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Dresdner Journal : 13.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188008139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-13
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 13.08.1880
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M187 Freitag, den 13. August. 1880. I» ^»2»«» : iLdrlicd: . . 18 K»rk. ^Mrlied: 4 Hark 50 kk. Llorelosktummsrv: 10 ?s. Ka«i«rd»Id U« Uevtacdeo keied«, tritt ?«t- aoä 8tempsIru»oUIa^ kioia. la-erateopre-lser äeo kau»» «irrer 8«p»lte°eo ?etitr«ile LO kt. voter „Lro^siaoät" äis Leit« bv kk. Hrsebeln«», ll^UoU mit Xnsnakm« der 8ooa- ovU k°erert»^e Xbeoci» tür cts» fot^näso 1»8 DreMerÄMMt. I»8eraten»nn»tinie an^«Hrt!<r Fe. tter, >"<»iuiu>»M!!iir <!>>« Oresäuvr poum^k; 8»«d!irff - N«rli» Vl«» l.«>pr>8 N»»vl - vr««I»u rraalitart M : //«„«e-uitfi»» L ^»yier,' üvrlm VrooHLmdurx kr»8 1<«ipri8 ^rairkkurt « Iv «üirelron: /k«</ ,V»E,' LsrUo: /it-enict. . Lromrv: F .^c/r/otte Lr«»I»u: L. LtanAc»'» lliireau; Cdswmrr F>. ^viAt; krLll^furt ». U ^arArr'ooirv u. p (?. 7/e^,»a»,»- »ok« Ünc>>k»n>IInn8: 68riit>: t- Atüi/rr, Harurov-r: 6 §c?«u> /< E. k»rt» Nerim - krLvilkurt «. H Stuttgart! F>a«Le L Laordorg: F Fl/. Ltexrer. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. H«r»nsxed«rr XSni^I. klxpeäitioo äe« Orvsäosr ^nnrnitla, t)re«cl«n, ^vingerstru«,« kio LU. Amtlicher Theil. Dresden, 11. August. Se. Majestät der König hat dem in den Ruhestand verletzten Roßarzt Reinicke vom 1. Ulanen. Regimente Nr. 17 daS allgemeine Ehrenzeichen allergnädigst zu verleihen geruht. nichtamtlicher Theil. u e d e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Zeitungtschau. (Revue de France. Schweizer Grenz post) Tagrtgeschichte. (Berlin. München. Wien. Paris. Cherbourg. Rom. London.) Zur orientalischen Frage. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Reichenau. Glas hütte. Hohenstein.) vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. Keinlleton. kageSkalender. Telegraphische WitterungSberichte. Börsennachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Mittwoch, 11. August, AbendS. (W. T. B.) Der Präsident der Republik, sowie die Prä sidenten deS Senats und der Deputirtenkammer find heute Nachmittag um 3 Uhr 50 Minuten hier wieder eingrtroffen. In Carentan hielt der Pfarrer eine Ansprache an den Präsidenten Gr^vy, in welcher er der Achtung vor der Regierung der Republik Ausdruck gab und die Bitte um Schutz der Religion aussprach. Gr^vy erwiderte darauf» daß für die Religion nichts zu befürchten sei, die selbe werde durch daS Gesetz und durch die Re- ßierung geschützt und sei überall und vornehmlich in Frankreich eine Macht. Auf eine Ansprache deS Pfarrer« von Lifieur, in welcher derselbe Ver trauen und Hingebung zur Regierung ausdrückte, erwiderte Grövy» indem er denselben zu seiner Gesinnung beglückwünschte und hinzufügte, daß, wenn sein Beispiel Nachahmung gefunden hätte, die Beziehungen zwischen der Regierung und der Geistlichkeit angenehmere werden würden. Die republikanischen Journale äußern sich bei fällig über die in Cherbourg anläßlich der An wesenheit deS Präsidenten Gr^vy gehaltenen Reden und Ansprachen und heben hervor, daß diese Reise Grövy'S die Macht der Republik manifestire. (Vgl. unsere Panstr Eorrespondenz unter „TageSgeschichte") London, Mittwoch, 11. August» AbendS. (W.T. B ) „Reuter'S Office" meldet auS Simla von heute: Die