Dresdner Journal : 02.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188006020
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-02
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- Dresdner Journal : 02.06.1880
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!« x^,.» d«d.nt»cke° ILkrI>ct>: . . I» Urrk ?ont uod ^^krl.-d- 4 ^k b<)?s, km,°. Liorslov^umiosril: lvkk loxernteaprelser k^le den k»nin einer xe»pelt«neo kotitreil« 20 kf. Unter ^in^««u»dt" di« Leit« SO kk. DreMlerIonrnal. kr»eli«lu«nr l^lied mit Xu»n»kms 6er 8oan- und keiertn^e ^veod!» tür eien sollenden 1'L8 Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. In-ieriitenannslime an-vürt»! L«tp»ixi ^>r ^r«»dxte<itr, Uorumn»->wu5r de» »reedver dourutdk; LLwdllrx Lnrlill Vtnll I.«iprix L»«»l-ve«»I»a rr»n>etu>t ». n: Maa»en»trin L ^»A/er, LerUn Vi«»-8»mdnrx- kr»x- I-«t p «ix rr»nictvn x. H, Hüoek»»: MoE,- L,rUa: §. ^ornicl', /«< aiidendtinl', Le«m«n: F Lc/dutte Lr«,I»n: Lurenu; Lkewnili: Fr. FoiAt; rexokkurt ». N.: F ^arAe^seke u. 9 //errmann- »eke linolilinndlunss; vörMi: O. Mütter,' «xnnorer^ 6 §c/iü>>/e> ,' kxri, vsrlill-krxailtnri », H 4tuldx»rt: Da«be L ^e.,' Uiundurx: F L/e«eiAe», Ltenner. Her»ii8xvdvr: kküvissl. Expedition des liresdoer dourv»i«, Dresden, ^win^erssr-nixe tio 20, Ämtlicher Theil. Dre-dev, 28. Mai. Se. Majestät der König hat dem Director des Oberhmtenamt» zu Freiberg, Ober- hüttenverwalier Kurt Merbach, und dem Director des köniql. SteinkohlenwerkS zu Zaukeroda, Bergmeister Bernhard Rudolph Förster, den Titel und Rang eines OberbergratHS allergnädigst zu ertheilen geruht. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Amtshauptmann von Metzsch zu Oschatz die Leitung der Geschäfte bei der AmtShauptmannschaft zu Dresden übertragen worden. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, 1. Juni, Vormittags. iTel. d Dresdn. Journ) Der russische Reichskanzler, Fürst Gortschakow, ist heute früh hier eingetroffen und im russischen BotschaftShotel abgestiegrn. Pari», Montag, 31. Mai, Abend». (W.T.B.) Der Senat nahm heute den von Baragnon ringe- brachten Antrag auf Gleichstellung der von Staat»- facultätcn ertheilten Diplome mit den von einer freien Aarultät ertheilten mit unbedeutenden Mo difikationen an. Der Schwager de» Polizeipräfecten Andrieur, Köchlin, hat Rochefort zum Duell gefordert. Eine der chilenischen Gesandtschaft zugegan gene Depesche bestätigt die vollkommene Niederlage der peruanischen Truppen und die Einnahme von Tacna durch die Chilene«. Rom, Montag, 31. Mai, Abends. (W. T. B.) In der Deputirtenkammrr brachte heute der Minister de» Innern, DepretiS, einen Wahlgesrtzentwurf ein und beantragte die Dringlichkeit für die Be- rathung desselben. Nach einer Debatte darüber, wann da» Gesetz berathen werden solle, wurde der Antrag Cavallotti'«, daS Gesetz vor den Ferien zu berathen, mit 21V gegen 130 Stimmen angenommen. Rom, Dienstag, 1. Juni. (W. T. B.) Die päpstliche „Voce de la Veritü" bespricht die preu ßische Kirchrnvorlage und sagt: Wenn die Verhandlungen des Vaticans mit der Berliner Regierung zu keinem Ergebnisse geführt hät ten, jo sei dies nicht die Schuld deS Vaticans. Das Schreiben dcs Papstes an den Erzbischof von Köln sei genügend, um einen Begriff von dem versöhnlichen Geiste der Curie zu geben; der Papst konnte aber die Versöhnlichkeit nicht so weit treiben, die Kirche mit gebundenen Händen und Füßen der Staats gewalt auszuliefern. Er könne demnach die in der preußischen Vorlage geforderten discretionären Vollmachten nicht billigen. DaS päpstliche Journal resumirt sodann die einzelnen Artikel der Vorlage und fügt hinzu: Die