trotz Alledem gewisse Mißverständnisse, die trotz aller Declarationen keine feste Fricdenszuvcrsicht aufkommcn lassen. Des halb mögen vor Allem die Thatsacheu den Declaratio nen entsprechen, damit der Zustand der Unsicherheit und des Mißmuthcs beseitigt werde". — Tic „Patric" und der „Etcndard" rühmen die Aufrichtigkeit des Königs Wilhelm. Die „Epoque" die man ebenfalls zu den officiöseu Blättern rechnet, erklärt, Ludwig Philipp selber hätte niemals eine friedlichere Thron rede gehalten. Das „Pays" gesteht den friedlichen Charakter der Rede ein: Preußen habe kein Interesse am Kriege mehr, und es sei daher ganz natürlich, wenn es sich mit seinen inncrn Angelegenheiten beschäftige. Der „Tcmps" macht folgcnde Bemerkung: „Am in teressantesten als Kundgebung ist in der Rede die sym pathische Sprache, wclche sie in Bezug auf die spanische Revolution fuhrt. Man hat sich in Berlin nicht zu- rückhaltcn können, zu zeigen, daß man sich vollkommen tritt besonders die zweite Abtheilung musikalisch inter essanter hervor. Tic Hymne von Gounod ist eine für den schönen Cantilenausdruck des Conccrtgcbcrs aller dings sehr dankbare, aber etwas hohl phrasirte uns mit äußerer Ertasc gehobene Melodie, die in Begleitung der Harfe und des Harmoniums — für welches wohl eigentlich die Orgel gedacht ist — nicht einmal einen guten Klangeffcct macht. Das Conccrt für vier Vio linen gehört, wenn man diese wenig künstlerische Idee überhaupt goutiren mag, zu den gelungeustcu der überaus zahlreichen Compositioncn von L. Manrcr. Zwischen vier conccrtircndcn Violinen in so enger Ton lage einen völlig reinen Zusammenklang hcrzustellcn, bleibt inteß stets eine bedenkliche Aufgabe, und sic wird noch schwieriger mit Begleitung des heterogenen Clavicr- touS; nur das Orchester mit seinen tragenden Bässen kann eine vermittelnde nnd deckende Toneinigung ergeben. Fräulein Ulrich und Herr Schild unterstützten das Conccrt; Letzterer durch sehr cmpfiudungsvollc, sympathisch ansprechende Licdcrvvrträgc (Lassen, Liszt und Fr. Schubert), Erstere declamirte mit kunstvollem und effcctnirendcm Ausdruck die schon früher prodn- cirtcu Balladen von Hebbel „Schön Hedwig" und „Die Mordgeschichtc vom Haidcknabcn" mit Musik vou R. Schumann. Dem Melodramengenre, wie es in diesen Dichtungen erscheint, kann man keine ästhetische Berech tigung zugestchen. Der illustrircudc Ton beeinträchtigt den geistigen Ausdruck des Worts, und dieses wiederum die Tonsprache; ein ungetrübter Genuß bleibt in dieser Mischung ausgeschlossen, und am allerwenigsten dürfte sich das Pianoforte zur Begleitung der Deklamation eignen. E. Banck. In dieser Woche wird auf dem hiesigen k. Hof- theater Herr Friedrich Mitterwurzer gastiren. Die bewußt ist, wie viel der Sturz der Monarchie Jsa- bella's für Preußen wcrth war. Ein anderes Moment, welches ebenfalls kcrvorgchobeu zu werden verdient, ist das absolute Schweigen, welches der königliche Red ner hinsichtlich der Ausführung des Artikels 5 des Prager Friedens beobachtet. Bian erinnert sich, welchen Platz der König von Täncmark kürzlich in seiner An sprache an die dänischen Kammern diesem streitigen Punkte cinräumtc; was wird mau iu Kopenhagen uud anderwärts über das hartnäckige Schweigen der preußi schen Negierung denken?" — Schärfer tritt die „Li berte" gegen die preußische Thronrede auf, die sie in ihrer Weise als „nichtssagend", „inconscgnent" und „voll hohler Phrasen" bezeichnet. In England hat die preußische Thronrede durch ihre friedliche Haltung einen sehr guten Eindruck ge macht; die bis jetzt vorliegenden Blätter wetteifern mit einander in Anerkennung, ohne Unterschied ihres sonstigen Parteistandpunktes. Der ministerielle „Globe" scheint