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Dresdner Journal : 25.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188204256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820425
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820425
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-25
- Monat1882-04
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- Dresdner Journal : 25.04.1882
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Beilage zu 9ä des IvUNttt!K. Dienstag, den 25. April 1882. Tagesgerichte. (Fortsetzung aus dem Hauptblatte.) Prag, 23. April. ES war leicht zu errathen, in welcher Weise die tschechischen Blätter den Beschluß des verfassungstreuen Wahlcomite- des böhml- scheu Großgrundbesitze-, daß die zur Verfassungs partei haltenden Großgrundbesitzer sich bei der am 15. Mai stattfindenden ErgänzungSwahl für das Ab geordnetenhaus (an Stelle des Barons v. Pretis, welcher sein Mandat medergelegt hat) der Wahl -u enthalten haben, beurtheilen würden. Unifono wird dem verfassungstreuen Großgrundbesitze „Herrschsucht, Unbesonnenheit" und dergleichen vorgeworfen und sämmtliche diesbezügliche Kritiken klingen in den Wunsch aus, daß die Regierung nicht länger zögern möge, den böhmischen Landtag aufzulösen, da eS, wie speciell die „Politik" sagt, „unzulässig und unersprießlich" sei, im böhmischen Landtage daS entscheidende Wort einer Partei zu belassen, welche die Abstinenz in ihr Pro gramm ausgenommen habe und welche als „unnatür liche, den faktischen Verhältnissen hohnsprechende Ma jorität die Regierung so rücksichtslos bekämpfe und den Intentionen der Regierung diametral entgegen- handle." Der „Pokrok" bringt jedoch heute aus Wien eine telegraphische Meldung, welche diesem Auslösungs verlangen nicht entspricht. „D»e Regierung — so lautet diese Meldung des Rieger'schen Organs — be absichtigt nicht, den böhmischen Landtag auszulösen, und wird demselben keine wichtigeren Vorlagen machen. Zur Zeit gedenkt die Regierung keine größere poli tische Action in den Landtagen zu unternehmen, da nun der Schwerpunkt im ReichSrathe liegt." Als Candidat, welchen, wie eS heißt, die konservative Partei für die vorerwähnte ReichSrathSwahl auszustellen be absichtigt, wird der ihr angehörige Gutsbesitzer Ritter v. Nadherny bezeichnet, welcher kürzlich von Sr. Maje stät in den Freiherrnstand erhoben worden ist. — In d'er unmittelbar an die obere Neustadt Prags an grenzenden Stadt Weinberge wird morgen die münd liche öffentliche Abstimmung über die Frage des An schlusses an Prag vorgenommen werden. Die Agi tation für den Anschluß ist um so größer, als sich nachträglich denn doch eine recht lebhaste Gegenagi tation bemerkbar gemacht hat, an deren Spitze der Bürgermeister von Weinberge selbst steht. Diese Ge genagitation setzt den national-politischen Gründen sür den Anschluß materielle Motive entgegen, muß aber deshalb die gehässigsten Angriffe seiten der Anschluß- Partei über sich ergehen lassen; namentlich werden ihr, wie dies in solchen Fällen gewöhnlich geschieht, per sönliche eigennützige Motive unterschoben. Die Oppo sition der Anschlußgegner gewinnt aber, olwohl sie nur die Minorität der äbstimmenden Wähler bildet, doch insofern Aussicht auf Erfolg, als nach Vorschrift des Gemeindegesetzes zur Giltigkeit des Anschlußvolums nicht blos die Zweidrittelmajorität der Wähler noth wendig ist, sondern auch diese Zweidrittelmajorität wenigstens drei Viertel der Steuern zahlen muß. In Weinberge grebt es 1180 Wähler, welche zusammen 100000 Fl. Steuer zahlen; soll