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Dresdner Journal : 16.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187409165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-09
- Tag1874-09-16
- Monat1874-09
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 16.09.1874
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1874 W215 Mittwoch, den iS. Septcmver AreMmZourM Koiod« tritt k«^ u»<t Lerantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden lo»er»t«n»aL»l>ws »umRrl«, n. Nra»ck«tetter, CommiruüollLr tiv« Orentluor Souriutt»; clx!v6iu>.: /-'orZ u L /l'rr^er, S»o»diuA-»«rU». Vd«o-I<«jp,^-L»»«I-vr„I»ll-7r»LklLrt» //aasest«,« NerU» Vi«»-U»wdw-^-kr»U-L«ip»1^-kr»»». kort » ». -Hüorl»,»: Nuck. U«rU»- ^1 Nctcn,«^«-, cknvoZickcncka^,// ^Zörrckt, Lrsw«»: L »r«, 1»»:LtanA«-»«'» Üür««u; vk«wLit>: /»>. 1 oiAt, k>rt» ». ^'.^ueAer'ücbvu.^.C.^/errmann'liek«- 7lMtZie<«Co.,' NLrlitr: /nv -O„ L»ru»ov«r: O. Lc^üsske»', kari,. Z/nra«, />aMe, Lu/tter-t Co , Srullg»rt: OeiuLe «t Co,, ä'ücZcZ- ^»n^ccn-NÄrea««, Viea: ^1Z. OxpcZit. U«-r»u«xederr - I-Üuisl. 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Paderborn, Dien-tag, 15. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Wests. LolkSbl." meldet: Bischof Martin hat gestern Abend ein Schreiben des Oberpräfidenten, vom 7. September datirt, erhalten, welche- ihn auffordert, binnen 10 Tagen sein Bischofsamt niederzulegen, widrigenfalls beim KirchengrrichtShofe in Berlin Anklage auf seine Absetzung erhoben werden würde. München, Montag, 14. September, Abends. (W T. B.) Die Polizeidrrection erklärte durch Ver ordnung vom 12. d. sämmtliche bestehenden social- demokratischen Zweigvereine der Arbeitergenossen schaften alS selbstständige politische Bereme und verfügte deren Schließung, nahm gestern Haus suchung bei den socialdemokratischen Führern vor, und belegte die auf die VereinSthatigkeit bezüglichen Schriftstücke mit Beschlag; strafgerichtliches Ein schreiten wegen Verletzung deS Lerein-grsetz - ist bevorstehend. Hamburg, Montag, 14. September, Abends. (W.L.B.) Die hiesige geographische Gesellschaft wird die österreichischen Nordpolsahrer, welche am 22. September eintreffen, festlich empfangen und mit einem Dampfschiff auf der Elbe einholen. Wey- precht kommt mit der Mannschaft auf dem Seewege, Payer landwärts von Stockholm. Abend- sindet eine außerordentliche Sitzung der geographischen Gesellschaft und Festmahl statt, wozu viele aus wärtige Ehrengäste, darunter die Grafen Wilczek und Zichy, sowie Hochstetler auS Wien, Professor Dove auS Berlin, Petermann auS Gotha und Bruhns auS Leipzig geladen find Wien, Montag, 14. September. (Tel.d.Boh.) Die „Presse" meldet: Der Wiener Gemeinderath eröffnet mit 500 Gulden eine Subskription für ein Nationalehrengeschenk für die Nordpolfahrer und ladet alle Gemeinden Oesterreichs zur Bethei. ligung ein. . Die Nordpolfahrer treffen in Wien am 23. Abend- oder am 24. Morgen- ein. Der Wiener Gemeinderath beschließt von vornherein über die Verwendung deS NationalgeschenkeS, daß die Hälfte den Offizieren und wissenschaftlichen Theilnehmern zur Nutzbarmachung der wissenschaftlichen Expe- ditionSresultate, die andere Hälfte der Mannschaft zugewendet wird. Fruiltetou. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Den 14. September: „Ehre um Ehre", Schauspiel in fünf Acten von Paul Heyse (zum ersten Male). Dies neue Stück von Heyse hat bei uns nicht zum ersten Male das Unglück gehabt, sich als eine schwache verfehlte Leistung zu offenbaren. Es theiltc schon früher am Münchener Theater und vor dem dortigen Publi cum, unter welchem der liebenswürdige Verfasser zahl reiche Freunde hat, dasselbe Schicksal. Ich weiß nicht, ob es möglich gewesen sein wird, die dortige Aufführung durch eine so treffliche Besetzung und ein so gutes En semble zu heben, als sich diese Factoren bei uns rüh men lassen. Sie trugen viel dazu bei, wenigstens für das Spiel eine gespannte Aufmerksamkeit und infolge dessen für das Ganze bis zu seiner fragwürdigen Ab wickelung eine gewisse tolerante Theilnahme zu erwecken. So ging in Rücksichtnahme auf den Fleiß der Regie und der Künstler der Abend ohne lautwerdende Stimmung des Mißfallens in Frieden dahin. Bleibt doch bei all die ser taktvollen Duldung das Ofer für die aufgrwandte Kraft unserer Bühne immerhin ein großes. Der Autor hätte diese wahrscheinliche Eapitalanlage ohne Zinsen unserem Theater durch ein Zurückziehen seiner Produc tion ersparen können. Ein solcher Act resignirendrr Srlbsterkenntniß, die jeder Schriftsteller selten in der Theorie, sondern am - klarsten in der Praxis findet, wenn n seine Welt in der Brust mit der da draußen mißt und vergleicht, ist einem Dichter sehr erleichtert, der wie Heyse auf anderem Gebiet so viel des Vorzüglichen geschaffen und sich die volle Gunst des deutschen Publikums erworben hat. Prag, Dien-tag, 15. September. (Tel. des Dresd. Journ.) Da- hiesige Organ der jungtsche- chischen Partei erklärt an der Spitze seines he», tigen BlatteS, daß die Juugtschechen schon heut« im böhmischen Landtage erscheinen werden. Grasse, Dien-tag, 15. September. (Tel. des Dresd. Zourn.) In der NachmittagSfitzuvg de- gestern begonnenen ProceffeS gegen Oberst »ilette und Genossen wegen der Flucht Bazaine'- (vergl. unter „Tagesgeschichte") wurde die Zeugenvernehmuug beendet. Der Präfect von Nizza gestand zu, die Herzogin de la Torre bei ihrem Besuche deS ge- fangenen Marschall- begleitet »u haben. Nach einem weitern Verhör der Angeschuldtgten wurde die Sitzung auf heute Nachmittag vertagt Tagesgeschichle. Dre-den, 15. September. Sc. Majestät der Kö nig sind heute früh zur Hirschjagd auf Schandauer und Eunnersdorfer Reviere nach Schandau gereist rind werden übermorgen nach Pillnitz zurückkehren. Ihre Majestät die Königin beabsichtigen ebenfalls, Sich heute 'Nachmittag nach Schandau zu begeben und mor gen zurückzukehren. Dre-den, l 5. September. Am vorgestrigen Tage hat Sc. Excellenz der Minister des königl. Hauses und Staatsminister a. D., Herr Dr. Frhr. v. Falkenstein, das 50 jährige Jubiläum seines Eintritts in den öffentlichen Dienst unseres engeren Vaterlandes gefeiert. Am 13. September 1824 als Obcrhofgerichtsrath in Leip zig verpflichtet, wurde der Jubilar im Jahre 1827 zum Hof- und Justizrath in Dresden, 1834 zum geh. Rc- gierungsrath im Ministerium des Inner» und l 835 zum Kreisdirector in Leipzig befördert; im Jahre 1844 über nahm er unter Ernennung zum Staatsminister das Ministerium des Innern, sodann 1853 das