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Dresdner Journal : 24.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-07
- Tag1874-07-24
- Monat1874-07
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 24.07.1874
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^dannompntüpr«!»- » >»»»«» L«ut»ek«» ILbrlivb:. . . . S Hilr ^jLkrlivk: I 1'klr. tk 1ru»»rk»Idav« äsutuvtivu lll-ivke» tritt kl—t uvä 8tsm,El,ni>cki»x binn». Ivserat^nprei»«: Pär <lvv P^nm «iner ^p»It«ven ?vtilr> ll»: » Uotvr„Kjn^s«»n<tt-' cli«- Lsilk: b kl8 r. : ?L^Iick mit ^iwnskwv «isr 8ono- m»6 k'sisrtLx«. kür clvv kvl^»>ii6sn 1^ DreMcrIMrM. Verantwortlicher Redacteur: CommissionSrstth I. G. Hartmann in Dresden. i lilU ili. l-»ip»tUi etter, Loiuwixxiuotw 6«» - l)rv»äu«r ^ouru»I»i edruüa« : /.«Aen u V ^re^er, U»md»rx V i«°-r«tp,l^.S»,«I-»r««l»u-rr»Lkä»i1. lk l'vAier, lerlur V»,»H»iLdur«t-rr»ix-l,«ti>iiz-kr»LL- kort ».».-HüLed«»: ktu<t. >kue»e, IrrUo : ^1. Aete»»e«er, ^»,v«ti<ke«^«»U,L. .4/Lree/«t, »r,m«r»: /. ^/Uotte, »r„ lLu: /,. ä't«»»At »«'n Üürvuu; VU-moil»: 1 »»At, ^rTL-- tütt » H.: L ckaeAc» üek« u. >/ 0. /ker>ina»i»Hw /)«iuüe<^ Oo./ Üürlittl /»ivD, Limvovnr: (? §c/«»Eier,' k»ri,: /kriraz, ^a/<tte, LuN/er <S l^o., Statt^nrt: /-ciuLe «t üittici. ^»«»io»ic»n-Lürea«, Vi«»: ll«-r«u8jsvberr Iküni^I. I^xpi tjitinn itv« Drenänor ^ourns,In, 5>-^clv«i, klo. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 6. Juli. Se. Königliche Majestät haben den in Ruhestand getretenen bisherigen Vicepräsidenten des Oberappellationsgerichts, Geheimen Rath Gustav Friedrich Theodor von König, seither Ritter des Ver dienstordens, zum Comthur zweiter Elaste dieses Ordens zu beföidern allergnädigst geruht. NlnMmtücher Lheü. Uebe» sicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Provinzalcorrespondenz.) TageSgeschichte. (Berlin. Burgsteinfurt. Marsal Msstngen. Darmstadt. Wien. Paris. Bern. Rom. Madrid. London. Kopenhagen. Konstantinopel. Bel grad.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Zittau.) vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EiuaesandteS. Feumeton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichlen. Telegraphische WitteruugSberichte. Inserate. ^tltlir.iphslchc Nachrichten. Koburg, Mittwoch, 22. Juli, Nachmittags. (W T. B.) Der Herzog und die Herzogin v. Edinburgh find heute Nachmittag um 6 Uhr hier eingctroffen. Die hohen Gäste wurden bei der Fahrt durch die Stadt von der Bevölkerung mit lauten Kundgebungen begrüßt. Paris, Mittwoch, 22. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Der Marschallpräfident Mac Mahon hat, wie die „Agenre HavaS erfährt, gestern mehrer» Deputirten gegenüber erklärt, daß er dem Anträge des Deputirten Casimir Parier nicht zustimmen könne. Mac Mahon motivirte dies dadurch, daß er nicht zum Präsidenten ernannt worden sei, um vorzugsweise die Republik zu organisiren. Der Antrag Perier ziele aber dahin, der republikanischen Partei einen ausschließ lichen Triumph zu bereiten und ihn, den Präsidenten, von der konservativen Partei, mit welcher er zu regie ren beabsichtige, zu isol:rcn. Die Regierung werde mor gen in der Nationalversammlung die Ablehnung des Antrags Casimir Parier verlangen und die baldige Vo- tnung der cvnstituiioneUen Gesetze fordern, welche der frühere Minister des Innern, de Fourtou, bereits in der Dreißigcrcommission beantragt habe. Falls der Pprier'sche Antrag morgen von der Nationalversammlung verworfen werden sollte, wird, wie der ,,Agence HavaS" weiter versichert wird, der Deputirte Christophle im Namen der Linken einen Antrag auf Auslösung der National versammlung e.nbringen. Nach diesem Anträge sollen die Wahlen für die neue Nationalversamm lung, welche am 2^. September