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Dresdner Journal : 30.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187410303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-10
- Tag1874-10-30
- Monat1874-10
- Jahr1874
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- Dresdner Journal : 30.10.1874
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!«0 Kanzler deS deutschen Reichs und Präsident des königl. preußischen Staatsministcriums, Fürst v. Bismarck, aus Barzin angckommen ist. Die Ankunft desselben ist gestern Abend 6 Uhr erfolgt, und zwar ist der Fürst m Begleitung seiner Gemahlin und seiner Tochter hier eingetroffen. Ob der Fürst nach Eröffnung des Reichs tages sich noch auf einige Tage nach seinen lauenburgi- schen Besitzungen begeben wird, das sieht man in hiesi gen unterrichteten Kreisen noch als fraglich an, jeden falls aber wird bestimm! behauptet, daß das Project des Reichskanzlers, nochmals nach Barzin zurückzukehren, jetzt vollständig, vor. Weihnachten wenigstens, anfgegebcn ist. — Die Zahl der bis heute Mittag beim Bureau des Reichstags angemeldeten Abgeordneten betrugt»; das erste Mitglied des Hauses, welches auf dem Bureau erschien und seme Karte abforderte, war der Abg. Ha- selmann. — Die „D.R -C." bestätigt, daßGrafHarry Arnim heute Mittag aus seiner Haft entlassen worden ist, und bemerkt dazu: der Schwager desselben, Kammer herr v. Prillwitz, sowie der Sohn aus erster Ehe, Graf Arnim - Schlagenstein, hatten die Cautionssumme von 100,'xX) Thlr., welche das Stadtgericht für seine Frei lassung forderte, bei der Kasse desselben dcponirt, und empfingen den Grafen, nachdem das Gefängniß geöffnet war. Wie wir hören, wird Graf Arnim, der sich in einem sehr leidenden Zustande befindet, sich auf sein Gut Nassenheide begeben. — Ein Korrespondent der ,,Sp.Ztg.", welcher Augenzeuge der Ankunst des Gra fen im Hotel seiner Schwiegermutter war, schreibt u. A.: „Der Wagen hielt an der großen Vortreppe im Innern des Hauses; festen, wenn anch nicht leichten Schrittes trat der Graf aus dem Wagen die Stufen hinauf, den Seinigen entgegen, die ihm in stummer Rührung die Hände zum Willkommen dardoten. Stolz erhobenen Hauptes erwiderte er die Grüße der Verwandten nnd Freunde.... Die Vorgänge der letzten drei Wochen haben den Grafen sichtlich angegriffen, wenngleich äußere Symp tome einer bedenklichen Verschlimmerung seines Leidens in dem flüchtigen Moment wenigstens, wo ich ihn sah, nicht wahrzunehmcn waren. Sein früher noch dunkler, nur etwas grau gemischter Vollbart ist fast weiß ge worden. Auf den Zügen lagerten die Schatten des Grames und einer Ermüdung, mit der ein eiserner Wille im Streit liegt. Polizeiliche Begleitung war dem Grafen bei seiner Heimkehr nicht bcigegebcn." Zur Haftentlassung des Grafen Arnim wird der „Sp. Ztg." von einen! „gut"-unterrichteten Reporter noch geschrieben: „Nach wiederholter ärztlicher Unter suchung des Grafen Arnim feiten des Professors Dr. Eczerzka und des geh. Medicinalraths Dr. Limann ha ben dieselben das Gutachten abgegeben, daß die Fort dauer der jetzigen Haft eine hohe und nicht wieder gut zu machende Gefahr für Leben und Gesundheit des Gra sen mit sich bringe. Infolge dessen hat die Rathskam- mer des hiesigen Stadtgerichts die vorläufige Entlassung des Grafen Arnim gegen 100,00» Thlr. Caution mit der Verpflichtung, Deutschland nicht zu verlassen, be schlossen. Daß die Entlassung eine bedingte und räum lich beschränkte