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Dresdner Journal : 09.06.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188106097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810609
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-06
- Tag1881-06-09
- Monat1881-06
- Jahr1881
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- Dresdner Journal : 09.06.1881
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130 Domerstag, den 9. Juni 1881 Dres-nerZoumal - »,»0bz. Berantwortliche Redattion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ich. Ä reimaurer blieben noch nach Wirubow'» bet. ksieke» trittuo<t >». >». p»— s»k»k-> : ^krlick: . . 1» ^>r. jz^Ldriwb: 4 Hitrlr KVkk. js,»»«!,», Kuwmera: tvkk. S,kO b.u l»- !/) U»o1r». ip» vTLuL. z,^0diott«. ,0 Ki»o1ts». p» v»t»Lk. lv» V»turL. itttvood,). »,7»tz » Feuilleton. Resigirt von Ott» Banck. schiedung eingefunden hatte; „möchtet Ihr nicht einen günstigeren Bescheid de» Königs abwarten?* „Ich glaube nicht, daß ein solcher zu erlangen ist, ich bin schon zufrieden, daß er nicht ganz abweisend lautet. * „Deshalb solltet Ihr bleiben und das Eisen schmie den, so lange eS warm ist.* „Verzeiht, ich glaube, eS ist besser, man überläßt den König dem eigenen Nachdenken.* „Oder der Langeweile, die ihn über kurz oder lang auS dem Schlosse treiben wird,* versetzte Harriet bitter, „Ihr seid zu galant, mir das zu sagen. Ich kann eS Euch nicht übel nehmen, daß Ihr eilet, Mount- Orgueil zu entfliehen.* „Ihr thut mir unrecht, Miß Harriet, wie gern bliebe ich in Eurer Nähe, aber man erwartet mit Sehnsucht meine Rückkehr, und sagt selbst, darf ich länger als unbedingt nöthig in einem Schlosse weilen, dessen Gouverneur mich nur ungern innerhalb dieser Mauern duldet?* „Nicht Eurer Person, Eurer Sendung gilt der Groll meines BaterS * „Gleichviel, ich bin Sir Ralph ein unwillkommener Gast und eile, ihn von dieser Last zu befreien * „Ritter Georg, wer hätte denken sollen, als wir unS am Hofe von Frankreich trafen, daß wir unS so Wiedersehen würden!' seufzte sie. „ES sind harte Zeiten, sie fordern ganze Männer, und ich fürchte, wir setzen unsere Hoffnungen auf einen Knaben* sagte Wincam düster. „Glaubt das nicht!* rief Harriet lebhaft, „steht Karl an der Spitze eines Heere», ist er inmitten Eures Volkes, so werden ihm die Kräfte wachsen; eS kommt ». >». begonnen, als der Skandal lsSging. Man unterbrach sie durch Murren und Proteste, doch beachteten die Priester da- nicht. Als jedoch der Leiter der Begräb- nißcompagnie dem Akademiemitglied Renan den Weih wedel reichte und dieser nach üblicher Weise den Sarg mit Weihwasser besprengte, schrien die Freidenker und Freimaurer ohne Rücksicht auf die Familie: „Renan, das ist eine Schande, das ist Feigheit!" Als die Menge sich eben zerstreuen wollte, trat der Chefredac teur der „Kous positive", Wirubow, vor uvd begann trotz deS Verbotes des Verblichenen eine Rede. Die Freimaurer applaudirten ihm. In den Beifall misch ten sich die Rufe: „Nieder mit der Soutane, nieder mit dem Weihwedel! ES lebe die Freimaurerei, e» lebe die Freidenkereil* Im Namen der Familie inter- venirte der Vorsteher der Leichencompagnie, aber ver geben- suchte er dem letzten Willen deS Verstorbenen Respect zu verschaffen. „Wirubow soll reden!" schrie man von allen Seiten. Während die Mehrheit sür die Rechte der Familie eintrat, fuhr eine Gruppe von Freimaurern mit ihrem Schrei: „Nieder mit den Prie stern! Man hat unS diesen Leichnam gestohlen. ES lebe die Freidenker«!