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Weißeritz-Zeitung : 19.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191011197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19101119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19101119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1910
- Monat1910-11
- Tag1910-11-19
- Monat1910-11
- Jahr1910
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 19.11.1910
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-------""7"- Leitung ihr« Direktor, — lösten ihre übernommenen Auf« gaben in wirklich bester Weise und ernteten sür jede Piece wohlverdienten, reichsten Beifall. Der Besuch d« Festes an Gästen und Mitgliedern war ein guter zu nennen. Erfreulich war der patriotische Hauch, der die Darbietenden beseelte, und die Besucher ebenso stimmte; es wirkte alles anheimelnd, und es patzte auch alle« zu und für einander, well jedweder Stolz und Hochmut fort- gelassen war. Dem Vereine kann man zu so wohlge lungenem Stiftungsfeste nur gratulieren. Posfendorf. Der hiesige Geflügelzüchterverein, der zwar erst seit kurzer Zeit besteht, aber doch schon 35 Mit glieder zählt, beabsichtigt, am 22. und 23. Januar n. I. eine Ausstellung zu veranstalten. Dresden. Da» Dresdner Journal schreibt: Wie be kannt, hatte wegen der durch die Schrift des Msgr. Mathies Sr. Majestät dem König zugefügten Verun glimpfung der Bischof l)r. Aloys Schäfer unmittelbar beim Heiligen Vater in einem Briefe, den der Königlich Sächsische Kammerherr und Päpstliche Geh Oberkammer herr Erzellenz Ernst v. Schönberg überreicht hat, Klage geführt. In einem eigenhändig abgefatzten Schreiben hat darauf der Heilige Vater, der erst durch den Bries des Bischofs Kenntnis von der Angelegenheit erhielt, geant wortet, datz er mit dem Bischof über die schwere Unge rechtigkeit, die Sr. Majestät dem König zugesügt worden ist, tiesbetrübt sei, und datz er so bald als möglich öffent lichen Widerruf und Entschuldigung seitens des Msgr. de Mathies herbeiführen werde. Bemerkt sei noch, datz Msgr. de Mathies eine Stellung im Vatikan nicht bekleidet und sich zurzeit in der Schweiz aufhält. Frankenberg. Ein eigenartiger Konflikt ist im hie sigen Stadtoerordnetenkollegium zu Tage getreten. Bei den Stadtratswahlen in der 14. Sitzung erhielten die bis herigen Stadträte Zeidler 24, Schiebler 19 und Nestler 12 Stimmen. Alle drei wurden widerspruchslos als ge wählt erklärt. Nachträglich ist gegen die Gültigkeit der Wahl des Baumeisters Nestler Widerspruch erhoben worden mit der Begründung, er habe nicht die Mehrheit der ab gegebenen Stimmen erhalten. Der Vorsitzende bleibt jedoch bei seiner Meinung bestehen, daß die Wahl gültig sei, da nachweislich sür den Wahlgang Nestler, dessen Gegenkandidat 11 Stimmen erhielt, bloß 23 abgegebene Stimmen in Frage kommen, da ein Zettel nur zwei Namen (Zeidler und Schiebler) erhielt, sür Nestler also ein weitzer Zettel abgegeben wurde, der nicht m-t zu zählen ist. Die Angelegenheit ist noch nicht bcigelegt und wird wahrscheinlich noch die Kgl. Kreishauptmannschaft Chemnitz beschäftigen. Löhnitz i. Erzgeb. Ein bezeichnender Fall von Un duldsamkeit organisierter Arbeiter hat hier zu einer Aus sperrung der Beteiligten geführt. Ein in der Schuhwaren, fabrik Johannes Gehner beschäftigtes Ehepaar war aus dem Verbands deutscher Schuhmacher ausgetreten und hatte aus diesem Anlatz die Hänseleien