ist, hat wahrscheinlich seinen Grund in dem Bestreben, zu verhindern, daß der Angcschuldigte durch eine Reise nach dem Süden Europas, zur Wieder herstellung seiner Gesundheit, die mündlichen Verhandlungen hinziche. Dieselben dürften, soweit das vorliegende Material vorherbestimmen läßt, wohl nicht vor 4 Wochen stattfindcn." Weiter schreibt die „Spenersche Zeitung": „Fürst Bis marck hat, wie verlautet, in emcm sehr freundlichen Schreiben den Grafen Adolph Arnim-Boitzenburg, Bezirkspräsidenten von Lothringen, aufgefordert, dem Staatsdienste nicht ganz zu entsagen, sondern sich nur zeitweilig aus demselben zurückzuziehcn. Graf Arnim ist jedoch unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht gewillt, ferner im Staatsdienste zu bleiben. Graf Her mann Arnim, welcher als Stellvertreter des Ge sandten in Lissabon, Grafen Brandenburg, dorthin ge schickt wurde, traf drei Tage vor der Verhaftung seines Schwagers dort ein. Er forderte sofort nach Empfang der Nachricht ans telegraphischem Wege einen Urlaub auf unbegrenzte Zeit, der ihm auch bewilligt wurde. Jedoch muß der Graf bis zur Ankunft seines Nach fvlgers, der aus Rom erwartet wird, noch im Dienst verbleiben, den er jedoch für immer verlassen wird." — Der Bundeorath und die vereinigten Aus schüsse für Rechnungswesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen hielten heute Sitzungen. — Die Aus- schüsse des Bundesraths für oas Lanbhecr und die Festungen und für Rechnungswesen haben den Gesetz entwurf über die Naturalleistungen für die be waffnete Macht im Frieden durchbcrathcn und empfehlen dem Plenum eine größere Zahl Abänderungen desselben. Der größte Theil derselben sind redaktioneller Natur, von principicllcr Bedeutung sind nur wenige Vorschläge. Im K 10 ist der Pergütungssatz für 'Na turalverpflegung für Mann und Tag dahin festgestcllt worden, daß er beträgt für die volle Tageskost ein- Sivori, Franchomme) gewonnen wurde, tritt das Leip ziger Konkurrenzunternehmen des Impresario, die so genannten Hofmann'schen Künstlerconcert e, eine musikalische Kampagne durch eine Anzahl deutscher Städte an. Das Mitgliedervcrzeichniß nennt das überall außer ordentlich sympathisch ausgenommen«: schwedische Tamen- quartett, den Violinisten Paul Klengel aus Leipzig, den Violoncellisten Kammervirtuos Leopold Grützmacher aus Meiningen und den Pianisten Louis Maas aus Lon don. — Im Stadttheater verabschiedete sich jüngst, von seinen Kollegen und vom Publicum durch sympathische Ovationen ausgezeichnet, nach einer 45jährigen Bühncn- angehörigkcit in Rickard Saalbach ein zwar nicht künst lerisch hervorragender, aber höchst achtungswcrther Künst- vetcran, der in sich gewissermaßen ein Stück Thcatcr- gcschichte Leipzigs in allen ihren Wandlungen re- präsentirte. — Im königl. Schauspielhaus! zu Ber lin eröffnete soeben ein neues fünfactigcs Schauspiel von A. E. Brachvogel, „Alte Schweden" betitelt, den Reigen der 'Novitäten. Mit den „alten Schweden" meint das Stück jene deutschen, im schwedischen Heere dienenden KricgSobcrsteu, welche nach dem westfälischen Friedensschlüsse abgcdankt nnd dann von dem großen Kurfürsten in brandenburgische Dienste genommen wur den. Der Dichter hat eine von ihm selbst verfaßte'No velle dramatisirt und die Klippe nicht umgehen können, an welcher solcke Versnchc fast immer scheitern. Die ersten zwei Acte, in denen charakteristischcrwcisc nicht ein einziges weibliches Wesen anftritt, schildern anschau lich die