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Dresdner Journal : 06.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187412066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-12
- Tag1874-12-06
- Monat1874-12
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 06.12.1874
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M 283., I» »«»Wok- »«t«k«^ ^UcrlioL Pklr. I tritt?o«^ voL HjRkrUot»! l 1Ur. Ib K^r. I tuQiu. b!u»»vtL«lk»wm«rll: l K^r 1 I»»vr«1«»pr»i»»r ^ür Loo liLllm siovr ^—v»Ii«o«o ?stit—it«: > Kssr. Ootor „Liozs—ccoLt" Lio Loilor b Lr»vd«lo»or ^k^ttok mit ^oiuotuo« Lor 8000- ooL koiort»^«, ^beoL» kür Lso folKooLoo Sonntag, den 6, Decemver Dres-nerIoumal. VerantwoMcher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. 1874 lo«er»tou»n»»kwo »«»Mirko: ' /<>. Lrancktrttor, 6oMwi8«iooLr Leo OreoLver Lourools; el-evLa« : LuAe» ^'ort u L Hr^er, S»o»dlu^-»«rU». Vi,o-l.«ip,i^-L«,«l-Lr«,i»o-rr»LKilut » N.: ^/nMien«te«n L- 1'oAker, L«rUo Vi«o-8luodilr^-kr»^-l.»ipij^-rr»ü^- k»rt ». H. -rlimcdoo: ^uci Hsoooe, U«rUo: /^rte»ie^er, /,n a?iLenc/anX ,//.4/Lrrc^4 Ur«m—: Leitte, »r«, I»»: /..ÄanAfn» küreou; vk-wmtr: H. HiAi, rr»L'- turt» N.: L' LaeAer'ockv 11. 4'. ^/errma»»»'«Ke Nuclly^ ^u«öe<tO'o., vörlili: /»vD, 8»noov«r: 4'§ciü.«k«r, k»ri»: ^/arao, ^i«tti>r<e 6'0 , Skotyxorl: D«uLe L O'o., LüLL. ^4»i»<mce,«-N,«renu, Vien: >1/ Oxpe/iL. , Uerons^eker: 1 llüuissl. I^LpeLitioo Leo OreoLner .lounmls, kw, »L> n, ^snr^itn tken^uooe I. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben allergnädiast geruht, dem Kammerrathe, Leutnant v. d. A. und Ritterguts besitzer Freiherrn von Fuchs-Nordhoff auf Möckern das Pradicat eines Geheimen Kammerrathes beizulegen. Bekanntmachung. den Transport nachgedachter Dampf-Culturapparate betreffend, vom l. Decrmber 1874. Nachdem dem hiesigen Kaufmann » Karl Georg Hornemann für seine ans zwei Locomotiven mit angehängtem Pflug, Kultivator, und Egge bestehenden Dampf-Culturapparate die Erlaubntß zur Benutzung der öffentlichen Fahrwege in der aus der Verordnung vom 26. September 1873 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 525) und deren Beilage unter T zu entnehmenden Maaße ertheilt worden ist, so wird Solches hiermit bekannt gemacht. Dresden, am l. December 1874. Dir Ministerien der Finanzen und des Innern. v. Friesen. Für den Minister: Schmaltz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 5. December, Nach mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Reichstags wurde die zweite Be- rathung deS ReichShaltSetatS für 1875 fort- gesetzt. Bei dem Etat des Reichseisenbahnamtes wird mehr seitig namentlich die Mißverwaltung der Thüringer Bahn zur Sprache gebracht und vom Präsidenten des Reichseisenbahnamtes die Absendung von Kommissaren, sowie nachdrückliche Abhilfe zugesichrrt. Bei den» Etat des auswärtigen Amtes bemängelt der Abg. Ui. Windt Horst die Aufhebung des Ge- sandtsckaftspostens beim päpstlichen Stuhle (vergl. den Sitzungsbericht in der Beilage) und sagt, man werde damit die Katholiken Deutschlands dem Papste nicht entfremden. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck erwidert: Er habe bei Durchlesung der letzten Reichs tagsverhandlungen über diesen Gegenstand gefunden, daß er damals eine versöhnlichere Stimmung ausgedrückt babe, die er jetzt aufgeben müsse, wenn er nicht der be reits ihm insinuirten Mißdeutung sich aussetzen wolle, daß die Reichsrrgierung unter allerlei Bedingungen in Rom den Frieden nachgesucht habe. Die Reichsregierung sei weit entfernt, den Papst als Oberhaupt der katho lischen Kirche nicht anzuerkennen. Das aber bedinge noch nicht die Absendung eines Gesandten beim Vati- can. Wenn die 'Nothwendigkeit diplomatischer Bezieh ungen zur römischen Curie eintreten sollte, so habe