in dem Gesetzentwürfe enthaltenen An sprüche Preußens seien größer, als diejenigen, die in den Maigesetzen enthalten seien. Der Artikel billigt, daß die Katholiken die Vorlage verwerfen. Der preußische Landtag könne dieselbe nicht geneh migen, ohne seine Würde zu verletzen. Im Uebrigen sei eS klar, daß kein Katholik einer ähnlichen Vorlage annehmen könne, da er sonst den in der apostolischen Bulle angedrohten Strafen verfallen würde, indem nach ihrem Wortlaute die Bulle über „eäeutes lezes vel äeoreta contra Ubertatsm vvl guru ecelesiae" die große Excommunication verhängt. Die Böswilligkeit der Vorlage sei nicht nur von dem katholischen Deutschland, sondern auch von den Weise sten unter den Protestanten erkannt worden. Feuilleton. Rrdigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. - Altstadt. - Am 31. Mai: „Was ihr wollt", Lustspiel in 3 Acten von Shakespeare, für die Bühne von G. zu Putlitz bearbeitet. Unser Theater erfreut sich wieder, vom kalten Grau des Himmels begünstigt, lebhaft besuchter Vorstellungen, wozu ein starker Fremdenverkehr wesentlich beiträgt. Außerdem wurde dieser Abendunterhaltung „Was ihr wollt" wohl auch aus engern localen Kreisen der Theaterfreunde mancher Gast durch den Umstand zuge führt, daß dieser Tag für rin fleißige-, verdienstvolles Bühnenmitglied, Hrn. Marchion, ein ErinnerungStag war, sein 25jährigeS Jubiläum als Mitglied unseres Kunstinstituts bezeichnend. Elastisch, bereitwillig zu allen Diensten für die gute Sache, hat dieser Sänger und Schauspieler sein heiter inspirirte- Talent, seinen warmen Sinn für alles Schöne und Drastische, sei es im Reiche der Töne oder der kecken Charakleristik, zum Besten deS Ensemble- jederzeit dargeliehen, ohne seine Opferfreudigkeit darüber zu verlieren, daß in den ersten 15 Jahren seiner Thätigkeit ihm durch damals herrschende Richtungen und Verhältnisse eine Beschäf tigung zu Theil wurde, die ihm eine normale Ent faltung seiner Kräfte versagte und seine natürliche künstlerische Bestimmung irritiren mußte. Ein stille» Slchsortrntwickeln inmitten ungünstiger Strömungen und Strudel ist doppelt ehrenwerth und spricht um so lauter für einen gesunden Kern. Auch erhält es jung London, Montag, 31. Mai, Abend». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses er widerte der Unterstaatssecretär Dilke auf eine An frage Arnold'S, es sei nicht beabsichtigt, die Unterhandlungen mit Persien in Betreff Herat», welche von der frühern Regierung gepflogen wor- den, wieder aufzunrhmen; die Regierung wünsche Herat und dessen Umgegend unter einer stabileren und friedlicheren Verwaltung zu sehen. — Camp bell gegenüber erklärte Dilke, er habe heute er fahren, daß die Pforte wieder einen Commissar für die ostrumelische Commission ernannt habe. — Der Staatssekretär des Innern, Harcourt, ant wortete Brand, die Regierung beabsichtige, einen besonderen Ausschuß mit der Untersuchung der Frage wegen der Versorgung London« mit Wasser ru beauftragen. — Im weitern Verlaufe der Sitzung erklärte Forster anläßlich der Debatte über da» Budget, er werde eine Vorlage ein- bringen, dahin gehend, den Vorschuß aus dem irischen Kirchenfond für HilfSzwecke in Irland um 150000 Pfd. Sterl., d. h. auf 1500 000 Pfd. Sterl, zu vermehren. London, DienStag, 1. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Daily News" find ermächtigt, die Unterredung deS diesseitigen interimistischen Bot schafters bei der Pforte, Göschen, mit einem Correspondenten des „Wiener TagblatteS" für gänzlich erfunden zu erklären. St. Petersburg, Dienstag, 1. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Journal de St. P^ter» bourg" bringt heute eine ihm von der hiesigen türkischen Botschaft zugrsandte Depesche auS Kon stantinopel vom 29. Mai über einen im Bilajet Salonichi stattgehabten Zusammenstoß türkischer Truppen mit einer bulgarischen Räuberbande. Nach dieser Depesche soll die Räuberbande gänz lich aufgerieben worden sein, wobei die Türken auf den Leichen der Bulgaren Medaillen mit revo lutionären Inschriften und in französischer Sprache abgefaßte Petitionen an die Vertreter der Mächte in Konstantinopel aufgefunden haben sollen. DieS lasse die bisher an die Mächte gerichteten Peti tionen in einem neuen Hellen Lichte erscheinen. Das „Journal de St. PöterSbourg" läßt dieser Depesche einige ironische Bemerkungen folgen und weist darauf hin, die türkischen Behörden hätten etwas Besseres zu thun, als an Europa derartige Demonstrationen zu adressiren, da Europa seine Informationen anderwärts her, als auS den Be richten der türkischen Gouverneure schöpfen werde Dresden, 1. Juni. Die Duellaffaire zwischen dem Grafen Victor Zichy-FerrariL und dem Grafen Stefan Karolyi, welche mit dem Tode des Erstgenannten einen tragi schen Abschluß gefunden hat, beschäftigt und bewegt ur lebhaftester Werfe die gesammte öffentliche Meinung nicht nur in Ungarn, sondern auch in Oesterreich. DaS Gerichtsverfahren in dieser Duellaffaire wird von den Buda-Pester Behörden energisch betrieben, und weil die Session beider Häuser des ungarischen Reichs tags schon anfangs Jun« geschlossen wird, wurden die Jmmunitätsaufhebungsansuchen dem Oberhause bereits zugestellt. Da dre Vorgeschichte des Duells nur We nigen erinnerlich sein dürfte, so recapituliren wir die selbe kurz nach einer Buda-Pester Correspondenz der „N. fr. Pr.". Graf Zichy that, was die meisten seiner StandeSgenossen zur Gründungszeit gethan: er lieh vielen Unternehmungen seinen adligen Namen und eröffnete sich dadurch reichliche Ressourcen. Zichy war und frisch, und geistige Jugend und Frische sind Er scheinungen, die auf der Bühne, der Welt des Erschei nens und des Scheins zwiefachen Werth haben und von den Jahren unabhängig sein können. Das hat Hr. Marchion, den man an diesem Abend bei seinem trefflichen Liedervortrag ehrte, als Fabio, sowie in vielen andern Schauspielrollen be wiesen; specieller und intimer aber noch hat er sich in die wohlverdiente Werthschätzung der Kenner hinein gespielt und hineingesungen «n Partien wie David in den „Meistersängern", Pedrillo in der „Entführung", im Mohr in der „Zauberflöte" rc. Möge diese treue, kecke Tapferkeit bei der Theater arbeit dem begabten Künstler noch lange hold bleiben. Die Aufführung des Shatejpeare'schen Lustspiels wurde schon wiederholt besprochen — in die Rolle von Olwia S Kammermädchen Marie trat jetzt Frl. v. Ernest als neu engagirteS Mitglied ein. O. B. Literatur. „Petermann'S geographische Mitthei- lungen" von Dr. E. Behm. — „Ergänzung-Hefte zu Petermann'S Mittheilungen". Beide im Verlag von Perthe- in Gotha. Im Maiheft de- erster» wohl bekannten Unternehmen- findet sich ein interessanter Beitrag de» Herausgeber- über die Goldfelder von Wassa im Binnenland« der afrikanischen Goldküste (mit Karte), wo ein Deutscher, Paul Dahse, al- Be- triebSdirector der 60I6 6oast Uioivß 6ompL«7 fungirt. Derielbe schreibt: Wo bisher die Stille deS Urwalde» nur durch da» Gekrächze der grauen Papageien unterbrochen wurde, wird in kurzer Zeit an drei verschiedenen Plätzen da» Getöse der durch Dampf betriebenen Pochwerke und Sägemühlen da- An- von HauS aus sehr reich, allein er lebte, wie fast alle ungarischen Cavaliere, auf dem größten Fuße, war ein eifriger Sportsman, ein Verehrer schöner Frauen. Aber