Ministerium des Eultus und öffentlichen Unterrichts und hat in allen diesen hohen Aemtern sich um das Vaterland wohl verdient gemacht. Stach seiner nachgesuchten Pensioni- rung wurde ihm im October 1871 von Sr. Majestät drm hochseligen König Johann das Ministerium des königl. Hauses übertragen und haben Sc. Majestät der König den Jubilar in dieser hohen Stellung am vor-' gestrigen Tage durch nachstehendes Handschreiben aus zuzeichnen geruht: „Lieber Staatsminister IN. v. Falkenstein! Wie ich in Erfahrung gebracht habe, erfüllen Sic mit dem heutigen Tage das füvfngste Jahr Ihrer verdienstvollen Tdatiglett rm öffentlichen Dienste. Es »st meinem Herzen Bedürfniß, Ihnen zu diesem seltenen Festtage, weichen Sie durch Gottes Gnade erleben, meine herzlichsten Glückwünsche darzubringen, und mit den besten Wünschen für Ihr ferneres Wohlergehen zugleich meine lebhafte Anerkennung und meinen wärmsten Dank für die hlngcbeude Treue und Sorgfalt, mit welcher Sie dem Staate und meinem Hause gedient haben und noch dienen, zu verbinden. Ich behalte mir vor, zur Erinnerung an diesen Tag Ihnen eme Tabatiöre mit meinem Bilde überreichen zu lassen, und bitte Sie, dieselbe zugleich aiS ein Zeichen der dankbaren Gesinnungen zu betrachten, mit welchen ich stetS verbleibe Ihr wohlgeneigter (gez.) Albert. Pillnitz, am 13. September 1874. An den Herrn Minister des kgl. Hauses Oe. Freih. v. Falkenstein." Bemerkt mag hier nur noch sein, daß die in diesem allerhöchsten Schreiben erwähnte, mit Brillanten reich besetzte Tabatiöre mit drm Bildnisse Sr. Majestät durch den königl. Obcrhofmeister und Kämmerer v. Lüttichau unter Darbringung der Glückwünsche Ihrer Majestäten des Königs und der Königin dem Jubilar überreicht worden ist und daß Letzterem an diesem seinen Ehren tage auch von Ihren königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Georg durch den Hofmarschall v. Gutschmid, sowie aus den obersten Hof- und Regie- rungskreisen ebenso herzliche wie zahlreiche Beglück wünschungen zu Theil geworden sind. Möge Gott den geistesfrischen und auch körperlich noch rüstigen Jubilar zum Wohle des Vaterlandes seinem Könige in treuer Wirksamkeit noch viele Jahre erhalten. Dre-den, 15. September. Gutem Vernehmen nach ist von Seiten der k. Staatsregierung für den Wieder zusammentritt unseres Landtag s der l. October d. I. in Aussicht genommen. Dre-den, 15. September. Der Abtheilungsvorstand im Ministerium des Innern, Herr Geh. Rath Schma ltz, ist auf die Dauer der Behinderung des diesseitigen Ge sandten in Berlin, Herrn v. Nostitz-Wallwitz, an dessen Stelle zum Bundesrathsbevollmächtigten ernannt worden und hat sich gestern nach Berlin begeben. * Berlin, 14. September. Nach hier eingegangener telegraphischer Meldung aus Hannover hat die Parade vor Sr. Majcstät dem Kaiser heute, vom besten Wetter begünstigt, stattgefunden. Der Kaiser fuhr um 10 Uhr zu dem Paradeplatz hinaus, wohin sich der Kronprinz, die Kronprinzessin, die anwesenden Fürstlichkeiten und die fremdherrlichen Offiziere bereits vorher begeben hatten. Die Kronprinzessin wohnte der Parade zu Pferde in der Uniform ihres Husarenregiments bei. Der Kaiser und der Kronprinz wurden von der zahl reich versammelten Zuschauermenge allenthalben mit lauten Zurufen