Suche löschen...
Dresdner Journal : 30.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187905301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790530
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-30
- Monat1879-05
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 30.05.1879
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
123 Freitag der» 30. Mai. 1873 l» Liotted«» : liibrlicb: . . 18 H»rlc. HLbriiotl: « Slt^rll 60 kt. LUutslo« dlimullvro: lv kt. A»»»«1»»1d äe«cl»ut»cbev keiobe» tritt?o»t- uock 8tewp«lru»ct>I»^ bivm. I»»en»1«llprel»er k°ür äs» k»ua» siaer xo»pLltSQea kstitroil« SO kk. Vater „Lw^e«u»at" äie Leite «0 kk. krsebslnsor Hi^iiek mit AusvLÜms cisr 8oaa- aaci keisrtLßb Abeoäs kür äva solxenäen 1r^. Dres-nerÄumal. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. tli— Letpel,: /> Lra«<i»t«tter, LomMi^ioaLr äo, vrexioer ^ounutl»; Lexdei, - »erlt» Ml« Letpet, >»»«I »r«,teo rr»oilk> t Laoeenet«»" L Lerlle Vtee-Lemberg rr»E-L«tpii^ I>»a^ir1 ». N.-NÜLck«»: .Vc-Ej »erUL: S. Lor^ct, . »reweo: L. Schlott«, Ireet»»: L » öüreau; vd,MLi^: rreatltert ». N.. L u. v. Lerr»»a»„ »cüs 8uodll»oä'ru>8i vürllt»! v L/üttrr, Seaaorer: v Sc^üe«irr,- ?»rt, Berlin-rreakturt ». Il «att^ert: La^Le L vo./ Lxndar,: L?r«c/Aen, F<j. Steiner. Nernuexedvrr Lvoiel. krp«iitiov 6e» Dreecioer aourvnl«, Drexiev, Lvivxeretraeee k^o 20. Amtlicher Theil. Dre-dn», 28. Mai. Se. Majestät der Sönia hat nachstehende Personal-Veränderungen in der Armee aüergnädigst zu genehmigen geruht. A. rr»»»»gnl Vtstrdtnmgti, Versry»>e». Die Versetzung de- Premierlieutenant- Nicolai de- 6. Infanterie-Regiment- Nr. l05 zum 3. In fanterie-Regiment Nr. 102; die Ernennung de- char. Premierlieutenant» Kirchenpauer v. Kirchdorf de- 6. Infanterie-Regiment- Nr. 105 zum etat-mäßigen Premierlieutenant; die Beförderung der Sccondelieute- nantS Bock v. Wülfingen 1. de- Schützen-(Füsilier-) Regiments „Prinz Georg" Nr. 108 und v. War denburg de- 2. Grenadier-Regiments Nr. 101, „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" zu Premierlieutenants; die Verleihung des Premierlieutenants - LharacterS an den Secondelieutenant Möller I. des 6. Infanterie- Regiments Nr. 105; die Beförderung des Seconde- lieutenantS v. Carlowitz 1. des 2. Ulanen-RegimentS Nr. 18 zum Premierlieutenant; die Versetzung deS SecondelieutenantS der Reserve Eccarius deS Train- BataillonS Nr. 12 zu den activen Offizieren deS ge nannten Bataillons; die Enthebung des Adjutanten de- BezirkS-Lommandos Plauen (1. Bataillon 5. Land wehr-Regiments Nr. 104), Hauptmann z. Disp. Franke von der Adjutanten-Function unter gleichzeitiger Ver leihung de- MajorS-LharacterS; die Wiederanftellung de» behufs Auswanderung von der Reserve deS 2. Grenadier- Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preu ßen" verabschiedeten SecondelieutenantS Seifert als Secondelieutenant der Referve bei genanntem Regimente; die Anstellung deS Königlich Preußischen Seconde lieutenantS der Landwehr a. D. Hoesch als Seconde lieutenant der Landwehr-Cavallerle; die Beförderung de- SecondelieutenantS der Reserve Täger deS 2. Jäger- BataillonS Nr. 13 zum Premierlieutenant der Reserve; die des SecondelieutenantS der Landwehr-Infanterie Lucius deS 2. Bataillons (Meißen) 4. Landwehr- Regiment- Nr. 103 zum Premierlieutenant der Land wehr-Infanterie und die des Assistenzarztes 2. Llasse vr. Klinger der reitenden Abtheilung des 1. Feld- Attillerie-Regiment- Nr. 12 zum Assistenzarzt 