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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 27.10.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192710274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19271027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19271027
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlbindung: Seiten in falscher Reihenfolge gebunden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1927
- Monat1927-10
- Tag1927-10-27
- Monat1927-10
- Jahr1927
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ln Südtirol angeordnet worden, daß nir gends, außer in fschr Gememdeu, eine beutiche Aufjä)rift, niu»l einmal an Privat- Häusern, gezeigt w.»roen darf. Die kleinlich: Schikane geht soweit, baß selbst die Hotels und Gastwirtschaften angewiesen worden sind, deutsche Bezeichnungen in Tischtüchern, Geschirr. Glasern usw. nicht mel-r zu er neuern und von einem bestimmten Zeit punkt an auch die noch vorlzandenen nicht mehr zu benutzen. Während bisher in den Volksschulen noch ein beschränkter deutscher Unterricht erteilt wurde, wird dieser jetzt vollkommen ein^elteNt. Aber auch die Gr- teilung von deutschem Privatunterricht wird aut dem Verwaltungsweg« bestraft. Jung« Mädchen, di« ihn erteilten, sind mit Arrest- strafen bis zu 19 Tagen belegt worden, und es ist noch in frischer Griwreruna, daß der Bozener Rechtsanwalt Nicolussi, der die Verteidigung in einem solchen Falle übernommen batte, aus der Liste der Rechts anwälte gestrichen wurde und sich schließlich so in Eristern und Leben bedroht sah. baß er sich zur Flucht entschließen muht«. Fast täglich wird berichtet, daß deutsche De- meindeärzte und Lehrer auch nach langjähri ger Tätigkeit willkürlich mit kürzester Kün digungsfrist entlassen und auf die Strahe gesetzt werden. Zu diesen für Südtirol speziell geltenden Masmahmen kommt noch hinm. baß die allgemeine faschistische Gesetzgebung, welche ohne ordentliches Gerichtsverfalslren die Zwangsoerschickung gestattet, auf den er- vberten Provinzen und ihrer deutschen Be völkerung mit doppeltem Druck lastet. Co erinnert man sich, dah vor etwa dreroiertel Ialsren d«r Rechtsanwalt Dr. Noldin wegen seines Eintretens für den deutschen Privat unterricht nach den liparischen Inseln ver schickt und trotz der Bemühungen der deut- schm Negierung um sein Schicksal noch heute dort festgehalten wird. Diese Zustände sind in der Tat Himmel- schreiend und machen es uns schmerzhaft be wußt. wie sehr das Gewicht und Ansehen Deutschlands, von Oesterreich ganz zu schweb aen, jn der Welt gesunken ilt. dah ein« fremd« Negierung es wagen darf, das deut sche Solidaritätsgefühl mit seinen außer- halb der Neichsgrenze wohnenden Dolks- angehörigen derart zu beleidigen. Als vor etwa zwei Ialzren sich die ersten Anfänge des faschistischen Unkrdrückunqssqstems be merkbar machten, kam es zu einer ernstlichen Verstimmung zwischen der deutschen und der italienischen Negierung, die sich in den be kannten Neben Mussolinis und Stre>manns und in einer Boykottbewegung des deutschen Reiseverkehrs nach Italien entluden. Man hat schließlich damals im Interesse der gegen seitigen politischen und wirtschaftlichen Be ziehungen den Streit begraben und bald darauf sogar neben einem Handelsvertrag auch einen politischen Freundschaftsvertrag geschlossen. Eine Zeitlang schien es. als ob diese Mäßigung auch auf die Behandlung der deutschen Minderheit in Südtirol gün stig zurückwirken werde, und die bald darauf erfolgte verwaltungsmäßig« Trennung der Provinzen Bozen und Meran wurde viel fach in diesem Sinne gedeutet. Wie die neueren Ereignisse zeigen, war dies ein Irrtum und der Faschismus ist nach wie vor entschlossen, seine brutale Politik fort- zusetzen. Für die Reichsvegierung wird es sehr schwer sein, die demokratische Interpellation so zu