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Dresdner Journal : 19.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188006190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-19
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 19.06.1880
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.V? 110 Sonnabend, de» I», Juni, 1880 I» x»«« 4«vt»eU«L U«te8«: dU»rlicl»: . . 18 U»rk jS)Lkrilcd: 4 ttiull dvks. LtQlvIo« ^uwwvro: 10 ?k 6e»äeu1«:k«o keioli«» tritt l'üut- uod dinia. I»»«r»teaprel>»er k°ür dea k»uw silivr s^p^lU-oen kvtitrsils 20 ?t. Vater „Lla^ee^adt" dis Leite btt kl. Lr»ek»li»«or l^liotr mit Xoivskm« der 8ovv- aad ?eiertaxe Xdvad» kür dea kolssvadeo ^»8 ZreMtl Ämmml. Ineereteneanekme anerrttrt«« Fr Lra»»d«trtter, Ovluiuienu-oLr do» t)rv«ia«r dourosle; Lemdarss Uerlta Visa l^iprix N»«»I -vr«,l»ll rr^allturt U: Äaarrn^tr,^ L V«Aier, L«rlta Vl«a-S«wdllrx kr»G-l^ip-iss Vr»o>lturt », H Niiaekeu: /tad -Vt-««e, I,rlt»:§.F<-r»-ict. /nraiide»»d<.^l, Srewea: F §c^»tte,' Nr«»I»e: L'tariAer«'« Lürvitu; Odimnitr, Fr. VoiAt , kn»ii>ltur1 ». H.: F da-Akr'vcks u. d k,'. //err»»«»,n- »ekv lluckksndluv^! VSrUtii tr Akü/ier, Ueaaorer: 6. Lc/»d«^/rr- k»ri, L«rlm - rr»llilkurt », H. Slati^er« Luu-e L Uewdar,^ F F/rudAer», ^1d. Äe»»»«'. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. N«r»ai!x»d«r: NSai«! Lrpedition dee Dresdner douraal», lireeden, Lvin^eritrse»« kio. so. Amtlicher Theil. Dresden, 18. Juni. Se. Hoheit der Prinz Her mann zu Sachsen-Weimar ist gestern Abend von Berlin hier angekommen und im Victoria-Hütet ab getreten. Dresden, 16. Juni. Sr. Majestät der König hat dem Localschlachtsteuereinnehmrr Johann Georg Müller in Kloschwitz das allgemeine Ehrenzeichen allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Königliche Majestät hat allergnädigst geruht, dem Rechtsanwalt Friedrich August Hermann Canzler in Dippoldiswalde den Charakter als Justizrath in der IV. Classe der Hofrangordnung beizulegen. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 18. Juni, Nachmittags. (Tel. d DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses stand die zweite Lesung der Kirchenvorlage auf der Tagesordnung. ES haben sich S Redner für, 8 gegen Art. 1 der Vorlage gemeldet. In der Debatte bestreitet Abg Reichensperger (Olpe), daß eS der Regierung Ernst mit der Vorlage sei, daß sie wirklich derselben große Wichtigkeit beilege, wie sie behaupte. DaS zeige die Haltung der Liberalen und der Freiconservativen. Die LentrumSpartei wünsche den Katholiken sehr die Erleichterungen, welche ne Vorlage enthalte; aber die Bedenken, welche eine Dik tatur der Regierung errege, mühten zur Ablehnung der Vorlage drängen. Wien, Freitag, 18. Juni. (Corr.-Bur.) Die amtliche „Wiener Zeitung" meldet: Graf ChorinSky wurde zu» Landeshauptmann und der Domkapi tular Lieubacher zu dessen Stellvertreter in Salz burg ernannt. Paris, Donnerstag, 17. Juni, Abends. (W T. B.) Die Deputirteukammer begann heute die Berathung des Budgets und genehmigte den Etat drS Mi nisteriums der Posten und Telegraphen, sowie den jenigen der Ehrenlegion. Di« Brrathung der Vorlage, betreffend dir Militärverwaltung, war auf Wunsch det KriegSministerS vorher abgebrochen, welcher für morgen weitere Mittheilungen der Re gierung über diesen Gegenstand in Aussicht stellt. Wir in parlamentarischen Krrisrn vrrsichrrt wird, hätte in dem heute früh bei dem Minister präsidenten Kreykiurt abgehaltenen Conseil sich die Majorität der Minister für die Amnestie aus gesprochen. (Bgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesgeschichte".) Paris, Freitag, 18. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Im Senat hat gestern Dufaure einen Antrag, betreffend das Versammlung-recht, ein- gebracht. London, Donnerstag, 17. Juni, Abends. (W. T. B) In der heutigen Sitzung drS Unterhauses gab die Interpellation O'Donnell s, betreffend die Ernennung Challemel-Larour'S zum Botschafter für London (vgl. die „TageSgeschichte"), von Neuem Anlaß zu einer lebhaften Scene. O'Donnell verlangte vom Sprecher eine Erklärung darüber, wcShalb ein Theil seiner Anfrage gestrichen sei und sich nicht auf der Tagesordnung befinde. — Der Sprecher erklärte wiederholt, daß sich O'Donnell aus die Frage zu beschränken habe, welche gedruckt auf der Tagesordnung stehe. Der übrige Theil der An frage O'Donnell'S betreffe seiner Ansicht nach Dinge, Feuilleton. Rrdigirt von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag, den 17. Juni, eröffnete in »Robert der Teufel" Frau Rose-Wald vom Stadttheater in Mainz al- Isabella vor gut besetztem Hause ein Gastspiel und errang durch ihre Wiedergabe diese- Meyerbrer'schen Ideal- einer Theaterprinzessin einen zwar nicht durchschlagen den, aber immerhin ehrenvollen Erfolg. Sie erwies sich al- eine mit reichem Stimmfond auSgestattete, musikalisch gebildete und routinirte Sängerin. DaS Organ der Dame hat zwar nichts Blendende-, erfreut aber durch Kraft, Fülle, Noblesse und Wohllaut, nur einige Mitteltüne verrathen eine gewisse Sprödigkeit. Dit Tonbildung ist nicht ganz seklerfrei; recht loben»- werth erscheint dagegen die Ausführung des Triller-. Grazie und Coquetterie stehen dem Gaste nur in ge ringem Maße zu Gebote. DaS Virtuose und Spiri tuelle der Rolle trat in den Hintergrund. Da» nüch tern Verständige und da- Streben nach Sauberkeit überwiegen; daher vermißt man auch die belebende Empfindung und die nothwendige Steigerung de» dramatischen Au-druckS. Ebenso zeigte sich die Künst lerin, über welche ein definitive» Urtheil Vorbehalten bleiben muß, im Spiele stet» maßvoll. Jedenfalls kann dieselbe, in Berücksichtigung ihrer aller Effekt hascherei abholden Individualität, mit dem Resultat ihre» erstmaligen Auftreten» zufrieden sein. . R. Gthr. welche das HauS und die Regierung nicht kenne. — Als O'Donnell trotzdem versuchte, seine Frage zu wiederholen, bedeutete ihn der Sprecher, daß, wenn er dem Ordnungsrufe nicht gehorche und die Autorität des Sprechers mißachte, das einschlägige Verfahren gegen ihn in Anwendung gebracht werden müsse. Die Haltung deS Sprechers wurde von allen Anwesenden mit lebhaftem Beifall begrüßt. O'Donnell lehnte eS schließlich ab, unter den obwaltenden Umständen seine Interpellation zu begründen, und verließ das HauS. Im weitern Verlaufe der Sitzung wurde die irische NothstandSbill in zweiter Lesung ohne Ab stimmung angenommen. London, Freitag, 18. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Times" erfahren, Oesterreich werde keine Schwierigkeit in Betreff der Abtretung Dul- eignoS an Montenegro erheben, wenn die Anord nungen in Art. 2V deS Berliner Vertrages, der Oesterreich eine gewisse Controle über die Mon tenegriner im Litoral und in Antivari einräumt, auf Dulkigno ausgedehnt werde. Belgrad, Donnerstag, 17. Juni, Mittag». (W T B.) Die Minister Jzakovic, Velkovir, Mar- getic und BoSkovic haben ihre EntlaffungSgesuche ringereicht. Der Fürst hat dieselben angenommen und Milojkovic zum Minister drS Innern, Ava- kumovic zum Justizminister, Jovanovic zum Ai- vanzminister, Wassiljevir zum Unterrichtsminister und Zdravkovic definitiv zum Minister für öffent liche Arbeiten ernannt. DaS Verbot der Getreideausfuhr ist aufgehoben worden. Dresden, 18. Juni. In Brüssel haben soeben die Festlichkeiten ihren Anfang genommen, welche in