zusumrm «treten soll, am 6. September stattfindrn. Die gegenwär tige Nationalversammlung soll indeß erst auSein- andergehrn, nachdem die neue constituirt sein wird. Feuilletow Redigirt von Otto Bauet. Der wirkliche Don CarlvS. Eine Geschichte aus der Geschichte. (Nach den Forschungen von Adolph Schmidt) (Fortsetzung aus Nr. tb7.) Bon den verschiedenen Heiratheprojecten, die von andern Hosen in Bezug auf Don Carlos, den vielbe- gehrten Infante« des größten Weltreichs, auftauchten, ist eines ganz besonders auffallend, fo bekannt es auch ist. Es war das Project einer Verbindung mit Marie Stuart von Schottland. Dieser Plan hatte auch für Carlos viel Anziehungskraft, denn er bot seiner ehr geizigen Phantasie einen weiten Spielraum und gestattete den sofortigen Eintritt in eine mächtige Stellung. Zwar war Diarie Stuart zwei Jahre älter als er, aber diesen Unterschied wogen ihre seltenen Reize nach allen Urthei len auf. Dazu kam, daß Marie selbst die Verbindung mit Ton Carlos allen übrigen verzog und die Verhand lungen mit Eifer betreiben ließ. Hier eben liegt das Auffallende. Diese Stuart war vielmehr Weib als Königin und Diplomatin. ^^Die Romantik der Liebe stand ihr fo fehr in erster Linie, daß sie sich sicher sehr genau nach jenem Prinzen erkundigt hat und Denjenigen durch fremde Augen wenigstens nach allen Seiten hin besich tigen ließ, den sie zu heirathen so gern willens war. Wäre Ton Carlos damals, es war im Jahre 1583, eine so makelvolle, krankhaft entnervte Mißgestalt ge wesen, wie sie uns die systematische Skandalgefchichte der tendenziösen, politischen und diplomatischen Verleumdung vvrgezeichnet hat, lo würde die schöne üpvige Marie an BersailleS, Mittwoch, 22. Juli, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Nationalversammlung setzte in ihrer heutigen Sitzung die Beratbuug über daS Budget fort und genehmigte die Aus gabepositionen für daS Ministerium deS öffent lichen Unterrichts, sowie diejenigen für Algerien. , » 1 Paris, DonnerStaa, 23. Juli, Morgens. (Tel. d. Dresdn Journ.) Ein Dekret, welches das heutige „Journal officiel" veröffentlicht, beraumt die Er- sahwahl eines Devutirten für das Departement Calvados auf den i6. August an. Madrid, Mittwoch, 22. Juli, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn Journ.) Der Brigadier Lopez hat die ganze in Cuenca gefangen genommene repubtt- kanifche Division (vgl. unter „Tageegeschichtc") be freit und dabei einen großen Theil der dieselbe bewachenden Carlistischen Mannschaften gefangen genommen. Der Gouverneur von Catalonien meldet, daß die Carlistev 180 gefangene Soldaten erschossen haben. Der KriegSminifler befabl, von den Car listen eine außerordentliche Contribution zu er heben, um die Familien der Erschossenen zu ent schädigen. Santander, Mittwoch, 22. Juli, Nachmit tags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Carlisten, mit Artillerie ausgerüstet, haben die Defilen der bei den Provinzen BiScaya und Alava besetzt. London, Donnerstag. 23. Juli, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ) Der rordmayor gab gestern ein Banket zu Ehren deS Ministeriums. In Er widerung des ToastcS auf da» Cabinet erklärte der Premier DiSraeli angesichts deS allgemeinen CoufiicteS zwischen Staat und Kirche eine Berstärkung der kirchlichen Institutionen, welche ein Schirmwall der politischen Freiheit seien, für geboten und sagte: Die politische Situation sei we- nig befrirdigeud, da einige namhafte Rationen ent weder in anarchischen, oder in noch nicht dinläng lich befestigten Juständen sich befänden. England verde seinen, letzt mehr wie jemals begehrten Eiakuß ix» Interesse der Aufrechterhaltung deS Friedens verwenden und die m Verwirrung befindlichen Länder in den