1. Clasfe. V. Vertbschiediigt» rc. Die Stellung nachgenannter Offiziere, alS: Major Adam, etatsmäßiger Stabsoffizier im 3. Infanterie- Regiment Nr. 102, Hauptmann v. Hinüber, Com- paguie-Chef im 5. Infanterie-Regiment „ Prinz Friedrich August" Nr. 104, und Hauptmann Grabowsky, Compagnie-Ches im 3. Infanterie-Regiment Nr. 102, in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche zur Di-position mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubmß zum Tragen dn RegimentS-Unifocm, Hauptmann Grabowsky mit der Uniform deS 6. Infanterie-Regiments Nr. 105; die Verabschiedung nachgenannter Offiziere aus aller höchsten Kriegsdiensten, alS: char. Rittmeister z. D. Freiherr v. Fritsch, zuletzt im 1. Ulanen-Regiment Nr. 17 unter Fortgewährung der Pension und mit der Erlaubmß zum Forttragen der Uniform genannten Regiments, Secondelieutenant der Reserve v. Leon hardi deS 1. (Leib-) Grenadier-Regiments Nr. 100 behufs Auswanderung, sowie Premierlieutenant der Reserve Härtwig des 8. Infanterie-Regiment-„Prinz Johann Georg" Nr. 107 und Secondelieutenant der Landwehr-Cavallerie Kunert deS 1. Bataillons (Pirna) 3. Landwehr-RegimentS Nr. 102, beide behufs Ueber- führung zum Landsturm. Nichtamtlicher Theil. U t d « r 11 ch t. Telegraphische Nachrichten. TaaeSgeschichte. (Berlin. Marburg. Wien. Buda-Pest. Rom. Stockholm. St. Petersburg. New-Kork. Washington.) Zur Orieutfrage. Dretdner Rachrichtm. Proviuzialnachrichtm. (Leipzig. Freiberg. Bautzen.) Vermischte-. Statistik und LolkSwirthschast. EingesandteS. Feuilleton. TaaeSkalmder. Inserate. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 28. Mai.) Dresdner Nachrichten. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, LS. Mai, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Reichskanzler Kürst v. BiSmarck ist heute Morgen nach Barzin ab- gereist. Paris, Mittwoch, 28. Mai, AbendS. (W. T. B.) Wie verlautet, wird Präsident Grövy morgen ein Deeret unterzeichnen, durch welches wiederum mehrere Hundert wegen deS CommnneaufstandeS Lrrvrtheilte begnadigt werden sollen. Die technische Commission deS hier tagenden CongreffeS zur Herstellung eines interoceanischen CanalS hat sich mit LV gegen S Stimmen für die Linie Panama Colon ausgesprochen und beschlossen, besonders die Herstellung deS CanalS in der Höhr deS MeereSnivrauS zu empfehlm. Rom, Mittwoch, 28. Mai, Abend». (W.T.B.) Rach hier riugrgaugeueu Nachrichten ist der Aetna im AuSbruch begriffen. In Messina und Reggio haben sehr starke Steinrrgen stattgefunden. Zu Reggio war gestern ein Erdbeben. Messina, Donnerstag, 2S. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Am Wrstabhange deS Aetna haben sich neue Krater mit vehementem LavaauS- wurf gebildet. Die den Aetna umgebenden Ort- schäften find bedroht. Die Bevölkerung flüchtet. St. Petersburg, Mittwoch, 28. Mai, AbendS. (W. T B.) Rach auS Livadia hier eingegangenen Nachrichten hat der Kürst Lobanow Livadia am 24. d. verlassen und sollte gestern in Konstantinopel eintreffen. Der „Agence russe" zufolge ist Kürst Lobanow zum Botschafter in Loudon und der ge genwärtige Gesandte in Athen, Saburow, zum Botschafter in Konstautiuopel defignirt. (Bgl. die „Taaesgeschlchte".) Der Kaiser Alexander beabsichtigt, am L. Juni von Livadia abznrrism, um sich über Warschau nach Berlin zu begeben. wahres Monstrum von einem Programmentwurs hat der zweiten Lesung und führte sodann die Berathung der Grazer fortschrittliche Delegirtencomitö zu Tage sidium sowohl, wie die