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Dresdner Journal : 07.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188010070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-07
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 07.10.1880
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^231 Donnerstag, de» 7, Oktober. 188». ^konn«»e»1«l»>'el«r Io» x»o«»» ck»at»kd«o L«>ed<: 6»^Iicü: . . '« K.i* jkkrlick: 4 S0 ?k. 8>nr«I»« i^uwwvrv: 18 ?k äe»äeut»cii»o keicke» tritt ko»t- uv6 8tewpo>ru»ctllL8 dioia. lo^onatrnprelse: kUr 6eo k»um einer xe»p»iteoea ?etitr«ile ro kl. Vater „Liaz«»»a<it" äio 2eil« 5V kk. DrrMerZmlrml. krredelnen: I^i-Iick »it ^u»n»kme 6er Sonn- nn6 keiert»^« XtEvä» Mr äen kolxenäen Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. In«ern1i-nnn»»!>me »nstrriirtx l.»ip«>bt ^»>. <>>!,„,„->!,»>üs <!<-« Vrviulaer 6vurui>k; S»iad»r» - Lerlla Vien l.«ip»i8 N»»«I - Lr„I»a ^r»alltllrt ». N.; AaaeenTtte«»» L k<-A/er, Serlla V>«a-8»wdar^ ?r»A-l^p»i^-rr»ll>lturt ». tl. Hüaekiat ^/o«»e,' L,rlio: §. ^'ornick. /ni a/i</c»i</o»i1'. Lr«m»a: L Schotte, Lr«»l»a: /,.LtouAe»'« UtireiM; vd«wiuti: />. ko»A<: krLnkkurt ». N. t />- -/«eAtr'-ictiv u. «/ 0. l/e,r>na»>i- »ctie tinoktinixtlun^i Od-Ut»: (ä LsÄ/er,- tt»naor»r: v Lc/„<>-, k»r>» Nsrtm - ?r»n>lturt » N Siuir?"*: />cn«5e »c S»mdar,: Ltetner. U«r»u8xvd»i". NSniel. k»pe6ition 6e» I>re»6ner 1ooni»ti, I »realen, äivi»jker>tlnt«x« >'o 2». Amtlicher Theil. Dresden, 6. October. Ihre Majestät die Königin ist heute Nachmittag 1 Uhr über Brünn nach Wien gereist. Se. Majestät der König bat allergnädigst geruht, dem Borsitzenden der Commission für daS Veterinär- wrsen, Geheimen Rath a. D. Just, da» Comthurkreuz I. Classi vom Verdienstorden, sowie den Professoren an der Thierarzneischule zu Dresden, Medicinalrath vr. pb. Leisering und I)r. pb. Siedamgrotzky, Ersterem daS Dienstprädicat als Geheimer Medicinal rath, Letzterem daS Ritterkreuz l. Lmsse vom AlbrechtS- orden zu verleihen. Nichtamtlicher Theil, u e b e r s i ch t. äelkgrapbislbe Nachrichten. ZeitungSschau. (Wiener Allgemeine Zeitung.) LazeSgeschichte. (Dresden. Berlin. Gotha. Mei ningen. Prag. Brügge. Rom. London. Moskau. Christianis. Belgrad. Sofia. BuenoS-AireS.) Zur orientalischen Krage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Hainichen. Reichen bach i. V.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthsckaft. EingesandteS. Feuilleton. Lotteriegewinnliste vom 5. Oktober d. I. TageSkalenber. Inserate. Beilage. Börsennachrickteu. ! elegrapdische WitterungSberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, DirnStag, 5. October, AbendS. (W. T. B.) Der Wiener Gemeinderath hat den Antrag deS Clubs der Linken angenommen, in welchem die Einberufung eines Parteitages der LerfaffungS- partei nach Wien direct befürwortet wird. Buda-Pest, Mittwoch, 6. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Pester Lloyd" meint, drei Möglichkeiten eröffneten sich für die Orientpolitik der Mächte: entweder die Unterstützung England», wenn sich die Ziele der englischen Politik nicht von den Zielen deS Berliner Vertrages trennen und die von England vorgeschlagenen Schritte billige und wirksame find, oder die Jsolirung England», wenn eS auf eigne Gefahr schärfere Maßregeln herbeiführen wolle, ohne dadurch das euroväische Vertragürecht zu alteriren und über seine souveräne Eigenberechtigung als Großmacht hinauSzugrrifen, oder eine feste, ruhige Einsprache, wenn letzteres der Kall sein sollte. Budua, Dien-tag, 5. October. (Tel. d. Neuen freien Presse.) Der ganze Bezirk von Skutari wurde unter die Waffen gerufen. Fortwährend werden Verstärkungen nach Dulcigno geschickt. 