Zustände in Deutschland zur Zeit des westfäli schen Friedens und führen in lebenswahrer Zeichnung den bekannten tapfrrn Haudegen, den General Derff- finger, die Hauptfigur des ganzen Stückes, vor. Vom dritten Act an tritt plötzlich das politische Bild in den Hintergrund, und es handelt sich nur noch um eine ganz schließlich Brod 75 Pfennige, ohne Brod 60 Pfennige, für dir Mittagskost allein 40 rrsp. 35 Pfennige, für die Abendkost allein 20 resp. 15 Pfennige und für die Morgenkost allein 15 resp. 10 Pfennige. — Tie ver einigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und Justizwesen haben das Gesetz über den Schutz der Waarenbezeicknungcn durchberathen und u. a. zahlreichen Abänderungsvorschlägen empfeh len sie, den 8 7 folgendermaßen zu verändern: »Für die erste Eintragung eines Zeichen», welches landes- gesetzlich nicht geschützt ist, wird eine Gebühr von so Mark entrichtet Von der Entrichtung einer Gebühr für die Eintra gung solcher Zeichen, welche bis zum Beginn des Jahres!87b un Verkehr allgemein als Kennzeichen der Waaren eines be stimmten Gewerbtreibenden gegolten haben, können die Lan desregierungen entbinden Andere Eintragungen und Löschun gen geschehen unentgeltlich. Bekanntlich hat der Bundesrath in seiner letzten Sitzung sich mit der Lerathung des Landsturm- gesctzes beschäftigt. Dasselbe wurde nach der Vorlage angenommen, wie die „D. R.-C." hört, mit Ausnahme des 3, welcher nach Hinzufügung des gesperrt gedruck ten Satzes folgende Fassung erhielt: „Der Landsturm erhalt bei Verwendung gegen den Feind militärische auf Schußweite erkennbare Abzeichen und wird in der Regel in besonderen Abtheilun- gcn sormirt. In Fällen außerordentlichen Bedarfs oder wenn eS an geeigneten Führern für besondere Formationen fehlt, kann jedoch auch die Landwehr aus dem Landsturm ergänzt werden." — Ueber die Gestaltung des künftigen Provin zialverbandes von Berlin verlautet in verschiede nen Zeitungen, wenn auch unverbürgt, daß derselbe drei Stadtgcmeindcn, Berlin, Köpenick und Charlotten burg (Spandau nicht) und den neu zu bildenden Ber liner Landkreis umfassen soll. In wieweit der für die anderen preußischen Provinzen in das Auge gefaßte Or ganismus: Amtsvertretung, Kreisvcrtretung, Bczirksver- tretung und Provinzialvertretung nebst den entsplechen- den Ausschüssen und verwaltenden Instanzen auch auf die Provinz Berlin zur Anwendung kommen kann und wird, muß der Gesetzgebung anheim gestellt bleiben, welche sich gerade bei diesem Punkte einer besonders complicirtcn Aufgabe gegenüber befindet. Schleswig, 28. October. (Tel.) Die „Schlesw. Nachr." melden aus guter Quelle, daß die Angabe, nach welcher das auswärtige Amt die Provinzialbchör- den zu wiederholter Berichterstattung über die stattgehab- tcn Ausweisungen aus Nordschleswig aufgcfordert haben soll, auf einem Jrrthum beruht. Die bezüglichen Verhältnisse seien hinreichend erörtert worden, und däs Verfahren der Provinzialbehörden habe sick als voll ständig correct und den Umständen entsprechend be wiesen. * Wien, 28. Octobcr. Das Militärpensionsgcsetz wurde gestern im Abgeordnetenhausc zu Ende be- rathen. Der schon in der Generaldebatte geinachte Versuch, die Vorthcile des neuen Gesetzes auch jenen Militärs zukommen zu lassen, welche vor der Erhöhung der Activitätsgagen pensionirt wurden, wurde bei der Berathung des zweiten Artikels des Einführungsgesetzes wieder ausgenommen, aber vergeblich, und zwar infolge eines Mißverständnisses, das