also der Anschluß ersolgen, müssen wenigstens 788 Wähler mit einer Geiammtsteuerleistung von 75000 Fl. sür ihn stim men. — Auch noch eine andere Differenz im tschechi schen Lager wirbelt dermalen viel Staub auf. Es ist dies ein Conflict zwischen dem Intendanten deS tschechischen LandeStheaters, Dr. Skarda, einerseits und dem tschechischen Theatercon- sortium und der Direktion des tschechischen Landestheaters andererseits. Dieser Conflict war schon längere Zeit latent und ist aus Anlaß der am vorigen Sonntag stattgehabten General versammlung des TheaterconsortiumS, in welcher der Direktion ein glänzendes Vertrauensvotum ertheilt wurde, zum offenen Ausbruche gelangt. In den heu tigen Prager tschechischen Blättern veröffentlicht nun der Intendant l)r. Skarda eine äußerst scharfe Er klärung. Er sagt darin, es sei ihm, als er vor 3 Jahren das Amt eines Intendanten übernahm, von vielen Seiten das Beileid ausgesprochen worden, weil er entweder zu Allem, was die Direktion thut, werde schweigen, oder im gegentheiligen Falle einen ewigen Krieg werde führen müssen. Der vorausgesagte Krieg sei wirklich eingetreten, als er der Direktion viele Un zukömmlichkeiten, namentlich aber den Umstand vor gehalten habe, daß sie das Theater planlos von einem Tag auf den andern leite. Anfangs habe die Direk tion lauter Ausflüchte gehabt, wie z. B, daß sie sich zur Eröffnung des neuerbauten Nationaltheaters vor bereiten müsse, bis nach den ersten 12 Vorstellungen in diesem Theater Jedermann beobachten konnte, daß diese Vorbereitungen unzulänglich gewesen. Das Re pertoire habe hierauf noch stärker geschwankt, als vor her, so daß er endlich eindringlichst Verbesserungen verlangt Hobe, wobei eS sich ihm weder um männliche, noch um weibliche Persönlichkeiten, sondern nur um da- Gedeihen des Theater- gehandelt habe. Es sei bedauerlich, daß daS Consortium die Rüge, welche er der Direktion ertheilte, auf sich bezog und ihn nicht in seinem, den Ausschwung des Theaters abzirlenden Streben unterstützt, sondern in der Generalversamm lung vom 16. d. Beschlüsse gefaßt habe, weläe sich offen gegen ihn richteten. Intendant Dr. Skarda rechtfertigt fodann sein Vorgehen und tadelt ins besondere die Misöre deS Repertoires, daS so viele schlechte, namentlich auch unsittliche Stücke gebracht habe, so daß er deren Aufführung habe verbieten müssen. Auf feine Anfragen bezüglich der Vorberei tungen für die Winter- und Sommerfaifon feien ihm "von der Direktion entweder gar keine, oder unrichtige Mittheilungen zugekommen; man könne sich also nicht wundern, daß er diese Haltung der Direktion nicht ge billigt habe, sondern nachdrücklich darauf gedrungen sei, daß daS Theater nicht planlos geleitet, sondern daß ernstlich auf dessen Hebung hingearbeitet werde, damit das Publicum eS nicht au« nationaler Opfer- Willigkeit besuche, sondern in dasselbe zur Belehrung und edlen Unterhaltung gehe. Wir glauben, daß daS einsichtsvolle tschechische Theaterpublicum dieser Dar stellung de« Intendanten nur beipflichten wird. — Unter den deutschen Vereinen Prag- verdient jener zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, welcher gestern seine Generalversammlung abgehalten hat, wegen seiner ausdauernden ersprießlichen Wirksam keit jedenfalls die größte Anerkennung. Derselbe wen det der Herausgabe und Verbreitung von Druckschriften gemeinnützigen Inhalt- die größte Sorgfalt zu, und hat im letzten Jahre nicht weniger al-249 000 Druck bogen vertheilt. Der Geschäftsbericht schließt mit den Worten: .Wir arbeiten nicht sür die Bedürfnisse