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Dresdner Journal : 08.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188110084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18811008
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18811008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-08
- Monat1881-10
- Jahr1881
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- Dresdner Journal : 08.10.1881
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Sonnabend^den 8. October 1881 ^doQo«w«at»pr«l>r DreMlerZMrMl Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. .LluU». Aichtamtlicher Theil Uedersich«. -ook»). U). Von» ke tn- wegen Betrug» mit 1 Jahre Ge den, u. kN. lbS 1»8 15» »L»I». IV»X >ll 70 -Mk, jz^LUrliad: L bvkk. Limslos ^lUllwern! 10 kt Lvioüs» tritt ?c»t- rurä 8t«mpslru»otrl»8 tüoru. l krük ledsr- iw»ek iltoiH r>6en. v»^»d. ier> ja- im kwsLZa. lU Dtdui Sa» Lazzaro. Novell« von Otto ». Leitgeb. (Kortietzung.) Ihre Schwester hatte auch an ihn geschrieben, Zeilen voll freundlicher, liebenswürdiger Offenheit, lVD. »L« vi« Nil.»« worin sie ihm ausrichtig gestand, daß sich der Sm» de» Kammerherrn in Nichts geändert habe, ihm nach dem Duelle womöglich noch feindlicher sei, als früher. Trotzdem hoffe sie auf den besten Ausgang feiner Wer bung. Auch Gustav hatte Alfred einen ernsten Brief geschrieben, worin er ihm mrttheilte, daß er, Gustav, unter allen Umständen sein treuester Bundesgenosse sei und bleibe und die „alberne Marotte* seines Schwiegervaters zweier Menschen Glück nie und nim mer verhindern solle. Dagmar sehne ihn schon so herbei! — Aber Alfred konnte diese Sehnsucht leider noch nicht stillen, denn was ihn in Waldburg hielt, duldete keinen Aufschub. Schon in den ersten Tagen nach der Flucht Bruckmann'S, von dessen weiterer Verfol gung man auf l)r. Werner'S Anrathen der Gräfin zu Liebe Abstand genommen, war er mit Onkel Göde und Paul al» Zeugen, in H. gewesen, wo er majorenn erklärt worden war, und nun sollte er alle die weit läufigen, verwickelten Angelegenheiten deS ganzen Güter- complexeS allein übernehmen. Als man die Ernteeinfuhr endlich glücklich voll endet hatte, brachen, als hätte der Himmel just dis dahin, und nicht länger, warten wollen, die Herl stregen lo», und nun kamen jene regentrüben, wolkenvechange- nen Herbsttage, die den ersten Uebergang zum Winter bilden und nirgends so düster und eintönig sind, wie in abgeschlossener, beschäftigter Einsamkeit aus dem Lande. Die meisten Gutsbesitzer der Gegend zogen in die Residenz; nur Onkel Göde wollte „überwnleru* in Schönbuchen. Alfred mußte ohnedies in Waldbu g bleiben, und hätte eS wohl auch ohne seine triftigen ui« «, ^7, Feuilleton. Nrdigirt von Otto Banck. Floauet wählen müssen. Dadurch schrumpft aber die erhoffte Majorität bedeutend zusammen. ES ist sogar fraglich, ob seine aufrichtigen Freunde ihm ralhen werden, unter solchen Umständen daS Experiment zu versuchen. Wenn er eS aber nicht versucht, so wird sein Prestige eine gewaltige Verminderung erleiden. Auch wird in jedem Falle mit seinem Regierungs antritt die Vergangenheit nicht abgethan sein. Die tunesische Expedition wird unter allen Umständen in der Kammer aufs Schärfste kntisirt werden, und es dürfte für Gambetta sehr schwierig sein, diese Kritik ganz von sich selber abzuwehren, denn sie richtet sich vor Allem gegen den General Farre, und eS ist für Niemanden ein Geheimniß, daß dieser General durch Gambetta in das Ministerium gebracht und in demselben erhalten worden ist. Das Debüt des neuen Cabinets verspricht unter solchen Umständen kein glän zendes zu werden. DaS Uebel für Gambetta ist vor nehmlich, daß er heute selbst schwerlich zu sagen wüßte, inwieweit er sich auf die gemäßigte Linke verlassen kann, wenn er sie zur Stütze seines Ministeriums heranzieht. Die Freunde, die er dort hat, sind großen- theilS kalte Freunde. Wir reden nicht von den Schwierigkeiten, welche die Intransigenten ihm zu be reiten suchen. Es ist das eine Art Opposition, die mehr den Menschen, als den Politiker in ihm ver letzen muß. Wie immer man von der politischen Haltung Gambetta's denken mag, über das skandalöse Benehmen der Communards, die doch am Ende ihm allein die Amnestie verdanken, kann unter anständigen Leuten nur Eine Stimme sein. Angesichts dieser ganzen Situation ist die republikanische Presse sehr perplex. fängniß, 300 M. Geldstrafe und Verlust der bürger lichen Ehrenrechte auf die Dauer von 1 Jahr. Wie große Summen von Seiten des leichtgläubigen Publi cum» an solche Schwindelgeschäfte vergeudet werden, ergiebt sich daraus, daß die von besagtem Retzlaff in einem einzigen Jahre gemachten Einnahmen nach zuverlässigen amtlichen Erhebungen auf über 3VO OOV Mark zu schätzen sind * Auch au- dem Königreiche Sachsen könnte man ähnliche Beispiele anfahren, vr. LI Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. , ii^» In»vrvt<!Lprol»er kür äea RLiuo viuer kstittwil« LO kt. vutsr „Lillsvwmät" ät« Amts »0 kk. Lsi labeUon- luut »v Lrsvkvluva: wit FuraLÜms äsr 8oao- uoä ksisrtszv Fbsoä» kür äeo kol^suäso ^»8- XUM. > 8§o . V Telegraphische Nachrichten. Karlsruhe, Freitag, 7. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bei den gestern stattgehabten Wahlen zur Zweiten Kammer verlor die liberale Partei den Bezirk Ettenheim an die Ultramon- tanen. In Lörrach-Stadt siegte der Liberale Vogelbach, in Lörrach Land Pflüger. In Karls- ruhe-Stadt wurden Lamey, Kiefer und Hofmann wiedergewählt. Agram, Donnerstag, 6. October, AbendS. (W. T B) Nach einer Meldung deS „Pozor" ist Professor Stadler zum Erzbischof vou Sarajewo ernannt worden. Paris, Donnerstag, 6. October, AbendS. (W L B.) DaS „Journal officiel" publicirt morgen daS Decret, durch welches die Kammern auf den 28. d. M. zur Session einberufen werden. London, Freitag, 7. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Times" vertheidigrn sich heute gegen die ungünstige Kritik, welche ihre jüngste Corrr- spondenz und der Leitartikel bezüglich der Neu gestaltung der Dinge im Oriente hervorgerufen haben. Das Lityblatt bemerk! in dieser Beziehung: Alles, was eS behauptet hätte, habe nur besagt, daß Ver änderungen in der Vertheilung der Macht und deS Einflusses im Mittelmeere bevorstehen, daß es wün- schenswerth erscheine, Englands Interesse auf der nach Indien führenden Straße, welche von vitaler Wichtig keit für die Existenz des Reiches seien, durch eine klare Politik betreff- Aegyptens sich vorzustellen. Die- als Lagesgeschichte. * Berlin, 6. October. Zu den Vorlagen, die dem Reichstage noch vor Weihnachten zugehen werden, ge hören, wie man der „Els. Lothr. Ztg.* schreibt, die Entwürfe über die Beiträge des Reiches zu den durch den Zollanschluß Hamburgs und Bremens veranlaßten Kosten. Die Verhandlungen über Bremen werden in den nächsten Tagen in Angriff genommen und wahrscheinlich rasch zu Ende geführt werden, so daß die betreffende finanzielle Vorlage gleichzeitig mit der Hamburger erledigt werden kann. Wie es heißt, wird sich der Finanzminister Bitter, der zusammen mit dem Reichsschatzsecretär Scholz die Verhandlungen führt, auf kurze Zeit nach Bremen begeben. — Zur Beseitigung der Ungleichheiten, welche in der Behand lung deS Reisegepäcks bei Retourbillets im Be reiche der StaatSeisenbahnverwaltung zur Zeit bestehen, hat der Minister der öffentlichen Arbeiten durch Cir- cularerlaß vom 20. vor. Mts. bestimmt, daß vom 15. October d. I. an im ganzen Gebiete der Staatseisen bahnverwaltung, soweit solcher nicht bereits geschieht, aus normal gebildete Retourbillets sowohl auf der Hin- als auf der Rückreise 25 Kx Freigepäck zu ge währen sind Retourbillets mit außergewöhnlicher Er mäßigung, mit denen diese Vergünstigung nicht bereits verknüpft ist, bleiben von derselben ausgeichlossen, mäh rend bei sogenannten SaisonbilletS über die Behand lung deS Reisegepäcks von Fall zu Fall zu entscheiden ist. Die auf den Linien des vormaligen rheinischen Elsenbahnunternehmens bisher erhobene Einschreibe- gebühr für Reisegepäck ist vom 15. October d. I. an nicht mehr zu erheben. Karlsruhe, 5. October. Wie die „Germ.* er fährt, hat das großherzogl. Ministerium des Innern die Polizeibehörden beauftragt, die öffentlichen Schaustellungen, GesangSproductionen, Tingel- Tangel rc. ganz besonders zu beaufsichtigen, und da rauf aufmerksam gemacht, daß tz 183 des Reichsstraf gesetzbuches nicht blos auf unzüchtige Handlungen im Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Temps.) Tugcsgeschichte. (Berlin. Karlsruhe. Wien. Prag. Agram. Paris. Luxemburg. Rom. Madrid. Buka rest. Sofia. Konstantinopel. Kairo.) Ernennungen, Versetzungen ic. im öffeutl. Dienste. Dresdner Nackrichten. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Werdau. Pirna.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Tageskalender. Kirchenaachrichten. Inserate. tient mehr, und er selbst hat Karlsruhe seitdem ge mieden. Auch hat die Geheimmittelhandlung von Th. Brugier dort infolge der Bekanntmachungen des Ge- sundheitSratheS diesen ErwerbSzweig aufgeben müssen. Ueber einen in Dresden domicilirenden Eurpfuscher, namens Reinhold Retzlaff, welcher periodisch in den Karlsruher Blättern ein unfehlbares Mittel gegen die Trunksucht ankündigt, veröffentlicht der dortige OrtS- gesundheitSrath unterm 21. Februar 1880 Folgendes: „DaS angepriesene Mittel kostet 9 Mark, besteht aus Enzianwurzelpulver und ist vollständig nutzlos. Die bekannten Helfershelfer deS Geheimmittelschwindels: „Medicinalrath* vr. Johannes Müller in Berlin, vr. Heß daselbst und vr. Theobald Werner in Bres lau haben auch dieses Mittel in „wissenschaftlichen Gutachten* empfohlen. Der Verkäufer und Anpreiser deS Mittel-, Retzlaff, ist schon mehrfach bestraft wor- gleickbedeutend mit dem Vorschläge der Theilung der Türkei darzustellen, sei mehr al» ein Mißverständniß und widerstreite den Thatsachen. New-Aork» Donnerstag, 6. Oktober. (Tel. d. Frankfurter Zeitung.) Wechsel schwer verkäuflich r Geld knapp; BonuS Procrvt per Tag. ES herrscht fieberhafte Erregung. Gerüchtweise ver lautet, daS Schatzamt werde nächste» Montag Abhilfe schaffen. Lstxil«: OowmuuiwoLr ä« Vrvxtavr ^oura»t»; - N«rU» VI« Lstxttz - »»—1- vr«»!«» »nuUttiu t ». N.: L VrU» klBz-LÄprta vnutUorl ». N. Atli««,- :L.Schott«. vr«F»a: /, älonAen'« Lürv»u; ». v.: L Ijaodt»»atlluo8; OSrUt»: t- LlMe«,- Uiu»«v«riH v«rt, L«rU» rr»»Ilkllrt ». N. /-««Le L 60., F L1««<j-e», FU. Heraa«»« derr Lüm^l. Lrpsäitiou äs« I-r««tusr -oaroiU», Örssävu, Ao. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 7. October. Auf Allerhöchsten Befehl wild wegen erfolgten Ableben- Sr. Königlichen Ho heit des Prinzen Friedrich der Niederlande am königlichen Hofe die Trauer auf eine Woche, vom 8. bi» mit 14. d. M. angelegt. Dresden, 3. October. Se. Majestät der König haben dem Kirchner und 2. Mädchenlehrer Earl August Kühn in Pegau da- Albrechtskreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 7. October. Bei der merkwürdigen Gestalt, welche die Dinge in Frankreich nehmen, sind einige im neuesten „Temp-* enthaltene Betrachtungen von besonderm Interesse. DaS Blatt sagt: „Mehrere Journale sprechen nicht ohne Wahrscheinlichkeit von der Bil dung eine- neuen LabinetS vor Eröffnung der Session der Kammern. Einige betrachten die Sache als gewiß und schieben bereit- alle möglichen ministe riellen Eombinationen vor. Der einzige Punkt, der außer allem Zweifel erscheint, ist der, daß das gegen- wärtige Cabinet nicht an der Spitze der Geschäfte bleiben wird. Darüber giebt es in der politischen Welt seit den allgemeinen Wahlen nicht den geringsten Zweifel mehr. Dennoch hatte man bisher voraus gesetzt, daß die Bildung einer neuen Regierung erst nach dem Zusammentritt der Kammern und nach einer parlamentarischen Debatte erfolgen würde, einer De batte, welche gestattet hätte, mit Genauigkeit die Ele mente der Majorität kennen zu lernen, auf welche daS künftige Eabinet sich stützen wird. Aber andererseits versteht man, daß nicht anders vorgegangen werden konnte. Wenn der Präsident der Republik denkt, daß die allgemeinen Wahlen ihm hinreichende Anzeichen geliefert haben, so daß er, ohne eine parlamentarische Kundgebung abzuwartrn, festsetzen könnte, auf welcher Seite die Majorität ist, um daraus eine Regierung zu begründen, welche der anticipirte Repräsentant dieser Majorität sein würde, so kann er sicher in dem ihm am geeignetsten erscheinenden Augenblick von diesem seinen konstitutionellen Rechte, seine Minister zu wählen, Gebrauch machen. ES ist gewiß die höhere Aufgabe deS Staatsoberhauptes, der oberste Schiedsrichter der Parteien zu sein, zu entscheiden, wo die Majorität ist — habe sich nun diese Majorität bei den allgemeinen Wahlen ooer bei den Debatten der Kammer kund gegeben — und demgemäß zu handeln. Die Ent schließung des Hrn. Grevy, wenn dieselbe bestehen sollte, die Demission deS Cabinet- vor der Eröffnung der Kammern anzunehmen, die Bildung eines neuen Ministeriums demjenigen Politiker anzuvertrauen, wel cher ihm daS Vertrauen der Majorität zu besitzen scheint, würde daher vom konstitutionellen und parla mentarischen Gesichtspunkte aus streng correct sein. Man wird aber dessenungeachtet nicht verkennen, daß die Bildung eines neuen EabmetS vor dem Zusammen tritt der Kammern gewisse Schwierigkeiten darbieten wird. Der Politiker, den Hr. Gr6vy beauftragen wird, ein Eabinet zu bilden, wird sich einem gewissen Unbekannten gegenüber befinden. Man kann sich ziemlich leicht von dem allgemeinen Geiste der neuen Kammer Kennt- niß verschaffen; aber diese Kammer hat im Ganzen noch keinen Maßstab geliefert. Man kann hinsichtlich ihrer nur approximative Schätzungen besitzen. Haben die Wahlen in den Gesinnungen der Deputirten keine Modifikation bewirkt? Mit welchen Gedanken, mit welchen vorge faßten Meinungen kommen die Neuerwählten an? DaS sind die Punkte, über welche genaue Angaben noch fehlen und über welche man sicher sein muß, wenn man ein Ministerium bilden will. Auch die Personen fragen spielen nothwendig eine große Rolle bei jeder Ministercombination. Diese Fragen machen Pour parlers erforderlich, eine vorher gesicherte Ueberein stimmung mit den Mitgliedern, welche am meisten vou der Majorität in- Auge gefaßt werden, mit den EhefS der verschiedenen Gruppen. Lin ohne Vorbereitung, ohne Berathschlagung mit den Deputirten, welche den Kern dec zukünftigen Majorität bilden sollen, geschaf fene- Ministerium könnte bereits bei feinem ersten Auftreten ernsten Schwierigkeiten begegnen. ES ist daher unumgänglich nothwendig, daß die Deputirten mit ihrer Rückkehr nach Pari» dem Tage, auf welchen sie officiell zusammenberufen werden, d. h. dem 28. October, vorauseilen, um in dem Maße, al» eS mög lich und vernünftig ist, an den Berathungen über die Neubildung de» Cabinet» Theil nehmen zu können. Diese» neue Eabinet soll, wenn auch die Hypothesen, welche man vorau-geschickt hat, sich verwirklichen soll ten, nicht al- ein improvisirte» vor die Kammer treten, wie wenn es au- einer Zauberbüchse (bolts a surxriss) hervorginge. Weil dieses Eabinet bestimmt ist, uns die Stabilität der Regierung zu verschaffen, welche in den letzten Jahren allzu sehr fehlte, muß man sich Mühe geben, eS unter voraussichtlicher Uebereinstim mung der Bedingungen entstehen zu lassen, der still schweigenden Uevereinstimmunb, außerhalb deren eS keine beständige Einrichtung giebt. Die Neuigkeit der Demission des Ministeriums und des an eine poli tische Persönlichkeit durch Herrn Gravy ergangenen Aufrufs, ein Cabinet zu bilden, legen daher den De- putirten die Pflicht auf, so bald als möglich in Paris zu sein, um an allen für die gute Begründung der Regierung erforderlichen EntrevueS Theil nehmen zu können.* Dieser bezeichnende Artikel ist augenscheinlich von Gambetta inspirirt. Gambetta ist zwar in dem gan zen Artikel nicht erwähnt, allein statt des NamenS wird die Umschreibung „der Politiker* (Ilromms politi^as) oder „die politische Persönlichkeit* (Iv per- soollLgo poIiti^us) gebraucht. Gambetta, der seiner Sache sicher ist, will nunmehr alle Vorkehrungen treffen, um der Regierung „die Stabilität zu geben, welche ihr in den letzten Jahren fehlte*. Leider war es aber die politische Haltung Gambetta's selbst, welche die vorausgegangenen Cabinete gefährdete. Es ist daher schwer denkbar, wie der Exdictator von TourS, der ein gutes Theil dazu beitrug, die Anbahnung stabiler Zu stände zu hindern, diese nun mit einem Male unter der eigenen Regierung begründen will. Jedenfalls tritt Frankreich mit dem 28. October in eine der merkwürdigsten Phasen der Entwickelungsgeschichte, welche eS seit dem 4. September 1870 zu durchlaufen begonnen hat. Unser Pariser -Correspondent schreibt unterm 5. d.: Durch die Thatsache, daß der Conseilspräsident mit dem Präsidenten der Republik übereingekommen ist, den CabinetSwechsel ewige Tage vor dem Zusam mentritt der Kammern, etwa am 20. October, eintreten zu lassen, hat sich die Zukunft nicht lichtvoller gestaltet. Wenn JuleS Grevy einen neuen Conseilspräsidenten wählt, so kann dies offenbar nur Gambetta sein. Nun verhehlt sich aber Niemand, daß Gambetta nicht unter günstigen Umständen die Regierung übernimmt, wenn er nicht im Voraus gewiß ist, daß er über eine zu verlässige Mehrheit verfügt. Diese Mehrheit schien für ihn unmittelbar nach den Wahlen gewonnen zu sein; aber seitdem haben sich starke Zweifel an ihrer Existenz erhoben. Die alte Spaltung innerhalb der republikanischen Union ist nicht verschwunden; sie tritt im Gegentheil immer deutlicher zu Tage. Die radica- lere Hälfte dieser Partei, die Floquet'sche Gruppe, scheint absolut nicht geneigt, mit der gemäßigten Linken an einem Strange zu ziehen. Die beiderseitigen Or gane lauschen von Tag zu Tag heftigere Anzüglich keiten mit einander aus. Man sieht nicht wohl die Möglichkeit, daß Gambetta mit beiden Parteien zu gleich regieren könne. Er wird zwischen Ferry und » L»ll!» cU«L ä«äslltx:ü«o iLUrüed- . . 1g gestellten, zu treiben pflegen. Ein früherer Aerztetag empfahl, bei jedem ärztlichen Atteste auch den Zweck desselben mit auszusprechen; sicherlich würden viele Atteste nicht geschrieben werden, wenn der Aussteller erfahren würde, daß Veröffentlichung seine- Atteste- oder seiner Zuschrift beabsichtigt ist. In neuester Zeit ist folgendes, anzuempfehlender Büch lein erschienen: „Die medieinischen Geheimmittel, ihr Wesen und ihre Bedeutung *. Nach den amtlichen Ma terialien deS OrtLgesundheitSrathS Karlsruhe geschildert von Bürgermeister Schnetzler und vr. Neumann. (Karls ruhe, Bielefeld 1881). Diefe Broschüre enthält eine actenmäßige Darstellung derjenigen Untersuchungen, welche seiten deS Karlsruher OrtSgesundheitSrathS über 58 verschiedene, in dortigen Blättern angepriesene Ge heimmittel, sowie über die sittliche Beschaffenheit ihrer Verfertiger und Verkäufer und die Helfershelfer dieser, im Laufe der letzten Jahre angeftellt worden sind. Beigefügt sind Vorschläge, wie sich die Behörden und die Gesetzgebung dem Unfuge gegenüber verhalten sollen, sowie die seither ergangenen Bekanntmachungen deS GesundheitS- rathS über Geheimmittel. — Daß in einzelnen Fällen doch etwas genützt werden kann, lehrt der nachstehende, in dem Vorwort mitgetheilte Vorfall: ES war festgestellt worden, daß bei einem herumziehenden „Bandwurm doctor*, namen» Schuhmacher auS Essen, welcher in einem WirthShause in Karlsruhe Sprechstunden abzu halten pflegte, an einem Tage 64 Patienten Hilfe gesucht hatten. Al- er nun da- nächste Mal wieder kam und sich in dev Blättern ankündigte, erschien un mittelbar darauf die Bekanntmachung, welche seine Per- sonalia und seine Borbestrafungen mittheilte. Infolge veffen erschien bei Schuhmacher kein einziger Pa- Zum Geheimmittelschwindel. E» gehört in der That viel Vertrauen und Aus dauer dazu, den Kampf gegen die Curpfuscherei und den Geheimmittelschwindel heut zu Tage noch fortzu führen, wenn man sieht, wie gering, ja fast verschwin dend der Erfolg ist, dessen man sich bis jetzt auf die sem Gebiete rühmen kann. Der Einzelne vermag wenig oder gar nichts, eher ist noch von einem ge meinschaftlichen Vorgehen competenter Kräfte ein prak tischer Nutzen »u erhoffen. Mit einem anerkennenS- werthen Eifer, fteimüthig und consequent geht jetzt gegen diesen gemeingefährlichen Schwindel der seit einigen Jahren in Karlsruhe bestehende OrtSgesundheitSrath vor, ebenso hat die Redaction des ärztlichen BereinS- blattS für Deutschland seit Ende vorigen Jahres in ihren Spalten eine ständige Rubrik eröffnet, in welcher gerichtliche Strafurtheile gegen Eurpfuscher, Geheim mittelschwindler u. dgl., bez Entlarvung solcher und ihrer Mittel verzeichnet werden. Auch daS großherzogl. hessische Ministerium deS Innern und der Justiz Ab- theilung für öffentliche Gesundheitspflege, hat unterm 29. März 1881 eine sehr energische Verordnung, dev Verkauf von Geheimmitteln betreffend, an die großherzogl. KreiSgesundheitSämter, delegirten Kreisärzte und Apothe. ker erlassen, welche im ärztlicher. BereinSblatt Nr. 108 abgedruckt ist. Da« letztgenannte Blatt eifert auch mtt vollem Recht gegen den Mißbrauch, welchrn die Ge heimmittelhändler mit Attesten, auch vov Aerzten aus-
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