Niemand zu verantworten hat. Von den beiden Resolutionen, welche der Aus schuß vorschlug, wurde jene, welche die Beritienmachung der Hauptleute anrcgte, nahezu einstimmig verworfen. — Das auf Requisition des königl. preußischen Stadt gerichts in Berlin zur Ablegung einer Zeugenaus sage in der Untcrsuchungssache gegen den Grafen Harry v. Arnim vorgeladene Mitglied der Nedaction der „Presse" ist, wie bereits gemeldet, gestern im hiesigen k. k. Landesgerichte vernommen worden. Die „Pr." be richtet über die Vernehmung ihres Nedactionsmitglicdes Folgendes: Das Ansinnen des Berliner Stadtgerichts ging bekanntlich auf Erklärung über die Provcnicn; der in der „Presse" vom 2. April d. I. veröffentlichten Privatbriefe des Grafen Arnim. Beigcfügt war noch die eigenthümlichc Vermnthung des Berliner Stadtge richts, jene Briefe seien der „Presse" durch einen in Paris lebenden Schriftsteller übermittelt worden. Die Haltung unseres Rcdactionsmitgliedcs vor Gericht war mit aller Klarheit vorgeMchnct. Da jene Briefe ohne Unterschrift ober Chiffre des Verfassers oder Einsenders mitgethcilt waren, so fielen sie in die Kategorie jener Schriftstücke, für welche die ausschließliche Verantwor tung dem verantwortlichen Rcdactcur des Blattes zusteht und in Betreff welcher die strengste Diskretion zu be obachten eine selbstverständliche Ehrenpflicht einer jeden Redaktion ist. Eine Verletzung des Redaktionsgeheim nisses in einem Falle wie der vorliegende, wäre so schlimm wie eine Verletzung des Beichtgeheimnisses. Der jenige, der sich einer solchen Verletzung seiner Ehren pflicht schuldig machen würde, würde sich die 'Mißachtung eines jeden Ehrenmannes zuziehen und fortan ein Ge ächteter sein unter seinen anständigen College». Cs durfte somit mit Fug unv Recht jener Paragraph 153 unserer Strafproceßordnung angerufen werden, nach einfache Liebesgeschichte, in der zwar der Derfflinger auch noch der Held ist, aber nicht mehr als Mann des Schwertes, sondern als der von der 'Nadel. Erst am Ende des fünften Actes rafft Brachvogel zn neuem Schwünge sich auf. Die preußisch-patriotffchcu Worte, mit denen das Stück schließt, verfehlten die beabsichtigte zündende Wirkung nicht. Als Volksstück mag es immerhin gelten; ästhe tische Bedeutung, künstlerischen Werth kann das stark local gefärbte Schauspiel nicht beanspruchen. — Wir ge dachten vor einiger Zeit des verdienstvollen Wirkens des allgemeinen deutlchcn Cäcilienvereins. Jetzt widmet das „Musikal. Wochenbl." dem Generalpräses dieses Vereins, Dr. Franz Witt (katholischem Pfarrer zu Schatzhofen bei Landshut in Bayern), und dem Um schwünge der katholischen Kirchenmusik in den letzten 8 Jahren einen warm anerkennenden Artikel, dessen Inhalt cigcnthümlich contrastirt mit der in meh reren Blättern coursircndcn 'Nachricht, daß mehrere Bürgermeister (Schulinspectoren?) in Rhcinpreußen den Lehrern den Besuch der Conferenzen des deutschen Cäcilienvereins als .staatsgefährlich" untersagt hätten. Di. Franz Witt hat infolge dessen dem königl. preußi schen Cultusministerium die Statuten des Vereins ein- gcsendet und daraufhin folgendes Schreiben, datirt Ber lin, den 3. October 1874, erhalten: „Ew. Hochwürden danke ich verbindlichst für die mir mit telst gefälligen Schreibens vom 24. v M. zugesandten Sta tuten des . Allgemeinen deutschen Cäcilienvereins". Ich habe vom Jnyalt derselben mit Interesse Kenntniß genommen und bin gern bereit, den ancrkennungSwerthen Bestrebungen