und Fragen de» Tage»; aber wir dürfen wohl hoffen, dazu beigetragen zu haben, daß unser Volt sich aus dem Brunde echter Bildung Selbsterkenntnib und Selbstschätzung, Bejonnenheit und Aus dauer erwerbe, die seine Zierde sein werden in den Zeiten de» Glückes und sein Schutz in den Zeiten der Nolh und Gefahr." Nach Hinweisung aus die Bereinspublicationen wird dann bemerkt: .Insbesondere legten die Gedenkzeiten des Vorjahres, welche dem großen Kaiser Joses ll geweiht waren, die patriotische Pflicht aus, die wohlverdiente Dank barkeit des deutschen Volke« sür seinen erhabenen Fürsten und Wohlihäler zu erwecken. Ist doch der Name dieses Kaisers daS Programm, das auch unser Verein an die Spitze seiner Satzungen gestellt und dessen Verwirklichung er stets angestrebt hat und auch fernerhin anstreben wird und muß." Die Zahl der Mitglieder diefes Vereins ist in steter Zunahme begriffen, eS zählte derselbe am Schluffe des vergangenen JahreS 4917 Mitglieder. Buda-Pest, 22. April. (Pr.) Die für morgen auf den freien Plätzen in fämmtlichen Bezirken von Buda-Pest anberaumten Massenversammlungen zur Demonstration gegen den deutschen Schul- verein sind von der Polizei theilS wegen der mangel haften Art der Anmeldung, theilS wegen der projectir- ten Umzüge, die den Verkehr stören; endlich weil Ver säumt wurde, die Einwilligung der Commune, deren Eigenthum die öffentlichen Plätze sind, einzuholen, untersagt worden. Pari-, 22. April. Den Kammern wird gleich nach Beginn der Session ein so umfangreiches Material von Gesetzentwürfen zugehen, daß sie in Anbetracht der zahlreichen, ihnen bereits unterbreiteten Vorlagen den ganzen Sommer über beschäftigt fein werden. Es sind insbesondere angelündigt 1) der Entwurf einer allgemeinen Reorganisation Tunesiens, 2) die Pariser Gemeindeordnung, 3) der Plan der Bewässerungs kanäle der Rhone, 4) daS Gesetz gegen die porno graphische Literatur, 5) ein neues Hypothekengesetz, 6) eine Vorlage des Finanzministeriums, welche sür Colonisationszwecke in Algerien einen neuen Credit von 50 Millionen eröffnet. Dazu kommt noch die Berathung deS Budgets, welche dies Mal, da die Majori tät über die ganze Oekonomic di-selben getheilter An sicht ist, sich ganz besonders schwierig gestaltet. Der Post minister Cochery beabsichtigt eine Herabsetzung des Portos in Frankreich von 15 auf 10 Centimes zu beantragen. Vermuthlich will er damit den durch den Postdiebstahl hervorgerufenen schlimmen Eindruck gegen seine Ad ministration nn Publicum verwischen. Heute ist ein im activen Dienste befindlicher junger Postbeamter ver haftet worden, welcher durch sein Benehmen den Ver dacht auf sich geladen hatte, den großen Diebstahl be gangen zu haben. Man scheint jedoch keine Beweise gegen ihn zu besitzen. Hingegen hat er eingfftanden, schon früher 5 verschiedene Postdiebstähle begangen zu haben. Eine zweite Verhaftung hat gestern Abend stattgefunden.— Die Nachricht von der Jnfreiheitsetzung Tajeb-Biys, des Bruders des regierenden Bey von Tunis, ist feit gestern osficiell und hat einen guten Eindruck auf die Bevölkerung von Tunis gemacht. Wir haben heute darüber folgende Details. Gestern früh wurden auf Befehl des Bly die Soldaten, welche mit 1er Bewachung Tajeb-Bey's beauftragt waren, von Carbi Zarenk, d»r d>m gefangenen Prinzen die Anordnung des Bey zu seiner Freilassung überbrachte, entfernt. Gleich darauf verließ der Prinz <aS Gemach, das ihm als Gesängniß gedient hatte und begab sich zu seinem Bruder, um ihm für die Wiedergabe feiner Freiheit zu danken, und nach Er füllung dieser