Dresdner Journal : 05.06.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187906059
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-06
- Tag1879-06-05
- Monat1879-06
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- Dresdner Journal : 05.06.1879
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^127 Donnerstag, den 5. Juni. 1» r»L,« L«toL«: ILürlicd: . . 18 Is»rk H MrUod: 4 >l»r>c 50 ?k. ^umwerv: 10 ?5 L«»«ri»»Id ä«äsut»eksa keicke, tritt?o«t- uod 8tewpeIruiivUI»s diviu. l»8«ii»1ei»prvl8« r kür dsn k»um siovr zvspaltsvso kvtitreiis SV?k. vot«r „LillKv«uuit" dis 2«il« bO kk. DreMerIonmal. Hr-elivl»»»» I^gliet» mit der 8oua- und ^eierts^e Abends kilr deo kol^sodeo 1»8 Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 187S In8sr«t«n»»a»lim« »»»vNrt«« H Brandstetter, LommisoiovLr d« Orvedaer ^ouruals; L»wd«« - I«rU» Vi»» L»»«I - Le«,l»a ^rsollku t ». N: Laasenstetn L ^o-ier, vertu» Vj,u!l»md»u^- ?r»^-I^tp«ix ^r»Lktllr1 ». U. »uood«»: Lad L«rltL: L. /dorntet, /nvoiidendardc, vrewei»: L. Le/dotte, Lr«,l»a: I«.-Nansen'« Lürvau; Ldemmt,: ^r. F»,At; vr»»»Lk>u-t ». H.: L daeA-F»ot>e u. d O. 7/errmann- »oUs Kuct>t»»odluo8! OürUt,: 6. ^kätter, S»i»itov«r! 6. Se/ttkrder, r^» L«rU2-kr»il>lt»rt ». H »tvtt^srt! Danbe L Lawdarx: L?endAen, Fd. Lte»»er NvrLUsxvdvrr USoiel. Lipsditioi» dei vrssdoor ^ourmd«, Vrssdsv, LviuzerstrLE Xo. SO. Ilichtamtlichtr Theil. U e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Zur Orientfrage. Dresdner Nachrichten. Pfingstverkehr der StaatSbahnhöfe in Dresden 187V. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Pirna.) Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Versailles, Dienstag, 3. Juni, AbendS. (W. T. BI Die Deputirtenkammer berieth heute üver dir Wahl Blanqui'S. Clemenceau (radical) beantragte, die Wahl für gütig zu erklären. — Der Justizminister wider sprach Clemenceau und beantragte die Ungiltigerklärung der Wahl. Anläßlich einiger Aeußerungen über Napo leon wurde der Minister durch den Deputieren Paul de Cassagnac in heftiger Weise unterbrochen und Letzterem deshalb eine Rüge durch den Präsidenten ertheilt. — Ein anderer Zwischenfall wurde durch den Bonapartisten Robert Mitchell verursacht, der zur Ordnung gerufen wurde. Die Wahl Blanqui'S wurde schließlich mit 372 argen 33 Stimmen für ungiltig erklärt. Die Rechte enthielt sich der Abstimmung. Der Bericht der Commission zur Lorberathung der Krage wegen der gerichtlichen Lerfolguna Paul de Cassagnac S, welcher sich am Schlüsse für die gerichtliche Verfolgung ausspricht, wurde auf den Tisch deS HauseS niedergelegt und die Berathvng auf Moutag festgesetzt. Bern, Mittwoch, 4. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der BundeSrath hat bei der Bundesver sammlung den Antrag gestellt, zur Wiederher stellung deS finanziellen Gleichgewicht- vom 1. Ja nuar 188V ab folgende erhöhte Zollsätze per 100 kg zu erheben: für Nohtabak 25 Kranken, für Tabakfabrikate 5V Kranken, für Cigarren 8V Kran ken, für Petroleum 1 Krank 50 Centimes, für Aaffee 4 Franken, für Kaffeesurrogate 3 Kranken, für Thee SO Franken und für Gewürze aller Art 15 Kranken. Nom, DienStag, 3. Jnni, AbendS. (Lorr.-Bur.) Ein Schreiben deS PapsteS an die Bischöfe von Turin, Berrelli und Genua lobt deren Eifer in der Bertheidigung der christlichen Ehe, die eine ausschließlich göttliche Einrichtung sei. Die Kirche beabsichtige keinen Eingriff in die Rechte deS SiaateS, dem nur daS Recht der Regelung der bürgerlichen Folgen der Ehe znstehe. Der Papst bedauert daS neue italienische Ehegesetz, alS der Freiheit und dem Gewissen widerstrebend, und sagt, er werde immer die heilige Sache der christlichen Ehe wahren. Lissabon, DienStag, 3. Juni, Nachmittags. (Corr.