die Reichsregierung hierzu einen Diplomaten in Rom. Jetzt liege dazu kein Anlaß vor, weil die vor 1H Jahren geheg ten Hoffnungen unerfüllt geblieben seien. So lange das Haupt der katholischen Kirche seine jetzige Stellung be haupte und den Aerus zur Nichtbefolgung der Staats- gesetzc aneisere, so lange erscheine die diplomatische Ver bindung Deutschlands mit dem Papste übe, flüssig. Die Regierung habe den jetzigen Kampf nicht provocirt; der Kampf sei schon vor 1><7O geplant gewesen, und der französische Krieg habe denselben nur gefördert. Fürst Bismarck schließt: „Daß Rom den Sieg der Franzosen erhoffte, ist bekannt. Ich kann das nachweisen und hoffe, in dieser Angelegenheit den Herren im preußischen Land tage wieder zu begegnen." Versailles, Freitag, 4. December, Abends. (W. T. B.) In der Nationalversammlung wurde heute die Berathung der Gesetzvorlage über die Freiheit deS Unterrichtes an den höheren Lehr anstalten fortgesetzt. Bischof Dupanloup trat für den Gesetzentwurf ein, «ährend der Deputirte Challemel Lacour denselben bekämpfte. DaS linke Centrum hat den Antraa, bezüglich der Berathung der konstitutionellen Gesetzvorlagen die Initiative zu ergreifen, abgelehnt. Dasselbe will die betreffenden Vorschläge abwarten, zu denen sich etwa die Reaierung veranlaßt sehen könnte. Der Finanzwlniffer will im Januar einen neuen Gesetzentwurf einbringen, welcher eine Modifikation der bestehenden Steuern vorschlägt. London, Freitag, 4. December, Abends. (W. T. B.) Der „Times" wird aus Kalkutta gemeldet, daß Uakub Khan nicht gefangen gesetzt, sondern von Shir Ali Khan nur in feinem Pa laste internirt ist. Letzterer hat auf die Borstel- langen, welche vom Bieeköuig von Ostindien in dieser Angelegenheit an ihn gerichtet worden find, noch keine Antwort ertheilt. Die Regierung hat jetzt die Ueberzeugung ge wonnen , daß der in Gwalior gefangen genommene angebliche Nena Sahib in Wirklichkeit nicht Nena Sabib ist , da auch der Radschah von Scindia jetzt zugiebt, daß er sich über die Identität deS Ge fangenen geirrt habe. Belgrad, Freitag, 4. Derember, Nachmit tags. (W. T. B.) Die Skuptschin» bat auch heute noch die Adreßdebatte (vgl. unter „Tagesgeschichte") fortgesetzt. Ein Deputirter wurde wegen seiner Aeußerungen über d»e Person deS Fürsten, nach Beschluß der Versammlung, für 1 Monat von der Theilnahme an den Sitzungen ausgeschlossen. BuenoS-Ai reS, Freitag, 4. Decrmber. (W. T. B.) Der Regierung ist die amtliche Meldung zugegangen, daß fich General Mitre mit seinem JnsurgentencorpS den Regierungstruppen auf Dis kretion ergeben hat, nachdem er von dm letzteren in die Flucht geschlagen und auf der Flucht ein- geholt war. In der Provinz Buenos-Aires ist die Ruhe wieder hergestellt. Die RezierungS- truppen verfolgen den Jnsuraentrnführer Arre- dondo, dessen Avantgarde ebenfalls eine Nieder lage erlitten hat. Dresden, 5. December. Durch die Botschaft des Marschallpräsidenten Mac Mahon wurden die Legitimisten hart getroffen, doch sic sind nichts weniger als betroffen; die Radicale»» wei sen auf den Grafen Chambord mit schadenfrohem Fin ger hin, während die Conservativen die Letzteren auf die Warnung, die ihnen ertheilt wird, aufmerksam »la chen. Bis jetzt liegen uns von französischen Zeitungs- stimmen nur einige Glossen vor, mit welchen das „Journal des Dob als" die Botschaft begleitet. Dasselbe betont zunächst den friedlichen Charakter der auswärtigen Politik, sowie den Aufschwung des Han dels und der Industrie im Lande und wendet sich dann zu dem für Frankreichs Geschicke wichtigsten Passus, welcher sich auf die Constitutionsfrage bezieht. Mac Mahon versichert darin, daß seine Regierung sich der ihr gewordenen Aufgabe der Organisirung des Sep tennats nicht entziehen werde. Hierzu bemerkt das „Journal des Debats" Folgendes: „Die Ausdrücke der Botschaft sind zn vage, als daß wir daraus auf die Intentionen der Regierung einen bestimmten Schluß ziehen können. Für heute begnügen wir uns zu con- statiren, daß der Präsident der Republik an seinen frü heren Erklärungen Nichts geändert hat und daß er noch immer entschlossen ist, seine Gewalt nnter Mit wirkung aller gemäßigten Männer „„demnächst"" zu befestigen." Auch in den deutschen Blättern begegnen wir heute nur noch spärlichen Meinungsäußerungen über die französische Präsidentenbotschaft. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bezeichnet dieselbe als „hin reichend geeignet, die innere Situation in Frankreich soweit aufzuklären, als die Regierung irgend dazu mit wirken kann." Den Parteien werde darin in unzwei deutigster Weise ihre Stellung zu den bestehenden Ge walten angewiesen und der Kammer mit aller Energie die Dringlichkeit einer weiteren Organisation der höchsten staatlichen Factoren in das Gewissen znrückzurnfen. Wetter heißt es: „Seit dem September 1870, wenn nicht schon vorher, fehlte der französischen Staatsleitung jener unwandelbar feste Punkt, nach welchem das gesammte öffentliche Leben Frankreichs sich zu reguliren hat. Herr Thiers hat diese Lücke vorübergehend mit großer Hin gebung, aber mit vielleicht zu viel Nachsicht gegen die Parteien auszufüllen gesucht. Die Botschaft des Mar schallpräsidenten redet eine Sprache, welche die Kammer Herm Thiers vielleicht sehr verübelt haben würde; aber dem befehlsgewohnten Heerführer gegenüber wird selbst die äußerste Rechte, welche soeben noch von Neuen» zu den Fahnen des Grasen Chambord geschworen, auf manche Illusionen verzichten müssen." Am Schluffe ihrer Betrachtungen hebt die „N. A. Z." das vom Präsi denten Mac Mahon ausdrücklich betonte „Bedürfnis nach Frieden" hervor. Die Wiener „Neue freie Presse" schreibt: „Be- achtenswerth ist die Erklärung des Präsidenten, daß er nicht da sei, den Bestrebungen' irgend einer Partei zu dienen, und besonders hervorzuheoen ist, daß die Bot schaft den wirthschaftlichen Ausschwung Frankreichs und den friedlichen und freundschaftlichen Charakter der Be ziehungen Frankreichs zu den auswärtigen Regierungen constatirt. Dieser Theil der Botschaft ist namentlich ge eignet, einen durchweg beruhigenden Eindruck hervor zubringen." Tagesgeschichte. Dresden, 5. December. Se. Majestät der König und Se. königliche Hoheit der Prinz Georg sind gestern Nachmittag nach 2 Uhr in Berlin eingetroffen und wurden von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Sr. kaiserlichen und königlichen Hoheit den» Kron prinzen des deutschen Reichs und von Preußen im anhaltischen Bahnhofe empfangen. Auch der königl. sächsische Gesandte v. Nostitz-Wallwitz, sowie der Reichs- tagsabpeordnete Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz waren im Bahnhöfe anwesend. Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften begaben Sich in offenem Wagen nach dem königlichen Schloß, woselbst Ihre Majestät die Kaiserin mit den königlichen Prinzen und Prinzessinnen die sächsischen Gäste empfingen. I- . Berlin, 4. December. In der heutigen Sitzung des Reichstags wurde die zweite Lesung des Etats fortgesetzt und dabei die Etats des Neichskanzleramts, des Bundesraths, des Reichstags, des Nechnungshofs und des Oberhandelsgerichts definitiv genehmigt. Den wesentlichsten Theil der Sitzung füllte eine stürmische, nntunter leidenschaftlich erregte Debatte aus, welche sich anknüpste an einige Bemerkungen des clericalen Abg. Or. Jörg über den diplomatischen Ausschuß des Bun- desraths, woran derselbe weitere Bemerkungen über ver schiedene Acte der auswärtigen Politik im laufenden Jahre anschloß. Im Verlaufe der Discussion, in welcher nach Or. Jörg der Reichskanzler das Wort ergriff, kam es auch zwischen diesem und dem Abg. Di. Windthorst zu einem Meinungsaustausch über die Veranlassung des Kullmann'schen Attentats. Abg. Lasker zog sich hierbei einen Ordnungsruf des Präsidenten zu. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) Morgen wird dcr Etat des auswärtigen Amts das Haus beschäftigen, wobei jedenfalls die — bereits telegraphisch gemeldete — Zurückziehung des Postulats für die Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhl eine erneute Veranlassung zu einer Discussion zwischen denr Reichskanzler und dem Crntrum bieten wird. — Die Petitionscommission des Reichstags setzte heut Vormittag ihre Berathung fort. Eine Petition des früheren Färbermeisters Leopold Am mon zu Königsberg i. Pr., der während des letzten Krieges Apothekenarbeiter gewesen, sich hierbei einen dop pelten Leistenbruch zugezogen haben will nnd nun um Gewährung einer Pension bittet, gab zu einer längeren Discussion Veranlassung. Der Reg.-Coin. Hauptmann Fleischhammer bestritt die Angaben des Petenten, der nach Angabe der ärztlichen Atteste noch nicht arbeits unfähig sei. Die Commission beschloß dem Plenum zu empfehlen, die Petition dem Reichskanzler zu nochmaliger Prüfung und eventueller Berücksichtigung zu überweisen. Den schriftlichen Bericht wird der Abg. v. Borries er statten. Eine Anzahl von Petitionen wurden für nicht geeignet zur Erörterung im Plenum erachtet, einige Petitionen der Commission für die Strafproceßordnung, andere der Commission für die Civilproceßordnung über wiesen. * Berlin, 4. December. Wie der „St-A." mel det, begiebt Se. Majestät der Kaiser Nachm. 5 Uhr sich zur Hofjagd nach Hubertussteck mit Sr. Majestät dem Könige und Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg von Sachsen,. Ihren königl. Hoheiten dem Großhcrzogc von Sachsen-Weimar, dem Großherzogc von Mecklenburg- Schwerin, dem Prinzen Friedrich der Niederlande, be gleitet von Sr. kaiserl. und königl. Hoheit dem Kron prinzen, Ihren königl. Hoheiten den Prinzen Karl, Fried rich Karl und dem Prinzen August von Württemberg Allerhöchst- und Höchstdieselbcn werden mittelst Ertra- zugs auf der Stettiner Eisenbahn von hier abfahren bis hinter Neustadt - Eberswalde; dem Programm gemäß wird sich von dort auf der »lach Joachimsthal führen den Chaussee die hohe Jagdgesellschaft zu Wagen nach dem Jagdschlösse Hubertusstock begeben und dort logircn. Morgen früh beginnt die Jagd, nach derselben wird das Diner eingenommen und darauf um '^6 Uhr- Abends die Rückkehr nach Berlin stattfindcn, wo die Ankunft Abends (»9 Uhr erfolgt. — Im königlichen Palais findet heute ein Diner für diejenigen hohen Gäste statt, welche Se. Majestät den Kaiser »licht zur Jagd begleiten; zn dcmselben sind u. A. die Präsidenten des Reichstags geladen worden. — Der Großherzog v on Mecklenburg-Schwerin, welcher heute Nach mittag aus Schwerin hier cintras, machte sofort den Majestäten im königlichen Palais einen Besuch und be grüßte dann auch die kronpriuzlichcn Herrschaften und de»» König und den Prinzen Georg von Sachsen im königliche»» Schlosse. — Der Bund es rath hielt heute unter Vorsitz des Staatsministers Or. Delbrück in dem Sitzungssaal deS Reichstagsgebäudes eine kurze Plenarsitzung. Gegen stand der Berathung war die Zurückziehiing des im Specialetat des auswärtigen Amts sür l875 enthaltenen Antrags aus Bewilligung voi» Mitteln für Bestreitung der Kostei» der Gesandtschaft beim päpstliche»» Stuhle in Rom. Die Absetzung von 53,160 Mark für diese Ge sandtschaft wurde angenommen. (Dem Reichstage ist dies bereits durch ein Schreiben des Reichskanzlers be kannt gegeben.) — Die vereinigten Ausschüsse des Bun desraths für das Seewesen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen. — Die königlich bayerschcn Bevollmächtigten zum Bundcsrathe haben bei dem Bun- desrathe dei» Antrag cingebracht, über einen von ihnen vorgelrgten Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ein führung des Gesetzes des Norddeutschen Buntes über die Quartier! cistung für die bewaffnete Macht wäh rend des Fricdenszustandes von» 25. Juni 1868 im Königreiche Bayern verfassungsmäßig zn beschließen. — Die Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen, und sür Eisenbahnen, Post und Te legraphen Habel» über das den» Bundcsrathe vorgelegte Bahnpolizeireglcment für die Eisenbahnen Deutsch lands berichtet. Die Ausschüsse haben das Reglement einer gründlichen Revision unterzogen, viele Acnderun- gen sachlicher Art vorgeuommen und mit diesen die An nahme des Reglements beantragt. — Die „D. R.-C." schreibt: I»» Betreff des Proccsses des Grafen Arnim hören wir heute aus sonst gut unterrichteter Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Zweites Symphonie-Concert der k. mufikalischeu Kapelle am 4. d. M. im Saale des „Gewerbehauses." In schön vollendeter Ausführung unter Direktion des Hern» Generalmusikdirectors Or. I. Rietz kamen zu Gehör: die in Durchführung und instrumentalem Aus druck der Gedanken meisterhaft behandelte Conccrtouvrr- ture von I. Rietz; Schumann's düstere, leidenschaft lich bewegte Manfredouverture, dies tieffinnig geniale Bild innerer Kampfesqual, stürmischen Seelendranges und tragische»» Erliegens; Mcndelss ohn's A-ttur-Sym- phonie, in welcher vor Allen» das poetisch empfundene, stimmungsvolle Andante mit nachhaltigster Wirkung her vortritt. Außer diesen bekannten Werken wurde eine, Symphonie (6-mvII) von Julius Benedict zum er sten Male vorgeführt. Benedict ist der talentvollste Schüler Karl Maria v. Weber's, und wurde zugleich ein treuer Freund seiner Familie. Seit einer langen Reihe von Jahren lebt er bekanntlich in Lonoon und übt, hochgeschätzt als erste musikalische Autorität, einen im edelsten Sinne wirkenden bedeutenden Einfluß auf das dortige Musikleben und den Kunstgeschmack aus. Noch jetzt in seinem siebzigsten Jahre ist ihm ein uner müdliches Beharren in rüstiger, künstlerischer Thätigkeit vergönnt, nnd vor wenig Tagen ist in London die Frier seines 50 jährigen Künstlerjubiläums in hoch ehrender Weise begangen worden. Seine Symphonie voll freu diger Bewegung im ersten und letzten Satze, einfach, na türlich und fließend im Gedankrngangr, klar in der Form, ohne mit Prätension nach geistreichen Besonderheiten und Effecten zu suchen, bekundet den künstlerisch fein durchgebildeten Musiker, der mit sicherer, geschmackvoller Technik in der polyphonen Durcharbeitung der Motive nnd in der instrumentalen Gestaltung zwar nicht sich den neuen Richtungen und Ausdrucksweise»» der Gegen wart zuwendet, aber sich zugleich ohne fühlbare Anleh nung an frühere symphonische Werke selbstständige »md eigenartige Behandlung und geistige Haltung bewal)rt. Am gehaltvollsten treten der erste ^atz und das sinnig empfundene, in kunstvoller Verwebung und Führung der Stimmen vorzüglich ausgeführte Andante hervor. In Bezug auf das erwähnte Jubiläum Benedict's sei, gewiß »m Sinne deutscher Kunstgenossen, dem aufrich tigen Wunsche Ausdruck gegeben: daß dem verdienst vollen Repräsentanten deutscher Tonkunst im Auslande noch eine lange Dauer seiner dankenswerthen, dem wah ren Dienste der Kunst gewidmeten Thätigkeit beschieden sein möge. C. Banck. Gemäldeauction. Eine Versteigerung von Oelgemälden älterer, aber besonders neuerer Meister wird Herr Anton Elb (am 7., 9. und 10. December im Hauptsalon desMeinhold- schen Etablissements, Moritzstraße 16) veranstalten und bei der vielfachen Trefflichkeit der einzelne»» Objecte sei dem Publicum die Gelegenheit empfohlen, sein Kunst- bedürfniß durch Acquisitionen