Art der Wiederbesetzung des selben lediglich durch das freie Verhalten und das politisch berechnete Vorgehen gerade der liberalen Parteien herbeigeführt worden sei. — Der „N. Pr. Z." zufolge tritt das Kriegs gericht betreffs des „Großen Kurfürsten", welchem außer den bereits bekannten Mitgliedern die Generäle Grolman und Leszcynski, wie die Corvettencapitäne Ditmar und Treuenfeld und mehrere Marineoffiziere unterer Charge angehören, am 4. Juni zusammen. I,. Berlin, 28. Mai. Der Reichstag genehmigte heute den Gesetzentwurf, betreffend die vorläufige Ein führung von Aenderungen deS Zolltarifs, abgesehen von einer redaktionellen Aenderung nach den Beschlüssen Lagesgeschichte. * Berlin, 28. Mai. Ihre Majestät die Kaiserin ist gestern früh aus Coblenz in Berlin wieder einge troffen. — Se. Majestät der Kaiser wird morgen zum Schluffe der Truppenbesichtigungen im Bereiche oeS Gardecorps die hergebrachte große Frühjahr-- Parade abhalten. Dieselbe wird auf dem Jirsanterie- exercirplatz östlich der Tempelhofer Chaussee bei Ber lin Vormittags 10 Uhr stattfinden, von dem General oberst der Lavallerie, Prinzen August von Württemberg, befehligt werden und aus zwei Treffen bestehen, von denen das erste vom Generallieutenant v. Pape, das zweite vom Generallieutenant Grafen v. Brandenburg commandirt werden wird. Auf dem rechten Flügel des ersten Treffens nehmen die Leibgendarmerie und die Stäbe Aufstellung; eS solgen sodann die 2. Gardein fanteriebrigade unter Generalmajor Frhrn. v. Meerscheidt- Hüllessem, die 3. Gardeinfanteriebrigade unter General major v. Grolman, die combmirte Gardeinfanterie brigade unter Generalmajor v. LeSczyn-ki und die combinirte Brigade unter Generalmajor v. Uthmann, letztere bestehend aut dem 1. Bataillon de- Gardefuß- artillerieregimentS, dem Gardepionnierbataillon, dem Eisenbahnregiment und der Lehrcompagnie der Artillerie- schießschule. Da- zweite Treffen wird gebildet aus der combinirten Gardecavalleriedrigade unter General major v. Schenck und der Artillerie und dem Train unter Oberst v. Körber. Die Honneur- werden zuerst im Ganzen, dann brigadenweise gemacht. Der erste Vorbeimarsch wird von den Truppentheilen deS 1. Treffens in Compagniefront, von der Lavallerie in halben EScadrons im Schritt, von der Artillerie in Batteriefront im Schritt und vom Train in Zügen im Schritt ausgeführt. Der zweite Vorbeimarsch er folgt von der Infanterie in Reaiment-colonne, wobei das Gardepionnierbataillon und Elsenbahnreglment eine Regunentscolonne bilden; da- Gardeschützenbataillon und das 1. Bataillon des Gardefußarlillerieregiments marjchiren in Compagniefrontcolonne; das LadettencorpS und die Lehrcompagnie fallen aus; die Lavallerie reitet in E-cadronsfront im Trabe vorbei, die Artillerie in AbtheilunaSsront (die Lehrbatterie der Artiüerieschieß- schule auf dem linken Flügel der 1. Abtheilung deS 1. GardefeldartlllerieregimentS) und der Train in Eom- pagniefront im Trabe. Die Truppen erscheinen im Paradeanzuge mit Gepäck, die Fußtruppen in weißen Hvsen, Hautboisten, Regiments- und BataillonstambourS, sowie Fahnenträger ohne Gepäck. Nachdem der Front rappott überreicht ist, nimmt die Abnahme der Parade durch Se. Majestät ihren Anfang. — Die heutige „Prov.