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Dresdner Journal : 31.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-31
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 31.01.1882
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WS5 Dienstag, den 31. Januar. 1882. ^don»«weat»pr«l»r Io> L«i«K«: ^Ldrlied: . ... 18 IlLrlr. U MKrliod: 4 Ll»rk »0 kk. Linreloa ktuwmsrn: 10kk rd»äd Ue» 6s»ttol>«u kviokv» tritt ko«t- aoU ktviopvttusoUt»^ buuiu. Inserntvoprvl,,, kür ckon L»um «in«r ^««p»Itevvu k«titr«ils >0 Oot«r „Lw^vsicoät" Ui» 2«ils LO kf L« l'Lbvllen- uoä 2iC«rn«»tt üv tzß ^ukictii^. Lrsed«ln«o r mit >u«v»bws Usr 8oan- uoä ksisrt»^» Adsuck» 52r ciao kol^vocksu 1'»^. ArrMerImmml. Iu»vr»t«a»i>o»kn>« i»u!«^Lrt»: F'e. Lranck»t«tt«^, Cvmu>i>»looLr äv» Orsxinsr 1ouru»I»; S»wdarI l.«tp»i^ L»»«l Lr«,1,u I>»»kkurt «. « : //aa«^n«<e,« <t K«rli»-Vi«L Nimbus- kr»ss -l,»ip«til ^r»okt»rt ». N -UtiocdSQ: Ru,i. SrrUu: /nvu/i6««ckanil, F,.§c/,/«<<«, kr,,l»»: /, Üt<inA«»'» Bureau /taöcN/i-,- kr»vkkurr » U : ^a«A«^»oli« Ituc>ili>cn6Iu»^; ÜSrlji«: Z>. MrZ/rr; U»»Lov<>r: (7. >^cZ,u»»/«r/ r«rii Za-Iw ?r»llkkarr » H >t»Ub»rt: Daube <« t,'o., Liuukurx: ^16. Lte»»er. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Itvrausxvderr Lüvigl. Lrpeüition 6s« I)rv,6oer 6ouroi»Ii, Drssäsa, Lvin^srstraW« t^o. LV. Amtlicher Theil. Dresden, 30. Januar. Se. Königliche Majestät haben dem ersten weltlichen Rathe beim evangelisch- lutherischen Lande»consistorium, Oberconsistorialrath Dittrich Otto von Berlepsch in Dresden den Titel und Rang al- Geheimer Rath in der II. Klasse der Hofrangordnung zu verleihen Allergnädigft geruht. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht: Telegraphische Nachrichtm. Zeitung-schau. (Fremdenblatt. Presse. Neue freie Presse. Wiener Allgemeine Zeitung. Journal de St. PeterSbourg.) TageSgeschichte. (Leipzig. Dresden. Berlin. Mün chen. Karlsruhe. Oldenburg. Wien. Rom. Haag. London. Bukarest. Sofia. Washington.) Dresdner Rachrichtm. Statistik und Bolkswirtbschaft. Eingesandtes. Kmilletov. Tageskalender. Inserate. Beilage. Reichstagsverhandlungen. (Sitzung vom 28. Januar.) Ernennungen, Versetzungen re. im östrvtl. Dienste. Provinzialuachrichtev. (Rötha. Grimma. Lolditz. Klingenthal. GerSdors. BrandiS. Thum.) Vermischtes. Statistik «nd Lolkswirthschaft. Börseunachrichten. Telegraphische Witteruugsberichte. Telegraphische Nachrichten. Freiberg i. Sachsen, Montag, 30. Januar, Nachmittags 1 Uhr. (Privat-Tel. d. DreSdn. Journ.) Soeben erfolgte die Publikation des Urtheils in dem vor der Strafkammer I des hiesigen Land gerichts verhandelten Protest »egeu des Gruben unglücks auf „Himmelfahrt Fundgrube" (am 29. Februar 1881, welchem dar Leben von 11 Bergar beitern zum Opfer fiel). Der vormalige Betriebs- director Robert Moritz Wengler wurde »u Jahr, dfr vormalige Kuuststeiger Moritz Robert Schmidt zu 5 Monaten Gefävgniß verurthellt. Berlin, Montag, SV.Januar, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) ReichStagSfitzung. Der Präsi dent giebt die herkömmliche Geschäft-Übersicht, worauf Generalfeldmarschall Graf Moltke dem Präsidium den Dank de- Hause- für die Ge- schäftslritung auSspricht. Staatssekretärv. Bötticher theilt die Zustimmung deS BundeSrathS zur er folgten Etatsfeststellung mit und spricht die Er- Wartung auS, dast die iu letzter Stunde beschloffeue Annahme deS Richter'schen Antrages, worin di« BundeSregirrungeu eine ungerechtfertigte Abwei. chung von dem bisher innegehaltenen Gange der EtatSberathungen erblicke«, uicht alS Präcedenz- fall gelte. Er verliest eine kaiserliche Botschaft, welche den ReichStagSschluß verkündet. Der Prä- fidrnt schließt die Sitzung mit einem dreifachen, enthusiastisch aufgenommeuen Hoch auf deu Kaiser. Berliu, Montag 3V. Januar, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Im Abgeordneteuhause findet heute die erste EtatSberathung Statt. Der Finanzmiuister Bitter führt auS, da- durch des neuen ReichShauShaltSetat der ursprünglich dem Ab- geordneteahause vorgelegte Etat eine Aevderung dahin erfahre, daß die Matrikularbeiträge Preu ßens um S 8SS 433 M. ermäßigt werden und die Regierung daher die allerhöchste Ermächtigung zur Zurückziehung der Anleihe von 4 SK6 700 M. nach suchen würde. Paris, Montag, 30. Januar, früh. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Zwischen de Areyeinet und L6oo Say ist eine Verständigung über das wirthschastliche Pro gramm des neuen Cabiuets erreicht worden. Löon Gay hat den Posten des Kinanzministers über- aomwen. Das neue Cabiuet ist nunmehr, wenn nicht unvorhergesehene Arnderuvgen eivtrrten soll ten, wie folgt, zusammengesetzt: Areyrinrt, Eonseilspräfidevt und Minister deS AuSwär- tigen; Lson Say, Finanzen; Jules Kerry, Unterricht; Goblet, Inneres; Humbert, Justiz; Billot, Krieg; Jaursguiberry, Marine; Barroy, öffentliche Arbeiten; Tirard, Landwirthschaft; Cochsry, Post und Telegraphie. (Die beiden von Gambetta geschaffenen neuen Departement- der schönen Künste und de- Handels sind also von de Freycinet wieder abgrschafft worden.) Paris, Montag, 30. Januar, Mittags. (Tel. d Dretdn Journ.) Das „Jourual deS DsbatS" bestätigt, daß daS Aiuanzprogramm, wie es vou Freycinet, Say und Kerry angenommen wurde, dahin zielt, daß weder eine Reutevemisfion, noch Coavertirung, noch eia Ankanf von Eisenbahnen erfolgen soll. Rom, Sonntag, LS. Januar, AbeudS. (W. T B.) Heute hat die Heiligsprechung deS Umile de Rifignavo stattgefuvden; die Keierlichkeit ver lief «ach dem dafür ausgestellten Programm. Die Reihe der zunächst in Aussicht genommenen Ka nonisationen ist damit vorläufig beendet. Dresden, 30. Januar. Zum ersten Male seit dem Bestehen dieser In stitution sind vorgestern (Sonnabend) die Delega tionen der österreichischen und der ungarischen Reich»- Hälfte in Wien zu einer außerordentlichen Session zu- sammentreten. Die Ereignisse in Dalmatien und der Herzegowina erheischen außerordentliche Maßnahmen, und e- wird allseitig mit Befriedigung und Genug- thuung al- em Beweis streng konstitutioneller Gesin nung begrüßt, daß die gemeinsame Regierung au» diesem Anlasse an die parlamentarischen Körperschaften appellirt und ihnen die bezüglichen Vorlagen zur Ge nehmigung unterbreitet. Nachdem in der österreichischen Delegation der Präsident Ritter v. Schmerling in warm patriotischen Worten der „ brklagenSwerthen Er eignisse* gedacht, welche die außerordentliche Berufung der Delegationen nothwendig erscheinen l.eßen, und dabei der Hoffnung Ausdruck gegeben hatte, daß e» möglich sein werde, im Süden der Monarchie dauernd Ruhe und Ordnung zu schaffen, überreichte der Mi nister de» Aeußern, Graf Kalnoky die Lreditvorlage, durch welche ein außerordentliche- Heere-erforderniß ma 8 Millionen Fl. zur Durchführung jener militärischen Maßnahmen, welche behufs Unter drückung der im Süden der Monarchie und im OccupationSgebiete au-gebrochenen Bewegung nothwendig gewvlden find, beansprucht wird. Von diesem außerordentlichen Heere-ersorderniß betragen die zu Lasten de- ungarischen Staatsschatzes vorweg abzu ziehenden 2 Procent 160000 Fl. und von dem Reste per 7 840000 Fl. im Sinne de- Gesetzes durch die im ReichSrathe vertretenen Königreiche und Länder zu bedeckenden 70 Procent 5 488 000 M., und die auf die Länder der ungarischen Krone entfallenden 30 Procent 2 352000 Fl. Diesen günstigen VrrtheilungSmoduS haben bekanntlich die ungarischen Politiker schon im Jahre 1867 für ihr Land errungen. Während näm lich die österreichische Delegation und die ungarische Delegation völlig gleiches Stimmrecht haben, fällt die Aufbringung der bewilligten Summen mit nur 30 Procent auf Ungarn und mit vollen 70 Procent auf Oesterrerch. Die beigegebene Denkschrift zur Darstellung und Begründung jener Maßnahmen, welche behufs Unterdrückung der auSgebrochenen Bewegung in Aussicht genommen sind, lautet: Rach Vollzug der Occupation Bosnien» und der Her zegowina und nach Einsührung einer geregelten Verwaltung sprachen alle Anzeichen dafür, daß Ruhe und Ordnung sich in diesen Ländern einzubürgern beginnen Allerdings tauchten in den an Serbien grenzenden Theilen Bosnien-, an der mutlern und untern Drina, später im Bihacer- und Banjalukaer Kreise sowie am Lim sporadisch Räuberbanden auf, deren erfolgreiche Bekämpfung jedoch der Energie der Localdehörden im Vereine mit der neu errichteten LandeSgendarmerie, nöthigen Falle- unter Zuziehung von Militärajsistenzen immer gelungen war. Unter solchen Verhältnissen glaubte das gemeinsame Mini sterium sür die Ausrechthaltung der öffentlichen Ruhe deS er höhten Truppenstande» entralhen zu können, und e» wurden daher 1880 und 188l die der Delegation deS hohen ReichS- ratheS bekannt gegebenen Reductionen der Besatzung-- truppen vorgenommen Das im Sommer 1881 gemeldete Erscheinen einer Räu berbande in der Herzegowina zunächst der montenegrini schen Grenze war nur durch die Kühnheit bemerkeniwerth, mit welcher diese Räuberbande am 81. Juli einen Uebersall der zwischen Bilek und Gacko verkehrenden, durch eine Jäger- patrouille eScortirten Tragthierpost wagte. ES war die» leit der dreijährigen Dauer der Occupation der erste Fall eine» Angriffes aus die k. k. Militärpost. Die allgemeine Stimmung der Bevölkerung wurde durch diesen Vorfall, trotz mancher Gegenverjuche, nicht wesentlich alterirt. ES kann jedoch nicht in Abrede gestellt werden, daß eine gewisse Unzufriedenheit herrschte, welche einen ganz na- türlichm Lrklärungsgrund in den Ereignissen sand, die über da» Land dahingegangen waren Die Muhamedaner haben ihre präponderirende Stellung verloren, während die Christen manche idrrr ide alen Wünsche nicht in Erfüllung gehen sahen; Alle aber sollten sich der Ordnung bequemen, welche die Bast» jeder Re gierung ist. Alle» die» ist und bleibt Grund genug sür ein gewiße» Mißbehagen, welche- nur allmählich durch die Einge wöhnung in die neue Lage der Dinge schwinden kann Thatsächlich begann sich dieser Proceß schon überall geltend zu mactun, und ist derselbe dir letzt auch nur an einzelnen Orten in jüngster Zeit gestört worden. Dir Wunden, welch« di« langiährigrn Wirren dem Laude geschlagen, waren theilweise vernarbt, die zerstörten Häuser ausgebaut, die Lecker wieder bestellt, und die Regierung glaubte, nachdem die Bevölkerung nicht für eine noch längere Zeit von der Erfüllung der Wehrpflicht lo-gezählt werden konnte, den Zeitpunkt gekommen — wie es der Delegation de» hohen ReichSrathe- bereit- bekannt ist - Bestimmungen über die Erfüllung der Wehrpflicht in Bo»nien und der Herzegowina erlasse» zu sollen. Hierbei wurden mit Rück sichtnahme auf die für einen Theil der Bevölkerung ganz neue Pflicht die thunlichsten Erleichterungen in Aussicht genommen. Wenn auch für die Durchführung der Stellung manche Hindernisse vorau»gesehen werden mußten, so war dennoch nach dem bisherigen Verhalten der Bevölkerung die Annahme be rechtigt, daß eine auSnahm-wrise Krastenisaltung nicht noth wendig werden dürste. Der im Ansange de- Monat» December 1881 einge- lausene Bericht de- Ches» der Landesregierung und commandirenden Generali über den Eindruck, welchen die Publikation dieser Bestimmungen in sämmtlichen Bezirken deS Lande» Hervorries, resumirt die diesbezüglichen Relationen der Stations- und Bezirksbehördeu dahin, daß der Eindruck im Allgemeinen zwar ein tiefer sei, daß Muhamedaner und Christen der Srsüllung der Wehrpflicht keine Sym pathien entgegenbringen und nur ein Theil der christlichen Bevölkerung die allgemeine Wehrpflicht al» Ausdruck der poli tischen und socialen Gleichberechtigung der Confessioaen bereit willig anerkenne; der Bericht hebt aber ausdrücklich hervor, daß nach eingehendster Betrachtung und Würdigung der Stimmung höchsten» in den Bezirken von Revrsinje, Gacko und Bilek, eventuell auch in Foca ein actioer Widerstand gegen die Re- crutirung zu gewärtigen sei, daß jedoch in allen übrigen Londe-theile», in-besondere in Bo-uien, die Durchsührung der Recrutirung ohne Gewaltanwendung gelingen werde, sall- keine äußeren Einflüsse und Agitationen hiuzutreten und sobald durch angemessene Verstärkung der seit dem Jahre 1880 sehr vermin derten Truppen dem Beneralcommando die Mittel geboten würden, jeden Versuch einer Renitenz im Keime zu er sticken und überhaupt durch entsprechende Machtent faltung der dortigen Bevölkerung zu imponiren. Dies war die Lage in Bo»nien und in der Herzegowina, al» Ende Oktober 1881 die Landwehrassentirung in Süd- dalmatieo stattsand. Dieselbe wurde im Allgemeinen — auch dort, wo sie im Jahre 1869 Widerstand gesunden hatte — durchgesührt, nur die Stellung-pflichtigen von Ubli, Kri- woschje und Orovac waren nicht zur Stellung erschienen. Man konnte, vorausgesetzt, daß von Seile der StellungS- flüchtigen keine weiteren Renitenzen oder Gewaltthaten er folgten, ohne der Autorität der Regierung etwa- zu vergeben, gegen die Widerspenstigen der , ractionen der Gemeinde R»sano, zunächst im Sinne der für solche Fälle im Allgemeinen vor gesehenen Bestimmungen de» Wrhrgesetzes. verfahren, wie die» auch mit einigen zu Stande gebrachten Stellung-flüchtigen ge schah; man konnte serner, ohne die Mittel des Staate- in außerordentlicher Weise in Anspruch zu nehmen, abwarten, ob die nachtheiligen gesetzlichen Folgen, welche die einzelnen Stel- lung»flüchtigen treffen mußten al» abschreckende» Beispiel wirken würden, wie die- bei erster Einsührung der Wehrpflicht auch anderwärts der Fall war. Hiernach erschien die lang bestandene und endlich noth wendig zu lösende Frage der Landwehrassentirung in Süd dalmatien mit Ende October 1881 im Wesentlichen vorläufig abgethan, als am S. November in die Kriwojchje zwei Räu berbanden au- der Herzegowina einbrachen, welche die au» älteren Zeiten stammenden, 1879 insolge ihres sehr schlech ten Bauzustandes und sonstigen geringen militärischen Wenhe- alS Befestigungen ausgelassenen, daher unbesetzten Blockhäuser von Dragalj und Lrkvice, ferner die Schule zu Unirine theilweise zerstörten. Ls jolgten darauf die Raubansälle gegen die friedlichen Küstenorte, die sich mehrenden Gewaltthaten, Angriffe gegen Gendarmeriepoften, Provianttran-porte und kleine Truppen - abtheilungen, welche abwechselnd die Herzegowina, die Sutto- rina und Süddalmatien zum Schauplatze hatten Aus diese Weise bildete sich der Au-gang-punkt sür eine Bewegung, welche die zwciselhasten Elemente der Herzego wina theil» an sich zog, theil» zu gleichem Vorgehen zu Hause ermunterte. Unter solchen Verhältnissen war es die erste Pflicht der Regierung, den durch räuberische Uebersälle zunächst bedrohten Kustenorten der Bocche-di-Lattaro durch Zudi-ponirung hinlänglicher Gendarmeriemannschaft und einiger Zäger- bataillone Schutz und Sicherheit zu gewähren — eine Maßregel, dir sich um so dringlicher erwies, al- die geringe Zahl von Truppen, welche unter normalen Verhältnissen zur Besetzung der dortigen festen Plätze und größeren Städte hlnreichen, zur Lösung separater Ausgaben nicht ge nügen kon-te. Es wurde daher die Zusammenziehung von 8 Ba taillonen aus dem Friedensstande, welche als Rückhalt sür einen gegen di« Bergstämme gezogenen Gendarmeriecordon und zur Besetzung der Küftenorte verwendet wurden, serner die Aus stellung von 2 abnorme» BedirgSbatterlen in der Bocche di- Lattaro angeordnet. Selbstverständlich w ren auch vermehrte Tran-portmittel zur Verpflegung der exponirten Truppenab- theilungen, ferner die nolhwendigen SpitalSeinrichtungen sür den größern Truppenstand zu schaffen; es mußten die Land- befestigungrn deS Krieg-Hafen- mit angemessenen Wachdeiache mein- und einer Sicherheitsarmiruag ge-;en Uebersälle ver sehen und einige von der See die steile Küste hinausführenden Fußsteige angemessen verbessert werden, um die aus den Höhen postirten Gendarmerie- und Truppenabtheilungen in bessere Verbindung mit ihren Unterstützungen zu bringen. Zur vollständigen Besetzung der Werke und zum Baue der erwähnten Lommunicationen ergab sich die Nolhwendigkeit, eine Feftun^-artillerie- und eine Geniecompaguie nach Cattaro heranzuziehen. Zum Schutze der zwischen den besetzten Ortschasten offenen Küstenstrecken wurde die ohnedies ausgerüstete königl kaiserl. E-cadr>. in die Bocche beordert, wo dieselbe gleichzeitig die Verbindungen der Befatzu igSlruppen besorgt Es konnte wohl kaum erwartet werden, daß die Durch sührung einer Maßnahme von solcher Tragweite wie die all gemeine Wehrpflicht, welche in das patriarchalische Familien leben det Orientalen tief einschneidet, welche überdies für einen großen Bruchthcil der Bevölkerung eine neue Last, die Biut- ftruer, brachte, ohne Reibung möglich jein würde; es kam daher auch oer Inhalt de- früher erwähnten Berichtes so ziemlich den Vorstellungen nahe, welche sich die Regierung über den Eindruck, den die Publication der Bestimmungen über die Wehrpflicht Hervorrufen würde, vorweg- gemacht hatte. Es entsprach durchaus dieser Vorstellung, daß die faclijche Recru tirung gleichzeitig mit der regelmäßigen Ablösung eine- Theile» der Occupationstruppen in Aussicht genommen wurde, da dieser Feuilleton. Nrdigirt von Otto Banck. K. Hosthcater. — Altstadt. — Sonnabend, den 28. Januar wurde Auber'S komische Oper »DeS Teufels Antheil*, Text von Scribe, neu einstudirt und mit Frl. Lehmann al- Gast in der Rolle de» Earlo BroSchi gegeben. Die Wiederaufnahme diese» reizenden Werke- ergiebt eine willkommene Abwechse lung de- Repertoire». Wohl ist eS auS jener später« Periode deS genialen Meister- de- musikalischen Lust spiel-, in welcher dieser bereit- gern Anleihen au» seinen früheren Partituren zu machen pflegte. Aber trotz einiger Abschwächung an origineller Erfindung, besitzt da- Werk doch eine Fülle geistreicher Detail-, Reiz und Eleganz der Melodik, interessante seine Gliederung der Ensemble-, meisterhaft lebendige Zeich nung und Bewegung der Action; gegenüber diesem Reichthum eigenthümlicher Vorzüge, dieser geschmack vollen Technik in Form und Instrumentation erschei nen die Nachfolger Auber'S in diesem französischen Operngenre nur als mäßig begabte Reproducenten. Und da» Textbuch zu »De» Teufel» Antheil* gehört zu den besten Scribe'», die immer engere Verwebung der drei Motive der Handlung ist ein Meisterstück. Die Aufführung unter Direction de» Hrn. Kapell meister» vr Wüllner sorgfältig, mit Feinheit und Eft. schmack einstudirt, war eine recht gelungene, nicht blo» in musikalischer Hinsicht, sondern auch in der belebten Dar stellung, wenn man mit gerechter Rücksicht erwägt, daß un sere Sänger durch die vorherrschende Pflege der großen Oper der gewandten leichten Behandlung der Spieloper entfremdet sind. Frl.Lehmann, die solcher Rücksicht nicht bedarf, erfreute al» Tarlo BroSchi in Gesang, Spiel und Behandlung deS Dialog- durch eine künstlerisch vor zügliche Leistung. Sie gab den muthwilligen Stell vertreter deS Teufels nicht nur al- eine keck bewegliche Figur und gescheidten Tompagnon Scribe't, der nach dessen Recept mit der Handlung de» Stücke» virtuo» rffectuirend zu unserm Amüsement spielt, sondern sie wußte, so weit da» Scribe gestattet, diesen jungen Far- melli jugendlich unbefangen, leben»frisch und von lie benswürdigem Humor, glaubhaft zu machen. Denn ihr Vortrag giebt un» besten nach den Ereignisten wechselnde Stimmungen mit feiner Empfindung und vermag sogar in den bis zu drohender ernster Wen dung geführten Schlußfcenen der beiden letzten Acte, durch herzlichen, warmen Ausdruck im zweiten, und durch geistvoll charakteristischen in der bedrängten Si tuation deS dritten unsere innere Theilnahme zu er regen. Hr. Anton Erl gab den beneidenSwerthen Glücks ritter Rafael mit seinem gesund naiven Teufelsglauben sehr lobenSwrrth mit Humor und natürlicher Charak teristik; Frl. Reuther seine Schwester Lafilda mit besonder» gutem Gelingen; so namentlich in Ausfüh rung und Darstellung deS Duett» Beider im dritten Act, in dem hübsch aufaefaßen abbittenden Geständniß an den Bruder im ersten Act und auch im Dialog. Die in der Haltung so schwierige aber vortreffliche Zeichnung de» König» Ferdinand — mit dem eigent lich Philipp V. gemeint ist — durch Hrn. Degele hebt die Gesammtwirkung der Vorstellung wesentlich, zu deren gutem Ensemble außerdem Frl. Nanitz, die Herren Eichberger, Fischer und Weiß besten» bei trugen. E. Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 29. Januar: „Einer muß heirathen.* Lustspiel in 1 Act von A. Wilhelmi. (Neu einstudirt.) — „Um ein Nicht».* Lustspiel in 4 Acten von O. Blumen thal und Girndt. (Zum ersten Male.) Die Novität erwie» sich al» eine dankbare Aqmsi- tion. Blumenthal, der mit seinen früheren theatrali schen Versuchen seinem Talent und den gerechten An sprüchen der Kritik kein Genüge geleistet hatte, obgleich da» öffentliche Uriheil und da» Publicum bereitwillig gar wohlgelungene Einzelheiten anerkannten, hat seitdem den Weg de» Fortschritt» aufgefunden und wir sehen mit Vergnügen, daß er auf demselben, und zwar der größern Sicherheit und de» modernen Brauche» wegen mit einem Compagnon, O. Girndt, erfolgreich auf jenem Wege dahin gewandelt ist. Wie auf der Flur vier Kinderhände mehr Blumen pflücken al» zwei, so sind auch auf dem dramatischen Gefilde im Helljehen vier Augen zweien gegenüber im Borsprung. Die guten Einfälle werden combinirt, die Mängel leichter aufgefunden, dem Einem wird objectiv, wa» der Andere vielleicht in seiner Wirkung überschätzte und so können sich, wie da» in Frankreich schon lange geschieht, ein paar Autoren zu einem methodischen Zusammengehen einarbeiten, da» ihre praktischen Ziele ungemein sör- dert. Poetenwerke werden dadurch allerdings nicht ge schaffen, sie schließen wie alle» wahre, die volle ein heitliche Individualität verlangende Kunststreben die collegialische, immerhin fabrikmäßige Gemeinsamkeit auS. Aber das gewöhnliche UnterhaltuagSrepertoire kann technisch durch eine Dampfmaschine von zwei Menfchenkrast prositiren. Da» neue Lustfpirl„Um ein Nicht»* leidet keines wegs daran, aus einzelnen Scenrn musivisch und un ruhig zusammengesetzt zu sein. E» hat den Reiz einer frisch erfundenen, organisch gefügten Handlung, die sich wenigsten» bis zur Hälfte de» vierten (letzten) Acte- angenehm steigert und durch manche originelle Sccnen, kecke, gesunde Einfälle und einen gut gearbeiteten Dia log interessant gemacht wird. DaS Einzige, wa» darin zn geli-bt und zu chargirt erscheint und oft peinlich berührt, ist ver^mehrmatS angeschlagene Ton der Unter haltung und de» gegenseitigen Umgangs. Dieser Ton exlstirt nur literarisch auf dem Theater und in uw chen Romanen, die gebildete Gesellschaft weiß r davon und wird nie davon wissen, so lange sie . die gebildete ist. DaS sind ade'' nur einzelne Au>. wüchse; daneben sind Personen von feiner Haltung gezeichnet, z. B. Alwill, den Hr. v. d. Osten mit ge winnender männlicher Anmuth, mit ausgezeichneter Natürlichkeit der Sprache gab, ebenso Baronin Thermo, von Frau Bayer trefflich dargestellt und die beiden willkommenen Eharaktergestallen Peters und besonder- Stubenrauch. Diejelben wurden von den Herren Koberstein und Swoboda wirknngSvoll gespielt. Auch Hr. MaikowSly, Hr. Dettmer, Hr. Ha. gen, Frl. Arndt unterstützten die sehr hübsche Auf führung in zweiter Linie. Die weibliche Hauptpartie und den eigentlichen Motor der Aclion überbaupt, ein junge» Mädchen Elsa, gab Frl. Link. Allerding» chargirte sie noch stärker al» e» schon die Verfasser thaien, und war im Temperament «och überlauter al» dre Rolle. Aber da» Alle» schadet li cht», denn jene-
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