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Dresdner Journal : 27.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188008279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-27
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 27.08.1880
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O1SS. Freitag, den 27. August. 1880. dtUrlicb: . - l8 K»rlr ^jLUrliok: 4 ItLrk b0ks. kiarvlo« Kammern: lO?s L»»i«rd»Id d«, deui*cksv keiobe« tritt kost- u»d 8tempelro»ct»l»8 kiorn. ka^i-utenprelser kUr den k»am einer ^esp^tteuen ketitreile 20 kk. voter „Lia^«»ndt" die 2«il« SO kk. Zresdna Änrnul. kr»eU«i»e>, HizlieU mit Xu»n»kme 6er 8onn- nvd keiertsg* Xbeod» Mr den sollenden 1^8 Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Inserntenannaknie an,«Urisr /-> Vtrnndskt^t/, i ou.ixi^Ooiu.r de* Oreeduer dauruut-; S»wdnr^-L«rlio Vi«o l.»ipii8 rri>:.!cku>1 ». N : L ksAier,' »srUn Vieo-SLwdnr^- ?r»^-I>«ix»i8 ^»nkturt «. N »ünedoo: A/o.««»,- Norlin S.. />n-n/,dt-ndol^ Lr«m«a: L. §e/»totte Nr«»l»u: T. Ltn-iA- .i'« Uiirenu; cksmvit,: /-> kotgt; kr»n2kurt » H.: X ^«tArr'xii« u. t/. k/errmnnn- scke I!»ei>I> »ndluntti vorUU: Lkü//er, Nnnnovor: Ö Sc/iknri, Berlin-?r»i»kturr » « Stnttx»rtr Claude Sc Nnwdvrn: F /k/ev</Aen, ^Iti. Ä einer. N»ran«xedei-: USnistl. kr>>editjon des k>resdner donrnnl«, Dresden, ^vinxersiruE Ho. 20. Amtlicher Theil. Aekanrümachuttg. Mit Genehmigung der Ministerien de« Innern und deS Lultu» und öffentlichen Unterricht«, sowie beziehentlich deS Finanzministerium» wird vom 1. October dieses Jahre« ab die Gemeinde Schloßchem- mtz und das dasige exemte Schloßgrundstück mU der Stadt- und Schul-Gemeinde Chemnitz dergestalt ver einigt, daß sie einen Theil der Stadtgemeinde und beziehentlich Schulgemeinde Chemnitz bilden. CS wird dieß mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß alle Rechte und Verbindlich keiten der bisherigen Gemeinde und beziehentlich Schul gemeinde Schloßchemnitz aus die Stadtgemeinde Chem nitz, beziehentlich die dortige Schulgemeinde von dem bezeichneten Tage an übergehen. Dresden, am 23. August 1880. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Münckner. Nichtamtlicher Lheit. U e b e r s t ch t. Lelegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Neueste Nachrichten. Augsburger Postzeitung. Allgemeine Zeitung. Correspondent von und für Deutschland. Preußische Provinzial- Correspondenz. Norddeutsche Allgemeine Zeitung. National-Zeitung. Kölnische Zeitung.) Tage-geschichte. (Dresden. Berlin. München. Wien. Rom.) Zur orientalischen Frage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Rackrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Hainichen. Dippoldiswalde.) Vermochte». Eingrsandte». Feuilleton. Lelegraphische WitterungSbrricktr. Börjennackrickten. Tage-kalender. Inserate. Lrlegraphische Nachrichten. München, Mittwoch, 25. August, Abend». iW. T. B.) Die heutige Feier de» 700jährigen Jubiläum» der Negierung de» Fürstenhauses Wit- telsbach ist, von sehr schönem Wetter begünstigt, durchaus glänzend verlaufen. Außer den programmmäßigen militärischen und kirch lichen Feierlichkeiten fanven Festbankets und Musik- ausjührungen «statt. Die amtlichen, sowie die Privat- gevaude, Kirchen und Casernen waren auf das Reichste mit Flaggen g,schmückt. Ungeheute Menjchenmassen durchziehen ununterbrochen ui ungestörter Ordnung die prächtig decorlrte» Strogen. Die besonders schön auS- geschmückten Monumente der bayerschen Herrscher wer ben am Abend