besonders durch das unangenehme Deficit zn einer wohlwollenden Analogie zwischen England und Preußen angeregt worden zu sein; er findet eine stille Genugthuung in dem Deficit des finanziell so vortreff lich verwalteten Preußen, da cs, gleich dem englischen, nicht aus Mißgriffen der Regierung, sondern lediglich aus lder Geschästsstockung der letzte« Zeit abzulcitcn sei und somit das voraussichtlich englische Deficit er kläre uud entschuldige. Aber auch sonst entdeckt der „Globe" mehrfache Analogien zwischen preußischen und englischen Zuständen, die sich in der Thronrede abspiegeln, nämlich die in dieser kervorgchobene Noth- wcndigkeit einer Hebung des Vvlksunterrichts, ein r Vereinfachung der Gesetze im Allgemeinen und einer Reform der Bankrot und Jagdgesetze im Besonder». Somit dieselben Fragen, wie in England, woraus der Schluß zu zieht» sei, „daß die Heide» in Bildung, po litischen Gewohnheiten und religiösen Anschauungen so nahe mit einander verwandten Nationen dieselben Fragen zn erledigen haben nnd ans derselben Bahn Freiheit, Glück, Wohlfahrt und staatliche Vollkommen heit anstrcben". Tagesgeschichte. Dresden, 9. November. Sc. Majestät der König haben Sich gestern Nachmittag zu cincm Besuche bei Sr. Hoheit dem erkrankten Herzog Joseph zu Sachsen nach Altenburg begeben und werden heute Abend von dort zurückerwartet. * Berlin, 8. November. Nach den neueste» Be stimmungen wird Ihre Majestät die Kaiserin von Rußland ans der Rückreise aus Italien nach St. Pe tersburg am 13. November hier erwartet, jedoch nur einen Tag hicrielbst verweilen. (Vgl. dagegen unter „München" ) Nach der Abreise der Kaiserin wird Sc. Maj. der König, welcher sich am N. November zu einer Fasanenjagd nach Aulosen begicbt und am 12. von dort zurückkehrt, nach Letzlingen reisen, wo am 16. nnd 17. November die bekannten jährlichen großen Hof- jagdcn stattfindcn sollen. — Unsre in den letzten Tagen hier anwesenden diplomatischen Vertreter in London, Wien nnd Konstantinopel, Graf Bernstorff, Frhr. v. Werther nnd Graf Brasst er de St. Simon, reisen heute und morgen wieder auf ihre Posten zurück. Der hiesige k. großbritannische Gesandte, Lord Loftus, hat sich vorgestern auf einige Wochen nach London be geben. — Das Staatsministcrium trat gestern Mittag unter Vorsitz des Finanzministcrs Frhrn. v. d. Heydt zu einer Sitzung zusammen. — Nachdem vor Kurzem die Verausgabung von Artillcriefaschincnmesscrn an die gejammte Fcstungsartilleric angcordnct worden, ist, dem „Milit.-Wvchcnbl." zufolge, nunmehr festgesetzt, daß auch für die Landwchrbataillonc eine durchweg gleichmäßige Bewaffnung hcrzustcllen sei, indem ihnen die disponiblen Jnfanteriescitengcwehre mit Stichblatt überwiesen werden sollen. — Nach der „Lp. Z." hat das k. Consistorium die Genehmigung der von den Communalbchördcn beschlossenen kirchlichen Feier des Erinnerung an die Leistungen seines Vaters, welche unsrer Oper seit langen Jahren eine künstlerische Stütze und Zierde wäre», möge das Publicum veranlassen, diesem Auftreten thcilnchmendc Beachtung zu schenken. B. Die Crlennbacekit der Protuberanzen bei Hellem Sonnenschein. Der englische Physiker Normann Lockyer, wel cher seit 2'L Jahren sich mit Versuchen beschäftigt hat, das Spectroskop so einzurichten, daß die Protuberan zen auch dann im Spectrum sich wirksam zeigen, wenn die Sonnenschcibc nicht von der Mondscheibe bedeckt ist, hat zum ersten Male am 2<>. October die Wirkun gen der Protuberanzen bei Hellem Sonnenschein wahr- gcnommcn. Nachdem derselbe am 19. Octobcr über die von dem französischen Physiker Rayet bei der totalen Sonnenfinsternis; in dcm Spcctrnm erblickten Hellen Streifen der Protubcronzcn Nachricht erhalten, fand er tags darauf iufolge der eigeuthümlicheu Construction seines Spcctroskopcs drei Helle Protubcranzenstrcifcn, gesondert von dcm Sonncnspcctrnm über diesem an den bestimmten Stellen. Der erste dieser Streifen ent spricht der Linie 6, der zweite fast der Linie 1' und der dritte dem 8. oder 9. Grade der Kirchhoff'fchcn Scala. .