300 albauesischr Kreiwillige, welche von Prizrrnd und Zakowa ankamen, wurden sogleich nach Dinoschi und Gruda erpedirt. Riza Pascha versieht sich fort während mit Waffen, Munition und Lebensmit teln. Am 30. September find von Konstantinopel 4V Kisten Martinigewehrr, 192 reguläre Soldaten, S44 Zwiebackcolli angekommen. Der einzige Eng- länder, der sich noch in Skutari aushält, namens Woodewill, sollte heute nach Antivari abreisen. Paris, Mittwoch, 6. October. (Tel. d. DreSd. Journ.) Zufolge von London hier eingetroffener Nachrichten erscheint die türkische Note unannehm bar. Alle Mächte wünschen die Aufrechterhaltung deS europäischen EoncertS und erwarten die Vor schläge Englands. Man glaubt, eine Blokirung türkischer Häfen werde vorgeschlagen werben. London, DirnStag, 5. October, Abend». (W. T. B.) Nach au» der Cupstadt heute eingegangr- nrn Nachrichten sind die zur Unterstützung der von den Basuto» umringten Engländer abgesen- deten Truppen in Mohale» Hoek angekommen und haben den Keind alsbald angegriffen und in die Flucht geschlagen. Der Verlust der englischen Truppen ist nur wenig erheblich. London, Mittwoch, 6. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dir „TimeS" und die „Daily NewS" bezeichnen die Note der Pforte als eine Beleidigung Europas. Dir „Daily NewS" glau- brn, Gladstone werde sich durch die Großsprechereien der Pforte nicht beirren lassen. Wenn England sich zurückzirhe, würde Rußland weiter Vorgehen. DaS Resultat hiervon könnte nur eine Demüthi- gung Englands und Verwirrung Europas srin. Konstantinopel, Mittwoch, 6. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Urbrr die vorgestern den Bot schaftern überreichte Note der Pforte ist hier fol gende Version, welche im Uebrigen mit der gestern mitgetheilten Rote übereinstimmt, verbreitet: die Pforte verpflichtet sich, die griechische Krage in 100 Tagen, die armenischen Kragen in 4 Monaten zu lösen. DaS Arrangement behufs der Wieder aufnahme der Zinszahlung soll sich auf dir Kriegs- kostenentschädigung für Rußland und die schwe bende Schuld beziehen. Dresden, 6. October. Wie man durch daS Rundschreiben deS französischen Ministers des Auswärtigen, Herrn Barthelemy de St. Hilaire, weiß, wird auch das neue französische Ministerium die auswärtige Politik VeS vorigen fort setzen. Diejenige der früheren Ministerien war eine Deutschland freundliche, und wir haben folglich keine Ursache, gegenwärtig Frankreich ein geringeres Maß von Vertrauen entgegenzubnngen, als dieses früher der Fall war. Dennoch sind dadurch die Bedenken nicht beseitigt, welche die Vorgänge erregten, die den Sturz de Freycinet's vorbereiteten. Angesichts der elgenthümlichen Stellung, welche Gambetta in Frank reich einnimmt, haben alle Mittheilungen, welche sich auf die Rolle, die dieser bei dem erwähnten Vorgänge spielte, ein mehr als historisches Interesse. Die „Wie ner Allgemeine Zeitung" veröffentlicht heute in dieser Beziehung eine Correspondenz aus Paris, deren Verfasser sich auf emen vollkommen zuverlässigen Ge währsmann beruft und die Authenticität seiner Mit theilungen verbürgen will. Wir lassen daS Letztere auf sich beruhen und geben einfach die Darstellung deS Blattes wieder. Die weitere Entwickelung der Dinge wird dann schon ergeben, inwieweit der Be hauptung des Correspondenten des Wiener Blattes die Wahrheit zu Grunde liegt. Der Gewährsmann deS Correspondenten ist von der Ueberzeugung