illuminrrt, während Militärkapellen bei denselben patriotische Musikstücke spielen werden. Der König hat zahlreiche Orden und AuSzeich- nungen verliehen. Der erste und der zweite Prä sident der Kammer der NeichSräthe erhielten da» Großkreuz de» Verdienstorden» der bayerschen Krone, der Präsident der Abgeordnetenkammer da» Comthurkreuz desselben Ordens. London, Mittwoch, 25. August, Abend». (W. T. B.) Da» Unterhaus hat heute die Bill, be treffend die Verladung von Getreide in Schiffen, in dritter Lesung ohne Abstimmung angenommen. London, Donnerstag, 28. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „TimrS" erblicken in der Col- lectivantwort der Mächte auf die türkische Note in der griechischen Krage die thatsächlichr Widerlegung der oft ausgestellten Behauptung, das europäische Concert sei aufgelöst oder in der Auslösung be griffen. Bei der Ablehnung de» Gesuchs der Pforte um Wiedereröffnung der griechischen Krage wären die Mächte nicht von Feindseligkeit gegen dir Türkei beseelt gewesen; aber sie seien verpflich tet, der türkischen Negierung gegenüber der ihr in zwei Collectivnoten dringlich angerathenen Politik Nachdruck zu geben. Es liege im Interesse Oesterreichs und Deutschlands, wie Englands und Frankreichs, in der europäischen Türkei und deren Nachbarstaaten den durch den Berliner Vertrag hergestellten inollns vivvnlli aufrechtzuerhalten. Der verfrühten gefährlichen Eröffnung der bul garischen Krage könnte durch endgiltige Lösung der griechischen Krage am wirksamsten vorgrbeugt werden. Die „Times" hoffen, die neue Collectiv- note (vergl. die Rubrik „Zur orientalischen Frage") werde die Pforte davon überzeugen, daß es zweckmäßig sei, die Entscheidung der Conferrnz anzunehmen. Konstantinopel, Mittwoch, 25. August. (Corr.- Bur.) Die Botschafter erklärten gestern der Pforte, daß, wenn die Uebergabe Dulcignos nicht unver züglich erfolgen sollte, die Klottrndrmonstration unvermeidlich würde. Dresden, 26. August. In ganz Bayern wurde am gestrigen Tage zugleich mit dem GeburtS- und Namensfeste Sr. Majestät des König« Ludwig II. das 700jährlge Regierungs- jubiläum der Wittelsbacher Dynastie festlich begangen. Cs ist ein uraltes, schon vor 900 Jahren ruhmvolles Geschlecht, welches 1180 aus dem bayer- schen Boden zu seiner Grüße sich austhat. Pfalzgraf Otto von Witielsdach war ein Nachkomme jenes Her zogs Luitpold, der im Kampfe gegen Ungarn schon im 10. Jahrhundert gefallen war, dessen Söhne und Cnkel bereits den bayerschen Herzogshut getragen hatten. Dem Wittelsbacher Feste, bei welchem das vayersche Volk sich um ein Herrscherhaus schaart, dessen Geschichte bis in die Zeit der Karolinger zurückrelcht, indem das >n allen Wechselfällen von sieben Jahrhunderten bewährte Band der Treue zwischen diesem und dem Volle neu besiegelt wird, bringen auch die anderen Siämme de« deutschen Volkes die wärmste Teilnahme entgegen. Die Treue zu dem angestammten Herrscherhaus« ist von jeher ein charakteristischer Zug deutscher Art ge wesen, und dem Danke für dieselbe hat König Ludwig II. in der an sein Voll gerichteten Proclamauon so eben erhebenden Ausdruck verliehen durch die Worte: „Die Treue ist Mir die Grundlage Meines Thrones, die Anhänglichkeit der schönste Juwel Meiner Krone." Diese angestammte Treue betonte m entschiedener Weise auch die Festrede, welche zur Vorfeier des Jubiläums in der lömgl. bayerschen Akademie der Wissenschaften der Präsident derselben, Prof. Or. v. Döllinger, hielt. Der berühmte Gelehrte warf am Schluffe