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Dresdner Journal : 29.04.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187904293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790429
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-04
- Tag1879-04-29
- Monat1879-04
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 29.04.1879
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^S7 Dienstag, den 29. April. 1878 l» x»L»»L ck,ut,ek« .»Lbrlieb: . . iS ^Mrlied: « bv?s ktnrelo« Kuauasrv: 10 kk üe»äeut»cd«» Leick« tritt kort- a»ä 3t«o>p«iieu»:t»1»L bioru. Iu»vr»1«uprei»«: kNr üea L»uw siaor ^pLlteoen ketitteile 20 kt. voter „kü»^««llät" äis Leils LV kf. I^Uot» mit XoiNLÜms 6« 3oiw- noä koiortL^e ^veoüs für üea folxenüsn ^»8. ZresdnerImunal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Io»er«teu»>» «»!>»« Lotprt^: ^r Ooiumirsiuokr <1« l)r«äirer üouroitl»; LEdML- Vtr» >«»«> - Sr,^»> t ». ».: Laar—»««"' L po-t«, L,rU» Vi.»-L»wd»r,- kr»»^»rt ». ». »ÜL«L«» L/o««, >«U»: S. L^or^rct, /«ra/'ü«,4a»t. >r,w«ü: L LcUotte, F Ltan-rr>'« Lüroou; vkemMr»: H km-t: rnmLMrt ^«-«^»et»» o. (,'. Lerrma»»»- rot»« ljueütutnälunA; Mtrlltr: tr Srmrovrrr k? k»ri, >«rU»-rr»LtMrt ». » »tott-vt: />«»-« L t/'o.,' N»md«rU: H««tAen, St«««'. N « r » o » » « d » r : LSvial. krp«ktion 6er vrmällsr ^ourvnl«, I>re«i«>, 2nivs;er»trL»»e Ko. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 21. April. Se. Majestät der Kvmg hat dem Director des landständischen Seminare- zu Bautzen, Johann Gottlieb Wilhelm Leuner, da» Ritterkreuz I Llasse de- Verdienstorden- allergnädigst zu verleihen geruht Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichtr». Wien, Sonntag, 27. April, AbendS. (Lorr.- Bur.) Sr. Majestät der Kaiser beantwortete die Ansprache det Bürgermeister- 0r. Rewald bei dem heutigen HuldigungSfestzuae (den wir im „Feuille ton" ausführlich schildern) m folgender Weise: „ES war Mein Wunsch, daß bei der Feier des 25. Jahrestages Meiner Vermählung alles kost spielige Gepränge vermieden werde. Ich habe nur für Wien, Ihrem Ansuchen gemäß, eine Ausnahme gestattet und Mich bereit erklärt, den glänzenden öffentlichen HuldigungSact entgegenzunehmen, welchen die Gemeindevertretung Mir und der Kaiserin au» diesem Anlasse angeboteu hat und dessen Beginn Sie, Herr Bürgermeister, Mir soeben angekündigt haben. Ich wünsche damit der schaffenden Arbeit auf allen Gebieten des GewerbfleißeS, deS Handels und Verkehrswesens, sowie der schönen Künste einen öffent lichen Beweis Meines Wohlwollen-, Meiner Anerken nung ihres WertheS im StaatSleben und Meiner schir menden Fürsorge für ihre Interessen zu geben. Ich freue Mich deS seltenen und großartigen Schauspiele-, da- sich hier entwickeln soll, und spreche hierfür im Vorhinein der Gemeindevertretung, die das Fest ver anstaltet, den genialen Künstlern, welche die Entwürfe verfaßt und ins Leben geführt, den Gesellschaften und gewerblichen Genossenschaften und sonstigen Cor- porationen, sowie den einzelnen Persönlichkeiten, welche da- Fest durch ihre Theilnahme und Mitwirkung er möglicht haben, endlich den sämmtlicheu Theilnehmern am Festzuge selbst Meinen und der Kaiserin herz lichsten Dank aus." Paris, Montag, 28. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Röpnblique fran^aise" schreibt, daS Eiuverstävdni- der Mächte in der griechischen Frage sei ein vollständige-, und e- gelte für wahrschein lich, daß dir griechische Krage einer Botschafter- confrrevz in Konstantinopel unterbreitet werde. St. Peter-durg, Montag, 28. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) AuS Livadia wird ge meldet, daß der Kaiser, die Kaiserin, die Groß fürstin Alerandra Josefowva und der Großfürst Konstantin Konstantinowitsch gestern Nachmittag daselbst angekvmmen find. Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften wurden auf allen Stationen von Volksmengen überaus euthufiastisch begrüßt; auf vielen Stationen wurden Ergebenheittadreffev de- Adel-, der Landschaften, Ttadtgemeinden und Landgemeinden überreicht. Ein heute veröffentlichter kaiserlicher UkaS vom 24. d. unterstellt da- taurische Gouverne- ment dem zeitweiligen Geveralgouverneur von Odessa. Kairo, Sonntag, 27. April. (W. T. B.) Barrot Bey ist zum Pascha und Cabivet-chrf de- Khe- dive ernannt worden. Tagesgeschichte. Dre-den, 28. April. Sicherem Vernehmen nach ist die auf den 15. Mai d. I. anberaumt gewesene Eröffnung der hiesigen akademischen Kunstaus stellung, um dieselbe auch in diesem Jahre durch Se. königt. Majestät vollzogen zu sehen, wegen ihre- Zu sammentreffens mit der Eröffnung der Kunstgewerbe ausstellung in Leipzig, welcher Allerhöchstdieselben beizu wohnen ebenfalls zugesagt haben, bis zum 17. Mai Vormittags 11 Uhr verschoben worden. * Berlin, 27. April. Der BundeSrath, sowie die vereinigten Ausschüsse desselben für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen und der Ausschuß für Rechnungswesen hielten gestern (Sonnabend) Sitz ungen. Die Plenarsitzung fand unter Vorsitz deS Staatsministers Hofmann Statt. Nach Feststellung der Protokolle der letzten Sitzung wurde den Beschlüssen deS Landesausschusses von Elsaß-Lothringen, betreffend den Entwurf eines Gesetzes über das niedere Unter- nchtswesen, und dem Beschlusse, betr. die Beschränkung der Baufreiheit in den neuen Stadttheilen Straßburgs, die Zustimmung ertheilt. Als dritte Vorlage kam die Abänderung der 88 25 und 32 deS Reichsbeamten- gefetzes vom 31. März 1871 zur Berathung. Die beschlossene Abänderung geht dahin, auch die Chess und die Mitglieder der seit dem Jahre 1873 selbst ständig gemachten oder neugeschaffenen Reichsämter als Reichsjustizamt, Reichsschatzamt rc. nach Maßgabe ihrer Stellung mit in den Bereich der 88 25 und 35 deS Reichsbeamtengesetzes zu ziehen. Ueber den Antrag eine- LadettenlehrerS, betr. dessen Pensionsverhältnisfe, wurde nach dem Vortrage Beschluß gefaßt. Die Be sprechung über den Antrag der VI. Lommission des Reichstages zu dem Entwurf der Gebührenordnung für Rechtsanwälte wurde auf Grund dieses Antrages und in dessen Sinne erledigt. Demnächst erstattete der Ausschuß für Justizwesen mündlich Bericht über den Entwurf eines Gesetze» wegen de- Uebergangs der Geschäfte auf daS Reichsgericht, der zu keinerlei Aende- rung Veranlassung gab; ferner erstattete der VI. Ausschuß über ein RecurSgesuch deS Poftsecretärs Gocks gegen seine Pensionirung, eben so über eine Ein gabe des Grenzaufsehers Becker wegen anderweiter Festsetzung seines Ruhegehalts Bericht Nach Vor legung einiger Eingaben wurde die Sitzung geschloffen. — Die Nachricht der „Kieler Ztg.", daß Prinz Heinrich, zweiter Sohn deS Kronprinzen, welcher bekanntlich an Bord der Lorvette „Prinz Adalbert" als Unterlieute nant z. S. eine 2 jährige Reise um die Erde macht, wegen geschwächter Gesundheit alsbald zurückkehren werde, bezeichnet die „N. Pr. Ztg." als erfunden, da in höheren Marinekreisen nichts davon bekannt fei. — Der kaiserlich deutsche Botschafter, Graf zu Münster, ist gestern Abend aus Derneburg hier eingetroffen und im „Hotel Kaiserhos" abgestiegen. Gleich nach der Ankunft begab sich derselbe zum Reichskanzler Fürsten Bismarck. — Die Nachricht der „Kieler Ztg.", daß daS kriegsgerichtliche Urtheil in Sachen des Unter ganges der Panzersregatte „Großer Kurfürst" jetzt dem Militärjustizdepartement überwiesen worden ist, wird von der „N. Pr. Z." als richtig bezeichnet. Das