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Dresdner Journal : 30.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187404307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-04
- Tag1874-04-30
- Monat1874-04
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 30.04.1874
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M S8. liu kcick«: läkrliek:. . . . K 1'klr ^Mkrliok: 1 1'dlr. 1b i:lurvluvd>'umink>ni: 1 k^ssr. lu?r»o»»«o tritt iltkrlivk S 4'KIr ^tsnipslßobükr, »a»»»rU»Id«1«« cleutsokvQ tiviot»«» Ko»t- vnä 3tcmp«l»u»ckl»tk Kiuru, luserLteuprel«?: I'2r <j«o Itsum «iuer Aespalwoeo l^titrml»: L K^r, Outvr ^io^sskucll" cllv stille: b dlzr. Lrsvkeluellr l^Ued mit ^mu»km« ä«r 8ouo- uaä ksisrt»xo, Abssä» kür äsu kol^vuäso 1^. Donnerstag, den 30. April. DreMkrZmmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1874. 1^tP»tU: Fr Lro»»<t»tatt<r, Oommi«ionLr ä« llr«»är»»r 4ourn«U»; t-bsucl», : LuAt» Hu .' u L ll»mdmF->«rU». Vt»llIrIp,^-v»>«I.Lr«,I»u-7r»LtiNirt» ».; L<i«*«ri»trin F ^A/rr, S«rlio Vi«»-L»wd»rs-kr»G-l^ip«ix-V>»n>- turt » ». -»Lacd»»^ N«<1. >«rU» A Vnen/iiic-tianl.L.^OLxe/it, Lr«m«»: Lc/Uuite, ür», I»u: I-.ÄauAen'» LürvitU; vdimutt,: Fr 1 <»</», TrUn'-- krt» L.: F 9a«j/rr>vk«u »k.<7. Lrrr»m,t»'»et,e öuekk., Duuie<0(7c>.,' UorUti: /nvü, N»m»»vr: (' LÄiü«/«-: k»rt»: Lara«, /xiM«, L«tt,«r<s O'o., Lauüe -t" t'o., Äiuktk. ^Inuauern-Lürra«, Vi«o: Ft Urr»u»x«d»r: Xünixl. Lrpväition «les Oresäner IvurnLl», vro»clso, LlirrgurvIkeuKkE Ko. 1. Amtlicher Ttzeil. Dresden, 29. April. Ihre Majestäten der König und die Königin haben heule AUerhöchstihre Villa zu Strehlen bezogen. Dresden, 29. April. Ihre Kaiser!. Hoheiten die Frau Großfürstin Alexandra und der Großfürst Constantin von Rußland sind gestern Nachmittag 3 Uhr 20 Min. von Leipzig hier eingetroffen, im König!. Palais am Taschenberge abgetreten und Abends 6 Uhr 20 Min. nach Leipzig zurückgereist. Dresden, 27. April. Se. Majestät der König ha ben nachstehende Personal-Veränderungen in der Armee allergnadigst zu genehmigen geruht: Die Beförderung des Ing.-Hauptmanns Portius des Generalstabes zum Major; die Verleihung des Ma jors-Charakters an den Hauptmann Schuster des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101; die Beförderung der Premierlieutenants Thimm ig des 3. Jnftr.-Reg. Nr. iO2, Trefurth des Schützen- (Füs.-) Reg. Nr. 108, Aster des 6. Infanterie-Reg. Nr. >05, Kirchhoff des 1. (Leib-) Gren.-Reg. Nr. 100, Graf Vitzthum von Cckstädt des 1. Iäger-Bat. Nr. 12 und Scheibe des 5. Jnfant.-Reg. Sir. 104 zu Hauptleuten bez. Compagnie- Chefs; die Beförderung der Secondelieutenants Gün ther des l. (Leib-) Grenadier-Regiments Nr. 100, von Bothmer des 3. Infant.-Reg. Nr. 102, Clausen des Schützen- (Füs.-) Reg. Nr. 108, Overbeck des 7. In fanterie-Regiments Nr. !06, Nicolai I. und Gräße des 8. Infanterie-Reg. Nr. 107 und Reiche-Eisen stuck des 6. Jnf.-Reg. Nr. 105 zu Premierlieutenants in ihren Regimentern; die Ernennung des Adjutanten Sr. Äönigl. Hoheit des Prinzen Georg, Rittmeister von Chrenstcitt, unter Enthebung von seiner Adjutanten- Function, zum Escadron - Chef im Garde-Reiter-Regi- mente, sowie die des Escadron - Chefs im Garde-Reiter- Regimente, Rittmeister Edlen von der Planitz, zum Adjutanten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg; die Enthebung des Rittmeisters von Oppell von seiner Function als Adjutant der Cavallerie - Division unter Ernennung zum Escadron-Chef im Garde-Reiter-Rgte.; die Ernennung des Escadron - Chefs im I. Reiter-Reg., Rittmeister Frhrn. von Hammerstein zum Adjutanten der Cavallerie-Division unter Stellung ü la suitv des genannten Regiments; die Beförderung der Premier- lieutenants von Hartmann des 2. Reiter-Regiments und Poten des I. Reiter-Regiments zu Rittmeistern und Escadron - Chefs im 1. Reiter-Regimente; die Be förderung der Secondelieutenants von Broizem des Garde-Reiter-Steg, zum Premier-Lieutenant im 1. Reiter- Regimente, Frhr. vonStralenhcim I. des 2. Ulanen- Regiments Str. 18, von Stieglitz des 1. Ulanen-Rcg. Str. 17, von Haugk des 1. Reiter-Regiments, von Sandersleben des 2. Reiter-Reg. und von Zehmen des 3. Reiter-Reg. zu Premierlicutenants in ihren Re gimentern ; die Beförderung des Seconde-Lieutenants der Landwehr Faulhaber des 2. Bat. (Löbau) 3. Land wehr-Regiments Str. 102 zunl Premier-Lieutenant der Landwehr-Pionniere; die-Entlassung des Oberstabsarztes 1. C lasse Hennicke des 1. (Leib-) Gren.-Regts. Nr. 0 0 aus Allerhöchsten Kriegsdiensten mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der für verab schiedete Militärärzte vorgeschriebenen Uniform; die Ver abschiedung des Premier-Lieutenants Freiherrn von Us lar-Gleichen des 8. Infanterie-Regiments Str. 107 aus Allerhöchsten Kriegsdiensten. Dresden, 23. April. Se. Königliche Majestät haben dem Professor l^i. Knothe des Cadetten-Corps das Ritter kreuz des AlbrechtsordcnS allergnädigst zu verleihen geruht. Seine Majestät der König haben dem Geheimen Iustizrath Professor und Ordinarius des Spruch-Col- tegiums bei der Universität Halle, D>. Carl Witte, das Comthurkreuz 0 Classe des Albrechtsordens aller- gnädigst zu verleihen geruhet. Dresden, 24. April. Dem Pfarrer lo. pllil. Ernst Oswald Schmidt in Lheuma ist das Pfarr- und Superintendentenamt zu Annaberg übertragen worden. Dresden, 25. April. Se. Majestät der König haben den Bürgerschullehrern Friedrich Heinrich Fischer und Johann Gotthelf Blochwitz in Chemnitz die goldene Medaille vom Albrechtsorden zu verleihen geruht. IMlamIlichtr Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschan. (Preußische Zeitungen.) LageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg i. Pr. Hannover. München. Weimar. Prag. Madrid. London. Bukarest.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffent! Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Stollberg. Falkenstein.) Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Mittweida. Rei chenbach.) Lotteriegewivnliste vom 28. April. Telegraphische Witterungsberichte. Telegraph:! cho Nachrichten. Wien, Dienstag, 28. April, Nachmittags. (Corr.-Bur.) DaS Abgeordnetenhaus hat in der heu tigen Sitzung das Klostergesetz in der SpecialdiS- cusfion bis zum H 16 erledigt. Bei K 1 brachte der Abg. Fux das von ihm ange kündigte Amendement ein, daß zur Errichtung von Orden und zur Ansiedelung von Klöstern ein Reichsgesetz erfor derlich sein soll. Obgleich der Kultusminister . v. Stre- mayr sich dagegen erklärte, weil es nicht angehc, die Grenzen der Administration zu Gunsten der Legislative zu verrücken, wurde das Amendement Fux angenommen. Der An trag des Abg. Kopp, daß in inländische Klöster nur öster reichische Staatsbürger eintreten und Vorsteher derselben sein können, wurde ebenfalls angenommen; desgleichen der Paragraph betreffs Aufhebung einer Klostergenossen schaft mit einem verschärfenden Amendement von Ruß; ferner der Znsatzantrag Mayrhofer's betreffs des Auf hörens der Wirksamkeit des Gelübdes der Ehelosigkeit. Tie übrigen Amendements werden verworfen. Im Laufe der Debatte erklärte der Kultusminister, die Regierung könne den obigen Abänderungen nicht zustimmen. Paris, Dienstag, 28. April, AbendS. (W. T. B.) Die Negierung wird, dem Vernehmen nach, bei der Nationalversammlung sofort nach dem Lu- sammentreten derselben die Genehmigung zur Auflösung deS GeneralrathS von Marseille nach- suchen. Die Nachricht, daß der Graf v. Chambord in Versailles tingetroffen sei, wird der „Agence Ha- vaS" als unrichtig bezeichnet. Paris, Mittwoch, 29. April. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) DaS „Journ. officiel" veröffentlicht ein Decret, welches die Wähler des Departements Niövrc zum 24. Mai zusammcnberuft zur Wahl eines neuen Deputirten an Stelle des auSgeschie- denen Deputirten Generals Ducrot. Haag. Dienstag, 28. April, AbendS. (W. T. B.) Das GroS der holländischen Armee wird, nach einer amtlichen, aus Atchin hier eingeaangenen Meldung vom 25. d., bereits am 29. nach Java sich einschiffrn. Lum Commandanten der zurückblei- benden Besatzung ist der Oberst Pel ernannt worden. Die Atchinesen haben, wie die Zeitung von Pc- nang meldet, am N. d. M. in einer Stärke von 8000 Mann einen Angriff auf die holländischen Stellungen gemacht, der indessen ebenso wie ein am 16. von ihnen unternommener Angriff auf den Kraton zurückgewiesen wurde. An der Vertheidi- aung des Kratons nahmen alle holländischen Truppen Theil; der Kampf, in welchem die Hol länder 6 Tobte (darunter 2 Offiziere) und 60 Verwundete hatten, dauerte 8 Stunden. Dem Vernehmen nach sollten die Truppen am 28. April Atchin verlaffen und dort nur 2500 Mann als Be- obachtungSeorpS zurückbleiben. Brüssel, DienStag, 28. April, Abends. (W.TL.) Der Führer der Opposition, Kröre-Or- ban, richtete in der heutigen Sitzung der Deputir- teukammer in längerer Nebe einen Angriff gegen die allgemeine Politik deS Ministeriums, das sich, seitdem eS an das Nuder gelangt, den katholischen Interessen günstig gezeigt habe. Fröre-Orban machte ferner dem Amanzminister Malon den Vor wurf, seine Versprechungen nicht erfüllt zu haben. London, DienStag, 28. April, Mittags. (Reu ters Bureau.) Ein diplomatischer Agent von Don Carlos ist hier ringetroffen, um eine Anleihe zu negociiren und zugleich die Interessen seines Auf traggebers bei der englischen Negierung wahrzu nehmen. Athen, DienStag, 28. April, Nachmittags. lW.T.B.) DaS Ministerium BulgariS hat seine Demission eingereicht, welche vom Könige ange- nommen ist. Der Vertrag mit der deutschen Negierung, durch welchen derselben gestattet wird, im Thäle von Olympia antiquarische Forschungen anzustellen und nach Alterthümern zu graben, ist heute unter zeichnet worden. Dresden, 29. April. Ueber die Thronrede, mit welcher Se. Majestät der Deutsche Kaiser am 26. April den deutschen Reichs tag geschlossen hat, liegen bereits zahlreiche Stimmen der deutschen Presse vor. Wir beschränken uns für heute hier auf einige gedrängte Mittheilungen aus preu ßischen Preßorganen. Die officiöse „Provinzial- Correspondenz" beschäftigt sich vornehmlich mit der Stelle der Thronrede, welche die „hervorragendste" unter den zu Stande gekommenen Arbeiten, das Militärgesetz, betrifft, und sagt dabei: „Durch die Worte der kaiser lichen Thronrede wird vollkommen bestätigt, daß die verbündeten Regierungen, indem sie dem Ausgleich in der Militärfrage zustimmtcn, ihren Blick eben auf die gesammte Lage und Entwickelung der Reichspolitik und auf die Befestigung der Grundlagen derselben richteten und einen parlamentarischen Sieg in der Militärfrage nicht auf Kosten deS weiteren erfolgreichen Zusammen wirkens mit dem Reichstage erkausen wollten. Die Zuversicht des Kaisers für die Zukunft beruht aber vor Allem auf der fortschreitenden Entwickelung des Ver- sassungsleben, sowie auf der im Lande zur Geltung ge langenden Ucberzcugung von dxr Nothwendigkeit der nachhaltigen gleichmäßigen Ausbildung der nationalen Wehrkraft. Ter Verlauf dieser jüngflen Session war in der That geeignet, das Vertrauen des Kaisers und der verbündeten Regierungen auf die weitere politische Entwickelung im Reiche zu rechtfertigen und zu stärken; denn weit bedeutsamer noch als die einzelnen Früchte der Session, ist der politische Sinn und Geist, aus welchem die Reihe wichtiger Vereinbarungen der drei letzten Wochen hervorgegangen ist, der Geist einer wahr haft vertrauensvollen nnd thatkräftigen Einigung zwischen den Bundesregierungen und dem Reichstage. Die Be deutung und die Kraft dieser Gemeinschaft ist während des Verlaufs der jüngsten Session dadurch noch erhöht worden, daß der Geist der Reichstagsmehrheit sich an der eigentlichen Quelle seiner Kraft, in den« Bewußtsein des deutschen Volkes selber erfrischt und gestärkt hat." — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hebt ebenfalls den Passus der Thronrede hervor, welcher das Neichsmilitärgejctz betrifft und bemerkt dazu: „Im schlagendsten Gegensatz zu den heuchlerischen Besorgnissen vor dem „ParlamentShecr" der Zukunft begründet die Thronrede das Verhalten der verbündeten Regierungen mit dem festen Vertrauen in den Patriotismus und die Einsicht des deutschen Volkes, dem die fortschreitende Entwickelung des Verfassungslebens selbst die Ueber- zeugung der Nothwendigkeit^.einer gesetzlichen^Regelung der Gestaltung des Heeres gewähren werde. Der Aus druck dieses Vertrauens, sowie die überzeugende Zuver sicht, mit welcher die Thronrede auf die Gesammtergeb- nisse der Session als auf ein neues Unterpfand einer gedeihlichen Zukunft hinweist, werden im ganzen deut schen Volk, wir sind deß überzeugt, den lebhaftesten Widerhall finden." — Die „National - Zeitung" sagt unter Andern,: „Am 5. Februar ließ der Kaiser in der vom Reichskanzler verlesenen Eröffnungsrede jein lebhaftes Bedauern darüber ausjprechen, daß es ihm durch seinen Gesundheitszustand noch nicht gestattet sei, den Reichstag in seiner neuen Zusammensetzung persön lich zu begrüßen. Am 26. April konnte leider der Kanzler nicht zugegen sein, als der Kaiser, nun „nach ernster Krankheit" völlig wiederhergestellt, den Reichstag beider Verabschiedung durch sein Erscheinen erfreute. Es sind nicht alle bei der Eröffnung angekündigten Gesetzent würfe zur Erledigung gekommen; dennoch spricht aus der Thronrede Befriedigung über den Verlauf der Sitzung, die, wie gesagt wird, durch die tiefgreifende Wichtigkeit ihrer gesetzgeberischen Ergebnisse sich den bedeutsamsten Sitzungen der früheren Reichstage anreihe. Nachdem uns die neugewählte Voltstretung eine Zeit lang einige Sorgen gemacht hat, dürfen und wollen wir ihr zu die sem jetzt erhaltenen Lobe um so mehr Glück wünichen." Die „N.-Z." wirst dann einen verurtheilenden Rückblick auf das Verhalten der Ultramontanen und der Fort schrittspartei in der abgelaufenen Reichstagssession und schließt mit der Versicherung, daß der Reichstag „der Gesinnung des Volkes" nur entsprechen werde, „wenn seine Mehrheit von nun an eine feste Stütze des Reiches gegen alle Feinde sein wird." — Die „Spenrr'sche Zeitung" sagt, die Thronrede zeichne die Situation mit großen, festen und glänzenden Zügen, indem sie Einzelnes, das ja auch erst im Augenblicke des Schlusses, am Sonnabend, formell zur Vollen dung gelangte, nur obenhin berühre. Der Gesammt- eindruck des Schlusses sei: „Der Kaiser ist wie der gesund. Die Krisis ist überwunden." Die „Sp. Ztg." hofft, der kranke Reichskanzler werde auf seinem Schmerzenslager hinzufügen: „Deutschland kann doch reuen, und es bewegt sich doch! Trotz Alledem und Alledem." Und infolge dieser Zauberworte werde auch der Kanzler des Reiches wieder gesunden. — Die „Neue Preußische Zeitung" hebt den Zeitungs berichten gegenüber, welche wissen wollten, die Thron rede werde der Befriedigung des Kaisers über die Rege lung der Militärfrage Ausdruck geben, hervor, daß letzteres nicht geschehen sei. Das hervorragendste Gesetz „solle", nach den Absichten der verbündeten Regierungen, dem deutschen Herre diejenige Organisation „dauernd" sichern rc.; aber sie haben eingewilligt, die nach Ueber- zeugung der Regierungen nothwendige „definitive gesetz liche" Regelung der Friedensstärke des Heeres der Zu kunft vorzubehalten. Zn dem folgenden Satze werde wohl die feste Zuversicht ausgesprochen, im Lande und in den künftigen Reichstagen werde die Ueberzeugung durchdringen, „daß die Sicherstellung der nachhaltigen gleichmäßigen Ausbildung der nationalen Wehrkraft und die Herstellung einer gesetzlichen Unterlage für die jähr lichen Budgetberathungen nothwendig sei, um dem deut schen Heere eine seiner Bedeutung für das Reich ent sprechende Festigkeit der Gestaltung zu sichern" — als einen Ausdruck der „Befriedigung" über das sieben jährige Provisorium werde man dies nicht auslegen können. Den Ausdruck der Befriedigung findet die „N. Pr. Z." ganz besonders in dem Satze, der von dem Invalidcngesetz handelt. — Die „Schlesische Zeitung" rühmt an der Thronrede besonders, da» sie „mit wohlthuendem Tacte" vermeide, auf das soeben mit einer glänzenden Majorität aus den Berathungen des Reichstages hervorgegangene Gesetz über die Landesver weisung und die Internirung renitenter Bischöfe rc. einen besonderen Accent zu legen. — Die „Weser- Zeitung" sagt u. A. (in einer ihrer Berliner Cor- respondenzen), es sei auffällig bemerkt worden, daß Feuilleton. Redigirt von Etto Banck. Permanente Kunstausstellung von Anton Elb. (Fortsetzung aus Nr. S7.) Von dem rühmlich bekannten Meister der Landschaft Robert Kummer befinden sich verschiedene Produktionen im Ausstellungslocale, überhaupt hat er bereits sehr be reitwillig zum künstlerischen Schmuck desselben beigetra gen. So durch die schon früher erwähnten, jetzt nicht mehr vorhandenen großen Gemälde: „die Eremitage auf dem Epomco"(auf Ischia) und „Der Arco-naturale" (auf Eapri). Diesen Darstellungen schließt sich gegenwärtig eine andere neueste an, „ein Hafen in Dalmatien", eine Landschaft, in welcher die in Licht und Duft schwimmende Klarheit der Brrgfernen, die Durchsichtigkeit der freund lich lachenden Meeresfluth mit ihrer feinen tanzenden Wellenbewegung das Auge erlabt und den Glanz des Himmels auffängt. Auch Oelskizzen und Federzeichnungen finden sich hier wieder ähnlich, wie sie uns früher im Kunstverein erfreuten; so die charaktervolle Eichenstudie bei Dessau und ein zart und luftig emporstrebendrr Baumschlag aus Slawonien. Vor Allem sei aber eine in Tusche schättirte Federzeichnung hervorgehoben, ein Küstenbild „Duino bei Triest". Das sichere Erfassen des malerischen Moments, die ungemeine Telicatesse und Präcision, mit welcher hier von den fernen graziösen Bergzacken des schön umkränz- ten Horizontes bis zu den Felsen und Baulichkeiten des Vordergrundes jeder einzelne Gegenstand behandelt ist, ohne ihn doch durch diese liebevolle Technik aus der Ge- sammtharmonie zu isolirrn, verdiente von allen Tenen studirt zu werden, die sich mit dem Zeichnen nach der Natur, mit den, Festhalten ihrer Formen beschäftigen wollen. Hier ist der Kunst des richtigen Sehens die Hand mit den reinsten Linien nachgefolgt. Auch eine Darstellung aus dem Kriegsleben verdient rege Theilnahme; sie ist mehr ein episodisches Erinnerungs bild, als eine künstlerische Komposition und führt zu gleich dey Tod des Majors v. Ouitzow vor, der eben aus den: Hintergründe herbeigetragen wird. Er fiel in der Belagerung von Straßburg bei der Einnahme einer Lünette (Sir. 52) in der Nacht vom 22. September. Das Gemälde ist von k. Geibel in Weimar; cs hat treu sprechende Localfarben, ist im Beiwerk geschmackvoll behandelt und mahnt auch die Kriegskameraden an die Scenen der Wirklichkeit durch mehrere Portraitfiguren; zu ihnen gehören der Held Werder, General Viertens, Prinz Wilhelm von Baden. Die ruhige Haltung bei ihrem dienstlichen Gespräch steht im dramatisch wirkungs vollen Gegensätze zum Toben des Kampfes: es ist die Bravour der Intelligenz und Disciplin, die sich der rohcn Kraft der Kanonenschlünde siegreich entgegenstellt. Der Maler Choulant stellte eine große malerische Partie von Verona in Oel dar, auf welcher manche Ein zelheiten, z. B. die Localtöne der in das Wasser der Etsch niederragenden Häuser und Gemäuer eine recht beifällige Beachtung verdienen, wenn solche auch der Totalwirkung des Bildes noch durch ein unruhiges, buntes und nicht genug verarbeitetes Kolorit verkürzt wird. Von dem fleißigen Aquarellmaler Schlegel empfehlen sich besonders kunstsinnigen Dilettanten aus der Damen welt vier kleine anspruchslose landschaftliche Albumblät ter. Eins derselben eine Föhrengruppe in einer Abend- landschast, an dessen gelblichem Himmel zwei Raben hin ziehen, spricht besonders an. Die Einfachheit der Mo tive und die ebenso einfache und gleichmäßige Methode, welche der Maler in der Technik und in der Farben- verwcndung verfolgt, hat ihn mit Recht zu einem belieb ten Lehrer gemacht, dessen sinnvolle Unterweisung es dem Laien erleichtert, das bei dem Mangel an Vorstudien Mögliche zu erreichen. Jedenfalls gehört eine solche Be schäftigung zur Gattung des empfehlenswerthen Dilettan tismus, der bei einer harmlosen Ausfüllung der Muße stunden nur dazu dienen kann, in der heimischen Natur und auf Reisen schöne Eindrücke verständiger zu ge nießen, oder ihnen wohl gar ein Erinnerungsblättchen abzuringen. Für diesen Zweck ist kaum eine praktischere Methode denkbar, als die des Malers Schlegel, welche er durch eigene Versuche und durch langjährige Er fahrungen bei seinen Schülern sich selbst gebildet hat. Von Leon P ohle ist ein freundliches Genrebild aus- gestellt. Eine junge Dirne vom Lande, die sich wilde Rosen bricht; das Mädchen ist keck aufgefaßt, hübsch ge malt, auch in der Carnation sorgsam modellirt, aber die Umgebung ist für ein so einfaches Genrebild viel zu breit und zu dominirend. Vian kann durch dergleichen an die Landschaft Ansprüche heraufbeschwören, deren Er füllung für den Grundgedanken eines solchen Bildchens ebenso abschwächend sein würde, wie ihre Nichterfüllung störend ist. Für solche Aufgaben mnß sich jeder Künst ler mit einer leichten Andeutung des Beiwerks begnügen; gute Oekonomie läßt die Kunst wie das Leben zu Kräf ten kommen. O. B. Die Nace der Zigeuner. Auch in den Grenzen unseres Landes, namentlich auf der böhmischen Seite, lassen sich diese merkwürdigen Söhne des Südens zuweilen sehen. Sie sind, wie Jedermann weiß, recht eigentlich kosmo politische Vagabunden; von ihrer indischen Heimath aus haben sie sich über ganz Europa und Theile von Asien verbreitet, in 'Nordamerika finden wir sie gen Südwesten hin bis Texas, nach Westen hin bis Kalifornien und Oregon. Ueberall bewahren sie ihren Racentypus, so daß man sie auf den ersten Blick erkennt, und auch ihre psychische Anlage bleibt absolut unverändert. Sie haben, so lange man sie kennt, nicht ein Atom von „Umwande lung" erfahren und auf „Selection" haben sie sich niemals eingelassen. Was die Natur ihnen ein für alle Mal immanent gegeben hat, das bewahren sie permanent. Wir haben eine ausgedehnte Literatur über diese Zigeuner. Es ist daS Verdienst eines Deutschen. Grell mann in Göttingen, zuerst eine gründliche, umfassende Arbeit über sie vor nun länger als 8o Jahren geliefert zu haben; auf die Sprache ist Graffunder zuerst näher eingegangen. Pott in Halle ging dann mit seinem stu penden linguistischen Wissen näher auf diesen Gegenstand ein. Ueber die Gitanos in Spanien und die Gipsics in England haben wir von Borrow ganz unübertreffliche Schilderungen. Die deutschen Zigeuner kennt 'Niemand besser, als der Criminalrath Liebig in Lobenstein. Doch das nur beiläufig. Wir wollen erwähnen, daß Franz Miklosich in Wien eine ausgezeichnete Arbeit über die Zigeuner Europas geliefert hat(1«7.4), die auch schon von A. Hovelaque in der „Revue d'Anthropologie" ge würdigt worden ist. Mitlosich erörtert die Mundarten und Wanderungen der Zigeuner. Ihre Sprache ist ver wandt mit sieben neuindsschen Idiomen: Hindi, Mah- ratta, Pendjchadi, Sindhi, Guzcrati, Bengali, Orissa. Es ist nicht genau nachgewiejen, wann sie ihre in dische Heimath verlassen haben, ob, wie Einige meinen, schon um die Zeit von Christi Geburt oder auch schon früher; gewiß ist, oaß Re erwähnten sieben rrsp. acht Sprachen sich m Indien unter analogen Verhältnissen und Bedingungen entwickelt haben. Der Ausgang der Zigeuner muß jn eine Zeit gefallen sein, da jene Hpra-
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