Förmlichkeit bezog er feinen Palast bei Marsa, den er fortan wieder bewohnen wird. Nach mittags begab er sich zu dem französischen Minister- residenten um ihm seine Erkenntlichkeit auszudrücken, denn er verdankt seine Befreiung den Bemühungen Cambon's, der sich dieserhalb mit Zustimmung der französischen Regierung schriftlich an den Bey gewendet hatte. Tajeb-Bey versprach seinem Bruder, gewisse Persönlichkeiten von seiner Umgrbung feinzuhalten, welche vor seiner Einkerkerung ein Complot geschmiedet hatten, um den Bey vom Throne zu stürzen. * Bern, 22. April. Der Nationalrath schritt in seiner heutigen Sitzung zur Abstimmung über die Ratification des Handelsvertrages mit Frank reich. Der Bundesrath Droz gab im Auftrage deS Bundesraths die Erklärung ab, es sei der Antrag Künzli, blos eine 5jährige Vertragsdauer festzusetzen, abzulehnen, weil er formell unzulässig sei und mit den Regeln deS Völkerrechts im Widerspruch stehe. Das Parlament kann den Vertrag ratificiren, ober von der Hand weisen; es hat aber nicht das Recht, ihn zu modificiren. Abgestimmt wurde nur über den Han delsvertrag nebst dem Reglement, betreffend das Pays de Gex; die Genehmigung erfolgt aber unter der Be dingung, daß die Annexverträge, welche später separat zu behandeln, auch ratificirt werden. Mit großem Mehr wurde die Fassung des Art. 22 (Geschäftsreisende betreffend), wie sie der BundeSrath und die Mehrheit der Commission vorgeschlagen, beibehalten. Die Ab stimmung über 1) eventuell festzusetzende Vertrags dauer und 2) definitive Annahme oder Ablehnung er folgte unter Namensaufruf. Für 10 Jahre stimmten 92, sür 5 Jahre 29. Für Ratification votirten l04, für Ablehnung stimmten 20. Rom, 22. April. Ein Telegramm der „Köln. Ztg." meldet: Der Köniz von Württemberg hat dem Cardinal Jacobini daS Großkreuz de- württem- bergischen Orden- verliehen. — Gestern besuchte der Prinz Heinrich von Preußen die Galerie de- Vatikans. Rom, 23. April. (Tel.) In der Deputirten- kämm er verlangte der Deputirte Massari die Vorle gung der diplomatischen Aktenstücke bezüglich der Assabbai, nachdem auch daS englische Unterhaus sich mit dieser Frage beschäftigt habe. Der Minister deS Arabern, Mancini, erwidert, die Regierung halte erst dann den Moment für gekommen, um dem Parlament anstandslos die Documente und einige diplomatische Correspondenzen betreff- der italienischen Besitzung an der Assabbai Vorleger, zu können, nachdem die Meinung der Regierungen über die Veröffentlichung dem Ge brauche gemäß eingeholt sein werde. Auf die Auf forderung, eine Erläuterung über die Erklärung deS UnterstaatSsecretärS Dilke im englischen Unterhause zu geben, wonach die Niederlassung an der Assabbai eine ausschließlich commerzielle Niederlage sei, erklärte Mancini, beide Regierungen stimmten in Bezug auf die Niederlasfung in dem Punkte überein, jeden mili tärischen Zweck auszuschließen. Italien sei gesonnen, die erwähnte Erwerbung einzig und allein zur Ent wickelung seiner Handelsbeziehungen zur See und zu wissenschaftlichen Forschungen zu benutzen. Die Re gierung hoffe bald die Documente sowohl als auch einen Gesetzentwurf betreffs der nothwendigen Kosten vorlegen zu können. Bel der Debatt- über die Mili- tärvorlage erklärte Nicotero, 34 Millionen für Befesti gungen wären ungenügend; die Regierung möge nur dem La de gehorchen, welches unbedingt gefürchtet und stark fein wolle Kraft fei die Grundbedingung eines StaateS; Piemonts Finanzen waren zerrüttet, jene Neapels gut, und doch machte Piemont Italien, und daS Bourbonenthum verschwand. Die