-Corr." tritt in einem län geren Artikel den Behauptungen der liberalen Presse entgegen, daß der Wechsel deS ReichStagspräsi- diums einen Wendepunkt in der gesammten Politik des deutschen Reichs, den Beginn einer freiheitfeind lichen Haltung der Regierung, ja fogar die schwere Gefährdung der Stellung Deutschlands nach außen er kennen lasse, und weist nach, daß der Wechsel im Prä über Pos. 13a und o de» Zolltarif», Brenn-, Bau- und Nutzholz, zu Ende. Gegen die Holzzölle sprachen die Abgg. Rickert und Eysoldt, Letzterer unter specieller Bezugnahme auf die sächsischen Verhältnisse; für die Zölle erklärten sich die Abgg. Frhr. v. Mirbach und Frhr. v. Wendt. Der vorgeschlagene Zoll auf Bau- und Nutzholz wurde mit 172 gegen 88 Stimmen an genommen. Da» Hau» vertagt sich hierauf bi» zum 9. Juni (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage). — Rach der „Prov.-Lorr." dürfte die Tarifcom Mission, von deren Arbeiten jetzt vorzugsweise die Förderung der noch au»stehenden umfangreichen Auf gaben abhängt, bald nach den Pfingsttagen ihre Br- rathungen wieder aufnehmen. — Inzwischen soll dem Reichstage auch noch der noch dem BundeSrathe vorliegende wichtige Gesetzentwurf über die Aenderung der Verfassung und Verwaltung für Elfaß-Lothrin- gen zugehen, dessen Erledigung in der gegenwärtigen Session als dringend wünschenswerth bezeichnet wird. — Der Lommission zur Vorberathung der Wucher anträge sind nach der „N. A. Z." von ihrer Re> dactionScommisfion folgende Vorschläge unter breitet: 8 ». Wer unter Ausbeutung der Rothtage, deS Leicht sinne« oder der Unerfahrenheit eine« Anderen für ein Darlehen, oder im Falle der Stundung einer Äeldforderung sich oder einem Dritten BermügenSvortheile versprechen oder gewähren läßt, welche den üblichen Zinsfuß dergestalt überschreiten, daß nach den Umständen des Falles die Ueberschrcitung in auffäl ligem Mißverhältnisse zu der Leistung steht, wird wegen Wuchers mtt H.ia.igmß bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1600 M bestraft. 8 d. Wer sich oder einem Dritten die wucherlichen Ber- mögen-vortheile (8 a) verfchleiert oder wechselmäßig oder unter Verpfändung der Ehre, auf Ehrenwort, eidlich oder unter ähn lichen Versicherungen oder Verheuerungen versprechen läßt, wird mit Gefängniß bis zu einem Jahre oder mit Geldstrase bis zu 3000 M. bestraft Neben der Gesängnißstrase kann aus Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. 8 o. Dieselben Strafen treffen Denjenigen, welcher mit Nrnntniß de« Sachverhalt« eine Forderung der vorbezeichneten Art erwirbt und entweder dieselbe weiter veräußert oder dir wucherlichen BermögenSvortheile geltend macht. 8 ä. Wer den Wucher gewerbS- oder gewohnheitsmäßig betreibt, wird mit Gefängniß nicht unter drei Monaten und zugleich mit Geldstrafe von Ibv M bi- zu Svvv M. bestraft. Auch kann aus Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. 8 ») Zu 8 860 Nr. 12 des StrasgesetzbuchS. Diese Be stimmung erhält solgende Fassung: ,12. Wer al« Psaodleiher oder Rückkaufshändler bei Ausübung seines Gewerbes den da rüber erlassenen Anordnungen zuwidcrhandelt, insbesondere den für sie lande-gesetzlich bestimmten oder in Ermangelung lande«- gesetzlicher Vorschriften von der Landesregierung zu bestimmen den Zinsfuß überschreitet." Hierbei kommt in Frage, ob noch folgende Bestimmung looo oonjxruo einzustellen sei: Ist jedoch die Ueberschreitung dergestalt erfolgt, daß die Voraussetzungen de« 8 u vorhanden sind, wobei der bestimmte Zinssatz dem im Paragraphen erwähnten üblichen Zinsfüße gleich zu achten ist, jo treten die Strafbestimmungen deS 8 u ein. Die Commission hat die tzß a—ä vorgestern ange nommen, dann die weitere Debatte vertagt. Die Frage, ob die