Suche löschen...
Dresdner Journal : 13.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188405132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-13
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 13.05.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«1». I, L«t«L«: Mrliol»: .... 18 H»rk. ^MrileL: 4 U»rk 80 ?k. Ü»«IZ» tkuww«r»: 10 ?k ««—rk»Id ä«»ci«ut»ck> ktoieLe» tritt kost- «um 8t«wp«l,u,cl»I»^ dmru lu8«r»te»prel»e: für ä«u k»um kio«r xe«p»Itooeo p-titrsil« 20 Unter „Linxessoät" 6i« 2vil« SO ?s Lei UbeUen- uo6 2itkvr»»»tr 50 >-b Lrsekellle», > o»jt Xueostims äer 8vnn- nn<t keiert»»?» Xdevli» für üvu koljkevü^n '1':,^ Dienstag, den 13. Mai. DresdnerIournal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1884. In»er»teu»u»»l,ive au8«irt»r I^tp«x F>. Lran«t«tetter, OonunieeiooLr ä«, Oreeäoer ^ourmcl»; L»wdarss Berlin - Vt,» - I,«lpit^ >»»«I Br»«I»n Brnnttart ». ».: <- ^oAter, LerUn-Vien SemdniA- rr»x-l.«ip«lx Brnnllturt ». H. Hünedeo: Ku't Äs«««,- Berlin: /«vattclenüanL, Bremen: ,8c-»totte,- vreelnn: L ütanAe«'» Lureau <Lmit /Rabatt»),- krnnicknrt » « : L. ^aeArr'eoko LuoULLvUIuv^; üvrlite: tr. A/ükkcr; Henoover: 0. §c/iit««ier, k»ri« Berlin - krenlrturt » « StnN^nrt: Dau-e <F t-'o.Lemdnrx: A-i. Ltriner. llvrnusxvdvrr LSvinl- LrpeNition clve vreeNoer ^oiirnnl», Drveäeo, ^vio^vretrnes« Ho. 20. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Director der Landesanstalt zu Colditz, Medicinalrath vr. mml. Köhler daS von sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Baden ,hm verliehene Ritterkreuz I.Classe des Großherzoglich Sadenschen Hausordens vom Zähringer Löwen an- iiehme und trage. Se Majestät der König haben dem Kirchensänaer und Mitgliede des Hoftheater - Singe - Chores Max Lempesta das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst jn verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Chaussse- wärter Gottlieb Wagner in Altenhof das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Pekattnlmachung, eine Anleihe der Stadt Leipzig betreffend. Die Ministerien des Innern und der Finanzen Haden zu der von dem Stadtrathe zu Leipzig unter Zustimmung der dasigen Stadtverordneten beschlossenen Ausgabe von, auf den Inhaber lautenden, Seiten des letzteren unkündbaren Schuldscheinen im Gesammt- dttrage von Fünfzehn Millionen Mark zum Zwecke der Aufnahme einer anderweilen, und zwar mit Vier vom Hundert jährlich zu verzinsen den städtischen Anleihe von gleichem «etrage, wovon Mch nn Theil dazu verwendet werden soll, den noch nicht getilgten Rest der im Jahre 1868 aufgenom- menen, mit vier und ein halb vom Hundert verzins baren Anleihe der Stadt Leipzig zur Kündigung und Abzahlung zu bringen, nach Maßgabe des vorgeleg- ten Anleihe- und beziehentlich Tilgungsplanes die nach z 1040 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderliche Ge nehmigung ertheilt, was andurch zur öffentlichen Kennt- niß gebracht wird. Dresden, de« 8. Mai 1884. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. Für den Minister: Für den Minister: v. Charpentier. Meusel. Münckner. Par«, Montag, 12. Mai, früh. (W. T. B.) Bei den gestrigen Municipalstichwahlen in Pari wurden 3 Couservative, 18 Opportunisten oder unabhängige Republikaner und 11 Autonomisten gewählt; der neue Pariser Municipalrath wird demzufolge au- etwa 3« Opportunisten, etwa eben so vielen Autonomisten und etwa 1« unabhängigen Republikanern und ebenso vielen Covservativea bestehen. Bern, Montag, 12. Mai, früh. (W. T. B.) Bei der gestrigen Volksabstimmung find alle 4 Referendum-Vorlagen, und zwar die Vorlage wegen Anstellung eine- JustizsecretärS mit 203,35V gegen 147,498 Stimmen, diejenige wegen Befreiung der schweizerischen Handelsreisenden von den Patent- laxen mit 179,790 gegen 169,452 Stimmen, die jenige wegen Ergänzung de- Bundesstrafrechts durch den sogenannten Stabio-Artikel mit 191,774 gegen 155,614 Stimmen, endlich diejenige wegen Erhöhung der Creditbewilligung für den Gesandt- schaftSposten in Washington mit 208,260 gegen 134,630 Stimmen verworfen worden. London, Montag, 12. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) ES wird den „TimeS" auS Shanghai unterm 11. d. MtS. telegraphier, daß an diesem Tage in Tientsin von dem Capitän Fournier namenS Frankreichs und Li-Hung-Tschang, dem Vertreter Chinas, ein Vertrag unterzeichnet wor den ist, kraft dessen China da- französische Pro tektorat über Tonkin und Anam mit den existirenden Grenzen anerkennt. Die contrahirevden Parteien werden zusammen die Kragen betreff- der über die Grenzpolizei frstzustellevden Bedingungen be- rathen. Der allgemeine Handel wird eröffnet. China zahlt keine Kriegsentschädigung. Kairo, Montag, 12. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Nubar Pascha erhielt eine Depesche deS Commandanten von Dongola, welche ihn zur Ab sendung von Verstärkung an ihn auffordert. Die Aufständischen würden vom Schrikh Hooda befehligt, welcher den Mahdi augrwiesen habe, alle Anhänger im Heere einzustellen, Dongola zu nehmen und auf Oberägypten zu marschiren. Die Depesche weist auf die geringe Stärke der Garnison Dou- golaS und die zahlreiche Bevölkerung de-District- Hin; sie constatirt ferner» daß die irregulären Truppen durchaus unzuverlässig seien. Ein Telegramm von „Reuter'S Office" meldet, daß an den General Gordon auf allen in Betracht kommenden Wegerouten, auch via Maffauah, neue Boten abgesandt worden find, nm die Botschaft de« Earl Granville vom 23. April mit der An frage an ibn zu überbringen, wie viele Truppen er verlange. Eine positive Zusicherung von Hilfe ist in dir Botschaft gleichwohl noch nicht enthalten. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 12. Mai, Nachmittags. (lel.d.DreSdn.Journ*) Jn der heutigen Sitzung de» Reichstags erfolgte die dritte Becathung dcS TocialistengesrtztS, verbunden milden Resolutionen der Abgg. Stöcker (vgl. die „Tagesgeschichte") und vr. Windthorst. Nach einiger Debatte wurde der einzige Artikel der Socialistcnvorlage in dritter Lesung unverändert und sodann da« ganze Gesetz angenommen. Ueber die dazu beantragten Reso lulionen dauert die Debatte fort. *) Nachdruck verboten. D. Red. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 12. Mai. Ain gestrigen Sonntage erfolgte in der Schweiz die von mehr, als 100000 Unterschriften verlangte Volksabstimmung über 4 eidgenössische Vor lagen, nämlich über die Ergänzung des Bundesstraf rechts durch den sogenannten Stabio-Artikel, die Be freiung der schweizerischen Handelsreisenden von den Patenttaxen, Erhöhung des Credits für den Gesandt schaftsposten in Washington von 50000 Frcs. auf 60000 Frcs. und die Bewilligung von 6000 Frcs. für Anstellung eines eidgenössischen JustizsecretärS. Der Stabio-Artikel