-Bur.) Der österreichische Kronprinz Erz herzog Rudolf ist hier cingetroffen und wurde vom Hofe, sowie von der Bevölkerung vnter Zeichen der lebhaftesten Sympathie empfangen. St. Petersburg, Mittwoch, 4. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein kaiserlicher Befehl ordnet die Bewaffnung sämmtlicher Polizeibeamten mit Revolvern an. Rach amtlichen Meldungen auS JrkutSk vom 2. d. MtS. find der Amur und dessen Nebenflüsse ausgetreten. Wiesen und Aecker stehen vnter Wasser; die Verbindungen sind unterbrochen; der Telegraph ist beschädigt; die Bewohner verlassen die Häuser. Blagoweschtschensk ist ernstlich ve- droht. DaS Wasser steigt noch. HungerSnoth macht sich fühlbar. Bukarest, DienStag, 3. Juni, AbendS. (W. T B.) Die Session der neuen Kammern ist heute von dem Fürsten mit einer Thronrede er öffnet worden. In der Thronrede wird besonders betont, daß die rumänische Nation niemals vom Geiste religiöser Un duldsamkeit beseelt, sondern im Gegentheil ein Opfer ihrer oftmals bis zur Unvorsichtigkeit getriebenen gast freundlichen Gesinnungen zu Gunsten Andersgläubiger gewesen sei. Indessen müsse man auS den in Ru mänien herrschenden legislativen Bestimmungen die jenigen beseitigen, welche den Charakter einer religiösen Ausschließung tragen; man müsse sie demgemäß mit dem großen Princip in Uebereinstimmung bringen, daß Niemand wegen seines religiösen Bekenntnisses des Genusses und der Ausübung eines Rechtes beraubt sein dürfe. Auf diese Weise werde Rumänien der all gemeinen Sorge die Befriedigung gewähren, welche der Artikel 44 deS Berliner Vertrages ihm dictirte. In der Thronrede heißt es dann weiter: „Obwohl wir unsere Unabhängigkeit schon durch unsere eigenen Kräfte gewannen, so verlangten doch die Großmächte, daß wir unS den in civilisirten Ländern herrschenden allgemeinen Ideen anpassen sollten, um uns in das Loncert der europäischen Staaten zuzulassen. Zur Re gelung der Detailfragen dachten sie nicht daran, konn ten auch nicht daran denken, uns den vitalen Inter essen deS Landes widerstrebende absolute Lösungen auf zuzwingen. Weder die früheren Kammern, noch die Regierung haben irgendwie der Lösung vorgegriffen. Die Frage liegt in ihrem ganzen Umfange vor; wir haben die gebieterische Pflicht, sie einer raschen Lö sung zuzuführen. Sobald diese Mission beendigt ist, werden die Kammern andere von den Bedürfnissen des Landes dringend geforderte Gesetze und Reformen aus zuarbeiten haben. Die Revisionskammern werden sich so in gesetzgebende Kammern umwandeln." Die Thronrede weist am Schluffe auf eine Anzahl von Aufgaben hin, mit denen sich die Kammern nach Lösung der Toleranzfrage zu beschäftigen haben wer den, und führt dabei im Wesentlichen folgende an: Organisation der Dobrudscha, Gründung einer Es- compte- und Verkehrsbank und einer Sparkasse, Bau von Entrepots und Hafendocks, Reorganisation und Entwickelung deS professionellen und agricolen Unter richts. Die Rede deS Fürsten Karl wurde von den Volksvertretern und dem Publicum mit anhalten dem Beifall ausgenommen. Suleiman Bey war in der Diplomatenloge der einzige anwesende Ge sandte, da Graf HoyoS infolge einer Erkrankung heute einen Urlaub angetreten hat. Das Consu- larcorpS war vollständig vertreten. Philippopel, DienStag, 3. Juni, Nachmit tags. <W. T. B.) In der heutigen Sitzung der europäischen Commission wurde einstimmig be- schlossen, die Kinanzadministration unverzüglich dem Generalgouverneur Alrko Pascha zu übergeben. Mit der Ausführung dieser Maßregel ist der österreichisch-ungarische Kommissar v. Kallay, der zeitweilige Präsident, betraut worden. Die Ueber- gäbe erfolgt unverzüglich. (Vgl. die Rubrik „Zur Orientfrage".) Konstantinopel, Mittwoch, 4. Juni. (Tel.,d. DreSdn. Journ.) Nachrichten der „Agence HavaS" zufolge weigerte sich der Sultan, die Ernennung der von Aleko Pascha gewählten Generaldirectoren zu sanctioniren, weil alle, eutgrgen dem organi- scheu Statut, Bulgaren seien. Die Pforte be trachtet die Ersetzung deS türkischen Fez durch den bulgarischen Kalpak, daS Kehlen jeder türki schen Kahne in Philippopel rc. als eine Auflehn ung und forderte Aleko Pascha auf, künftighin das organische Statut mehr anzuwenden. Die ostrumelische Commission beräth über ihre Befugnisse gegenüber dem Generalgouverneur. Die Majorität ist der Ansicht, die Commission habe das Recht, den Gouverneur zu verpflichten, daß er ihren Rathschlägen folge. Die Minorität, nämlich der englische, der österreichische und der türkische Commissar, weigert sich, dieser Ansicht brizutreten. Tagesgeschichte. * Berlin, 3. Juni. Sc. Majestät der Kaiser ist, wie bereits telegraphisch gemeldet, leider abermals von einem, glücklicherweise nicht bedeutenden Unfall betroffen worden Wie der heutige „Reichsanz." be richtet, ist Sc. Majestät gestern Nachmittag auf dem Fußboden des Zimmers ausgeglitten, auf das rechte Knie gefallen und hat Sich dadurch eine Quetschung desselben mit Bluterguß auf der Kniescheibe zugezogen. Im Laufe der Nacht, während deren Se. Majestät sehr gut schlief, ist bereits eine Abnahme der An schwellung eingetreten. Das Allgemeinbefinden Sr. Majestät ist durchaus befriedigend, eine ruhige Lage jedoch zunächst erforderlich. Der „ N. Pr. Z." entnehmen wir zur Ergänzung dieser amt lichen Meldung noch Folgendes: Se. Majestät brachte den gestrigen Tag in Rückerinnerung an daS schmerzliche Ereigniß dieses Tages im vorigen Jahre in tiefer Bewegung zu. Vormittag wohnte Se. Majestät dem Gottesdienste in der Friedenskirche bei. Nach dem Gottesdienste fand der Kaiser seine nähere militärische Umgebung vor der Kirche versammelt, welche es sich nicht hatte nehmen lassen wollen, an diesem Tage den Monarchen besonders zu beglückwünschen. Bewegt und erfreut dankte der Monarch den General- und Flügel adjutanten für diese unerwartete Aufmerksamkeit mit einigen huldvollen Worten. Nach Schloß Babelsberg zurückgekehrt, hatte Se. Majestät der Kaiser einige Stunden später das Unglück, als er sich von einem Stuhle in seinem Schlafzimmer erheben wollte, auf dem glatten parquetirten Fußboden auszugleiten und dabei sich leicht das rechte Bein zu contusioniren. Der auf Babelsberg stationirte Assistenzarzt Or. Tiemann war deS Feiertages wegen nach Berlin beurlaubt. Des halb wurde, etwa um 2 Uhr der im neuen Garten wohnende Leibarzt Dr. v. Lauer herbeigeholt. Glück licherweise war der Unsall nur leicht, so daß l)r. v. Lauer nach wenigen Stunden den kaiserlichen Sommersitz wieder verlassen konnte. Die Stimmung Sr. Majestät, sowie der Verlauf der Nacht zu heute waren trotz dieses Unfalles durchaus befriedigend. Nach der „Post" sind durch diesen Unfall die amtlichen Geschäfte Sr. Majestät nicht unterbrochen worden. Heute Vormittag nahm der Kaiser die Vorträge des Oberhof- und Haus- marschallS Grafen Pückler, des Hofmarschalls Grafen Perponcher und des geh. Hofraths Bork entgegen, und arbeitete mit dem Chef des Militärcabinets General major v. Albedyll. — Wie der „Köln. Ztg." gemeldet wird, hat auf den Antrag wegen Evidenthaltung der Personen standsregister der BundeSrath beschlossen: 1) ». der Anregung der Loncemralion der Sianvesurtun- den in Händen der Standesbeamten des Wohnsitzes keine Folge zu geben; d. die Bundesregierungen zu ersuchen, soweit erfor derlich, Anordnung zu treffen, daß die den Standesbeamten von auswärts zugehenden Stanbesurkunden, ohne daß eine Ueber- tragung in die Standesreaister stattfindet, zu den Sammelocten genommen werden. S) Mit dem Abschlusse von Uebereinkom ¬ men de- Reichs mit auswärtigen, insbesondere den angrenzen den Staaten über wechselseitige Mittheilungen der die beider seitigen Landesangehörigen betreffenden LodeSscheine, sowie mit der Uebertragung solcher Uebereinkommen auf BeburtS- und Eheschließuntzsurkunden, soweit hiersür besondere Umstände vor liegen, sich einverstanden zu erklären. S) Den Reichskanzler zu ersuchen, Anordnung zu treffen, daß die bei dem auswärtigen Amt vom AuSlande eingehenden StandeSurkundrn den Landes regierungen zu weiterer Veranlassung übermittelt werden Paris, 2. Juni. Die Untersuchung in Sachen deS Erzbischofs von Aix scheint beendigt. Die Zeugenaussagen sollen dargethan haben, daß die Aeußerungen, welche dieser Prälat in feiner Predigt zu Chüteaurenard gethan, bei Weitem nicht so be leidigend für die Regierung waren, wie in den ersten Berichten behauptet wurde. ES liegt also kein Grund zur Einleitung eines ProcesieS vor. — Zum Gcneral- inspector der Armee an Stelle deS verstorbenen Douay ist der Gouverneur von Paris, General Aymard er nannt worden; derselbe bleibt aber zugleich in feiner bisherigen Stellung. — Der Prinz v. Oranien ist in Paris nicht unbedeutend an einer Brustentzündung erkrankt. Die letzten Bulletins melden jedoch von einer Besserung in seinem Zustande. — Die heutigen Wettrennen im Boulogner Gehölze, welchen der Prinz und die Prinzessin v. Wales beiwohnten, sind durch einen sonderbaren Zwischenfall gestört worden. In einer der großen Zuschauertribünen, die bis auf den letzten Platz gefüllt waren, ist auf eine bis jetzt unerklärte Weise Feuer auSgebrochen. Glücklicher weise konnten alle Insassen derselben sie rechtzeitig verlassen. Da keine Löschapparate vorhanden waren, brannte die Tribüne bis auf den Grund nieder. Paris, 3. Juni. (Tel.) Nach officieller Mitthei- lung aus Algier vom gestrigen Tage sind bei Ouled Daud unerwarteterweise Unruhen auSgebrochen, wo bei 2 CaidS und 6 SpahiS, welche einen Offizier vom arabischen Bureau begleiteten, getödtet wurden. Dem Letzteren gelang es, zu entkommen. 3 Bataillone In fanterie mit 2 Abtheilunaen Artillerie sind infolge dessen nach der Provinz Constantine beordert worden. — DaS Journal „La Paix" erklärt die von einem auswärtigen Blatte in einer Correspondenz aus Tunis gebrachten Mittheilungen bezüglich der Affaire deS Grasen Saucy für ungenau. Dem genannten Jour nal zufolge besteht die Commission zur Untersuchung dieser Angelegenheit aus 3 französischen und 3 tunesi schen Mitgliedern. Nach einer eingehenden Prüfung der Anfprüche des Grafen Saucy wurde einstimmig anerkannt, daß die meisten dieser Ansprüche begrün det seien. Brüssel, 2.Juni. Man meldet dem „Fr.Journ.": Die Correspondenz zwischen der belgischen Regierung und dem Vatican wird alsbald der Kammer mitge- theilt werden. Dieselbe ergiebt, daß der Episkopat an gewiesen ist, Angriffe gegen die constitutionellen In stitutionen zu vermeiden. Rom, 29. Mai. In Sachen der lateinischen Münzconvention schreibt man der „Schles. Ztg." von hier: Die Unterhandlungen, welche die italienische Regierung