seiner Rede einen Rückblick auf die letzten 60 Jahre eines an mannlchfachen Wendungen, Conflicten und Lösungen reichen Verfassungslebens und sagte: Regierung und Boll sind in dieser Zeit in einer politischen Schule wechselseitigen Unterrichts gewesen; beide Theile haben viel gelernt, unter Anderem auch Das, daß Bayern ein starkes, frei und hoch über den Parteien stehen des Königthum dringend bedarf, und daß die Bewah rung der Kronrechle heilige Pflicht für Alle, zuerst für die Minister, ist. Als ein hohes Verdienst des Hauses Wtttelsbach-Birkenfeld haben wir es zu erkennen und dankbar zu verehren, daß e« die alte, früher künstlich gepflegte und selbst herbeigezogene, vom Auslande befestigte Absonderung ÄUbayerns von dem übrigen Deutschland gründlich beseitigt und die Rückkehr eines derartigen Zustandes wohl für immer unmöglich gemacht hat. Unter den Händen der Könige dieses Hauses sind die geistigen Schlagbäume einer nach dem andern gefallen; unsere Könige waren eS, welche durch Wort und That, durch Beispiel und Satzung die Bayern belehrten, daß sie sich als Glied eines großen Nationalkörpers, als BestanotheUe eines Volkes, welchem eine der höchsten Aufgaben, em welt geschichtlicher Berus zu Theil geworden ist, zu fühlen und zu betrachten und mit demselben im ununter brochenen Verhaliniß des Gebens und de- Cmpfangens auszuharren haben. König Ludwig l. war schon als Kronprinz an der Spitze der Opposition gegen das damalige sogenannte französische System; schon m den trüben Zeiten der Knechtung faßte König Ludwig den Entschluß, durch seine Walhalla zur Erstarkung des deutschen Sinnes belzutragen. Und wenn er der Kunst schule in München eme Gunst zuwendete, durch welche sie sich in glänzendem Aufschwung über alle ähnlichen Anstalten Europas erhob, wenn er den in die Haupt stadt gezogenen Künstlern Aufgaben stellte, wie sie großartiger dieselben sich kaum wünschen konnten, so war der ihn leitende Gedanke der: München solle für ganz Deutschland die Hochschule der bildenden Kunst durch Lehre wie durch Beispiel werden. Dann hat König Maximilian II. richtig erkannt, daß sein Bayern eme eigene Culturmission für Deutschland habe, und es war sein sehnlichstes Verlangen, seinem Volle rn diesem Berufe voranzugehen, bahnbrechend und fördernd. So wollte er für Bayerns Wohl wie für Deutschlands Größe wirken; daher die Errichtung der historischen Commission und die Beschränkung derselben auf d»e deutsche Geschichte, und ähnliche Gründungen für andere Wissenschaftszweige würden, wenn ihm ein längeres Leden veschleden gewesen wäre, sicher noch gesolgt sem. Und daß unsers regierenden Königs Majestät rn solcher auf ganz Deutschland gerichteten Gesinnung auf den Pfaden des Vaters und des Großvaters zu wcmdeln gedenkt, das hat er bei jeder Gelegenheit bewiesen. Das haben unsere Könige der Birkenfelder Lmie vor manchen alten Herzögen und Kurfürsten voraus, daß sie durch allen Wechsel der Zetten hindurch ihre eigene Größe nur m dem geistigen und physischen Wohl des Volkes, m dem Gedeihen des Staates gesucht haben. Darum sehen wir auch seit Beginn des Jahrhunderts Fürst und Volk freudig zusammenwirken. Die Ver schmelzung der verschiedenen Stämme Bayerns ist noch nicht bis zur völligen Harmonie vollendet, dem steht ein durch menschliche Macht nicht wegzuräumendes Hinderlich entgegen; aber das ist doch erreicht, daß bei uns in Bayern König und Vaterland eng verknüpft werden, nicht sich scheidende Begriffe sind, daß alle Güler, die