Rede machte Eindruck. Der Finanzminister Magliani antwortete, der KriegSminister hätte nicht mehr gefordert; der Kriegsminister Ferrero hingegen rief aus, die Brust der Soldaten müsse den Mangel an Befestigungen er setzen. — Der Setzerstrike dauert fort; es wurden Sträflinge aus Clvita - Vecchia und mit dem Setzen vertraute Soldaten sür die Druckereien requirirt; die Journale erscheinen. Madrid, 21. April. Ein Telegramm der „Köln. Ztg." meldet: Der Prinz Leopold von Hohenzollern bereist gegenwärtig incognito Catalonien. * London, 22. April. Dem nun veröffentlichten Prospect der North-Borneo-Company zufolge be trägt das GesellschaftScapital 2 Millionen Psd. Sterl., und umfassen die erworbenen Terrains 20000 Quadrat meilen. Kopenhagen, 22. April. Ein Privattelegramm der „H. N." meldet: Nach kurzer Verhandlung ver änderte das Landsthing abermals das vom VolkS- thing gekommene Finanrgesetz mit durchgängig 44 gegen 11 Stimmen. Ploug schlug einen gemeinsamen Aus schuß von je 15 Mitgliedern vor, was einstimmig ge nehmigt wurde. St. Petersburg, 22. April. (Tel.) Der fran zösische Botschafter, Admiral Jaurös, wurde vorgestern m Gatschina in feierlicher Audienz vom Kaiser und von der Kaiserin empfangen und überreichte feine Creditive. — DaS „Journal de St. Pötersbourg" sagt, daS Barröresche Project bezüglich der Donaufrage bezeichne einen weiteren Schritt auf dem Wege der Verständigung der Mächte. Er erübrige noch, dies Project von dem Gesichtspunkte der Interessen der Donauuferstaaten zu prüfen, welche nicht leiden dürsten unter dem einmüthigen Handeln der europäischen Mächte, welches zu ihrem Schutze angerufen fei. Die Regie rungen würden nach Prüfung deS Projekts ihren Dele- girten zu einer demnächst zusammentretenden europäischen Commission Instruction ertheilen. — Wie der „GoloS" meldet, hat der Kaiser auf eine bezügliche Vorlage des Jllstizministers vom 19. d. M. befohlen, alle Exceß- verhandlungen, welche mit Mißhandlungen von jüdischen Einwohnern verknüpft sind, sowohl bei den FriedeuSgerichten als auch bei den allgemeinen Gerichts höfen als außer der Reihe stehende und dringliche zu behandeln. Dresdner Nachrichten vom 24. April. In den evangelischen Kirchen wiesen die Kanzel redner während des gestrigen Vormittagsgottesdienstes in den Einleitungen zu ihren Predigten unter Zu grundelegung des Bibelwortes „Fürchtet Gott, ehret den König I" aus die hohe Bedeutung des gestrigen Geburtstages Sr. Majestät des Königs hin. D. Aus Anlaß deS Gebuitstages Sr. Majestät de- Königs sand gestern Vormittag im lönigl. Polytechni kum iiil Fest actus Statt, zu welchem sich eine große Zahl geladener Gäste, darunter die Geh Räthe v. Körner, Petzoldt, Schmaltz und zahlreiche Vertreter der tech nischen Wissenschaften eingefunden hatten. Nach dem von dem Polytechnikergefangverein „Erato" vorgetra genen „8alvum tue regeln" folgte die Festrede des Professors Lewicki „Ueber die Entwickelung der Loco- motive". Während dieses hochinteressanten VortragS' beleuchtete der Redner nicht nur den Gegenstand im Allgemeinen, sondern er nahm auch wiederholt Ge legenheit, denLeistungen unseres sächsiichen Vaterlandes auf dem Gebiete deS Eifenbahnwesens, der Schifffahrt und Maschinentechnik gerecht zu werden. Er wieS unter Anderem darauf hin, daß Sachsen 1837 einer der ersten Staaten deS Continents war, welche Eisen bahnen erbauten, sowie daß die ersten deutschen Loco- motiven „Saxonia" und „Phönix" aus der Maschinen werkstätte zu Uebigau hervorgingen. Weitere Fortschritte unserer Maschinentechnik zunächst durch das Studium an den technischen Hochschulen erwartet Redner von einer kräftigeren Entwickelung der experimentellen Me thode. Die Fürsorge, welche die königl. Staatsreg e- rung bisher der polytechnischen Hochschule angedeiben ließ, lasse unS in dieser Beziehung ruhig in die Zu kunft blicken. Um den Gefühlen deS Dankes gegen Se. Majestät den König, welcher bei seinem Regierungs antritte daS Polytechnikum zum Range einer technischen Hochschule erhoben hat, Ausdruck zu verleihen und mit dem Wunsche, daß König Albert noch lange Sein glorreiches Scepter sühren möge, brachte Redner auf Se. Majestät den König ein dreifaches, von der Ver- fammlung begeistert wiederholtes „Hoch"auS Kreutzer'S Lied „An das Vaterland" schloß die erhebende Feier. L. Wie das Bitzthum'sche Gymnasium beging auch daS königl. Gymnasium in DieSden-Neustadt die Feier deS Geburtstage- Sr. Majestät de- König- bereit- am Sonnabend, Vormittag- 10 Uhr, durch einen Actu-, den Sr. Excellenz der Hr. StaatSminister Dr. v. Gerber mit seiner Gegenwart beehrte. In der Festrede gab der Oberlehrer Dr. Ziel zunächst den Gefühlen warmer Vaterlandsliebe und treuer Anhäng lichkeit an den erhabenen Landesherrn Ausdruck und schilderte sodann den berühmten aävocutus pLtriuv von Osnabrück, Justus Möser, der in seinem Leben und Wirken und seinen politisch socialen Anschauungen als ein echter Vertreter nationalpatriotischer Gesinnung erschien. Der Rede folgten Deklamationen von Schülern der verschiedenen Klassen, endlich die Bertheilung von Bücherprämien durch den Rector geh. Schulrath Jlberg. Derselbe schloß mit einem Gebet sür König und Vater land. Entsprechende Gesänge de» Gymnasialchores rahmten die einzelnen Theile der Feier ein. U. DaS Gymnasium zum heiligen Kreuz hielt die Nachfeier des Geburtstages Sr. Majestät deS Königs heute ab. Emgeleitet wurde dieselbe durch Gesang des „Lalvum las rvßsm" von O. Wermann und durch e>n von Dr. Grundt gesprochenes Gebet. Die eigentliche Festrede hielt aus der Mitte des Lehrer- collegiumS Dr. Manitius, der in trefflicher Weise über unser Planetensystem sprach. Daran schlossen sich die lateinische Rede des Oberprimaners Müller über „^ntigoua 8opdocleu", die deutsche Rede deS Ober primaners Arndt über Heinrich V. als Musterbild eines Herrschers, und dar deutsche Gedicht des Ober primaners Brix über Albrecht den Beherzten. Der Vortrag des „1-auäa, 8ion" von Reissiger endete die Feier. IV. Die Annenrealschule beging heute Vor mittag die Nachfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs in ihrer Aula. Nach einem vom Schul chor unter Leitung des Gesanglehrers Müller auSge- führten Choralgesange sprach Conrector Prof. Dr. Ließke das Gebet, während Oberlehrer Flemming die Festrede hielt. Von den Thaten des Königs im deutsch-fran zösischen Kriege ausgehend, schilderte derselbe in ein gehender und beredter Weise die Entwickelung der deutschen Kriegsverfassung in der ersten Hälfte des Mittelalters, wobei er besonders die drückende Heer- bannverpfllchtung Karls des Großen und den Ueber- gang zur LehnSkriegsverfassung und dem Reiterwesen der sächsischen und fränkischen Kaiser betonte, zuletzt aber den Verfall beider durch die Machtentwickelung der obersten Vasallen, durch den moralischen Rückgang des RiiterthumS, wie durch die Unbehilflichkeit der Ausrüstung der Reiter und durch die Entwickelung deS städtischen Fußvolkes nachwieS. Mit dem ebenfalls vom Schulchor wacker ausgesührten 8alvum tue regem von M. Hauptmann schloß die erhebende Feier. In der Aula der öffentlichen Handelslehr anstalt der Dresdner Kaufmannschaft folgten dem freien Vortrag eines ScbülerS der ersten Klasse die Festrede des Hrn. Emil Deckert und die Schlußworte deS Direktors. Im königl. Lehrerinnenseminar fand die Feier deS Geburtstags Sr. Majestät deS König- bereits am 22. d. (Sonnabend) Statt. Nach Aufführung meh rerer Gesänge und einem Geinte hielt Oberlehrer Dr. Legler die Festrede, in welcher er zunächst über Shake speare im Allgemeinen, dann über dessen „R'chard II." im Besonderen sprach In ersterer Beziehung feierte er den Dichter als eine Geistesgröße, d?e auch in Deutschland den allgemeinsten Beifall gefunden; in letzterer hob er die tiefpsychologifche Anlage und die Schönheit der Sprache eivor. In der städtischen höhern Töchterschule fand ein Festactus Statt, welcher mit Choralgesang begann, Nach einem erhebende» Gebete des Oberlehrers I. Groß folgten Deklamationen seiten mehrerer Schü lerinnen, vor und nach denen 2 vierstimmige Gesänge ertönten. In der Festrede sprach ter Lehrer Roß berg über den Boden unseres Vaterlandes in Beziehung zur Geschichte und Cultur seiner Bewohner. Geschlossen wurde die würdige Feier mit dem Gesänge: „Gott sei mir dir, mein Sachsenland." In jeder städtischen Volksschule Dresdens fand auf Verordnung der Behörde heute Vormittag von 8 bis 9 Uhr Ac.uS Statt, und während des übrigen Theiles des Tages fiel der Unterricht aus. Bereits am Sonnabend sanden von Seiten mehrerer Vereine Festacte als Vorfeier des allerhöchen Ge burtstages Statt. Im „Conservativen Verein", welcher sich in dem festlich gefchmückten großen Saale deS Ge werbehauses vereinigt hatte, hielt Schuldirector Heger die Festrede und entrollte ein Lebensbild Sr. Majestät des Königs. Der „Allgemeine HauSbesitzerverein" be ging die Feier im untern Saale des königl. Belveddre der Brühl'schen Terrasse, der Militärvcrein „Ger mania" im „Colosseum", der Militärverein „Saxonia- DreSden" im „Tivoli", der Militärverein „Jäger und Schützen", welcher gleichzeitig in Gegenwart deS Stadt- commandanten GeneraltteutenantS v. Funcke, sowie zahlreicher Offiziere die feierliche Einweihung seine- Wappenschildes vollzog, in „Braun's Hotel". Gestern fanden Festseiern Statt: vom „deutschen Jnvalidenver- ein König Albert" im „Trianon", vom Militärverein I in der Stadtwaldschlößchenrestauration, vom „Deutschen Kriegerverein" im Feldschlößchen, vom Militärverein „Kameradschaft" im Schillerschlößchen, vom Militär- verein „Artillerie, Pionniere und Train" in Meinhold'- Saal. Auch der christlich-sociale Verein hielt gestern in Helbig'S (blauem) Saal einen FestactuS ab. DaS königl. Conservatorium für Musik veranstaltet heute Abend zur Nachfeier des königl. Geburtstag- eine musikalische Aufführung. Als Nachfeier de- königl. Geburtstages giebt der Director Karl im Residenztheater heute Nachmittag 3 Uhr eine Gratisvorstellung für die hiesige Garnison. Auch in Blasewitz hatte man sich gestern Nach mittag zu einem Festbanket im Goetheqarten vereinigt, welche-, wie durch die Zahl (gegen 70) so durch die Zusammensetzung seiner Theilnrhmerschaft und den Glanz des ganzen Arrangement- die gleichen Veran staltungen aller früheren Jahre übertraf. Es bethei- ligten sich an demselben nicht bloS ort-angesessene Mitglieder uud Vertreter der Gemeinde, sondern auch Gäste au- Dresden, Striesen u. s. w., sowohl active Vertreter und Dignitäre de- geistlichen, Civil- und MilitärstandeS, al- in da- Privatleben zurückgetretene sächsische, wie preußische Repräsentanten dieser Stände,
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