letztgenannte Blatt bemerkt hierzu: Es kann noch lange dauern, bis das Erkenntniß in Sachen deS „Großer Kurfürst" an die Oeffentlichkeit kommt. Das Mi litärjustizdepartement besteht aus dem KriegSminister und dem Justizminister, bez. aus deren Bevollmächtigten. — Die gestern vor dem hiesigen Criminalaerichte ver handelte Anklage gegen drei russische Nihilisten, den Journalisten Liebermann und die Studenten der Medicin Gurewitz und Aronfohn endete gegen 4 Uhr; der Urtheil-spruch lautet dahin, daß die Angeklagten nach 8 128 deS Strafgesetzbuches strafbar seien, indem sie für den russischen SocmliSmuS Propaganda ge ¬ macht. Liebermann ist al- Stifter, Gurewitz als Vor steher anzusehen, Aronfohn war Mitglied der betreffen den Bereinigung: demnach wären zu bestrafen, Lieber mann mit 9 Monaten, Gurewitz mit 9 Monaten und Aronfohn mit 4 Monaten Gefängniß; im Hinblick auf die unverschuldete Ausdehnung der Untersuchungshaft aber waren Ersterem 2 Monate, letzteren Beiden je 3 Monate als verbüßt in Anrechnung zu bringen. Nürnberg, 27. April. (Tel.) Die hiesige Stadt gemeinde hat beschlossen, anläßlich der Feier der goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin eine Stiftung im Bettage von 600V Mart zu errichten. Dieselbe soll den Namen „Kaiser Wilhelm und Kaiserin Augusta goldene Hochzeit-Stif tung" führen. Der Zweck derselben ist, älternlosen Kindern Unterkunft, Verpflegung, Erziehung und Un terricht zu gewähren. Kinder von Militär» oder im Felde gefallenen Reservisten und Landwehrleuten er halten den Vorzug. v AuS dem Altenburgischen, 26. April. Nach einer höchsten Verordnung vom 16. d. wird das Her- zogthum inSkünftige in 6 Amtsgerichtsbezirke zer fallen, wovon das Amtsgericht Altenburg mit dem Sitze in der Stadt Altenburg das Stadtgericht und die Gerichtsämter I und II daselbst, die übrigen 5 aber die bisherigen Sprengel der Gerichsämter Schmölln, Ronneburg, Eisenberg, Roda und Kahla umfassen werden. Die Verordnung soll gleichzeitig mit dem deutschen Gerichtsverfassungsgesetz in» Leben treten, doch soll das Amtsgericht Altenburg diese Bezeichnung bereits vom 1. Mai d. I. an führen und in allen Beziehungen an Stelle der 3 bisherigen Gerichtsbe hörden daselbst treten. Eine heute publicirte Gesammt- ministerialbekanntmachung vom 24. d. veröffentlicht die Ramen derjenigen bisher beim Stadtgericht und den beiden Gerichtsämtern zu Altenburg angesteüt gewese nen Beamten, welche dem neuen Amtsgericht Alten burg zugewiesen worden sind. * Wien, 26. April. Gestern fand im Palai» des Ministeriums des Aeußern eine vom Grafen Andrassy veranstaltete Soiree Statt, welche Se. Majestät der Kaiser und die Mitglieder der kaiserlichen Familie mit ihrer Gegenwart beehrten. Die Hofwürdenttäger, die Minister, der hohe Adel, die Diplomatie, die Genera lität, Klrchenfürsten und hohe Staatsbeamte, Mitglieder deS Herren- and Abgeordnetenhauses, Mitglieder der HuldigungSdeputationen, Repräsentanten der Wissen schaft, Kunst, Literatur und Journalistik waren zahl reich vertreten. — Die am Mittwoch unterbrochene Debatte über da» Budget deS Handelsministeriums wurde heute vom Abgeordnetenhause fortgesetzt. Der HandelSminister Ritter v. Chlumecky erklärte gegenüber dem Abg. Ruß, daß eine Trennung der mannichsaltigen Ressorts des Handelsministerium» nur dann angezeigt sein könnte, wenn es sich um die Neubildung des Ca- binet» überhaupt handeln würde. Der Minister betont die Bedeutung der Statistik und ist gegen jeden Ab strich. Die Anregungen betreffs der gewerblichen Fachschulen werde er würdigen. Die Verhandlungen mit Serbien werden bald stattfinden, doch habe Oester reich als Stärkerer keinen Grund, darauf zu drängen, als hinge