ist so benannt nach seinem Anlasse, den blutigen Wahlexcessen zu Stabio in Tessin, deren gerichtliche Aburtheilung der Bundesversammlung An laß gab, in ähnlichen Fällen die Justizpflege der Bundes an die Stelle der befangenen Cantonsjustiz treten zu lassen. Obgleich die 4 Vorlagen vom Bun- desrathe dem „souveränen Schweizervolke" warm zur Annahme empfohlen worden waren, da dieselben im Interesse der Bundesverwaltung, der Ruhe und Ord nung beschlossen worden seien, sind sie sämmtlich, theilweise mit ansehnlichen Mehrheiten verworfen worden, wie sich aus dem vorstehend mitgetheilten Telegramm aus Bern des Nähern ergiebt. Als wir in Nr. 92 an dieser Stelle auf die Klagen des eidgenössischen Volkes über die Erledigung der parlamentarischen Arbeiten hinwiesen, gedachten wir auch jener zahlreichen Stimmen, welche behaupten, daß daS Schweizervolk theilweise dem BundeSrathe und den beiden Räthen der Bundesversammlung (Nationalrath und Ständerath) sein Vertrauen entzogen habe. Die gestrige Volksabstimmung dürfte nun, wenn man aus dem gereizten Tone des dem BundeSrathe nahe stehen den „Bund" zu Schlußfolgerungen berechtigt ist, zu ernsten Conflicten führen. Derselbe schrieb in seiner am Tage vor der Volksabstimmung erschienenen Num mer: „Die Reaction hat leichtfertiger Weise einen Sturm gegen die 4 Gesetze heraufbeschworen und bietet heute alle ihre Kräfte und Jntriguen auf, um das Volk zur Abgabe seines Vetos zu bestimmen. Eines ihrer verwerflichsten Agitationsmittel ist die Aufreizung zum Classenhasse, die Verfehmung der Beamten. Der Schreck vor einer angeblichen Bureaukratie soll die Urtheilsfähigkeit des Bürgers lahm legen und ihn der blinden Heeresfolge gewinnen. Nicht die Beamten des Bundes sind es aber, die auf einer Sinecure am Marke des Landes zehren; wenn in der Schweiz Freiheit und Wohlstand durch die Bureaukratie gefährdet sind, so ist dies in den Cantonen, welche im Hinblick auf ihre Aufgaben und Leistungen unver- hältnißmäßig durch die Administration belastet er scheinen. Wie soll sich der Bund helfen, wenn ihm das Volk die nöthigen Arbeitskräfte versagt im Augen blicke, wo Jedermann seine Intervention anzurufen gewohnt ist, wo ihm alle Aufgaben des Staates über tragen werden sollen? Die Referendumsbewegung soll nicht nur 4 eidgenössische Vorlagen in ihren dunkeln Fluthen begraben, sondern auch eine neue Aera der eidgenössischen Politik anbahnen, die „wahre und echte Demokratie" der Reaction. An der Spitze der Be wegung steht der Canton Freiburg mit seinen 15000 und einigen Hundert Unterschriften. Also Freiburg, dieses Eldorado der Bureaukratie, wo die Regierung über 2000 Staatsbeamte ernennt und jede Bewegung aus dem Volke mit tyrannischer, eiserner Hand da- niederhält, das elastische Land der Intoleranz und Un wissenheit, der Begräbniß- Md Zuchthausskandale soll der Vorort werden der neuen „wahren und echten schweizerischen Demokratie", wo seine Behörden oder deren Instrumente, als sich von unten dieJnitiative fürdaSaller- primitivstc Volksrecht hervorwagte, nicht nur mit dem Tintenfaß nach derselben werfen, sondern mit Allem, was ihnen zur Hand liegt. Das sind die „echten Demokraten". Die Führer der Campagne möchten sich darüber beklagen, daß man ihnen Mißbrauch des Re ferendums vorgewvrfen, daß man ihr Vorgehen be- kritelt habe, obwohl sie nur ein verfassungsmäßiges Recht