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Dresdner Journal : 15.09.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187009158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-09
- Tag1870-09-15
- Monat1870-09
- Jahr1870
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- Dresdner Journal : 15.09.1870
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V 213. Iw »orL». AdrUek: . . . . k l^ilr ^jtkrlick: 1 H>Ir. lb Noo»ttivd: . . . tk Uxr. kmielosksnww-rv: lUxsr. In kr*»»»»» tritt illtrUoU 2 ILIr. »»«^rU»Id <i«» t-oeckck. Ijvoäv« ?«t- »»6 8tvo>pot>v«:dll>g t»ior». ln»er»1«upr«1»or kÄr 6«v ksum «ioer »««p»It«Q«v 2«i1e: klgr. votsr „Liogvsiuiat" äi« 3 Kxr. ^rrodolne»» IL^Iiek, mit 6yr 8<mn- nn6 ksiertoxs, ^doocks Nir äsv tot^vocivL l eg. Donnerstags dm IS. September. 1870. I»8vr»1v»»ni>»km» »usvNrtsr F> Ira^tirtetter, OomwiwionLr äs« Vrv»än«r ^vurn»Iü; ekev<ia«.: 7/ ^'ort u. 7? 7->ei/e»-/ L»m- dur^-LerUi>W>«>v-!,«iv,ix->iweI-Ir«ü»u-rri,»>cNlrt ». ».: 7/<?n«cr>^ri'n Berlin-Vico-LLmdvrx-rnmIr- turt H.-UüTirk«»: 77,'<7. 7i/ob/ verlin: ^4 77^«ne^er, 77 .47drec/<7,- Lrewev . L Lr»»I»u: 7>. 7>t«na«,'» ül!r< nu n. 77. 7rn7e,- rr.vickurt ». ».: L 7neyer'^d« u. >7. <7. 7/r»imc'u»'«<'ko 8urNK., 7>«u?E <7 <'o.Nr»^: 7^r. Kix'tiN.; vkewnjtn 7> ksrj«: 7.aM-, 2>'«ttier cS <7a., Vien: Xt. Ox7»«ttt, Stntt,»rt: Dri«k« ct <7o. Verantwortlicher Redaetem: I. G. Hartmann. n^i. ".t>""k^^ner.7°^^.. Vresclsn, U^rxLrotdov^»«« Ha. 1. Dres-MrMmml. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Auf Antrag deS StadtrathkS tu Hainichen wird zu fikscittgung der Unzuträgltchketten, welche mit der bi», hirizen verschiedenen Schreibweise de- Namens der ge- nmnten Stadt verbunden sind, andurch bestimmt, daß der Letztere lediglich Hainichen geschrieben werden soll und wird die- zur allgemeinen Dchachiuvg hierdurch zur öffentlichen Senntntß gebracht. Dresden, am 13. September 1870. Ministerium de- Innern. von Nostitz-Wallwitz. Mutze. Nichtamtlicher Theil. Übersicht. relegraphische Nachrichten. Lrie,«Nachrichten. (Dresden. Berlin. Koblenz. Straß- turg. Stuttgart. Paris.) rageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Spandau. Kastel. München. Wien. Paris. Rheim«. Bern. Madrid.) Dresdner Nachrichten. Feuilleton. Inserate, Tage-kaleuder. UrArsen- »achrichtrn. Beilage. Verlustliste Nr. 1 de« k. sächsisch«« Armeoßmcht. (Fortsetzung.) Telegraphische Nachrichten. Hamburg, Dienstag 13. September. (W.T.B.) Dir „Börsenhalle" erhält folgende Mittheilnug aut Kurbafen: Zufolge Meldungen au« Helgo land verließen die beiden letzten französische» Schiffe Helgoland am 11. September, und waren die norddeutschen Sriea« schiffe aus der Jahde am 11. September Nachmittag« bei Helgoland Ein Telegramm aus Kuxhaven meldet: D«« Vu dea Franzose» p—p—do-Gchiff „Nikolaus" strandete auf einer Sandbank. Die Mannschaft dtsselben einschließlich der französischen Besatzung wurde gerettet. Der ebenfalls gecaprrte „Johannes" wurde zu seiner Sicherung an den Strand geholt. Beide Schiffe sind muthmaßlich Wrack«. München, Dienstag 13. September, Mittags. (W. T. B) Der Magistrat hat den Antrag de« Referenten für Schulwesen, betreffend die Auf hebung de« Schulgeldes, nach eingehender Be- aründung durch den Antragsteller und warmer Befürwortung durch den Schulrath ohne weitere Debatte einstimmig angenommen. Wien, DirnStag 13. September. (W.T.B.) Der Minister Graf Taaffc, Tschabuschnigg und Holzgethan find zu Mitgliedern des Herrenhauses ernannt. — Die Eröffnung des ReichSratheS er- folgt bestimmt am 15. September. Wien, Mittwoch 14. September. (Corr.,Bür.) Die heutige