beantworten, daß man daraus Hoff nung auf eine Besserung gewinnen könnte. Machtmittel und Repressalien stehen ihr nicht zur Verfügung, ebensowenig formale Rechts titel. auf di« sie einen Einspruch gründen könnte. Dennoch ist es nicht so. daß Italien im Verhältnis zu Deutschland nur der gebende Teil ist und deswegen kerne Rück sicht auf Stimmungen und Gefühle der deutschen Oeffentlichkeit zu nehmen hätte. Die Reichsregierung muß deshalb Mittel und Wege finden, um dem Italien Musso linis klarzumachen, daß es mit feiner Po- litik in Südtirol Gefahr läuft, die objektive Haltung zu untergraben, die das deut sche Volk dem faschistischen Regime gegen über bisher eingenommen hat. Köhlers Rechenschaftsbericht Oi« Ausgab-nWeigerung ist das Ergebnis einer zwangs- ääusigen Entwicklung - Vas Reich «reib« keine ungesund« Kinanzwinschast An seiner gestrigen Rebe vor bem HauS- l^llauSschuß LeS Reichstage-, ging der NeichSfinanLminister näher auf bi« Fi nanzlage des EtatsjahreS ein unL stellte fest, daß sich die finanzielle Lage erheblich günstiger entwickelt hab«, als z« erwarte« gewesen fei. Bei fast allen Steucrartcn seien Mehrauf- komnren zu verzeichnen. Der Minister behandelt« bann ausführ lich die einzelnen Steuern unb kam zu dem Ergebnis, daß man mit einer Verbesserung des voraussichtlichen Jst-AuskommenS gegen ben Haushaltssoll um runb 500 NLil- lionen rechnen könne. Dem ständen Lie im NachtragSetat anzuforbernd«n Aus gaben gegenüber, die etwa 250 Millionen betragen dürften. Selbst wenn man von der Maximalsumme von SOO Millionen ausgehe, würde das Jahr 1927 noch urit einem Üeberschuß von rund TOS Millionen abschltehen. Der Minister besprach dann den Etat für 1928, der in ben Ausgaben «in Mehr von rund 500 Millionen ergeben werbe, wovon auf NeparationSlastcn 400 Millionen entfielen. Die Balancierung deS Haushalts werde sich trotzdem erreiche» lasse«. Vi«e starke Einfchrä«k»«g der Ausgabe» fei vor gesehen. Außerdem ließen die tatsächlichen Steuer- Ergebnisse des laufenden JayreS es ge rechtfertigt erscheinen, da- Gefamtaufkom- nren für 1928 um rund 800 Millionen ge- genüber dem Jst-Aufkommen von 1927 zu erhöhen, selbst unter Berücksichtigung einer Senkung der Lohnsteuer. Der Minister kam bann auf LaS Verhältnis zwischen Reich, Länder« «nd Gemeinde» zu sprechen, unb erklärt«, Deutschland habe unter schwersten Verhältnissen seine staats rechtliche Struktur so weit wie möglich zu vereinfachen gesucht. Die staatspolitischen Probleme seien auch in Deutschland in der Weiterentwicklung begriffen. Verschiedene Länder, hätten schon den Reichs-Sparkom- missar angerufen. Es sei Pflicht des Reiches, einstweile« für die Durchsichtigkeit der Finanzen auch der Länder «nd Gemeinde« so «»eit wie möglich Sorge zu trage«. Diesem Hielt dien« auch das Steuerverein- hettlichungSgesetz. Der Minister betonte weiter, daß die Aufnahme von Anleihen Ler Länder und Gemeinden zu BerwaltungSzwecken aeaenivürtig aus Gründen der Geldknapp heit sich sowohl für den Inlands-, wie nir den Auslandsmarkt verbiete. Die Gefamtver schul düng Deutschlands gebe zu größter Zurückhaltung Anlaß. Der Mi nister saßt« dann nochmals seine Ausfüh rungen zusammen und erklärte, daß Deutschlands Finanzpolitik unter dem Zeichen wach enöer Neparationslasten stehe. D?r entscheidende Teil der Ausgaben habe in den letzten Jahren dem Aufbau der Wirtschaft gedient, die die Daweslasten tragen soll. Ferner habe er der Wieder berstellung eines angemessenen Lebcns- starrbards gedient. Die gesamte Politik des Reiches werde in dem Bewußtsein geführt, Laß «S gelte, das Londoner Abkommen loyal zu erfüllen. Auch Schacht und Curtius werden sprechen Im Anschluß an Lie vertraulichen Aus führungen des FinanzministerS beschloß der HauShaltausfchuß des Reichstags, sich auf Donnerstag zu vertagen, um vor Ein tritt in -i« Debatte noch die Ansichten des Reichswirtschaftöministers Dr. Curtius und des Neichsbankpräsibenten Dr. Schacht zur Lage zu hören. Oie Entspannung in der Gilbert.Affäre Die gesamte Oeffentlichkeit ist sich einig in dem gegen die Reichsregierung gerich teten Vorwurf, daß in der Frage des Par- ker-Gilbert-Briefes allzuviel Geheimnis» krämerei getrieben morden ist. Die „Deut.