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Dresdner Journal : 27.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187401277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-01
- Tag1874-01-27
- Monat1874-01
- Jahr1874
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- Dresdner Journal : 27.01.1874
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^21 Dienstag, de» 27, Januar zkonui Mkut»prpl»r Im 6«»c«:d«» Lsied«: ^krlict»:. ... 6 '1'klr. ^jLbrliob: I Ulr. Id ln'jsr. 13i>rvl»»«btuww«ru: l Kxxr. tokr»»»«» tritt jltbrlioti 2 tblr. 8temp«gx<Aüdr, »u»»«rk»Id6«! cieuUtA»«» kviolle» ?o»t- und 8t«wpslru»cdlit<r bioru, !uk»r»»1e»prbt»kr ?ar <I«M k»llm eill«r k«titreil«: 2 dixr. Uotvr dis Leit«: b li^r. Dres-nerImmml. Lrsekelilviir IL^Iict» mit XusvLtlmo äsr 8om>- und ksisrt»x«, Fbsvds kür dvo kol^suds» 1'»^. Verantwortlicher Rcdacteur: I. G. Hartmann. 1874 lm«sr»tsnsni>i»kii»<- »»»»«Itrtsr > l-sipiiz: />r. Nr<«ri</*tt ttcr, < «>i»iiii»»i«»>itr dv« I)n >«i»« r ^ouriml»; vbendtti.: Fort u D /- re^er, S»wd«r^-I«rtt»- Vt«-I^ip»t^->»»l->r«iI»a-rr»»uärt» M: F ^o-ter, IsrU» Vi»-U»wd^-rr^-I.«lp,»^-rr»Lk tvrl ».H. -NÜLcd»: Nitd. Lko«« , >«rU»: ^.NetEe^«-r, /»«»'attderidan^.D Atsrrc^l, Srsm«»: A'. Sc-iiott^, Lr«i Um: <8t«»Aen « küredu; vdswmt»: F'r. krimd üirt« ».: L d«^A«r^bsu. d.O'.Derr»»»»»» »vbvttudttü., /luitLcFOA, SürUtr: /»vH »mmov«r: t? kmi»: Duvas, /.u/itte, Duttier <t 0'», Daube <2 Co.» Südd. Annoncen-Dure««, VI»: A/ OxpetiL. üsrnusxvdsrr I llüllisl k)»pvdition ds« Dresdner /ourndls, Dresden, ^lsr^uretbeilj;!»««- dio. 1. Nillstaintüchtr Theil. Uedersicht. Ttltgraphische Nachrichten. TaaeSgeschichte. (Dresden^ Berlin. Posen. Bonn. Hannover. Aus Kurhessen. Stuttgart. Karlsruhe. Wien. Paris. Bern. Neapel. Madrid. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Kragujevacz. Athen.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Mühlau, Groitzsch. Wilsdruff.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsennach- rSrichten. Telegraphische Nachrichten. Bern, Sonntag, 25. Januar, Vormittags. (W. T. B.) Die aus dem berner Jura in die be nachbarten französischen Grenzortschaften geflüch teten Geistlichen organisiren, den jüngsten Mel dungen zufolge, daselbst den Gottesdienst und fah ren fort, Manifeste zu verbreiten, durch welche sie die Bevölkerung aufzureizen suchen. Die Verhaftung deS Decans Hornstein (vergl. unter „Tagesgeschichte") ist, gutem Vernehmen nach, erfolgt infolge einer Anzeige des KirchenratHS wegen des Fehlens werthvoller Kirchengerätbe. Bukarest, Sonntag, 25. Januar. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der Kammer wurde die Negierung abermals von einem Mitgliede der Op Position über ihre Beziehungen zu den auSwär tigen Mächten interpellier. Bei der Abstimmung über diese Interpellation ertheilte die Kammer der Negierung fast einstimmig ein Vertrauensvotum bezüglich ibrer dem AuSlande gegenüber befolgten Politik. Tagesgeschichte. Dresden, 26. Januar. Ihre Majestäten der Ko? nig und die Königin werden Sich am 28. ds. Mts. (Mittwoch) Bonnittags 10 Uhr mittelst Extrazugs nach Leipzig begeben und im königl. Palais daselbst einen mehrtägigen Aufenthalt nehmen. In dem Gefolge Ihrer Majestäten werden sich befinden: Ihre ExceÜenz die Oberhofmeisterin v. Globig und die Hofdame Gräfin Waldburg Zeil, Se. ExceÜenz der Oberhofmarschall v. Könneritz, der Oberstallmeister Senfst v. Pilsach, der Oberhofmeister und Kämmerer v. Lüttichau und der Ge neraladjutant Generalmajor Krug v. Nidda. Dresden, 26. Iauuar. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer stand der Bericht der I.Depu tation über den Entwurf einer Landtagsordnung (Refe rent: Abg. v. Einsiedel) aus der Tagesordnung. Tie §8 1 bis 23 des Gesetzentwurfes wurden, nach längerer Debatte zu einer Mehrzahl von Paragraphen-, zum größten Theil in der durch die Beschlüsse der Cysten Kammer ihm gegebenen, zum Theil in einer nach den Vorschlägen der Deputation und einzelnen Anträgen aus der Mitte der Kammer mvdificirten Fassung angenommen. Tie Berathung wird in der morgenden Sitzung fort gesetzt. * Berlin, 25. Januar. Das'kSonntagsblatt der „N. A. Z." enthält an seiner Spitze folgende officiöse Mittheilung: „Zn der Presse, namentlich in der eng lischen, begegnen wir mehrfach der Auffassung, als habe die französische Regierung bei ihren jüngsten Maß nahmen einem Druck von außen nachgegeben. Diese Auffassung entspricht nicht der wirklichen Sachlage. Die Acte des französischen Ministeriums sind aus dessen eigenem Antrieb hervorgegangen; es hat sich lediglich von dem Gefühl seiner Würde leiten lassen und in reiflicher Er wägung der Interessen Frankreichs gehandelt. Von Seiten der deutschen Regierung ist keine der dort ge troffenen Maßregeln Gegenstand eines Verlangens ge wesen. Eine derartige Einmischung in die inneren An gelegenheiten des Nachbarlandes entspricht unserm poli tischen Gewohnheiten nicht. Den französischen Bischöfen gegenüber mußte sich die kaiserliche Regierung Vorbehal ten, nach Maßgabe der französischen Gesetze vorzugehen, um eine Sühne der Majestätsbeleidigung zu erlangen. Ader es ist ganz irrig, zu behaupten, daß irgend etwas von der französischen Regierung verlangt worden sei; die Maßnahmen derselben sind durchaus freiwilliger Natur. Es bleibt unsrerseits abzuwarten, ob die Genug- thuung, die geboten wird, Deutschland dessen überhebt, die französische Gesetzgebung und Rechtspflege in An spruch zu nehmen." — Die Ausschüsse des Bundes- rat Hs für Iustizwesen und für Zoll- und Steuerwesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuer wesen und für Handel und Verkehr hielten gestern Sitzungen. — Nach der „Schl. Ztg." hat sich infolge der neuen Organisation des Staatsministeriums die Nothwendigkeit ergeben, die unerläßliche Verbindung zwi- schen^dem Ministerpräsidenten und dem Vicepräsidenten, sowie den übrigen Mitgliedern des Staatsministeriums durch ^besonders hierzu designirte Beainte herzustellen und aufrecht zu erhalten. Diese Function ist dem vortragen den Rathe im Staatsministerium, Geh. Rath Zitelmann, dem geheimen Legationsrath Bucher, sowie dem Hilfs arbeiter im Staatsministerium, Regicrungsassefsor Graf Wend zu Eulenburg, übertragen worden. — Zm„St.-4l." veröffentlicht Fürst Bismarck nach stehende vom 23. Januar datirte Danksagung: „Die Zahl der mir in Betreff der jüngsten Debatten im Abgeordnetenhause telegraphisch und schriftlich übersandten Zu stimmungen und wohlwollenden Kundgebungen ist so erheblich geworden, daß es mir leider nicht möglich sein wird, meine anfängliche Absicht besonderer Beantwortung einer jeden durch zuführen. Ich beehre mich daher, aus diesem Wege für die mir bei diesem Anlaß aus allen Theilen des Reichs und aus dem Auslande zu Theil gewordenen Beweise der Anerkennung und des Vertrauens meinen verbindlichsten Dank auszusprcchen. Fürst von BiSmarck." 