zu befriedigen, die bei jetzi ge»» Zeitverhältnissen ost preiswetth sein dürsten. Die zu versteigernden Gemälde, zum Theil von Herrn Elb angekauft, zum Theil aus Privatbcsitz stammend oder von den Künstlern für die Auction bestimmt, sind in der permanenten Ausstellung (Gewandhausstraße 1) von den Liebhabern zu besichtigen. Ohne dadurch nicht genannte»» Meistern und Bil dern zu nabe treten »der für alle hervergehobenen eine nn- bedingte Tüchtigkeit betonen zu wollen, seien hier nur für die Besucher der Auction einige Namen und der Kürze wegen die Nummern dcr ihnen zugehörigen Bilde» erwähnt. Dahin gehöre»» Landschaften: von E. Hilde brandt (30), R. Kummer (68), Hummel (37, Aquarelle), Krüger (42, 43), Morgenstern (48, 49, 10, ll), F. A. Schlegel (15, 16, 17, 18, Aquarelle), Eschke (23), Rasch (14), Beurlin (27, 28), Köbel (58), Douzctte (90); Architekturbilder: von F. Pcrlberg (79, 81), Hahn (76, 74); Genre- und Historienbilder: von Pohle (50), Raden Saleh (26), v. Okr (24), Becker (21). Ein Kampf um daS Leben*). Eines Morgens begegnete ich im Parke einen» Herrn, der durch den große»» Baumgang schlenderte. Das Gesicht dieses Mannes drang sich mir auf und es war wirklich ein eigenes Gesicht. Seine Augen waren glanzlos und sein Haar, welches er lang trug, war mit Grau durchsprenkelt. Sein Haar und seine Augen waren, wenn ich so sage»» darf, sechzig Jahre alt, das Uebrige noch nicht dreißig. Er erweckte in mir den schmerzlichen Verdacht, entweder den Kopf oder den Körper eines Anden» sich angeeignet zn haben. „Dieser Mann hat eine Geschichte und ich möchte sie wohl kennen lernen", sagte ich halblaut zu mir. „So, möchten Sie das?" rief cine Stimme mir zur Seite. Ich drehte mich um und stand vor Herrn H., einem meiner Nachbarn, der herzlich darüber lachte, *) Die vorstehende Humoreske hat den amerikanischen Hvmoristen Thomas Balle» Aldrich zum Verfasser, dessen Werke kürzlich in deutscher Uebersetzung von Moritz Brisch er schienen sind Die Mittheilung mag als eine Probe von der eigenthümlichen Richtung des Versagers dienen, der jetzt viel Aufmerksamkeit erregt hat. daß er mich über einem Gespräche mit mir selbst be troffen. „Nun denn", setzte er nachdenklich hinzu, „ich kann Ihnen die Geschichte dieses Mannes erzählen, und wissen Sie etwas ebenso Seltsames, so svll's mich freuen, es zu hören." „Sie kennen ihn also?" „Ja und nein. Das heißt, ich kenne ihn nickt persönlich, aber ich weiß einen eigenthümlichen Vorgang aus seinem Leben. Ich befand mich gerade in Paris, als er begraben wurde." „Begraben?" „Nun, genau gesprochen, nicht eigentlich begraben, aber etwas ganz Aehnliches. Wem» Sie eine halbe Stunde übrig haben — fuhr mein Freund H. fort — so wollen wir uns auf die Bank dort drübei» setzen und ich will Ihnen Alles, was ich von einer Be gebenheit weiß, erzählen, die vor etlichen Jahre»» in Paris einiges Aufsehen machte. Der Herr selbst, der da drüben steht, wird als cine Art Titelbild zn dem Roman dienen, gleichsam als eine ganzseitige Illu stration. Philipp Wentworth — erzählte mein Freund — ei,» junger, reicher Amcnkancr, hatte in Paris die Tochter eines reichen Bankiers, Fräulein Julie Dorinc, kennen und lieben gelernt. Er hatte sich mit ihr ver lobt, und die Hochzeit sollte in den nächsten Tagen stattfinden. Von einem kleinen Ausfluge in die Pro vinz zurückgekehrt, eilt Philipp — es war das am Tage vor der Hochzeit — zum Hause seiner Braut. Die Thürc öffnete sich, als Philipp's Fuß die erste Stufe überschritt. Der Diener nahm ihm schweigend Mantel und Hut ab, mit besonderer Ehrerbietung, aber war er jetzt nicht ein Glied der Familie? — '„Herr Tonne — sagte dcr Diener langsam — ist gegenwärtig nicht in» Stande, Monsieur zu cm-
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