diese« Vereins iedr thnuliche Förderung angedeihen zu lasten Der königl preußische Mimnrr der geistl. llntcrrichis- und Medi cinalangelegenheiten In Vertretung: Sydow." welchem ein Zeuge nur in besonders wichtigen Fällen ve-halten werden kann, ein Zeugniß abzulegen, „das für der Zeugen selbst Schande bringen würde". Als ein derartiger besonders wichtiger Fall kann aber die im Aus- larde anhängige Untersuchung gegen den Grafen Arnim, dü trotz des ungeheueren Staubes, welchen sie auswirbelt, nur ein als Vergehen bezeichnetes Delikt betrifft, denn doh nicht angesehen werden. Die Zeugnißverweigerung unseres Redactionsmitgliedes wurde zu Protokoll ge nommen, und damit hatte die Vernehmung ihr Ende. Prag, 28. October. Wie nicht anders zu er- wcrten stand, wird der Sieg der drei Jungtschechen führer Dl.. Sladkowsky, Dr. Trojan und Dr. Julius G'ögr bei den jüngsten Reichsrathswahlen vorläufig ohie praktisches Resultat bleiben, denn wie heute das Otgan der jungtschechischen Partei, „Narodni listy", M'ldet, denkt keiner der genannten Herren daran, von seftem Reichstags Mandate wirklich Gebrauch zu machen. Ob jedoch diese mattherzige Taktik den Jung- tsckcchen gute Früchte tragen wird, muß ernstlich bezwei fel! werden. Der Reichsrath wird natürlich, im Sinne der Geschäftsordnung, die Declaranten abermals ibrer M«ndate verlustig erklären, und die Folge davon wiro die Ausschreibung von Neuwahlen sein. Die Wähler we den sich es aber dann zwei Mal überlegen, ob sie ein:r blosen persönlichen Eifersüchtelei wegen nochmals den fanatischen Haß der alttschcchischen Partei und ihrer Verbündeten, der Clericalen, auf sich laden sollen. Mögen die nationalen Blätter immerhin behaupten, daß das tschechische Volk vom Rcichsrathe nichts wissen wolle, so dle bt es nichtsdestoweniger eine Thatsache, daß die Zahl der Petitionen aus hcheckiichcn Bezirken, die dem Abge ordnetenhause zugehen, eine immer größere wird. Wenn nur das Volk, wie aus diesem Umstande ersichtlich ist, die Nothwendigkeit einsicht, daß seine Interessen in der Reichsvertretung eine entsprechende Berücksichtigung er- heiichen, warum sollte es sich dagegen sträuben, daß seine gewählten Vertrauensmänner die Wahrung dieser Jmeressen selber in die Hand nehmen d Smd die Tschechen in Mähren, die doch dasselbe politische Pro- gramm haben, wie ihre Stammcsgenossen in Böhmen, vollständig damit einverstanden, daß ihre Abgeordneten den Reichsrath beschicken, dann liegt wahrlich kein Grund vor, daß hier zu Lande einer scrupulösern Auffassung des sogenannten böhmischen Staatsrechts gehuldigt wird. Und wenn nun schon einmal im Widerspruche mit der Declaration vom 22. August 1-6X der böhmische Land tag von jungtschcchischer Seite beschickt wurde, ohne daß das Volk daran Anstoß nahm, warum wollen die be treffenden Parteiführer auf halbem Wege stehen bleiben und nicht auch in den Recchsrath cinlreteu? — Die Durchführung der confessionellen Gesetze ist bisher in Böhmen auf keinerlei Schwierigkeiten gestoßen. Wohl kam bisher noch kein Fall vor, daß einem von den Konsistorien präjentirten Kandidaten für eine geist liche Pfründe die behördliche Bestätigung versagt wor den wäre, es lag aber hierfür auch noch keine Veran lassung vor. Genug daran, wenn die Consistorien ord nungsmäßig jede Verleihung eines geistlichen Beneficiums den politischen Behörden anzeigen und mit der Investi tur warten, bis die den letzter« gesetzlich offengelassenc Einspruchsfrist verstrichen ist. Paris, 27. October. Die Ihnen jedenfalls bereits durch den Telegraphen signalisirte Rede des Ministers des Auswärtigen, Herzog Decazes, findet in den Blättern einstimmiges Lob. Man sieht in ihr eine Antwort auf die zahlreichen Gerüchte, welche in der letzten Zeit zu wiederholten Malen und erst gestern wieder das Publicum beunruhigt haben. Der Herzog hielt diese Rede vorgestern in Bordeaux bei einem Banket, welches die Handelskammer dieser Stadt ihm zu Ehren veranstaltet hatte und an welchem anher den Behörden auch sämmtliche Deputirte der Gironde Theil nahmen. Im Nachstehenden resumiren wir kurz den Inhalt der Rede. Der Minister setzte auseinander, welche Gründe ihn be wogen haben, den Grundsatz der Handelssrciheit anzunehmen uno zu vertheidigcn Er legle dar, was er sür tue Hebung des französischen Handels geilen habe und noch zu thun beab sichtige, namenttich sür den Verkehr mit Rußland und den Vcreungten Staaten, der Türkei, Südamerika usw Zu einem ipccitllen politischen Gesichtspunkte übergehend, sagte alsdann Decazes: „Auver einer liberalen Ecsctzgevung ver langt der Hanvcl von uns die Aufrechthaltung des Friedens. Der Friede kann, um fruchtbringend zu sein, nur aus Grund lagen beruhen, die zugleich nnl unserer Würde und unseren Interessen verträglich sind. Rich: mehr als Sw, vermöchte icu die letzteren von ven ersteren zu trennen. Deshalb haben wir sie unter eine doppelte Sicherheit gestellt; die Bestätigung des Rechts Frankreichs und »mere gewissenhafte Achtung vor allen unseren internationalen Verpflichtungen Dies ist in der That, ich -vage es zu sagen, das Gehennniu unserer so oft verkannten und so ungerecht angegriffenen auswärtige»! Politik. Sie be ruht einzig und absolut aus der strengen uud scrupulöscn Er füllung der Verträge, welche uns den andern Mächten gegen über binden Gewiß, und Sie können mir diese Vorsicht nicht zum Vorwurt machen, werde ich heute nicht versuchen, eine Veränderung in diescnoVerträgcn, welche die Vergangenheit uns überliefert hat, herbcizusnhren; ich verlange ihre stricte Erfüllung und biete meMrscitS ihre loyale Ausführung. Ist eS nicht dies meine Herren, was unsere Würde und unsere Interessen uns gebieten? Wir würden aus sonderbare Art diese schweren Pflichten verkenne», wenn wir uns hinreißcn ließen, dies Gebiet zn verlassen. Es ist die Sicherung Frank reichs, wie auch die Bürgschaft für den europäischen Frieden Europa, glauben Sw eS mir, iveiß uns Dank, wenn wir darauf beharren." Ob diese Rede lind die 'Note des kleinen, am Abend erscheinenden Amtsblattes „Bulletin fran-.ais", daß alle über den Austausch von 'Noten zwischen den verschiedenen Regierungen umlaufenden Gerüchte offenbar auf der Erfindung gewisser Publicistcn, denen cs an thatsäch- fichcm Stoffe fcylt, beruhen, auf die Dauer der gegen wärtigen Tendenz zur Schwarzseherei abhclfcn werden, bleibt zweifelhaft. Zu der Rede des Ministers geben, wie gesagt, alle Journale ihre Zustimmung; doch fügt die „Rrpubliquc franzaisc" ihrem Lobe hinzu: „Es ge nügt nicht, daß der Minister persönlich die besten Reden hält; cs ist auch nöthig, daß jeder seiner Agenten wohl in den Geist seiner Politik vordringt. Ein gutes Pro gramm ist schou etwas; aber es ist nicht genug; man muß auch darauf achten, daß dies Programm ausgc- führt wird und daß 'Niemand davon abweicht, um Partcileideuschafteu und Interessen zu befriedigen, die nicht mit den Landcsinteresscn in Rechnung treten können." Bayonne, 