8 Berlin, 24. Januar. Zn der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde zunächst der Ge setzentwurf, betreffend die Abänderung des 8 125 der hannöverschen bürgerlichen Proceßordnung vom 8. No vember 1850, in erster und zweiter Berathung ohne De batte erledigt. Es folgte die zweite Berathung des Ge setzentwurfs, betreffend die Vereinigung des Oberappella- tionsgerichts mit dem Obertribunal. Der erste Para graph der Vorlage, welcher lautet: „Das durch die Verordnung vom 27. Juni >867 (Gesetz sammlung S. uv«) errichtete Obcrappellationsgcricht wird mit dem Odertribunal vereinigt. Das Letztere erhält die Zu ständigkeit, welche dem Oberappellationsgerlchte beigelegt war" wurde ohne Debatte angenommen. Stach diesem 1 be antragte der Abg. Bähr (Kassel), an Stelle der Regie ruugsvorlagc 3 von ihm eingebrachte neue Paragraphen treten zu lassen, welche bezwecken, im Wesentlichen den gegenwärtigen Zustand in der Form aufrecht zu erhalten, daß ein besonderer, aus zwei Abtheilungen bestehender Senat für die Eiviliachen des gemeinrechtlichen Gebietes innerhalb des Obertribunals errichtet wird; diese Anträge, nur von Windthorst (Meppen) unterstützt, vom Iusfiz- minister und von Rednern der verschiedenen Parteien gleichmäßig bestritten, wurden mit sehr großer Majorität adgeworsen und die Vorlage, deren provisorischer Cha ¬ rakter im Hinblicke auf den zukünftigen obersten Reichs gerichtshof vom Zustizminister aufs Neue betont wurde, unverändert genehmigt. Dann wnrde die zweite Bera thung des Etats des Ministeriums deS Innern in An griff genommen. Dieselbe verlief ohne erhebliche De batte. ' Für die „Dienstaufwandsentschädigungen der Landrätbe", resp. Kre»samtmSnner rc. wird von der Regie rung im Vergleiche zum Etat für 1873 ein Mehr von 127,süv Thlr. verlangt. Weil es nicht klar ist, wie viel von den all seitig als nothwendig anerkannten Entschädigungen nach den neuen Institutionen auf die Kreise fallen wird, findet dieses Mehr vielfachen Widerspruch; es wird vorgeschlagen, dasselbe ganz zu streichtn, eS auf üo,oo> Thlr. resp. Thlr. zu beschränken. Mit geringer Majorität wurde schließlich die Fordenlng der Regierung genehmigt. Cap. 96 enthält die „Polizeiverwaltung iu Berlin." Jo Anbetracht, daß die Selbstverwaltung eben emgesührt wer den soll, hat die Budgetcomnussion die von der Regierung pro ponirte Vermehrung der Polizei um 2 Inspektoren, >8 berit tene und 12 unbenttene Schutzmänner für die kreise Teltow und Niederbarnim zu streichen, dafür aber unter Eap. vd: Landgendarmerie 2 berittene Kreiswachtmelster, 18 berittene und l2 unberittene Gendarmen hinzuzufügen beantragt, da das Be- dürsniß einer bessern Polizei in der Umgegend von Berlin un verkennbar sei. Die sür 3 Uhr sestgeseyte Debatte über die Interpellation Lo^ sührt die Vertagung der Debatte vor einer Beschlußfassung über diesen Antrag herbei. An dasselbe Eapitel knüpst der Abg. Braun seine Klagen über das öffentliche Fuhrwesen in Berlin, welches zwischen den Ministerien des Innern und des Handels stände und keinem recht gehöre. Die Polizei sei nirgends miserabler als in Bei lin, theilS wegen des ebengenannten Dualismus, theils wegen der früher üblichen Spionage, theils wegen der beliebten Grob heit, welche durch die verderbliche Institution deS Diensteides noch gefördert werden. Die Polizei müsse beim Publicum be liebt sein, wenn sie wirken wolle Im Omnibus- und Pferde dahnwesen herrsche in Berlin völlige Planlosigkeit; man wüßte nicht einmal, ob Polizeipräsidium aper Magistrat solche Pläne zu autorisiren hätte. Etwas werde gethan werden mit der