fern Wohl davon ab. Die österreichische und die ungarische Regierung haben sich geeinigt, den Legis lativen im Herbste die Gesetzentwürfe, betreffend die Einbeziehung Bosniens und der Herzegowina in das Zollgebiet, vorzulegen; ebenso die Gesetzentwürfe, be treffend die Aufhebung der Zollausschlüsse, ausgenom men Triest und Fiume. Dagegen können sofort Zoll linien gegen die Türkei errichtet worden; 2 solche Stationen in Bosnien seien bereits geschaffen. Prag, 27. April. Nach den nunmehr vom Lande emlaufenden Berichten war die Feier der sil bernen Hochzeit des Kaiserpaarrs allenthalben eine wahrhaft großartige und glänzende. In sämmt- lichen Kirchen aller Eonfessionen wurden solenne Fest- gotteSdienste abgehalten, denen alle Dignitäre und »ahl- reiche sonstige Andächtige beiwohnten. In Tetschen und Eger schlossen sich die sächsischen Beamten den übrigen Gratulanten an. — Die so lange in der Schwebe gewesene Frage über die Besetzung deS Lcitmeritzer bischöflichen Stuhles hat endlich ihre Erledigung gefunden. Wie heute gemeldet wird, ist nämlich der hiesige Domcapitular Frind, ein al» kirchlicher Schrift steller rühmlichst bekannter Priester, zum Bischof er nannt worden. Die vorwiegend deutsche Diöcesc Leit- meritz kann sich zu dieser Ernennung nur gratuliren, da Kanonikus Frind sich durch deutsche Gesinnung je derzeit hervorthat, und trotz seiner tiefen Ergebenheit für den heiligen Stuhl und die Sache der Kirche doch auch den aufgeklärter« Anschauungen der Jetztzeit ge bührend Rechnung zu tragen weiß. Pari-, 26. April. Der Präsident JuleS Gravy führte heute den Vorsitz in einem Minister- rathe, welchem alle Eabinet-mitglieder außer dem noch in Epinal weilenden JuleS Ferry beiwohnten. E» wurde die Ueberzeugung ausgesprochen, heißt eS, daß die Kammer die ungesetzliche Wahl Blanqui'S nicht bestätigen werde; nöthigenfallS aber beschloß der Eonseil, entschieden gegen die Bestätigung derselben einzutreten. DaS Resultat der Wahl von Bordeaux wird daher noch nicht mit demjenigen der anderen Wahlen im „Journal officiel" veröffentlicht werden. Der nächste Ministerrath findet erst in acht Tagen Statt. — An demselben Tage (dem 23. d.), an wel chem der Unterrichtsminister JuleS Ferry in Epi nal seine Unterricht-gesetze gegen die Angriffe der Ulttamontanen vertheidigte, sprach der LultuSmini- st er Lepäre in Auxerre vor einer Versammlung von Handeltreibenden über die Stellung der Regierung zur clericalen Agitation. Die beiden Reden ergänzen sich. Lepe re erklärte nicht minder entschieden, als I. Feny, daß die Regierung die Rechte des Staates den An maßungen der Kirche gegenüber aufrecht zu halten wissen werde Diese Aeußerungen werden ihn bei den Clericalen ebenso verhaßt machen, wie e» bisher JuleS Ferry gewesen, und sein Verhalten gegen den Erz bischof von Aix wird nicht minder die ulttamontanen Krerse in die höchste Aufregung versetzen. Lepäre hat durch die „Agence HavaS" au-einandersetzen lassen, warum er den Erzbischof von Aix vor dem StaatS- rathe verklagt, während er doch gegen die anderen Bischöfe, die öffentlich gegen die Unterricht-gesetze Ferry'S protestirt haben, nicht eingeschritten ist. Der Grund ist einfach dieser: Der Erzbischof von Aix hat sich erlaubt, die Regierung in einem Hirtenbriefe, der von allen Kanzeln verlesen wird, also in einem officiellen bischöflichen Aktenstücke die Regierung anzugreifen. Die anderen Prälaten haben sich dagegen darauf beschränkt, Petitionen an die Kammer zu richten. DaS Vergehen des AmtSmißbrauchL, dessen sich der Erzbischof von Aix schuldig machte, ist nach dem orga nischen Gesetz vom Jahre X zuerst vor dem StaatS- rathe anhängig zu machen. Die Regierung scheint entschlossen, alle