begrüßt. Um 5 Uhr findet Galatafel im königlichen Schlosse und heute Abend um ^8 Uhr Galavorstellung im königlichen Hostheater statt. Von hier haben sich zu den Manövern des X. Armeecvrps nach Hannover begeben: der Generalfeldmarschall und Ehef des Generalstabes der Armee, Graf v. Moltke, der General der Eavalerir und Generalinspecteur der Artillerie v. Podbielski in Begleitung des Obersten und Chefs des Generalstabes der Generalinspection, v. Bychelberg, ebenso der Kriegsminister, Generallieutenant v. Kamele; ferner von der k. dänischen Armee: der Oberst von der In fanterie v. Stricker; der Hauptmann von der Artillerie v. Hertel und der Rittmeister von der Cavalerie v. Flindt; von der k. englischen Armee: der General Lord Strathnairn, der Majorgencral Probyn, der Lieute nantcolonel T. E. Byrne und der Capitän Henry Knollys, sowie endlich der Brigadegcueral E. de Vcchi von der k. italienischen Armee. — Unter denjenigen Vorlagen, welche in der bevorstehenden Reichstags- session mit Bestimmtheit zu erwarten sind, wird der „L. R.-E." jetzt von M unterrichteter Seite auch ein Gesetz genannt, welches die Consulargcrichtsbar- keit einer genauen Regelung unterwerfen soll. Man ist bereits im Reichskanzleramt mit dem Entwurf eines derartigen Gesetzes beschäftigt, welches voraussichtlich schon binnen Kurzem dem Bundesrath zur Vorbcrathung zugchen wird. Die Siegelung dieser Frage ist bereits in den Reichstagsdebattcn wiederholt angeregt und vom Bundesrathstische auch als eine dringende Nothwendig- kcit bezeichnet worden, daß die Einbringung dieses Ge setzes von allen Seiten gewiß mit Freuden begrüßt werden wird. — Seiten des Reichskanzlers ist nach derselben Quelle dem Bundesrath ein Gesetzentwurf, betreffend die Disciplinarkammer für die Beamten der Reichseisenb ahnverwaltung, welche im Aus lände ihren dienstlichen Wohnsitz haben, vorgelegt wor den. Dieser Gesetzentwurf hat folgenden einzigen Para graphen: „Für die Beamten der Reichseisenbahnver waltung, welche im Auslände ihren dienstlichen Wohnsitz haben, ist die durch Unsere Verordnung vom 7. Januar d. I. (Rchsges.-Bl. S. 3) in Straßburg errichtete Dis- ciplinarkammer zuständig." — Ferner ist dem Bundes- rathe von dem Reichskanzler der Entwurf eines Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden zur Beschlußfassung unterbreitet worden. — Die Entwürfe der neuen Reichsjustiz gesetze sind soeben an die Reichstagsabgeordncten versandt worden. Es sind 1) der Entwurf eines Ge richtsverfassungsgesetzes, 16 Titel mit 166 Paragraphen; dazu der Entwurf eines Einführungsgesetzes. Die bei gegebenen Motive umfassen 215 Sellen. 2) Der Ent wurf einer Strafproceßordnung, 425 Paragraphen in 7 Büchern; dazu das Einführungsgesetz. Die Motive umfassen 259 Seiten; dazu noch 6 Anlagen von zu sammen 234 Seiten. 