(Die Streifen 6 und 1 gehören dem Wafser- stoffgas an). Rayet hat zwar neue Streifen auf gefunden, welche auch von Lockyer hätten gesehen wer den können, aber von diesen waren drei von größerer Helligkeit und Länge als die übrigen, und auch Ten nant und Herschel haben nur drei Streifen sicher erblickt. Bekanntlich haben die Frauen einen sehr schar fen Blick für geringe Lichtabstufungen und Farbcn- diffcrenzcn, und so hat denn auch Mad. Lockyer die Streifen bis in das Sonnrnspectrum reichend, also die hundertjährigen Geburtstags Schlei crmacher's ab- gclchnt. In der ausführlichen Motivirung dieses ab lehnenden Bescheides wird besonders hervorgehoben, daß, da Schleiermacher mit der Nikolaikirchgcmeindc in keiner unmittelbaren Verbindung gestanden, die Feier mir als eine Partcidcmonstration ausgcsaßt werden könne, die von den evangelischen Kanzeln fern gehalten werden müsse. Tie städtischen Behörden scheinen hier gegen den Weg der Beschwerde betreten zu wollen. — Auf dieTa esordnung cincr der nächsten Plenarsitzungen des Abgeordnetenhauses wird gesetzt werden die Schlußberalhung über den Antrag des Abg. Grafen Renard: die k. Staatsregierung aufzufordcrn, diejenigen Schritte bei dcm Bundeskauzleramte zu thun, welche geeignet sind, die Portos reih eit des preußischen Landtags wieder herzustellen. Referent Abg. Graf Bc- thusy-Huc beantragt: das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, dem vorstehenden Anträge seine Zustimmung zu ertheilcu. — Der Abg. l)r. Löwe (Kalbe) hat fol gende Interpellation cingcbracht: „Beabsichtigt die k. Staaisregicrung die im Jahre 185»7 mit Rußland ab geschlossene Cartelconvcntiou nach deren Ablauf wieder zu erneuern?" Motive: Die Convention läuft mit diesem Jahre ab. — Der schon erwähnte Antrag des Abg. v. Guerard und Genossen (freiconservative Fraction) lautet: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, dcm folgenden Gesetzentwürfe die verfas sungsmäßige Zustimmung zu crtheilen. Artikel l. Der erste Absatz des Artikels 84 der Vcrsaf- sungsurknnde vom Nl. Januar I8W ist ausgebobcn. Artikel An dessen Stelle tritt folgende Bestimmung: Kein Mitglied des Landtags darf zu irgend einer Zeit weaen seiner Abstimmung oder wegen der in Ausübung seines Be ruses gelhanen Acußerungcn gerichtlich oder diSciplinarisch ver folgt oder sonst außerhalb der Versammlung desjenigen HauscS, zu welchem cs als Mitglied gehört, zur Verantwortung gezogen werden. Der im Abgcordnctcnhause von dcm Finauz- ministcr cingcbrachtc Entwurf cincs Gesetzes, betreffend die Beschlagnahme des Vermögens des ehe maligen Kurfürsten von Hessen, lautet unter Weglassung der Eingangsformcl: 8 l. Sämmtlichc nach Maßgabe des Vertrages vom l7. September I8M'< dc>p ehemaligen Kursürsten Friedrich Wilhelm von Hessen belassene NutznießungS und Forderungsrechte nebst den bereits fälligen, noch nicht abgesührten, sowie den künftig fälligen Hebungen aus solchen weiden bierdurch mit Beschlag belegt, inglcichen das gelammte, bierunter nicht milbegriffene Vermögen des Kurfürsten, und zwar ohne Unterschied, ob über die hier bezeichneten Objecte seit dem >7. Sept, lmm bereits Verfügungen des Kursürsten, namentlich Veräußerungen oder Cessionen an Dritte statlgesunden haben oder nicht 8 2. Die nach 8 I der Beschlagnahme unterliegenden Ge genstände, soweit sie nicht bereits in preußischer