der organisierten Mitarbeiter zu ertragen. Schlietzlich forderte ein Ausschutz der letzteien von der Firma die Entlassung des Ehepaares, widrigenfalls sämtliche dem Verbände angehörenden Ar beiter und Arbeiterinnen ihre Kündigung einreichen würden. Das Verlangen wurde von der Firma zurückgewiesen und die Kündigung angenommen. Hierauf bezeichnete der Gauleiter Weitze aus Dresden, der als Vermittler äuftrat, die Kündigung als voreilig und bat, sie als nicht geschehen zu betrachten. Die Firma hielt es jedoch, um sür die Zukunft derartigen Möglichkeiten vorzubeugen und Herr im eigenen Hause zu bleiben, für geboten, weitere Ver handlungen abzulehnen und die Kündigung bestehen zu lassen. Schwarzbach. Weil er das Gericht belogen hatte, wurde der Pferdehändler Sch. zu drei Tagen Gefängnis verurteilt. Sch. war als Zeuge geladen für vormittag 9 Uhr. Er suchte sich, als er erst II Uhr eia traf, damit zu entschuldigen, datz er unterwegs dadurch Aufenthalt er halten hatte, datz die Deichsel seines Wagens zerbrochen sei. Das Gericht hatte der Angabe nur scheinbar geglaubt, und nachträglich festgestellt, daß die Ausrede eine un wahre Angabe war. Deshalb wurde Sch. vom Schöffen gericht wegen dieser falschen Angabe verurteilt. Mylau i. V. Nicht einverstanden ist der Stadt gemeinderat mit der Forderung der Königlichen Kreis- hauptmannichast Zwickau wegen der Einreichung von Tilgungsplänen über Beträge von 25000 und 40000 Mark sür Zwecke des Elektrizitätswerkes. Ebenso bestehen Meinungsverschiedenheiten betreffs des freien Vermögens und des Stammvermögcns der Stadt. Als freies Ver mögen gilt das im Jahre 1892 von der Stadt erworbene Rittergut Obermylau, während 571 000 Mark für das Schloß und die damit verbundenen Lokalitäten zum Stammoermögen geschrieben wurden. Zam Ausbau des Schlosses sind seinerzeit von dem freien Rittergutsvermögen 44 000 Mark in zwei Raten genommen worden. Der Eemeinderat beschloß, die Kreishauptmanschast zu ersuchen, von ihren Forderungen abzustehen. Tagesgefchichte. Österreich. Der österreichische Reichsrat ist zum 24. November einberufen worden. — Das neue österreich.sche Wehrgesetz wird den Voltsvertretungen in Wien und Budapest im kommenden Frühjahr vorgelegt werden. London. Ls wird offiziell angekündigt, daß der König hofft, in Begleitung der Königin Indien zu besuchen und am 1. Januar 1912 eine Krönungs-Durbar in Delhi ab zuhalten. Pexsien. Die persische Regierung hat eine von Ruß land wegen Beleidigung der russischen Fahne verlangt« Abbitte abgelehnt. Fremdes Reis. Roman von C. Dressel. (3. Fortsetzung) Ein lebensprühender, schmucker, junger Mensch wurde er, als er in die Zwanzig kam, dem der Soldatemock mit den schmarzwei en Schnüren pro ivoll and. Er hat ihn in Ehren getragen. Ich habe mich nie meines Sohnes schämen brauchen. Durchgängertorheiten liegen ihm nicht. Aber das andere — das andere, wozu mir die dummen Leute manchmal gratulieren und ich mich keineswegs freuen kann. Der Junge kann das Malen nicht lassen. In Wirtshäusern brauche ich ihn nicht zu suchen, aber in irgendeinem Landwinkel steckt er sicher, wenn man ihn nicht zu den Mahlzeiten herbeirufen kann. Zwei Jahre Polytechnikum habe ich ihm zu- gestanden. Nötig waren sie nicht gerade, den Fabrik betrieb konnte er zweckdienlicher bei mir erlernen, andererseits, schaden tut das höhere Studium auch weiter nicht. Heutzutage kann der Mensch nicht k ug