der Bayer vom Vaterland hofft, er nur aus des König« Hand zu empfangen verlangt. Cm vertraulich patriarchalisches Zusammenleben der aller Ehrfurcht vor der Majestät oeS Thrones: das ist em Zug, der mit seltener Ausnahme durch die ganze Ge- schichie deS WttlelSbacher He.uses und seiner lluter- thanen sich fortzieht. Daß unsere Fürsten un« näher stehen, daß wir nicht in sklavischer Furcht, aber wohl mit liebevoller Ehrfurcht, mit einer von den Vätern auf die Kinder und Enkel sich fortlebenden Liebe zu ihnen aufblicken, und immer wieder selbst nach widri gen Erfahrungen das Gute, das Beste von ihnen ver trauensvoll erwarten, das bindet sie an uns und uns an sie. — So Prof. v. Döllinger. Auch die Presse bringt bei dieser seltenen Jubelfeier dem Wittelsbacher Re gentenhause, sowie dem Lande und dem Volke Bayern ihre Huldigung dar. Die Münchner „Neuesten Nachrichten" schreiben: „Mit ehernen Lettern steht es in der Geschichte geschrieben: Deutschland kann Bayerns, dieses kernhaslen, unverwüstlichen deutschen Volksstammes, der es am frühesten zu einer staatlichen Bildung brachte, nicht entbehren. Aber noch viel weniger kann Bayern Deutschlands, der Vereinigung aller deutschen Stamme zu einem aller Welt Achtung gebietenden, Schutz gewährenden Reiche enlrathen." — Die „AugsburgerPostzertung" sagt, in der ernsten Mahnung, das Schicksal der Emzelstaaten unauflösbar mtt demjenigen der Dynastien zu verknüpfen, liege die große nationale, ja welthistorische Bedeutung des Wit- telsbacher Jubiläums, und fährt dann fort: DaS Ge- löbniß der Königstreue als momentaner Huldigungsact genüge nicht; die Gesinnung der Treue und Anhang- lichkett an das Königshaus müsse durch die lebendige That bekräftigt werden, indem unsere gesammte poli tische und öffentliche Tyäugkeit auf die Pflege der dynastischen Gesinnung gerichtet werde und die Er starkung des bayerschen Staatsgedankens als Richt schnur für unser ganzes öffentliches und polmsches Verhalten gelte. — In der Augsburger „üllge- meinenZeitung" heißteS: „Wie der bayersche VollS- stamm sich von jeher durch eine unverwüstliche Zähig keit auszeichnete, deren schöne Frucht die 700jahrige Treue gegen das angestammte Fürstenhaus war, so haben hinwieder seine Fürsten nicht minder Undrug- famkett des Sinnes von edelster Art bekundet: m dem nicht wankenden Vertrauen auf ihr Volk, im Glauben an die Unzerstörbarkeit des von ihnen beherrschten Staates. Dieser Glaube ist es, von dem das nicht erlahmende, begeisterte, opferfreudige Walten und Schaffen der Wittelsbacher zur Pflege der Geschichte herrliches Zeugmß glebt, der demselben als treckendes Motiv innerlichst zu Grunde lag." — Der Nürnberger „Correspondent von und für Deutschland" gedenkt mtt Worten ausrichtlger Verehrung des Gebers der Constitution, des Königs Maximilian l., deS „Vater Max", und glebt zuletzt em Charakterbild des jetzt regierenden Königs Ludwig II. m folgenden Worten: „Unverfälschter Adel des Geistes und der Gesinnung, reinste Lauterkeit des Denkens und de» Handelns und wahrhast bewundernswerthe Begeiste rung für das Schöne und Edle, für Kunst und Wissenschaft zeichnen ihn aus. Der Sinn und da- Streben für die idealen Güter des Lebens, welche die Wittelsbacher Fürsten alle m so reichem Maße beseelt haben, sie sind in ihm zur vesondern Entwick lung gekommen, und mehr noch, al» es die Gegenwart vermag, wird das die Zukunft zu würdige» m der Lage sein. In hervorragende politische Beziehung zu den neuesten Ereignissen ist König