26. Octobcr. (K. Z.) Seit Sonnabend ist auf der Bidassoa ein französilcher Douancnkrruzer mit der Aufgabe stationirt, den Schmuggel, welchen französische Fahrzeuge sür die Carlistcn betrieben haben, zu verhindern; amy von spanischer Seite ist noch ein solches Schiff mit der gleickcn Ucberwaclmugsaufgabe betraut worden. In Cambo, Urrugnc und anderen Grcnzorten sind große Blei- und Kupfertranspotte mit Beschlag belegt worden, welche für die Carlistische Pa tronenfabrik in Renteria bestimmt waren. Die Carlisten, welchen Ausweisungsbefehle zugestellt worden, haben sich sämmtlich von hier entfernt. Auf einige, die keine feste Wohnung hatten, wird noch von der Polizei gefahndet. Madrid, 26. Oktober. «Tel.) Das Gros der Carlisten befindet sich bei Prats-de-Llusanes. Ver schiedene Abtheilungen der ehemaligen Lozano'schen Bande, darunter 80 Offiziere, haben in der Provinz Valencia die Waffen nicdergelegt und um Amne- stirung nachgesucht. — In Barcelona sind mehrere Mitglieder der Internationale verhaftet worden, weil sie an strikendc Fabrikarbeiter Geld verthciltcn. — Nach einer der „Agence Havas" aus Vich vom 26. d. zugcgangenen Meldung ist Don Alfonso wie der über den Ebro zurückgegangcn und in Seu-d' Urgel angekvmmen. — In Barcelona hatte die Mi litärbehörde eine größere Anzahl von Mitglieder» der Jn- transigcntenpartei verhaften lassen. Dieselben sollen mit gefangenen karlisten und Mitgliedern Ler Internatio nale nach den Philippinen einaejchifft werden. Bern, 28. October. (TelF Der Natioualrath hat heute die Berathung des Militärgesctzes fortgesetzt und den Antrag angenommen, jährlich eine Central- schulc für die Subaltcrnosfiziere aller Waffengattungen und eine solche für die neuernannten Divisionschess, beide von einer 6wöchigen Dauer, abzuhaltcn; ferner soll nach demselben Beschlusse alle 4 Jahre eine 14tägige Schule für die Bataillonscommandanten, sowie eine je nach Bedürfniß einzuberufende 6wöchige für die ncu- ernannten Oberstlieutenants behufs Rckognoscirungcn abgehalten werden. London, 28. Octobcr. (Tel.) Die Kohlengrube n- arbeiter in West-Aorkchire haben sich bereit erklärt, ihre Streitigkeiten mit den Arbeitgebern einem Schieds gerichte zu unterbreiten und die Arbeit bis dahin wie der anfzunehmen, wo die Schiedsrichter eine Entscheidung getroffen haben. — Der Strikt der Tapissericarbeiter rn Kivdcrminstcr darf als völlig bei gelegt angesehen werden. — 'Nach hier ciugcgangenen Meldungen aus Ostindien ist die Jdentificirung von Nena Sahib bis her noch nicht crsolgt. Konstantinopel, 28. October. In Bezug auf die Vorgänge in Podgorizza telegraphirt man der „N. fr. Pr.": Nach aus Monastir eintreffenden'Nachrichten ist der Militärkommandant von Skutari bereits an den Ort der jüngsten Konflicte abgcgangen, um auf Ben», higung der Gemüther schleunigst hinzuwirken. Die Un tersuchungscommission, in der sich vertreten zu lassen Montenegro aufgefordert wurde, ist bereits eingesetzt. Mehrere Verhaftungen sind vorgcnommen worden. Zur Aufrechthaltung der Ruhe in dem stark erregten Grenz gebiete sind Truppeuverstärkungen angcordnct. Die vom Fürsten Montenegro angeregte Thcilnahmc der frem den Konsuln an der Untersuchung ist angesichts der von den Localbehörden getroffenen ernsten Maßnahmen und der bindenden Zusagen der Pforte vorläufig nicht in weitere Erwägung gezogen worden. Ernennunycu, Dtrsetzungeu rc im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Verwaltung der indirecten