allen Kreisen der Be völkerung zur 50jährigen Jubelfeier der Unab hängigkeit des belgischen Staates vorbereitet werden. Es ist bekannt, daß die Belgier e» wie wenige andere Völker verstehen, einer festlichen Stim mung einen würdigen und ergreifenden Ausdruck zu geben, daß in ihren Nationalfesten die Begeisterung stets m den glänzendsten und bedeutungsvollsten For men zur Erscheinung kommt, und e» läßt sich erwar ten, daß der fröhliche Sinn, die rüstige Schaffenslust, das durch altehrwürdige Erinnerung gehobene Selbst- gesühl der Flamänder und Brabanter eine Feier, welche Aller Herzen mit warmer nationaler Begeiste rung erfüllt, in einer ihrer hohen Bedeutung entspre chenden Weise begehen wird. Es gehört freilich ein vlänu- scher Magen dazu, um 2 Monate lang Feste feiern zu können. Der vorgestrige Prolog war brillant und vielversprechend. Das Wesentlichste der Einweihungs- feier der Nationalausstellung hat der Telegraph bereits übermittelt. Zu berichten wäre nur noch über die spontane, warme, begeisterte Huldigung, womit die Tausende im Hemicyclium, vor der Fronte des Aus- stellungSgebäudes versammelten Belgier, Herren wie Damen, Karl Rogler, den Veteranen von 1830, das ehemalige Mitglied der provisorischen Regierung und später einen bewährten Rathgeber und Minister zweier Könige, begrüßten. Leisen Schrittes, barhaupt, bleich, mit einem seltsam ergreifenden Lächeln schritt er durch die Menge. lieber Nacht halten sich ganz Brüssel und alle Vorstädte beflaggt. Die zur Ausstellung führende ruv äs la Ivi, wo sich auch sämmtliche Mi nisteriellen Hotels befinden, ist prächtig und reich de- corirt. Alles zeugt von Glück, Wohlstand und Zu- riedenheit. In der Politik herrscht momentan voll- tändiger Waffenstillstand. Der päpstliche Nuntius owohl, wie der Abbö de Harne, Deputirter der Rech ten und ehemaliges Congreßmitglied, waren auf der Internationale FisrhereiauSstrllung in Berlin. Dem feierlichen Schluß dieser herrlich gelungenen Ausstellung, die soviel wissenschaftliche und praktische Anregung wie gemeinsames Zusammenwirken auf einem volkswirthschaftlich hochwichtigen Gebiete hervorgerufen hat, ist am 17. d. Nachmittags die Preisvertheilung in Anwesenheit des Protektors, Sr. kaiserl. u. königl. Hoheit des Kronprinzen des deutschen Reiches und von Preußen gefolgt. Die Dankadresse nebst goldener Medaille — die höchste Auszeichnung, welche nur an Staaten verliehen wird — wurde der königl. sächsischen SlaatSregierung für die CollectivauSstellung deS sächsischen Perlfischerei- regaleS zu Theil. Dieselbe Auszeichnung erhielten außerdem Rußland, Italien, Dänemark, Holland, Nor wegen, Schweden, Schweiz, Bereinigte Staaten von Nordamerika, China und Japan. Eine gleiche Dank adresse nebst goldener Medaille ist für Se. königl. Ho heit den Prinzen Karl von Preußen beantragt. Ferner erhielt in Sachsen — als eine nur den höchsten Behörden zugängliche Auszeichnung — die goldene Medaille mit besonderem Ehrendiplom die Generaldirertion der königl. Sammlungen in Dresden für die Perlenarbeiten aus dem königl. Grünen Ge wölbe. Endlich sind noch zu erwähnen die Verleihungen deS Diplom» al» Mitarbeiter, die bezüglich der Col lectivauSstellung der königl. sächsischen Perlenfischer« dem Perlfischer H. Schmerler in OelSmtz und den drei an der Ausstellung betheiligten Perlmuttersabrikanten Leonhard Bang, C. W. Lot» und Lom» Nicolai, sammtlich au« Adors, zu Theil wurden. königlichen Estrade, und Ersterer unterhielt sich längere Zeit vor der Ankunft de» König» angesichts der Menge mit dem Ministerpräsidenten Fröre-Orban. Die Belgier beginnen die Feier der Gedenktage ihrer Befreiung von der