Verwal tung befinden, sind von den damit zu beauftragenden Behör den in Besitz und Verwaltung zu nehmen. In Ausübung der EigenthnmS und der Nutzungsrechte an diesen Objecten wird der Kursürst durch die verwaltenden Behörden mit voller recht licher Wirkung vertreten. Ausstehende Forderungen sind bei Eintritt der Fälligkeit durch die verwaltenden Behörden cinzu- ziehen. Ans den in Beschlag genommenen Objecten und Re venuen sind, niit Ausschließung der Rechnungslegung an den Kursürsten, die Kosten der Beschlagnahme und der Verwaltung, sowie der Maßregeln zur Ucberwachung und Abwehr der gegen Preußen gerichteten Unternehmungen des Kursürsten nnd sei ncr Agenten zu bestreiten. Verbleibende Ueberschüssc sind einem besonder» Depositum zuzusübren. 8 ll. Verfügungen des Kurfürsten über die der Beschlag- nabmc unterliegenden Gegenstände, insbesondere Veräußerun gen und Cessionen, sind ohne rechtliche Wirksamkeit. Zahlun gen, wclche der Beschlagnahme zuwider erfolgen, find als nicht geschehen, und CompensationSrechle aus Grund solcher Hand lungen, welche nach Publikation dieses Gesetzes vorqenommcn werden, als nicht entstanden zu erachten. Die Ablieferung von Gegenständen, wclche der Beschlagnahme unterworfen sind, an den Kursürsten, oder nach dessen Anweisung, zieht die Ver bindlichkeit zur vollen Ersatzleistung nach sich. 8 N Die Wicderaufbebung der Beschlagnahme bleibt kö niglicher Verordnung Vorbehalten. 8 5. Die Ausführung des gegenwärtigen Gesetzes, welches mit dem Tage der Publicätian in Kraft tritt, wird dem Fi nanzminister übertragen. Hannover, 6. November. (Fr. I.) Der Provin zial land tag ist mit feinen Arbeiten heute nicht zu Ende gekommen, sondern wird noch morgen und wahr scheinlich auch noch am Montag arbeiten. Heute wählte man in den ständischen Landcsausschuß folgende Per sonen: Graf Borries, v. Rössing, Graf Knyphausen Protuberanzen bis über den Sonncnrand auf der Son- ncnoberflächc, erblickt. — Früher als Lockyer hatte bereits der französische Physiker Janssen in Indien das gleiche Ziel erreicht, aber die Nachricht davon ge langte erst jetzt nach Europa. Jansseu war von der ^csciimie (les Scit-nevs mit der Mission betraut wor den, Forschungen bei der totalen Sonncnfinsterniß an- zustcllcn. Er wählte als Beobachtungsort Guntur. Vom Wettcr begünstigt, erblickte er die Hellen Protu- bcranzenstrcifen mit völliger Sicherheit. Schon am 18. August, an dcm Tage der Sonncnfinsterniß, er fand er eine Methode, im Spectroskop die Wirkungen der Probubcrauzcn während des Hellen Sonnenscheins in den ihnen cigenthümlichcn Hellen Streifen zu er kennen. Am Tage nach der Finstcrniß erschienen die Protuberanzen bedeutend umgcstaltet; von der Form der großen Protuberanz des vorhergehenden Tages war kaum noch eine Spur vorhanden und die Vcrtheilung der Gase hatte sich bereits völlig verändert. Janssen setzte seine Forschungen ununterbrochen bis 4. Septem ber fort und sammelte eine große Anzahl von Beobach- tungsrcsultatc», die zur Erklärung der physischen Be schaffenheit der Sonne dienen können. Hierauf reiste er, entsprechend dcm erhaltenen Auftrage behufs ter restrischer Forschungen nach Kalkutta und dem Hima layagebirge. Sowohl von Ravet, als auch von Lockyer und Janssen sind die Protubcranzenmaterien als An häufungen von Gasen erkannt worden, so daß diese Erscheinungen als die Wirkungen enormer Gasaus strömungen aus dem Sonncnkörper zu betrachten sind, welche in Glühhitze befindliche Substanzen in sich fassen. Faye wirft nun die Frage auf, wem die Priorität in der Erfindung der Methode, die Probuberanzen bei Hellem Sonnenschein wahrzunchmrn, zuzuerkennen sei,
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