anderen Prälaten, die das Beispiel des Genannten nachahmen, ebenso zu behandeln. Der StaatSrath hat in einer Plenarversammlung aller seiner Mitglieder darüber zu entscheiden, ob das in Rede stehende Vergehen vor die gewöhnlichen Gerichte zu verweisen ist. Seit 10 Jahren ist nur ein einziger Bischof in dieser Weife vor dem Staat-rathe angeklagi worden, und zwar noch unter dem Kaiserreich. Dieser Prälat hatte die Encyklika ohne Genehmigung der Regierung verkündigt. — Jule- Grsvy hat heute wie der die Begnadigung von 307 Berurtheilten unter zeichnet. Im Ganzen sind damit seit Verkündigung deS AmnestirgesetzeS 1625 Verurtheilte begnadigt worden. Pari-, 27. April. (Tel.) Das „Journal des DebatS" bestätigt, daß bezüglich der ägyptischen Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Der Huldigung-fe-zug in Wien. Die Festlichkeiten zu Ehren der silbernen Hochzeit de« österreichischen SaiserpaareS haben am 27. d. (Sonntag) mit dem wegen der Ungunst der Witterung mehrere Male verschobenen Huldigungsfestzuge ihren Abschluß gefunden. Seit Sonnabend Morgens war günstigeres Wetter elngettetrn. Stadt und Festplatz waren auf da- Schönste decorirt und alle Straßen von Neugierigen überfüllt. Trotz der riesigen Massen (300000 Köpfe), die sicb in den Straßen drängten, wurde doch, dank dem Aufgebote der ganzen Garnison Wien- zur Spalierbilduna, nirgend» der Festzug und infolge deS würdigen Verhalten» der Bevölkerung auch nirgends die Ruhe gestört. Im Nachstehenden geben wir eine ausführliche Schilderung de» Festzuge», welche un» im „Sonn- und FriertagScourier" vorliegt. In Glanz und Pracht zog er vorüber, der von der gluthvollen Phantasie eine» Makart geträumte, von einer begeisterten Bevölkerung ebenso wunderbar ver wirklichte HaldigungSfestzug. Ja der Nacht waren die letzten Festwagen m dir Rotunde im Prater gebracht worden. Bei anbrechendem Morgen hatten sich die Lheilnehmer am Zuge im Lostume oder im schwarzen Festkleid, i« Prater eingefunden und die einzelnen Gruppen sich rangirt. Die Töte deS Zuge» nahm unter dem Via- duct der Verbindungsbahn Aufstellung: die verschiedenen Gruppen placirten sich der Art, daß jede, wie an ihr die Reihe war, sofort in den Zug eiaspr,ngen konnte. So setzte sich Vormittags gegen 9 Uhr der HuldigungSzug langsam in Bewegung. Voran ein Herold zu Pferde, ein kräftiger Mann in faltenreichem Lostume, das die städtischen Farben zeigte, an der Brust daS Stadt wappen. Ihm folgten 12 berittene Trompeter, in den gleichen Farben costumirt. Alle Pferde weiß-roth ge schirrt. Nun erschienen die Studentendeputationen der Universität, der technischen und der Hochschule für Bodencultur, an der Spitze das gemeinsame Banner, welches in rothem Felde eine Eule auf offenem Buche zeigt. Zwischen die Träger des schwarzen Festkleides brachten die Vertreter der Torp» und Burschenschaften in vollem Wiche farbige Abwechslung. Ihnen folgten stramme Gestalten, hübsche Männer, die Vertreter der nieder- österreichischen Turnvereine mit ihren Fahnen. Den Wiener Schützenverein schloß sich den Turnern an. In würdevoller Gemessenheit schritten die Deputa tionen der Vereine und gewerblichen Genossenschaften im Frack daher. Gegen 2500 Theilnehmer zählte diese Abteilung. Zum wahren Jubel gestalteten sich diese Zurufe beim Anblick der Jagdgruppe, dem Werke der vornehmsten Cavaliere der Reiche». Die herrlichen Wappen, die prächtig bunten kostbaren Lostume, das malerische Arrangement, getreu der Skizze, die Ma kart'» Phantasie erdacht. Da- Alle» machte einen wahrhaft imposanten Eindruck. Wahrhaft erfrischend wirkte die Gruppe de» Gartenbaues Rach ihr kamen die Frstroagen deS Weinbaues und deS Bergbaues. Die Bäcker und Müller zeigten sich in sehr appetit lichem Arrangement: 2 Gehilfen trugen eine Riesen- bretzel. Ihnen folgte der 4spännige, mit Kränien reich geschmückte Festwageu, mit Mehlsäcken beladen, auf »«tchem MiMerSfrauen lagerten. Da» war ein Helle» Lachen und Rufen der Kinder, als der mit Teppichen, Stoffen, Prunkgeschirren und FestonS geschmückte Fest wagen der Zuckerbäcker, auf welchem sich eine riesige HochzeitStorte aufbaute, daherfuhr. Die Fleischselcher hatten auf ihrem Festwagen nach Makart'S Skizze ein festlich decorirteS, den Gaumen reizendes Buffet etablirt, da» mit saftigen Schinken und dicken Würsten, sowie mit Blumen reichlich garnirt war. An dem Buffet credenzten 3 Mädchen, saubere Töchter bekannter Meister. 46 costumirte Meister begleiteten den Wagen. Den costumlrten Vertretern der Spirituosenerzeuger und Branntweinschenken folgte das Gewerbe der Gast wirthe. Die Bekleidungsindustrie — alle einschlä gigen Gewerbe haben sich zu einer Gruppe vereinigt — zog mit einem blau-weißen Banner auf. Anziehend und geschmackvoll arrangirt war die Gruppe des TextilgewerbeS. Die Rothgerber hatten ihren Wogen mit verschiedenfarbigem Leder, Fichten- und Eichen kränzen geschmückt. Lohner und Armbruster, die be kannten Wagenbauer, hatten für die Gruppe d«S Wagenbaues eine Prachtcarosse de» 16. Jahrhundert- gebaut, die mit 4 Pferden bespannt war. 6 Bürger»- töchter in reizenden Lostumen fuhren in derselben. Die stilvolle Gruppe de- Tischlergewerbe« eröffneten Herolde, Bannerträger und Trompeter. Der Fest wagen, von 6 Pferden gezogen, hatte die Gestalt einer Plattform, auf welcher eine au- dem 16. Jahrhundert stammende Meisterlade und eine Hobelbank stand, an welcher 2 Meister arbeiteten. Die Glaser führten auf ihrem einfachen Festwagen einen Gla-kasten mit alten Glaskrügen. Gehilfen trugen ein alte- Fenster, in Blei gefaßt und mit Batzenscheiben, welch« die öster reichischen und bayerschen Wappen schmückten. DaS Hafnergewerbe transporttrte auf seinem Wagen einen altdeutschen Ofen. Eine großartige Gruppe war die deS Handels. Ein prachtvoll costumirter Bannerttäßer, begleitet von 16 Schülern der Handelsakademie, ritt dem Festwagen voran: ein massiver Oberbau, der in einen Pantherkopf und üppige» Pflanzen - und Laub werk auSläust. Sensation erregte die Gruppe der Schifffahrt, von dem österreichisch-ungarischen Lloyd und der Donaudampfschifffahrirgesellschast auSgestattet. Der Festwagen, eine vorn und rückwärts balconarttg überbaute Plattform, stellt die bewegte See dar, aus welcher 2 Nereiden und 1 Triton auftauchen. Diese tragen da» reich vergoldete Modell eine» venetianischcn BuccentoreS, von dessen Masten Flaggen der beiden Gesellschaften wehen. Die Eisenbahngruppe steigerte die erregte Bewunderung de» Publicum», da» seinen Beifall in Zurufen und Tücherschwenken kundaob. Der Festwagen dieser Gruppe ist aber auch ein Meister werk bildnerischer Kunst. Die Buchdrucker hatten eine vollendete Gruppe geschaffen. Der Festwagen mit den Genien de» Fortschritt», der Literatur und der Wissenschaft trug dir in den Anblick der ersten Perga- mentblätter versunkene Statue Gutenberg'». Durch die Gruppe der bildenden Künste erhielt der Festzug seinen Abschluß. Diese Gruppe, welche von der Wiener Künstlergenossenschaft au-geführt wurde, eröffneten Bannerträger zu Pferde mit dem Banner der Künstlergenoffenschaft; letztere» enthielt ein schwarze» Wappenschild Mit 3 weißen Wappen. Hierauf folgten 7 berittene Künstler im Lostume der Rubenszett und der 6spännige Festwagen mit 6 Führern. Auf dem selben fchaarten sich mehrere Frauen, Kinder und ein Page um eine auf dem Thronseffel fitzende Damr.
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