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Dresdner Journal : 25.03.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187303256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-03
- Tag1873-03-25
- Monat1873-03
- Jahr1873
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- Dresdner Journal : 25.03.1873
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6S 1873 Dienstag, den 25. März. Dres-mrImmal ^^LbrUcli: 1 l^lr. lk Kviebe» kost- und Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann Liorsbis Uuouueru: l I ^r. 8t«iup«lru»<:bl»8 biuru. I»»^r >te»prel»e: kür Nev k»um «Wer ^eip^Itoovo 2eU»; I>4 U^r. Nvtvr „LioxssLuat" di« 2«il«: S Hxr. Lr»eb«li»u: « I'L^Ucb, mit ^usuLlims der 8ovv- und ksierwxo, Fd«od» kür dvu kol^vvdeu 1°»^. Io»«ri»1«it»ilu»kmo »us^Lrts: Lranctst^t«', Lorüinissioolir des * Drosäosr dournkUs; vbvuda».: LuAen k>ort u. L F>e^ee,' SEdur^-UorU»- Vt»»-I-»ip»i^-L»»«l-Lr«,I»u-kr»iUrtilr1» N.: <S koA^r, S«rlill -Vl,ir-8»iudui^-kr»8-I,«>xri^-t'r»»Il- karl ». U-ULllcken: Nud. ASoE, Lsrlio: F ^ee«n<«Uer, /nraiidenda»^, k/ Xi^rec/«t, Nrswoa: L' üc/ii»«e,- Lr«»- l»u: T.L'tanArn'sijiirvLU; Vkvmml,: k >. ko»a<, krniilr- tart». Il : F?. dueAer'scli« o t/V/kermuri»'»«»« Luekk., <k' i vörlit»: . 8»nilov«r: / k»rii^ k/aoa>, Li«tt,er<x 6».; 8tuiixLrt: /-«ube cö t>'o., Lüdd. ^Innorlcen - Lüreau. Vivo: Fi. Kvriusxeker: * Lölliel. Lrpvdittou de» Dresdner dournsl», Vresden, HitrjxrtretbvuS^mo Ho. l. Iv krvo»»«» tritt jLbrliob « l'i.i. 2 '^blr Ltempel^vdülu:, ' ' ' »»««riudddevdeutHoNoa Amtlicher Theil. Dretden» 24. März. Seine Königliche Hoheit der Kronprinz ist heute Nacht von Berlin wieder hier eingetroffen. Nichtamtlicher TheU. Uebersicht. relegrapbische Nachricht««. LageSgeschichte. (Berlin. Posen. Erfurt. Wien. Pesth. Paris. Bern. Rom. Neapel. Madrid. London. Kopen hagen. Konstantinopel. Bukarest. Athen. New-?)ork.) Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichten. (Leipzig. Reichenbach. Löbau.) Vermischtet. Statistik und LolkSwirthschaft. Beilage. Eraenuunae«, Lersetzuageu rc. im öffrutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Statistik und LolkSwirthschaft. «ivgesandtes. Feuilleton. Betrirbtübersichten der k. Staatteisenbahnen vom Monat Januar d. I. Telrqraphisllie Nachrichten. Pose«. Montag. 24. März. (W. T. B) Die „Posener Zeitung" und die „Ostdeutsche Zeitung", welche heuteMorgen nicht erschienen sind, werden von heute Abend ab gemeinschaftlich eine Normalzeituvg ausgebev. da bereits vorgestern (Sonnabend) Abend sämmtliche Setzer bis auf 8 auS den Officinen ausgetreten find. Die polnischen Zeitungen er scheinen weiter. Genf, Montag, 24. März. (W.T.B.) DaS neue katholische CultuSgrsetz ist bei der gestrigen Volksabstimmung mit VWl gegen 1S1 Stimmen angenommen worden. Die Ultramontaaen Haden sich der Abstimmung enthalten. Madrid, Sonntag, 23. März, Morgens. (W. T. B.) Ueber die gestrige Sitzung der National versammlung (vgl. unter „Tagesgeschichte*) wird noch nachträglich berichtet, daß der Ministerpräsident Figueras aus der Annahme der Vorlage, betref fend die Suspension der Sitzungen und Ernen nung einer permanenten Commission, eine Cadi- nrtSfrage machte; hierauf erfolgte die Abstimmung durch Aufstehen uud Sitzenbleiben, welche die An nahme der Vorlage ergab. Der Gesetzentwurf be züglich der Aufhebung der Sklaverei auf Porto- rico