amtliche „W. Z." veröffentlicht die Ernennung deS Obersthofmarschalls Grafen Suef- -ein zum Präsidenten deS Herrenhauses, der Gra- fen Wrbna und Fünfkirchen zn Vicepräfidenten für die Dauer der nächsten Session deS Reichs- ratbes. AuS Innsbruck wird gemeldet, daß der Land tag von Tirol gestern die Wahlen in den Reichs- rath vorgenommen hat. Paris, DirnStag 13. September. (W. T. B. ' Indirekt, durch die Schweiz.) Die Regierung läßt folgende militärische Nachrichten veröffentlichen: Die Setnebrücke bet Corbett (beim Einflug derEssonne in die Seine) ist gesprengt. In Nogent an der Seine find gestern Ulanen eingerückt und haben beim Verlassen der Stadt dte Zerstörung der Setnebrücke bei schwerer Strafe untersagt. 8600 Mann Preußen, darunter viele Ptonniere, befinden sich gegenwärtig in Charon« (?). Mit TroyeS ist dte Verbindung noch offen. Ja Chauny (Arrondissement Laon) und Umgegend befinden sich Abteilungen preußischer Kürassiere, dte wetteren Zuzug abwarten, mit welchem dte festen Plätze SotssonS und Lasöre (bet Tergnier) etngeschlossen wer« den sollen. Bet Vaucouleurs stehen 2500 Bayern. Ein Tele gramm au« St. Quentin meldet, daß der Prüftet von Laon, Peraud, verhaftet nnd dem General v. Moltke in Craonne vorgeführt sei. General Theremin sei verwundet und werde im Lazareth streng bewacht. Gestern fand vor der amerikanischen Gesandt- chaft eine große Demonstration der Bevölkerung tatt. Der amerikanische Gesandte Washburne prach sich sympathisch über die französische Re publik auS, äußerte jedoch zugleich die Anficht, daß bei den zwWen den Bereinigten Staaten und den europäischen Mächten bestehenden Beziehungen und bei der große«, Frankreich und Amerika trennen den Entfernung, Frankreich mehr auf die mora- lische, al« a«f eiue werkthätige (-llvmik) Unter- stützu»g feiten der Bereinigten Staaten rechnen möge. Pari«, Dienstag, 13. September, Abend«. (W. T. B.) Geueral Trochu hat heute eine große Revue abaehalten. Die Gesandten de« Papstes, England«, Tpa- uien« und Hollands haben dem Minister de« Aus wärtigen, Jule« Favre, ihr vorläufige« verbleibe« in Pari« angezeigt. Kachard ip in einer außer ordentlichen Mission nach Brüssel gegangen. Eine Depesche de« Commavdanten von Straß burg, vom 9. d. datirt, zeigt au, daß seine Si tuation infolge des unablässigen heftigsten Bom bardement« sich sehr verschlimmert hat. Ein Aul fall vom 9. d. war verlustreich und erfolglos. Au« Toul vom 10. d. wird gemeldet: Die Stadt hat infolge eines neunstündigen Bombarde ment« sehr gelitten. Die preußische Artillerie" uimmt noch ihre ursprüngliche S.rlluug ein. Brüssel, DienStag, i3. September. (W.T.B.) Aus Paris wird hierher gemeldet: Bon kom- mendem Donnerstag ii Uhr Morgens an gerechnet darf Niemand die Stadt ohne besondere Erlaub- niß deS Ministers des Innern weder betreten, noch verlassen. Tour«, DirnStag, 13.Septbr., Abend«. (W.T.B.) Der Justizminister Cr^mieur ist hier eingetroffen und hat einen Aufruf erlassen, in welchem es heißt: Da der Feind auf Pari« marschirt, ist die Hauptauf gabe der Regierung die Vertbeidigur.g der Haupt stadt. Er (Clömieux) habe daher von der Regie- rung den Auftrag erhalten, unter Zuziehung und Beihilfe von Vertretern der einzelnen Ministerien die Regierung in den nicht vom Feinde besetzten Departement« zu leiten. Der Aufruf schließt mit einem Appell an den Patrioti«mu« der Bevölkerung. Florenz, Montag 12. September. (W.T.B.) Eine von General Cadorna erlassene Proclamation versichert die Römer, er bringe ihnen nicht Krieg, sondern Frieden und Ordnung. ES werde der Be- völkrrung überlassen bleiben, sich selbst