Stadteisenbahn; aber dabei dürfe man nicht stehen bleiben; mit ordentlichen Eommunicationen gehe man der WohnungS noth am besten »u Leibe. Der Minister des Innern rcplicirt hieraus sehr kurz. Derselbe weist daraus hin, daß einestheils die Freizügigkeit die Wirkung der Polizei erschwert hat; dazu komme, daß inan be» uns nie die Polizei anerkennt. Wenn gesagt iverde, die Ber liner Polizei sei die erbärmlichste von der Welt, so streife dies nicht nur an „eine Disposition zur Grobheit', sondern wirke auch im Publicum, und mache letzteres noch weniger geneigt, der Polizei in ihrem Wirken beizustehen Um H4 Uhr geht das Haus wider den Willen der Antragsteller, welche eine Vertagung auf den Anfang der Mittwochsitznng wünschen, über zu der Interpella tion Lo«, die gleich zu beantworten der Minister des Innern sich bereit erklärt. Diese Interpellation lautet: I) Ist es der königl. Staatsregierung bekannt, daß der seit O-K Jahren bestehende Verein der deutschen Katho liken (Mainzer Verein) und damit viele Tausende dem selben angehörende preußische Staatsbürger in amtlichen Erlassen preußischer Provinzialregiernngen, der königl. Regierung zu Koblenz vom 5. September 1872, der königl. Regierung zu Trier vom 12. November 1872, der königl. Regierung zu Aachen vom 7. und 13. November 1872, und zwar von Letzterer unter der Beschuldigung einer „höchst unpatriotischen und staatsfeindlichen Tendenz" vcr dächtigt wurden, und auf Grund dieser Beschuldigungen Staats und Gemeindebeamten, Schulinspectoren und Leh rern der Beitritt zu diesem Vereine und die Beiwohnung seiner Versammlungen unter Androhung von DiSciplinar strafen untersagt wurde ? 2) Ist eS der königl. Staatsregierung bekannt, daß im Laufe des letzten Jahres eine grove Anzahl von Katholiken Versammlungen durch die Polizeibehörden ausgelöst, resp. untersagt wurden, ohne daß diese Behörden durch einen gesetzlichen Grund hierzu ermächtigt gewesen wären? (Folgt eine Aufzählung von 26 Einzelsällen.) 3) Welche schritte wird die königl Staatsregicrung thnn, um preußische Staatsbürger vor Verdächtigungen genann ter Art und vor Eingriffen in das ihnen verfassungsmäßig garanlirte Vereins und Versammlungsrechl von Seiten der Verwaltungs und Polizeibehörden zu schützen ? Der Interpellant Abg. v. Los begründet seine In terpellation in einer Weise, die aus den Bänken der Liberalen mehrfach die lautesten Unterbrechungen hcr- vorruft. Immer wiederholte Rufe: „zur Sache" machen es zeitweilig unmöglich, von einer ganzen Reihe von Sätzen mehr als vereinzelte Worte zu vernehmen. Vice Präsident Loewe, welcher das Präsidium übernommen, fordert den Redner nach mehrfachen Ermahnungen for ¬ mell auf, sich au die Interpellation zu halten. Die fast zweistündige Rede fand am Schluß gar keine Aufmerk samkeit im Hause mehr, allenthalben bildeten sich Grup pen, die sich zwanglos unterhielten. Die Bänke lichten sich immer mehr. Der Minister des Innern erklärt hierauf im Wesentlichen Folgendes: Die in Rede stehende» Verfügungen der Regierungen sind mir bekannt, wenn auch nicht im Wortlaut, w»e dem Inter pellanten. Die Auflösungen sind mir nicht bekannt; da mir keine Beschwerden zugegangen sind, nehme ich an, daß sie ge setzmäßig erfolgt sind. Der Interpellant fragt weiter, ob die Regierung gegen die „Verdächtigungen" vorgehen wird, llm den Mainzer kaiholikenverein zu charakterisiren, genügen die Statuten desselben nicht; dazu dient besser ein Aufruf vom 8. Juli 1872, unter dein auch der Name des Interpellanten