durchdrungen, „daß die Frage der Vollziehung der Märzdecrete blo» ein Vorwand war, um Herrn de Freycinet zu stürzen, dessen auswärtige Politik sich nicht mehr der Gunst Gambetta's erfreute. Herr de Freycinet sah lange vorher den Sturm nahen, feine Absicht war indessen, die Eröffnung der Kammern abzuwarten, sofort in einer der ersten Sitzungen seine auswärtige und innere Politik vor dem Parlamente klarzulegen und mit dem ganzen Programm von Montauban zu stehen oder zu fallen. Er wollte seine auswärtige Politik, mit welcher es ihm gelungen war, das Vertrauen Europas zu ge winnen, ebenso unumwunden darlegen, wie seine innere Politik. Ramentlich m der Congregationenfrage beab sichtigte er zu betonen, daß er eine offene und leine verschlossene Republik wünschte, eine Republik, in welcher Jedermann den ihm gesetzlich zustehenden Platz einnehmen könne; die Declarationen hätten seiner An sicht nach die Wege gebahnt, die Congregationen zur Einsicht zu bringen und ihre Situation dem Staate gegenüber zu ordnen. Er betrachtete die Declaration nicht als ein Definitivum, sondern wollte nur noch mit dieser einen letzten Versuch machen, bevor man zu dem traurigen Mittel griff, französische Staatsbürger so zu sagen aus dem StaatSverbande auSzujchließen. Dies Alles beabsichtigte Hr. de Freycinet vor den Kammern offen zu erklären und von denselben ein Votum zu verlangen, welches entweder seine Politik, oder diejenige seiner Widersacher gutheiße. Um dies erreichen zu können, ging er auch auf das zweite Compronuß ein, welches der Preis deS Wiedereintrittes von Constans, Cazot und General Farre in das Cabinet war. Als aber an demselben Abend die „Agence Havas" die in dem Ministerium deS Innern redigieren Telegramme versendete, in welchen es beiläufig hieß, daß Hr. Con stans Alles durchgesetzt, was er gewollt, und Hr. de Freycinet seine, in der Rede von Montauban enthal tenen und bis zum letzten Augenblick vertretenen Grundsätze aufgegeben, also capitulirt habe, da fühlte Letzterer sich in seinem persönlichen Charakter so empfindlich angegriffen, in seiner Würde und Ehre so tief verletzt, fühlte sich überhaupt von diesem listigen Vorgehen so angeekelt, daß er, nach der letzten Confe- renz im Palais - Llysve, von wo er nach Mitternacht zurückkehrte, seine Demission schrieb und dieselbe am 19. v. M. dem Präsidenten der Republik zustellen ließ. Herr de Freycinet war nicht einen Augenblick über die wahre Ursache seines Sturzes in Täuschung be griffen, ebenso wenig über dessen eigentlichen Urheber. Er vermeidet aber sorgsam, auch nur den Namen Gam betta's auszusprechen, und wird auch die auswärtige Politik des neuen Cabinets unterstützen, sofern sie von jener Politik deS Friedens nicht abweicht, welche er befolgte. Seine Politik in der Congregationenfrage wird er vor dem Senat rechtfertigen, dessen Mitglied er bekanntlich ist. Sollte er selbst in irgend welchen Fragen mit den Ansichten der Regierung nicht über einstimmen, so wird er sie bekämpfen, aber nimmer mehr sich mit den Feinden der republikanischen Insti tutionen verbinden, um der Regierung Verlegenheiten zu bereiten, wie düs Andere thaten. Wie aus dem Gesagten hervorgeht, wird Herr de Freycinet auch in Zukunft jene ehrfurchtgebietende Würde bewahren, welche seinen Rücktritt charakterisirte und ihm die Sympathien aller anständigen Menschen gewann. Was nun die Verdächtigung, er hege clerical angehauchte Ansichten, betrifft, so ist dies eine lächerliche Erfindung. Er stammt aus Montauban, aus einer alten Hugenotten familie und ist