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Dresdner Journal : 07.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188004073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-07
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 07.04.1880
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^7S. Mittwoch, den 7. April. 188V l» ss»L»«» äeutiek»» »»ted«: ^Ltlrliok: . . 18 K»rll )»MUrllct>: 4 Ui-rlc bvkf. Iu»u»tu« ummsra i 10 kk. L»»—riuUd äesöeutscksQ keioke» tritt ?o-t- uoll dloru. luseruteuyrel»«: k4r 6»o kLuw eloer s^p^teoea petitreilv 20 kt. Vater „Llus««u»üt" äle /eile L0 kl. DreMerZomMl. Lrsckeloeii t Ilyrliol» mit Xniaaklus 6er 8ovo- uoä ksiertLge ^t-«a6» kür Nea kol^enNea l'az. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. laseralenaanaiime au««llr1»r Lripri^i F>. Lranlistetter, Vvmmi»»ioaLr Ns» Dresdner gouruut»; Lyuodarx - Lerlia Vi»a L»»«I - L-«,I»a ^«-»nklurt ». H : //aa»e»i«te«»< L kvAler, LsrUa Vl«a-S»wdar^- rr»^.L»ixii^-rr»llIlturt ». LI Hülledia: /luN L/a«e, L»rUa: §. Lm-nict, /n r<iliNe»i<iunt, Lr«m»a i F Kc/i/ott« Lr»,l»u: D. LtanAen'» öürvuu; vd»mait». ksiAt; rrsakfurt » L. i F. ^arAer'üctie u. Lerrmann- »cllv knetik»nN1nn^; üörlit»: tr ^/Äirr,' n»aaor»r: t? Kc/«ü«>/< >k»ri» Lerlia-rr»allturt ». H Stutt^»rt: Daube « k.u/ SLwbar^: D ^euNAen, Lteiner. Hvrausxvder: Xönixl. LipeNitiov Ne» OresNoer Nouraat«, DresNen, ^vinsrerstrnssv Ho. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 6. April. Ihre Majestäten der König und die Königin haben heute die Königliche Villa zu Strehlen bezogen. Se. Durchlaucht der regierende Fürst Reuß j L. Heinrich XIV. ist gestern Abend 6 Uhr 10 Min. nach Gera zurückgereist. Nichtamtlicher Theil. U e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Preußische Jahrbücher. Temps.) TageSgeschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentt. Dienste. Beilage. VSrsenvachrichten. Telegraphische Nachrichten. München, Montag, 5. April, Abends. (W.T. A.) Die heutige sehr zahlreich besuchte Versamm lung der deutschen Volköpartei wurde sofort nach Eröffnung und Constituirung des BureauS wegen Anwesenheit von Socialisten durch den Polizeirath Pfister aufgelöst. (Vgl. die „TageSgeschichte") Wien, Montag, 5. April, AbendS. (Tel. d. Boh.) Die Pforte hat sich bereit erklärt, Oester reichs Protest gegen die Erhöhung der Zölle durch daS neue Münzpatent zu berücksichtigen. Im Hause Rothschild wurde heute eine Defrau- dation im Betrage von k Million Gulden ent deckt. Der betreffende Beamte, namens Strasser, wurde dem LandeSgerichte eingelirfert. Buda-Pest, Montag, 5. April, AbendS. (W. T. B.) In der Deputirtentafrl erklärte heute der Minister für öffentliche Arbeiten und Cvmmuni- cationen, daß er beabsichtige, die Vorlage, betreffend die Prst-Semliner Bahn, noch im Laufe dieses Monats einzubringen; ferner bezüglich der Arl bergbahn, daß die Regierung keinerlei Verpflich tungen zu direkten Compensationen für den Aus bau derselben übernommen habe. Was die Rrgu- lirung der Donau bei Göngö anbclange, so sei dieselbe für beide Reichshälften nützlich, und werde die Regierung zur Lösung dieser Aufgabe schreiten, sobald die Verhältnisse rS gestatten. Paris, Dienötag, 6. April. (Tel. d. Dresdn. Journ) Die konservativen Journale mißbilligen daS Schreiben, in welchem der Prinz Napoleon seine Ansicht über die jüngsten Dekrete bezüglich der Congrraationen darlegt (vgl. die „Tagcsge- schichte"). Die republikanischen Blätter weisen darauf hin, daß dieses Schreiben der konservativen Union ein Ende mache. Der „Mot d'ordre", ein Organ der radikalen Partei, meint, daö Land werde die Anhänger des Prinzen JSröme als Menschen brurtheilen, welche auS jeder Gelegen heit Nutzen ziehen wollen. Der „Soleil" sagt, die Anwendung deS allgemeinen Stimmrechts im nächsten Jahre könne Frankreich allein vor dem republikanischen JakobinismuS wie vor dem cäsa- rischen SocialiSmus bewahren. London, Dienstag, 6. April, früh. (WT.B.) Bi« heute früh 3 Uhr war das Ergebniß von 433 ParlamentSwahlen bekannt; von den Gewähl ten sind 258 Liberale, 153 konservative und 22 Homeruler. Bei der gestrigen Parlamentswahl in Midlo- thian wurde Gladstone mit 1579 Stimmen gegen Dalkeith (konservativ), welcher 1368 Stimmen er hielt, gewählt. » »» >^——— - Feuilleton. Siedigirt von Otto Banck. Der Dilettantenorchrstcrverein unter Direktion deS Herrn Musikdirektors Fr. Reichel hatte am 5. April im Saale des „Hotel de Saxe" seine dritte und letzte Ausführung in dieser Satson veranstaltet. Den er freulichen Erfolg eifrigen Strebens unter ihres Diri genten sicherer und belebender Leitung bethätigten die Mitglieder des Verein- sowohl in den wohlgelungenen Produktionen der Ouvertüre von Reinicke zur Operette „der vierjährige Posten", in der v-äur-Symphonie Nr. 5 von Haydn, der Frühlingsphantasie (mit Gesang und Pianoforte) von Gade, als auch in der wackern Ausführung der Orchesterpartie des ClavierconcertS Nr. 2 von Beethoven und der Begleitung deS Duetts auS „Jessvnda." Beethoven's ö-llur-Concert — da» sich noch ganz den Mozart'schen Concerten anschließt — wurde von einer Schülerin Hrn. Fr. Reichel's, der Tochter des verstorbenen Dichters Otto Ludwig, p'spielt. De» Vater» musikalische» Talent, welches vor dessen größerer dichterischen Begabung zurückweichen mußte, hat sich der Tochter vererbt. Sie spielte das Concert — wenn auch in der Lorrectheit namentlich anfänglich von Befangenheit behindert — mit gut vorgebildeter Technik und ihr Bortrag entwickelte musikalische In telligenz und Temperament. Diese Eigenschaften de» Talent» traten noch sicherer und demerken»werlher in der Ausführung einer Fuge von Bach und der Ela- vierpartie der Frühlingsphantasie hervor, und auch Chopin'» Ballade (»,-äur), obwohl noch viel zu schwer Bei den meisten Wahlen in den Grafschaften wurden gestern die konservativen Candidaten wie- dergewählt. London, Dienstag, 6. April, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gladstone hat an seine Wähler in Midlothian ein Manifest erlassen, in welchem er erklärt, die Anstrengungen der Libe ralen würden darauf gerichtet sein, Englands aus wärtige Politik auf den Frieden, die Gerechtigkeit und die Sympathie für die Freiheit zu basirrn. Die „Times" erfahren, das Ministerium werde bald nach der Rückkehr der Königin demissioniren, und die Führer der liberalen Partei würden dann mit der Bildung eines neuen Cabinets beauftragt werden. Die „Daily News" sprechen die Ansicht aus, daß die Königin Gladstone mit der Bildung des CabinetS betrauen werde. Wenn Gladstone re- fusire, werde er wahrscheinlich ohne Portefeuille in daS Cabinet eintreten. Wie die „Times" auS Paris erfahren, wird der französische Botschafter am hiesigen Hofe, Viceadmiral Pothuan, zu Ende dieses MonatS seinen Posten verlassen und zeitweilig durch Löon Say ersetzt werden, welcher eine Specialmission erhalten und über den Handelsvertrag zwischen England und Frankreich unterhandeln soll. Die „Times" melden aus Kandahar von gestern, daß die Königin den Emir Schir Ali zum souveränen Herrscher in Kandahar ernannt habe, woselbst eine englische Garnison und ein englischer Agent stationirt werden sollen. St. Petersburg, Dienstags, 6. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gegenüber den alarmircnden Preßnachrichten über die Absichten Chinas ist daS „Journal de St. P(tcrebourg" in der Lage, mit- zutheilen, daß die letzten Nachrichten aus Peking den Wunsch der chinesischen Regierung bekunden, die Verhandlungen über die Provinz Kuldscha wieder aufzunehmen, da der in St. Petersburg durch den chinesischen Gesandten Tschung-Hau mit der russischen Regierung abgeschlossene Vertrag nicht sanctionirt werden könne. Der chinesische Bot schafter in Paris, Tseng Kee hce, werde hier ein- treffen, um die neuen Verhandlungen zu führen. (Vergl. die „Tagesgeschichie") Dresden, 6. April. Das Märzheft der „Preußischen Jahrbücher" bringt einen sehr anziehenden, an feinen und treffen den Bemerkungen rerchen Aufsatz über „das Ver- hältnrß des modernen Lebens zur Natur". Den nächsten Anlaß zu dem Artikel gab dem Verfasser die durch die öffentlichen Blätter lausende Notiz, daß der Plan gefaßt sei, auf den Drachensels bei Bonn, einen der herrlichsten Punkte des Rheinthales, eine Eisenbahn nach dem Muster der Rlgibahn zu bauen. Der Aussatz beleuchtet das „eigenthümliche Doppelspiel", welches mit der Natur und den Denkmälern der Geschichte, die in gewissem Sinne, soweit sie malerisch und poetisch wirken, als em Stück Natur gelten können, getrieben werde. Eine wahre Manie habe die Welt ergriffen, die Natur in ihrem eigensten Wesen zu zerstören unter dem Vorgeben, daß man sie dem Genuß zugänglich machen wolle. Nach einer weitern Ausführung dieses Gedankens heißt es: „Es ist offenbar: die beiden schein bar entgegengesetzten Tendenzen der Zeit, hier das völlig gleichgiltige Hinopfern der Schönheit im Drange praktischer Bestrebungen, dort das AuSbeutungs- und Avuutzungssystem deS Touristenwesens berühren sich ebenso sehr »m Resultat, als sie der nämlichen Wurzel entstammen, einer mehr und mehr ausschließlichen Herrschaft realistischer Lebensauffassung, deren natür- sür die Spielerin, erwies doch richtig empfindende Auffassung. Di- gesanglichen Ausgaben des Concerts wurden von Schülern und Schülerinnen deS Conser- vatoriumS (Hrn. Prof. Scharfe's) ausgeführt, unter denen auch Frau Or. Mahr, die uns fchon früher durch talentvolle Leistungen bekannt wurde und kürzlich auch mit entichiedenem Beifall als Asuzena die Bühne be trat. Die Uebrigen bekundeten mehr oder minderen vorgeschrittenen Erfolg einer gut geleiteten Ausbildung ihrer Stimmmittel; den günstigsten der Tenorist. Sämmtliche Produktionen fanden eine sehr freund liche und beifällige Ausnahme bei den zahlreich ver sammelten Hörern. C. B. Die VenuS von Milo. Unter diesem Titel hat über die interessante Fund geschichte deS berühmten in der Lvuvregalerie befind lichen Kunstwerkes, welche- von allen Gebildeten der Welt bewundert wird, der Freiherr vr. Güler v. Ravensberg ein prachtvoll ausgestatteleS und reich illustrirteS Werk (bei Karl Winter in Heidelberg) er scheinen lassen. Die vorhandenen kritischen und histo rischen Quellen — die Nachrichten Dumont d'Urville's, Clarac'S, Marcellus', Bogiee's — sind dm in mit Klarheit benutzt; sowohl dem Kenner wie dem Lieb haber wird da« Buch werth sein. Durch F. v. Hell wald ist der Extract der Fundgeschichte folgendermaßen zujammengestellt: Die Statue der VenuS von Milo, oder vielmehr zunächst blo- die obere Hälfte derselben, wurde am 8. April 1820 durch einen griechischen Bauer namen» Aorgos (Georg), der auf fernem Felde arbeitete, auf- liches Gegenbild zunehmende Grobsinnigkeit