Bemühungen unter stützen, ihre frühere Stellung und ihr früheres Ansehen wieder herzustellen. Dresden, 23. Juli. Die neueste „Provinzial-Correspondenz" con- statirt in einem „Das öffentliche Urtheil über den Mord an fall auf den Reichskanzler" überschriebenen Artikel, wie dem unbefangenen Urtheil kein Zweifel darüber bleiben konnte, „daß die Mordwaffe gegen die nationale Politik des Kürsten Bismarck gerichtet war, und daß der Frevler selbst in geistiger Gemeinschaft mit jenen Verblendeten stehe, welche den Sieg ihrer Sache von der Beseitigung des Diannes erwarten, der in dem Kampfe für die Rechte des Staates und für die Gewissensfreiheit des deutschen Volkes mit unerschütterlicher Entschlossenheit die Führung übernommen hat." Sodann heißt es: „Nicht von einer Anklage auf Anstiftung oder wirkliche Mitschuld ist hier die Rede, wohl aber von dem verderblichen Einfluß des ultramontanen Treibens, durch welchen die rohen Di assen der katholischen Bevölkerung zur Auflehnung gegen die Staaisobrigkeit und wilde Naturen zu frevelhafter Ge waltsamkeit verleitet werden." — Rücksichtlich der Ueb cr eme solche Verbindung nur im letzten Nothfalle gedacht haben. Dieser Plan zerschlug sich an den Höfen durch politische Zwischenwendungcn, die nickt hierher gehöre«. Wir wollen verschiedene Hcirathsprojccte übergehen, keines davon kani bekanntlich zu Stande. Aber bei einen,, welches noch erwähnt sei, macktc es dem gesunden Sinne des Jnsanten Ehre, daß er Donna Johanna vonCasti- lirn zurückwies, da es ihn, mit Recht peinlich gewesen zu sein scheint, in ihr seine Tante und eine bejahrte Hüterin seiner früher« Jugend zu heirathen, obgleich er diese Frau als Freundin ebenso schätzte, wie sie ihm als Braut und Gattin unmöglich sckicn. Tic ganze Neigung des Prinzen hatte sich ohne Frage immer mehr auf Anna von Oesterreich geworfen, eine Verbindung, die vom Kaiser Ferdinand auf das Wärmste unterstützt und auch von dem römischen König Maximilian begünstigt wurde. Es ist ein scheußliches Netz von Jntriguen, in wel ches man hineinblickt; hineinblickt, ohne doch völlig klar zu sehen, durch wie viele verschiedene diplomatische Spiegelfech tereien Philipp diefe Verheiratung hinfchlcppte, sich so gar zum Schein dafür erklärte, dann wieder zögerte, sich wieder dafür erklärte und durch alles Tiefes Zeit ge winnen wollte, damit ihm durch cine andcrweitc Ver bindung der Anna keine bontrcmine in seine Politik ge legt wurde. Endlich brachte man bei Hofe mehr und mehr das Gerücht in Umlauf, der Prinz befände sich überhaupt in einem körperlichen Zustande, der seine Verheiratung unmöglich mache. Obwohl derselbe 10 Jahre zurückgelegt, habe Gott gewollt, daß er in seincn Entwickelungen mehr als andere junge Leute zu rückgeblieben sei, und im weitern Verlauf solcher Er klärungen wird mit srhr wrnig Trlicatcssc und, wie man jetzt annehmen darf, mit abscheulicher Verleumdung, auf erdichtete Hindernisse zur Vermählung hingewiefc«. Um dltse Verdächtigung:« nrch mehr zu dcgrüuden, machte wa^hung der ultramontanen Blätter und Vereine schreibt die „Prov.-Corr.", nachdem sie erör- ter^daß in den unter ultramontanem Einfluß stehenden BlDenr und Vereinen der Boden zu finden ist, auf dem die Antriebe zu Ausschreitungen und selbst zu Verbrechen üpvtzz empvrwuchcrn: „Unter solchen Verhältnissen, aus welche das Ereianiß in Kissiugen ein grelles Licht wirft, drangt sich die Frage auf, ob die Behörden in der gel- teiven Gesetzgebung ausreichende Waffen finden, um FrMen und Ordnung im Lande gegen den Mißbrauch derWrrß- und Vereinsfreiheft zu schützen. Für die Be antwortung dieser Frage ist es Vorbedingung, daß die vorhandenen gesetzlichen Vorschriften nachdrücklich in An- w«Wunb gebracht werden, damit sich feststellen lasse, in wft!. weit sie sich gegen die ultramontanen Wühlereien a^ dem Gebiete der Presse und des Vereinslebcns wirk sam, erweisen. Die Staatsrcgierung hat diesem Gegen stände ihre ernste Fürsorge zugewendet und die nöthigen Wasungen ertheilt, dainit alle zuständigen Behörden das Treiben der Ultramontancu auf beiden Gebieten unter stHlgc Aussicht nehmen. Der unheilvolle Einfluß der JHütenblältcr, welche sich bei Besprechung der kirchen- pclitischen Fragen in offene Feindschaft gegen Gesetz uud Öligkeit stellen, ist hinlänglich bekannt. Namentlich haßen die seit Kurzem erheblich vermehrten kleinen Local- or-auc der ultramontanen Partei es sich zur Aufgabe geWacht, die Leidenschaften der Volksmasse in gehässigster uüb bedrohlichster Weise aufzuregen. Es ist daher dringende Pflicht der Behörden, solchen Hetzereien, welche de» Frieden des Landes in Gefahr setzell, nach Mög lichkeit Einhalt zu thuu und gegen Preßerzeugnisse, welche de» Thatbcstand einer strafbaren Handlung enthalten, mit unnachsichtlicher Strenge einzuschreiten. In neuester Zeit hat die ultramontane Partei besonders dem katho lischen Vereinswesen eine große Verbreitung gegeben und darauf hingcwirkt, dasselbe durch sorgsame Gliede rung und straffe Leitung für den Krieg gegen die Staats gewalt nutzbar zu machen. Die katholischen Vereine haben unter verschiedenen, oft harmlosen 'Namen einen Boden für ihre Wirksamkeit gesucht; aber sic haben in der Mehrzahl einen politischen Charakter angenommen und sind vielfach zu Hcrden staatsgefährlicher Wühlereien geworden. Auch auf diesem Gebiete sind die Behörden verpflichtet, strenge Aussicht zu üben und die volle Schärfe des Gesetzes zur Anwendung zu bringen. Nach dem Vereinsgesetze unterliegen der Polizeiaufsicht alle Vereine, die «ine Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten be Zwecken. Wenn dieser Zweck auch nicht ausdrücklich in den Statuten ausgesprochen ist, so greift dieUeberwach ungspflicht der Behörde dennoch Platz, falls ein Verein durch sein thatsächliches Verhalten erkennen läßt, daß er eine Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten auszu- übcn sucht. Ganz besonders wird darauf zu achten sein, daß die Bestimmung des Vereinsgesetzes, welche den Ver einen von politischem Charakter jede Verbindung unter einander untersagt, zur vollen Geltung komme. Eine Umgehung des Gesetzes, wie dies von Seiten des Mainzer Katholikenvereins und anderweitig versucht worden ist, kann nicht geduldet werden. Vielmehr stehen sogenannte locale Vereinigungen von Mitgliedern eines Ccntralver- eins auf gleicher Linie mit eigentlichen Localvcreincn und fallen unter die Vorschrift des Gesetzes. Alle aufrich tigen Vaterlandsfreunde können nur wünschen, daß es der Staatsobrigkeit gelingen möge, durch strenge Hand habung der Gesetze dem verwerflichen Treiben der ultra montanen Blätter und Vereine heilsame Schranken zu setzen." Tagesgeschichte. * Berlin, 22. Juli. Bezüglich der Begegnung Sr. Majestät des Kaisers mit dem König von Bayern und dem Kaiser von Oesterreich schreibt die „Prov.- Corr.": „Tic Zusammenkunft dcs Kaisers mit dem König von Bayern trug einen überaus herzlichen Cha rakter an sich. Der nationale Sinn des Königs Ludwig, man das wirklich in sittlicher Beziehung merkwürdig tugendhafte Verhalten des Prinzen diesen: zum Vorwurf. Don Carlos führte ganz gegen die Gewohnheiten des Südens und insbesondere des spanischen Hofes grund sätzlich den Frauen gegenüber ein durchaus moralisches Leben. Er hatte nach dieser Seite hin ein Gelübde, dessen Gründe näher bekannt geworden sind und uns zu weit führen würden, abgelegt, und blieb demselben unverbrüchlich treu. Er widerstand dabei allen Spöt tereien der Höflinge. Die in die Verhältnisse Emge weihten scheinen, wie aus den brieflichen Hinterlassen schäften einiger Personen hcrvorgcht, sehr wohl gewußt zu haben, daß es sich in dem angedenteten Punkte um eine heimtückische Verleumdung handelte, um die möglicher weise brauchbaren Waffen gegen den Infante« zu ver mehren. Ter Leibarzt des Prinzen war von dem guten Gesundheitszustände desselben überzeugt und hat diesen gegen den österreichischen Gesandten entschieden ausge sprochen. Dieser österreichische Gesandte war übrigens nicht der Diann, sofort die Winkelzüge und die feinen Jntriguen des Königs zu durchschauen; er fühlte wohl, daß dem Prinzen Unrecht geschah, aber war von dem dabei verfolgten politischen System nicht überzeugt. Welch' ein furchtbares Spiel wurde mit dem Glück des Prinzri: gefpielt, bios weil er nickt das Ebenbild des Vaters zu werden versprach, und doch wahrlich! verderblicher wir Philipp's Nachfolger und dieser selbst hätte für Spanien und für dir Welt die Negierung eines Don Carlos nie mals werden können. Unendlich mißmuthig wurde der Prinz über die Ver zögerung seiner Hcirath mit Anna; er beschwerte sich, daß ihm sein häusliches Glück vorenthalten wäre, und diese Klagen wurden um so acreizter, weil er hinzusetzrn konnte, daß er trotz seiner Jahre, er hatte beinahe das 2l. vollendet immrr noch vhne Mackt, ohne alle hoheit- welcher aus hochherzigem Antrieb zur Aufrichtung des deutschen Reiches die Hand bot, hat sich in allen Prü fungen bewährt und giebt volle Bürgschaft dafür, daß Bayern sich immer bereit finden wird, die Aufgaben der deutschen Politik zu fördern. Der Besuch unseres Kaisers in Ischl trug, wie immer, das Gepräge innigen verwandtschaftlichen Verkehrs." — Infolge der Lcpejche des Earl Derby, betreffend den Brüsseler Congreß in Sachen des Kriegsvölkerrechts, ist in diplomatischen Kreisen die Frage angeregt worden, ob nun noch auf ein Zustandekommen oes Congresses zu rechnen sei. Alle»: Anscheine nach haben aber die Bemerkungen Derby's, welcher keine den Seekrieg berührende Erörterung zulassen will, in St. Petersburg eine günstige Aufnahme gefun den. Fürst Gortschakow hat sich wenigstens, wie officiös verlautet und auch die „Prov.-Corr." destätrgt, bereit er klärt, den Wünschen der englischen Regierung cntgegen- kommcn und auf die von derselben empfohlene Be schränkung der von Rußland vorgeschlagenen Tagesord nung für den Congreß eingehc« zu wollen. Eine gleiche Willfährigkeit ist auch bei den andern, zu dem Congresse eingel (denen Negierungen vorauSzufetzen. — Die„Spen. Ztg." ersährt, daß die Commission, welche vom BundeS- rathe zur Entwerfung eines, deutschen bürgerlichen Gesetzbuches erwählt worden ist, im September d. I. hierselbst zusammentreten wird. Bekanntlich besteht d:e Commission aus ll Mitgliedern, welche während der Redaktion ihren ständigen Aufenthalt in Berlin zu neh men haben. — 'Nachdem der Präsident des Reichseisen- bahnamteS, Geh. Rath Scheele, vorgestern von seiner Reise in den Harz zurückgekehrt ist, werden heute im Reichseisenbahnamte die Verhandlungen mit den Delegirten des Handrlsstandcs beginnen bezüglich der vom Bnndesrathc in Aussicht genommenen Eiseu bahntarifreform. In derselben Sache werden am 31. d. die Delegirten der deutschen Eisenbahnen vom Reichs eisenbahnamte gehört werden. — Der Oberconsistorial- rath t>i. Wichern hat, wie die „N. A. Z." meldet, in folge seiner erschütterten Gesundheit seinen Abfchied a:uS dem preußischen Staatsdienste erbeten. Der bekannte Gründer des Rauhen Hauses bei Hamburg war bekannt lich im Jahre 1d50 nach Berlin berufen worden, vor zugsweise, um bei der Einführung der Jsolirhast in den preußischen Gefängnissen cine consuftirendc Stellung