Beschränkung der Wechselfähigkeit in da- Gesetz aufznnehmen, hat die Commission mit 7 gegen 6 Stimmen verneint. Marburg, 28. Mai. (Tel.) Der CultuSminister l)r. Falk ist zur Feier der Einweihung der Uni- versitätSgebäudes heute hier eingetroffen. * Wien, 28. Mai. Unter der von der Regierung mit größter Aengstllchkeit gehandhabten Neutralität, deS unbedingten Vermeidens alles Dessen, was einer Einmischung in den freien Willen der Wähler ähnlich sehen könnte, entwickelt sich die Wahlbewegung. Die „Pr." schreibt: Den Verfassern der unterschied lichen Wahlprogramme blüht jetzt der Weizen in vollen Halmen. Aus allen Ländern, za au- einzelnen Wahl kreisen werden Wahlprogramme angekündlgt, denen die Mandatsbewerber sich unterwerfen müssen, soll ihre Landidatur überhaupt in Betracht kommen. Ein Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheatrr. — Altstadt. — Am 28. Mai: „Cabale und Liebe", Trauerspiel in 5 Acten von Schiller. Wer in der Sommerzeit unser Theater besucht, wird stet» finden, daß die allerdings nicht zahlreich darin befindlichen Personen ein zwar kleines, aber immerhin dankbare- Publicum auSmachcn. DaS tritt ganz vorzüglich bei classischrn Stücken hervor, denn wer sich trotz de- warmen Wetters einen solchen an strengenden und gewöhnlich langdauerndrn Genuß wählt, thut die- in ganz besonderer Verehrung de- Dichters, und seine Spannkraft dauert au-. Auch liegt von Seiten unserer Regie ein sreundlicheS Entgegenkommen darin, auch während dieser Jahre-zeit ernste Stücke von bedeutendem Inhalt zu geben, die jederzeit auch die größeren Mühewaltunaen verursachen. Dennoch glaube ich, daß diese Opfer eigentlich ein wenig zu groß find und e- praktischer wäre, da- klassische Re pertoire recht au-drücklich für die eigentliche Saison aufzubewahren. Endlich wird doch vor leeren Häusern »u viel von dem Interesse abgeschwächt, welche- da- Publicum durch da- Sichtbarwerden eine- allgemeinen Erfolge- belebt und welches dem Schauspieler durch dieselbe Wahrnehmung seine Arbeitskraft befeuert und seine Stimmung erhöht „Labale und Liebe" findet an unserm Theater eine musterhafte Besetzung, eine so gute, wie sie nicht leicht ander-wo anangitt werden kann. Durch die Künstler und Künstlerinnen Frl. Ulrich, Frl. Ellmenreich, Frl. Berg und die Herren Porth und Jaffö sind die Hauptrollen Milsort, Louise, Frau Miller, Präsident und Wurm sehr ausdrucksvoll, in vielen Scenen ersten Ranges repräsentitt, während auch der Musikus Miller und der Hosmarschall Kalb durch die Herren Kramer und Marcks eine gar fleißige, emsig durchgearbeitete Ausführung finden. In der Verhaftungscene ist Hr. Kramer innerhalb seiner prononcirten Derbheit lebensnatürlich, und Hrn. Marcks gelang die Scene mit der Strumpfbandge schichte recht charakteristisch. Am wenigsten sand ich während deS Präsidenten- besuch- im Hause deS Musikanten Hrn. MatkowSky passend im Ton. Es wurde schon ost hervorgehoben, daß der Genannte ein jugendfrischer, begabter Lieb haber ist und durch rasches Fortschritten erfreut. Doch dieses gewaltsame Auforganspielen darf nicht überhand nehmen. Es würde sich am Organ selbst und an der wünschenSwetthen Geistigkeit de» Lharakterbilde» bitter rächen. Am auffallendsten wirkt e- einer so psychisch seinen Leistung, wie die von Frl. Ellmenreich als Louise, gegenüber. O. B. Zu» Rhetorenthum. In Buda-Pest hat kürzlich Professor Alexander Strakosch, der rühmlich bekannte VottragSmeister und seit langen Jahren treue Stützer der