mit dem Pariser Cabinet angeknüpft hat, um von demselben eine Abänderung der unter dem frühern Ministerium Cairoli-SeiSmit Doda abgeschlosse nen Münzconvention zu erlangen, nehmen einen er- sreulichen Fortgang. Das diesseitige Cabinet fand bei jenem der Republik die versöhnlichsten Dispositionen, so daß man schon heute mit Bestimmtheit annimmt, daß das letztere von dem Pacte absteht, welcher in Betreff der Zurückziehung der italienischen Noten unter 5 Lire stiputtrt wurde, während man gleichzeitig be gründete Hoffnung hat, größere Vergünstigungen im Sinne einer unumjchränktern Ausprägung von 5-FrancS- stücken zu erlangen. Rom, 3. Juni. (Tel.) Die „Opinione" bespricht den Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" Feuilleton. Redigirk von Otto Bauet. Der Pariser Kongreß für die Durchstechung deS JsthmvS von Panama. Dieser Congreß hat am 29. Mai feine Ar beiten geschloffen. Ferdinand v. Lessep» führte den Vorsitz, und eS war eine Freude, zu sehen, mit welcher Jugendfrische und Munterkeit der betagte Herr die Ver handlungen leitete. Wie er in seinem Präsidentensessel saß und mit Energie und Zuversicht von dem neuen großen Werke sprach und dem hier und da auSbrechen- den Verdruß diese- und jenes CongreßmitgliedeS durch ein don ravt entgegentrat, hätte man ihm die Fähigkeit zugetraut, noch rin halbes Dutzend solcher Unternehmungen wie die Durchstechung eine- WelttheilS zu glücklichem Ende zu führen. Herr v. LeffepS gehört unbedingt zu den sympathischsten Er scheinungen de» heutigen Pari», und da» Publicum versehlte denn auch nicht, ihm bei jeder Gelegenheit durch stürmischen Beifall feine Anerkennung zu be zeugen. Der Secretär de» Congreffet gab eine Uebersicht über die Arbeiten der verschiedenen Commissionen, aber da»Hauptdocument, welche» in der Schlußsitzung zur Ver lesung kam, war der Bericht der vierten Commission, welcher die Aufgabe zugefallen war, die verschiedenen Durchstechung»projecte vergleichend zu prüfen. Dieser Projekte waren 7, von welchen mdeß 2 im Laufe de» Longresse» von ihren Urhebern zurückgezogen wurden. Der Bericht hob eingehend die Verdienste und Schwächen eine» jeden hervor. Kein einziges ist ganz vorwurfs frei, und die ideale Aufgabe, einen Canal unter freiem Himmel und ohne Schleusen von einem Ocean zum anderen zu führen, ist nicht gelöst worden, obgleich man auch jetzt die Hoffnung nicht aufgegeben hat, sie durch einen Einschnitt in die Andeskelte zu verwirklichen. Der Canal deS ersten Projectes, der sich vom Golf von Uraba nach der Buch: von Thiri-Lhiri erstrecken sollte, flößte der Commission schon durch seine große Länge (290 kw) Schrecken ein; der zweite, welcher den Nicaraguasee benutzen sollte, war nicht viel weniger lang (etwa 200 Kur) und durchschnitt eine höchst un gesunde Gegend. Im JsthmuS von Darien hatte man drei Canäle projectirt, die vergleichsweise kurz, deren Ausführung aber mit großen materiellen Schwierig keiten verbunden sind. So einer von der Bucht von San BlaS nach der Mündung deS Bayano (42 km) mit einem Tunnel von 16 Km; der zweite von der Bucht von Acanti nach dem Golf San Miguel (74 kw) mit einem Tunnel von 17 Km; der dritte vom Golf von Uraba nach dem Golf von San Miguel (128 Km) mit 22 Schleusen. Ein sechster Canal, vom Golf von Uraba nach der Bucht von Thiri-Lhiri gehend, mit Benutzung de- Flusses Atrato erforderte nur eine Länge von 50 km, aber einen Tunnel von 6 km und oben drein 22 Schleusen. Gegen daS System der Schleusen hat sich die Com mission sehr entschieden ausgesprochen, und eben des wegen gab sie den