und Stumpf sinnigkeit auf idealem Gebiet sein muß. Der Kellner auf dem Rigi fragt: „Wie befehlen Sie? Zuerst Souper und dann Sonnenuntergang, oder in umgekehrter Rei henfolge? Für beide Eventualitäten ist gesorgt." Der Sonnenuntergang rangirt neben Hummersalat und Cham pagner, Billardspiel und Conversation als einer der verschiedenen Artikel, die dazu bestimmt sind, dem Men schen auf amüsante Weise die Zeit todtfchlagen zu helfen. Das erhabene Bild der Alpenkelte hat den Rahmen für das elegante Treiben herzuleihen; es wird zur Dekoration herabgewürdigt. Schließlich kommt kaum auch allzuviel darauf an, ob der Effect von der Natur producirt, oder mit Hilfe von Pappe, Farben töpfen und allerhand Beleuchtungsapparaten künstlich hergestellt ist." Und was komme für die Menschheit im Allgemeinen aus dieser Praxis heraus? Sind wir poetischer, idealer geworden, seitdem das Reisen eu WL88S in die Mode gekommen ist? Man müßte blind sein und der Wahrheit geflissentlich den Rücken kehren, wenn man nicht zugeben wollte, daß gerade daS Gegentheil der Fall sei. Die Gelegenheiten zu einer wahrhast reinen, ungetrübten Wirkung der Natur auf das Gemüth werden in immer beschränktere Räume gedrängt. Die Bewegung, die dahin treibe, sei von den verschiedensten Seiten her eine übermächtige. Der Conflict zwischen modernen und idealen Interessen habe sich in unserem Zeitalter zu einer Schürfe zugespitzt, von der man ehedem nichts wußte. Eine Lösung des Problems, beiden Seiten in vollem Maße gerecht zu weiden, werde nicht mehr zu finden sein; aber es könne, wenn das Vollkommene nicht zu erreichen sei, doch viel geschehen. „Ein namenlos einseitiges Her vorkehren der materiellen Gesichtspunkte, ein völliges Jgnoriren der idealen ist längst in der Behandlung aller hierhergehörigen Fragen an der Tagesordnung. Dieser Einseitigkeit müßte endlich ein Ende gemacht wer den. Es müßten vor Allem alle Diejenigen, denen irgendwie Macht und Beruf gegeben ist, in die Ent wickelung der öffentlichen Angelegenheiten wirksam ein zugreifen, lebendiger davon durchdrungen werden, daß eS hier gilt, nicht nur mit dem Strom zu schwimmen, sondern ebenso sehr, wo eS angezeigt ist, ihm einen Damm entgegenzusetzen; nicht nur zu sördern, was die laute Stimme der Majorität im Augenblick begehrt, sondern auch zu sorgen, daß der berechtigte Anspruch der Minderzahl nichr ohne Noth mit Füßen getreten werde, daß die Uebergrisfe des derben Geistes der Zeit nicht in das Maßlose hinauswachsen." Vor Allem müßte es als eine der vornehmsten und dringendsten Ausgaben unserer Gesetzgebung und Verwaltung an gesehen werden, daß die Liebe zum heimathlichen Boden wieder eine Macht werde im Volksleben. Der Artikel der „Preuß. Jahrb." schließt mit solgenden Sätzen: „Im alten Hellas sorgte der Staat auf dem Gebiet, das damals im Mittelpunkt des idealen Interesses lag, dafür, daß alles Häßliche unterdrückt werde. Wenn eS bei der Vielgestaltigkeit unserer modernen Existenz auch freilich unmöglich sein würde, in umfassendem Maße eine derartige Zucht von oben herab auszuüben, irgend ein öffentlicher Schutz für das in unserem Sinne Schöne müßte geschaffen werden Und so möge denn ein erster, wenn auch kleiner Schritt in dieser Richtung darin begrüßt werden dürfen, daß man einem Unter nehmen, wie es die projectirte Drachenselseisenbahn ist, einem Unternehmen, das zu seiner Rechlfertigung kein anderes Motiv, als das der nackten Sp'kulation anzuführen vermag, die nachgesuchte Concession ver weigert." Eme große Unternehmung, das Projekt eines den Ocean mit dem