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Dresdner Journal : 06.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188005068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-06
- Monat1880-05
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- Dresdner Journal : 06.05.1880
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O10L Donnerstag, den 6. Mai. 1880 o». W,»b b L.«. »,»0 » u ». v»,,»-t0«d.2. s». »,d0bz. 2,60h.».». »,»»G 7,2b b.u.». >2,7b « v«. » b». sb,7b bz >4,«» «. )4,7bb.U.». Wb». >06,b0 S- 114,2b ». tk,2b ». 1a»,SV G. l0b «. 1vb». 104,2b ». 77 bj. SS,b0 ». 2V <S. wl a». ior,bo ». Sv G. 104» 82,bv ». lvl,2b «. SS, 2b B. W2,7L B. l0L,bv ». lV4 B. 1SS,lüB. 18Ü.DV ». 80,SV G. 8v,bb V. 2v,4bb B. SV,SSV G. 81,10«. 8V,6L G. 17o,2b ». 1S»,7b la.lSvB. 170,40 dj. SIS,»» ». ,e»N«ft<, »»« IM !ft«dl): 4M »»n» 8»r»_ «» -» »itft.), »vt). U Stzl-»MM »M, cha». 8^ »ul «1 ) bi» Schandau^ c oM».»t 8,4». 2,8 mr di» Schänd»»,, ft. v«,». »Mu», »u« «tust. , Mirurt», «r»^-«»h»d Iichl» i»u« «t«»» ft» Schandau), 1,a «aqu». 12^8,. »oa dteupa«. »>« >. 4,8 «ach«., «M früh iElijUa. un» l»u« »teuft. fthi. > »leuft.Mi. Say», I» l»ur »t» ty» euft. ,chi. Oaft», ift. Sripj. «M»y «ach«, lau» s«uu »»1 1,48 u. 2,47) iayud «M, ichi. Sayn». 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I» HMrlied: 4 Narir bv?5 Ma-aln« l7iu»ill»ru 10 kl 4«»»»rS»ld dsadaattetiao Laiek« tritt koat- and 8temp«l»u»cill»g Nin,». Ia»«r»teaprel»er kAr 6«» kaum »inar gvapultsnen ?«tit»eiis 2« ?k. votar „Lio^aaLodt" di« Lsrls b» kk. LrTelieln», r l^lieb mit XarnLkws dsr 8ona- and keierta^e Ubend» für den kolbenden 1'»8 ZreMtrAomMl. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Inueratinnnnaliine aiiftIeki'tftl l.»lx»tg: H. Lranl^tetter, Lommid^iouLr <is» ilreaduvr dourniik; Samdurg LarUn Vi»n I.»ip»lg L»«»I - Lrailau ^eonlilu, t ». H : Laa»e»rftteiu L l^oAier, Lsrlin Vl»n -Sumdurg- rrug-Laipaig-rrLuftkurt » « Ilüuedau, SarliaiL'./eotMic^./stu/K/eeili«»^, Srsman:L.Lc,t7»tte,' Lr«»l»u: §ta»iAe»'» Nürviru; vddwiul», /<>. f'oiAt; krauftkurl ». : L. ^aeAer'dcste u. t,'. ^/errman»«- »oliv Nuckkundlun^; vörlit»: A Akütter,' Hannover: <7. Sc/ittMter,' kar>»L«riui-kranftkurl ». »l. Sturtgart: Daube k va.,- Samdnrg: D L7eu«lAen, Äklner. llerua^xedei-: NSoiel. Lipeditioa de» ld^sdnsr douroui», Nroaden, Avrinjreralruss« SV. Amtlicher Theil. Dresden, 4. Mai. Se. Majestät der Sünip hat den nachstehenden Generälen, Stab-- und Ober-Offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen De korationen de» Herzoglich Sachsen-Ernestiniscben HauS- orden» allergnädigst zu ertheilen geruht, alS: oe- Groß- krtuze» dem Generallieutenant von Carlowitz, König licher General-Adjutant, und dem Generallieutenant Freiherrn von Haufen, Kommandeur der 1. Infanterie- Division Nr. 23; deS KomthurkreuzeS II. Klasse dem Major vonChrenstein, Königlicher Flügel-Adjutant, und dem Major von Minckwitz, L tu suit« des Schützew(Füs.-)Regiment- »Prinz Georg" Nr. 108, Adjutant im Königlichen General-Kommando, sowie deS Ritterkreuzes I. Klasse dem Rittmeister Edlen von der Planitz, Adjutant Sr. Königlichen Hoheit deS Prinzen Georg. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Grmeindeältesten Schulze in WurbiS daS all gemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Bekanntmachung, die Auszahlung der den 1. Juni 1880 fälligen Zinsen der Staatsschuld betreffend. Den Inhabern von Partialobligationen und Schuld scheinen der aus den Staat übergegangenen 3H <)ß Anleihen von 1839 und 1841, sowie 4H Anleihen von 1854 und 1860 der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie wird hiermit bekannt gegeben, daß die Auszahlung der den 1. Juni dieses Jahre- fälligen Zinfen dieser An leihen vom 15. dieses MouatS an aegen Rückgabe der betreffenden Coupon- bei der StaatS- schuldencasse zu Dresden und der Lotterie - DarlehnS- casse zu Leipzig stattfindet. Dresden, den 1. Mai 1880. -er L«»dtagtt>»fchilß j» Verwaltssg der Stmlt»scholdt» vr. jur. Minckwitz. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Wien, DievStaa, 4. Mai, AbendS. (Tel. d. Boh.) Die Formultrung des neuesten Collectiv- schritteS der Mächte bei der Pforte in der mon tenegrinischen Frage erfolgte über Vorschlag deS englischen StaatSsrcretärS deS Aeußern, Earl Granville, dem sich zunächst daS hiesige Cabinet anschloß. (Bgl. die „Tagesgeschichte" unter Kon stantinopel.) Der Antrag deS Abg. Wurmbrand, daß die Regierung aufgefordert werden soll, auf Grund deS Art. 1S deS StaatSgrundgesetzeS und unter Festhaltung der deutschen Sprache alS Sprache deS StaateS ein Sprachengesrtz vorzulegrn, ist vom KortschrittSclub deS AbgeordnetrnSauseS an genommen worden. ES heißt, daß sämmtliche Mitglieder deS Clubs den Antrag unterschrieben Haden. Senatoren Alfieri und Pepoli beiwohnten. ES wnrde eine Commission gewählt zur Abfassung eines Manifeste- an dir italienische Bevölkerung. AbendS fand wiederum eine Versammlung zur Verlesung deS Manifestes Statt. Der Präsident Pianciani wurde ermächtigt, ein Comits mit dem Mandate zu betrauen zur Leitung der Wahlen gemäß der Anschauung derjenigen Deputirten, welche am 2S. April für die Regierung stimmten. Der „Jtalie" zufolge ersuchten einige Depu- tirte der Rechten Sella, angesichts der bevor stehenden Wahlen die Führung der Rechten aufS Neue zu übernehmen. Sella hätte jedoch daS Er suchen abgelehnt mit der Erklärung, daß er ActionS- freiheit behalten wolle. Die Wahlbewegung ist schon jetzt sehr lebhaft. Die Deputirten haben sich in dir Provinzen be geben zur Organisation der Bewegung. Der Justizminister hat ein Circular an die GerichtSbeamten erlassen, in welchem er denselben unter voller Anerkennung ihrer Rechte, als Bür ger ihre Stimme nacd ihrem Gewissen abzugeben, dennoch empfiehlt, alS Beamte sich von allen Agi tationen und politischen Leidenschaften fern zu halten. Der König empfing heute den diesseitigen Bot schafter in Konstantinopel, Grafen Corti. London, Dienstag, 4. Mai. (Tel. der Schles. Ztg.) Die Initiative zu dem jüngsten Collectiv- schritt der Großmächte in Konstantinopel in Sachen der türkisch montenegrinischen Angelegenheit ist auf Antrag des Earl Granville erfolgt. Konstantinopel, Mittwoch, 5. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Pforte versendet an ihre Ver treter ein Rundschreiben alS Antwort auf die bei den letzten Circulardepeschen deS griechischen Mi nisterpräsidenten TrikupiS, in welchem sie behauptet, daß daS von officieller griechischer Seite beklagte Brigantenunwesen hauptsächlich von den helleni schen ActionScomitsS genährt werde. Schließlich verwahrt sich dir Pforte energisch gegen die An schuldigung, daß sie Maßregeln treffe, um die Arbeiten der zur Regelung der türkisch-griechiscken Grrnzfrage eingesetzten europäischen Commission zu behindern. Washington, DienStag, 4. Mai. (W.T.B.) Der Schatzsecretär Sherman hat an den Finanz- auSschuß deS Senats rin Schrribrn gerichtet, in welchem er den Gesetzentwurf bekämpft, wonach die Regierung neben den Ankäufen für den Til- gungSfond allwöchentlich noch für 5 Millionen Dollars llprocrntige Obligationen ankaufen soll. Der Schatzsecretär hebt hervor, daß der Urber- schuß auS den StaatSrinkünften unzureichend sein würde; der Baarsaldo der Schatzkammer dürfe zu solchem Zwecke nicht verwendet werden. DaS gegenwärtige System, Obligationen in dem Maße anzukaufen, wie der Ueberschuß anwachse, halte er für da» Beste. Einer der hiesigen chilenischen Gesandtschaft zugegangenrn Depesche auS Panama zufolge hat die chilenische Flotte Callao bereits am 22. April bombardirt und daselbst großen Schaden ange- richtrt. Die Chilenen bedrohen Lima, woselbst ein großer Nolhstand herrschen soll. Die chile nische Armee befindet sich auf dem Marsche nach Sama (Provinz Arequipa). Dresden, 5. Mai. Rom, DienStag, 4. Mai, AbendS. (W. T. B.) Die dem Cabinet günstig gesinnten Deputirten hielten heute eine Versammlung ab, welcher die Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. Refidenztheater. Am 4. Mai sand die Dar stellung des Knrffel'schen Schwankes „Der liebe Onkel" Statt, diese Quelle deS heiteren Lachens, welche sich in einer zwar kurzen, aber geistig gehalt reichen Epoche dieser Bühne so oftmals ergiebig gezeigt hatte. Der unverwüstliche Humor dieses charakteristischen SltuationSschrrzeS, der als ein glücklicher Wurf den CulminationSpunkt für die Leistungsfähigkeit seines Verfassers repräsentirt, bewährte abermals seine drastische Wirkung und Frische und bewies, daß auch einige Schwächen und Uebertreibungen im Spiel seiner ge funden Lebenskraft nichts Uebels anthun können. Am vollsten und ungestörtesten machte sich der Eindruck da aeltrnd, wo die Besetzung die alte geblieben war; das sprach sich aus in den Rollen de» RectorS und seiner Frau, in welchen die Gäste, Hr. vr. Hugo Müller und Frau Clara Müller die Zeichnung und die Farbe in ihren früheren trefflichen Ausführungen jener Genrebilder wieder aufnahmen und unter der wärmsten Theilnahme de» PublicumS mit der gewohnten ehe maligen Lebendigkeit und Feinempfindung für die jedes malige Situation gestalteten. Ein auffallend achtungSwertheS Festhalten an der einst erreichten richtigen Norm für seine Rolle zeigte Hr. Karl im Küster, einer überzeugenden LebenS- gestalt, einer ganz rein abgestimmten Verwirklichung, die nirgends durch einen outrirten Zug inS Grelle geführt ist. Endlich überschritt auch Frau Bauer m ihrer allerliebsten, munter kecken Darstellung der Nachdem die erste Session deS 10. englischen Parlaments am 29. April eröffnet worden, ist das Unterhaus gegenwärtig mit der Vereidigung seiner Köchin Lotte niemals jene Grenzen deS guten Ge schmacks, welche die Kunstleistung, ob groß oder klein, ernst oder launig, überall schützend einfrieden follen. Der Schluß deS AbendS war durch einen kleinen fcenifchen Epilog „Pensionirt" dem definitiven Ab- trrten deS Hrn. Müller von der Bühne gewidmet. Der Genannte führte sich selbst und sein eigenes KünstlerlooS in der Gestalt eines in seiner Kraft und Gesundheit zu früh von der Zeit und vom Geschick ge brochenen Schauspielers vor, der sich endlich freiwillig überwunden erklärt von dem geistigen Willen und der Physis. Die scheidende Jugend, die Raimund'sche Allegorie, tröstet dabei mit ihrem wehmüthigen Liede der Nothwenvigkeit. Bei den kurzen Abschiedsworten, die Hr. Müller an daS zahlreich versammelte Publicum richtete, war die- nicht minder tief bewegt als er selbst. Und wie könnte eS ander- sein, wenn sich der immer wiederkehrende Vorgang vom srühen Ende alle- Irdischen vor unsere Seele in einem besondern Fall stellt, der durch das Medium der Kunst eine weiter tragende symbolische Bedeutung empfängt! Nicht ohne Trauer kann die deutsche Schauspielkunst einen ihrer Berufenen scheiden sehen, der zu der seltenen Gabe des glänzenden Talent- die noch seltnere deS Geiste- und der Bildung zu fügen hatte und der als ein echter Repräsentant de- modernen Genius von raschlebigem Pulsschlag um so früher den Anstrengungen der Künstler lausbahn entsagen mußte. O. B. Lon der Berliner Fischereiausstellung. Eine hochinteressante Abtheilung in der reichen Scala dieser Ausstellung bildet daS „Bernsteincabinet", ein Material zeigend, dessen Besitz seit urgeschichtlichen Mitglieder beschäftigt, wobei sich der Zwischenfall er eignete, daß das radikale Parlamentsmitglied Bradlaugh angeblich aus religiösen Skrupeln sich weigerte, den Eid zu leisten. Die Angelegenheit ist sofort einem Ausschuß überwiesen worden. Sobald die Vereidigung vorüber ist, wird für einige Zeit, d. h. etwa bis zum 20. Mai, Ruhe eintreten. Das Land bedarf ihrer nach der Aufregung der Wahlzeit, und den Ministern wird sie willkommen sein zur Ausarbeitung der nöthi- gen Vorlagen sowohl, als um sich hineinzuarbeiten in die ihnen von ihren Vorgängern hinterlassenen Aemter. Während der Vertagung hat auch die Wiederwahl der mit Ehrenämtern Bedachten, d. h. aller im Unterhause sitzenden Minister stattzufinden, wogegen den Unier- staatSsecretären, weil nicht unmittelbar von der Krone ernannt, dieser mühselige Proceß erspart bleibt. Trotz vielfacher Schwierigkeiten, die sich namentlich aus der unvermeidlichen Rücksichtnahme auf die Ansprüche der radikalen Parteiführer ergaben, indem dieselben ein Recht zu haben glaubten, bei der Besetzung der Mi- nisterstellen nicht übergangen zu werden, hat sich der Regierungswechsel verhältnißmäßig schnell vollzogen. Sind es doch nicht nur die einzelnen Ressortchess, welche gehen und kommen; auch eine ganze Schaar von höchsten Hofchargen, Oberbeamten u. s. w. wurde durch Nachfolger ersetzt, so daß man die Z ihl der Veränderungen auf etwa 50 bis 60 schätzen kann. Ohne Klang ist das Ca binet Beaconsfield gezogen, ohne Aufheben ist das Mini sterium Gladstone in die neuen Aemter eingetreten. Man unterscheidet in England zwischen dem in älterer Zeit „Staatsausschuß" genannten Cabinet, das aus 12 biS 15 Mitgliedern besteht, und dem Ministerium im weitern Sinne. Alle Hauptposten, einschließlich der Ministerien des Innern und der auswärtigen An gelegenheiten, der Finanzen, der Heeres- und Flotten- verwaltunq, der Ansiedelungen und der indischen Regierung, deS HandelsamteS rc., zählen zum Cabinet. Die übrigen Ministerstellen sind untergeordneter Art. Das diesmalige Cabinet besteht aus 14 Mitgliedern, da Gladstone die Pre mierschaft nebst dem Schatzkanzleramt übernommen hat. 7 von den Männern, die jetzt hohe Staatsämter unter Gladstone bekleiden, saßen schon in seinem Cabinet von 1868. Es sind dies Hartington, Granville, Bright, der Herzog v. Argyll, der Earl Kimberley, der Mar quis Ripon und Childers. Nur einer von ihnen (Gran ville) hat dieselbe Stelle inne, in die er damals einrückte. Der Marquis v. Hartington, der heute Staatssecretär für Indien ist, war 1868 Generalpostmeister; der Earl Kimberley hat den Posten des Geheimsiegelbewahrers mit dem Colonialdepartement, Childers die Marine mit dem Kriegssecretariat vertauscht; Bright ist nicht mehr Präsident des Handelsamtes, sondern Kanzler des Herzogthums Lancaster. Der „Standard" war daher boshaft genug, von dem neuen Cabinet zu sagen, daß darin jeder Mann an den unrechten Platz gestellt sei. Der gereizten Stimmung des Besiegten muß man solche Bitterkeit nachsehen; im Uebrigen weiß man, daß englische Minister in geringerem Grade Fachkenntnisse nöthig haben, weil die „permanenten" Unterstaats- secretäre, die keine Parlamentswahl, kein Parteisieg von ihren Posten hinwegschwemmt, alle technischen Ge schäfte erledigen. Charakteristisch ist an dem neuen Ministerium zunächst der Umstand, daß der Premier gleichzeitig das Schatzkanzleramt übernommen hat. An sich keine neue oder ungewöhnliche Erscheinung, setzt diese Doppellast aus den Schultern eines Siebzigjährigen dennoch alle Welt in Erstaunen. Daß Gladstone sich noch jetzt die Arbeitskraft zuiraut, beide Aemter ver walten zu können, ist um so überraschender, als man weiß, wie sehr der Earl Granville, der nach Clarendon's Tode auch in dem ersten Cabinet Gladstone Minister deS Auswärtigen war, den Eingebungen des Letzter» zu folgen gewohnt ist. Man kann Gladstone daher als den eigentlichen Minister des Aeußern betrachten und somit von Zeiten die Völker des Orients wie Occidents bewegt hat. Der Maler Jacob hat, wie die „N. Allg. Ztg." erwähnt, von den großartigen Bernsteinetablissements orientirende Gemälde entworfen. Zunächst sehen wir die Bernsteinbaggerei in Schwarzort bei Memel am kurischen Haff mit der dazu gehörigen stattlichen Flotte von Dampsbaggern, die Maschinenanstalt und die Ar beiterhäuser; das zweite Bild stellt die Bernstein taucherei bei Palmicken im Samlande an der Ostsee vor; wir sehen die Taucher, hohe kräftige lithauische Gestalten, vom Lande abstoßen und sich zur schweren Arbeit am Meeresgründe begeben, um das preußische Gold zu heben; das dritte Bild sührt uns da- Bern steinbergwerk vor mit seinen großartigen Anlagen, Maschinen- und Arbeiterhäusern; es liegt unmittelbar am Strande der Ostsee, und der Bernstein wird hier durch Tiefbau bis zu 60 Fuß unterm Meeresspiegel gewonnen. Und unter diesen Bildern breiten sich die Schätze an Bernstein aus, welche die Firma vorführt. In geschmackvollen Glaskästen sehen wir die man- nichfaltigsten Handelssorten des Bernstein-, nach Art, Verwendung und Exporlplätzen geordnet. Weit hinaus in alle Welt wandert das dem Meeresgründe ent hobene Material heute wie vor 2 und 3 Jahrtausen den nach Oesterreich, Frankreich, England, China, Japan, Amerika, Afrika, Italien, die Türkei rc. seinen Weg, und Filialen der Herren Stantien u. Becker in Berlin, London, Paris, Frankfurt, Moskau, Wien, Alexandrien, Uokuhama, Hongkong, Lanton, New-Aork und Konstantinopel vermitteln den Verkehr mit den beiden kleinen Orten an der Ostsee, welche im ver flossenen Jahre den Weltmarkt mit 150000 Kilo Bernstein zu versorgen hatten. ihm sagen, daß er in seinem Cabinet drei Stellen betleidet. Der Londoner Berichterstatter der Wiener „Politischen Correspondenz" bietet eine Charakteristik der hervor ragendsten Mitglieder des neuen Cabinets und schreibt: Die Zusammensetzung, die Gladstone seinem Cabinet gab, hat allgemein überrascht. Man glaubte, daß er mindestens drei oder vier Radikale ins Ministerium berufen werde und daß das neue Cabinet ein Mi nisterium von jungen, unruhigen, fortschrittlichen Männern sein werde. Indessen wählte er sich die selben Männer aus, wie im Jahre 1868, jene Männer, die der Earl Beaconsfield als erloschene Vulcane be zeichnete Nur einen Radikalen, Mr. Chamberlain, nahm er ins Cabinet, allerdings einen Radikalen reinsten Wassers, einen Feind der anglikanischen Kirche, der religiösen Erziehung in den Schulen und der Privilegien der Großgrundbesitzer. Der Charakter des neuen Cabinets wie des neuen Parlaments wird der gemäßigte Liberalismus sein. Uebrigens ist es gewiß, daß die meisten Mitglieder des Cabinets in ihren Anschauungen mehr zu den Conservativen, als zu den Liberalen Hinneigen. Es giebt keine beharrlicheren Vertheidiger der alten Institutionen des Landes, als den Marquis v. Hartington und den Earl Granville. Der Herzog v. Argyll ist wohl em heftiger Redner und hat sich erst jüngst durch seine herbe Kritik der orientalischen und indischen Politik SaliSbury's be merklich gemacht; allein er ist Großgrundbesitzer in Schottland, sein Sohn ist der Gatte der Prinzessin Louise, Tochter der Königin, und er selbst hat sich entschieden gegen eine radikale Politik in religiösen und agricolen Fragen ausgesprochen. Der Lordkanzler Lord Selborne ist gleichfalls als warmer Anhänger der anglikanischen Kirche bekannt. Der Earl Kimberley war in seinen politischen Ansichten stets sehr gemäßigt, und dasselbe kann man von Lord Northbrook sagen, der ehemals Vicekönig von Indien war und mit dem Bankhause Baring nahe verwandt ist. Der Staats sekretär des Krieges, Mr. Childers, und der Sekretär für Irland, Mr. Forster, sind ausgezeichnete Verwal tungsbeamte ohne ausgesprochene politische Ansichten. Der Staatssecretär des Innern, Sir William Har court, ist eine Autorität in Fragen deS internationalen Rechtes, ein beißender, epigrammatischer Redner, der übrigens in seinen Thaten stets viel gemäßigter sich zeigte, als in feinen Reden. Mr. Bright ist aller dings nach wie vor ein Radikaler, allein er wird alt, und seine Gesundheit ist erschüttert. Offenbar wurde ihm mehr aus Gefälligkeit die Sinekure der Kanzler schaft des Herzogthums Lancaster übertragen. Man ist sehr neugierig darauf, wie der ausgesprochen radi kale Präsident des Handelsamtes, Mr. Chamberlain, der erst voriges Jahr den Marquis v. Hartington im Parlamente heftig angegriffen und als den „ehe maligen Chef der liberalen Partei" bezeichnet hat, sich nunmehr mit feinen College» vertragen werde. Viel leicht wird die Süßigkeit des Machtgefühls feinen Refvrmeifer abkühlen, sonst dürste er wohl nicht lange im Cabinet verbleiben. Anfänglich glaubte man, Glad stone werde Sir Charles Dilke, der für einen Mini sterposten viel besser taugt, als Chamberlain, ins Cabinet berufen; er scheint jedoch aus Rücksichten für die Königin davon abgekommen zu fein, da Dille zu wiederholten Malen im Unlerhaufe feinen antimonar- chischeu Gesinnungen Ausdruck gegeben und dadurch die königliche Familie gekränkt hat. Man gab deshalb Dilke den Posten eines UnterstaatSsecretärs im Depar tement des Aeußern, wo er sich durch seine ausge dehnten Kenntnisse und durch die Entschiedenheit seiner Ansichten bemerklich zu machen Gelegenheit hat. In Fragen äußerer Politik nähert er sich mehr den An schauungen des Earl Beaconsfield, als den romantischen Visionen Mr. Gladstone's. (Dilke ist übrigens ein Intimus Gambetta's.) Ueber die von dem neuen Selbstredend variirt die Ziffer des geförderten Bernsteins oft um ein Bedeutendes, aber die hier an gegebene Menge des geförderten Materials zeigt wohl deutlich genug, wie leistungsfähig und ertragreich die Werke sind. Daß eine große Zahl von Arbeitern für solche Leistungen erforderlich ist, versteht sich wohl von selbst, und wir wundern uns nicht, wenn der Besitzer Becker angiebt, daß er in Schwarzort neben 158 Aufsichtsbeamten 1200 Arbeiter und in Palmicken an 700 beschäftigt. Da wohl an 1000 Familien vorhanden sind, so läßt sich die durch die Bernstein förderung ernährte Zahl auf ca. 4000 Köpfe feststellen. In dem Bernsteincabinet der Ausstellung sehen wir den Bernstein zunächst in der Gestalt, wie er im Sande lagert zwischen allerlei Resten, die mit ihm in die Tiefe gerissen worden waren; dann sind uns die verschieden sten Fundstücke gezeigt; hier liegen mächtige Klumpen — einer 13H Ir. schwer, daS zweitgrößte Stück, daS je gefunden wurde —, dann kleinere Stücke nach Farben und Werth geordnet, endlich kleine und kleinste Stücke, wie sie in Massen gesunden und auch verwerthet wer den. Mit den letzten, sogenannten Bernsteinfirnissel werden neuerdings Versuche zur Herstellung eine- Halb, fabrikats gemacht, durch welche die mit dem Schmelzen des Bernsteins verbundenen Uebelstände (der penetrante Geruch der dabei entwickelten Bernsteiröle und Säure- »ämpse, das Nachdunkeln des geschmolzenen Bern- teinS rc.) vermindert werden sollen; sie haben zu er- reulichen Resultaten geführt, und steht zu erwarten, »aß durch den Absatz diese- Halbfabrikat- (sogenanntes Bernsteinkolophon) der Lonsum der kleinen Stücke wesentlich erhöht werden kann. Hochinteressant sinh
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