* fort. Dann legte Wirubow wieder loS: Littre sei gestorben, wie er gelebt, ohne Glauben und ohne Religion. Er habe an keine Un sterblichkeit nach dem Tode geglaubt, und schloß dann: „Die sociale Unsterblichkeit, die allein wohlthut und fruchtbar ist, beginnt heute für dich.* Die Familie hatte sich inzwischen von dieser Profanation abgewen- s. a«. »B bG. G. Ä. Ä. » G. G. E. bÄ. 0G. i)Ä. obj. Rede gegen 15 Minuten und erneuerten unter wüstem Geschrei ihre Proteste. UnserPariser Eorrespondent, dem ultramontane Ge sinnungen vollständig fremd sind, schreibt: Aus dem Fried- hofevon Montparnasse gab eS lauten Lärm. Als Ernest Rönan auS der Hand deS Priesters den Weihwedel in Empfang nahm, um den in die Gruft niedergelassenen Sarg zu besprengen, entstand heftiges Murren. Der Re dacteur der positiven Revue, Wirubow, ließ sich nicht verhindern, eine Rede zu halten. Er sprach in dem selben Sinne, wie Galopin, und seine Gesinnungs genossen unterstützten ihn mit dem oft wiederholten Rufe: „ES lebe der freie Gedanke.* Es war eine Scene, die mit der Stille des Friedhofes in traurigem Contrast stand. Da» „Journal deS DebatS" referirt über dre Rede^Wirubow'S, wie folgt: „dir. Wiroudov a prononee uns eourt« allocution!" Die Wuth der ungläubigen Welt über daS christ liche Ende Littre'S kennt keine Grenzen; sie wird um so glößer, je mehr man sich in jenen Kreisen über zeugen muß, daß Littrs ihnen wirklich entrissen ist, und Kirche und Familie keinen „Raub und Betrug auSgeführt* haben, wie Galopin und Wirubow am Grade sich ausdrückten. Bereits fangen einzelne re publikanische Blätter damit an, den einst fast vergöt terten Gelehrten mit Steinen zu bcwerfen. Der Mann, welcher auf dem Todtenbette die Taufe empfängt, an dessen Leiche Priester, Mönche und Nonnen be'en, kann natürlich kein „großer Geist* gewesen sein. So schließt die „Marseillaise" ihren Nekrolog mit fol genden Worten: „Littre war weder ein Genie, noch ein Talent, noch ein tiefer Denker, noch ein Stilist.* — Daß die Taufe Littre'S auch gewisfe deutsche Blät ter höchst unangenehm berührt, kann nicht verwundern. So jammert das „Deutsche MontagSblatt": „Daß der mehr als 80jährige Greis einem Feinde unter lag, dessen tyrannischer Macht jeder Sterbliche vergeben- widerstrebt, daS ist eine Thatsache, mit der unS ihre in dem Weltenlauf begründete Gesetz mäßigkeit in kürzerer oder längerer Zeit auSzuföhnen vermag. Aber der unerbittliche Zerstörer alles Lebens ließ sich nicht an seinem eigenen Siege genügen. Indem er durch seine Vorbotin, eine monatelange m. Hein tz Hrn. >en zwei n. Schul- Dresden, born my Hr. «e- mit Frl. -r. Kaus- ! Schmidt nana mit en. Hr. amm in -r Ernst übler in Tauten- in Leis- chter mit ,. Herr mit grl. -r. Ernst iseiad in l Pseiffer ach i. « mit Frl. iiirimma. nna Hen na Kieß- Arnsbach, ider mit 'chen bei mit Frl. in Riee he Hein ert Schir- n Penig. >. E. mii en. Hr. id Bader mit Frl. chiller i» lehnchen). -ndera in Nichtamtlicher Theil, »«tersichl. relegraphische Rachrichte«. Zkitung-schau. ragetgeschichte. Dresdner Nachrichten. Beilage, relegraphische WitterungSberichte. Körseunachrichten. ». 0b.a.S. ». e. ». ». taseratenprelser esr llaa kaum staer ^vnpaltvnva ttutttnml» so kt ttotar „Lia^vmraät" «tio Leit« LV kt. TAglieL mit Xunmrbiao «ter 3oaa- uv<t für äea kot^enävn lag „Und dann?* „Dann gehe ich mit Dir zum König, und nicht lange wird eS währen, so folgt er mir; er, Walker Du und ich besteigen da- Boot, da» am Schlosse unserer wartet und un» zu dem Schiffe trägt, da» un» nach Schott land bringen soll.* „Ich soll mitfahren?* fragte Milly, ganz berauscht von dem Gedanken, mit dem Geliebten, mit dem Kö nige Abenteuer und Gefahren zu theilen. Kannst Du glauben, ich ließe Dich hier zurück, wenn ich fortgehe?* fragte er vorwurf-voll und strich ihr liebkofend über da» Haar. „Hast Du mich jetzt begriffen?" Sie nickte. „Wohlan, fo werde ich Alle» zur Ausführung unsere» Plane» vorbertiten." „E« liegt ein Schiff segelfertig, da- der König besteigen kann, sobald er will.* „Soll ich ihm das sagen?* „Da» sollst Du, aber ich fürchte, er wird nicht auf Dich hören. Mir wird er glauben." „Kennt er Euch?" „Seit seiner Kindheit; ich habe nicht immer unter den Zigeunern gelebt, doch daS ist eine lange Ge schichte, die ich Dir erzählen will, wenn wir mehr Zeit dazu haben. Für jetzt nur so viel; ich muß den König sprechen, Sir Ralph läßt mich nicht ein, S giebt nur einen Weg, zu ihm zu gelangen, ich folge Dir heute Abend." „Lieutenant Walker läßt Euch nicht hinein." „Er wird e-, sobald ich ihm nur ein Wort gesagt, siehe nur zu, daß er mir nicht die Thüre vor der Dresden, 8. Juni. Ein Ereigniß, welche» zwar weder zur Tagespoli tik, noch zu den schwebenden kirchlichen Fragen in Be ziehung steht, aber dennoch in hohem Grade die Auf merksamkeit erregt und sür die Beurtheilung der öffent lichen Zustände Frankreichs von Wichtigkeit erscheint, ist da» Leichenbegängniß Emile Littrö'», de» französischen Akademikers. Dasselbe ist zunächst von Interesse durch die verschiedene Darstellung, welche die Vorgänge bei demselben in der TageSpreffe erfahren haben, und giebt hierdurch Veranlassung zu einer nicht uninteressanten Textkritik. Wir unternehmen hier den Versuch, durch einen Vergleich der verschiedenen Versionen die historische Wahrheit über DaS, waS sich bei der Beerdigung deS Akademiker» zutrug, festzu- stelleu. Wir verfahren nach streng mathematischer Methode und ermitteln zuerst dft bekannten Größen, um dann hieraus auf die unbekannten zu folgern. Uebereinstimmung besteht in allen Berichten bezüglich Derjenigen, welche an der Begräbnißfeierlichkeit sich betheiligten. Die Trauerverjammlung war eine hoch ansehnliche, und alle bedeutenden Namen der Pariser Gesellschaft waren dabei vertreten der Ministerpräsi dent JuleS Ferry, Barthelemy St. Hilaire, der Mi nister deS Auswärtigen, EazelleS, Vertreter deS Mi nisters deS Innern, Leon Say, Senat-Präsident, Herold, Seinepräfect, Andrieux, Polizeipräsert, viele Senatoren, vr. Galopin, Wirubow, Redacteur der „Kerne <ls I» pbilosopdis positive" u. f. w. An der Spitze deS ZugeS ging Commandont Fayet, als Vertreter deS Präsidenten der Republik, eS folgten Deputationen deS Senats, der Akademie von , rank reich, deS Instituts, der Akademie der Medicin und der Freimaurerlogen. Akademiker, darunter R6- nan, hielten die Zipfel deS Leichentuchs, eine Abthei- lung Militär begleitete al» Ehrenwache den Zug; kurz, die Beerdigung Littre'S war nach dieser Richtung hin eine der großartigsten Feierlichkeiten, welche Pari» in den letzten Jahren gesehen. In dieser Beziehung besteht vollständige Ueberein- stimmung unter den Berichten, nicht aber über die F>. Lvancükattav, OoauiuEoaLr ä«, Vrvväoer Courant»; L»»d«U Ivril» Viv» Nwl - »r—I», »nuettart N.! K NvrN» Vl-a-LEdarU- Krankt,»« ». N. HÜLek»: Zi-xt , LarUn: S. L-veet, /nv-Uictvnciant, Nr«»«»: L Lektotte, : F öitrsau; Krankt«« ». : L Favasv'aok» öaovNaoälunx; SSrUt»: t, Staller Lm»ov«i (7. So^Uasiar, Kart» Lvril»-KranktilN ». H.- »tattEar«: Da«L«L 0o., Uamdnr,: AlMnor S»r»»»»»d«rr Kvaist. Lvpeäition <ts» l-rsxtosi- ^onrnnl», 1)r«aä«a, tto. LV. St. Petersburg, Mittwoch, 8. Juni. (Tel. Handlungen der verschiedenen, bei der Beerdigung des d. DreSdn Journ^) Eine Note des „Regierung»- Gelehrten betheiligten Personen. Hier zeigen sich sehr Anzeigers" weist die Unterstellung zurück, daß große Abweichungen in der Darstellung. »otriu (»«» !t,4L Vorm- 11,4» „su), 8,0 öiettw > 8^>v Vorm. .Irrt. 19,IS, »««), 12^0 l,0 ^»oUm. 4,40), (»u» Xltst. (»a» XltM. vlr : «,o fvrw^ ». OvLrt«- 0 , Telegraphische Nachrichten. Ems, Mittwoch, 8. Juni. (Privat-Tel. d. Dresdn. Journ) Ge. Majestät der König von Sachsen hat heute Vormittag Ems nach beendeter Eur im besten Wohlsein verlassen, um Sich zunächst nach lrier zu begeben, wo Ihre Majestät die Königin auf der Rückreise von Belgien heute Abend eben- fall» rintrifft. Freitag, den 10. d. M. gedenken Ihre Majestäten über Coblenz und Köln nach Dre-drn zurückzukehren. Die Ankunft daselbst er folgt vorau-fichttich Sonnabend, den 11. d., Vor mittag» k12 Uhr. Hamburg, Mittwoch, 8. Juni, Mittag». (Tel. d. DreSdn. Journ.) In einer Erklärung empfiehlt die Handelskammer der Bürgerschaft die Genehmigung te» Zollanschloßvertrag», da durch dir danerude Gewährleistung eine», wenn auch verkleinerten Freihafen» der Bestand und die gesunde Fortent wickelung de» überseeischen Großhandel», de- inter- nationalen Zwischenhandel» und der Erportindustri« gesichert.sei. Sehr bedenkend sei der Uebrrgang der Zollverwaltung an die Hamburger Behörde«. Die Handelökammer hätte dir Sicherung der völ ligen Kreiheck der Unterelbe gewünscht; doch dürfte auch hier, wie bei den Regulativen über die for mellen Zufichernngen die Natur der Sache nach- theilige Folgen verhindern. Die Handelökammer hofft eine siegreiche Ueherwindung der Uebrrgaag»- schwierigkrite» und glaubt, daß durch de« Zoll««- schluß manche Handrlözweige und Industrien gün stiger gestellt werden würden. Pari», Die«»1ag, 7. Juni, Abend». (W. T. B.) Die Depntirtrnkammer nahm hevtr den Ge setzentwurf, betreffend die PenfionSzuschüffe für die Marinesoldaten «nd deren Familie«, nach den An trägen der Commission an, welche höhere Summen, al» die Regierung vorgeschlagen hatte. Weiteren Nachrichten au» Oran zufolge be- trägt die Zahl der am 2. d. zwischen Arrvdah und Grryville von Insurgenten ermordeten Personen uicht 26, sondern 8. (Vgl. unsere Pariser Corre- spondenz unter „TageSgeschichte") — Der Mörder de» Redakteur» de» „LölSgraphe", Teguin, ist gestern in Beja hingerichtet worden. Dubli«, Mittwoch, 8. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Da» Amtsblatt veröffentlicht eine Pro- clamation, welche ein Agrarmeeting in Mullingar (Grafschaft Westmeath) verbietet und besondere Vor sichtsmaßregeln anordnet. Gestern fanden ernstliche Ruhrstörungen in Schüll Statt infolge de- Gerücht- von der Ver haftung de- Ort-pfarrer-. Die Tumultuanten zer störten da- Straßenpfiaster und die Telegraphen- leituug. Die Polizei machte vom Layonnet Ge brauch. Bon Cork «urdeu Truppen requirirt. Rußland der bulgarischen Krifi- indifferent gegen- übrrstehe oder die Entschlüsse de- Fürsten miß billige. Die russische Regierung sei überzeugt, daß der Fürst bei seiner Erklärung, unter den gegenwärtigen Umständen seine Aufgabe nicht er füllen zu können, einer tiefen, auf Erfahrung be ruhenden Ueberzeugung gefolgt sei und pflicht widrig handeln würde, wenn er fortführe, einen al- gefahrvoll erkannten Zustand der Dinge mit seiner Verantwortung »u decken. Die russische Regierung wünsche, daß die bulgarische Natiou, dem loyale« Worte deS Kürsten vertrauend, ihm treu verbunden bleibe und die Aufstachelungen ehrgeiziger Agitatoren zvrückweise, welche da- Land in eine Untergang drohende Anarchie stürze« könnten. Bukarest, Mittwoch, 8. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die gestern begonnenen Juterprllation-- verhandlnogen betreff- der Donaufrage dauerten in der Deputirtenkammer bi- heute 1 Uhr Mor gen- fort. Zahlreiche Redner sprachen sich gegen eine gemischte Commission an- und forderten die Regierung auf, sich genau an die Stipulationen der bestehenden Verträge zu halten. Schließlich wurde die einfache Tagesordnung, wofür auch die Regierung eivtrat, mit 39 gegen 25 Stimmen an genommen; 5 Deputirte enthielten sich der Ab stimmung. Der während der ersten französischen Revolution geborene Litträ war nach der damaligen Sitte nicht getauft worden. Er war Freimaurer, und feiner schriftstellerifchen Thätigkeit nach gehörte er zu den Freidenkern. Er war jedoch so tolerant, seine streng ka tholische Frau und seine Töchter in ihrem Glauben nicht zu beeinflussen; und eS zeigte sich hier, wie so häufig in den französischen Familien, da» Schauspiel eine» allen kirchlichen Traditionen entfremdeten Gatten und einer streng kirchlichen Gattin und Töchter. Auch hierin stimmen alle Berichte überein. In den letzten Wochen vor seinem Tode wurde keiner der Freunde Littrö's mehr bei ihm zugelaffen; dagegen empfing er täglich geistlichen Zuspruch und bekam da» Sacrament der Taufe gespendet. Auch bezüglich dieser Thatsache besteht noch Uebereinstimmung unter den Berichten. Dagegen behaupten die liberalen Blätter, Litträ'S Frau und Töchter hätten seine Freunde von ihm fern ge halten und feine Schwäche benutzt, um ihm die Taufe spenden zu lassen, während die Clericalen seine Be kehrung al» eine völlig freiwillige darstellen. Letztere sagen, seine Bekehrung sei eine schon lang vorbereitete Thatsache gewesen. Obwohl Atheist, hielt Litträ in seinem Hause so auf die Sonntagsruhe, daß er keinen Nagel m feiner Wohnung einschlagen ließ. 1875 spendete er 5000 Frc». für die Ausschmückung seiner Pfarrkirche. Vor 6 Monaten verlangte er nach einem Priester, und konnte sich seitdem fast keinen Tag ohne den Abb« Huvelin verfügen. In seinem Testament, zu dessen Vollstrecker er Bartholemy St. Hilaire er nannt, forderte er ein Civilbegräbniß: 4 Tage vor seinem Tode verbrannte er e» und setzte ein neues auf, in welchem er den Wunsch aussprach nach einem kirchlichen Begräbniß und sich jede Rede bei der Todtenfeirr verbat. In dieser Beziehung besteht also eine wesentliche Abweichung. ES sind scharfe Gegensätze, die hier ein ander gegenüber treten und die auch bei dem Begräb nisse zum Au-bruch kamen. In den Berichten über die Beerdigung bekundet sich jedoch die Absicht, die grellen Mißtöne zu verdecken, die angesichtt der glänzenden Trauerversammlung sich vernehmen ließen. Nach der clericalen Darstellung drang der radicale l)r. Galopin in da» Leichenzimmer und hielt dort eine Rede, worin er den Verstorbenen, den man der denkenden Mensch- ffnt gestohlen habe, für die universelle Freimaurerei reklamiere. Er schloß seine wüthende Rede: „Meister, wir werden dich rächen, indem wir deine Schriften unter dem Volk verbreiten.* Die „Agence Hava»* schreibt: Schon im Trauerhause sprach l)r. Galopin im Namen der Freimaurer die Worte: „Du nanntest mich deinen Sohn und liebtest mich. Ich bleibe drin Schüler und Bertheidiger. Im Namen der positiven Philosophie komme ich, um die Rechte der allgemeinen Freimaurerei zu erfüllen. Man täuschte un», um dich der denkenden Menschheit zu stehlen. Der Zukunft ble'bt e» Vorbehalten, deine und unsere Feinde zu be- urtheilen. Meister, wir werden un» rächen, indem wir deine Bücher verbreiten.* Man sieht, diese beiden Darstellungen weichen nicht wesentlich von einander ab, und auch unser Pariser Eorrespondent bestätigt da» Verhalten de» Or. Galopin. Da» „Journal de» Debat»*, ein der französichen Frei maurerei und zugleich der Gelehrtenaristokratie sehr nahe stehende» Organ, übergeht den Vorfall mit Schweigen und bemerk nur, daß sich l)r. Galopin im Trauer haufe dem Sarge genähert und „einige bewegte Worte* gefprochen. Die BeerdigungSceremonie foll vielfach durch zahl reich versammelte Freimaurer und Freidenker gestört worden sein. Ein Pariser Eorrespondent der „Ger mania" schreibt hierüber U.A.: Kaum hatte der Lleru» auf dem Kirchhofe Montparnasse die kirchlichen Gebete Der Ueberfall auf Mount-Orgueil. Historische Erzählung von Kr. «rneseldt. (Fortsetzung zu Nr !LS.) „WaS habt Ihr vor?* fragte sie ängstlich. „Führt Ihr BöseS gegen den König im Schilde?" Weißkopf erkannte, daß er sich von feiner Leiden- fchaftlichkeit habe fortreißen laffen und gab feinen Mienen schnell wieder ihren gewöhnlichen Ausdruck. „Thörichte Dirne," schalt er, „wie oft foll ich Dir wiederholen, daß ich da» Beste deine» König» will?" „Ihr fahet fo wild au-, ich fürchtete mich vor Euch." Glaub'» wohl, der alte Soldat lebte wieder auf; merkst Du denn nicht, daß ich mich freue, mit dem König in den Kampf zu ziehen?" „Da» wolltet Ihr?" „Da» will ich", nickte er. „Höre mich wohl an, Du sollst jetzt All » wissen; da Du die Hauptperson bei der Au»führuna meine» Plane» bist, ist e» billig, daß Du ihn kennst. Setze Dich hier her zu mir." Er nahm sie vertraulich bei der Hand, ließ sie neben sich nirderfltze« und fuyr in überredendem, väterlichem Tone fort: „Die schottischen Abgesandten gehen un verrichteter Sache wieder fort, Sir Ralph läßt den König nicht au» dem Schlosse, er muß e» ohne sein Wissen verlaffen." „Wie wollt Ihr da» machen?" Er stand auf und schritt hastig dem Lager zu. „Schnell fort mit Dir", gebot er Turner. „Bestelle Elinton, er solle nach Sonnenuntergang die Insel um segeln und ein Boot mit wohlbewaffneten Männern am Bord nach Whale Rock senden; nach diesem Punke hat er auch nach den Signalen au-zuschauen; erblickt er da» Licht der rothen Laterne, dann soll er die Brigg segelsertig machen." „Zur Fahrt nach England!" jubelte der Zigeuner mit einem Luftsprung. „Den Tour» de» Schiffe» bestimme ich, wenn ich am Bord der Brigg bin", entgegnete Weißkopf ge bieterisch „Mache, daß Du fortkommst." Mit verschränkten Armen schaute er dem Zigeu ner nach. „Ihr seid Alle, Alle nur Figuren, die ich aufstelle, schiebe und umwerfe, wie e» mir gefällt. Ihr dient meinen Plänen, während die Einen glauben, da» Gold Cromwell» zu verdienen, während Milly sich einbildet, einen König machen zu helfen. Ha, ha, ha, wa» ich vorhabe, da» fallt ihr Alle erst erfahren, wenn der Schlag geschehen ist; wenn Karl Weißkopf vor sich ge- fehen und feinen wahren Namen gehört hat. Dann erst mag Jeder wissen, wem ich Freund, wem ich Feind bin." Er lachte laut aus, daß e» schaurig von den Klip, pen wiederklang, und blicke lange und unverwandt auf da» Meer hinau». VI. „Ihr wollt wirklich heute schon wieder aufbrechen, Ritter Georg Wincam?" fragte Miß Harriet den schottischen Abgesandten, der sich bei ihr zur Berab-
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