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Dresdner Journal : 21.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-05
- Tag1874-05-21
- Monat1874-05
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 21.05.1874
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M11S zkvnnemkn^prel,: lm iliutiod«» L»ied«: 7'blr. ^Mbrlicll: I 7'btr. 15 X^r. LlureluvXumm^rv: 1 ttxr. Ivkr«»»»«» tntt i^brlieb 2 IRIr »rompel^evallr, »uri,rd»ld6«n 6»iltiX!t>vn ttoi< >io« Ht- »i»6 8tvmi>«Irn»ct>>üle 1>i»ru, lu^erutsuyrll««': i^ür ävv 8»nm «inor ^^pLltvovu kvtitroils: 2 Xjsr. Oowr „kio^esLnär" äis 2eits: 5 K^jl. Lrsedvlnvur 1'kLUoi» mit ^r»n>»dmo clor 8oim- Nack kvisrt»xa, /tb«vä« kür äeu koi^vväso Donnerstag, den tl. Mai, 1874 Dres-nerImmal. Per^nlwortlichcr NedaNem: I. G. Harimann. F'r. ComwiE«»^ «1«, Dr««1i>«r 3ouru»I»; «benäLu.: LxAtn ^>0».' «. L ^r«^«r, Lu»durU-S«rli»- Vi«ll-L*!p»tg-L»»»I !Sr«»I»o-rr»Llltiirt» ».: Laa»«n»te»» et , Lerlü» VtSll-H»wdllr^-kr«^-L«tp,i^-7r»Lt- ksrt ». H - Hüocd«» t Nu«i L«rU» ^1 )ketrme^«r, /»va/«Ak»ic/a»it, // 3/Lf,c/U/ Srsmeot L L'c^lott«, vr», lLu: D. ÄanA^i's Lüissu; vk«m»1t»: / r l'oiAl, kr»»'-- turt» H :^ ^/aeAer >-etieu »/.<?.//rrr»ia>in'»vke Üucktr,, Daubeck Co.,' vorlitr: Div D , 8«>u»ovr: <7. §c^ii««ter,- v»ri«: //a«a>-, /.a/rtte, Du?/ier ck Co., Ilattx»rt: Daub« ck Co., §üriÄ. ckuno-icen-Düeeau, Vt«u: II/ Oxpettt. ll«-r»usxeder: K'wi?I. ^»peliition rlo8 0reiner 7ourn»I», t ir!dtit-», >1ar^IV.-tIli!Itjsil!,»«! Xo, 1. Ämtlicher Thtii. Dresden, 2". Mai. Seine Hoheit der Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein ist heute Vor mittag 9 Uhr 15 Min. nach Primkenau adgereist. Dresden, 20. Mai. Seine Majestät der König haben in einer am heutigen Tage dem Königl. Italieni schen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Grafen von Launay ertheilten Particular- Audienz das Beglaubigungsschreiben, durch welches der selbe von Neuen! in dieser Eigenschaft an dem hiesigen Königlichen Hofe accreditirt wird, entgegenzunehmen geruht. Dresden, 13. Mai. Se. Majestät der König haben dem emer>tirten Cantor und Bürgerschullehrcr Johann Christian Gottlieb Günther in Oederan die goldene Medaille vom Albrechtsorden zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem vormaligen Rathmann Otto Leopold Poppiß zu Borna das Ehrenkreuz vom Albrechtsordcn zu verleihen. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Copisten in dem Bankgeschäfte von Küstner und Comp. zu Leipzig Wilhelm Ehregott Preißler die silberne Medaille vom Albrechtsordcn zu verleihen. Se. Majestät der König Haden allergnädigst geruht, dem Gerbergescllen Andreas August Wudcwitz zu Kleinwclka die silberne Medaille vom Albrechtsordcn zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 20. Mai, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der soeben erschienenen „Prov.-Corr." zufolge wird der Kaiser um 26. d. und die Kaiserin Ende des Monats zu einer etwa 14 tägigen gemeinsamen Residenz auf Schloß Ba belsberg zurückkehren. Der Schluß des Landtags erfolgt übermorgen (Freitag) Mittags 12 Uhr in gemeinschaftlicher Sitzung beider Häuser im Äbgeordnetenhause durch den Liccpräfidentcn des MinisterrathS, Camp hausen. Buda-Pest, DienStag, 19. Mai, Nachmit tags. (Corr.-Bur.) Die Delegation des ReichSrathS Hal heute das ExtraordwaruuL deS Kriegsbudgets erledigt und die sämmtlichen Ausgabeposten in der Gesammtziffer von 4,600,000 Al., mit Ausnahme des für die Fortsetzung des FestungSbaueS in Przemysl verlangten Betrages von 1,600,000 Kl., bewilligt. Der letztere Posten wurde nach län gcrer Debatte in Gemäßheit dcü Ausschußantragö abgesetzt. Die Resolution des Ausschusses, der Kriegsminister möge bei den beiderseitigen Regie rungen auf das Zustandekommen eines neuen, ge rechten, den Wünschen der Bevölkerung entsprechen den Einquartierungögcsetzrs hinwirken, wurde an genommen. DaS ungarische Abgeordnetenhaus hat den Gc fetzrntwurf, betreffend die neue Anleihe, mit großer Majorität angenommen. Ein Separatvotum Tisza s, 5 Millionen Fl. zu Darlehen zu verwen den, wurde abgelehnt. Paris, DienStag, 19. Mai, Abends. (W. T. B.) Die „Agence Havas" erfährt, cö sei Hoff nung vorhanden, daß sich das neue Ministerium noch heute Abend constituirrn werde. Als Mit glieder deS Cabinets werden außer Goulard namentlich Magne, Mathieu Bodet und der Herzog v. Drcazrv genannt. Der Gesandte des deutschen Reichs, Fürst v. Hohenlohe - Schillingsfürst, ist heute hier ein- getroffen. Wegen der gegenwärtigen Minister- krifiü ist derselbe vom Marschallpräfidenten noch nicht empfangen worden. Versailles, DienStag, 19. Mai, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung hat heute den Gesetzentwurf über die Kinderarveit in den Fabriken in definitiver Schlußabstimmung ange nommen. Madrid, DienStag, 19. Mai, Morgens. (W. T. B.) Der General Pavia hat seine Entlassung eingereicht. — Die Nordarmee hat die Carltsten vom Monte-Abril vertrieben. London, DienStag, 19. Mai, Nachmittags. (W.T.B.) Der Kaiser von Rußland begab sich heute Morgen in Begleitung des Großfürsten AleriS, deS Prinzen und der Prinzessin v. Wales und deS Herzogs und der Herzogin v. Edinburgh und großem Gefolge nach Aldershot, woselbst eine große Revue stattfand. Dieselben trafen gegen »2 Uhr in London wieder ein. Cagesgefchichie. Dresden, 20. Mai. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer, welcher als Vertreter der Staats- rcgierung die Staatsministcr v. Fabrice, v. Nostitz-Wall- wiy und Abeken, sowie Geh. Rath Körner, geh. Regie- rungsrath v. Kieseuwctter und geh. Justizrath Anton bei wohnten, erstattete zunächst Vicepräsidenl Pfotenhauer namens der 2. Deputation Bericht über Pos. 6»- des außerordentlichen Budgets, Baukosten für ein in Frei berg zu errichtendes Landgericht betreffend. Die ur sprüngliche Vorlage erbat die Genehmigung eines mit der Stadtgemeinde Freiberg über das an das jetzige Be- zirksgcrichtsgrundstück unmittelbar angrenzende commun- liche Areal vereinbarten Kaufvertrags; neuerdings sind jedoch dem Justizministerium noch einige andere Bau plätze angeboten worden, deren Akquisition die Staats regierung eventuell sich ermöglicht sehen möchte. Die Deputation hat einen Antrag vorgeschlagen, durch welchen dieser Zweck erreicht wird. Bürgermeister Clauß stellte einen Gegenantrag, durch welchen die Regierung ge- nöthigt werden sollte, den Platz des jetzigen BezirkSge- richlsgebäudes nebst dem angrenzenden Areal zu über weisen. Die Kammer entschied sich jedoch, nachdem der Re ferent den Clauß'schen Antrag als einen Eingriff in die Executive bezeichnet und Staatsminister Abeken ein Zu- rückkommcn auf das ursprünglich in Aussicht genommene Areal als durch die Annahme des Teputationsantrags nicht ausgeschlossen bezeichnet hatte, gegen 1 Stimme, für den Antrag der Deputation. Hierauf beschloß die Kammer auf den Bericht der 2. Deputatton (Referent v. Böhlau), übereinstimmend mit der Zweiten Kammer die durch den Rechenschaftsbericht über die Verwaltung mehrerer Fonds beim Kricqsministcrium auf die Jahre 1808 bis mit 1872 an die Stände gelangten Nach weisungen als ausreichend zu erachten und bei denselben Beruhigung zu fassen. Dcn Schluß bildeten Berichte der 4. Deputation (Referenten: Oberschenk v. Metzsch und Frhr. v. Burgk), auf deren mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer übereinstimmende Anträge die Kammer beschloß, die Beschwerde Simmig's in Loschwitz wegen eines Bauvcrbots und die Petition des Gasthofsbcsitzers Hempel in Connewitz und 28 Genossen und des Musik directors Wenk in Leipzig und Genossen, das Tanzwesen betreffend, auf sich beruhen zu taffen. Eine kurze Dis- cussion veranlaßte die Beschwerde des Kaufmanns Th. Meyer in Dresden wegen Zurücknahme einer Bau genehmigung. Die Zweite Kammer hatte beschlossen und die Deputation beantragte, diese Beschwerde der Staatsregicrung zur Erwägung zu überweisen, wogegen Präsident v. Criegcrn vorschlug, dieselbe für unzulässig zu erklären, weil nicht nachgewiesen sei, daß die Be schwerde bei dem Ministerium des Innern keine Abhilfe gefunden habe. Bürgermeister Löhr trat dieser Anschau ung bei, wogegen Geh. Rath v. König zur Empfehlung des Tcputationsantrages geltend machte, daß eine frühere Beschwerde des Petenten gleichen Inhalts vom Mini sterium abgewiesen worden sei, und Vicepräsidenl Pfoten hauer die nähere Erwägung durch die Staatsregicrung wünschte in der sicheren Erwartung, daß das Verfahren der Dresdner Baupolizeibehörde als vollständig corrcct »erde befunden werden. Die Kammer erklärte gegen 10 Stimmen die Beschwerde für unzulässig. — Nächste Sitzung unbestimmt. Die Zweite Kammer nahm zunächst die Gesetz entwürfe wegen Abänderung einer Bestimmung des Ge setzes i-ub Ü. vom 30. Januar 1885 und über die Uebertragung der Verpflichtung zu Unterstützung bedürf tiger Familien von zum Dienste einberufcnen Mann schaften der Reserve, Ersatzreserve und Landwehr auf die Bezirksverbände, erstem unverändert, letztem in einer von der Deputation amendirten Fassung ohne Debatte an: stimmte sodann dem im Vereinigungsverfahren zur Beseitigung eines der beiden Differenzpunkte, welche zwischen den Beschlüssen beider Kammern zu dem Gesetz entwürfe wegen einiger Abänderungen der Verfassungs urkunde übriggeblieben waren, vereinbarten Anträge ohne Debatte zu, — betreffs des andem Punktes soll die Erste Kammer dem Beschlusse der Zweiten beitreten; bewilligte sodann ohne Debatte die Positionen 24 und 26 des außerordentlichen Budgets, 3^02,670 Thlr. zur Verstärkung des Transportmittelparkes der Staatseisen bahnen und 127,830 Thlr. zur Vollendung des neuen Signalsystems, Herstellung von Blocksignalcn rc. an die scn Bahnen; nahm die Anzeige von der Rcsultatlosig- kttt des Vercinigungsverfahrens betreffs des D»i. Minck- witz'jchcn Antrags auf Aufhebung der HK 92 und 103, letztes Alinea, der Vcrfassungsurkunde entgegen, wobei der Referent Abg. Di. Biedermann und der Antrag steller Abg. Dr. Minckwitz die Ablehnung des von der Deputation der Ersten Kammer gemachten Vereinigungs- Vorschlags kurz motivirten; beschloß ohne Debatte gegen 3 Stimmen, bei ihrem auf den die Verkündigung des Unfehlbarkeitsdogmas betreffenden Antrag des Abg. Lud wig gefaßten Beschlusse, dem die Erste Kammer nicht beigetretcn ist, lediglich mit Weglassung der Worte, welche die von der Regierung verlangte Bekanntmachung zu nächst in dem — inzwischen eingegangencn — latho lischen Kirchenblatte veröffentlicht wissen wollen, stehen zu bleiben, die auf diesen Gegenstand bezüg lichen, neu eingegangenen Petitionen aber dadurch für erledigt zu erklären; überwies die Petitionen der Stadtgemeinde Bischofswerda rc. um Uebernahme bez. Erhöhung des für Militärleistungen in Friedcnszeiten zu vergütenden Aufwandes aus 0>taats- event. Reichs kassen nach einer Befürwortung durch Abg. Päßler der Regierung zur Kenntnißnahmc; drückte dem ständischen Archivar für die von ihm gefertigte Zusammenstellung der Beschlüsse und Anträge des Landtags 1871/73 und der darauf ergangenen Entschließungen ihre Anerken nung aus und nahm, nach einigen Bemerkungen des Abg. Beeg, einen Antrag der 3. Deputation an, der sich auf die künftig diesen Zusammenstellungen zu gebende Anordnung bezieht, und trat ohne Debatte dem von der Ersten Kammer auf den die Botenlöhne bei den königl. Behörden betreffenden Seiler'schen Antrag gefaßten Be schlusse bei, diesen Antrag der Regierung zur Erwägung zu überweisen. Sodann folgten Berichte der 4. Depu tation über Petitionen. Eine Petition Theresien verw. Falke hier um Gewährung der nach 8 96 des Reichs- gesetzeS vom 27. Juni 1871 bestimmten Beihilfe für hinterlassene arme Aeltern und Großältern von im Kriege gefallenen einzigen Ernährern beantragt die Deputation der Negierung zur Berücksichtigung zu empfehlen. Dieser Antrag wurde nach längerer Debatte, über die wir in der Beilage berichten, trotz des Widerspruchs der Vertreter des Kricgsministeriums angenommen. Ueber die folgenden vier Petitionen fand keine Debatte statt. Es wurde be schlossen, die Petition Teüow'S in Cotta um Ueberlas- sung eines zum hiesigen Ostravorwerke gehörigen Areals auf sich beruhen zu lassen, betreffs der Beschwerde des Gersdvrfcr Stcinlohlcnbauvcrcins über Einziehung eines öffentlichen Weges Leni Beschlusse der Ersten Kammer, sic aus sich beruhen zu lassen, bcizutrclen, die Petnion Hcnler's in Rvßwcin nm eure Unterstützung aus Staats- milttln zum Wiederaufbau«: seines Lurch Wasferstuthen beschädigten Hauses der Regierung zur Kenntnißnahme zu überweisen, betreffs der Beschwerde Polster's in Wahlen wegen Genehmigung des dortigen Bebauungs planes durch das Ministerium des Innern dem Be schlusse der Ersten Kammer, dieselbe auf sich beruhen zu lassen, beizutretcn. Nächste Sitzung morgen Abend 6 Uhr. * Berlin, 19. Mai. Die heute stattgehabte Sitzung des Herrenhauses war nur von kurzer Dauer und bot wenig Interesse dar. Das Haus genehmigte ohne Dis- cussion in zweiter Berathung die Gesetzentwürfe, betref fend die anderweite Regelung der Wasserlaufabgaben im Gebiete des Reg.-Bez. Wiesbaden und betreffend das Höferecht in der Provinz Hannover, ferner in der Schluß- berathung die Verträge mit Hamburg vom 7. Januar 1874 wegen Regelung der Grenzverhältnisse an der Süderelbe, mit Mecklenburg-Schwerin vom 1. Mai 1673 über die Landesgrenze auf und an der Elbe vom Ein fluß der Löcknitz bis zur mecklenburg-lauenburgischen Grenze unterhalb Boitzenburg rc. und mit Braunschweig vom 9. März 1874 wegen Theilung des Communion- gcbietes am Unterharzc. Im Abgcordnetenhause bildeten Interpellationen die Hauptgegenstände der Tagesordnung, Zunächst wurde eine Interpellation des Abg. Respondek, welche Remedur gegen „den offenen Eingriff in die bestehenden Rechte" verlangt, der darin liegen soll, daß die Propstei Par- chanie im Großherzogthum Posen mit ihrem Vermögen und ihren Gebäuden nach dem Tode des letzten Pfrün- deninhabcrs vom Landrath in Besitz genommen ist (selbst verständlich so lange, bis ein Nachfolger im Amt prä- sentirt wird, der den Vorschriften des Gesetzes wegen Anstellung der Geistlichen genügt), vom Cultusminister dahin beantwortet, daß die rechtswidrig erfolgte Anstel lung von Geistlichen als nicht geschehen zu betrachten sei und daß sie sofort inhibirt werden müsse, zu welchem Zweck eine allgemeine Verfügung vom 18. November v. I. erlassen worden ist, welche die Pfarrsteüe mit allem Zubehör so lange untcr Verwaltung des Patrones stellt, bis ein gesetzlich qualisicirter Geistlicher berufen wird. Die Propstei Parchanie hat aber den Staat zum Patron, nicht den Erzbischof. Die Regierung zu Brom berg habe demgemäß die Verfügung vv« l8. November rechtmäßig ausgeführt und das Ministerium sei daher nicht in der Lage, Remedur eintreten zu lassen. — Alsdann interpellirte Abg. v. Mallinckrodt den Cultusminister wegen der Verhaftung des Pfarrers Wehn zu Nieder berg (Regierungsbezirk Koblenz), der die lateinischen Bücher und das Kirchensiegel auszuliefern sich geweigert hatte, und gelangte am Schluffe eines säst einstündigen Vortrages zu dem Resultat, daß der Standpunkt der Staatsregicrung ein unsittlicher sei und daß der Sinn für gehorsame Beobachtung der Gesetze in den acht Mil lionen Katholiken des Staates, die sich so willkürlich behandelt sehen, untergraben werde. — Der Cultusminister T>I. Falk bezeichnete in seiner Rede die Sprech weise des Interpellanten als jeder Antwort für un würdig, doch halte er es für seine Pflicht, über den vor- licgenten Fall Rede zu stehen. Es handele sich in diesem Fall um die Wahrung des wichtigen Staats - interesses, daß die den Personenstand betreffenden Ur kunden, mögen sie in deutscher oder lateinischer Sprache geführt sein (denn beide haben gleiche Giltigkeit, im Großherzogthum Posen werden alle Bücher in lateinischer Sprache geführt und in dell westlichen Provinzen wurden sie cs bis zum Jahre 1838), sich nicht in den Händen von Personen befinden, die dazu nicht befugt sind. Sie darf auch die Kirchensiegel in solchen Händen nicht lassen. In Bezug auf das «Strafmaß sei anzuerkennen, daß die Bcfugniß der Behörde es zu bemessen nicht un bedenklich ist; allerdings sei cs theoretisch möglich, daß ein Geistlicher in dem in Rede stehenden Fall lebens länglich in Haft bleibt, ebenso wie es theoretisch möglich ist, daß ein Zeuge, der sein Zcugniß verweigert, lebens länglich in Hast bleibe,l kann. 1. komme cs auf die Bedeutung des Falles an, um zu bemessen, wie weit und wie oft von diesem Bestrafungsrecht Gebrauch ge- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Rundschau über Theater und Musik. In Ler Sitzung der sächsischen Ersten Kammer vom 15. d. Ri. verlieh, bei Berathung der, für Kunst akademien und für Kunstzwecke im Allgemeinen bestimm ten Position des Ausgabebudgets, der Vertreter der Uni versität Leipzig, Prof. IN. Fricke, dem Wunsche Aus druck, daß die staatliche Unterstützung für die Künste sich nicht blos auf die sogenannten darstellenden Künste, die Malerei und Plastik, sonderu nach Maßgabe der Ver hältnisse und Mittel auch auf die Musik und insbeson dere auf den kirchlichen Chorgcsang erstrecken möge. Red ner befürwortete die Pflege der religiösen Ton kunst nicht blos ausschließlich als Erbauungsmoment, sondern zugleich als ein Bildungsmittel ersten Ranges, welches sich bei rechter Zugänglichkeit wie für die Ge bildeten, so auch für die weitesten Kreise segensreich er weise. Zwar seien für Lie Musik viele außerordentliche freie Mittel flüssig und für geistliche Musikaufführungen Vorsorge allerlei Art an zahlreichen Orten schon getrof fen — Dr. Fricke verwies auf dcn Chorgcsang in der katholischen Hofkirche und auf die Dreyßig'sche Singakademie zu Dresden, ferner auf den Thomanerchor in Leipzig —; die großen Schwierigkeiten und Kosten, mit welchen der artige Ausführungen verbunden sind, machten es aber dem Einzelnen, welcher dergleichen unternimmt, unmög lich, ohne eine Ermunterung und Unterstützung seiten der Gemeinden oder des Staates die Aufgabe durch- zuführen. Redner erörterte sodann ausführlicher die Ver dienste des Rirdel'schcn Vereins in Leipzig, welcher so eben dcn zwanzigstrn Jahrestag seines Bestehens aeseiert und, unter vielen persönlichen und sachlichen Lpfern seines Schöpfers und Leiters, eine hervorragende Stel lung in der modernen Kunstgeschichte sich errungen hat. Die Einnahmen durch Erhebung <ines Eintrittsgeldes für solche Aufführungen zu vermehren, dürste sich nicht empfehlen; vielmehr sei an dem Princip frstzuhaltcn, daß dieselben nur für beistcuernde Mitglieder, active und in aktive, zugänglich find. Untcr diesen, von jeder Specu- lation absehendcn Verhältnissen wäre aber z. B. die am 17. d. M. stattgehabte Festaufführung der „hohen Messe" (14 mott) von I. S. Bach ohne eine mit großem Tanke entgegcngenommcnc Unterstützung, deren Quelle der Kam merredner nicht nennen will, gar nicht möglich gewesen. Viel Herrliches und Großes auf dem Gebiete der kirch lichen Musik liege außerdem noch ungehoben, weil die Mittel bisher fehlten, theils es in der entsprechenden Form zu bearbeiten, theils den erforderlichen Aufwand zu beschaffen, diese Werke der Gemeinde in der künstlerisch entsprechenden Form vorzuführen. Durch die Antwort, welche diese Anregungen vom Regierungstische erfuhren, erklärte Prof. Fricke seinen Zweck zunächst vollkommen erreicht zu haben. Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz cvnstatirte, daß die in Rede stehende Position, seitdem sic in dem Budget Aufnahme gesunden hat, von den Ständen lediglich zur Unterstützung der darstellenden Künste bestimmt wurde, und wies darauf hin, daß die Musik in der königl. musikalischen Kapelle und in dem Conservatorium zu Leipzig zwei ganz ausgezeichnete, die Pflege Ler musikalischen Kunst wesentlich fördernde Kunst- anstalten besitze. Sodann betonte der Minister die um fangreiche Unterstützung der weit mehr, als die Malerei und Plastik Gemeingut des Volkes gewordenen Musik durch Gemeinden, Vereine und Private, stellte aber in Aussicht, daß die von Prof. 1)> . Fricke angeregte Sache bei der Aufstellung des nächsten Budgets zum Ge genstände der Erwägung gemacht werden soll, ob der Regierung zur Unterstützung dieses spccicllen Kunstzwciges ein Dispositiousfond zu eröffnen sei. — Wie bereits er wähnt, beging mit der am Sonntag in der Thomaskirchc zu Leipzig stattgefundcnen, zum ersten Male wieder holten Aufführung der „hohen Blesse" von Bach der Riedel'schc Verein sein zwanzigjähriges Stiftungsfest. Am 17. Mai >654 als Gesangquartetl begründet, er weiterte sich dasselbe nach und nach zu einem kleinen Gesangverein, aus welchem schließlich dieses bedcutungs volle, um die Pflege alter und neuer Kirchenmusik hoch verdiente Kunstinstttut erwuchs. Der unermüdliche Diri gent, Prof. Karl Riedel, von der Gründung des Vereins bis zur Stunde an seiner Spitze stehend, bekundete seine exccptionelle Stellung gegenüber dem Liedcrtäflerthum von vornherein durch energische Bekämpfung jeder dilettan tischen Liebhaberei und Zerstreuung. Wer das Wesen unserer meisten Chorgesangvcreine und die Neigungen ihrer Mitglieder nur einigermaßen kennt, wird solche Consequenz zu würdigen wissen; ohne eine gewisse Rigo rosität wären aber die jetzt vorliegenden Resultate, trotz dcs größten Eifers des Führers wie der Vereinsange hörigen, unmöglich zu erzielen gewesen, und so nehmen auch die Letzlcrn an dcn Ehren ihrcs Meisters gerechten Antheil. Leipzig mit seinen langjährigen klassischen Tra ditionen und mit der Fülle von Darbietungen zur Er weiterung des musikalischen Gesichtskreises bot wie wohl kaum eine andere Stadt eine Schaar tüchtiger Dilettan ten, mit welchen ein begeisterter Jünger der Kunst es unter nehmen konnte, die reichen kirchenmusikalischen Schätze der alten italienischen und deutschen Meister zu heben und deren Partituren zu neuem Leben zu erwecken. — Bei so ernsthafter künstlerischer Gesinnung entzieht sich unsere Schwesterstadt freilich auch von vornherein jenen Spekulationen, welche unbegehrte Waare marktschreierisch zu importtren suchen. Welche Berechtigung hat heute noch in Berlin eine stehende italienische Oper? Und doch will der bekannte Impresario Strakojch eine solche in der Kaijcrnadt an der Spree etabliren und jeden Winter eine regelmäßig wn verkehrende 3—4 monatliche Stagionr veranstalten. Hr. Strakvsch gedenkt sogar, falls „er sich in seinen Erwartnngen nicht täuscht", cm eigenes Theater zu erbauen, und würde nicht nur die alleren itanemschen Meisterwerke, sonvern auch die Opern Mozart's seinem Repertoire rinvenciben. Tie lctztern lassen nur uns lieber voll deutichen Künylern verdolmet schen, dw Reize Rvssini's und seiner Nachfolger sind aber allzu fadenscheinig geworcen, um auf die Dauer zu fesseln. Bei dieser Gelegenheit sei ein Dementi der „N. A. Z." registrin, welches in officiösem Tone die Mitthrilung, daß das Libretto der Verdi',chcn „Alda" in der Idee vomKhevive von Aegypten her stamme, für unbegründet erklärt. — Ernesto Rossi hat infolge der sich noch immer steigernden Theilnahme des Publikums die italienischen Schauspiel vorstellungen am Victoriathcater verlängern müssen. Im Gegensatz zu seinen, durch des einzelnen Mannes Genie und Meisterschaft errungenen Triumphen ernten die Meininger Gäste täglich wieder neue durch ihr Ge- sammtspiel oder vielmehr die Gesammtleistung ihres Personals, Regisseurs, Dekorateurs, Coslumiers und Maschinisten. Die Folge der „Julius Cäsar"-Vorstel lungen unterbrachen für einige Abende die der Julius Minding'schenhistorischen Lragödie „Papst Sixtus V." Der Dichter war vor dem Jahre 1846 eine bekannte Persönlichkeit in Berlin und endete im Herbste 1850 in Ncw-?)ork sein Leben durch Selbstmord. Das Trauer spiel, welches Anlaß zur Entfaltung einer ganzen Reihe großartig wirkender Bilder giebt, ist ein Buchdrama, voll von der liberalen Tendenz und den liberalen Schlag wörtern der Zett, in der es entstanden. Die dramatische Gestaltung erhebt sich selten über das Niveau des Mit»
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