- sche Allgemeine Zeitung" faßt ihre Kritik über das Verhalten des Reichsfinanzmini steriums der Oeffentlichkeit gegenüber sehr richtig -in die Sätze zusammen: „Solche Dinge, bi« innenpolitisch verwirrend wir ken und auch für unsere Außenpolitik, für die Entwicklung der Reparationsfrage höchst schädlichen Einfluß haben, müssen r»ermi«den werden. Sie werden sonst nicht der unzulänglichen Pressepolitik eines Ministeriums, sondern der gegenivärtigen Regierungskoalition zur Last gclet." Im Haushaltausschuß wird man Dr. Köhler übrigens darauf Hinweisen, daß er bereits am Freitag voriger Woche in der Lag« war, die Entstehungsgeschichte des Schreibens klarzustellen und infolgedessen jeder Beunruhigung vorzubeugen. Oer Ruf nach dem Kinanzditiaior Vorschläge über eia« Nenvrt»«»» der Neichssinanze«. Der Hansabund für Gewerbe. Handel und Industrie, veröffentlicht eine ausführliche Denkschrift, in der die Lage der ReichSfinan- zen eingehend kritisiert wird und Vorschläge zur Wiederherstellung einer gesunden öffent lichen Finanzwirtschaft gemacht werden. Die Vorschläge zur Gesundung der öfsent- lichen Finanzwirtschaft enthalten einmal für das EtatSjahr 1928 bestimmte parlamentarische Sicherungen gagen Mehrausgaben über be- stimmte Grenzen hinanS. Die RcichSregie- rung soll endlich dem Reichstag zur sofortigen Oeschlußsasiung einen Gesetzentwurf vorlegen, demzufolge sofort «kn ReickSfinanzkommiffar zur Borbe» reitung einer umfassenden Finanz» »nd verwaltuugSrefvrm berufen wird, bem 2 Gtellvortreter — für Fi- nanz«n und für Verwaltung — zur Seite ge stellt werden. Der ReichSstnanzkommissar hat bi- zum 1. April 1628 Gesetzentwürfe mit dem Ziele vorzulegen, eine Einschränkung dcS Gesamtaufnmnde- sür Reich, Lander und Gemeinden herbeizuführen, der die Gesamtheit der steuer, lichen Anforderungen auf 10 Milliarden ein- schränkt. Die kommunale Selbstverwaltung soll gestärkt und die Landesgesetzgebung und LandeSverwaltung abgebaut werden. Der ReichSstnanzkommissar soll daS Recht haben, zur beratenden Teilnahme an den Sitzung«« der ReichSrogterung und an den Berhandlun. gen der gesetzgebenden Körperschaften »beratend teilznnehmen und ein Veto-Recht und Jnttia- tiv-Necht in allen sein Aufgabengebiet berüh- renden Fragen besitzen. Er wie seine Stell- Vertreter unterstehen direkt dem Ncichspräsi- denten außerhalb der parlamentarischen Verantwortlichkeit des Kabinetts und werden auf Vorschlag des NeichSkabinettS vom Reichs, vräsidenten berufen. Wftd Deutsch'«»- die Todes« straf« de,behalten 5 In diesen Tagen beginnt im StrafrcchtSauS- schuß des Reichstages di« Verhandlung über ein Kapitel der Strafrechtsreform, da» tu der OeffenUlchkoit außerordentliche» Interest« findet, nämlich über daS Kapitel „Strafakten". Im LtmfrcchtSauSschuß wird die roste Sntsche»Luug darüber fallen, ob di« Todesstrafe in Deutschland beibehalten oder abgeschafft werdcn soll. In den letzten Moaaten Ct von vielen juristischen und wtchtjurMschen Verbänden zu dieser Krage Stellung genommen worden. Erst kürzlich haben sich die Berliner Anwälte -egen die Todesstrafe ausgesprochen, ebenso der republikanisch« Rich terbund, wahrend der preußisch« Richtervereiu auf seinem Vertoetertag die Beibehaltung der To-d«Strafe empfahl Die Stellung der parlamentarischen Parteien zu dem Problem, das, wte bekannt, auch in der deutsch-österreichischen RcchtSangletchung «in« Nolle spielt, ist wenig einheitlich. Sogar inner halb der Parteien gehen di« Meinungen weit