holländischen Herrschaft übrigen» bereit» vor der Zeit. Nicht schon im Juni, sondern erst am 4. Oktober 1830 war e», daß Belgien seine Unabhängigkeit von dem durch die Beschlüsse des Pariser Friedens vereinigten Königreiche der Niederlande erklärt hatte. Dar bel gische Königshaus hat sogar erst im Jahre 1881 Ver anlassung, den Jubiläumstag seiner Regierung zu feiern; denn am 4. Juni 1831 wurde der Prinz Leo pold von Sachse» - Koburg unter dem Proteste beS katholischen CleruS mit großer Majorität zum König er wählt. Durch die Wiener Schlußakte vom 9. Juni 1815 waren die ehemals österreichischen Provinzen in den Nie derlanden mit den Provinzen der ehemaligen Republik zu dem vereinigten Königreiche der Niederlande unter dem Hause Oranien verbunden, wobei der Longreß von dem Gedanken ausging, in dem Rheinmündungslande ein kräftiges, zur Vertheidigung seiner Selbstständigkeit fähiges Staatswesen zu schaffen. Die Verwirklichung diekeS an sich berechtigten Gedankens mußte aber an den nationalen, religiösen und gesellschaftlichen Gegen sätzen zwischen den beiden zu einem Staale vereinigten Völkern scheitern. Die wohlgemeinten Versuche der niederländischen Regierung, die schroff hervor tretenden Gegensätze auszugleichen und eine allmähliche Ver schmelzung der verschiedenartigen Nationalitäten anzu bahnen, erwiesen sich als fruchtlos. In der Abneigung gegen Holland und in dem Widerstande gegen alle Maßregeln der Regierung begegneten sich die beiden großen Parteien des Landes, die klerikale und die liberale. Die Coalition dieser Parteien, die sogenannte Union, wurde sür den Bestand des vereinigten König reichs verhängnißvoll. Sie bereitete die Katastrophe vor, die unter dem Eindruck der französischen Juli- revolution am 24. August 1830 zum Ausbruch kam, zu der Einsetzung einer provisorischen Regierung und am 4. Oktober zu der Erklärung der Unabhängigkeit der belgischen Provinzen führte. Die Versuche der im Stillen von Frankreich aus unterstützten sranzösisch gesinnten Partei, den Anschluß an Frankreich durchzu setzen, scheiterten an dem nationalen Selbstgefühl, die Bestrebungen der republikanischen Partei an dem be sonnenen und maßvollen Sinne der überwiegenden Mehr heit der Bevölkerung. Bereit» am 20. December erkannte die in London zusammengetretene Conferenz der Mächte die Auflösung des bisherigen Königreichs der Nieder lande an, und am 4. Juni 1831 wurde Prinz Leopold von Sachsen-Koburg zum Könige der Belgier erwählt. Das Problem eines belgischen Staates mit naturgemäß disparaten Elementen, nationalen wie politischen, schien schwer lösbar, und man suchte den hieraus erwachsen den Gefahren durch eine Verfassung, die damals an Freisinnigkeit alle gleichzeitigen übertraf, vorzubeugen, um den feindlichen Tendenzen weiten Raum zu schaffen, in dem sie sich nicht stoßen würden. Trotz der säst ununterbrochenen inneren Parteikämpfe, unter welchen vor Allem die religiösen Interessen gelitten haben, gilt Belgien in den Augen gewisser principieller Theoretiker noch heute als konstitutioneller Musterstaat. ES ist wahr, in kritischen Momenten hat bisher immer der StaatSsinn über den Parteigeist den Sieg davon getragen. Schroffe Contraste in Anlage, Temperament und Tendenz bestanden seit jeher und bestehen noch heute zwischen Wallonen und Vlämmgern, die jetzt wesentlich in den kirchenpolitischen Parteien ihre natio nale Abgrenzung hervortreten lassen, indem die Fla mänder den Grundstock der katholischen und die Wallo nen jenen der liberalen Partei bilden. Aber man blieb sich bewußt, daß die Gemeinsamkeit der Kirchen glocken von Brüssel und die Flintenschüsse der Liberalen den Erfolg der