Ludwig 11. durch seine Initiative m der deutschen Frage getreten." — Die preußische „Provinzial-Correspondenz" schließt einen langern Artikel, welchen das halbamtliche Organ dem 700jährigen Jubiläum des Hauses Wit telsbach widmet, mit folgenden Sätzen: „Als nun endlich das Geschick Deutschlands sich ersullte, dle „katjerlose" Zeit zu Ende gehen sollte, da war eS Ludwig 11, der jugendliche König auf dem Thron der lange» Reihe erlauchter Väter, der in hochsinntger Selbstverleugnung und patriotischer Begeisterung für em starkes, unabhängiges Deutschland die Urheberschaft Feuilleton. Redigiu von Otto Banck. Santo Spirits in Nom. Unter dem Titel „Roma Capitale" hat Rudolf Kleinpaul soeben bei Brockhaus m Leipzig einen Band römlfcher Leben«- und LandjchastSbilder heraus gegeben, der sich seinem mannichjaltigen Inhalte nach durch gründliche Sachkenntniß und Darstellung von dem leichten Geschwätz der üblichen Touristenbücher vortherlhast unterscheidet. Ein jahrelanger Aufenthalt an Ort und Stelle legte eine gute Grundlage zu dieser Arbeit und wenn man auch mtt manchen darin aus gesprochenen Ansichten nicht überemstimmen kann, so ist doch in den Schilderungen und Betrachtungen viel Reale« und Positive» zur Erweiterung der Lande-- kenntniß und zwar nm Beachtung historischer Ent wickelung dargebracht worden. Von besonderer Lebendigkeit und viel neue Seiten der Charakteristik erschließend sind von den 14 Captteln de« Buche« die Abschnitte „Römische Strahenruse", „Die italienischen Todteubruderschasten", „Die Sym bolik der altchrfftlichen Kunst" und besonder» „Alt- in Neu-Jerusalem." Diese Untersuchung über das Wesen der Israeliten nach der Eroberung und politischen Verckschung ihrer Heimath und über ihr Treiben im kaiserlichen und spater päpstlichen Rom greift mitten in den Kern de« Gegenstände« und läßt einen tiefen Blick in da« Historische, Traditionelle, Unverwischbare der Raceneigevthümlichkett thun. Doch ist sie nicht frei und kann nicht frei sein von mancherlei Schärfen und Bitternissen, die sich m der gegenwärtigen em pfindlichen Zettstlmmung immer noch vbjectwer m einem Buche, al« m der Journalistik ausnehmen. Höchst interessant und sogar lehrreich für alle Hu manisten und christlichen Äemüther, die das Gute und den Segen des Gemeinwohls wollen, ist dagegen de« Versasser« Schilderung von dem weltberühmten, doch au»wärrS zu wenig gekannten „Findelhaus von Santo Spirtto m Rom." Diese großartige Muster anstalt der Nächstenliebe möchte wohl nicht minder al« manches Museum der Kunst die Thettnahme jedes Leser« erwecken. Wir lassen hier mit nur wenigen kleinen Kürzungen den Kern dieser gejammten Schilderung mit den Wor ten de- Autor« folgen: In den ersten Jahren de« 13. Jahrhunderts warf, wie es yeißt, ein römischer Fächer eines Morgens f-m Netz »n den Tiber au» und zog, o Wunder, statt der erwarteten Störe und Alsen drei todte Knäblem herauf, wie vor ihm ein Mal ein Bagdader Fischer >m Tigris den Leichnam einer jungen Frau gefunden hatte. Cr war mtt seinem Fange nicht zufriedener und haderte mtt dem ungerechten Glücke, daß eS ihn grausam um seinen kleinen Verdienst gebracht habe. Da schritt der Papst vorüber, Jnnocenz III., der Nachsolger eine« Menschenfischer«; und wie m dem arabischen Märchen der Khalif über die Unordnung rn seinem Reiche erzürnt war, so beklagte er die arme Roma, wo Jammer und Elend stark genug mären, die Liebe der Mutter zu ertödten. Jnnocenz war ein Vater der Wittwen und Waisen; die traditionelle