selbst, sowie Madame de Freycinet, ein glaubenstreuer, eifriger Protestant." — Es ist in dem fraglichen Artikel nicht gesagt, aus welchem Grunde Gambetta die äußere Politik de Freycinet'- mißbilligte. Doch bedarf es einer solchen Erläuterung nicht, da die Rede deS ehemaligen Ministers in Montauban und die Punschrede Gambetta's in Cherbourg den Gegen satz deutlich genug klar legen. Auch die neuerliche Haltung der „Röpublique franyaise" und ihr Sympa- thisiren mit der Gladstone'schen Orientpolitik zeigt klar genug, in welchen Punkten de Freycinet und der Exdictator von einander abwichen. Gambetta hat nun wohl gefühlt, daß die Vorgänge, welche den Sturz deS Ministers herbeisührten, sehr geeig net seien, in Europa Beunruhigung zu erwecken. Er hat namentlich bei einem Berichterstatter der „Köln. Ztg." den Nachweis zu führen versucht, daß seine Po litik Deutschland gegenüber eine friedliche sei, und sogar die Perspective auf ein deutsch-französisches Bündniß eröffnet. Für uns können diese Auslassungen nur Zeugnisse dafür sein, wie Gambetta seine Stellung zu Deutschland ausgesaßt zu sehen wünscht. Man hat »n jenen Aeußerungen mehrsach einen Versuch erblickt, das deutsch-österreichische Einverständniß zu sprengen. Es ist kaum wahrscheinlich, daß Gambetta selbst seinen Worten eine so große Tragweite beimißt. Sollten dieselben vorläufig weiter nichts gewesen sein, als wohlwollende Versicherungen, so wird er doch, je mehr die Dinge voranschreiten, um so deutlicher die Ueber-eu- gung gewinnen, daß ein freundliches Verhältniß zu Deutschland Frankreichs Gedeihen mehr fördert, als eine Politik, welche eine unfreundliche oder gar feind selige Haltung anzunehmen versuchte. Tagesgeschichte. Dresden, 7. October. Se. Majestät der König ist laut hier eingegangenem Telegramm heute von Eisenerz nach Ischl abgereist. Ihre Majestät die Königin ist heute Nachmittag 1 Uhr in Begleitung des Oberhofmelsters v. Lüttichau und der Hofdamen Gräfin Einsiedel und Freiin v. Lützerode über Brünn nach Wien gereist. Von dort gedenkt Ihre Majestät Sich zu einem Besuche Ihrer königl. Hoheit der Frau Herzogin von Genua nach Stresa zu begeben. * Berlin, 5. October. Wir haben an dieser Stelle immer festgehalten, daß Graf St. Ballier in der zweiten Octoberwoche hierher auf seinen Posten zurückkehren würde. Es ist dies nunmehr auch in Pariser Meldungen bestätigt worden. In hiesigen Regierungskreisen ist man, der „Köln. Ztg." zufolge, davon sehr befriedigt und auch den Wünschen deS Bot schafters selbst ist dadurch entsprochen. Der Vorgang gilt in politischen Kreisen als beste Gewähr dafür, daß die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Frank reich ungetrübt fortbestehen. — Einige englische und französische Blätter meldeten, der deutsche Gesandte m Madrid, Graf Solms, habe sich von Madrid nach Berlin begeben, um wegen der Abtretung des an der marokkanischen Küste gelegenen Hafens von Santa- Cruz an Deutschland zu unterhandeln. Die „Agence Havas" übernimmt die Dementirung dieser Nachricht: weder hat Gras Solms Madrid verlassen, noch ist je die Rede davon gewesen, daß Spanien jenen Hafen an Deutschland abtreten würde. — Nach Berichten aus den verschiedenen deutschen Bundesstaaten sind die Vor bereitungen für die Volkszählung am 1. December d. I. überall im vollsten Gange. Man verfährt, wie die „Nat.-Ztg." schreibt, in allen Bundesstaaten nach einem einheitlichen System. Das Zählmaterial geht nach seinem Abschluß an die Bezirlsbehörde, welche dasselbe prüft und an die statistischen Bureaux in den Hauptstädten überweist; von hier aus gelangen die Resnltate an das statistische Amt des Reiches. — Die Nachricht, daß Hamburg sogar unter Androhung von Zwangsmaßregeln zur Verhängung des kleinen Be lagerungszustandes aufgesordert worden sei, »st be reits als unzutreffend bezeichnet. Es verlautet nun, meldet die „Schles. Ztg.", daß allerdings schärfere Maßregeln gegen das Treiben der Socialdemokraten in einlgen Holsternischen Orten, wie Altona, Ottensen, Wandsbeck, welche hart an Hamburg grenzen, beab sichtigt waren, deren Wirksamkeit in Frage ge stellt ist, so lange in Hamburg nicht m gleicher Weise vorgegangen wird. Dies hat zu Verhandlungen Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Der praktisch verbesserte Brennspiegel. Im Garten deS ConjervatoriumS der Künste und Gewerbe in Paris sah man vor Kurzem einen kleinen Motor eine Pumpe treibend, welche Wasser hebt. Der Dampf der Maschine zischt, da» Wasser sällt in CaS- caden herab; doch umsonst sucht man da» Feuer unter der Maschine. Man sieht in einer Bratpfanne einige Rinderbraten gar werden, Erbsen, Artischocken und Gemüse kochen — alle» ohne Feuer. Man vertheilt Kaffee und den in einem kleinen Apparate destillirten Branntwein. Statt de» Feuer» benutzt man die Sonnenstrahlen, welche sich in großen versilberten Reflectoren brechen und die Temperatur in wenigen Augenblicken erhöhen. Die Wasserkessel beginnen zu brodeln und die Kaffee maschinen zischen, al» wenn sie auf starkem Feuer ständen. DaS Publicum applaudirt. ES sind mehr al» 1800 Jahre vergangen, bi» man zur Benutzung der Sonnenstrahlen zu praktischen Zwecken gekommen ist. Gegenwärtig scheint da« Pro blem vollkommen gelöst zu sein. Diese Sonnenstrahlen- receptoren von M. Mouchof boten auf der Pariser Ausstellung von 1878 nur al» merkwürdige Apparate ein theoretische» Interesse. Gegenwärtig sind sie durch einen jungen Ingenieur, Abel Piste, so verbessert, daß sie zu zahlreichen Verwendungen geeignet erscheinen. Der „Recepior" ist so construirt, daß ein kupferner mit Silber plattirter Brennspiegel seine große Oess- nung der Sonne zuwendet. In der Mitte und der Axe desselben ruht der zu erwärmende Recipient, wel cher mit einer schwarzen Leitung bedeckt ist, und um den Recipienten ist eine Glashülle angebracht, welche das Entweichen der Hitze verhindert. Zur Heizung einer kleinen Kaffeemaichine genügt ein Brennspiegel, wie bei einer Moderaturlampe, für einen kleinen Herd, welcher zur Bereitung von Fleisch und Gemüse dient, hat derselbe eine Oeffnung von 60 ew. Zur Be wegung von Maschinen erreicht der Brennspiegel einen Durchmesser von 3,5 bl» 5 w. Der Apparat ruht auf einer metallenen Basis, welche sich durch einen sinnreich angebrachten Mechanismus derartig dreht, daß derselbe stets der Sonne ausgesetzt ist. In dem Lonservatorium erreicht ein so geheizter Kessel in 40 Minuten einen Druck van 6 Atmosphären. Ein in den Brennpunkt eine- der kleinen Reflectoren von 40 ow gebrachter hölzerner Stab beginnt fast augenblicklich zu brennen. Blei schmilzt in 2 Minuten, wenn e» in eine kleine schwarze Büchse tingeschlossen und diese in einem mit einem Deckel versehenen Wasser glase in da» Centrum de» Reflector» gesetzt wird. Vor der neuesten Vervollkommung de» Brennspie- gel» nutzte man die Sonnenstrahlen weniger au», indem man von 100 Strahlen nur 50 aussing. Adel Pifre hat diese» Verhältniß durch eine Verbesserung in der Lonstruction de» Brennspiegel» und de» Wärme« empänger» um 30 Procent erhöht. Statt der Neigung der Seiten de» Reflector» in einem Winkel von 45° hat er die parabolische Form gewählt; er hat die Höhe de« Wasserkessels um die Hälfte vermindert, so daß da» Wasser mehr am Grunde derselben, statt in der Höhe erwärmt wird, wa» jedenfalls vorzuziehen ist. Nach den Experimenten des Directors des Observatoriums in Montfouri» nimmt der neue Apparat von Pifre in Paris in der Minute und für den Quadratfuß der Insolation 12 Calorien auf; eine Calorie ist die von Physikern angenommene Wärmeeinheit, welche zur Er höhung der Wärme eines Icx Wasser» um 1° ersor- Uch fft. Der große Receptor des Observatorium» bietet der Sonne nur 9 gm Fläche dar und der dazu gehörige Kessel faßt 501. Trotzdem erfolgt da» Sieden bei heiterem Himmel in etwa 30 Minuten. Der Druck steigt alle 7 b>» 8 Minuten um eine Atmosphäre. Der kleine dadurch getriebene Motor hebt 100 l Wasser per Minute 3 m hoch, drei Mal mehr, als man in Algier mit dem alten Apparate erzielte. Die Gewin nung einer Pserdekrast würde einen Reflector von 20 gw Oberfläche, also von etwa 5,5 na Durchmesser in seiner großen Basis erfordern. Somit vermag man mittelst eine» Reflector», den man mit der Hand be wegen und ohne Schwierigkeit reguliren kann, sofort den Dampf zu 1 Pserdekrast zu erzeugen, welche die Arbeit von 10 Männern leistet. Es ist diese» überall möglich, wo Wasser und Sonnenschein vorhanden ist, auf der Spitze eine» Berge» oder in der Wüste. Diese Arbeit kostet außer der Bedienung de» Apparate» nicht». Besonder» in den Gegenden, wo die Sonne vom Morgen bi» zum Abend scheint, kann in Zukunft ein zu allen Zwecken tauglicher Motor ohne den Gebrauch von Feuerung-material hergestellt werden. Aber auch in unsern Gegenden würde sich ein Brennspiegel jeder Zeit bei sonnigen Tagen anwenden lassen und in Europa mindesten» den vierten Theil de» theuern Brennmaterial- ersparen. Der Werth eine» solchen Apparats in uncultivirten Gegenden ist um so höher zu schätzen, als derselbe nicht durch das Ungeschick der Heizer und Maschinisten, welche dort schwer zu haben sind, in Unordnung gerathen wird und keine Repara turen vorkommen, welche den Gebrauch der jetzige» Dampfmaschinen so sehr erschweren. Bei der Sonnen heizung genügt die Reinigung des Reflectors und des Wasserkessels, welche leicht beschafft ist. Die Naturkräste, welche, wie der Wind und daS Wasser, Krast erzeugen, sind in ihrem Vorkommen und Wirken nicht gleichmäßig. Die Ausstrahlung der Sonne bleibt sich zu aller Zeit gleich, wo die Atmo sphäre dieselbe nicht aufnimmt und ihre Klarheit trübt. In Spanien und Portugal, Griechenland und Italien, Algier, Aegypten, Abessinien, Marokko, Tunis, Cypern, der Türkei, Persien, am Senegal, am Cap, in Indien, China, Japan, Uruguay, Paraguay, Chili, Peru, Bo- livia, Australien rc. ist die Anwendung der Sonnen- Heizung ohne Schwierigkeit zu machen. In diesen Ge genden wird man sich derselben zu allen häuslichen, industriellen und ackerbaulichen Zwecken bedienen kön nen, welche nur 1 bis 4 Pferdekraft erfordern. Eine Pferdekraft hebt z. B. 38 cbm in einer Stunde bi» zu einer Höhe von 5 w, also 380 cbm in 10 Stunden. Ein solche» Wasserquantum ist in den von der Sonne verbrannten Gegenden von Wich tigkeit. E» wird aber nicht» hindern, 2 Receptoren und 2 Dampfkessel anzuwenden, um die doppelte Wir kung und damit da» zur Bewässerung von 4 K» er forderliche Wasser zu heben. In 10 Tagen würden also 40 d» berieselt und dadurch die Cultur derselben gesichert. In Frankreich wird der Mehrertrag berie selter Ländereien auf 200 Frc». pr. d» geschätzt.
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