Besatzung von Kandahar hat mit den Bewohnern der benachbarten Ortschaften mehrere kleine Gefechte gehabt, in welchen die Afghanen zurückgeschlagen wurden. Abdurrhaman wird heute mit dem General Stewart in Sberpur bei Kabul eine Zusammenkunft haben, nach wel cher der General unverzüglich mit der Armee nach Gundamak aufbrechen wird. Kopenhagen, Mittwoch, 11. August, AbendS. (W. T. B.) Dem Journal „Dagens Nybeder" zufolge hätte der König daS Abschiedsgesuch deS CultuSministerS Fischer genehmigt. Der Minister würde ivdeß dir Geschäfte seines Ressorts bis zur Ernennung eines Nachfolgers provisorisch fort- führen. Aden, Mittwoch, 11. August, AbendS. (W. T. B.) Der Dampfer „Zeddah", mit Pilgern an Bord» ist nicht untergegangen, wie der Capitän behauptete, der daS Schiff verlassen hatte. Die „Jeddah" ist vielmehr, durch den Dampfer „An- tenos" inS Schlepptau genommen, hier eingetrof fen. An Bord befand sich Alles wohl. Dresden, 12. August. Der frühere französische Gesandte in Bern, Graf Harcourt, scheint einen recht günstigen Eindruck von der RegierungSweife in der Schweiz mit sich ge nommen zu haben. In einem Aufsatz der „Revue de France*, betitelt: „Eine bleibende Republik", giebt er em Urtheil ab, welcher wohl besondere Beachtung verdient, weil eS aus der Feder eines vielgenannten Diplomaten geflossen ist. Graf Harcourt sagt u. A.: „Die Schweiz ist eine gemäßigte Demokratie. Wenn daS Land dieses sein Lebenselement beseitigen würde, so ginge eS einer raschen Auflösung entgegen. . . ES steht unter der beständigen Drohung deS AuSeinander- fahrenS. Die Aufgabe der Bundesbehörden ist, drei auS verschiedenen Nationalitäten entsprungene Gruppen zu bestimmen, daß sie in gutem Einvernehmen leben. Finden diese Gruppen im eidgenössischen Verbände nicht die Genugthuung, die sie erwarten, werden ihre Gefühle und ihre Interessen verletzt, so geht ihre natür liche Tendenz dahin, zu dem Stamm zurückzukehren, dem sie entsprossen. Unter solchen Umständen giebt es unaufhörliche Lonflicte, jedoch verlieren sie ihr Gewicht gerade durch ihr häufiges Vorkommen. Nicht nur stirbt das Land nicht daran, sondern es lebt davon. Inmitten dieser täglichen Kämpfe befestigt und erfrischt sich der nationale Gedanke. DaS Land ist klein genug, daß eine Art gegenseitiger politischer Belehrung ein treten kann. Man steht den Geschäften zu nahe, um nicht die Nothwendigkeit von Zugeständnissen zu begrei fen. . . Wenn in Frankreich ein Ministerwechsel statlfin- det, so gießt man das gesammte diplomatische und ad ministrative Personal um. In der Schweiz bleibt im Ge gentheil Alles beim Alten, wenn ein neuer Präsident kommt; es tritt gar kein Stillstand ein, keine Aenderung, weder in der Verwaltung, noch in der auswärtigen Vertretung. Seit 30 Jahren hat die Eidgenossenschaft 30 Präsidenten gehabt (oder, besser gejagt, 30 Prä sidentschaften), aber nur Einen Kanzler. Die wenigen Legationen, welche die Schweiz im Ausland unterhält, spüren die Wechselfälle der Politik in keiner Weise. Um nur zwei Beispiele anzuführen: Hr. Kern, der Gesandte in Frankreich, ist in Paris schon seit 23 Jahren accredltirt; Hr. Pioda, der Gesandte in Rom, versieht seine Functionen beim Könige von Italien seit 16 Jahren. Wäre die Dauer der Präsidentschaft eine längere, dann würden wohl öftere Aenderungen ein treten. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo der Präsident auf 4 Jahre gewählt wird, zieht sein Rücktritt eine durchgreifende Veränderung im Verwal- tungsperfonal nach sich. Da sich dies bei einer 1 jäh rigen Präsidentschaft nicht bewerkstelligen ließe, lo läßt man's bleiben. Die äußerste Instabilität an der Spitze führt zu verhältnißmäßiger Stabilität: der Chef wechselt, die Angestellten bleiben. Da der Präsident auS dem Schooße des Bundesraths genommen wird, so ist er von diesem zu sehr absorbirt, als daß der Wechsel sich in der Eidgenossenschaft fühlbar machen könnte; und diese Verfahrensweise hat überdies den Vortheil, daß eine größere Zahl von Personen in die Besorgung der allgemeinen Geschäfte eingeweiht wird. Man übernimmt und verläßt die erste Rolle mit einer Einfachheit, die etwas Großes an sich hat." — Da gegen läßt sich allerdings nicht verkennen, daß die schweizerische Bundesverfassung die Gefahr schwerwie gender Conflicte in sich birgt. Zur Evidenz geht dies aus der gegenwärtigen Agitation zu Gunsten des Bundesnotenmonopols hervor. Auch in der Schweiz hat man in der jeder Bank erlaubten Ausgabe von Banknoten ein Haar gesunden, und 54021 Bür ger haben eine Eingabe an den BundeSrath gemacht und denselben gebeten, eine Revision des Art. 39 der Verfassung dergestalt veranlassen zu wollen, daß dem Bunde das Banknotenmonopol zugestanden werde. Nach dem Anträge der Petenten soll Art. 39 folgenden Wortlaut erhalten: „Nur dem Bunde steht das Recht zu, Banknoten, be ziehungsweise Kassenscheine, au-zugeben. Er dars keine RechtS- verbindlichkett sür deren Annahme ausschließen. Der aus der Ausgabe von Banknoten, beziehungsweise Kassenscheinen, sich ergebende Gewinn wird nach einem gesetzlich zu bestim menden Maßstabe zwischen Bund und Lantonen vertheilt." Gegenwärtig lautet Art. 39: „Der Bund ist befugt, im Wege der Gesetzgebung all gemeine Borschristen über die Ausgabe und Einlösung von Banknoten zu erlassen. Er dars jedoch keinerlei Monopol sür die Ausgabe von Banknoten ausstellen und ebenso keine Recht-verbindlichkeit sür die Annahme derselben au-schUtben." Bisher war es den reichen Interessenten der vielen Privatbanken unbenommen, Banknoten nach Belieben auszugeben. Endlich aber haben sich die Freunde einer gesunden Finanzwirthjchast so weit zusaminengefunden, daß sie die Abschaffung der Uebelstände verlangen konnten, nachdem alle früheren Bestrebungen, durch ein eidgenössisches Banknotenzesetz dem Mißstände ab zuhelfen, fehlgeschlagen waren. Allerdings wird die Aenderung der Verfassung nicht so ohne Weiteres vor sich gehen können, da zunächst durch Volksabstimmung festgestellt werden muß, ob die allgemeine Meinung für die Revision der Verfassung ist; entscheidet das Volk sich in letzterm Sinne, bann müssen die beiden Räthe neu geivählt und von diesen die Verfassungs revision vorgenommen werden. Freilich läßt sich die Volksentscheidung jetzt noch nicht vorhersehen; so viel steht aber fest, daß die Freunde des Banknotenmonopols die Sache nicht so leicht wieder aus der Hand geben werden, da sie täglich mehr Anhänger gewinnen. Ueber die mit der Erledigung dieser Angelegenheit verbundenen Schwierigkeiten äußert sich nun die „Schweizer Grenzpost", wie folgt: „Nach vorgenommener Prüfung der Unterschriften und nach dem sie in der nöthigen Zahl giltig erachtet worden sind, muß die Frage an das Schweizervolk gestellt werden, ob die Bundesverfassung revidirt werden soll, weil die gegenwärtige Verfassung im Art. 39 jegliches Monopol für die