Armulh der medern Klassen Rom« fand m ihm stet« einen bereitwilligen Helfer; wahrend einer Hungersnoth speiste er Achttausend und bestimmte, daß alle in St. Peter oargebrachten und die ihm seiber gewidmeten Geschenke zur Linderung de» Elends ver wendet werden jolllen; aber em bleibendes Denkmal sollte er sich auf Veranlassung der drei tobten Knäblem setzen. Denn nach dem Hochamt m den Vatican zu rückgekehrt, beschloß er, zugleich em Findelhaus und ein Hospital zu gründen, und so entstand die berühmte Anstalt am rechten Tckeruser, wo nach des Gründers eigenem Ausdruck die Hungernden gespeist, die Nolh- leckenden gekleidet, die Siechen mit dem Erforderlichen versehen, die Bedürftigen mit höchstem Trost getröstet werden; ein herrliches Monument der christlichen Barm herzigkeit, und nicht nur das älteste und reichste Spital von Rom, sondern bas schönste und größte ganz Europa», de- „apostolischen" Namens würdig; ein frommes Haus (pio luögo), das zwar eine jährliche Rente von 90 000 Scudi und einen Staatszuschuß von 36000 Scudi und Lander bl« hinauf nach Cioua- vecchia besitzt, da- aber noch außerdem von jedem sterbenden Römer m semem Testament bedacht wird; den» infolge einer alten Verordnung ist der avfassende Notar, sovald die Erbschaft mehr als 50 Scudi be trägt, verpflichtet, eine» Benag von weingstenS 5 Frc». für da» Hetligengristhospttal zu fordern. Freilich ist e», wie Rom selbst, nicht an einem Tage erbaut wor den, vielmehr mit den Päpsten großgewachsen und ein verkörperte« Abbild ihrer ganzen Zeit. Den Kern des Ungeheuern Gebäude- in dem alten Borgo, ungefähr eines rechtwinkligen Dreiecks, dessen Hypotenuse der Tiber bildet, stellt da« obenerwähnte Fmdelhau« dar, welches Jnnocenz III. unter Leitung de» Marchionne v. Arezzo auf der Stelle eme« angelsächsi schen Pllgerhospizes (Äollolo ÜLxonum) errtchle» lieg; noch jetzt ermnect die un rechten Wmkel stehende Kirche S. Spirtto m Sassia an die Gaste, hie ursprünglich auf dieser Stelle beherbergt zu werde» pflegten. Die nächste groge Erweiterung erfolgte durch Sixtus 1V., aus dem Hause der Rovere, der Herren von „Stemeich", wel cher Baum an oen Wände» dieses Hauses ebeujo oft wie au denen der Sixtinische» Kapelle zu sehen ist Der florentmische Baumeister Baccm Pmtelli, der diese entwarf, mußte beiens vorher hier einen großen Saal, 564 Palm lang, 55 breit und 60 hoch, mit Raum für eme dreifache Reihe von Betten aus jeder Seite, bauen, den sogenannten Hruvmo vvoetuo; er faßt 326 Betten und bildete ursprünglich nach oer Straße zu einen eleganten Portikus, wo Kohlenpfannen für die Arinen standen, welche auch d,e üvriggebliebenen Speisen bekamen. An diesen ließ wiederum Benedict XIV. von Fuga nach Osten euren neuen Saal an bauen, tjracmo nuövo, welcher 4l4 Palm lang, 55 brett und 59 hoch »st und 287 Berten m sich schließt: hrer sind sehr passend dir wunderbaren Heilungen Christl gemalt. Derselbe Papst bereicherte bas Hau- Mit dem berühmten aualomischen Cabmet ^toalriuo), wo sich der Muskelkörper aus Papierurachv befindet, den Goethe als einen geschundene., Halbgott preist, und welches zu Pfingsten, am Feste des Heiligen Geistes, geöffnet ist. Endlich Pm» VI., unter dem die Bevölkerung Roms auf 165000 Seelen gestiegen war, fügte abermals ein neue- Gebäude hinzu, da von dem alten durch die Straße gejchiedeu ijt, »m ersten Stock eine Länge vom 592 Palm, eine Breite von 74 und eine Höhe von 20, im zweiten eme gleich«
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