3) Der Entwurf einer Eivil- proccßordnung, 9 Bücher in 813 Paragraphen; dazu das Einführungsgesetz. Die bcigegebcnen Motive um fassen 490 Seiten. — Das Staatsministerium trat heute Mittag 1 Uhr unter dem Vorsitze seines Vicepräsidcnten, des Finanzministers Camvhausen, zu einer Sitzung zusammen. — Der deutsche Gesandte am kgl. italienischen Hofe, geh. Legationsrath v. Ken dell, welcher bekanntlich vor Kurzem von seinem in Varzin abgestatteten Besuche hierher zurückkehrte, hat sich auf seine Besitzungen in der 'Neumark begeben. Stach der „N. Pr. Z." wird derselbe gegen Ende dieser Woche hier wieder eintreffen. — Nachdem man seit einiger Zeit der Meinung war, daß der Nordjeecanal defi nitiv aufgegeben sei, hört die „Sp. Ztg." jetzt, daß dies keineswegs der Fall ist. Die betreffenden Untersuchungen haben fortgedauert und vorläufig zu dem Resultate einrr Bevorzugung der Linie St. Margarethen-Eckernförde mit Zweigcanal nach Kiel geführt. — Wie der „Allg. Ztg." telegraphisch gemeldet wird, ist der geh. Ober- regierungsrath Wagener vom Reichskanzler nach Varzin beschieden worden, conferirt mit demselben seit Donnerstag und wird heute hierher zurückkchren. — Ueber den Vorfall bei Guetaria ist nun mehr ein Bericht des Gcschwadcrcommandanten, Capitän zur See Zembsch, eingegangen. Die „N. A.Z." ist in der Lage, aus diesem Berichte Folgendes mitzuthcilen: Am 3. und 4. Septbr. füllten „Nautilus" u. „Albatroß" Wasser auf in Passagcs, und am 5 d. M. Morgens um s Uhr gingen die Schiffe in See, zuerst an der Küste entlang östlich dis vor den Bidaffoastuß, um die Gegend kennen zu lernen, und dann ebenfalls dicht unter Land westlich zurück nach San tander zu. Als sie in der Nähe der kleinen befestigten Stadt Guetaria, welche von NegierungSlruppcn besetzt ist, kamen, hörte man Geschütz und Gewehrseuer und sah, naher kommend, dost die Stadt Guetaria von den Earlisten, die einen naheliegenden Bergrücken besetzt hatten, mit Gewehrseuer beschossen wurde- Die Stadt hat nach dieser Seite hin eine alte Mauer, hinter welcher Jnsanterlstcn der Garnison standen und aus die Ear- listen, welche ihrerseits in niedrigem Gebüsch hinter Steinen gedeckt lagen, seucrten. Eine hohe, auf dem Berge dominircnd gelegene Batterie feuerte mit einem Geschütz nach den Earlisten, aber scheinbar ohne Erfolg. Die Letzter» hatten, wie eS schien, kein Geschütz. Die Schiffe gingen auf ihrem Eourfe dicht an der Küste entlang unbeirrt weiter und hatten daS Fort und die Stadt Guetaria längst passirt, mochten aber etwa 8iw Meter quer ab von den nächstliegenden Earlisten entfernt sein, alS diese ihr Feuer aus sie richteten. Lie Kugeln pfiffen der Mann- schäft um die Köpfe und durch die Takelage, zum Theil schlu gen sie dicht vor und hinter dem Schiff ins Wasser; glück licherweise wurde Niemand getroffen. Ein Mißverstäudniß konnte hier gar nicht obwalten, die Flaggen wehten klar aus; es war gegen '»12 Uhr Vormittags und Heller Sonnenschein. Die Schustrichlungen von den Earlisten aus gegen die Stadt Guetaria und gegen „Albatroß" u. „Nautilus" waren mehr als Sc) Grad auseinander, so daß auch in dieser Beziehung ein Versehen der Earlisten unmöglich war. Als die Schiffe daS Feuer bekamen und der Capitän Zembsch merkte, dav die Gewehre der Earlisten bis an die Schiffe heran und über dieselben hinweg trugen, drehte er in einem Bogen langsam vom Land ab und ticv Klarschiff schla gen, machte auch an „Albatrost", der in diesem Augenblicke etwas weit ab war, das Signal „Klar zum Gefecht". Gleich zeitig bat er den Corvettencapitän v. Nostiz, an Bord zu kommen, uns verabredete mit ihm, auf welche Weise sie den von den Earlisten besetzten Bergrücken beschielten wollten, und daß dafür