Vorzug dem Pro,ect der Herren Wyse und R^elu-rc., welche- bei einer Länge von 73 km einen Tunnel von 6 km, aber keine Schleusen ersor- dert. In diesem Sinne entschied sich auch der Congreß, indem er mit glänzender Majorität (74 gegen 8 Äim- men) folgende Resolution genehmigte: „Der Canal soll im Niveau sein; er soll zwischen dem Golf von Limon im atlantischen Ocean und der Bucht von Panama im stillen Ocean gegraben werden." Den JsthmuS von Panama in der Nähe der schon bestehenden Eisenbahn durchschneidend, bietet dieser Canal den Vortheil, daß die ArbcitSmaterialien leicht zu beschaffen sind. Er bietet den Nachtheil, daß die Gewässer deS Chagre, die in gewissen Jahreszeiten sehr ungestüm sind, bei ihrer Einführung in den Canal einer genauen Regulirung bedürfen. Die Ingenieure hatten die Einrichtung eines gigantischen Wehres von 400 w Länge vorgeschlagen, aber die Commission möchte lieber dem Chagre ein anderes Bett sür den eventuellen Abschluß geben Endlich glaubt diese Commission, trotz ihres Widerwillens gegen die Schleusen, doch nicht, daß bei dem Eingang des Canals in den stillen Ocean eine solche Schleuse zu entbehren sei. Sie fordert also die Ingenieure auf, dieselbe ihrem Project hinzuzufügen. Die Kosten des ProjectS sind auf etwa 1 Milliarde veranschlagt. Man glaubt, daß die Lapitalanlage sich rentiren wird, da die statistische Commission für die ersten Jahre nach Eröffnung deS Canals, dessen Bau etwa 6 Jahre in Anspruch nehmen soll, einen Transit von 6 Millionen Tonnen in Aus sicht stellt. Zu 15 FrcS. per Tonne gerechnet, würde daS eine Einnahme von 90 Millionen liefern. Herr v. LeffepS schloß den Congreß mit der Versicherung, daß der neue Canal mit derselben Ehrlichkeit auSge- sührt werden solle und in demselben patriotischen Sinn wie der Suezcanal. * Der Bildhauer Prof. vr. Drake zu Berlin ist zum Vicekanzler deS Orden» pvur lv morit« für Wissenschaften und Künste, Prof. vr. Ernst CurtiuS in Berlin und Prof. Or. Karl Theodor v. Siebold in München zu stimmfähigen Rittern, sowie der Phy siker George Gabriel Stokes in Cambridge zum aus wärtigen Ritter dieses Ordens ernannt worden. * Am 3. d. Vormittags wurde in Braunschweig die 23. allgemeine deutsche Lehrerversammlung eröffnet. Oberbürgermeister Pocket- und Schulrath vr. Schaarschmidt (Braunschweig) begrüßten die von ca. 1000 Lehrern und Lehrerinnen au» allen Theilen Deutschlands und Oesterreichs besuchte Versammlung im Namen der städtischen und Schulbehörden Braun schweigs. Schulrath Theodor Hoffmann (Hamburg), Schulrath Vr. Schaarschmidt und Lehrer Mörle (Gera) wurden ins Präsidium gewählt. Den ersten Vortrag hielt der Seminardirector Credner (Bremen) über da» Thema: „Wie kann die Schule zur Hebung der Sitt lichkeit und der socialen Wohlfahrt beitragen?" Die Versammlung genehmigte emsttmmig eine Anzahl Thesen, in welchen den Lehrern empsohlen wird, zur Besserung der socialen Mißstände daS religiöse Be wußtsein der ihnen anvcrtrauten Jugend mehr al- bis her zu wecken und zu pflegen, mehr als bisher in ethisch-erziehlicher Weise zu wirken und durch bessere Bildung deS Heranwachsenden Geschlechts eine ver edelnde Rückwirkung aus die Familie und die social« Wohlfahrt auSzuüben. f In Berlin starb am 1. d. eine der bekanntesten und populärsten Persönlichkeiten au» Theater kreisen, der Hosschauspieler Eduard Bost. Derselbe, au» Ka menz gebürtig, wi. kte an der kömgl. Oper lange Jahre hindurch al» Baßbuffo; eine seiner tüchtigsten Leistun gen war der Bürgermeister von Saardam.
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