Laube'schen Theaterdireclionea (in Leipzig und Wien), einen öffent lichen Vortrag vor einem großen und durch anwesende Lavacitäten gewichtig gemachten Publicum gehalten. Alle Berichte stimmen darin überein, daß der Meister eine ganz außerordentliche, stil- und geschmackvolle Probe seiner Kunst, und zwar in einzelnen Piecen auS Goethe'S „Faust" und Schiller's „Glocke" darbrachte. Sein Wirken verfolgte und erreichte er nicht auf dem Wege der herkömmlichen Rhetoren und Declamatoren, sondern auf dem steilen Pfade, der zur künstlerischen Wahrheit führt. Auffassung, Ausdruck und Behand lung des schönen Organ- brachten eine ungewöhnliche Illusion und mächtige Gefühls- und Phantasieerregung hervor. Da gekränkte und eigenwillige Schauspieler in ihrer historisch berühmten UrtheilSlosigkeit viel schiefe Meinungen und ästhetische Verdächtigungen über Strakosch au-gestreut haben, so ist eS dankenSwerth, daß durch einige öffentliche Produktionen an wenigen maßgebenden Punkten Deutschlands und Oesterreichs der stimmberechtigten Kritik Gelegenheit gegeben wird, die Ansicht über die wirklich bedeutenden Leistungen des Künstlers und Lehrers der Schauspielkunst zu justificiren. Zugleich aber finde ich es höchst wünschenswerth, daß de» Künstler- öffentliche Vorträge bei einigen, periodisch wiederkehrenden Produktionen ihr Bewenden haben, denn die dauernde und ausgedehnte Verbindung de» VottragSmeister» im objektiven, Segen bringenden Lehramt mit dem Rhetorgeschäfl ist kein Hinaufsteigen zu einer neuen Thätigkeit, sondern da» Herabstelgen zu einer längst im Schwünge befindlichen Spekulation, die nach und nach anfängt, unerträglich zu werden, wenn sie an friedlichen deutschen Winterabenden ihr Unwesen treibt. Kühn, aber unpassend concurrirt sie selbst mtt der Bühne durch die Wahl von Stücken, die überall aufgefühtt werden Sie thut da» unter dem Vorwande von geistiger Auffassung und Harmonie. In Wahrheit könnte dabei eher von armseliger Mono tonie des Einzelnen die Rede sein, der trotz aller Kunstgrimassen doch nur Eine Stimme, Em Gesicht und Einen Körper hat und die weiblichen Rollen bei allem hochachtbaren Ausdruck mehr oder weniger sen timental herunterpiepsen muß, um den Jllusionsdurst der Menge zu erquicken. Das allenfalls Genießbare, oder sogar Gute und Tüchtige, das ab und zu routimrte fleißige Persön lichkeiten aus diesem Gebiete leisten, behauptet sich schwer als Ausnahme und wird leider mit dem Mittel mäßigen und äußerlich Virtuosen, aber künstlerisch Unwerthen nur zu häufig in dieselbe Kategorie ge worfen. Die Position eine- VortragSmeister» bei einer für die moderne Schauspielkunst einflußreichen Bühne hat dagegen etwas sehr Gewählte-, ReservirteS. Diese bescheidene Thätigkeit hinter den LouUssen tritt in ihren Resultaten, nämlich in den Proteu-gestalten, welche sie in den durch ihren Einfluß gebildeten Schau spielern empsängt, nicht einseitig, sondern voll mdi- vidualffitt auf die Bühne, welche den Spiegel der Welt bedeutet. Der VottragSmeister kann Unberechen bares, kann Andere- wirken, al- so mancher Regisseur, der selbst vielleicht ein schwacher Sprecher ist, oder keine Zeit hat, den oft hochfahrenden jungen Künst lern Rath zu rtthetten. Der BortragSmtister kann auch den physischen Accent der weiblichen Rollen fördern helfen, denn die Schauspielerin wird ihn verstehen, auch wenn er sich in der Stimmbehandlung der Titck'fchen Resignation bedient.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite