Dresdner Journal : 30.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188009305
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800930
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-09
- Tag1880-09-30
- Monat1880-09
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- Dresdner Journal : 30.09.1880
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V 2Z8. Donnerstag, de» Za. September. 1880. 1» R«t«k« t ^«Lrliet»! . . l« K»rb jt Mrlie^ .- < Xrrb SO kf. T>»»«l»«Xuo»ll>sru: l0?k L«»—r>uäd ä«6ent»ck«l keiekv« tritt kost- ovä 8terop«ini»ct>lLz Kiuru. larerrteuprelrer kRr ä«o Krum einer ^osi»»1teoeu ketitreil« 20 ks. Vvter „killUesroät" äi« 2«il, LO kf. rr»ekel,«or UtGlivk mit X«n»km« 6er 8oun- on6 keiertrz» Xveoä» für üeo fol^snüso l'»^ DreMerIMrml. Verantwortliche Redaktion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. lii»ier!»ten»nnn>ime a»c^ürt>« I^lpitUt Fe /ira»6»tctter, ^oiuium-luuür ävi> Vreeüllvr 6ournak; NrmdorU-IsrU» Vts» l-stpiiss S»»«i rr«»I»u rrsnliturt ». U.: Laaienütein L koAker, LerUu Vieo-Somkiirx kr»^-l.«ipiiss « H ilüllck«» F«</ LsrUu: §. /for»»«cit, , Lrvmeu: F L>'e/i/»ttr; >r«,l»u: F. <8ta»Ae»i » Nüre-lu; VLswml» Fe krsLkkurt ». H.: F u. «/. (, f/err»i-i»i»<- »cke Nuekdunlilnn^; üörUr»: fr AtMee. n»llllov«r: 0 Xcküe«/e,. ?»rt» LerIm-krsllllturt » L. Sluttx»rl: Da^de «- Lrwdur^t F F/e-äAe», Ltri»«r. tlerrusxvdvr: üüniel. krpeäitiov 6ee Dresdner ^vornüts, I>re«6eo, X«in^'>»Irtrxxe Xo LV. Amtlicher Theil. Dresden, 27. September. Se. Majestät der König hat nachstehende Personal - Veränderungen in der Armee allergnädigst zu genehmigen geruht: ä. Lr»>»»gk» 1kstrder»se». Versetzn,». Die Verleihung des Charakter- al« Oberst an den Oberstlieutenant L la suit« deS 4. Infanterie-Regi ment« Nr. 103 und Eisenbahn - Linien - Commissar Baumgarten; die Beförderung de« Bataillon« Kom mandeur« im Schützen- (Füsilier-) Regiment »Prinz Georg- Nr. 108, Oberstlieutenant von Reyher, zum Obersten und Kommandeur de« 3. Infanterie-Regi ment« Nr. 102; die Ernennung de« etatsmäßigen StadSosfizier« beim Schützen- (Füsilier-) Regiment Nr. 108, Major von Sichart, zum Bataillon--Kom- mandeur bei diesem Regiment«; die de« überzähligen Major« Weber im 3. Infanterie-Regiment Nr. 102 zum etatsmäßigen Stabsoffizier beim Schützen- (Füsi lier-) Regiment „Prinz Georg- Nr. 108 mit der Er- loubniß bis aus Weiteres seine dermalige Uniform sortzutrageu; die Besörderung de« Kompagnie-Chef- im Schützen- (Füsilier-) Regiment „Prinz Georg- Nr. 108, Hauptmann Jahn, unter Versetzung zum 3. Infanterie-Regiment Nr. 102 zum überzähligen Major; die Ernennung deS char. Premierlieutenants Schweinitz im Schützen- (Füsilier-) Regiment „Prinz Georg- Nr. 108 zum etat-mäßigen Premier lieutenant; die Wiederanstellung de« Premierlieute nants der Reserve von Ehrenthal de« 2. Feld- Artillerie - Regiments Nr. 28 in der activen Armee und zwar als Premierlieutenant beim 4. Infanterie- Regiment Nr. 103; die Anstellung deS Königlich Preu ßischen Secondelieutenant« a. D. Leue al« Seconde- lieutenant in der Königlich Sächsischen Armee und zwar beim 1. (Leib-) Grenadier - Regiment Nr. 100; die Ernennung de« Obersten L 1» suite de« 2. Ulanen- RegimentS Nr. 18, beauftragt mit Führung der 1. Eavallene - Brigade Nr. 23, von Schönberg, zum Kommandeur dieser Brigade; die Ernennung deS Oberst- lieutenant« ä 1» suite de« 2. Feld-Artillerie-RegimentS Nr. 28, beauftragt mit Führung letztgenannten Regi ment«, Zenker, zum Kommandeur diese« Regiment«; die Ernennung de« etat-mäßigen Stabsoffizier- beim 2. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 28, Major Schnell, zum Abtheilung» Kommandeur bei diesem Regiment« und die deS Major- und Intendantur-Raths EraS zum etatsmäßigen Stab-osfizier bei demselben Regi ments; die Verleihung de« Charakter- al- Oberst an den Oberstlieutenant z DiSp. und Landwehr - Bezirks- Kommandeur de- 1. Bataillon- (Freiberg) 1. Land wehr-Regiment- Nr. 100, von Gersdorff, unter gleichzeitiger Versetzung al- Landwehr - Bezirks - Kom mandeur zum 1. Bataillon (Leipzig) 7 Landwehr-Re- aimentS Nr. 106; die Verleihung de- Charakter- al- Major an den Hauptmann z. DiSp. und Adjutanten de« 1. Bataillons (Chemnitz) 2. Landwehr-Regiment- Nr. 101, Unruh, unter gleichzeitiger Ernennung zum Landwehr - Bezirk-- Kommandeur deS 1. Bataillon- (Freiberg) 1. Landwehr Regiment- Nr. 100; die Be sörderung deS Secondelieutenant- der Landwehr-In fanterie Stelzner de- 1. Bataillon- (Chemnitz) 2. Landwehr-Regiments Nr. 101 zum Premierlieutenant der Landwehr-Jnsanterie; die Versetzung de- Seconde- lieutenani- der Reserve l)r. Polenz de» 8. Jnsanterie- RegimentS „Prinz Johann Georg- Nr. 107 zur Re serve de- SanitätS-Corp- unter gleichzeitiger Ernen nung zum Assistenzarzt II. Classe der Reserve beim 2. Bataillon (Meißen) 4. Landwehr-Regiment- Nr. 103; die Versetzung de- Assistenzärzte- 2. Klasse vr. Pöschle de- 1. Bataillon- Schütz.n (Füsilier-) Regi ment- „Prinz Georg- Nr. 108 zum 1. Husaren-Re giment Nr. 18. Feuilleton. At-igirl von Otto Banck. Refidenztheater. Am 28. September wurde zum Gastspiel deS Frl. Lina Bendel vom Theater an der Wien zum ersten Male: „Die Näherin-, eine Wiener Gesangsposse von Ludwig Held, mit Musik von Karl Millöcker gegeben. Die Aufführung war eine ungemein lebendige, frische, und ihr ist ganz wesentlich der gute Erfolg zuzuschrei ben, besten sich diese Novität bei der Theilnahme deS Publicum« zu erfreuen hatte. Zugleich aber wurde die Darstellung, nicht nur in den Haupt, sondern auch in den Nebenpartien und im Ganzen munter und arbrit-- fröhlich, auch von den praktisch recht au-giebigen, hei- lern Scenen de« harmlosen Stücke« unterstützt. ES hat dasselbe eben keine neuen überraschenden Erfindungen, keine in Bolk-charakteristik oder Humor hochgespannten Scenen zu verzeichnen. Der oft ge brauchte Effect von Verwechselungen und Mißverständ nissen, die rin Blindekuhspiel zwischen mehrern Perso nen hrrdtiführen, dabei die stet« erprobten Typen einer bösen Sieben, eine- unterdrückten Ehemannes, einer naiven, derben Wienerin im Dialektcoftum zei gend, bilden die ost recht gewandt präparirte» Ele mente der schlichten Handlung. Doch diese unterhält mit Behaglichkeit ohne Ermüdung und bietet der Ver treterin der Titelrolle zu sehr hübschen, von Frl. Ben del oft allerliebst au-grnutzten Episoden und einzelnen Momenten Gelegenheit. Die Genannte erwies sich wieder al- eine sehr 8. Veradschitdogt» rc. Die erbetene Verabschiedung deS Premierlieutenant- Mancke im 1. (Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100 mit der gesetzlichen Pension au- allerhöchsten Kriegs diensten; die Stellung der EScadron-ChesS, Major Jä nichen im I.Husaren-Reglment Nr. 18 und Rittmeister Frhr. v. Kalitsch im 2. Huiaren Regiment „Kronprinz Friedrich Wilhelm de« deutschen Reiche- und von Preu ßen- Nr. l9 in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche zur Disposition mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der resp. RegimentS-Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen; die Entlassung deS SecondelieutenantS der Reserve Lüder deS Schützen- (Füsil'er-) Regiment- „Prinz Georg" Nr. 108 aus allerhöchsten Kriegsdiensten, ferner die Verabschiedung der nachstehenden Offiziere rc. deS Beurlaubtenstandes behufs Uebersührung zum Landsturm, als: der Pre- mierlieutenant« der Reserve Or. Grenser des 1. (Leib ) Grenadier-Regiments Nr. 100 und Frhr. v. Milkau des Carabinier-RegimentS; de« Premierlieutenant- der Landwehr Kavallerie Frhrn. v. Watzdorfs deS 1. Ba taillon- (Borna) 8. Landwehr-Regiment-Nr. 107, dieser mit der Erlaubniß zum Tragen der Landwehr-Armee- Uniform; der PremierlieutenantS der Landwehr-Infan terie Fähndrich und Otto deS 1. Bataillon- (Leipzig) 7. Landwehr-Regiment- Nr. 106, sowie Berger und Or. Mittasch deS Reserve-Landwehr-BataillonS (Dres den) Nr. 108; der SecondelieutenantS der Landwehr-Jn- fanterre Grund und Rudert deS 2. Bataillons (Anna berg) 1. Landwchr-RegimentS Nr. 100, Körner deS 1. Bataillons (Leipzig) 7. Laudwehr-RegimentS Nr. 106; deS SecondelieutenantS der Landwehr-Kavallerie San der letztgenannten Bataillons; der SecondelieutenantS Giese, Fritzsche und Jank, sowie deS Stabsarztes der Reserve Dr. Fischer und deS Assistenzärzte- 1. Klasse der Landwehr vr. Elb de- Reserve-Landwehr- BataillonS (Dresden) Nr. 108). Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, den Amt-Hauptmann von Metzsch zu Dresden zum Vorstande der AmtShauptmannschast Dresden-Neustadt, den Amt-Hauptmann l)r. Schmidt zu Döbeln zum Vorstande der AmtShauptmannschast DreSden-Altstadt, den Regierungsrath bei der KreiShauptmannschast zu Leipzig, Wittgenstein, zum Amt-Hauptmann in Döbeln, den Regterungtrath bei der Kreishauptmannschaft zu Bautzen, von Zeschwitz, zum Amt-Hauptmann in Kamenz und den Regierungsassessor von Boxberg bei der AmtShauptmannschast zu Oschatz zum AmtS- hauptmann daselbst zu ernennen. Hiernächst ist mit allerhöchster Genehmigung der bisherige Vorstand der amtshauptmannschastlichen Dele gation zu Potschappel, Regierungsrath Franke, als Hilfsarbeiter in das Ministerium deS Innern versetzt worden. Se. Majestät der König hat dem Chausseegeldein nehmer Karl Friedrich Müller in Schedewitz das Albrechtskreuz allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Zu Schwurgericht-Präsidenten für die da-vierte Kalendervierteljahr deS laufenden Jahres umfassende Sitzungsperiode sind nach Z 83 deS GerichtSverfassungS- gesetzeS vom 27. Januar 1877 ernannt worden bei dem Landgerichte Dresden der Kammerdirector Trummler daselbst, bei dem Landgerichte Leipzig der Kammerdirector Pusch daselbst, bei dem Landgerichte Chemnitz der Kammerdirector Leonhardt daselbst, bei dem Landgerichte Freiberg der Kammerdirector Vollert daselbst, ansprechende, schätzenSwerthe Soubrettenkraft, die Na turell und Talent bekundet. Durch feines Treffen und Nuanciren de- RedetonS giebt sie so oft, was sich durch gewöhnliche, mit gesundem Verstand und geradgewachse- nen Gliedern häufig genug verbundene sogenannte Theater anlagen doch bei aller Routine nicht erreichen läßt. ES ist ein Unterschied, ob ein Schauspieler, gleichviel in welchem Fach, bloS die grellen Lichter und tiefen Schatten oder ob er auch die Znnschenfarben, die Uebergänge, die ruhigen geistigen Accentuirungen besitzt, lauter Eigenschaften, die den erheiternden Darstellungen de- Gaste- nicht fehlen. Sie erstrecken sich auch auf den oft anmuthigen, nicht im VorstadtSgeschmack comö- diantisch verkreischten Coupletgesang. Die ansprechende Abendunterhaltung, abgesehen von der Musik, durchaus eine Erquickung im Vergleich zum realität-losen, aufgebauschten und schalen MaSkenscherz „Boccaccio* gab auch sonst Veranlassung zu willkom menen Wahrnehmungen. Ein noch unbekannter Dar steller deS Bedienten Jama-, Hr. Schwarz, spielte eine TrunkenheitSscene mit beachtenSwerther, unwider stehlich komischer Natürlichkeit, ohne daß dabei, wie da- sonst auf der Bühne so oft geschieht, ein wider licher Eindruck der lästige Begleiter de» an sich niedrig und wohlfeil Komischen solcher Situation wurde. Der Darsteller hat die Effecte so zu belassen, wie er sie ge troffen hatte; sie waren gut und dürfen keinen Schritt weiter geführt werden. Auch ein Hr. Wilhelmi (früher bei un- am Hof theater und mir vcn damals durch unerquickliche Bemüh ungen bekannt) zeigte sich in einem recht erfreulichen Fortschritt, der mehr al» da» Ergebmß der Routine ist. Er spielte einen Schreiber, Stefan Hoch, hatte bei dem Landgerichte Bautzen der Kammerdirector l)r. Wiesand daselbst, bei dem Landgerichte Plauen der Kammerdirector von Mangoldt daselbst, bei dem Landgerichte Zwickau der Landgerichts- Präsident Seifert daselbst, wa- hierdurch bekannt gemacht wird. Dresden, den 23. September 1880. Der Präsident des Königl. Sächf. Oberlandesgerichtes vr. v. Weber. Nichtamtlicher Theil. ll e b e r s i ch t. Lrlkgrapbische Nachrichten. Zeitung-schau. (Augsburger Allgemeine Zeitung.) Tagetgeschichte. (Dresden. Berlin. Straßburg. Baden- Baden. Weimar. Koburg. Wien. Buda-Pest. Paris. Rom. London Belgrad. Washington.) Zur orientalischen Frage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Statistik und Volkswirthschaft. Feuilleton. TaaeSkalender. Inserate. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Zwenkau. Zwickau. Altenberg. Bautzen.) Vermischte». Statistik und LolkSwirthsckaft. 2'örsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Darmstadt, Mittwoch, 2V. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der frühere hessische Minister präsident, v. Dalwigk, ist gestern gestorben. Pari», Mittwoch, 29. September, AbendS. (W. T. B ) DaS „Journal officiel" veröffentlicht beute die Decretr, betreffend die Ernennung deS Grafen Choiseul'S und Raynal'S zu UnterstaatS- secretären. Buda-Pest, DienStag, 28. September, AbendS. (W. T. B.) Dem „Ellenör" zufolge ist da» un- garische Budget pro 1881, nach der erfolgten Fest stellung der gemeinsamen Ausgaben durch den ge meinsamen Ministerrath, nunmehr fertig gestellt. DaS Budget bewegt sich vollständig im Nahmen deS vorjährigen Voranschlags; die Behauptung Derjenigen, die daS Budget schon im Vorhinein als ungünstiger barstellten, findet damit ihre Wi derlegung. Eine wesentliche Aenderung zeigt sich nur bei dem gemeinsamen Budget, welche» den Erfordernissen der Situation entsprechend sich etwa» höher, al» da» vorjährige Budget darstellt, jedoch durchau» nicht in dem Maße, wie man bis her verbreitet hatte. Dresden, 29. September. Wie die Zeitungen melden, wird der Feldmarschall Statthalter Freiherr v. Manteuffel demnächst auf seinen Posten zurückkehren. Auch der neuernannte StaatSsecretär Hofmann wird demnächst seine Func tionen übernehmen. Eine lange Zeit zur Orientlrung wird Letzterem nicht vergönnt sein, da bereits Mitte October die Sitzungen des Staatsraths in Straßburg beginnen. Man muß aufrichtig wünschen, daß die deutsche Presse, sofern sie das Wohl und Gedeihen des Reichsland- ernstlich will, in der Beurtheilung der dortigen Zustände diejenige Mäßigung walten läßt, welche durch die abnormen Verhältnisse des Landes ge boten erscheint. In den letzten Wochen sind die leiden schaftlichen Angriffe gegen die Person des Statthalters verstummt und in wenig rühmlicher Weise sind die Verfasser der bekannten Schmähartikel in der „Köl nischen Zeitung" und der „Weser-Zeitunq" die Be weise für ihre Behauptungen schuldig geblieben, während es andererseits in der deutschen Presse an Kundgebun gen nicht fehlte, welche den Statthalter gegen die An griffe einiger hypernational gesinnten Schwarmgeister in Schutz nahmen. Bemerkenswerth ist in dieser Be ziehung ein in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung" enthaltener Artikel, dessen Verfasser die Taktik der Gegner treffend charakterisier. „Der kleinliche Geist", sagt derselbe, „aus welchem die verkehrte Auffassung der ganzen politischen Lage un Reichsland hervorgeht, prägt sich am greifbarsten dadurch aus, daß es immer klein liche Dinge sind, welche für diese Sorte von Patrioten den Stein des Anstoßes bilden und deren Beseitigung mit Ausbietung der großen Mittel des ganzen staat lichen Machtapparats gefordert wird. Andrassy hatte ganz Recht, wenn er nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen wollte. In äubio ruitius, sagt ferner der Jurist. Glücklicherweise haben sich Diejenigen nun etwas verschossen, welche in den letzten Wochen ein mehr lautes als wirksames Schnell- und Kreuzfeuer gegen den Statthalter richteten. Aber wurden denn als Geschosse nicht zumeist blos Bagatellen, Harmlosigkeiten, Adiaphora verwendet, wie ein angebliches Blumen bouquet in den Farben Frankreichs, ein vergilbtes Stück Papier mit der Aufschrift „krier pour la krauos", Uniform von biederen Pompiers, Hosenträger junger Bursche oder Strumpfbänder in Blau-weiß- roth und was dergleichen mehr ist? Die „Elsaß-Loth ringische Zeitung" hat unsere Landsleute damals ein dringlich ermahnt, die nationale Sache nicht durch der artige hysterische Anfälle lächerlich zu machen. In Amsterdam haben sie dem unsterblichen Spinoza in diesen Tagen ein Denkmal errichtet. Seinen Grund satz, die Dinge sub specie asteruitutis zu betrachten, d. h. das Zeitliche, Wechselnde für nichts zu erachten im Hinblick auf da- Ewige, Dauernde — diesen Grund satz mögen doch alle Politiker und Afterpolitiker, welche sich mit den hiesigen Verhältnissen beschästigen, sich auf die erste Seite ihrer politischen Tagebücher schrei ben. Dann wird die Manteuffelpolemik auch ihre guten Folgen haben." Das Verständlich für das Ewige, Dauernde, im Gegensätze zu dem Zeitlichen und Wechselnden ist es allerdings, welches dem vul gären Politiker, dem Raisonneur und Parteiagitator völlig abzugehen pflegt und welches ein wesentliches unterscheidendes Merkmal des weltgreifende politische Ziele vor Augen habenden Staatsmannes ist. Die blonden Deutschen in Straßburg sehen mit Ver druß, daß ein einfacher e lsässer Gutsbesitzer Land stallmeister ist und mehr auf die Zucht von tüchtigen Ackerpferden, wie sie die elsässer Landwirthe brauchen, als auf diejenige von Milstärpferden Rücksicht nimmt; sie sehen mit Aerger, wenn ein Alteisäßer eine Liefe, ung erhält, und sie fühlen nicht, daß eine Verwaltung, die Leben, Arbeitslust und markirte charakteristisch. Es ist erlaubt und verdienstlich, sich, wie eS der Genannte ersichtlich gethan, von einem hochbegabten Meister An passendes anzueignen. Es kommt darauf au, eS immer mehr individuell umzuwandeln. Auch Hr. Will, der da- Stück sorgsam inscenirt hatte, spielte seinen Ehemann Sombar recht gut. O. B. Nach neun Jahren! Oberammergauer Eindrücke von Ad. Stern. IU. Als 1860 und 1870/71 die Oberammergauer Spiele, welche bi- dahin nur da- Interesse und die wärmste Theilnahme näherer, engerer Kreise besessen und seit dem dritten Jahrzehnd unsere- Jahrhundert- die Auf merksamkeit auch einzelner hervorragender Persönlich keiten gewonnen hatten, ihren bayerschen Localruf mit einem Weltruf vertauschten, war man über die Ent stehung dieser Passionsdarstellungen, namentlich über daS Alter und den oder die Verfasser dek zu Grund liegenden Gedicht- keine-weg- sofort im Klaren. Von vornherein war allerdings gewiß, daß da- Spiel, wel ches mit unwesentlichen Veränderungen seit 1811 auf- geführt wird, nicht daS älteste ist, sondern in den Doppelbearbeitungen von Othmar Weiß und Daisen- berger erst aus unserm Jahrhundert stammt und daß mehrere frühere Texte existirten. Und da andererseits die Oberammergauer Tradition auf daS allerbestimm teste und entschiedenste den Beginn der Passionsspiele nicht in- Mittelalter, selbst nicht bis in» 16. Jahrhun dert, sondern nur bis in die Zeit deS 30jährigen Kriege» (1634) zurückführte, da gewisse Nachwirkungen eines ver zopften, opernhaften Dramas, in der Weise der jesuiti schen Schuldramatiker des 17. und 18. Jahrhunderts, selbst in dem mannichfach umgestalteten und wahrhaft verbesserten „Texte", der heute zu Grunde liegt, sicht bar und hörbar sind, da die Oberammergauer verzeihlich genug die ältereren Handschriften ihres Spiels sorgfältig hüteten und bi» vor Kurzem jeder Neugier, wie jeder Forscherwißbegier entzogen, so lag es nahe anzunchmen, daß auch die älteste Dichtung au- dem 17. Jahrhun dert sich von den damals im katholischen Deutschland üblichen dramatischen Dichtungen nicht wesentlich unter schieden habe. Jndeß machten sich frühzeitig Stimmen geltend, welche bezweifelten, daß wirklich der erste An fang der „PassionLtrogödie" nur bis ins 17. Jahr hundert zurückreiche, welche aü- gewissen herkömmlichen Zügen auf einen Zusammenhang de» Ammergauer Spiel» mit den älteren kirchlichen Schauspielen des 14. und 15. Jahrhunderts schlossen und sich mit Recht darauf stützten, daß um dieselbe Zeit, wo nach der Tradition da» Spielgelübde der Ammergauer erfolgt ist, an mehreren Orten im bayerschen Gebirge Dar stellungen im Gange waren, von denen einzelne, wie die zu Benedictbeurrn, nachweislich schon seit Jahr hunderten stattfanden. Wie gesagt, die Streitfrage wäre bald zu entschei den gewesen, wenn die Wackern ländlichen Darsteller sich nicht gegen die Mittheilung ihrer alten Texte ent schieden gesträubt hätten. E» würde die hochinteressante Thatsache zu Tage getreten sein, daß in derselben Zeit, wo in Ingolstadt und Dillingen, in München und Salzburg, der opernhafte Stil der Jesuitendramattker herrschend ward, sich der ältere, kräftige, unverkünstelte
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