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Dresdner Journal : 24.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-24
- Monat1882-02
- Jahr1882
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- Dresdner Journal : 24.02.1882
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nothwendig sei. Er sollte uni freuen, wenn obiger Altikel der „Provinzial-Correspondenz*, dessen maß volle Ha»tung wohl allseitig anerkannt werden dürste, rn dieser Beziehung eine neue ruhigere Phase de» Srrerte» einleitet. Tagesgerichte. Dresden, 23. Februar. In der Begleitung Ihrer Majestät der Königin auf der Reise nach Mentone befinden sich die Hofdamen Gräfin Einsiedel und Gräfin Strachwitz, der Oberhofmeister v. Lüttichau und der königl. Leibarzt geh. Mebicinalrath Dr. Fiedler. Dresden, 23 Februar. Die Erste Kammer überwies in ihrer heutigen Sitzung einen Antrag deS Hrn. Pelz, der StaatSregierung zur Erwägung zu geben, ob es sich nicht empfehlen dürste, einen Theil des Vorschuß- und Reservefonds der LandeSbrand- versicherungSanstalt hypothekarisch zu verleihen, der StaatSregierung zur Erwägung, eriheilte sodann dem Gesetzentwurf, betreffend die GehaltSverhältnisse der Mitglieder des ObertandeSgerichts, in der von der Zweiten Kammer beschlossenen Fassung ihre Zustim mung und genehmigte endlich das Cap. 16 des Etats der Ueberschüsse, SlaatSeijenbahnen. Die Zweite Kammer erklärte sich auf Antrag ihrer Finanzdeputation H. (Referent Abg. Uhlemann) mit dem von der jenseitigen Kammer gefaßten Beschlusse über das königl. Dekret, die Heiz- und Ventilations anlagen in den Staatslehranstalten betreffend, einver standen, gab demgemäß den früher von ihr gefaßten Beschluß, die königl. Staalsreglerung zu ersuchen, be züglich derjenigen Anstalten, bei welchen sich abnorme Zustände herausgestellt haben, für thunlichst baldige Abstellung besorgt zu sein, auf und erklärte sich durch das Resultat der von der StaatSregierung angeord- neten Erörterungen zur Zeit für befriedigt. Die Kam mer ertheilte sodann der königl. StaatSregierung die Genehmigung, von den sich auf die Finanzperiode 1880/81 ergebenden Ueberschüssen zunächst 6 360 502 M. zur Verstärkung der mobilen Bestände zu verwen den, den etwaigen Rest aber m das außerordentliche Budget der Finanzperiode 1884/85 einzustellen (Refe rent Abg. Grahl), und erledigte eine Reihe von Peti tionen (Referenten die Abgg. Ahnert und Vicepräsident vr. Pfeiffer). * Berlin, 22. Februar. Der königl. sächsische StaatSminister, General der Cavallerie v. Fabrice, ist heute Vormittag aus Dresden hier eingetroffen. — Die „Prov.-Corr.* giebt eine Uebersicht der Verhand lungen über das Kirchengesetz in der Abgeordneten- hauScomnnssion und bemerkt zum Schluß: „Die Be schlüsse der bisherigen ersten Lesung sind jedoch, auch nach den abgegebenen Erklärungen, nicht von entschei dender Bedeutung; hoffentlich giebt die bevorstehende zweite Lesung cm Ergebniß, welches dem von der Re gierung und den maßgebenden Parteien ersehnten Ziele, dem Frieden mit der katholischen Kirche wirklich förder lich ist.* — Das Herrenhaus hielt heute um 1 Uhr eine kaum Inständige Plenarsitzung ab, in welcher eine Reihe kleinerer Vorlagen ohne nennenSwerthe Dlscussion angenommen und eine Anzahl von Berich ten der Eisenbahnverwaltung durch Kenntnißnahme für erledigt erachtet wurden Die nächste Plenarsitzung findet Donnerstag 1 Uhr Statt; vor derselben wird die Commission für das in den nächsten Wochen aus dem andern Hause herüber gelangende kirchenpolitische Gesetz gewählt werden. — Das Abgeordnetenhaus eröffnete seine Sitzung bereits um 11 Uhr. Dasselbe erklärte zunächst die Wahl des Abg. vr. A. Meyer für IV. Breslau für ungiltig, beanstandete die Wahlen der Abgg. Kleist v. Bornstedt und vr. Kropatschek für VII. Potsdam und sprach die Giltigkeitserklärung der Wahl des Abg. Schmidt (Sangerhausen) aus. Zum Mltgliede der Staatsschuldencommission wurde der Abg. v. Böckum-Dolffs per Leclamutiollem wieder gewählt. Darauf wurde m die Berathung des be kannten Antrages Richter-Büchtemann eingelreten, der der Eisenbahnverwal'ung ein ziemlich deutliches Miß trauensvotum ertheilt. Abg. Büchtemann begründete den Antrag in längerer Ausführung, in welcher er nach der Acußerung des antwor tenden Ministers Maybach äs omnibus rsbus et äs quibus- ckum »lüs sprach. Insonderheit handelte es sich um die Zu- theilung von Eijenbahninseraten, AuSlegen und Berkaus von Zeitungen auf den Bahnhösen, vermeintliche Beschränkung des PelmonSrechls der Eisenbahnbcamten und verwandte Materien. Der Abg. Büchtemann schien namentlich die .militärische" Einrich tung unseres Eijenbahndienstes, z. B. auch auf der neuen Ber liner Stadtbahn zu mißfallen, und gab er den Raihschlag, das Eisenbahnministerium mit einem commandirenden General zu besetzen. In ein solches Mißtrauensvotum gegen die Re gierung erklärte namens der nationalliberalen Partei der Abg. Leonhardt nicht einstimmen zu können, wäh rend der Abg. Bachem (Lentrum) in dir fortschrittlichen Klagen einftimmle Im Ramen der frriconservativrn Partei Halle der Abg. v. Depper-Laski den Antrag gestellt, über den Antrag Büchtemann zur Tagesordnung »derzugkhea, zog in dessen nach der Erklärung de» Abg. Leonhardt diese motivirtr Tagesordnung zurück. Ministerialdirektor Brefeld stellte die vom Abg Bachem behauptete Zurücksetzung der Lrntrumblättrr entschieden in Ab rede, indessen glaubte «bg. vr. Majunke unter Anführung von Specialfällen die Beschwerden seine» FractionSgenoffen unterstützen zu sollen. Abg. Richter beantragte nunmehr die Lheilung feine» Antrag» in zwei gesonderte Anträge, deren erster sich aus da» Jnseralenwesen und deren zweiter sich auf da» Petitionsrecht der Beamten bezieht. Die Abgg Rickert und vr. Windthorft traten nochmal» für den ersten Theil de» Antrag» und für dessen Annahme ein, während der Abg. vr. Majunke LommissionSberalhung über den ersten Theil de» Antrags vorgefchlagen halte. Gegen die Anträge al» überflüssig und inopportun sprach sich Abg. Frhr. v. Minnigerode aus, in gleichem Sinne der Abg. vr. Hammacher, der unter lauter Zustimmung der Rechten ausfprach, daß die Nationalliberalen trotz materiellen Einverständnisse- mit dem Inhalt der Anträge sich emmüthig gegen dieselben entschieden hätten, weil nach ihrer Ueberzeugung die Antragsteller die Sache nur im Interesse der Agitation im Hause angeregt hätten. Eine solche Agitation gegen die oberste StaatSbahnverwaltung könne nur als höchst gefährlich für die Ordnung und Disciplin im Eisenbahnwesen bezeichnet werden; für den Antrag I werde er nach ersolgler Theilung de» Haupi- antrag» stimmen. Minister Maybach erklärt, daß er nicht dulden werde, daß die Disciplin im Eisenbahnwesen irgend eine Lockerung erfahre. Um 3 Uhr lt) Minuten erhielt Abg. Richter da- Schlußwort Er findet, daß die Er klärungen de» Ministers ihn keineswegs beruhigt hätten. Es handle sich nicht um eine Wahlagitation, sondern um gerechte Beschwerden Bei der Abstimmung wurde der erste Antrag Richter-Büchtemann mit 185 Stimmen gegen 135 Stimmen angenommen. Dafür stimmen dieNational- ltberalen mit Ausnahme der Abgg. Günther und Sattig, das Centrum, die Seceffionisten, Fortschritt und Polen. Ueber den Antrag Majunke aus Ueber- weffung des zweiten Antrages an die Budgetcomis- sion muß zur Auszählung des Hauses geschritten werden, bei derselben stimmen das Centrum, die Polen, Fortschritt, Seceffionisten und ein Theil der National- liberalen, im Ganzen 129 Abgeordnete für, 169 gegen die Ueberweifung, dieselbe ist somit abgelehnt, ebenso wird der Antrag 2 selbst abgelehnt gegen die Stimmen des Fortschritts, der Secessionisteu, der Polen und einiger CentrumSmitglieder. Nach Erledigung einer Petition vertagte sich hierauf das HauS auf morgen. Frankfurt a. M., 22. Februar. WaS die soge nannten Frankfurter Demokraten unter Freiheit verstehen, dafür liefert das Verhalten der Frankfurter Blätter in der Angelegenheit der Maincanalisation einen Beweis. Die Canalisation der Mainstrecke zwischen hier und Mainz wird ausgeführt auf Grund eines Staatsvertrages zwischen Hessen und Preußen. DaS Canalijativnswerk geht nun gewissen Leuten nicht schnell genug, und wie zu Zeiten des Ministeriums v. Dalwigk wird Hessen in natwnalliberalen Blättern sogar eines Mangels an Bundestreue bezichtigt. Es ist bemerkenswerth, daß auch demokratische Organe diesen Denunciationen sich anschließen, und richtet bei spielsweise der „Frankfurter Beobachter*, ein Oppo- sitionSblatt schärfster Tendenz, anläßlich der betreffen den Frage folgenden offenen Brief an den Fürsten BiSmarck: ,Ew. Durchlaucht haben in jüngster Zeit so vielen Be gründern conjervativer Bereine und Anhängern Höchstdero segensreicher WirthfchastSwirkfamkeit brieflich Ihren Lank aus gedrückt, daß auch wir uns mit einem kurzen Briefe nahen wollen. Er ist offen, und ebenso offen möchten wir die Ant wort sehen, aber, wenn wir bitten dürfen, nicht lithogra- phirt. Wie ftehtS mit der Maincanalisation, Ew Durch laucht? Man sagt, unsere Nachbarin, die hessen-darmstädusche Regierung, lebe der Hoffnung, daß nicht früher Handelsschiffe von Mainz den Main hinaus bis Frankfurt fahren werden, al» bis der vor Jahrtaufenden im Pharaonenlande verschüttete Canal vom Nil bis zum rothen Meere au» dem Wüstensande wieder ausgegraben und ein zweiter Durchzug durch» rothe Meer ersolgt ist. Ist das wahr, Durchlaucht, und würden Sie nicht so gütig sein, einen Feldjäger nach Hessen-Darmstadt zu schicken, der die zur Zeit noch ausstehende Antwort der hessischen Regierung wegen de» Matn-Rheincanal» abholt? In schul digstem Respekte verharren Ew. Durchlaucht treugehorsamste: sämmtliche Fortschrittler und Demokraten Frankfurt»." Der in dem Frankfurter Blatte veröffentlichte Brief, welcher den Fürsten Bismarck um Absendung eines zweiten Feldjägers gegen einen Bundesstaat an- fleht, entspricht ganz dem Geiste des Börsenjobberthums, das ohne Bedenken alle Principien Preis giebt, sobald nur ein Profit dabei herauskommt. * Karlsruhe, 21. Februar. In der heutigen Sitzung ver Ersten Kammer entspann sich nach deS Nacht zum reichen Manne geworden. Jeder weiß, wie eS zuging, aber Keiner verräth den Andern, und das Auge der Küstenwache ist lang nicht scharf genug; beim Fischhandel unterläuft Mancherlei, das die Be gierde reizt und Viele festhält an der rauhen Küste, wo ihre Vorfahren seit Jahrhunderten dasselbe Leben führten. Auf einem schmalen Landvorsprunge an der nörd lichsten Spitze der Insel, der, wett ins Meer hinauS- ragend, eine kleine Bucht bildet, in der die Kähne und Boote der Fischer angepflockt liegen, steht eine junge Frauengestalt und späht über das Wasser nach dem fernen Horizonte, wo die graugrünen Wellen eins werden mit dem düstern Himmel. Sie schaut nach den jagenden Wolken und dann wieder hinunter in die Fluth zu ihren Füßen, und es ist, als ob sie nicht nur spähe und schaue, sondern noch mehc horche und lausche auf daS Rauschen und Brausen der schäumenden Wellen, welche die Kähne tanzen machen, daß sie klirrend an den Ketten zerren, hinaus verlangend in ihr eigenes, freies Element. Sie steht schon lange da, sie ,'ganz allein, keine Seele ist sonst am Strande — kalt und feucht ist der Meereshauch in der Abendstunde; der Frühlingiwind weht scharf, er reißt an dem rothen Tuche, welches daS Mädchen um den Kopf gewunden hat, enthüllt ihr dunkelblondes Haar, jagt ihr den schweren Rock über die Schultern und die Schürze m- Gesicht. Sie achtet nicht darauf, sie ist ein kräftiges Kind deS Strande», gebräunt von der Sonne und Meeresluft, doch haben ihre Züge nicht- Rohe- und Gemeine-, sie sind eher edel gebildet, und wenn der Ausdruck ihre- Gesicht- hart und entschlossen scheint, so ist er doch nicht unangenehm; man sieht, sie kann auch weich und mild sein; ist sie es nicht immer, so bringt dies wohl nur das Leden an der Küste unter den rauhen Männern mit sich. Der Wind wird jetzt stärker; er treibt die Wellen gegen daS Ufer. DaS Mädchen lauscht aufmerksamer: hört sie auf den rollenden Ton, die grollende Weise, die das Meer singt, ehe der Sturm naht; was ver nimmt sie in den Wogen, das ihre Augen so aufleuch ten läßt, als höre sie eine frohe Kunde? Doch das Aufleuchten ihre- Blickes dauert kaum minutenlang, schon ist er wieder ernst, und als habe sie das Wort der Wellen wider Willen gehört, schüttelt sie den Kopf und wendrt sich nach der Ferne, wo die rothen und gelben Streifen, welche die untergehende Sonne am trüben Gewölke zieht, Sturm prophezeien. Ein dunkler Punkt zeigt sich am Horizonte, er steigt auf, verschwind det wieder, um nach wenigen Sccunden aufs Neue größer zu erscheinen, bis sie deutlich ein Boot erkennt. „Sie kommen eben zur rechten Zeit heim; eS tobt schon tüchtig um die Tafel.* Damit meinte sie den breiten, platten Felsvorsprung, der etwa eine halbe Meile von der Stelle entfernt ist, wo sie steht, sich aus der See erhebt, an welchem der Sturm jetzt schon sein wildes Wesen treibt, so daß da- Dröhnen der Wogen, die an den Felsen anprallen, bi- zu ihr her übertönt. Das Boot kommt rasch näher, nach einem letzten Blick verläßt sie ihren Platz und geht landeinwärts. Ein paar Häuser stehen nicht weit vom Ufer auf etwas erhöhtem Plane; e» sind massige Gebäude, die schon einigen Widerstand leisten können, wenn die Fluth herantobt; auch umgiebt ein jede» derselben ein fester Steinwall. Zwei davon stehen nahe beisammen, Frhrn. v. Marschall Bericht Über die Revision de» GerlchtSkostengesetze- eine kurze Diskussion, in welcher namentlich Laude-commissar Haas für den Wunsch nach Wiedererwelterung der Zuständigkeit der Gemeindegerichte »inteat, u. A. nachweisend, daß in den ihm unterstehenden 3 Kreisen die Zahl der bei den Bürgermeistern gelösten Zahlbefehle um 13000 in 3 Jahren nachgelassen hat. Die Kammer trat zwar in allen übrigen Punkten den Beschlüssen und Wün schen der Zweiten Kammer bei, lehnte dagegen einen Wunsch aus Versuche beim Bunde-rath nach Erweite rung dieser Gemeindecompetenz al- vorau-sichtlich au»- sicht-lo- und sogar nicht ganz unbedenklich ab. Mi- nisterialpräsident Nokk erwähnte, daß EnquSten über die Gericht»- und Anwalt-kosten, auch über gewiße kostenersparende Vereinfachungen im Civilprocetz über- Haupt >m Gang oder angebahnt sind. Entsprechend den Wünschen der Kammern wird durch eine Special vorlage die Möglichkeit von Ersparnissen bei den beim AusgebotSverfahren und beim Autschlußerkenntniß ge botenen Veröffentlichungen geboten werden. Bückeburg, 21. Februar. (Wes.-Ztg.) Bei den gestrigen Laudtagswahlen Hot bre Regierungspartei den Sieg davongetragen. Bon den gewählten 8 Ab geordneten gehören zur ersteren 5, rvährend nur 3 zur liberalen Partei gezählt werden. —5. Wien, 22. Februar. Wie nicht ander» zu erwarten stand, haben sich die russischen Regierungs kreise beeilt, aus eigener Initiative und ohne erst Re klamationen von Wien oder Berlin, die, nebenbei ge sagt, gar nicht in Aussicht genommen waren, abzu warten, die panslawistischen Kundgebungen de» Ge nerals Skobelew zu deSavouiren. Sowohl der osficielle „Regierungs-Anzeiger*, als das halbofficielle „Journal de St. Pötersbourg* veröffentlichen diesbe zügliche CommuniqusS, welche an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Außerdem soll dem genann ten polltlsirenden Haudegen von competenter Seite dec Wink ertheilt worden sein, entweder seine alarmirenden Speeches zu unterlassen, oder aus seine Charge zu ver zichten. Gleichzeitig wurde den chauvinistischen russi schen Blättern, welche nicht müde werden, den Krieg zu predigen, die ernste Mahnung ertheilt, ihren Ton zu mäßigen. Ob diese Maßregeln hinrelchen werden, der panslawistischen Agitation einen Damm zu setzen, mag dahingestellt bleiben, zumal darüber kein Zweifel mehr bestehen kann, daß zwischen dieser Agitation und dem Aufstande in der Kriwoschje und der Herzegowina ein genau nachweisbarer CausalnexuS besteht. Bosnien ist bisher allerdings von der aufständischen Bewegung unberührt geblieben, die sich mehrenden Bahnfrevel auf der vorwiegend militärischen Zwecken dienenden Eisen bahn Brod-Zenica scheinen jedoch darauf hinzudeuten, daß auch dort gewisse Emmissäre ihre Hand im Spiele haben. Infolge dessen ist denn auch seiten der Lan desregierung in Sarajewo auf die muthwillige Be schädigung der Bahnanlagen die Todesstrafe gesetzt und dem Zustandebrmger jedes derartigen Attentäter» eine namhafte Belohnung zugesichert worden. Chaiak- teristisch ist auch eine Aeußerung de» hier erscheinenden militärischen FachblatteS „Oesterr.-Ungar. Wehrzeitung* über die Rebe Skobelew's. Es heißt dort: „Wenn der tiefgehende Haß gegen Oesterreich, den die Reden des Generals Skobelew bekunden, nicht schon früher in der russischen Armee eingebürgert war, so wird er durch diese Reden erweckt werden und sich forteniwickeln bis zu der ganzen Größe, die er im Herzer, des that- kräftigen Turkmenenbezwingers erreicht hat. Die Reden Skobelew's künden uns die unzweideutigste, energischste Feindschaft der russischen gegen unsere Armee an; eS giebt von nun an keinen Zweifel mehr darüber, daß m Rußland ein Krieg gegen unsere Monarchie al» daS denkbar populärste Unternehmen gelten wird." Man braucht das Gewicht dieser Auslassung nicht ge rade zu überschätzen; aber im Zusammenhänge mit den anderen, hier angeführten Einzelheiten ist sie immer hin ein Zeichen der Zeit. Jedenfalls beweist sie, daß die Bewegung, welche die Ergüsse Skobelew's wach gerufen haben, weitere Kreise zieht. * Wien, 22. Februar. Im Abgeordneten haus« tagte heute der G^werbeauSschuß, welcher den in der Schwebe gelassenen Absatz des tz 14 über die concessionirten Gewerbe, nach Anhörung des Ex perten MinisterialratHS Schneider, dahin formulirte, daß die Herstellung von Giften und die Zubereitung der zu Medicinalzwecken bestimmten Stoffe, sowie der Verschleiß derselben unter dir concessionirten Gewerbe einzureihen sei. Von dieser Bestimmung wurde nur die den Apothekern vorbehaltene Zubereitung von Mediclnalstoffen ausgeschlossen. Außerdem wurde die Erzeugung von Dampfkesseln al» Punkt 18 unter die concessionirten Gewerbe ausgenommen. — Vom JnfurrectionSschauplatze telegraphirt man dem, Egyeter- te»* au» Mostar: Die Ortschaft Metokra (Gazko), deren Bevölkerung vor Kurzem eine Ergebeuhett»depu. tation au Feldmarfchalllieuteuant Baron Jovanovic absrndete (bekanntlich wurde die letztere auf halben Wege von Insurgenten überfallen und ermordet), wurde in der Nacht von Freitag auf Sonnabend von einer Jnsurgentenschaar, nach einer andern Ver sion von montenegrinischen Räubern überfallen und an allen vier Ecken angezündet. Die erschreckten Einwohner flüchteten halbnackt auf die Straßen, wo dann mehrere von den Räubern, die circa 50 Mann stark waren, massacrirt wurden. Trotz der furcht baren Verwirrung gelang e» der Kaltblütigkeit einiger entschlossenen Männer, vor der Moschee eine kleine Schaar zu sammeln, die sich dann aus die Räuber warf und dieselben nach Harlem, blutigem Kampfe au» der Ortschaft drängte. Die Verfolgten flüchteten sich mit Hinterlassung von 11 Lobten gegen Platice, der montenegrinischen Grenze zu. Bon den zurückgebliebenen 11 Todten trugen 8 montenegrinische Soldatenmützen mit der in Gold gestickten montenegrinischen Chiffre deS Fürsten Nikolau» I. DaS von den Räubern ge legte Feuer wurde, ohne größern Schaden angerichtet zu Haden, gedämpft. Die Einwohner hatten 30 Tobte, darunter 10 Weiber und 6 Sinder; überdies zählt der dort stationirte Gendarmerieposten 3 Todte und 2 Verwundete. Die Einwohner beschlossen die Bil dung einer Bürgerwehr und wurde die Erlaubniß hierzu telegraphisch aus Mostar erbeten und ertheilt. — DaS StationScommando in Praca meldete am 18. d. M., daß gegen Orahovicahan Insurgenten- schaaren im Anzüge seien. Die Feldwachen von Ranjenkula wurden am Abend von ca. 60 Insurgenten angegriffen; letztere wurden zerstreut. RecognoScirung»- patrouillen fanden am 19. d. Orahovicahan unbesetzt, doch wurde am Abend dieses Tage» auf Außen patrouillen gefeuert, aber ohne daß dieselben Verluste erlitten. Auf die Meldung der StationScommando» von Jarcin und Konjica, daß Insurgenten von Dzepe aus die Straße über Jvanplamna unsicher machen, die katholische Bevölkerung terronsiren und Raubzüge in die Umgegend unternehmen, wurde von dem General- commando in Sarajewo daS Entsprechende verfügt. AuS Trnowa vom 20. d. werden Jnsurgentenansamm- lungen in größerer Entfernung in westlicher und süd licher Richtung gemeldet. In Trnowa, Foca und Sarajewo ist am 20. d. M. starker Schneefall ge wesen. Buda-Pest, 22. Februar. Man telegraphirt der „Pr.*: In der heute fortgesetzten Debatte des Abge ordnetenhauses über den 8-Millionencredit berief sich Miletics auf die von Vr. Sturm gemachte Aeuße rung, daß die Okkupation auf anständige Weise beendigt werde, wie die» England mit Afghanistan gethan habe. Zum Schluffe der Sitzung hielt der Ministerpräsident TiSza eine längere, gegen die oppositionellen Vorredner polemisirende Rede. Der Ministerpräsident TiSza sagt: Der Friedr sei für eine Reihe von Jahren gesichert, und erklärt, unsere Be ziehungen zur Türkei seien stet- die freundlichsten gewesen. Die Nichtgestatlung de» Durchzuge» russischer Truppen durch Serbien 1877 war rin unsererseit» der Türkei geieisteler großer Dienst. Hinsichtlich unserer Beziehungen zu Rußland, bemerkt TiSza, wegen de» provocirenden Toaste» eine» General» würden weder wir, noch eine andere Macht Krieg führen. Die Monarchie wird ihre Interessensphäre vertreten. TiSza bemerkt, wenn wir. wie die Opposition wünschte, 1877 gegen Rußland Krieg ge führt hätten, so wären wir im Gegensatz zu allen europänchen Mächleu gestanden, wa» heute allerdings nicht der Fall ist. Jetzt sei übrigen» nur von Unterdrückung de» Aufstandes die Rede. Jede» hier gesprochene Wort, durch welche« der Aus stand genährt, die Hoffnungen der Insurgenten geweckt werden, sei unpassend. Litza apprllirt darum an den Patriotismus der Opposition, welche ihr Mißtrauen gegen die Regierung wie immer dethätigen könne, jedoch solcher Worte sich enthalte. Wa da» mehrfach zu wissen gewun;chie Endziel der Occupation be trifft, erklärt Ti-za, keine Regierung könnte sich heute hierüber von der RegieruogSbank äußern. Jetzt handelt e» sich um die Unterdrückung de» Aufstande» und Einhaltung der europäischen Verträge Dlc Abstimmung erfolgt wahrscheinlich morgen. Pari», 21. Februar. Man fährt fort, über die Rede Skobelew's zu diScutiren. Der „ National * fragt sich heute, welche Rolle Frankreich bei einem Zusammenstoß de» Panslawismus und deS Germanen thums, den er für unvermeidlich hält, zu spielen habe. „Die Aufgabe der westlichen Staaten*, meint er, „ist eS, die Bewegung zu verlangsamen. Man wird der Civilisation schon einen beträchtlichen Dienst geleistet haben, wenn man einige Jahre ooer selbst einige Mo nate der Ruhe gewinnt. In unterer ausregungsvollen wie Schwesterhäuser; sie sehen stattlich aus, da» erste schmuck mit freundlichen, weißen Gardinen an den kleinen Fenstern, der Raum zwischen dem Steinwall ist zum Garten angelegt, und schon sproßt da» frische Grün an den Büschen und in den Beeten; unter dem breiten Bordache hängen Netze und Taue zum Trock nen und verrathen daS Gewerbe der Bewohner; häus liche Geräthe stehen auf der Bank neben dem Ein gang, Alles ist ist reinlich und sorgsam geordnet. Da» zweite Hau» ist wohl noch stattlicher und größer, aber eS sieht ernst und düster au». Der Hofraum birgt allerlei Geräthschaften, leere Fässer, Kisten, Stangen, in buntem Gewirre, die Fensterscheiben sind blind und die Thür hängt lose in den Angeln, kaum daß e» be wohnt scheint. Höher oben liegt ein andere» Häuschen; diese» ist nur eine arme Hütte, aber da fehlt da» Gärtchen nicht, und das Beet au der Mauer, wo ein paar Blumen zwischen Küchengewächsen sprossen, verräth die weibliche Hand. Weiterhin stehen noch ein paar Hütten und Häus chen, hinter deren Fensterscheiben man da und dort ein Kindergesichtchen sehen kann, unter den Thüren zuweilen eine Frau oder ein Mädchen nach dem Wetter schauend, während die drei ersten wie au-gestorben sind. Von da führt ein breiter Weg zwischen spärlich be wachsenem Heideland gegen ein Dorf, dessen Kirch thurm weithin sichtbar ist. Da» vom Strande kommende Mädchen ging an den beiden untern Häusern rasch vorbei, nach dem obern. Sie öffnete die Hofthür und trat eilend» ein. Ein Hund schlug an und kroch au- seiner Hütte. „Ich bin et, Spitz*, sagte sie, „komm' her.* Der Neine häßliche Hund sprang an ihr empor; sie streichelte schmeichelnd sein struppiges, schwarze» Haar, der Hund leckte ihr Gesicht und Hände und schaute sie mit klugen Augen verständnißvoll an. „Ja, Spitzchen, wir Beide verstehen un-,* sagte sie leise. „Du weißt auch, was uns sehlt, — doch Geduld, da- letzte Jahr ist bald herum.* Als ob er sie in der That verstehe, begleitete Spitz ihre Worte mit einem leichten Knurren und sprang wedelnd nach der Hofthür. Sie lächelte trau rig: „So weit sind wir noch nicht.* Der Hund kam zurück und folgte ihr in- Haus. Sie trat in einen weiten Raum, ein großer Herd, der ihn fast zur Hälfte ausfüllte, an der Wand Küchen- geräihe, eine alte, buntbemalte Truhe, ein Tisch und eine Bank, am Fenster ein Spinnrad, verriethen die doppelte Bestimmung al» Küche und Wohngemach. Niemand war da. „Mutter Klausen, wo seid Ihr?* rief da» Mäd chen. „Gunil ist da*. Eine Seitenthür öffnete sich und eine alte Frau trat heraus; auch sie war eine kräftige, hohe Gestalt, nur von den Jahren etwa- gebeugt, auch ihr Haar, da» unter der dunkeln Wittwen Haube vorsah, war er- araut, ihr Ange aber blickte hell und ihr Lächeln war freundlich und wohlmeinend, trotzdem die Furchen ihre- Gesichte- von Kummer und Sorgen sprechen konnten. (Fortsetzung folgt.) Ein Römerdiaer. (Schluß zu Nr. -ö.) E- wäre ganz hübsch, da« Gespräch zu wiederholen, da- unsere dimrenden Römer (die Hau-frau war nur
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