auseinander- Geschloffen treten eigentlich nur die Kommunisten und di« Sozialdemokraten für die Abschaffung der Todesstrafe ein, während die Demokraten, VolkSyarteiler und Deutschnatio. nalen keine einheitliche Front bilden. Immer- hin sieht eS so auS, alS ob sich im Strafrechts- ausschuß eine Mehrheit für die Abschaffung der Todesstrafe zusammensinden wird. Bet der Beratung des ersten deutschen Strafrechts im alten Reichstag wurde bekanntlich in erster Lesung die Beibehaltung der Todesstrafe mit knapper Mehrheit abgelehnt, bis «» schließlich Bismarck gelang, den Reichstag umzustimmcn, so daß die -weit« und dritte Lesung eine, aller dings knappere Mehrheit für die TodeSstras* brachten. Zur Zeit wird von den interessierten Orga nisationen «in ReitbSauSschuß zur Bekämpfung der Todesstrafe gebildet. Dieser Ausschuß will die Propaganda für die Abschaffung der Todes- strafe in weitestem Umfange in die Oefscntlich- keit tragen. E» ist also nicht auSgeschloffen. daß der Reichstag im nächsten Jahr unter dem Druck der öffentlichen Meinung di« Todesstrafe ad- schaffen wird. Zn Rumänien blitzt es Die rumänische Regierung beabsichtigt anscheinend mit terroristischen Mitteln die Weiterverbreitung Ler Agitation zu un terbinden. Wegen Ler Verhaftung des mit Briefen des Erkronprinzen verl-afte- ten Unterstaatssekretärs Manoileöcu herrscht allgemein große Erregung, weil sie obne gerichtliche Entscheidung und nur auf Anordnung der Regierung erfolgte. Die Regierung wird wahrscheinlich den Belagerungszustand im ganzen Lande proklamieren. Jn der Umgebung von Bukarest werden große Truppenmasien konzentriert. Jn Bukarest selbst sind die Ministerien und alle anderen staatlichen Gebäude unter starker militärischer und polizeilicher Bewachung. Polizei, Militär und Gendarmerie haben permanent Dienst. Alle Ansammlungen in den Straßen sind verboten. Die Regierung hat die Führer der Opposition aufgefordert, ihre revolutionäre Haltung aufzugebcn, da sie sonst sogar den Kriegszustand verhängen würde. Oie Landwirtschaft -ringt sich in Erinnerunq DaS Präsidium deS ReichSlan-bundeS nahm gestern Gelegenheit, dem Reichs kanzler Dr. Marx im Beisein der zustän digen Ressortminister seine Auffassung über die Berschuldungslag« der Landwirt schaft darzulegen. Dabei wurde über die in der letzten Entschließung des Reichs- landbundeS vorgeschlagenen Maßnahmen eingehend verbandelt. Der Reichskanzler sagte zu, ben Fragenkomplex in allernäch ster Z«it zum Gegenstände einer eingehen den Beratung im Gcsamtkabinctt zu machen. Wettervorhersage. Zeitweise besonders tn höheren Lagen auf- frischend« Winde ans westlichen Richtungen. Veränderliche Bewölkung. Weiterhin sehr mild. Oertlich leichte Niederschlagsschauer. Elisabeth Rethberg im Opernhause Der gefeierten, heißbegehrten Künstlerin war wegen Konzertoerpflichtunsen leider nur ein Operngastspiel abzuringen, Grun- genug, -aß LaS HauS bis auf da« letzt« Plätzlein ge füllt war. Man saß da tn gespannter Erwar tung wie vor einem Btldwunder, da» sich tn Hülden enthüllen will, saft da mit dem unbeug samen Willen, nur zu lauschen, zu erleben, zu genießen. Solchem Herzenswünsche war leicht Gewähr zu schaffen. Denn Elisabeth Rethbcrg, die Gottgesegnete, die Einzig«, bot vollendete« schlechthin, nun, da sie nun auch als Darstellerin zu echter Künstlerschaft reifte. Ganz wundervoll schritt ihre Butterfly vom LiebcSlenz im Blütenschne« über SohnsuchtSbangen zum Opfcrtode, aus Seelen Überschwang zur Ver zweiflung: erfrischend, wte auS ihr d'e WetbeS- liebe sproßte: erstdunlich, wie wahr und packend sich -er Endkamps gestaltet«. Da feuchtete sich manches Auge. Und doch verblaßt daS alles, wenn der Wunderborn ihrer Zauberstimm« rinnt. Natur und Kultur finden sich tn ihr zum göttlichen Bund« und werden zum Märchen, ström«. Und ob eS auS dieser Goldkehl« jauchzt, klagt, schluchzt, da