zu admi- nistriren. Die Proclamation erklärt, die Unab hängigkeit deS heil. Stuhles werde unverletzt er halten bleiben. Jn Terracina kam eS gestern zu neuen Kundgrbun gen der Bevölkerung. Der Commandant der einge- bornen päpstlichen Truppen, Lzzanefi, wurde verhaft trt, weil er sich weigerte, gegen die aufständischen Ge- »einden zu kämpfen. Die Brigade Savone wurde in enthusiastischer Weise in Ceprano empfangen. Bixio lagerte gestern Abend vor MontefiaScone; die päpstliche Besatzung zog sich zurück, ohne einen Schuß zu thun. Die Italiener besetzten die Stadt. Zu Buguorea haben sich einige Danzig Zuaven mit einigen Offizieren ergeben. Die italienischen Truppen rücke» den päpstlichen Truppen entgegen und haben die Eisenbahn zwischen Ceccano und Frofinone zerstört. Zu Messina, Cattanea und m anderen Städten fanden Demonstrationen statt und wurden in enthusiastischer Weise Hochs auf den König auSgebracht. Florenz, DienStag, 13. September, Abends. (W. L. B.) Am Sonntage fanden in Rom BolkS- iWsammluvgen statt; d»e Polizei ist nicht ringe- Dritten. Der Ministerpräsident Lanza empfing heute eine Deputation von Emigranten, welche ihn baten, tzs« Könige den Ansdruck ihrer Dankbarkeit zu Hermittelu. DaS „Giornale di Roma" giebt einen Auszug «»S dem Briefe des Königs an den Pavst und fügt ßtvzu, es sei unnöthig zu sagen, daß der Papst Alle Lorschläge zurückgewiesen habe. Die „Gazz. uff-" meldet: (Sestern haben die ltvstlichen Truppen Terracina und Viterbo ge- t. Die italienischen Truppen wurden mit thufiaSmvS ausgenommen. Die Gendarmerie rde entwaffnet und freigelasseu, da sich Alles die BewHUvg aussprach. Ferrero besetzte ittagS Viterbo. Die Avantgarde de« Gene- Cadorua traf Nachmittag« in Civita-Castel- »a rin. Die päpstlichen Truppen gaben sich nach »stündiaem Widerstande gefangen. Auf Ansuchen setzte Angioletti Frofinone, das von den päpst- Truppen verlassen worden war. General ixio besetzte Corneto. Heute find die italienischen «ppen von Castell ana nach Rom aufgebrochen. Au« Rom wird gemeldet, dem Papste sei vor- geschlagen worden, auf einem englischen Schiffe »ach Malta zu reisen; derselbe habe die« jedoch atzgelehnt und werde im Vatican verbleiben. Der Papst versammelte da« diplomatische Corps, um gegen den Einmarsch der italienischen Truppen ^protestire». Letztere stehen einige Meilen von London, DienStag 13. September. (W.T.B.) „Daily NewS" zufolge soll der Erfinder der Chasse- potgewehre in Birmingham unter dem Pseudonym „Jakob" Chassepot- und Tnidersgewehre nebst je 4l>0 Patronen ankaufen. Bisher wurden infolge Mangels an Patronen nur 1000 ChassepotS und 6000 SnidrrS verschifft. Loudon, DienStag 13. September. Abends. (W.T.B.) Thiers ist heute aus Pari« hier einge- troffen. Er besuchte bereits das auswärtige Amt und ist im Hotel deS französischen Botschafters abgestiegen. Kriegs-Nachrichten. Dresden, 14. September. Aus gut unterrichteter Quelle ist uns die nachstehende Zusammenstellung über dte Bethciligung deS k. sächsischen (XU.) Armee- corps an den Kämpfen nach der Schlacht vom 18. August bis zur Capitulation von Sedan zugegangen: Die Schlacht von Metz war kaum geschlagen, es hatte sich kaum herausgcstellt, daß die blutigen Opfer des Xll. ArmeecorpS zu der Wichtigkeit dec von ihm speciell und in Verbindung mit dem Gardecorps er rungenen Stege al- nicht bedeutend anerkannt werden mußten, so wurde dem Xll. Armeccorps der mit Jubel aufgenommcne Auftrag, Theil zu nehmen am Marsche auf Paris. Durch Se. Majestät den Bundesfeldherrn war Sr. köntgl. Hoheit unserm Kronprinzen das Commando über eine Armeeabiheilung übertragen