steht, und welcher die Regierung zu bekämvsen sich offen zur Aufgabe stellt. Die Regierung hält den Verein sür staats feindlich und muß ihren Beamten verbieten, an demselben sich zu betheiligen. Es fragt sich nur, ob sie sich nicht darüber schlüssig machen muß, ob sie den zur Disposition stehenden Be amten die Betheiligung erlauben darf. (Heiterkeit.) Posen, 24. Januar. Der Erzbischof Ledochowski erhielt, wie die „Spen. Ztg." erfährt, Adressen vom Erz bischof von Mecheln, sowie von der englischen Aristokratie, darunter der Herzog v. Norfolk. Er wird darin zum Ausharren „dis in den Tod" ermuntert. Bonn, 23. Januar. Gestern Mittag wnrde, so meldet die „D. Reichs-Ztg.", der Kaplan Esser von Euskichen nach 20tägiger Haft aus dem Gefängniß entlassen. Auch der Rector Eocheu aus Eudenbach ist bereits am Sonntage aus der Untersuchung entlassen, befindet sich „ jedoch noch im Gesängniß, da er noch lO Lage Kerker abbüßen muß infolge Nichtbezahlung einer zudictirten Geldstrafe und der darauf eingetretenen, aber fruchtlos ausgefallenen Execution. ' Hannover, 24. Januar. Bei der heute statt gehabten engern Wahl zum Reichstage wurde der frühere ReichStagsabgcordnete, Professor Ewald iu Göt lingcn, wiedergewählt. Tie Arbeiterpartei stimmte für denselben. Die amtliche Feststellung des Stimmenver hältnisses ist noch nicht erfolgt. Aus Kurdcfsen, 23. Januar, schreibt man dem „Fr. Jouru.": Die kürzlich confiscirte, dieser Tage aber wieder sreigegebene Broschüre Vilmar's, „Der Todeskampf der hessischen Kirche" betitelt, wurde in zahlreichen Eremplaren nach Hannover, Braunschweig und Mecklen bürg versandt. Die Entschädigung des Verlegers sür den nicht unbedeutenden Verlust soll auf den „Fond für Entschädigung der Zeitungsverleger bei unmotivirten Eonfiscationen der Lagesblättcr" übernommen werden. Kiel, 25.. Januar. (Tel.) Der Ehcf der Admiralität, . v. Stosch, ist zur Inspection der Marineunterrichts anstalten hier eingetroffen. — Das Resultat der hiesigen engern Reichstagswahl ist zwar noch nicht bekannt, doch bält man den Sieg des Prof. Hänel für gewiß. Von den bis jetzt bekannten 18,605 Stimmen fielen auf denselben 0876, auf den Socialisten Hartmann 8720 Stim men. Rückständig ist das Resultat noch in 46 Bezirken mit circa 2500 Stimmen. Bei der gestern im Wahl kreise Apenrade-Flensburg stattgehabteu eugern Wabl zwischen Prof. HinschiuS (national-liberal) und dem Hof besitzer Krüger-Beftost (Däne) ist Pros. Hinschius mit großer Majorität gewählt worden. Die Dänen, sowie die Socialdemokraten enthielten sich der Abstimmung. München, 24. Januar. Unter dem Vorsitz des Prinzen Luitpold hat heute eine Sitzung deS Staats rat Hs statt gefunden, in welcher, wie die „A. Z." erfährt, ein Ge setzeutwurs berathen wurde, durch welchen aus Anlaß der beabsichtigten Vertagung der Kammern der Staats haushalt für die nächste Zeit in provisorischer Weise ge regelt werden soll. — Der neu ernannte erbliche Reichs rath Graf v. SeinSheim-Grünbach wurde in der heutigen Sitzung der Kammer der Reichs rät he emgcfühtt. Man nahm den Gesetzentwurf, den Antheil Bayerns an der französischen Kriegsentschädigung betreffend, cinstim mig nach den Beschlüssen der Kammer der Abgeordneten an. Dem Schultentilgungscommissar Freiherr» v. Schrenk wurde für seine Geschäftsführung seit 1871 Dank und Anerkennung ausgesprochen. Nächste Sitzung Donnerstag. Feuilleton (Redigirt von Otto Banck.) Nefidenztheater. Das am 25. Januar zum ersten Male gegebene fünfactige historische Drama: „Tie Be lagerung von Turin" oder „Ein Soldatenherz" von dem Italiener Tomenico Lopez wurde mit regem Bemühen und theilweise günstigem Erfolg vor gefülltem Hause abgespielt. Nicht wenig trug dazu die redeflüsskg geschickte Uebersetzung von Or. Hugo Müller bei und nicht minder desselben charaktervolle national-feurige Dar stellung der Hauptpattie Pietro Micca, in welcher er das Pathos mannhafter Bravheit, verbunden mit ange- borner schlauer Klugheit in echt dramatischer Steigerung zum Effect brachte. Ter Seelenkampf zwischen Familien liebe und Ehrgefühl, zwischen Dankbarkeit gegen den Wohlthäter und Treue gegen das verrathene Vaterland gab in der frischen racenhaftcn Gestaltung dieser Rolle Gelegenheit zu sehr wirkungsreichen Scenen, die auch vom Dichter kraftvoll ausgcnutzt sind und nur einige Male an das Gcsühlsmättynum des Publikums streifen. Im Allgemeinen müssen sich bei solchem, nicht blos unsern bürgerlichen, sondern überhaupt unsern heimischen Verhältnissen fernstehenden Drama die Schwierigkeiten bemerkbar machen, welche in Gestalt eines ungewohnten Elementes dem in andrer Sphäre so tüchtigen Residenz theater entgcgentreten. Sie werden gesteigert durch die Ueberbürdung der Arbeitskraft, welche für das Personal aus der oberflächlichen Begierde des Publikums nach Novitäten entspringt. Ein gebildetes Theaterpublicum, das seine Geschmacksansprüche über die scenischen Genüsse eines Victonasalons oder einer gewöhnlichen Vorstadt bühne erheben will, muß tüchtige dramatische Leistungen durch jene Ausdauer schützen und stützen, die von trefflich gespielten amüsanten Stücken eine oftmalige Wiederholung erträgt. Bei einer Bühne ist der Reiz der Schauspiel kunst die Hauptsache, nicht zu verwechseln mit dem lite rarischen Reiz der Neuheit, der in der Leihbibliothek ge kitzelt wird. Ein Publicum, welches jene Ausdauer nicht hat, verbittet sich ein gutes Theater, gleichviel, ob Hof oder Stadttheater; es gleicht einem neugierigen Frager, welcher ungeduldig davon springt, wenn man sich die Mühe giebt, ihn; vernünftig Rede und Antwort zu stehn. Das praktische Leben kann über dergleichen Halbheiten mit wehmüthigcm Lächeln hinwcgkommen, eine Bühne kann es nicht. Sie wird dadurch zum unruhigen Reper toirewechsel geführt, und wenn sie lange Zeit vergeblich der wetterwendischen Laune nachgegangen ist, ihr flüchtiges Interesse beim Schopfe zu fasten, so wird sie durch die gebrochene physische und geistige Kraft ihrer gehetzten fast schlaflosen Mitglieder zu der Einsicht kommen, daß cs für die Aussicht von ein bis vier Wiederholungen nicht lohnt, alle Mittel zur bestmöglichen Vorführung eines Stückes aufzubieten. Diese Bemerkungen für heute beiläufig, weil sich hoffen läßt, daß sie von einem zahl reichen Sonntagspublicum gelesen und mit willigem Sinn verständig ausgenommen werden. Zn der Aufführung von „Ein Loldatcnherz" war Frl. Eppner, Pietro's Weib, zunächst am meisten in ihrer Rolle, die sic mit Wärme und Natürlichkeit, also mit dem Fortschritt zum Einfachen, Kothurnfreien sprach. Der Verfasser hat in erster Instanz die Absicht ge habt, auf das Nationalgefühl seiner Landsleute zu wirken. Um es. unbefangener thun zu könne, machte er die zu einer politischen Person verschmolzenen Karl Albert und Victor Emanuel zu einem geistigen Gewände von modernem Schnitt, welches er seinem Herzog Victor Amadeus von 1706 überzog; ferner bildete er als etwa» Schmeichelhaftes für den Geist der italienischen Armee sein Soldatenherz Pietro's nach französischen und deutschen Vorbildern im Widerspiel gegen die italienische Nation» lität, welcher zwar nicht die patriotische Bravour, aber der Corpsgeist des soldafischen SergentcncnthusiasmuS ein völlig fremder Blutstropfen ist. Unmöglicher noch war diese militärische Erscheinung in der zerrissenen Periode italienischer Patteikämpfe. Beide politische Absichten des talentvollen Dichters haben zu einer Anzahl Tendcnzphrasen und Tiraden ge führt, wie wir solche auch auf dem deutschen Theater in verschiedenen Epochen, prickelnd und schlagend, geistreich neu, oder noch öfter unsäglich abgedroschen, mit äuge hört haben. Auf unbefangene Gemüther macht Lopez' italienischer Kriegsmuth gegen Frankreich einen eigen thümlichen Eindruck, der nicht völlig in Harmonie mit der Geschichte steht und kühnere Ermattungen aus der Hoffnung schöpft, die dem Menschen nichts kostet, als aus der Erfahrung, die er thcuer bezahlt hat. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie bei solchen Kraftstellen in Italien das patriotische Kaffeehauspublikum im nichts- durchbohrenden Gefühle seiner lebenslustigen Todesver achtung und todesvcrächtlichen Lebenslust applauvitt haben mag. Otto Banck. Die österreichisch ungarische Polarerpedition. Von der österreichisch ungarischen Expedition unter Weyprecht und Payer — bemerkt Ör. Petermann in den Geogr. Mitth. I. 1874 — ist im Jahre 1873 keine Nach richt eingegangen und Diejenigen, die deren Persönlich leiten, ihre Pläne u. s. w. kennen und zu würdigen wis sen, ermatten auch vor dem Herbst 1874 keine. Die Expedition hatte Bremerhaven am 13. Juni, Tromsö am 14. Juli 1872 verlassen und war zuletzt von der Wilt schek'schen Expedition am 21. August desselben Jahres ' bei Eap Nassau auf Nowaja-Semlja gegen Osten dampfend gesehen worden. In der Instruction heißt es über den Plan u. A. folgendermaßen: „Der Zweck der Erpedition ist die Er forschung des unbekannten Gebiets im Norden von Sibirien. Sind die Eiszustände günstig genug, so ist die Erreichung der Bcringstraße und die Rückkehr durch dieselbe auzustreben. Auf höhere Breiten soll erst in zweiter Linie und unter besonders günstigen Umstän den restectitt werden. Ein Versuch gegen den Nordpol selbst darf nur gewagt werden, wenn die Erreichung der Beringstraße innerbalb des gegebenen Zeitraums von zwei Wintern und drei Sommern als nahezu gesichert erscheint... Die Expedition ist mit Lebensmitteln auf drei Jahre ausgerüstet. Das Allerwenigste also, was die Expedition aus- zuführcn den Wunsch hat, ist die Durchfahrt durch das asiatische Eismeer bis zur Bcringstraße an den äußersten Spitzen des Eonfincnts-Eiscap von No waja-Semlja, Cap Tscheljuskin, den neusibirischen In sein — vorbei. Die kürzeste Entfernung, die von einer solchen Expedition unmöglich einzuhaltcndc gerade Linie zwischen diesen Punkten beträgt 2160 nautische Meilen. Die Erpedition ging erst spät weg, traf im Juli und August ungewöhnlich viel und dichtes Eis („völlig dicht", „breite Eisbarrieren", „allettraurigstc Eisvcrhältnisse") an und hatte sich durch dieses Eis 240 nautische Mei len hindurchzuarbeitcn, ehe sie nur zum Eap Nassau bei Nowaja-Semlja gelangte, welches erst als der „Aus gangspunkt der Expedition" von den Führern an gesehen wird. Was nun die bisherigen kärglichen Nachrichten von Nowaja-Semlja aus dem vergangenen Sommer anlangt, so hat keiner der norwegischen Fischer jenseit Eap Nassau
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