wurde ebenfalls von der Versammlung geneh migt. Gegen eine von den „Intransigentes" für heute beabsichtigte Manifestation sind feiten der Regie- rung die nöthigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. St. Petersburg, Sonntag, 23 März. (W. T. B.) Einer Mittheiluvg des „Russischen Jnvali- den" zufolge find dir Arbeiten für die Ausrüstung der Expedition gegen Khiva in den Militärbezir ken des Kaukasus, Orenburgs und Turkestans voll- endet. Der AuSmarsch der concentrirteu Colonven erfolgt vom Ufer deS kaSpischen SerS, vom Fort Emba uud von der Mündung des Sirdarja auS. Die orrnburgische Abtheiluna ist bereits auSge- rückt uud wird sich Mitte März bei Kort Emba concentriren. Die gesammteu drei Colonneu rücken anfangs Mai gegen die Grenze von Khiva vor. Im Anfänge dieses MonatS haben Emissäre auS Khiva den Versuch gemacht, die Kirgiseubevöl. kerung auf der Halbinsel Buzatchi, nördlich von der Halbinsel Mangischlak, gegen Rußland aufzu- reizen; dieselbe wurde zugleich aufgefordert, fortan an Khiva Tribut zu zahlen und den Russen die Lieferung von Kameelen uud Pferden zu verwei gern. Zadeß die Mehrzahl der Kirgisen blieb treu und suchte Schutz in dem russischen Kort; durch daS Erscheinen eiaeS russischen Truppencorps wur den sie wieder vollständig beruhigt, so daß sie zu ihren Wohnsitzen zurückkedrten. ClMsgelchichrc. Berlin, 22. März. (St. A.) Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag um lO Uhr zu Allerböchstihrem Geburts feste die Glückwünsche der Mitglieder der königlichen Familie und der in den letzten Tagen zahlreich hier ringetroffenen deutschen Fürstlichkeiten, sowie des königlichen Hofes entgegen. Sodann empfingen Se. Majestät die Generäle, die Militärbevollmächtigten und die Eommandcure der Leib- regimenter, um ^12 Uhr den Reichskanzler und die activen Staatsminister, die übrigen Fürstlichkeiten und deren Gemahlinnen, sowie den fürstlich schwarzburgschen Staatsminister v. Bertrab, welcher rin Schreiben des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt überreichte. Um 1 Uhr folgten die Botschafter, das Präsidium des Reichs tages, des Herrenhauses und des Abgeordnetenhauses, um 2 Uhr eine aus dem Bürgermeister Or. Richter, Sanitätsrath Or. Wolff und Rathsherrn Stenger be stehende Deputation der Stadt Schwedt a. O., welcher infolge schriftlicher Anfrage die Erlaubnis hierzu rr- theilt war. Die Familientafel fand bei Ihren kaiser lichen und königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin um 4 Uhr, die Marschallstafel im königl. Schlosse statt. Abends 'L9 Uhr wird im königl. Palais eine mit dramatisch-musikalischer Abendunter haltung verbundene Soiröe stattfinden, zu welcher zahl reiche Einladungen ergangen sind. Im Dom wurde bereits gestern zur Vorfeier des allerhöchsten Geburts tages eine liturgische Andacht und in allen Kirchen heute Morgen Gottesdienst abgehalten. Militärischerseits wurde der Festtag in herkömmlicher Weise begangen: bei der Neveille wurde von der Kuppel der Schlvß- kapclle von dem Musikchor eines hiesigen Gardecava- lerieregiements ein Choral geblasen. Um 10 Uhr be gann der Gottesdienst in der Garnisonkirche und in der katholischen St. Michaeliskirche, bei welchem die Truppentheile der gesammten Garnison durch Deputa tionen vertreten waren. Um 12 Uhr fand an der Königswache für die Generalität und Offizierskorps, die