Abgaben. Jo hann Friedrich Philipp, zeither Rendant bei dem Hauptzvllamtc Schandau, als solcher bei dem Haupt steueramte Meißen; Karl Friedrich Oskar Bermann, zeither Rendant bei dem Hauptzollamte Annrbcrg, als solcher bei dem Hauptsteueramte Löbau; Karl August Wilhelm Nathusius, zeither Obergrenzcontroleur im Hauptamtsbczirke Pirna, als Oberstcuercontroleur im Hauptamtsbezirke Meißen; Hcinr. Julius Jbcner, Premierlieutenant a. D., zeither Oberstcuercontroleur im Hauptamtsbezirke Meißen, als Controleur bei dem Hauptzollamte Schandau; Franz August Szinitzky, zeither Obersteucraufseher im Hauptamtsbezirke Dresden, als Obersteuercvntrolcur im Hauptamtsbczirke Chemnitz; Gottfried.Samuel Schröder, zeither Steucraufseherfür den Burcaudienst bei dem Hauptstcucramte Dresden, als Assistent daselbst; Friedrich Traugott Hähnel, zeither Steucraufseher, als Einnehmer bei dem Nebenzollamte D Schlössel-Unterwiescnthal; Oskar Julius Unruh, zeit- hcr Obcrgrcnzaufscher im Hauptamtsbczirke Schandau, als Obersteucraufseher im Hauptamtsbezirke Dresden; Emil Theodor Richard Herschel, Seeondclieutcnant d. L., zeither Obergrenzaufseher im Hauptamtsbezirkc Eiben stock, als Obersteucraufseher im Hauptamtsbezirkc Leip zig; Gustav Adolph Hüttner, zeither Steucraufseher, als Oberg!cnzaufseher im Hauptamtsbezirke Eibenstock; Karl Wilhelm Friedrich, zeither Grcnzaufseher, als Steucraufseher; Karl Gottlob Möckel, dcsgl., und Christian Reinhard Herold, zeither Hanptamtsaccessist, als Steucraufseher; Friedrich Ernst Müller, zetther Grcnzaufseher, als Assistent bei dem Nebenzollamte I Ebersbach; Gustav Adoiph Oehler, zeither Plombcur bei Lem Hauptstcucramte Dresden, und Friedrich August Schuster, zeither Feldwebel beim 3. Jufauteriercgi- mentc Nr. 102, als Grenzaufseher. Dresdner Nachrichten von» 29. October. — Wie wir erfahren, findet morgen, den 30. Oktober die Feier der fünfundzwanzigjährigen landständischen Thätigkeit des Abgeordneten der Zweiten Kammer, Herrn Rittergutsbesitzers Oehmichen in seinem Wohn orte Choren bei 'Nossen statt, wohin sich dem Vernehmen nach eine Fesldcputation von Kammcrmitgliedern begeben wird. N-. In der vom Viccvorstchcr Ernst Jordan geleite ten gestrigen öffentlichen Sitzung der Stadtver ordneten wurde dem hiesigen Gustav-Adolphverein der Saal sür den 8. 'November ». a. bewilligt, ein Dank schreiben des Lehrerkollegiums der 'Neustädter Realschule für erfolgte Gehaltszulagen vorgetragcn, dem Dircctorial- vorschlage, in einer der nächsten Sitzungen einen dritten Vicevorstchcr auf die Dauer der Rcichstagsscssion zu wäblcn, zugestimmt und den schriftlich um Urlaub cin- gekommcnen Reichstagsnütgliederu, Vorstcbcr Hofrath G. Ackermann und Stadtv Adv. Krause, für die Rcichs- tagsdaucr Dispens erthcilt. Die Registrande enthielt ein Einladungsschreiben des Comitss zur Feier des 40jährigen Jubiläums des Hofkapcllmeisters Dr. Rietz zur Thcilnahmc an dem den 3<». Oktober stattfindcnden Festbankett Zur Vertheilung an die Mitglieder gelangte dcr 1875er Haushaltplan. Bei Eintritt in die Tages ordnung und vor Vornahme der Wahl eines Stadtraths auf Zeit, erklärte Stadtv. Adv- Dr. Schaffrath unter Bezugnabmc aus die noch geltende Geschäftsordnung seinen Protest zu Protokoll gegen das gehandhabte Wahlverfahren und gegen die auf Grund desselben zu fassenden Beschlüsse. Nach einer längeren Debatte hier über und nach Ablehnung des Anttags des Vicevor»
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