Herausgabe von Banknoten ausdrücklich untersagt. Ueber die Art der Fragestellung herrschen verschiedene Meinungen. Die Petenten glauben, und wir stimmen ihnen in diesem Punkte zu, eS sei gestattet, die Anfrage auf den Art. 39 zu beschränken, weil die Abänderung nur dieses Artikels verlangt wird; die Anderen hingegen, und diese bilden wenigstens in der Presse bisher die Mehrzahl, sind der Ansicht, es müsse die Frage allgemein gestellt werden: ob das Volk überhaupt die Versassungsrevision wolle. In beiden Fällen, mag die Frage allgemein gestellt, oder nur auf einen besondern Artikel bezogen werden, ist die gesammte BundeSverjammlung einer Neuwahl zu unterziehen, falls die Mehrheit des Volkes jene Frage bejaht, und erst die neugewählte Bundesversammlung darf die Revision vornehmen. So schreibt die Ver fassung vor. Es springt in die Augen, daß damit ein ungeheuer schwerfälliger Apparat ins Werk gesetzt würde, der moralisch nur dann gerechtfertigt wäre, wenn eS sich um den Gewinn eines sehr bedeutenden Gutes handelte, das von einer imposanten Zahl von Bürgern begehrt würde. Das ist aber hier in keiner Weise der Fall. DaS Bundesmonopol erscheint als eine sehr zweifelhafte Bescheerung, und wenn man nach 1 jähriger Agitation mit Noth kaum den zehnten Theil der stimmfähigen Bürger zusammenbrlngt, um ein Be gehren zu stellen, so ist dieses von einem Volksbegehren noch weit entfernt. Wir sagen daher: der Zweck, den man erreichen will, ist die darauf verwandten gewal tigen Mittel nicht werth. Mehr, als überflüssig aber, als geradezu gefährlich stellt sich die Operation heraus, wenn an maßgebender Stelle die Ansicht die Oberhand behält, daß die Anfrage an das Volk allgemein gestellt werden müsse und die neugewählten National- und Ständeräthe an der Verfassung ändern können, was ihnen beliebt. Dann ist die ganze Verfassung in Frage gestellt, und wir fallen hinter 1874 zurück. Dann ist die große Gefahr vorhanden, daß rückwärts revldiet wird und manche theuer erworbene Errungenschaft wieder verloren geht. Denn das wird hoffentlich keinem denkenden Bürger entgehen, daß heutzutage der Wind in der Eidgenossenschaft nicht centripetal, sondern eher centrifugal bläst und bei einer Ummodelung der Ver fassung nur die reaktionären Parteien ihre Rechnung finden dürften. Einer solchen Reaction m die Hände arbeiten kann aber kein wahrhaft freisinniger Eidgenosse, der seine fünf Sinne beisammen hat und den die Sucht nach dem Monopol nicht blind machte. Es handelt sich nicht mehr darum, ob man das Bundesmonopol wolle, oder nicht, sondern darum, ob man die Bundes verfassung von 1874 bestehen lassen wolle, oder nicht, und da müssen die Hunderttausende, welche sie durch ihre Stimmgebung besiegelten, wieder aufgerufen wer den, um zu ihrem Werke zu stehen." Selbst Anhänger des Banknotenmonopols schrecken davor zurück, die Bundesverfassung, das einzige Element der Stabilität in der föderativen Republik, nach kaum Ojährigem Be stände wieder in Frage zu stellen. Die Bundesrevi sion hat für die Schweiz immer ein gefährliches, mehr jähriges Provisorium in allen öffentlichen und staat lichen Verhältnissen zur Folge; wenn der Verfassungs boden wankt, stehen Gesetzgebung und Administration auch nicht mehr fest. Wird die Revlsionsfrage bejaht, so hängt die neue Milttärorganisation, das Finanz- system, die Rechtseinheit wieder m der Luft, und alle Errungenschaften der Gesetzgebung seit 1874 sind in ihrem Fortbestände bedroht. Die Bundesrevision setzt ein großes Fragezeichen vor das ganze schweizerische Staatswesen. Lagesgeschichte. * Berlin, 11. August. Se. Majestät der Kaiser, welcher heute Vormittag noch eine kurze Spazierfahrt von Ischl in der Richtung nach Laufen hin unter nommen hatte, begab sich um 1 Uhr zum Galadincr nach der kaiserl. Villa. Noch Beendigung des Diners fuhr Se. Majestä», von dem Kaiser von Oesterreich begleitet, direct nach dem Bahnhöfe. Nachdem sich die Majestäten dort m der herzlichsten Weise von ein ander verabschiedet hatten, reiste der Kaiser Wilhelm Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Bret Harte. (Schluß zu Rr. 18s.) Wenn der Leser so unbedenklich wie der Autor darüber hinweggeht, daß der alte Morton naturgemäß die Stimme auch vernehmen müßte, so ist dies jeden falls ein höchst wirksamer Actschluß. In hohem Grade originell ist ein Duell zwischen Concho, einem mexi kanischen Schurken und Colonel Starbottle — gleich falls ein alter Bekannter der Leser Bret Harte'- — geschildert. Die Scene wird dadurch herbeigrführt, daß Concho den Kniff verrathen will, den Oakhurst Don Jose gespielt, ein Versuch, der dadurch vereitelt wird, daß Oakhurst seinen Platz schon dessen rechtmäßigem Eigenthümer wieder abgegeben hat. So kommt eS, daß, als Concho begehrt, dem Manne, den er als Betrüger und Schwindler denuncirt hat, gegenübrrgestellt zu werden, der wirklich« Sandy Morton ihm entgegentritt, wa« ihn mit Schreck und Entsetzen erfüllt. Ein guter Zua ist, daß Sandy in der Erregung die förmliche, geschäftliche Sprechweise, in der er begonnen, fallen läßt und in den Jargon und die Art und Weife im Goldaräberlager verfällt. Al» Don Josö und Sandy die Bühne verlassen haben, ist der bitter enttäuschte unk infolge dessen wüthende Concho im Begriffe, ihm »u folgen, allein Colonel Starbottle hält ihn zurück und fordert ihn zu einem Duell heraus, in dem die Beiden auf» Ungefähr zwischen zwei Pistolen zu wählen haben, deren eine geladen, die andere ungeladen ist. Die Wahl ist getroffen, und die Gegner warten auf den Schlag der Uhr, der das Signal zum Losdrücken geben soll. Da bemerkt Colonel Starbottle: — „Einen Augenblick, nur einen Augenblick noch!" Concho: „Ein vergeblicher Kniff, Feigling! Sie brin gen mich von meinem Ziele nicht ab. Starbottle: „Ich überhöre das Epitheton — rrrl — Ich wollte Sie nur sragen, ob Sie, wenn Sie — rrrl — Unglück haben sollten, Ihren Freunden — rrrl — und Verwandten irgend eine — rrrl — Bot schaft kommen lassen wollten?" Concho: „Sie können mich nicht zum Narren hal ten, Sie Feigling Sie!" Starbottle: „Ich habe nur vorsichtshalber gespro chen. Dank der Stellung, in der Sie sich — rrr! — befinden; indem Sie unausgesetzt ihre Waffe in einer Linie mit meinem rechten Auge halten, sehe ich einen Lichtstrahl zwischen dem Laufe und der Platte des Drückers und — rrr! — er beleuchtet den Lauf. Ich schließe daraus, daß Sie so unglücklich gewesen sind — rrrl — die ungeladene Pistole zu wählen." Concho, der den Arm, der die Waffe hält, zitternd sinken läßt: „Ah! Ahl DaS ist Mord!" (Läßt die Pistole fallen.) „Mordl Hilfe! (sich rurückziehend) zu Hilfe! zu Hilfe!" Er entfernt sich rasch, während die Uhr schlägt, da» verabredete Signal zum Schüsse. Colonel Starbottle, auf ter anderen Seite de» TffcheS stehend, senkt seine Pistole mit pompöser Feierlich keit und nimmt die von seinem Gegner fallengelassene zur Hand. Starbotile, diese Pistole sorgsam betrachtend und untersuchend: „Ah! (Er hält sie in die Höhr und feuert sie los.) Es scheint, daß ich mich doch geirrt habe. Die Pistole war geladen." (Er entfernt sich ruhig.) Es ist dies eine ganz köstliche Scene von geradezu drastischer Wirksamkeit. Sehr hübsch auch sind die LiebeSscenen mit Jovita, und der Contrast, den die feurige Mexikanerin zu Mary, der Schullehrerin nach neuenglisch-idealem Zuschnitte, bietet, die Letztere ihren veredelnden Einfluß nicht nur auf die ihrer Hut an vertrauten Kinder, sondern auch auf alle ihr begeg nenden Männer erstellt. Reizend ist daS Gespräch zwischen ihr und der feurigen Jovita, indem Mary seufzend der Schwäche ihres HerzenS für Sandy und seiner Zurückhaltung gedenkt. Miß Mary: „Sie verübeln ihm seine Selbstbeherr schung! Wie wenn er einer solchen unsähig, wenn er z. B. ein — Trunkenbold wäre?" Jovita nachdenklich: „Ein Trunkenbold! Ein schwa cher, unverläßlicher Trunkenbold?" Miß Mary: „Nein! Unverläßlich nur sich selbst gegenüber, Ihnen aber treu ergeben." Jovita: „Miß Mary, ich habe die Entdeckung ge macht, daß ein großer Fehler einen Mann sehr ost einer ganzen Menge kleiner überhebt." Miß Mary: „Ja, wenn er aber ein Sklave seiner Leidenschaft für den Trunk wäre?" Jovita: „So würde ich suchen, diese Leidenschast durch eine andere zu verdrängen. Weit lieber ein Mann, der ein paar tüchtige Fehler hat, aber einer vollen Hingabe fähig ist, al» ein kaltherzige», berech nende» Tugendmuster." Diese kleine Liebe»controverse schließt mit der Neu- Engländerin Zugeständniß: „Ach Jovita, wir sind zwar verschiedenen BolkSstamme», ober einerlei Geschlechts." Und wirklich erweist sich die streng Methodische von der Art der ungestümen Jovita, denn als Sandy bei der nächsten Begegnung im Gefühle feiner Unwürdlg- keit statt seine Empfindungen zu verrathen, ihre Freund lichkeit nur mit scheuer Ehreibletung erwidert, ruft sie, zur Seite gewendet, herzlich ungeduldig: „Der Narrl" Dafür finden wir aber auch recht mißglückte Scenen. Darunter zählt auch jene TrunkenheUSscene am Ende, in welcher der alte Morton über die Täuschung, der er sich hingegeben, aufgeklärt werden und erfahren soll, daß der Mann, den er als Diego gekannt, sein Sohn ist. Morton kommt trunken auf die Scene, und als er neuerdings Wein begehrt, ruft San^y: „Halt, nicht mehri" — Wer wagt e», meine Befehle durch Gegen befehle zu kreuzen?" schreit Morton erbost, und Concho erwidert: „DaS will ich Ihnen sagen — Diego ist's, der wegen Trunkenheit aus dem Hause Ton Jos«'S weggejagt worden, Sandy, der Vagabund von Red- Gulch ist'-." Darauf erwidert Sandy nun mit all' dem falschen Pathos, dessen sich sonst nur die Helden eine- Melodramas erfreuen und der ihm gar nicht zu Gesichte steht: „Ja, Diego — Sandy — der Aus- gestoßene, allein so wahr mir Gott helfen möge, nicht länger mehr der Trunkenbold. Ich verbiete Dir, die- GlaS zu berühren. Ich tun dein Sohn Alexander Morton. Ja, blicke mich nur an, Vater, ich binS. Ich, dem Trunksucht durch Dich in- Blut gepflanzt ist, ich, den Du retten wolltest, ich, ich stehe hier, Dich zu retten! Gehen Sie (-um Diener gewendet), gehen Sie. So lange rr in diesem Zustande ist, bin ich hier der Herr!" Eine widerliche und mit dem Ganzen nicht in Einklang stehende Scene. Die „Wien. Abendp ", welcher wir die vorstehen-
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