angerufen. Sie sind es aber gewesen, welche aus dem Beschlusse der Bundesversammlung in der Nationalbahnfrage den Anlaß zum Sturme genommen und die Behörden schimpflich verdächtigt haben. Und doch machte jene Bundesversammlung auch nur von einem verfassungsmäßigen Rechte Gebrauch, ja noch mehr, sie folgte einem Rufe der Pflicht, was mit Bezug auf das Anbegehren des Veto als eines facultativen Rechts nicht gesagt werden kann. Oder hat vielleicht irgend Jemand den Beweis erbracht oder zu erbringen ernstlich versucht, die Bundesversammlung sei zum bezüglichen Referendumsbeschluß nicht befugt ge wesen? Niemand! Es gab nur einen verworrenen Lärm über Volkssouveränetät, Raub und Mißachtung des Referendums. Die Bundesversammlung soll die Strafe ihrer Missethaten fühlen, sagt ferner die Oppo sition und führt dabei einen Schlag gegen den Bundesrath So ist es um ihre Consequenz und ihren guten Glauben bestellt. Manche conservative und ultramontane Mitglieder der Bundesversammlung haben am Zustandekommen einzelner Vorlagen mitgewirkt und schließlich dafür gestimmt, stehen jetzt aber, wenig sten» nicht alle, für dieselben bei ihren Wählern, vor dem Volke nicht mehr ein. Soll dieses Rankespicl mit politischen Institutionen etwa republikanischer staats männischer Usus, öffentliche Moral werden? Und end lich, wenn man jetzt reine Obstruction treiben will, was soll die Bewegung uns hernach bringen? DaS Nirvana, oder das Reich Gottes? DaS weiß man nicht, denn die Opposition zeigt zwei Gesichter. Das Schweizervolk ist aber gewohnt, Jedem frisch ins Auge zu sehen, der sich ihm vorstellt. Es wird hoffentlich am nächsten Sonntag den nach allen Seiten hin schielenden principiellen Neinsagern den Rücken'kehren und ein 4 faches Ja in die Urne legen." Das Resultat der gestrigen Referendumsabstimmung kann die demokratischen Institutionen der Schweiz nur compromittiren und ist keineswegs geeignet, den auf richtigen Patrioten, den denkenden Staatsmann zu einer Ausbildung derselben im Sinne der Erweite- / rung der Volksrechte zu ermuntern. Der Schlag ist in erster Linie nicht gegen die Bundesversammlung, sondern gegen den Bundesrath gerichtet. Erstere dürfte sich über den Fall der 4 Vorlagen leicht zu trösten wissen, letzterer aber wird ihn schwer empfinden. Dem BundeSrathe will man die Obliegenheiten seiner Ver waltung, seiner Beziehungen zu inländischen und aus wärtigen Behörden erschweren; denn alle 4 Vorlagen beziehen sich speciell auf die Sphäre seiner Amtsthä- tigkeit. Lagesgeschichte. Dresden, 12. Mai. Die Kreishauptmannschaft Leipzig hat auf Grund von 88 11 und 12 des Reichsgesetzes vom 21. October 1878 das Flugblatt „Correspondenzblatt Nr. 13. Als Ersatz für das Stibitzte. Conzett und Ebner. Chur." verboten. * Berlin» 10. Mai. Ihre Majestät die Kaiserin von Rußland wird, wie die „Nat.-Ztg." erfährt, auf ihrer Reise nach Schloß Rumpenheim am 2l. oder 22. in Berlin eintrefsen, um dort 2 bis 3 Tage zu verweilen. Se. Majestät der Kaiser hat den leb haften Wunsch, die Zarin hier zu begrüßen. Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß die Reise des Kaisers nach Wiesbaden gänzlich unterbleibt, da er andernfalls den immerhin beschwerlichen Weg in dem verhältniß- mäßig kurzen Zeitraum von acht Tagen zweimal zurück legen müßte. Doch sind darüber endgiltige Entschei dungen noch nicht getroffen. — Ihre Majestät die Kaiserin ist heute Vormittag 9 Uhr auf der Pots damer Bahn mittelst Extrazuges von hier nach Baden- Baden abgereist, wo dieselbe Abends gegen tz4l2 Uhr eintreffen wird — Se.königl.Hoheit der Prinzv. Wales stattete am gestrigen Tage dem Fürsten Bismarck einen länger» Besuch ab; später besuchte auch Se. t -iserl. und königl. Hoheit der Kronprinz den Reichs kanzler. — Ueber den Verlauf der heutigen Sitzung des Reichstags, welcher am BnndeSrathStische auch der königl. sächsische Bundesbevollmächtigte Staats minister v. Nostitz-Wallwitz beiwohnte und in welcher, wie das „Dresdn. Journ." in einem Extrablatte bereits meldete, der Gesetzentwurf, betreffend die Verlänge rung der Giltigkeitsdauer des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der So- Feuiketon. Nedigirt von Otto Banck. Eine Schauspielerin. Novelle von F. L. Reimau - (Fortsetzung.) Seine Rede hatte ihn wärmer und wärmer ge macht; die Phantasie riß ihn hin, und so vergaß er sogar für einige Momente, in ihre Züge zu blicken; er nahm deswegen nicht wahr, daß diefelben in diesen Augenblicken immer Heller, geworden waren. Jetzt rief sie aus: „Warum zögern wir denn noch, Otto, dieses Leben zu ergreifen?" Staunend, zweifelnd, ungewiß horchte er auf. „Pauline, es wäre möglich — Du könntet den Bedanken ertragen, mit all Deinen bisherigen Gewohn- hnten zu brechen? Es würde Dir nicht zu schwer, mir in die Einsamkeit zu folgen?" „Ruhe und Stille —" sagte sie —: „ich versuchte e» noch nicht damit! — und Frieden! — Welch ein Klang in den Worten und wie er mir wohlthut! — Ja denn, Otto, die Gewohnheiten, von denen Du stachst, sollen hinter uns bleiben: von heute an be ginnen wir jene» andere Leben!" Wie von einem elektrischen Strome berührt, war er aufgesprungen, und jetzt überwältigt, stürzte er zu chren Knien hin. Er umschlang die schöne Frau mit seinen Armen. »Ein anderes Leben? Du willst eS, Du hoffst da raus, Pauline? — dauu gehen auch mir Hoffnungen auf, die mir sagen, daß mir mein Himmel noch nicht verschlossen ist und daß Alles, Alles so werden kann, wie ich eS einst dachte!" „Otto, nun träumst Du wieder!" sagte sie. Sie sprach die Worte wohl halb abwehrend, aber nicht herbe, und als sie ihre Hände an sein Haupt legte, um dasselbe von ihren Knien emporzurichten, that sie eS sanft. VI. Schon in den nächsten Tagen reichte Otto bei der militärischen Behörde das Gesuch um Entlassung aus seinem Dienste ein. Er durste hoffen, daß die Be willigung desselben in kurzer Zeit in seinen Händen sein würde, und dann, aber auch erst dann, wollte er seiner Mutter Kunde von dem Geschehenen geben, sie mit der Nachricht überraschen, daß daS Leben ihrer Kinder fortan mit dem ihrigen verbunden sein würde, und ihr somit die Aussicht auf schöne, heitere Tage eröffnen. Das Schicksal jedoch hatte es anders beschlossen, denn noch ehe er jene Mittheilungen an sie gelangen lassen konnte, traf ihn selbst eine Kunde, welche sein Haupt, daS sich eben erst in wieder aufgelebter Lebens- fteudigkeit erhoben hatte, tief daniederbeugte: Hedwig meldete das plötzliche Hinscheiden der geliebten Mutter. — Seine eigenen früheren Befürchtungen, die nur für eine Weile durch so viele andere erregende und be wegende Vorgänge in den Hintergrund gedrängt wor den waren, hatten also eine von ihm selbst nicht ge ahnte rasche Bestätigung gefunden! — Kaum daß das Vorhandensein