sendet sie mit eine ganz« Flut bestrickendsten Wohllautes unb ruft bare« Ver- wundern, aber anch Helte« Entzücken wa». daß man zum begeisterten Dichter werden möchde, solch Wunder würdig m preisen. Wa« soll ich noch den Eindruck aus die beglückte Hör-rschatt tn Worte kleiden? Wa« da Im r^erz«n an^uckte, da« schuf sich Raiun tn aufrichtigem, endlosem VeifallSjubel, tn den sich dte Uebe Gästin, er- freut und gerührt zugleich, gestellt sah. Ihr Name aber wird sich unauSlöschbar dem Gedächt. ul« eingvabcn: einst wird man mit freudigem Erschauern sich rühmen, eine Elisabeth Rochberg erlebt und gehört zu haben. Carl Baum. Die Erfüllung tänzerischer Träume „Wenn nicht alle Zeichen trügen", stehen wir unmittelbar vor einem Höhepunkt tän zerischer Kultur. Seit JsaLora Duncan als Bahnbreche rin aus dem veralteten Ballett heraus neue Wege beschritt, hat eine schier un- übersehbare Reihe mehr oder minder Be rufener den Tanz als zeitgemäßes Aus drucksmittel gepflegt, gefördert und immer weiter ausgesialtet. Als extremste Form zeigte vor einigen Jahren das Bauhaus, damals noch in Weimar, konstruktivistische Tanzszenen, die aber noch lediglich ein erstes Tasten darstellten, den neuzeitlichen Geist der Technik in rhythmischer Gestal tung zu formen. Nun ist nach langen Ver suchen und Vorbereitungen eine kleine Gruvpc Dresdner Künstler auf dem W?gs. ein Ballett zu schaffen, das, soweit sich bis jetzt erkennen läßt, etwas ganz Ersta»«» liches, Epochemachendes darstellen dürfte. Der Gedanke, -er diesem Tanzspiel zu grunde liegt, ist die Darstellung der Ent wicklung des Tanzes aus dem Anfäng lichen über das Expressionistische zum Kon- strukbiven. Der erste Teil: „Schmetterling und Spinne" ist noch gewissermaßen eine Louzeffio» an -«» bisherige» Geschmack, obgleich auch hier schon, nne sich bereits aus der Probe erkennen ließ, eine durch aus künstlerische Form der Gestaltung und des Ausdrucks maßgebend ist. Im zweiten Teil „Moloch" tritt die Tänzerin bereits stilisiert, in indischer Auffassung aus einer ganz extrem und neuartig gestalteten Um gebung in dte Erscheinung. Dte ganze De koration der Bühne stellt in einer Art prismatischer Stilisierung das Innere eines indischen Tempels dar. Die Szene fnmbolisiert den Uebergang zum phanta, ftisch-cxotischen Expressionismus -er jüngst verflossenen Periode. Als Drittes erscheint die Welt -er Technik, derMaschtne, der eisernen, unerbittlichen Arbeit. Hier ist nun alles Konstruktion gewm »en. Tänzer uud Tänzerin sind keine beseelten Wesen mehr, die im beransck»en-en Gefühl eines seligen Rhythmus über die Bühne schweben. Es sind streng formal gebaute, geometrische Figuren, in denen Kvvf, Arme und Beine nur noch in an-eutcn-en Formen, nach bestimmten Gesetzen konstru iert siud. Im gleichmäßigen, harten^ un erbittlichen Tempo der Maschine, des Ham merschlages, des Kreisens sausender Räder sübren diese Figuren einen sich bis zum Höhepunkt steigernden Tanz auf, um lang sam und langsamer zum Stillstand zu kommen. Ueber das Sausen der seelen losen Maschinen aber schwebt, steigt, trium phiert in dithyrambischen Tönen der Ge sang der freigewor-cnen Arbeiter. Der Mensch siegt über die Materie. Eine starke, erschütternde Versinn» lichung der kulturellen Entwicklung unse res Zeitalters choreographisch zu einem Ausdruck gebracht, wte er wohl bisher noch kaum gelungen. Jn wenigen Wochen soll das neuartige Werk tn die Oeffentlichkeit treten. Ersteht es also vor unseren Augen, wie es tn der Idee bereits Form ange nommen dann erleben wir zweifellos etwas Außerordentliches. Einstweilen arbeiten der Musiker un- Kompontst Carl Becker und -er Bildhauer C. Lende als Schöpfer und AuSfüh-^ndcr -er Dekorationen an Ler BollenLung -. 4 Werkes. Warten wir ab, was sich un offenbaren wird. F.
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