mittelländischen Meere verbin denden Canals, beginnt die öffentliche Meinung in Frankreich zu beschäftigen. Die Angelegenheit wird wesentlich von einem Mugliede des Senats, Hrn. Du- gefunden. Dieses Feld lag 500 Schritte von dem Theater von Moles (heute Milo) entfernt, in der Nähe der alten Stadtmauer und über den Gräber grotten, die auf der rechten Seite des Thales, das zum Meere hinführt, in die Felsen eingehauen sind. Aorgos therlte seinen Fund sofort seinem Nachbar, dem französischen Consularagenten Louis Brest mit, der ihm dringend empfahl, die aufgesundene Büste in Sicherheit zu bringen, worauf der Bauer die Statue in seinen Stall transportlrte, dann aber feine Nach forschungen in der von ihm bloßgelegten Grotte fort setzte. Eine Woche später fand er in der That auch den unteren Theil der Statue, fowie mehrere Frag mente anderer antiker Sculpturen. Unter den bei der Statue gefundenen Fragmenten befanden sich eine rechte Hand, eine linke mit einem Apfel, ein Stück eine- linken Oberarmes und der obere Theil der Haare (Chignon). Brest, der auf eigene Faust nichts zu unternehmen wagte, schrieb am l2. April an den französischen Ge- neralconsul L. David in Smyrna, ob man die Statue nicht von Staatswegen ankaufen wolle. Mittlerweile hatten die Commandanten mehrerer französischer Schiffe, die damals in Milo vor Anker lagen, d.e Statue in Augenschein genommen, und einer von ihnen, M. Daurlac, schrieb ebenfalls an David. Aber David scheute sich auch vor der Verantwortung und schrieb wegen de- Ankaufes erst an den französischen Gesand ten in Konstantinopel, den Marqui» de Rividre. Diese umständliche Correspondenz hätte leicht ver- hängnißvoll werden können: denn indessen hatte der biedere Bauer von einem griechischen Priester, der dem Dragoman de- Arsenals in Konstantinopel, einem ein clerc, gefördert. Es hat sich eine Gesellschaft behuf» des Studiums der Frage gebildet, und die betreffenden Gutachten wurden bereits unter die Mitglieder beider Kammern veitheilt. Die Unternehmung würde, wenn es gelingen sollte, sie zu verwirklichen, von so eminen ter kommerzieller und strategischer Wichtigkeit werden, daß es sich verlohnt, auf das bis jetzt vorliegende Material Hinzuwelsen. Die Vorarbeiten wurden einem hervorragenden Ingenieur auf dem Gebiete deS Canal und Hafenbaues, de Lepmay, übeitragen. Der Canal würde nach dessen Entwurf eine Länge von 406 kw erreichen, bei Bordeaux, dem dritten Hafen Frankreichs, beginnen und bei dem alten Hasen von Narbonne in das mittelländische Meer einmünden. Die Schleusen werden doppelte sein und die Schleusenbecken 25 ru Breite, sowie l50 ru Länge besitzen, um den großen Panzerschiffen die Durchfahrt zu gestatten. Selbst Schiffe von 134 m Länge werden in dem Schleusen» decken noch Raum finden. Die Gesammtzahl der Schleusen ist auf 62 festgesetzt. Die Tiefe des Canals wird 8,bo in betrogen. Die einfache Breite des Wasserspiegels soll 56, die doppelte Breite 80 m sein. Es würden nach dem Projekt, wie es ausgearbeitet ist, 180 lcm der Gesammilänge der Wasserstraße in dieser doppelten Breite angelegt werden. Die Versorgung des Canals mit Wasser soll durch die Garonne er folgen. Technische Hindernisse, welche unübersteiglich wären, bietet das Unternehmen nicht. Die Vortheile sind dagegen einleuchtend. Man wird, im Falle der Plan zur Ausführung gelangt, in Zukunft weder das Cap St. Vincent umschiffen, noch die Straße von Gibraltar passiren müssen. Frankreich würde also den ungehinderten Verkehr seiner Kriegs- und Handelsmarine auf dem Mittelmeer erlangen. Die Abkürzung des Seewegs von Bordeaux nach Marseiile beträgt 2572 kw. Bordeaux, für welches ein am 20. Mürz d. I. volirtcs Gesetz bereits die Erbauung eines neuen großen, 4 Icm von La Rochelle gelegenen Hafens bestimmt hat, würde der Sitz eines Ungeheuern Transilhandels werden. Narbonne, das alte Narbo, das heute verödet ist, würde mit einem Ma e in den Weltverkehr gezogen werden. Das Unternehmen, dessen Vvrtheile in die Augen fallen, findet eine sehr sympathische Ausnahme. Der „Temps" schreibt: „In der Gestalt, in welcher die Idee einer Verbin dung der beiden Meere auttritt, bei dem ernsten Cha- raklcr der bereits unternommenen Vorarbeiten, bei der hohen Stellung der Förderer deS Unternehmens kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Prüfung de» Projecis feiten der Regierung die größte Aufmerksam keit verdient. Das Interesse, welches unsere Kriegs marine an der Erbauung des Canals nimmt, ist nicht weniger groß, als dasjenige unserer Handelsmarine. Der Acker- und Weinbau werden durch den neuen Canal große Erleichterungen und kostbare Hilfsquellen finden." Tagesgeschichte. Dresden, 6.April. Vom Gesetz- und Verord nungsblatt für das Königreich Sachsen ist daS 3. Stück vom Jahre 18»0 ,n der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: Nr. 16) Gesetz vom 15. März d. I., das Statut sür die Universität Leipzig betreffend; Nr. 17) Bekanntmachung vom gleichen Dalum, dasselbe Statut betreffend; Nr. 18) Gesetz vom 20. Mürz d. I., das Dienstveihältniß der Richter betreffend; Nr. 19) Gesetz vom 22. Mürz d. I., das AmtSkleid der RechtSanwülte betreffend; Nr. 20) Gesetz vom 15. Mürz d. I., die Tagegelder und Reisekosten der Clvilstaatsdiener betr.; Nr. 21) Gesetz vom 23. März d. I., die Abänderung einer Bestimmung dcr revldirten Städteordnung und Landgemeindeordnung, sowie die weitere Besteuerung des Wanderlagerbetriebes betreffend. flußreichen Manne, ein Geschenk machen wollte, sich überreden lassen, ihm die Statue sür 718 Piaster zu verkaufen. Mit unglaublicher Rohheit schleifte man nun die Göttin von der Höhe der Stadt an Stricken zum Hafen, wo ein griechisches Schiff bereit lag, sie nach Konstantinopel zu bringen. Von diesem vanda- lischen Transporte rühren denn auch die Beschädig ungen der Statue an Schultern, Rücken und Hüften, sowie die Brüche einiger Gewandsalten her. Das Schlimmste bei der ganzen Sache war aber wohl, daß das gebildete Europa das Nachsehen gehabt hätte, wenn nicht am 23. Mai der französische Schoo» ner „L'Estasette" und an Bord desselben der Secretär der französischen Gesandtschaft in Konstantinopel, Vicomte de Marcellus eingetroffen wäre. Dieser kam mit dem Auftrage des Marquis de Rwidre, die Statue anzukausen. Das Verdienst, die Angelegenheit beschleu nigt zu haben, gebührt dem Schifssfähnrich Dumont d'Ürville, der am 16. April nach Milo gekommen war und die Statue am 19. besichtigte, sie aber zu seinem Bedauern nicht hatte ankaufen und mitnehmen können, dagegen jedoch ungesäumt nach seiner Ankunft in Kon stantinopel am 3. Mai eine Zeichnung der Büste und einen ausführlichen Bericht der Gesandtschaft mit- theilte. Indessen mochte auch der Bericht David'» aus Smyrna angelangt sein, und der Anlauf wurde verfügt. Marcellus findet die Statue schon verkauft im Hafen, er sucht den Kauf rückgängig zu machen, er versammelt die Primaten der Insel, macht ihnen Vor stellungen, und auch an Drohungen läßt er e» nicht fehlen. Endlich willigt der Priester ein, da» Kunst werk wieder herau-zugeben. Wie aber die Statue an
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