einer wirklich gefährlichen Krankheit von dem behandelnden Arzt erkannt war und bevor Hedwig den Sohn nur im Geringsten auf ein mög liches und sogar nahes Ende hatte vorbereiten können, war das Leben seiner Mutter schmerzlos und ohne daß sie selbst das Nahen des Todes gefühlt hätte, er loschen. Wohl war es ihm in den ersten Augenblicken, als habe das Gebäude seiner schönsten Hoffnungen einen Einsturz erlitten, aber dann half ihm seine Männlichkeit, sich aus dem Schmerz emporzuraffen. Die Mutter war es ja nicht allein gewesen, um derentwillen er zur Umgestaltung seines Schicksals getrieben worden war; auch sich selbst hatte er mit kräftiger Hand ein besseres Loos bereiten wollen; — und blieb ihm daneben nicht der freundliche Stern, der ihm mit Paulinen's letzter Erklärung so uner wartet aufgegangen war und ihn in eine glücklichere Zukunft hinüberzuleiten verhieß? Darum — wie schmerzlich auch die Gefühle des Sohnes sein mochten; er betrat doch ziemlich gefaßt den heimathlichen Boden wieder, wo er zunächst die letzten Pflichten gegen die Hingeschiedene zu erfüllen und dann die Vorberei tungen für seine eigene baldige Uebersiedelung zu treffen halt». Und nun war das bitterste überstanden — das erste Wiedersehen her bekannten Räume, der hier noch Lebenden — Hedwig's —, .^cheideblick auf das Antlitz der geliebten Todir» * 'hre Bestattung. Alle- Uebrige war dagegen leicht; .ch das Ordnen der Verhältnisse ging rasch von Statten, theils, weil die Art und Weise ihrer Schlichtung in der That vorgezeichnet war, theils aber auch, weil hier eine gesunde Einsicht, dort seine Gerechtigkeit und eine Großmuth stark genug waren, um über Fortdauer oder Abänderung irgend einer Einrichtung kurz zu entscheiden. — Nur in einem einzigen Falle täuschte ihn seine Voraussicht! Für selbstverständlich, so durchaus selbstverständlich, daß jedes weitere Wort deshalb nur überflüssig er scheinen konnte, hatte er es angesehen, daß Hedwig, seine Pflegeschwester, bei ihm und Pauline bliebe, und nun erklärte das Mädchen mit einem Male, der Tod habe ihrer bisherigen Pflicht ein Ende gemacht und es sei darum natürlich, daß sie Mellingen verlasse. — Es dauerte eine Weile, bevor er sich soweit von seinem Erstaunen erholte, um eine Begründung dieses sonder baren Vorhabens von ihr fordern zu können, und eine noch längere, bis er zu der nothwendigsten Verständi gung nur mit ihr gelangte. (Fortsetzung folgt.) Nefidenztheater. Jn der Posse von Berla, die schon durch ihren trivialen Titel: „Plausch net Pepil" als ein Wiener Localscherz der oberflächlichsten Art gekennzeichnet wird, trat Hr. Alexander Girardi am 10. d. zum ersten Male auf. Er spielt hier die oft benutzte typische Figur eines Handwerkers oder Kleinkrämers aus der Provinz, der sich zur Ruhe ge setzt hat, um den Rest feiner Tage in Wien zu ver lebe». Zwischen der Großstadt und der geistigen Un zulänglichkeit des Pfahlbürgers erwachsen der Komik viele theatralisch dankbare Situationen, die von Wie ner Schriftstellern oft sehr geschickt ausgebeutet wor den sind. Der in der Production sehr sicher und be haglich abwärts gegangene Berla hat sich diesmal mit einigen locker aneinandergereihten Scenen begnügt, in denen einem ehemaligen Lebzelter (Honigkuchenbäcker und Wachslichtgießer) eine Onkelrolle zugethcilt ist.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite