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Dresdner Journal : 19.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187310193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18731019
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18731019
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-19
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Journal : 19.10.1873
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V s 1 t — ^dovoomeotsprvi«« r Iw ».lek.: Uor.-.-»..» tritt iLkrliot, 2 lüir 8tvmp«I^edütlr, . . . « Hur i ^^Ldrlwd: t l'ldr. tb kvieke» ?o,t uod Lmrslu« Huwwsro: l ^s7r.^8tvwpelru»cdl»^ dioru. - laaerult-npr»!»«: kür d«v kaum einer ^eepnlteven 2eils: lzc Hgr. Unter „Lin^siLn dt" di« Lells: S H^r. Lrevketaen: ' Ht^tivd, mit XnineLm« der 8oon- and keierteU», ^keodz kür den kolbenden 's»8- 1873 Somtlig. de» 19. Octoier DreMerZMNmI. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Insvr»ten»nn»>in»e au»«srt»: H'r. Lrand«t«tter, 6oinmi»8>onLr de» * Dresdner dournsls; «dendas.: ^'«Aen Hort u. L. Freier, S»mdllr^-N»rlio- Vi»»-I.«jp»ix-L»,»I-Lr«»I»u krsokturt» H.: //ua«k»«te»»» et k'vAker, LorUll - Visa - Homburg - kr»8 - l-vipri« - k-»o>t- kurt ».» ilülledso: Aud. LkoE, NvrUa: ^1. /t< temr^er, Hnl'n/idrndan^, 1/ F//,rec/d, Lromsn: H' »tdotte, Nr«i- lsu: H. üitanAr» sllüreau; vkewoitr: H>. t'oiAt, k°r»otc- tarl» U : H,. dcre^er'^cli»r » ,/. t/'. l/e rinttnn'selie liuetili., Doube F t?».; vörlitr: O ^/it/ter, S»onov«r: ^'.^c/iieo/er,' ksrt». //ava«, V.a/dte, /t^ttierd U'o.; Stuttxsrt: H-aude F (to., Lüdd. Fnnorlcen-Liürec««, Vivo: - Herausgeber: Lönigl. krpeditien des Dresdner douroals, Dresden, Llargaretbvngasse kio. 1. Amtlicher Theil. Bulettn. Pillnitz, 18. October, Mittags 12 Uhr 26 Min. Eine Veränderung im Befinden Sr. Majestät des Königs ist seit gestern nicht etngetreten. Die Krankheitserscheinungen find fortdauernd be- sorgnißerregend. I^r. Fiedler, vr. Ullrich, vr. Brauer. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes auf der Staatseisen- bahnstrccke von Löbau nach Ebersbach betr. Das Finanzministerium hat beschlossen, den Betrieb auf der Staatscisenbahn-Linie Löbau-Ebersbach, nachdem dieselbe vollendet ist, am 1. November diese- JahreS eröffncn zu lassen. An dieser Linie befindet sich zu Dürrhennersdorf eine Haltestelle für den Personen- und den Güter verkehr. Die Leitung des Betriebes erfolgt durch die Ge neraldirektor! der Staatseisenbahnen, welche den Fahr plan und die Tari'e bekannt machen wird. Dagegen verbleibt die Erledigung von Bauange- legenhciten sowie die Regulirung der Besitzverhältnisse im Bereiche der neuen Bahnstrccke bis auf Weiteres dem für den Bau der südlausitzer Staatseisenbahn be stellten Commissar, Directionsrath Schreiner zu Löbau. Dresden, am 15. Oktober 1873. Finanz-Ministerium. Freiherr von Friesen. Heydenreich. Dresden, 13. Oktober. Se. Königliche Majestät haben allcrgnädigst zu genehmigen geruht, daß der Pro fessor der Acgyptologie Or. pkil. Georg Ebers zu Leip zig den ihm verliehenen Kaiserlich Türkischen Medschidie- orden 3. Klasse annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Nebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitnugtschau. (National-Zeitung. — Wiener Abend post. — Presse. — Neue freie Presse. — Deutsche Zeitung.) LageSgrschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Fulda. Straßburg. Darmstadt. Wien. Agram. Paris. Genf Kopenhagen. Belgrad.) Proceß Bazaine. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Plauen i. V. Löbau. Kö nigstein.) Beilage. Lotteriegewinnliste vom 17. Oktober. 'FtlM.tMMic Nachrichten. Königsberg, Freitag, 17. Oktober, Nach- mittags. (W. T. B.) In der heutigen Plenarsitzung des Provinziallandtages ist der Antrag deS Ober bürgermeisters v. Winter auf Theilung der Pro- vinz Preußen in zwei selbstständige Provinzen mit 58 gegen 32 Stimmen abgelrhvt worden. Die Minorität gab rin drrritgrbattenrS Srparatvotum ab; dieselbe bestand größtentheilS an- Wrstpreußrn ang,hörenden Mitgliedern deSProvinziallandtageS. Wien, Freitag, 17. Oktober, Abends. (W- T. B.) Der Deutsche Kaiser ist in Begleitung de- Kaisers Franz Joseph, welcher seinem hohen Gaste bis nach St. Pölten entgegengefahrrn war, heute Nach mittag kurz nach 4 Uhr in Schönbrunn ringe- troffen. Auf dem festlich geschmückten Penzinger Bahnhofe waren die beiden Monarchen von der Feuilleton (Redigirt von Otto Banck.) Die erste Soiröe für Kammermusik, gegeben von den Herren Conccrtmeister Lauterbach, Kammer musikern F. Hüllweck, L. Göring und Kammer virtuos Fr. Grützmacher, eröffnete am 17. d. Mts. im Saale deS „Hotel de Saxe" in edelster Weise die musikalische Saison dieses Winters. Das Programm bot zuerst Mozart's ks-dur-Ouartett Nr. 4 in muster hafter Ausführung und jener feinen Abrundung des Ensembles, welche die kunstvolle organische Einheit, die strenge Logik und Reinheit in der Durchführung dcs Werks vollkommen wiedergab. Der schöne Vortrag im Adagio feiten Herrn Lauterbach's, die diskrete Ton behandlung des CelloS feiten Herrn Grützmacher's seien besonders bemerkt. Es folgte Bcethoven's O-dur-Trio vp. 9, welches die Herren Lauterbach, Göring und Grützmacher mit entzückender Vollendung spielten. Wir hören hier den tiefsinnigen gewaltigen Tondichter noch in erster Jugendfrische seines Herzens und Geistes. In einfachen Gedanken, in einfach natürlicher, naiver, aber dabei meisterhaft und voll Wohllaut gefügter Durch arbeitung und Form entfaltet er eine Fülle geistigen Reizes und graziöser Melodik, von anmuthtger Heiter keit und Empfindung. Solche Werke führen uns ge wissermaßen an die Quelle ursprünglicher und rlcmen- tarischer Schönheit in der Tonkunst zurück, welche auch in den höchsten Gebilden derselben, zu denen der schaf fende Geist sich aufschwingt, nicht ganz verläugnet wer den darf. Mit außerordentlicher Innigkeit trug Herr Lauterbach das Adagio vor und die drei Spieler ver einigten anmnthigc Frische, Grazie und feine Ton- nüaucirung in der Behandlung mit korrektester Vir dicht gedrängten Menge mit lebhaften bewillkowm- nrndru Zurufen begrüßt worden. (Vgl. die aus führlichen Mittheilungen unter „Tagesgeschichte".) Wien, Sonnabend, 18. Oktober, Nachmittags. (W. T. B.) Der deutsche Reichskanzler Fürst BiSmarck erschien heute Mittag zum Besuche Keim Grafen Andraffy, bei welchem er eine Stunde verweilte. Nachmittags giebt Graf Andraffy zu Ehren deS Kürsten BiSmarck ein diplomatisches Diner. Prag, Sonnabend, 18. October, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bei de» gestrigen Land- tagSwahlen für die ihre» «»adate« verlustig ge wordenen Declaranren sind in vielen Bezirken be- deutende verfassungstreue Minoritäten erzielt wor den. Ein Kandidat deS tschechischen ClubS ist vollständig durchgefallen. Gesten die RetchStagöcandidatur der feudalen Cavaliere giebt sich in tschechischen Kreisen eine lebhafte Opposition kund; namentlich ist die Wahl deS Fürsten Georg Lobkowitz zweifelhaft. Pari«, Freitag, 17. Oktober, Nachmittags. (W. T. B.) DaS .Journal de Pari-" bestätigt, daß ein vollständige- Einverständniß über die Be- dingungen für die Wiederherstellung der Monarchie erreicht worden ist. Das „Journal de Paris" sagt, eine große That- sache habe sich soeben vollzogen. Bei der Besprechung in Salzburg zwischen dem Grafen v. Chambord und den an denselben entsendeten, der Nationalversammlung angehörigen Delegirten sei ein vollständiges Einver ständniß über die Bedingungung für die Wiederher stellung der Monarchie erreicht worden. Das Ober haupt des Hauses Bourbon, das in einigen Tagen König sein werde, habe den Bedürfnissen und Wün schen hcs jetzigen Frankreichs vollauf und vollständig Rechnung getragen. Die Nation erhalte sowohl in der Fahnen-, wie in der Verfassungsfrage und in Dem, was die bürgerliche, die politische und die religiöse Freiheit anbelange, Alles gewährt, ohne daß der neue König etwas zu opfern brauche. Heinrich V. habe sich als würdigen Erben jenes Geschlechtes von Königen gezeigt, welchem Frankreich seine Unabhängigkeit, seine Einheit, seine Größe verdanke. In Frohsdorf sei die Wiedervereinigung der Glieder des königl. Hauses ge lungen, in Salzburg habe man die Monarchie wieder hergestellt. Paris, Sonnabend, 18- Oktober. (W T. B.) Ju Erwiderung der, von <7 Pariser Municipal- und Generalräthen unter« 19. d. MtS. an die für Paris gewählten Mitglieder der Nationalversamm lung gerichteten Adresse haben 18 Deputirte von Paris ein Manifest unterzeichnet, in welchem sie gleichfalls gegen die Versuche einer Wiederherstel- lung der Monarchie protestiren und erklären, die- selbe enerstisch bekämpfen zu wollen. Cafimir-P^rier bat eine Versammlung der kon servativen Republikaner auf den 23. d. MtS. rin- brrufen. Versailles, Freitag, 17. Oktober, AbrndS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Kriegs gerichts über den Marschall Bazaine wurde daS Verhör de» Angeklagten fortgesetzt. Der Marschall erklärt, daß er von der Regierung der nationalen Vcrtheidigung keinerlei Mittheilungen erhalten habe. Die Menge der Verwundeten, nicht eine Verabredung mit dem Feinde habe ihn an jeder ernücn Action gehindert. Auf den Vorhalt über sein Erbieten, mit kriegerischen Ehren zu capituliren, ant wortet Bazaine, in seiner beispiellosen Lage hätten die absoluien Pflichten eines militärischen Befehlshabers gegen eine insurrcctionelle Regierung aufgehört. Er sei seine eigene Regierung geworden in Ermangelung einer andern. Bei den ersten Verhandlungen mit dem Feinde habe er nur eine Falle stellen wollen. Bazaine protestirt gegen die Bemerkungen des Vorsitzenden, Herzogs v. Aumale daß sein Erbieten, mit seinen tnosität, die namentlich der letzte keck bewegte Prestvsatz erfordert. Und mit besonderer Anerkennung muß ich bei dieser Gelegenheit ein Instrument hervorheben, wel ches den Hörern gegenüber gewöhnlich in einem be scheidenen Halbschatten beharrt, die Bratsche. Denn nur ein so vorzüglicher und überall gar seltener Bratschen- spieler, wie Herr Göring, macht die genußreiche Wie dergabe eines solchen Trios überhaupt möglich, und es ist dankenswcrth anzuerkcnnen, daß Herr Göring, obwohl er seine Thätigkeit als Mitglied der k. Kapelle auf- gegeben, doch seine künstlerische Mitwirkung in diesen Quartettsoireen beibehalten hat. Den Schluß machte die erste und durchaus schön, mit trefflichem Zusammenspiel gelingende Vorführung eines Oktetts vp. 176 von I. Raff, unter Mitwirkung der Herren Kammermusiker Medefind und E. Wilhelm und Kapellmitglieder E. Eckhold und O. Hüllweck. Der Componist bewährt darin sein großes Talent und seine außerordentlich gewandte, leicht aber nur zu rasch und flüchtig ausgeübte Technik, um auch weniger bedeutende Gedanken in theilweise geistreicher und interessanter Durcharbeitung zu gestalten. Aber es gelingt ihm nicht, die einzelnen Ansätze und Stellen, deren Gestaltung durch feinsinnige Combinationcn und gehaltvollere Vertiefung fesselt, in erwarteter Steigerung, in poetischer Erhebung, in festgrhaltener Stimmung fortzusühren und gleichmäßig edel und innerlich beseelt mit harmonischem Eindruck zu entwickeln. Er sucht seine Aufgabe tndrß mit an- gespannter Kraft und Hingebung zu vollenden. Er pflegt von seinen besten Ideen, von charakteristischer und anziehend gefügter Behandlung der Motive — wir hier z. B. öfter im ersten Satz und im Adagio nach dessen erster Abthcilung — wie ungeduldig adzusprin- gen, und greift nach leer phrasirten Formeln und nach abschwetsendrn oder sehr äußerlichen, auch orchestralen Truppen die innere Ruhe Frankreichs wieder herzu- stellen, die Proclamirung des Bürgerkriegs gewesen sei, und erklärt, seine bezügliche Ansicht wäre falsch wie- dergrgeben worden. Die Sitzung wird unter Auf regung des Publikums suspendirt. Nach Wiedereröffnung der Sitzung beginnt daS Verhör über die durch General Boyer geführten Unter handlungen. Auf die Schlußfrage des Vorsitzenden, ob Bazaine durch irgend einen Artikel der Verfassung, der er treu geblieben, zu solchen Verhandlungen, wie er geführt, ermächtigt gewesen, erwidert der Marschall verneinend und erklärt, sich bis zum letzten Stück Brod vertheidigt zu haben. Morgen wird das Verhör fort gesetzt. (Vgl. umstehend die Mittheilungen über den Proceß Bazaine.) Lovdon, Freitag, 17. Oktober, Abends. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach sind 500,066 Pfund Gold für deutsche Rechnung angekauft wordeu. Der PlatzdiScont hat augezogea, weil eine dem- vächstiß« weitere Erhöhung deS Zinsfüße» der Bank von England erwartet wird. Kopenhagen, Freitag, 17. Oktober, Abends. (W. T. B) Rach viertägigen heftigen Debatten hat da» BvlkSthing soeben wlt 53 gegen 45 Stimmen eS abgelehnt, auf die zweite Lesung deS Finanz- dudgrt» einzugrhen. Der Consri »Präsident, Graf Holstein v. Holstrinborg, will morgen dem Volks- thing eine weitere Mittheilung machen. (Vgl. un ter „Tagesgeschichte.") Dresden, 18. Oktober. Von den neuesten, uns vorliegenden Berliner Zeitungen ist es nur die „National-Zeitung", welche an die gestern erfolgte Ankunft des Deutschen Kaisers in Wien einige Betrachtungen knüpft; aber das Organ der nativnalliberalen Partei eröffnet die selben mit dem gleichzeitigen Bemerken, daß heute „nur oft ausgesprochene Ueberzeugungen" m Betreff der Stel lung der beiden großen Kaiserreiche „von Neuem bekräf tigt" werden können. „Die Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Oesterreich," sagt die „N.-Z.", „dies ist die immer fester und weiter bei uns eingewurzelte Ueberzrugung, hat sich zu dem gleichmäßigen Heile beider Staaten vollzogen, und daß der gegenwärtig her gestellte Zustand dauernd bleibe, ist, dies ist ein Funda mentalsatz unseres politischen Glaubensbekenntnisses, die schlechthin unentbehrliche Voraussetzung für die ruhige innere Entwickelung wie Oesterreichs so auch Deutsch lands. Deutschland strebt nicht nach irgend einer staat lichen Verbindung weder mit dem ganzen Oesterreich, noch mit irgend einem Theile, würde ihr vielmehr mit allem Eifer, wenn für sie sich je eine Aussicht eröffnete, ausweichen, und wir sind gewiß, daß in Oesterreich- Ungarn auf das durchaus unabhängige, allein inter nationale Nebenhergehen neben Deutschland nicht minder der größte Werth gelegt wird. Je tiefer die Ueber- zeugung von dieser internationalen Selbstständigkeit be grüntet ist, um so größer und fruchtbarer wird die Freundschaft zwischen Oesterreich Ungarn und Deutsch land sein und bleiben können, eine Freundschaft, welche verbürgt ist durch die zum großen Theil gemeinsamen Wurzeln unserer beiderseitigen Cultur, aber nicht min der auch durch die Gemeinsamkeit der Feinde dieser unserer Cultur." Unter den österreichischen Blättern, welche den letzten hohen Gast willkommen heißen, der soeben in Wien zu dem, in diesem Sommer daselbst den Völkern der Erde bereiteten Feste des menschlichen Fleißes und Geistes eintraf, ist zunächst ein Artikel der „Wiener Abend post" zu citiren. Das halbamtliche Organ schreibt: „Die Bevölkerung Wiens begrüßt heute den Deutschen Kaiser und König von Preußen als Gast ihres Mo narchen in den Mauern der Reichsbaupt- und Residenz stadt. Kaiser Wilhelm I. schließt sich der Reihe jener Souveräne an, welche das große Culturwcrk, das Oesterreich seinen Ursprung, Oesterreich und den mit- strebenden Nationen seinen Glanz und seine Ehren verdankt, in unsere Mitte führte. Aber sicher bedurfte es keines äußeren Anlasses, um diesen Entschluß deS Kaisers hervorzurufen. In dem Besuche Wilhelm's I. an unserem kaiserlichen Hofe erhält nur leuchtenden und gewissermaßen symbolischen Ausdruck, was sich zwischen den beiden Nachbarstaaten, was sich zwischen ihren Völkern selbst vollzogen hat. Er bekräftigt jene Beziehungen wechselseitiger Freundschaft und Sym pathie, die zum Heile beider Reiche an die Stelle alter Gegnerschaften und abgethaner Gegensätze getreten sind; er besiegelt ein Verhältnis, das Oesterreich-Ungarn und Preußen-Deutschland ebenbürtig und gleichberechtigt nebeneinander stellt, aber in der Gemeinsamkeit ihrer Interessen und Bedürfnisse, ihres Strebens und ihrer civilisatorischen Aufgaben ein festes und dauerndes Band ihrer inneren Zusammengehörigkeit zu knüpfen vermochte. Nicht leicht ist eine große Völkerverbindung auf edleren Grundlagen errichtet worden, nicht leicht hat sie edleren Zwecken gedient. Von beiden Seiten forderte sie die Entäußerung von alten Vorurthcilen, freien und offenen Blick für die Thatsachen und die Ansprüche dcs Jahrhunderts. Sie brach mit leben digen Traditionen der Geschichte, mit populären Lei denschaften. die noch dem mitlebenden Geschlechte schwere Opfer auferlegt hatten. Aber diese Verbindung vollzog sich unter dem heiligen Banner des Friedens, des Friedens nicht nur für die beiden Reiche, die in heißem Völkerstreite seine Segnungen erkannt hatten, sondern des Friedens für Europa. Als eine Bürg schaft des Friedens ist das neue Verhältniß zwischen beiden Reichen zugleich mit jener Anziehungskraft für die benachbarten Staaten erfüllt worden, welche der europäischen Lage heute größere Sicherheit gewährt als seit langer Zeit. Der jede gewaltsame Störung aus- schließende, abwehrende, der erhaltende, der wahrhaft conservative Gedanke hat eine bleibende Stätte gefun den. In diesem Sinne heißen wir den erhabenen Gast unseres Kaisers auf österreichischem Boden willkommen. Mögen politische Zwecke auch außerhalb der unmittel baren Motive seines Besuches liegen, politische Konse quenzen sind naturgemäß mit demselben verknüpft. Jedenfalls aber scheint es uns dem österreichischen Sinne zu zicmen, dem greisen Monarchen, dem Freunde unseres kaiserlichen Herrn, mit patrioti schem Gefühle den Ausdruck unserer ehrerbieti gen und warmen Sympathien darzubringen." — Die (alte) „Presse" sagt: „Der Deutsche Kaiser, wie unser Kaiser Franz Joseph seinen Völkern ein Vorbild von Selbstverläugnung und Aufopferung, wenn es gilt, ernsten Staatszwccken zu dienen, scheut die Unbilden der vorgerückten Jahreszeit und die bei seiner erschütterten Gesundheit nicht unbedenklichen Anstreng ungen der Reise nicht, um dem Kaiserhaus und Volke Oesterreichs zu bezeugen, welchen Werth er auf die innige Freundschaft zu ihnen lege." Weiter begrüßt die „Pr." in Kaiser Wilhelm „einen der erlauchtesten Vertreter und Vorkämpfer der Grundsätze, auf welchen das heutige Ltaatrlebcn und ein menschenwürdiges Da sein der Völker überhaupt beruht, einen Bürgen des äußern Friedens, dessen wir nicht entbehren können, und den mächtigsten Bundesgenossen in dem Kampfe gegen die kirchlichen Slaatsfeinde, den auch wir durch- kämpscn müssen." — Die „Neue freie Presse" schließt ihre Betrachtungen mit folgenden Sätzen: „Un ser Volk begreift und würdigt m ihrer ganzen Bedeu tung die Ehren, welche Kaiser Franz Joseph seinem hohen Gaste bereitet. Es begrüßt in demselben mit vollstem Verständnisse das Oberhaupt jenes deutschen Reichs, an dessen Spitze unsere Dynastie durch Jahr hunderte hindurch ruhmreich gestanden; cs begrüßt in ihm das deutsche Volk, welches Oesterreich seine Freund schaft und Bundesgenossenschaft entgegenbringt und in veränderter Form die Reminiscenzcn einer uralten Kaiscrgeschichte erneuert." — Die „Deutsche Zei tung" bezeichnet den Besuch dis Kaisers Wilhelm als eine abermalige Gewähr, daß der Zusammenhang zwischen Oesterreich und dem deutschen Reiche dadurch Toneffecten, zu denen der Octettsatz in seinem Stimmcn- überfluß überhaupt hindrängt und wobei dann für die Tonwirkung die sichere Grundlage des Contrabasses mangelt. Am einheitlichsten, wenn auch nicht neu, er schien mir das Scherzo. Doch bietet dies Octett die Vorzüge spiritueller Frische, klarer Form, dcs Wohl klanges und geistreicher eigenthümlicher Einzelnhciten. C. Banck. Nachlaßschriften von Otto Ludwig. Von Moritz Heydrich, Leipzig bei Karl Knobloch 1874. (Schluß aus Nr. 243.) Die Schillcr'sche Wallensteintragödic erschien Ludwig vor Allem nicht als eine psychologische Konsequenz und Wahrhaftigkeit. Dort ist seine dämonische Gestalt ohne innerlich gesteigerte tragische Leidenschaft, im direkten Gegensatz zum Wallenstein des Piccolominivramas und der Geschichte, erscheint er als redseliger Wort und Tu» aendheld, der er nie war, nie sein konnte, auch nie zu sein vorgab. Seine Situation ist im Drama meister haft exponirt, aber — sie bleibt in beiden Stücken fast ganz dieselbe; dieselbe Krisis wird im zweiten Drama (A. 1, 3) nochmals von ihm exponirt, und doch war er schon im ersten (A. 2, 5) durch kühnen Entschluß darüber hinaus. Er beswaut diese Krisis nun mit philosophisch-brhaglischcr Ruhe, mit Worten, die im Munde des Dichters unnachahmlich schön sind, die aber in so gearteter Krisis jedem Feldherrn, wäre er anch kein Wallenstein, geradezu unmöglich sind. Max schildert ihn als furchtbar, und von kübnum» greifender GemüthSart, aber die Thatsachen widrripre« chen diesen Worten, Wallenstein zeigt sich schwach, red selig, nicht furchtbar. Es ist unmöglich, daß rin Feld herr, der sich bereits so entschieden wie im Drama itussprach, dann erst von einer Gräfin Terzky in der Tragödie (A. 1, 7) sich seine Situation und sein Ver halten klar machen lassen muß. Er hat sich das Alles längst schon im ersten Drama (A. 2, 2—7) völlig klar und entschieden selbst gesagt. Er kann vom An fang an nicht mehr zurück, deshalb ist dies immer wiedcrkehrendc Schwanken ganz gegen die Natur des historischen Charakters, cs schwächt das Interesse an ihm und seiner Situation fast bis zur Gleichgiltigkeit ab. Er läßt sich von Frauen, von den Generälen immer bestimmen, drängen, vorwärts treiben, wo er als Feldherr vorwärts muß, ganz im Gegensatz zum Wallenstein der Geschichte. Das Portrait wird dem Originale nicht ähnlicher, wie immer bei Shakespeare, durch Steigerung der wesentlichen Grundzüge dcs Cha- raktns, cs erhält Züge, die einander völlig wider sprechen und aufbebcn. Seine Klagen über Undank, nicht etwa ironisch gemeint, sondern als Ausdruck edler Biederkeit, sind mit dcm dämonischen Wesen Wallen- stein's unvereinbar. Alle Anderen sehen die Gefahr, durchschauen die Menschen bester als er. Er kennt Alle zu wenig, so auch den Buttler. Terzky und JUo sind wcit klüger als er, — Alle sehen, was ihm droht, nur er nicht. Und doch klagt er, wenn er getäuscht wird. Wie kam er denn bei so überaus kindlich-ver- trauender Natur über Alle cmpor? Im A. 3, 2<) der Tragödie fürchtet er sich sogar vor dem Blutvergießen, und zeigt sich immer mehr als reiner, edler Tugcndheld, der auf Dank nie rechnete, — eine Napoleons- und Sokratesnatur in Einem. Durch zu viel Selbstver trauen, durch zu rücksichtslose Ehrsucht ging der hi storische Wallenstein unter, nicht durch rin Schwanken, das säst an Altersstumpshrit grenzt. „Die Grstalt," wie Ludwig u. A. in den Shakespearestudirn sagt, „ist nickt zum Ideale ihrer selbst erhoben, es sind die Züge tinrs abstrakten VrrnunftidealeS in sie getiazen. —
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