und vielseitig genug sein. Auch konnte ich ihn wenigstens hier unter Augen behalten. Nun will er nach München. Aber das gibt's nicht, partout nicht." Friederich Börners Gedanken wurden hier so un ruhig, daß er van seinem Sitz aufsprang und ein paar mal hin- und herging unter der qu lenden Vorstellung: „Der Junge wird mir doch nicht im Ernst meinen schönen, sicheren Zukunftsplan für ihn durchkreuzen wollen? Das wäre — Darüber muß ich nun endlich im klaren sein. Der Junge soll mir jetzt Farbe bekennen, mir Auge im Auge sagen ob er wahrhaftig fähig ist, mir mit Undank zu lohnen." Hiermit begab sich der alte Herr, der nun mit schloh weißen Haaren in die Siebzig gekommen war, aber noch mit rüstiger Emsigkeit seinen Werken vorstand, wie er auch mit ungebrochener Kraft in treuer Sorgfalt für die Seinen waltete, in den Werkraum, den er sich in der Villa selbst zum Priv tstudio eingerichtet hatte, wahrend die umfangreichen Fabrikgebäude außerhalb der Stadt glege» waren. Das war ein großer, doch völlig schlichter Naum, der wirklich nichts anderes vorstellen sol te als die Stätte einer Arbeit, die unter Umständen nicht die sauberste war und besser nicht in einem luxuriösen Ate ier gefördert wurde. Der ehemalige Töpfer liebte es, hier in Mußestunden zu werkeln oder alle mög lichen, den Fabrii betrieb fördern , e Versuche anzustellen. Dann saß er gern zwischen seinen Tonsormen hemd- ärme ig, den feinen Tuchrock am Nagel, und über die Hose mit tadelloser Bügelfalte die große Leinenschürze geschlag n, die selbstgesormte P eise im Mundwinkel, und füy te sich urbehaglich. Ach, nicht im schönsten Prunk zimmer seiner Villa gefiel es ihm so gut wie hier. In dre ien Str.men flutete die H rbstsonne durch hohe Fenster, an denen ihr keine Vorhänge den Ein gang wehrten. Ueber die Bretter, die hier und da vor den quadratförmigen Scheiben als Stellage für ver schiedenes Tonwexkangebracht waren, schaute sie hinweg, spiegelte sich kokett in der schimmernden Glasur der Kannen und Vasen und zerstreute spielend ihr macht volles Licht als zahllose glitzernde Strahlenpfeile, die mit gleißendem Gefunkel umherschwirrten. Ein Vordsims lief in halber Manneshöhe rings um die Wände, nur dem Trockengestell und dem Brenn ofen Platz freigebend. Schöne Fliesen und Kacheln, prachtvolle größere Ofenplatten standen darauf und in mannigfaltiger Form jene bessere Majolikamare, wie sie Börner ebenfalls mit Glück fabrizierte. So sah es hier keineswegs nach Liebhaberkünstelei des reichen Mannes, sondern regelrechter Fachtätigleit aus. Lie Drehscheibe stand an einem hellbelichtetcn Fenster platz. Daran hantierte ein junges Mädchen. Auf den langen Leinenkittel, den sie über dem blauen Eheviotkleid trug, fiel noch ein dicker Vackfisch- zopf, mit ineiter, bau nelnder Schleife gebunden, aber das mitte große, schlanke Figürchen zeigte schon jung fräuliche Formen, deren seine, zarte Lmien die sackartige Leinenbluse nicht ganz verbergen konnte. Den k einen Kopf mit dem starken haselbraunen Haar, auf das die Sonne rötlich g änzende Lichter setzte, hielt sie über eine Tonform gesenkt, an der ihre schma en Hände mit Eifer und Geschick kneteten. Bei Börners hastigem Eintritt sah sie auf mit Augen, wie sammetbraune Aurikel. Warm euchtende Augen, aber mit einem ernsteren, gedankenvolleren B ick darin, a s er eigentlich einer Sechzehnjährigen geziemt. Ein flüchtiges Mißbehagen fa tete