durch Eine- unterschied er sich dennoch sehr vortheil- haft von seinen StandeSgenossen: er begnügte sich nicht bloS damit, finanziellen Unternehmungen seinen Na men zu geben und sich von diesen bezahlen zu lassen, sondern er widmete seine Zeit diesen Geschäften und machte sich dabei oft nützlicher, als die eigentlichen Directoren. Sein luxuriöser Lebenswandel und dre finanzielle Katastrophe im Jahre 1873 derangirten seine Verhältnisse in hohem Grade. Ohne ganz von seinen Gewohnheiten zu lassen, warf sich nun Graf Zichy darauf, feine Verhältnisse zu ordnen, und als ihm das gelungen war, widmete er sich als rangirter Mann wieder der politischen Laufbahn, indem er sich um ein Mandat für das Abgeordnetenhaus bewarb. Es kamen die Wahlen im Jahre 1878. Ungarn befand sich in großer Aufregung nicht blos infolge der Wahlbewegung, sondern weil gerade damals die ersten Nachrichten von dem blutigen Kampfe bei Maglaj eingetroffen waren. Die Wahlen erregen die Gemüther in Ungarn immer; theure Wahlen aber verbittern sie auf Jahre hinaus. Und da Graf Victor Zichy-Ferraris dabei mitgewirkt hatte, die letzten Wahlen wesentlich zn vertheuern, so übertrug man den ganzen daraus entstandenen Ver druß auf ihn. Dieser Umstand bot die erste Veran lassung zu den gegen ihn gerichteten Angriffen in der Presse. Sein Walten während der Wahlen hatte neuerdings die Aufmerksamkeit der leitenden Kreise auf ihn gelenkt, und da schon damals die Agitation im Reichstage gegen die Cumul«rung des Ministeriums des Innern mit dem Ministerpräsidium in der Hand Tisza's begonnen hatte, galt er allgemein als der zukünftige Minister des Innern. In der That wurde er bald darauf zuin Staatssecretär dieses Ressorts ernannt; nur war damals dieser Posten nicht mehr die Etappe für das Portefeuille des Innern, sondern, wie Gras Zlchy - Ferrans oft selber versicherte, zu jenem für Communicationen. All sein Streben und Drängen war darauf gerichtet, Minister zu werden. Sein etwas freies, die Formen nicht immer beachtendes Benehmen, noch mehr aber feine Art, die Wahlen zu leiten, hatten ihn bei einem großen Theile der Opposition, ja selbst bei vielen seiner Parteigenossen mißliebig gemacht, und es begannen im August des vorigen Jahres jene furchtbaren gegen ihn gerichteten Preßskandale, die zeithcr schon eine Reihe von Duellen, im Januar dieses Jahres blu tige Straßencrawalle und jetzt endlich das letzte Duell nach sich gezogen. Der Tod des Grafen Zichy hat, wie gesagt, in der öffentlichen Meinung Ungarns eine Aufregung erzeugt, welche der traurigen Äffaire eine über den persönlichen Rahmen hinausreichende Tragweite beilegt. So äußert der „Pester Lloyd" Folgendes: „Ueber diesen Todesfall werden die Wellen der Tages strömung nicht sobald zusammenschlagen. Der Tod Victor Zichy's ist ein Ereigniß, worin die schwersten Krankheitserjcheinungen unserer politischen und gesell schaftlichen Zustände zu lesen sind, und diese müssen gelesen werden, soll endlich Erkenntniß bei uns ein ziehen. Dieser Tod kann nur seine Sühne finden, wenn er eine Gesundung unserer öffentlichen Verhält nisse herbeiführt, und fürwahr wenige Ereignisse waren in dem Maße geeignet, den Läuterungsproceß unter allen Factoren des öffentlichen Lebens zu befördern, wie der Tod Victor Zichy's." — Der scharfen Kritik, welcher die Affaire Zichy - Karoly« von der Wiener (alten) „Presse" unterzogen wird, entnehmen wir folgende markante Stellen: „Der Blitz dcs Pistolen- schusses, welcher den Grafen Zichy hmgestreckt, wirst einen grell erhellensen Lichtstrahl aus unyeimliche Zu stände, und bei dessen Schein zeigt eS sich, daß sie zerstörend wie Mauerschwamm, verheerend wie Bakterien am ungarischen Staatsgebäude, auch am Organismus brechen einer neuen Zeit für das verkannte Westafrika verkündigen. Es war eine ergreifende Scene, als vor nun 7 Monaten zuerst das Pochwerk auf der Besitzung der französisch-englischen Compagnie in Gang gesetzt wurde. Wir, sämmtliche in Wassa befindliche Euro päer, waren gegenwärtig l6 an der Zahl. Die Könige von Wassa und Apinto nebst ihren Häuptlingen waren erschienen, auch viele der Eingeborenen hatten sich ein gefunden. Kaum aber fing das Pochwerk an zu arbeiten, so strömte in unglaublich kurzer Zeit die ganze Bevölkerung der umliegenden Dörfer, durch das dis dahin unbekannte Geräusch aufgcschreckt, herbei, und Tausende von Negern standen dicht gedrängt am Fuße des Abhangs und staunten das Werk an — ein nie zu vergessende- Bild. — In demselben Hest schil dert C. Martin den „bewohnten Theil von Chile im Süden deS Valdiviaflusses" (mit Karte), wo in bei« Hauptorten Valdivia, Union, Rio-Bueno, Osorno und besonders in dem ganzen Departement von Llanquihue, namentlich in Puerto-Monti, zahlreiche Deutsche wohnen. Dr. Wilh. Junker beschreibt eine „Reise durch die libysche Wüste nach den Natronseen (mit Karte); Weiter folgt noch eine Besprechung der bis jetzt vor liegenden Sectionen der Generalstabskarte deS deutschen Reich- in 674 Blättern, von C. Vogel, und ein Bei trag zur Geschichte der Handelswege in Ostsibirien, von Bernhard Struve. In dem Monatsberichte wird darauf hingewiesen, daß der italienische Marinelieyte- nant G. Bove, Mitglied der Nordenskjöld'schen Expe dition, eine ElforschungSreise nach dem Südpol plant. Die Reise ist auf 3 Jahre berechnet und würde 600000 FrcS. erfordern. Der ExpeditionSdampser soll seinen LourS über die Falkland-inseln nach dem der dortigen Gesellschaft wuchern... Jene schwer definir- bare Macht, die sich selbst die Gesellschaft nennt, die sich nach ihren eigenen Gesetzen regiert und die, ein Staat im Staate, fast fo alt wie dieser, sich dessen Gesetzen willig stets nur so weit fügte, als ihr die selben genehm waren, diese Gesellschaft in der Gesell schaft hat zu allen Zeiten auch ihren eigenen Straf, codex gehabt, hat nach dessen Satzungen das Richteramt geübt und auch über Leben und Tod erkannt. Wen sie auSstieß, der war noch bei lebendigem Leibe ein todter Mann, und im Blut, im eigenen oder in dem eines andern, im wirklichen, warmen, rothen Blute mußte er sich baden, sollte er wieder lebendig werden. Das ist seit unvordenk lichen Zeiten so, und es ist auch dem Grafen Victor Zichy passirt. Die Gesellschaft hatte ihn als unrein erklärt, hatte ihm das Brandmal auf die Stirne gedrückt, und der Aussätzige, den Alle meiden, der vereinsamte Wanderer, der in der Wüste verschmachtet, war nicht verlassener, nicht hilfloser als er. Er brauchte Blut; ob seines, ob da- eines Andern, blieb sich gleich; er mußte es suchen, und er hat es endlich gefunden. Gras Karoly« stellte sich nur widerwillig dem lebendig todten Mann; doch er mußte es endlich thun, denn auch ihm drohte dasselbe Schicksal. DaS Alles ist jedoch nicht neu, und es ist vor Zichy und Karolyi schon gar vielen Andern geschehen. Wohl aber ist das Proceßverfahren neu, nach welchem die Angelegen heit der beiden Grafen der Enderledigung zugeführt wurde. Seit Monaten wußte alle Welt, daß Graf Zichy Blut brauche; er bat, er drohte, er schrie eS in Broschüren und sogar in Zeitungsinseraten in alle Winde hinaus, daß Blut fließen müsse, und die Staatsanwälte replicirten und erklärten, daß er kein Anrecht auf die Rechtswohlthat der Blutläuse habe, und erst als eine geheimnißvolle Oberinstanz ver mittelnd eintritt, wird ihm gleichsam im Gnadenweg die Möglichkeit eröffnet, auszuleben, indem er tödtet oder sich tödten läßt. . . . Woher nun diese befrem dende Erscheinung? Und was besagt sie? Die Achtung vor dem Gesetz »st jenseits der Leitha tief geschwunden, und der Sinn für Gesetzlichkeit liegt sehr nn Argen. Wie dies aber gekommen? a capite kostet piZcis! Von oben herab aus jenen Kreisen, die kraft ihrer amtliche«« oder ihrer socialen Stellung den Be ruf haben, das Gesetz heilig zu halten, für dasselbe in Wort und That einzustehen, in der Achtung des Gesetzes mit gutem Beispiel voranzugehen, gerade aus diesen Kreisen geht das schlechte Beispiel, die Miß achtung, die öffentliche Verletzung des Gesetzes aus; von Seite der Einen, indem sie sich offen auf lehnen, von Seite der Anderen, indem sie die Auf lehnung nicht hintanzuhalten oder wenigstens zu ahnden suchen." — Die „Neue freie Presse" bemerkt: „Es ist wahrlich an der Zeit, daß d«e Denunciation und die gegenseitige Compromittirung in Ungarn aufhöre. Ein Land, in welchem die Kräfte so geringe sind und der Verbrauch derselben ein so unverhältnißmäßig rascher ist, kann diese Vergiftung der socialen Verhält nisse auf die Dauer nicht ertragen." Lagesgeschichte. * Berlin, 3l. Mai. Se. kaiserl. und kömgl. Hoheit der Kronprinz traf heute Nachmittag 3 Uhr zur Be sichtigung der landwirthschaftliclen ProvinzialauSstellung in Magdeburg ein. Vom Bahnhofe aus begab sich Se. kaiserl. Hoheit, von der die Straßen stillenden Menschenmenge überall mit jubelnden Zurufen begrüßt, nach dem Ausstellungsplatze. Der Kronprinz besich tigte die einzelnen Abtheilungen der Ausstellung in eingehender Weise und sprach sich sehr huldvoll und anerkennend über den Umfang und die Reichhaltigkeit der Ausstellung aus. Um 6 Uhr fand bei dem Ober präsidenten ein Diner Statt, nach dessen Beendigung Grahamlande nehmen. Dann will Bove das ver- muthete Südpolarland von Osten nach Westen um fahren, und zwar foll zunächst die Gegend von Bellings hausen's Alexanderland und die Peterinsel untersucht, über das von Wilkes 1839 gesehene Land Klarheit geschafft und in« Allgemeinen festgestellt werden, ob man es mit Inseln oder mit einer Landmasse zu thun habe. Im ersteren Falle will Booe südlich von den Inseln direct nach dem von Roß im Februar 1842 befahrenen Meerestheile im Osten des Victorialandes zu gelangen suchen und darin überwintern, andernfalls aber dürfte die erste Ueberwinterung am Bellinghausen lande geschehen und die Befahrung des Roymeeres erst im zweiten Sommer erfolgen. Die zweite Ueber winterung ist bei d'Urville's Ädölieland projectirt. Im „Ergänzungshest" (Nr. 61) sticht besonder» hervor: „Die Serra da Estrella, Versuch einer physi kalisch-geographischen Beschreibung dieser Gebirgsgruppe, mit specieller Berücksichtigung ihrer forstlichen Ver hältnisse", von I. Rivoli, Oberförster. Da» Estrella gebirge in Portugal ist dem wissenschaftlichen Publicum bisher ziemlich unbekannt geblieben, obgleich e» wegen seiner geographischen Lage zwischen dem atlantischen Ocean einer- und dem centraliberischen Gebirgsjystem anderer seits eine besondere Beachtung verdient. Ungeheure Flächen von mehr oder weniger steil abfallenden Ge hängen, welche zum Theil recht guten Gebirgsboden liefern, liegen entweder ganz unbenutzt da oder dienen zu ärmlichem Weideland oder zur Erzeugung von He>desträuchern, au» welchen die Bevölkerung ihr dürf tiges Brennmaterial bezieht. Die Zeit liegt daher nach der Ansicht deS Verfasser» nicht mehr fern, wo die Hochpartien der Estrella ganz unproductive» nackte»
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