Unabhängigkeit erzeugt hatte. DaS Kunstgewerbe. Wie schnell das sich jetzt wieder hebende deutsche Handwerk höheren Stils seit 100 Jahren herabgesunlen ist, beweist eine Correspondenz aus dem Jahre 1779, welche der „Hamb. Corr."mit- theilt. Man sieht daraus, daß selbst im AuSlande auch noch im vorigen Jahrhundert die Produkte deut schen Kunstgewerbfleißes nicht nur hochgeschätzt, son dern auch außerordentlich theuer bezahlt wurden. Die Correspondenz hat folgenden Inhalt: „Der schon seit mehreren Jahren durch seine vortreffliche Arbeit be kannt gewordene Tischlermeister von Nenwied, Hr. Röntgen, ist neuerdings in Paris gewesen und hat an den König von Frankreich einen 1l' hohen und 5' etliche Zoll breiten Schreibtisch für 80 000 LivreS verkauft, incl. 8000 LivreS Reise- und Transport kosten. Dieses Meisterstück, so die Königin erhalten, hat ihm da» Patent eine» Lbvniste wvebturioien zu Wege gebracht. Zu ihm haben sich noch andere ebenso große Künstler in verschiedenen Arbeiten, als Uhr macher, unter welchen Hr. Klnsin Uhren zu 200 Ca rolinen versertigt, Bronzearbeiter, Vergolder, Maler gefunden Die nach der richtigsten Zeichnung mit bunten Hölzern eingelegten Figuren und Laubwerk stellen ebenso verschiedene Gemälde vor, und wo nun durch die vollständigsten Spieluhren und schönste Bronze (davon letzterer die Franzen selbst bekannten, daß sie solche große Stücke nicht jo fein und schön arbeiten könnten) auch andere Verzierungen, die Holz- arbeit noch verschönert worden, da weiß man wirtlich nicht, welche- am meisten zu bewundern ist. Gegen wärtig liesert Hr. Röntgen sogar von seiner Ardelt die Tapezerey zu einem Spiegelcabinet (nämlich zwei Stücke, jede- II' hoch und eben so breit, mit Figuren Ventil einer parlamentarischen Regierung bewahrte bisher auch das Land vor verderbenbringenden Aus brüchen der nun rein kirchlichen Kämpfe, nachdem die erste 16 jährige glücklose Union durch da- rein katho lische Ministerium 1846 verdrängt worden war. Wie die heute herrschende Erbitterung der Clericalen gegen da- jetzige Regiment der Liberalen, so hatten die Libe ralen gegen die letzten Jahre des ultramontanen Mini steriums Malou angekämpft. Daß der belgische Ultra- montaniSmus trotz mancherlei Widerwärtigkeiten, die ihm in letzter Zeit passirten, bei den jüngst stattgehab- ten partiellen Neuwahlen zur Deputirtenkammer sich so ziemlich intact behaupten konnte, legt Zeugntß ab sür die Stärke der von ihm eingenommenen Position und ist zugleich eine Mahnung an die Adresse der Libe ralen, ihren Radikalismus nicht auf die Spitze zu treiben. Eine nicht erlittene Niederlage, welche von den Liberalen im Voraus als fest angenommen wurde, ist ein Sieg. Wenn die Dinge sich so weiter ent wickeln, so ist eS sehr wohl möglich, daß nach zwei Jahren es den Liberalen nicht gelingen wird, sich in der Weise zu behaupten, wie sich heute die Katholiken be hauptet haben. Zwischen und unter allen diesen Kämpfen hat Belgien 50 Jahre glücklicher, materieller Ent wickelung zu verzeichnen, 50 Jahre gesegneten Wachs- thumS für den Wohlstand des Lande», für die Bil dung seiner Bevölkerung und für da» Ansehen nach pußen. Die zeitweise begehrlichen Blicke de» Auslan des wurden durch die eifersüchtige gegenseitige Controle der Nachbarstaaten paralysirt. Die jetzigen Unabhängig keitsfeste entbehren jeder Spitze gegen Holland, mit welchem daS ehemalige Unterthanenland längst auf dem besten Fuße steht. Die „Post" betont am Schluffe eines längern Artikels, daß Belgien im Bölkerverkehr sich der Ausgabe gewachsen gezeigt hat, welche seine Lage zwischen zwei mächtigen Staatswesen ihm auf- erlegt hat, und sagt: „Dem belgischen Staate ist die völkerrechtliche Neutralität zugesichert. Aber der Staat hat doch die Erfahrung gemacht, daß nicht unter allen Umständen diese ihm gewährte Stellung ein ausreichen der Schutz gegen die Gefahren, die aus europäischen Verwickelungen hervorgehen könnten, sein würde. Bel gien hat aber auch gelernt, daß keine Macht in glei chem Maße wie Deutschland Werth auf die belgische Selbstständigkeit und Unabhängigkeit legt und zu ihrer Vertheidigung, wenn sie bedroht werden sollte, bereit sein würde. Alle Maßregeln, die Belgien getroffen hat, um seine VertheidigungSkraft zu stärken, haben in Deutschland stets die lebhafteste und entschiedenste An erkennung gefunden. Und dies Gefühl achtungsvolle», freundschaftlichen und neidlosen Wohlwollens ist ja auch besonders in neueren Zeiten von Seiten Belgiens in einer für un- hocherfreulichen Weise erwidert wor den. Wenn e» Zeiten gab, wo Belgien seine Sym pathie überwiegend Frankreich zuwandte und seine Sicherheit vor Allem in der politischen Anlehnung an England zu finden glaubte, wo eS dagegen nicht ohne ein gewisses Mißtrauen seine Blicke nach Osten wandte, so ist in dieser Beziehung ein Umschwung eingetreten, durch den Belgien seiner politischen Einsicht und seinem zutreffenden Scharfblick selbst das beste Zeugniß au»- stellt. Mehr und mehr hat sich die Einsicht Bahn gc- brachen und befestigt, daß Deutschland unter allen Um ständen der treueste und wohlwollendste Freund de» belgischen Staates und seiner Unabhängigkeit ist. Die Beziehungen der beiden Staaten haben sich im Lause der Jahre auss Herzlichste und Wohlwollendste ent wickelt. Eine ausrichtige, auf gegenseitiger Achtung und Vertrauen begründete Freundschaft verbindet die Regierungen und die Völker. Und so nimmt denn auch Deutschland den herzlichsten Antheil an den schönen und freudigen Festen, zu welchen der befreundete Nach barstaat sich anschickt." — Da» „Frankfurter Jour nal" schreibt am Schluffe der Betrachtungen, welche in Lebensgröße, welche Vorstellungen aus der Geschichte enthalten) nach Brüssel an den Prinzen von Lothringen Hoheit ab, desgleichen ein solches an deS Landgrafen von Hessen-Kassel Durchlaucht. Jedes wird mit 1000 Carolinen bezahlt." * Die ungeheure Zunahme und Verbreitung der Nervosität veranlaßte einen hervorragenden Arzt in New-Aork, Dr. G. M. Beard, zu einer sorg fältigen Beobachtung jener krankhaften Erscheinungen, die man unter dem Namen der „Nervosität" zusammen- faßt, und die Resultate, zu denen er gelangte, sind so merkwürdig, daß sie allseitige Beachtung verdienen. Al» ein Hauptsymptom der Nervosität führt Dr. Beard die gesteigerte Empfindlichkeit der gegenwärtigen Gene ration gegen Kälte und Hitze an, besonder» bei den geistig arbeitenden Klassen der Gesellschaft. Die gegen wärtige Generation ist um 10 Grad empfindlicher gegen Kälte geworden, al» e» ihre Väter waren. Dazu kommt die gesteigerte Empsänglichkeit sür aufregende und betäubende Mittel, wie Alkohol, Tabak und selbst Kaffee und Thee. Unsere Väter, bemerkt Dr. Beard, und auch unsere Mütter konnten Liqueure trinken und selbst stark Tabak rauchen, so viel sie wollten, ohne etwa» von der Nervosität unserer Zeit merken zu lassen. Jetzt ist aber ein sehr beträchtlicher Theil der Bevölkerung gar nicht im Stande, Tabak zu rauchen, oder zu kauen, oder auch nur milde Weine, ferner Thee und Kaffee zu trinken, ohne die Übeln Folgen dessen zu spüren. Eine» der auffallendsten Symptome unserer Civilisation findet Dr. Beard in dem früh zeitigen Verfall der Zähne. Die» rühre nicht blo» von dem Genuß von allzu viel Süßigkeiten oder
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