ihm die Stirn. Natür ich, die Lüttje wieder. Wie konnte er auch er warten, Sven vorzufinden, der sich nur se ten hier einstellte. „Hast du Sven nicht gesehen ?" fragte er ungeduldig. „Nein, Väterchen, h ut noch gar nicht. Mußt du thn gleich sprechen ? Dann will ich schauen, wo er steckt." „Laß nur, Lütt. Es ist ba d Mitt gszeit, da wird sich unser Iungherr ja hoffent ich einstellen." „Ach," oachte Lisa bestürzt, „was mag Vater von ihm wollen? Er sieht ärger.ich aus, schien riese Tage schon nicht guter Stimmung, da muß ich ihn schnell auf andere Gedanken bringen." Sie hie t ihm voll freudiger Spannung ihr Tonwerk entgegen. „Schau, Vater e so len wir das machen, oder ist es nichts wert?" Er nahm's ihr behutsam aus der Hand, prüfte es gewissenhaft und lachte endlich übers ganze Gesicht. „Mädel, wo du immer die hübschen Gedanken herhast. Ganz originel wieder, dies große Wegerichb att mit den zwei putzigen Fröschen am Rande und der sich ihnen gegenüber hinaufringelnden Natter, der n Schweif mitsamt dem Blattstiel die tragende Stütze des Ganzen ist. Nett sehr nett, Lis lchen. Ja, das wird gemacht." Eine hübsche Schmuck- oder Kartenscha'e kann's werden in verschiedenen Größen, dem jewnliaen Zweck entsprechend. Hast ein merkwürdiges Geschick 7ür d rartiges, Kind. Ich werde dich nächstens bei mir an stellen " schloß er scherz nd. „Wäre mir sehr recht" lachte sie g ücklich. „Dann bin ich doch zu was nutz und könnte dir ein bißchen alle de ne Wohltaten verge ten." „Nanu, Mä el, was w re denn das? Seit wann bezahlen l enn Kinder Elt rnl ebe?" Er setzte das Mod ll vorsichtig aus der Hand, sah beifäll g, wie wirkungsvoll es auch auf dem Sims stand, und dann zog er das nach enk ich "gewor .ne MädchiN von ihrem Drehbock in die Höhe. Den Arm um ih e za ten Schultern legend b ickte et ihr halb vorwurfsvo l ha b ängstlich ins Gesicht. „ isa hüben wirs an etwas fehlen lassen, daß du so sprichst?" „O l^ott "ein. Vaterch n. Nichts er »<"- als lauter Güte, lauter Liebe. Und gehe euch doch eigent lich gar nichts an, — bin euch wildfremd." „Hast du dich so bei uns gefühlt, Kind?* „Nein, nein." Sie schlang heftig die Anne um seinen Hals. „Ach Vater, so meine ich's nicht. Lieber wie euch könnte man eigene Eltern gewiß nicht haben. Nie mals machte ich woanders leben als hier. Ein anderes Zuhause könnte ich mir gar nicht vorstellen, aber sieh', — versteh' mich doch recht, lieber Vater, — es ist doch nun mal anders mit mir als mit Sven." Er lachte grimmig. Da hatte man's. Seiner Frau eitle Schrulle mit dem adligen Namen, die er schon hundertmal verwünscht, hatte das Kind um alle natür liche Unbefangenheit gebracht. Er hätte nun zwar Lisas Adoption schließlich noch durchgesetzt, wenn nicht letzterzeit ein Gedanke in ihm entstanden wäre, der diese vielleicht gänzlich überflüssig machte und der Pflege tochter dennoch volle Familienrechte gab. Für den Augenblick bedeutete diese in fernen Zukunftsmöglich keiten kreisende Idee freilich noch nichts. Er schob sie zurück und sagte schnell: „Meinst du? Wir machen aber sicher keinen Unterschied zwischen euch." „Er ist doch da," beharrte sie. „Und darum ist es gewiß nur richtig, wenn ich dir auch mit der Tat danken möchte, lieber guter Vater, so viel ich kann. Und hast du denn nicht selber Freude an meinen Sachen, meinem Interesse an der Fabrik?" „Nun ja, Lisa, mache mir immerhin mal, wenn du gerade Lust dazu hast, so