Paroleausgabe statt. Zu derselben Zeit wurderv duf dem Königsplatz 101 Kanonenschüsse gelöst, wozu die Geschütze vom Feldartillerieregiment commandirt waren. Der Reichskanzler vereinigte zu Ehren des allerhöchsten Geburtstages das diplomatische Corps und die Räthe des auswärtigen Amts, der Ministerpräsident, Gene ralfeldmarschall Graf v. Roon, die Räthe des Staals- und des Kriegsministeriums zu einem Festmahle, und der Präsident des Reichskanzleramts, Staatsminister Delbrück, gab den Mitgliedern des Bundesraths ein Festdincr. In den übrigen Ministerien waren gleich falls Festmahle veranstaltet. Die Mitglieder des Reichstages und der beiden Häuser des Landtages der Monarchie versammelten sich zu einem gemeinschaftlichen Diner in dem Arnim'schen Saale. Auch im Rathhaus- saale fand ein Diner statt. Die königl. Friedrich- Wilhelms - Universität beging den allerhöchsten Ge burtstag Mittags 12 Uhr in der großen Aula in feierlicher Weise, während die k. Akademie der Wissen schaften und die k. Akademie der Künste, erstere be reits vorgestern, zur Feier des heutigen Tages eme öffentliche Sitzung hielten. Auch in den Gymnasien, Realschulen und übrigen Lehranstalten fanden feierliche Acte statt. Die Straßen der Residenz waren schon vom frühest Morgen ab festlich beflaggt, und in allen Stadt- theilen wurden Vorbereitungen zur Illumination ge troffen. In sämmtlichen Theatern finden heute Abend FestvorsteUungen statt, die mit Prologen eingeleitet und in denen theilweise Stücke patriotischen Inhalts zur Aufführung gebracht werden. — Bei dem Festdiner, durch welches die drei parlamentarischen Körperschaften des Reichs und Preußens den Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers in Arnim's Hotel feierten, brachte der Präsident des Reichstags Or. Simson den ersten und einzigen Toast aus, den Toast auf den Deutschen Kaiser, wel cher nach der „Sp. Ztg." lautete: „Hochverehrte Herren! Der Aufforderung unserer Fest ordnung gern entsprechend, erhebe ich mich, um Ihnen den Triukspruch vorzuschlagen, in welchen allein nach unserer Sitte bei dem Festmahl des 22. Mär, unsere Empfindungen sich kund geben, deu Triukspruch auf Se. Majestät unsern Kaiser uud Rönia. Das Geburtsjahr Sr. Majestät, der Nation in unaus- löschlicher Erinnerung schon um der köstlichen Vlüthen unserer Literatur willen, welche dieselbe damals getrieben Hal, bezeich net zugleich den Anfang des großen geschichtlichen Läulerungs- Prozesses, der dann unser Jahrhundeit erfüllte und jetzt zu seinem Abschluß gelangt ist. ES war das Jahr, in welchem der Erzherzog K«rl am Oberrhein mit Moreau und Jourdan rang, daS Iahe, in welchem — wie eine unserer hervorragend sten Geschichtschreiber sagt — der erste Keim der Ueberzeuguug sich in tausend zürnende Herzen senkte, daß kein deutscher Bür ger seines Daseins froh und seines HauseS sicher sein könne, solange und bevor nicht ein starker Siaat die Nation umfasse. In eben jenen Tagen ist der Fürst geboren, den die Vor sehung auSerseheo hatte, vnser Volk zu dem lange uud schmerz lich ersehnten Hafen zu führen. Seitdem sind mehr als drei Viertel rineS Jahrhunderts über seinem erhabenen Haupte dahingezogen. Aber der Kaiser steht auch heute vor uns in der Reife der Jahre und doch ohne die Gebrechen, die gewöhn lich in ihrem Gefolge find — gesegnet in seinem erhabenen Hause, in seinem Staat, seinem Reiche, ein unvergleichliches Bild nie versiegender Krast und unerschöpflicher Milde! „So steht ein Sieger zu Olympia Und schwingt deS Kampfes Preis, den Lorbeerkrauz Mit sieggewohnter Hand. Sein Auge schaut gewaltig blickend auf die weite Menge, Die tausendstimmig, unaufhaltsam rust: Heil dem Gefeierten! Dem Sieger Heil!" Und in diesen Jubelruf, der sich heute in Millionen Herzen innerhalb der deutschen Grenzen und über sie hinaus erbebt, lasten Sie auch uns, die freundlich vereiuteo drei in dieser Hauptstadt tagendeu Vertretungen, unsere Stimme mischen: Der Deutsche Kaiser, König Wilhelm von Preußen, Er lebe hoch!" — Se. k. und k. Hoheit der Kronprinz begab sich gestern früh um 'L9 Uhr zur Begrüßung des Kron prinzen von Sachsen nach dem königl. Schloß und um 11 Uhr zum Empfang des Großherzogs und der Frau Großherzogin von Baden nach dem Potsdamer Bahn hof. Se. k. Hoheit der Kronprinz von Sachsen begrüßte gestern Mittag die Königin-Wittwe in Char lottenburg und besichtigte auf der Rückkehr zur Stadt das SKgesdenkmal auf dem Königsplatz. Heute Vor mittag empfing derselbe den Reichskanzler Fürsten Bismarck, begab sich darauf ins königl. Palais, ertheilte nach der Rückkehr ins Schloß dem sächsischen Gesandten Baron v. Könneritz und dessen Attaches Audienz und nahm um 1 Uhr die Meldung der hier anwesenden sächsischen Offiziere entgegen. — Nach einem Berliner Telegramm der Augsb. „A. Z." haben die Aus schüsse des Bundesraths bei Berathung des Tabak- steuergesetzes den von der Reichssteuercommission vorgeschlagenen Zollsätzen zugestimmt und die Gewichts steuer von inländischem Tabak nach preußischem Vor schläge auf 8 Thlr. per Centncr mit Stimmenmehrheit festgesetzt. — Die Ratificationsurkunden des fran zösisch-deutschen Räumungsvertrages vom 17.März sind heute Nachmittag hier ausgewechselt worden. — Der persische Gesandte Mirza MalkomKhan Nasimulmulk ist gestern Abend auf der Potsdamer Bahn über Brüssel nach Paris abgereist. — In Abgeord- netcnkreisen war vorgestern das Gerücht verbreitet, daß der landwirthschaftliche Minister Graf v. Königs- marck nach dem Schluffe der jetzigen Session aus die ser Stellung wieder auszuscheiden wünsche. — Die Mit- theilung, daß die Untersungscommission für das Gsenbahnwesen ihre Arbeiten nach wenigen Wochen werde abschließen können, scheint sich zu bestätigen. Das „D. W." schreibt: Wir hören neuerdings, daß es zwar nicht möglich sein wird, die Arbeiten bis zum 1. April zu beenden, daß aber, wenn die Zeugenvernehmungen so rasch, wie jetzt, fortgesetzt werden, der Termin, bis zu welchem die Commission ihre Arbeiten beendet haben kann, verhältnißmäßig nahe ist. — Wie dasselbe Blatt meldet, ist die Vorlage des Militärorganisations gesetzes in dieser Session des Reichstages mit ziem licher Sicherheit zu erwarten. Ueber die erhöhte For derung für den Militäretat hört dasselbe Blatt, daß sie, nach dem Bauschquantum berechnet, einen Zuschlag von 50 Thlr. auf den Kopf der Armeestärke, also 275 statt 225 Thlr., oder im Ganzen 20 Millionen betragen werde. * Berlin, 23. März. Wie in der Residenz, so ist auch in allen Städten des Landes der kaiserliche Geburtstag gestern in festlicher Weise begangen wor den. Auch aus vielen Städten außerhalb des deutschen Reichs sind bereits telegraphische Meldungen über dort stattgehabte Feierlichkeiten bekannt. In