zu forgen sei, daß keines der in der Umgegend lie genden Bauernhäuser getroffen werde. Nachdem dies geschehen, feuerten beide Schiffe emige Schuß mit dem vorder» Geschütz aus der Bugvsorte, mit den Mittlern Geschützen aus den Sei- tcnpsortcn und mit dem Heckgeschütz aus der Heckpforle, wäh rend sie in einem Bogen langsam aus durchschnittlich inou Meter Entfernung passirten. Der erste Schuß des „Nautilus" ging etwas zu niedrig, der zweite ging über den Berg hinweg, der dritte aber und der vierte saßen vortrefflich, und man konnte vom Schiffe aus sehen, daß die Earlisten theils uach dem Innern zu. theils nach dem Wasser in cm Seitenthal flohen. Da nach 3 weitern SchUfscn das Feuer der Earlisten aufhörte, so stellten vie Schiffe auch das ihrige ein und nah men ihren allen Cours wieder auf. Auch „Albatroß", der auf weitere Entfernung schoß, glaubt einige Treffer erzielt zu ha ben. „Nautilus" verfeuerte 7, „Albatroß 8 Schutz. Posen, 12. September. Die „P. Z." schreibt: Wir meldeten vor Kurzem, daß der Wethbischof Jani- szcwski, welcher sich zu einem am 15. d. gegen ihn Und diese Erleichterung der Selbstkritik wird gerade durch die' bedeutende literarische Position eines großen Talentes zur Nöthigung gemacht. Man ist in pein licher Verlegenheit der Frage gegenüber: wie ein Poet, der mehr als Andere, ja der m anmuthiger Weise vom gesellschaftlichen Tact des Lebens und vom literarischen Tact geschult ist und in seinen Novellen und Romanen, z. B. in seinen „Kindern der Welt" mit dem Geist souveräner Geschicklichkeit die inneren Kämpfe der neuen Zeit behandelt — wie ein so urtheilsvoller Poet auf dem Boden der Bühne gegen das völlig Barokr, unge sund Unnatürliche eines dramatischen Motivs alle Em pfindlichkeit verlor und sich begnügte, in der Charakter zeichnung und im Dialog mit geistigen Ziffern zu rech nen, die gar niederschlagend an das Theatereinmaleins der Frau Birch-Pfeiffer erinnern. Im Aufbau ihrer Stücke, im Lebensnerv der Perso nen und im gewöhnlichen Bühneneffect, der in einem ebenso gewöhnlichen Stoff am Platze ist, waren die Lei stungen der Seligen freilich glücklicher. Den Inhalt von „Ehre um Ehre" pikant zu erzählen, fehlt es uns heute an Raum. Betont sei nur, daß sich die Handlung um folgende unangenehm überraschende Idee dreht: Eine junge Dame von Stande soll von den Ihrigen zu einer Convenienzheirath mit einem jener französischen verlebten und sittlich verkommenen Dutzend- herzoge gezwungen werden, die oft genug bereit waren, ihre häusliche Ehre den Liebeslaunen der Ludwige zu opfern. Um sich zu retten, beredet das junge Mädchen einen Offizier, den sie zum ersten Male in ihrem Leben erblickt, sich noch in der Nacht (Beide treffen sich in einem Gasthof) mit ihr trauen zu lassen. Da sie schön und liebrnswürdig, wäre diese Aufgabe so schwie rig nicht; zur unangenehmen Barokerie wird sie aber durch die ehrcontractlichen Brdingungen: daß der von ihr envählte Nothanker zwar alle Opfer für sie bringen, aber nur auf dem Papier und dem Namen nach ihr Gemahl sein soll. Alle Versicherungen seiner Liebe weist sie jetzt und noch lange Zeit hindurch zurück und in dem Wahn, daß ihre Ehre ein solches Verhalten fordert und sie ein solches ihrer erbärmlichen Familie schuldig sei, blamirt