worden, bestehend aus dem kgl. preußischen G rde-, dem IV. und Xll. kgl. sächsischen ArmeecorpS, sowie der 5. und 6. k. Preuß. Cavaleriedivision, welche auf Chalons s. M. vor rückend, zuvörderst die Aufgabe hatte, dte Armee von Mac Mahon aufzusuchen, über deren Stärke, Zu- fammensctzung und Aufstellung bestimmte Nachrichten fehlten. An Stelle Sr. königl. Hoheit des Kronprin zen übernahm Se. königl. Hoheit der Prinz Georg das Commando des k. sächs. ArmeecorpS, Oberst v. Montb« die hierdurch erledigte 23. Infanteriedivision und für den durch einen Sturz mit dem Pferde leider schwer verletzten Generalstabschef, Oberstlirutenant v. Zezsch- wtb der Kommandeur des Gardereiterregtments, Oberst v. Carlowitz die Function deS Generalstabschefs. Das Xll. ArmeecorpS bildete den rechten Flügel der Armeeabiheilung Sr. kinigl. Hoheit des Kronprin zen; der Vormarsch gegen Chalons ward am 22. August angrtretcn und hatte daS Genrralcommanbo dte Etappen am 22. August Jeandelize, am 23. . Haudiomont, am 24. - Dieuze-sur-Meuse, am 25. - Juböcourt (1 Meile von Cler ¬ mont-en-Arg onne«). Während dieses Vormarsches wurde der Versuch gemacht, das befestigte Verdun durch einen über- rascher den Angriff zu gewinnen. Hierzu ging die 23. Infanteriedivision auf der Straße Etain-Berdun, die 24. Infanteriedivision und CorpSartillerie auf der Straße FresneS-Verdun vor. Die Avantgarde der 23 Division, daS Schützenregiment Nr. 108, setzte sich mit großer Bravour in Besitz der Faubourg-le- Paus und hielt solche trotz des Feuers aus dm Festungswerken besetzt, während dte Batterien des Corps Festungswerke und Stadt lebhaft bescheffeu. Die Vor aussetzung, daß man durch diese Maßregel einen be- deutenden moralischen Eindruck erzielt haben würde und die Stadt zur Capitulation vermögen könnte, er wies sich inzwischen als unrichtig. Die Uetergabe wurde vielmehr auf das Entschiedenste verweigert, und hatte der Kampf nur festgestellt, daß Verdun sturm frei. vertheidtgungefähig, hinlänglich besetzt und aus reichend mit schweren Calibern armirt war. DaS Xll. Armeccorps gab deshalb den Angriff, welcher eben nur als rin überraschender, Aussicht auf Erfolg hatte, aus und überschritt die Meuse ober- und unterhalb Ver dun, vor letzterm Orte zur Beobachtung die 47. Jn- santeriebrigade stehen lassend, welche am 25. August r eim Weitermarsch deS Corps in einer Stellung bet Lempire dessen rechte Flanke deckte. Am 26. August waren beim großen Hauptquartier Sr. Majestät dks Königs vrn Preußen sichere Nach richten eingegangen, daß die französische Armee ihre Stellung bei CKalo ns aufgegeben und sich gegen Nor den in Bewegung gesetzt habe, eine Maßregel, die vom rein militärischen Standpunkte aus als unrichtig be zeichnet werden muß. Ein auf diesem Wege zu hof fender Entsatz von Metz und der darin emgrschlossenm Armee des Marschalls Bazaine konnte sich nur auf die unbegründete Voraussetzung einer Unaufmerksam keit, Unthätigkeit oder Schwäche der im Rücken der Armee vor Metz operirrnden deutschen Streitkräfte stützen. Die nächste Folge des Abmarsches von Mae Mahon war für die Armee des Kronprinzen von Sachsen, officiell die Maasarmre benannt, daß sie die Argonnen nicht überschritt, sondern ihre Marsch richtung gleichfalls nach Norden nahm, das XII. Armee corpS kam hierbei am 26. nach VarenneS und ging am 27. nach Dun, die schwierige Aufgabe lösend, im Flan- keumarsche sich hinter die Maas zu ziehen, um diese wichtige Linie hauptsächlich an den Punkten Dun und Stenay gegen etwa von Westen kommende fran zösische Angriffe auf das Entschiedenste zu behaupte». Die Truppen erreichten unangefochten ihr Ziel und bivouakirten in der Nähe der ausgesuchten Defensiv- Positionen. Nur die 2. Cavaleriebrigade stieß »ährrud einer Recognoscirung bei Buzancy auf 6 Schwa FeniUeton. Eine Reise »ach dem Kriegsschauplatz«. III. (Schluß aus Nr. 2l2.) Dresden, V. September 1870. Sehr bcdeutend sollen in den letzten Schlachttagen namentlich die preußischen Garden und Bayern etn- gebüßt haben. Weit größere Verluste aber al- dte deutschen Herre haben natürlich dte Franzose« erlitten, von denen ganze Berge von Leichen an einzelnen Stel len, wo sie wiederholt mit dem Muthe der Verzweif lung gegen dte eine oder andere kronprtnzliche Armee den Durchbruch zu erzwingen gesucht haben und von unsrer trefflich postirten Artillerie mit wohlgezieltcm, verheerendem Feuer förmlich nirdergemäht worden sind, aufgehäuft liegen. Auch die von dem heftigen Kampfe berührten Ortschaften haben furchtbar gelitten, und noch am 3. September sah man hier und da von brennenden Gebäuden Rauch aufsteigen; da- Dorf Bazeille«, au- welchem Frauen immer auf deutsche Truppen ge schossen haben sollen, ist total bis aufs letzte HauS nte- dergrbrannt und man erzählt sich mit Entsetzen, daß dort untergebrachte Verwundete dabei mit umgckom- men seien*). Nach der Schlacht wurde mit der Sorge für dte Verwundeten nicht gesäumt; die Militärärzte, SanttättMannschaften und zahlreiche Freiwillige waren unermüdlich für dte Unterbringung und Verpflegung der Leibenden thättg, deren man fast in jedem Hause welche antraf. Von Douzy au-, wo auch schon Ver treter internationaler Htlf-vereine und einige Johanni ter hilfreich wirkten, besuchten v. C. und Proft C. da« Schlachtfrld und dte Lazarrthe, und besorgten dte Ver- *) Dieselben sollen sich^ neuer» Nachrichten zufolge, glück lich geborgen »nd allmählich wieder eiugefunben habe». theilung der von unS glücklich zu rechter Zeit hin- gebrachten Sachen und Krankenwärtcr; auch Frau Simon und einige Pflegerinnen wurden erwartet. ES war leider schon in mancher Beziehung ein Mangel bemerk bar, namentlich an Wäsche und Lebensmitteln, dem hof fentlich durch ununterbrochene Zuzüge auS allen deutschen Landen mittlerweile abgebvlfen wird. Ein großer Ge winn sür die Pfiegethätigkeit ist r-, daß Belgien einer seits die Sorge für eine größere Zahl verwundeter Deutscher und Franzosen übernommen, andererseits den Transport von Verwundeten und die Zufuhr von La- zarethbrdülfntssen durch sein neutrale-Gebiet neurrdtng» gestattct hat. Dadurch ist namentlich die Evacuatton der überfüllten Lazarctke um Sedan wesentlich erleich tert und die von den Herrcn Proft C. und vr. Pf. geleitete Beförderung sächsischer Verwundeter in ihre Heimath bereit« ermöglicht worden. Der internationale Hilf-vrrein säumt indeß nicht, seinerseits eine Sendung nach der andern den an der französischen Grenze und in Belgien selbst errichteten Lazarrthen zugehen zu lassen. Vom Gesundheitszustände unsrer Truppen läßt sich erfreulicher Weise berichten, daß, wenn eS auch bei der ungünstigen Witterung und ungeregelten Lebensweise an Erkältungen und Erkrankungen selbstverständlich nicht sehlt, doch Epidemien, dte fürchterlichste Geißel zusam- mengehäuftrr Truppenmaffen, sich noch nirgend« gezeigt haben. Auch die Mann«zucht und Führung sämmt- ltcher deutschen Truppenkörper ist eine würdige und bewußt gemessene, wie sie der Bildungsstufe unsrer braven Krieger und der ernsten, erbitterten Stimmung, in welche sie bedauernSwerthe Vertrrunaen von feind licher Sette versetzt haben, durchaus entspricht. Ueber das Verhalten der deutsche» Offiziere ist auch unter der dortigen Bevölkerung ausnahmslos nur eine, den selben ost den Vorzug vor den cigenm anspruchsvollen Offizieren einräumende Stimmung zu vernehmen. Mit den Soldaten kommen hier und da kleine Differenzen vor, die sich aber durchweg auf den von den Franzo sen selbst am meisten beklagten Umstand, daß aus der gegenseitigen Unkenntniß der Sprache häufige Miß verständnisse entspringen, zurückführen lassen. Auf meiner Durchreise durch Belgien hatte ich Gelegen heit, die Ansichten einiger französischer Offiziere, die infolge der Capitulation auf Umwegen in ihre Heimath sich begaben, sowie die Stimmung der belgi schen Bevölkerung wahrzunehmen, kann aber wenig Erfreuliche- darüber berichten. Während die Bewohner der jenseits der Mosel gelegenen Städte und Dörfer, durch welche unser Heimweg führte, sich in jcder Be ziehung freundlich und gefällig erwiesen, uns in ltc- benöwurdigster Weise bet sich aufnahmen und nur in allerdings gedrückter, aber ergebener und gefaßter Stim- mung den einen Wunsch und Gedanken hegten, daß es bald Friede werden möge, begegnet man in Belgien weit unfreundltchern Mienen und ungünstiger«, auf Fortsetzung dks Krieges zum Nachtheit de? Deutschen gerichteten Anschauungen. Ja ein Mitglied des inter nationalen Vereins von Köln, welchcs Lazarethgegen- stände von der Bahn holte, um sie den Bedürftigen zuzuführen, wurde geradezu vor lauten, rffencn Aeuße- rungrn über die Lage der Dinge in Gegenwart der finster blickenden Belgier ernstitch gewarnt. Ebenso unerquicklich erwte- sich dir Stimmung der französischen Offiziere, welche n chts gelernt, aber Manche- schon vergessen zu haben chienen. Ihr Unglück schretbcn sie mit erbitterten Worten lediglich jämmerlicher, verräthe- rischer Führung und fabelhafter Uebermacht zu (das etwa wie 1:2 richtig angegebene Verhältniß der feind- lichen Armeen bei Sedan taxirtrn sie ganz ungenirt bestimmt auf 1:5^) und binden den gläubig zuhüren- den Belgiern dte empörendsten Geschichten von der bar barischen Kriegführung Deutschland- auf, wie der gleichen von ihnen nicht einmal in der Krim, in Algier oder Mexico erlebt worden sei. Ein nasser Chauvinismus steht, ungebeugt durch da- Unglück, da- sie betroffen, bei den Franzosen noch in schönster Blüthe, und es wird härterer Prüfung und schwerer Drangsale bedürfe», ehe sich dte i« kultur historischem Interesse sür die Fortschritte der mensch lichen Entwickelung gewiß wünschevSwrrthe Läuterung jenrr reichbegabten Nation vollzieht. Deutschland aber, da- so schwere Opfer der Vertheidigung seiner höchste» Güter gebracht und in diesem aufgrdrungrnen Kämpft durch eine umniterbrochrne Reihe von glänzenden Ste gen die Ueberlegenhett seiner geistige» Entwickelung thatkräftig bewährt hat, es wird vor der Well rein und groß dastrhen in Erfüllung deS prophetischen Dtch- trrwortrs: »Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!* 6. 8. ft Die k. Akademie der Künste in Berlin bringt »ur Kenntntß, daß bis zu dem verlängerten Termin für dte Einlieferung von Kunstwerken zur großen aka demischen Ausstellung, dem 20. August, bereits eine sc bedeutende Zahl von Kunstwerken eingegangen ist, das da- Zustandekommen dieser Au stellung dadurch gestchcr erscheint und ihre Eröffnung am 18.September ersol gen wird. Da jedoch theilwetse noch immer Störunger tm Eisenbahnverkehr ftattfindrn, wird die Akademi diesmal au-nahmSweise von dem tm Programm auS gedrückten Festhalten an einem unabänderlichen Etnlie ferungstermtn absehrn und auch später eingehend« Kunstwerke, selbst nach der Eröffnung, noch zur Aus stellung zulassen.
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