ein Schälchen, 'ne Vase oder auch 'en Kachelmuster, und es wird mich freuen. Ich meine aber, ein niedliches junges Mädel ist zu was Besserem in der Welt, als sich im häßlichen Staubkittel krumm und lahm zu werkel». Das ist nicht nötig und wünsche ich dir nicht, dumme kleine Lisa. Springen und tanzen sollst du, wie es sich für deine jungen Jahre schickt. Sonst verbiete ich dir lieber das Basteln hier, ebenso wie ich jetzt dem Sven das Malen gründlich untersagen werde. Himmeldonnerwetter, ist das 'ne verkehrte Welt. Warum hat nun der Junge nicht deinen Gripps?" ereiferte er sich. „Er hat mehr, Vater. Sven hat großes Talent, ist vielleicht ein Genie, und das wirst du gar nicht mehr unterdrücken können." Seiner bestürzten und geärgerten Miene nicht achtend, sprach sie rasch weiter: „Und wenn Sven seinen Weg gehen wird " „Oho, das ist noch nicht gesagt, Dirn; den will ich ihm doch erst mal gehörig verrammeln." „Väterchen, ich fürchte, es nützt dir nichts. Sven ist stark. Hindernisse wird er einfach nehmen. Er kann, was er ernstlich will. Ja, und da meine ich, es müßte dir recht lieb sein, wenn nun ich statt seiner in dein Fach schlüge. Natürlich würde ich dir nie den Sohn ersetzen können, aber um bloßen Zeitvertreib ist es mir doch auch nicht zu tun. Davon würdest du dich überzeuge», we»n du mich nur die Keramik, ihreForm- und Farbentechnik gründlicher studieren ließest. Das möchte ich zu gern. Nicht bloß aus Interesse an der Sache selbst, sondern weil du mich dann ganz regel recht in der Fabrik beschäftigen könntest." „Du Närrchen. Das ist zwar ganz hübsch aus gedacht, ich will aber mein zartes Mädelchen nicht in der Fabrik bei strenger Mannesarbeit sehen. Und da mit basta." Sie reckte ihre schlanke biegsame Gestalt in die Höhe und hielt die Arme elastisch gespreizt: „Ich bin gar nicht schwächlich, bin ganz, ganz gesund und werde vielleicht mit achtzehn, zwanzig die reine Walküre sein," lächelte sie. „Weshalb sollte ich da nicht können, was andere Mädchen fertig bringen?" Und die Hände um seine» Arni faltend, fügte sie bittend hinzu: „Und nun wirst du mein liebes gutes Väterchen sein und zu allem noch ein letztes tun und mich wenigstens ein Jahr lang in Berlin Fachstudien machen laßen, nicht wahr? Den», Väterchen, es läge wirtlich in deinem eigensten Interesse." „Habt ihr euch denn förmlich gegen mich ver schmoren?" fuhr er sie da zürnend an. „Fortgehen willst du auch noch?" „Nur beru stüchtig werden. Dann komme ich ja wieder." „Mädel — Dirn " Seiner Frau Eintritt brach ihm die Worte ab. Erhitzt und atemlos stöhnte sie: „Nein, diese Treppen. Lisa, du weißt doch, ich kann das Steigen nicht gut mehr vertrage» und muß immer durchs ganze Haus, wenn ich dich haben will. Die Mädchen können ihre Arbeit nicht liegen lassen, um dich zu suchen. Natürlich, hier sitzest du wieder und verdirbst dir die Hände mit der dummen Spielerei." „Nee, du, ist ihr verdammt blutiger Ernst," höhnte unwirsch der Mann. „Dein Fräulein von Dittmar will nämlich jede Krume Brot, die sie bei uns zu picken kriegt, erst verdienen." „Wa-as?" „Jawohl, da haste den Salat. Lisa Börner hätte sich wahrscheinlich keine überflüssigen Gedanken gemacht, hätte wie alle vernünftigen Kinder fraglos genommen, was ihr zukommt. Solcher Unsinn, — — rein toll könnt ihr Weibsleute einen mitunter machen, das ist schon wahr."
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