sie mit jenem gravirenden Contract ihren makellosen Gatten nicht nur unter vier Augen, sondern auch öffentlich, indem sie das schnöde Stück Papier mit der Unterschrift des Genasführten ihrer Sippe zeigt und in ganz Paris bekannt werden läßt. Das ist zuviel. In dieser Handlungsweise und in deren höchst ab geschmackten Eonsequenzen liegt die Ehre der verschrobe nen jungen Dame. Um die Ehre des Scheingcmahls steht es gesünder; nachdem er einmal aus überspannter Galanterie, die in die Zeit Ulrichs v. Liechtenstein gehört, eine Botise begangen, nimmt er die Folgen mit männ lichem Tact auf sich, sagt den Verwandten seiner Frau die nöthigen Grobheiten, insultirt den perfiden Herzog durch moralische Kopfwaschungen, läßt sich in die Bastille sperren, und durch einen zweiten l^ttro 6« cucNcU wieder frei gemacht, gelingt es ihm, im fünften Act nicht nur endlich die Liebe seiner Frau zu gewinnen, sondern die letzten sogar zu retten. Der König Ludwig XV. hat nämlich zur Erweiterung seines „Hirschparkes" (die Güter des Souveräns und der jungen Dame gren zen an einander) soeben seine Hand nach der Schönen ausgestreckt, welche er wegen ihres Ehrcontractes für ein herrenloses, dem „Fiscus verfallendes" Gut hält. Zur rechten Zeit ruft der Gatte durch männliches Auf treten das Ehrgefühl Ludwig's wach und seine Frau stürzt in die Arme des bis dahin geprellten Offiziers und thut endlich, womit sie hätte anfangen sollen, um sich, ihm und uns alle Unannehmlichkeiten zu ersparen — sie zerreißt den Ehccontract. Der Gemahl wird in den Grafenstand erhoben, aber das Publicum ward in Er müdung versenkt, der Vorhang fällt. Herr Dettmer spielte den gequälten Gatten mit einer wahren Bravour von Bonhomie und liebenswür diger Resignation. Wie er aussah und sprach, so muß ein CavaUer aussehen, dem man das Acußcrste zu- muthet. Und auch Frl. Haverlaubt gab die Rolle der jungen Gemahlin mit dem Ausdruck jener weib lichen Anmuth und Innerlichkeit, welche selbst die über spannte Caprice und die unenffchiedcnc, mit sich selbst nicht einige Angst und Schwäche weniger ärgerlich er scheinen läßt. Der Eonversationston gelang trefflich, die Sprache hatte Wärme und diese auch entströmte wohlthucnd der gejammten Erscheinung der jugendlichen Künstlerin. Drei weitere Rollen von einiger Ausdehnung aber nicht minderer Undankbarkeit sind der Herzog und On kel und Tante der jungen Frau. Sie wurden von Hrn. Marcks, Jasse und Frau Bayer dargestellt. , -Otto Banck. Dre-den, >5. <Lept. Die fünfte allgemeine Ver sammlung der deutschen anthropologischen Ge sellschaft wurde gestern, Morgens 9 Uhr, in Ab wesenheit des Präsidenten Professors Fraas aus Stutt gart, der erst gegen Mittag eintreffen konnte, durch Hofrath Dr. Geinitz mit einigen geschäftlichen Mittheilun- gen eröffnet. Hierauf begrüßte dieselbe im Auftrage des Staatsministers Krhrn. v. Friesen, der durch dringende Geschäfte verhindert war, der Eröffnung des Eongresses beizuwohnen, Hofrath Dr. Roßmann. Nach einigen einleitenden Worten sprach derielbc über Aufgabe und Bedeutung der Anthropologie etwa folgendermaßen: Die Anthropologie nimmt unter den Wissenschaften eine ganz besondere Stellung ein; sie ist keine neue Specia-
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