St. Peters burg fand zu Ehren des Tages im Winterpalaste ein Galadiner statt, zu welchem der deutsche Botschafter nebst den übrigen Mitgliedern der deutschen Botschaft eingeladen war. — In Bukarest wurde in der pro testantischen Kirche ein feierlicher Gottesdienst abgehal ten, welchem die Vertreter des Fürsten und der Staats regierung sowie ein außerordentlich zahlreiches Publicum beiwohnten. Von den dort sich aufhaltenden Deutschen war Abends ein großes Festbanket veranstaltet worden. — In Belgrad empfing der Vertreter des deutsches Reichs, Generalkonsul 1>r. Rosen, nachdem in der dasigcn evangelischen Kirche ein feierlicher Gottesdienst stattge funden, die Glückwünsche des diplomatischen Corps und der serbischen Regierung, sowie des Vertreters des Fürsten. Posen, 22. März. Die katholischen Geistlichen und Rel tgionsl ch rer an den höheren Lehranstalten der Provinz Posen sind, wie die „Pos. Ztg." meldet, auf Veranlassung des Cultusministers aufgefordert worden, sich darüber zu erklären, ob sie in Betreff der Unterrichtssprache den Anordnungen der Re gierung, oder denjenigen des Erzbischofs Folge leisten werden. Im Falle sie Ersteres verweigern werden, soll das Provinzialschulcollegium mit Suspension und mit Einleitung des Disciplinarverfahrens auf Dienst entlassung gegen sie vorgehen. Erfurt, 19. März. Aus angeblich authentischer Quelle wird dem „Fr. I." mitgctheilt, daß der Ober bürgermeister kürzlich in der Stadtverordnetenversamm lung erklärt habe, nach ihm aus Berlin gewordener Information sei die Regierung nunmehr fest ent schlossen, die Entfestigung Erfurts zu befür worten. Infolge dessen berathen nun die Stadtverord neten gegenwärtig über die Modalitäten, unter welchen die zum Ankäufe des größeren Theils des Areals nöthigen Geldmittel zu beschaffen sind. Der Militär- fiscus hat sich schon bereit erklärt, beim eventuellen Verkaufe den Submissionsweg auszuschließen und mit der Stadt zu contrahircn. Auch steht die Constituirung mehrer Baugesellschaften bevor. -f* Wien, 22. März. In die Commission zur Vorberathung der Wahlreform hat das Herren haus bekanntlich auch vier Oppositionsmitglieder ge wählt : die Grafen Rechberg, Clam-Gallas und Trautt- mansdorff und den Fürsten Metternich. Sie haben, wie ebenfalls bereits bekannt, kein Minoritätsvotum, sondern nur eine Erklärung abgegeben, daß sie im Princip nicht gegen den Gesetzentwurf seien, sondern denselben für überflüssig halten, weil für die Bedürfnisse, denen er abhelfen solle, ohnehin schon durch das Noth wahlgesetz vorgesorgt sei. Diese ihre Erklärung ist dem von dem Freiherrn v. Lichtenfels abgefaßten Ma joritätsberichte einverleibt worden. Die damit bekundete Haltung der Herrenhausopposition ist in mehrfacher Be ziehung sehr bemerkenswerth. Von den staatsrechtlichen Anschauungen, zu welchen sich die Tschechen, Slowenen, Tiroler, Voralberger und neuestens auch die Polen angesichts der Wahlreform bekannt haben, ist in der Minorität des Herrenhauscommission, deren Erklärung nun auch ein Pole, der Fürst Jablonowski, beigctreten Feuilleton. (Rcdigirt von Otto vrnL.) K.Hofthtater. 22.März: „Torquato Tasso", Schauspiel in fünf Acten von Goethe. Ein voll besuchtes Haus. Unsere Künstler übten würdigen Fleiß und erreichten dennoch zu wenig — es ist für unsere Bühne nöthig, diese Dichtung noch wich tiger aufzufassen. Es giebt in der ganzen dramatischen Literatur der Welt kein Werk, welches sich diesem „Tasso" in seiner ureigenthümlichen, zum höchsten poetischen Seelenadel erhobenen Sphäre an die Seite setzen könnte. Seine Phase geht in ihrer typischen Allgemeinheit sowohl nach der idealen, als praktischen Lebensanschauung in das Unbegrenzte, bis dahin Unbetretene hinaus, und der Dichter hat es nur einmal in seinem Wirken vermocht, das geläuterte, durch und durch gleichmäßig gediegene Gold dieser einfachen Sprache flüssig zu machen. Die Härte und Rauheit deS deutschen Idioms verklärte sich unter dem italienischen Himmel zu musikalischem Wohl klange und fließt im melodischen Wellenschläge deS be freiten Jerusalems dahin. Aber dieses Idiom hat seinen Charakter, seine Gedankentiefe nicht verloren und klimmt zum Gipfel der Idee, statt auf dem zackigen germanischen Tannenpfade, hier zum Gipfel der Idee auf den schönen Li nien eine- sanfter geführten Weges zwischen Myrthen und Lorbeergrbüschen empor. Ueberall der schwebende Gang graziöser Weiblichkeit und die plastisch klare Phantasie deS Südens, der sein Leben auf den Tempelsäulen der Antike erbaut hat und dessen Sonnenlicht frei ist vom mystisch blauen Dunste romantischer Fernen. Auf sol chem Boden steht „Tasso", auf solchem Boden träumt er den idealen, italienisch-deutschen Dichtertraum deS Goethe-Torquato, der seine seelischen Gebilde der Innen ¬ welt und der heiligen, so zart als groß und kühn auf flammenden Menschenthums durch den Anprall der eisernen, kalten Wirklichkeit in Trümmer stürzen sieht. Um den schwelgerisch jugendlichen Naturdrang, der im Selbstadel der Begeisterung sich Alles erlaubt und über die Norm des Lebens und der überlieferten Sitte hinaus schweift, um diesen zieht die beleidigte Norm des Lebens die Grenze des Bestehenden voll Eifersucht und Miß trauen enger und enger zusammen. Dieser Bann wird der Tyrann von Tasso's poetischer Leidenschaft, der Kerker seines freiheittrunkenen Wahns. Was bleibt dem Gefesselten, dem Ermüdeten Anderes, als sich stolz, aber besiegt an den düstern, schuldlos-schuldigen Grundpfeiler seines Gefängnisses zu lehnen! Es ist Antonio, den der Dichter gewinnt als momentane Erkenntniß des Realen für den Verlust Leonorens, der irdischen Ver wirklichung seine- Ideals. Bei solcher Auffassung dieser Dichtung, die bei unS seit Emil Devrient's Abgang von der Bühne ge ruht hat, muß es klar werden, daß die Schauspieler nur durch die schönste und geistvollste Sprache die Hand- lungsarmuth dieses Dramas verdecken können. Der poetische Sinn des Wortes muß eintrrtrn für die fehlende Action. Es gehört außer großer Muße und Begei sterung zum Einstudiren eine lange Reihe von Proben und Vorstellungen dazu, hier eine für die individuellen Kräfte fertige Norm zu erreichen. Wenn wir bei sol cher Aufgabe unsern Künstlern schon Unrecht thun wür den, diese Vorstellung nur wie eine Generalprobe zu betrachten, so wäre eS doch auch hart, ihr heißes Be mühen zu verkennen. Hierin zeichnete sich besonders Frl. Ulrich'S Leo nore au-, weihewoll und warm in der poetischen Fas sung, anmuthig und klar in der Sprache und im Spiel fühlte man da- Daransetzen voller Kraft und Künstler- stimmung. Wenn die Darstellerin ihre Empfindung davor bewahrt, Tasso gegenüber zu weich und hin schmelzend zu werden, wenn der innere Seelenkampf weniger bloßgelegt und mehr in einen durchsichtigen Schleier verhüllt wird, so ist schon von der dritten und vierten Darstellung ein ungewöhnlich schönes Resultat zu erwarten. Und auch Herr Dettmer, dessen Tasso mir noch einen unfertigen Eindruck machte, kann dieser Rolle bei seinem srhantastevollen Gefühl die meisten ihrer Reize abgewmnen, wenn in derselben erst der Geist rednerischer Betonung in seiner Gewalt ist. Die Sanvitale ist eine qualvolle Ausgabe für Frl. Guinand, deren Talent in anderm Genre tüchtig, hier aber prosaisch und trivialisirend wirkt. Ungenügendes sieht man lieber von einer jungen Kraft, welche die Auf gabe hat, sich zu versuchen. Frl. Theisen stand dafür zur Disposition. Hr. Karl Porth spielte den AlphonS mit treffen der Haltung und vermittelndem Ton. Am meisten fertig erschien mir Hr. Jaffö als Antonio, und man darf hoffen, daß es dem Künstler möglich wird, da- trockene doktrinäre Verstandrselrment auch durch jenen Antonio zu beleben, der ein Nuger Lebemann, der in Muße stunden ein beredter Freund der Poesie, der Künste und der Frauen ist. Otto Banck. Der viert« Production-abend de» Ton- künstlervereiu-, den 22. d. im Saale des „Hotel de Saxe" bot als Hauptwerk Mozart'- 13stimmige ö ckur- Serenadr (1786) für Blasinstrumente und Contrrbaß (mit Violoncello), die vom Verein 1858 zum ersten Male, aber wegen ihrer Länge damal- nur immer in zwei Abteilungen auf zwei Production-abeudr ver theilt zu Gehör gebracht wurde und mit Au-schluß der „Romanze". Man zog es diesmal mit Recht vor, das Werk ganz an einem Abende zu geben, denn von Mo zart kann man sich schon einmal ein Zuviel gefallen lassen, ohne einen ästhetischen Schaden davonzutragen, trotzdem diese Serenade manchen Compositionen des Meisters in ähnlichem Genre an Gehalt nachsteht. Immer bleibt wahre Musik genug zu genießen und cm schwelgerischer Wohlklang deS Toncolorits, dem das Ohr mit Entzücken lauscht. Von hoher vollendeter Schönheit ist daS Adagio, im großen, edlen Stile, in dem sich auf rhythmisch gleichmäßig fortwandelnder Har monie verschiedene Instrumente, in reizvoll melodischem Gesänge sich antwortend, nachahmend, einigend bis zur höchsten Steigerung erheben. Demnächst tritt der erste Satz und das zweite Trio des ersten Menuetts her vor. Ein schwächerer Gehalt einiger Sätze wird um so fühlbarer, da die Anlage in ihnen breit gehalten ist, und sich im Concertsaale, für den die Serenade doch nicht bestimmt war, endlich auch der Eindruck an dauernd gleichmäßiger Klangwirkung geltend macht. Um diesen zu mindern, führte man das Werk in zwei Abthrilungen vor und hatte dazwischen ein neues Trio für Piano, Violine und Violoncello von Fr. Baum- felder, vom Komponisten selbst und den Herren Fet- grrl und KarasowSky gespielt, eingeschoben, dem zwar nicht die bedenkliche Nachbarschaft Mozart -, aber doch der Beruf, einen Wechsel der Klangcombination herbeizuführrn, gut zu Statten kam. Das Trio ist ein sinnige- mit talentvoll gewandter und leichter technischer Behandlung au-geführte- Werk, dem zum größten Tbeil eine weiche, träumerisch trauliche und beschauliche Stim mung zu Grund« zu liegen scheint. Diese hat aber wohl zu vorwiegend und mit einem gewissen Sichgrhrn- lassen gewaltet, ohne sich doch gedanklich tiefer, ent schiedener und charakleiisiucher LU-zusprechen, selbst m
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