in der Gcfängnißverwaltung einzunehmen. Außerdem wurde ihm Sitz und Stimme im Oberkirchenrath eingeräuml. Seine Wirksamkeit war in den ersten Jahren e:ne viel- fach hervortretcnde, namentlich auch durch die Gründung des evangelischen Johannisstiftes am Plötzcnsee. In den letzten Jahren hatte er sich bereits mehr und mehr auf seine Wirksamkeit im Rauhen Hause zurückgezogen und war schon seit längerer Zeit aus seiner amtUche« Stellung, die ihn sonst den Winter über an Berlin fesselte, beurlaubt. Da der gegenwärtige Stand seiner Gesundheit die Rückkehr zu einer amtlichen Thätigkeit nicht wahrscheinlich macht, so hat er seinen Abschied er beten. — Der Gerichtshof zur Entscheidung der Com- petcnzconflicte hat sich jüngst dahin ausgesprochen, daß jedem Lehrer auch außerhalb der Schule das Züch tigungsrecht gegen den Schüler der betreffenden An statt zusteht und über die Krage, ob dies Recht im be sonder:: Falle gemißbraucht sei, nicht der Richler, son dern die vorgesetzte Aufsichtsbehörde zu entschewen habe. * Burgsteinfurt, Li. Juli. Gesten: sind in dem Processe gegen 35 Damen der westfälischen Aristokratie, welche wegen beleidigender Aeußerungen, deren sie sich in einer an den Bischof von Münster ge richteten Zustimmungsadresse über die preußischen Ge richte schuldig gemacht hatten, umer Anklage gestellt waren, 31 der Angeklagten verurtheilt und 4 von ihnen freigcsproche« worden. Die Adresse, welche be kanntlich gelegentlich einer Haussuchung beim Bischof in die Hände der Behörden gelangt war, enthielt u. A. die Ausdrücke „rohe Vergewaltigung, verblendete Machthaber, feile Schergen und Henkersknechte". Kast fäunnttichc angeklagte Damen erklärten auf die an fie gerichteten Fragen deS Präsidenten des Gerichtshofes, sich auf keiner liche Gewalt sei, vielmehr wie ein Minderjähriger gehal ten werde. Längst hatte er die Freude verloren an dc. beschränkten und bedeutungslose« Thätigkeit im Staal, rath, die man ihn: zu«: Schein verwalten ließ. Er wollte seine Kraft, seine Fähigkeit crproben, als Vc:- walter irgend eines größeren Landes sich bewähren. Warum, so klagt er unwillig, würden ihm immer ««) immer die längst verheißenen Niederlande vorenthalten, warun: noch immer die Anerkennung seiner Thronfolge durch die Cortes der aragonischen Staaten verschoben? Heute wissen wir die Antwort daraus. Sein Vater traute ihm nicht und wollte ihn: nicht zu viel Gewalt geben, er fürchtete, wie der neue französische Gesandte Four- quevaulx schreibt, daß sein Sohn als Statthalter in Italien oder in den Niederlanden die Dinge leicht ver wirren könne, auch deutete Philipp in dreisterer Weise als zuvor dem Kaiser und dessen Gesandten gegenüber an, daß die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit da sei, zu seinem Thron- und Rcichserbcn, statt des Don Carlos, den Erzherzog Rudolph zu machen. Als Zwischenträger gebrauchte Philipp hierbei namentlich den Herzog v. Alba; als Motiv hat ihn wahrscheinlich die angebliche Besorgniß, daß Don Carlos nicht werde alt werden, diese ewig wiedcrkchrende Phrase bewegen müssen, und als Nebenzweck verfolgte er dabei auch ohne Zweifel die Absicht, den Eifer, womit der Kaiser die Verhrirathung seiner Tochter mit dem Infante« betrieben, abzuschwächen oder lahm zu legen. Es ist nicht verwunderlich, wenn Carlos hierüber immcrmehr in Opposition zu seinem Vater gerieth, wenn er die Handlungen desselben sogar mißbilligte oder bekrittelte, wenn er einen Fluchtversuch machte, der wie ein ähnlicher Don Juan'S nicht zur Durchführung kam, wcun er sehr frei mit scinen Reden sich über Alles erging. Um so mehr fiel cs auf, daß er dagegen Alles gut fand, was die Königin that oder
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