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Dresdner Journal : 06.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188407060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-06
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 06.07.1884
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Lip^äition 6e« l>r«-.6oer 7ourv»I», Vrvüäoo, 2vin»s«r»tr»>»<,« Ho. LV. Amtlicher Theil. Dresden, 4. Juli. Se. Majestät der König haben dem KammermusituS Bruno Keyl da- Ritterkreuz II. Clasie de- AlbrechtSordenS Allergnädigst zu ver leihen geruht. Se. Majestät der Könia haben dem Maschinen- oberinspector bei der StaatSeisenbahnverwaltung August Christian Justus Gabriel Pagen st echer zu Dresden den Titel und Rang als Baurath in der 4. Classe der Hofrangordnung Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Banquier Menz zu Dresden in Firma Menz, Pekrun L Co. das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Sachsen-Loburg-Gotha verliehene Prädicat Herzoglich Sächsischer Lommerzien- rath annehme und führe Se. Majestät der König haben dem Klempner meister Friedrich Emil Türcke in Dresden das Prä dikat „Königlicher Hofklempner" Allergnädigst zu ver leihen geruht. tluWimUlchec Lhcil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Temps. Neue freie Presfe.) LageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Prag. Brünn. Buda-Pest. Paris. Haag. Bern. London. Chri- stiania. St. Petersburg. Warschau. Belgrad. Kairo). Dresdner Nachrichten. Proviuzialuachrichten. (Zwickau. Bautzen.) Statistik und Volk-wirthsckaft. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. Provinzialnachrichten. (Hainichen. Lommatzsch. Bautzen.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschast. Telegraphische Nachrichten. Lemberg, Freitag, 4. Juli. (Tel. d Boh.) Die jüngst aufgetauchte Meldung, daßderGeneralgonver- nrur Gurko von feinem Poste» in Warschau ab- berufen und durch Baron v. Krüdener ersetzt werden soll, entbehrt nach Warschauer Depeschen jeder Begründung. Paris, Freitag, 4. Juli, Abends. (W T B) Der ConsrilSprLsidrnt Ferry hat mit. dem hier eingetroffrnen französischen Botschafter iu London, Waddington, heute conferirt. — Ler chinesische Gesandte Li-Kong Pao ist angekommen. Marseille, Sonnabrng, 5. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der letzten Nacht kam hier ein Choleratodrsfall vor. (Vgl. die Rubrik „Statistik und BolkSwirthschast umstehend.) London, Freitag, 4. Juli. (W. T. B.) Die finanziellen Beigeordneten der Conferenz hatten heute Nachmittags im auswärtigen Amte unter dem Vorsitze des LorbschatzkanzlerS Childers und im Beisein von Blum Pascha und Tigrane Pascha eiue Sitzung. Christiania, Freitag, 4. Juli, Abends. (W. T. B.) Der in der vorigen Storthingsperiodr angenommene Beschluß zum Grundgesetze, wodurch daS Stimmrecht für die StorthingSwahlen er weitert wird, hat heute die königliche Sanetiou erhalten. Hongkong, Freitag, 4. Juli. (W. T. B.) Nach Berichten von chinesischer Seite über den Kampf bei Langson hat die französische Colonne sofort nach ihrem Eintreffen vor Langson die Aufforderung zur Uebergabe an di» Stadt und die Garnison gerichtet. Letztere verweigerte die Uebergabe, da sie ohne Instruction sei, worauf ibr eine Krist von 3 Tagen bewilligt wurde. Nach Ablauf derselben griffen die Franzosen an, wurden aber mit beträchtlichen Verlusten zurück- geschlageu. 5 französische Offiziere geriethrv hier bei in Gefangenschaft. Washington, Sonnabend, 5 Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS Covgreßwitglied John Kaffon ist zum Gesandten der Vereinigten Staaten iu Berlin ernannt worden. Dresden, 5. Juli. Die ermüdenden Debatten der französischen Depu- tirtenkammer über die Verfassungsdurchsicht haben neuerdings durch die Ablehnung des Unterantrags Lavergne zu einem dem Anscheine nach einen endlichen Abschluß in Aussicht stellenden Ergebnisse geführt. Die betreffende, an die Kammer gelangte Vorlage war der Art beschaffen, daß sie endlose Verhandlungen Hervor rufen mußte. Dieselbe bezweckte keineswegs die Ab änderungen der Verfassung sestzusteUen — dieses wird vielmehr die Aufgabe des CongreffeS, d. h. der mit dem Senat zu einer Körperschaft vereinigten Kammer fein — sondern die Vorlage Ferry'- bezeichnet nur die einer Durchsicht bedürftigen Artikel der Verfassung. Die Kammer debattirt nun darüber, ob dieser oder jener Artikel in die Durchsicht einbezogen werden soll, oder nicht. Am 1. Juli hatte JuleS Ferry einen ent schiedenen Erfolg. Die Annahme des l. Paragraphen der Vorlage erfolgte gemäß dem Artikel 8 des Ver fassungsgesetzes mit 456 gegen 50 Stimmen: .Aus Verlangen der Präsidenten der Republik erklärt die Kammer, daß Grund zur Durchsicht der Bersassung vor handen ist. Günstig für die Regierung ist es zugleich, daß alle Bestrebungen, die Durchsicht zu weit auszudehnen, an dem Widerstande der Mehrheit der Kammer, welche ihr Möglichstes thun will, um das Ministerium zu halten, hisher gescheitert sind. Am 30. vor. Mts. wurde das von der Regierung bekämpfte Gegenproject Goblet- Floquet mit 260 gegen 235 Stimmen abgelehnt. Der Entwurf Goblet-Floquet verlangte die Durchsicht einer ganzen Reche von Verfasfungsbestimmungen, welche Ferry s Vorlage unberührt.läßt, auch die des 2. und 3. Absatzes des 1. und jene deS 5. Artikels des Ge setzes vom 25. Februar 1875. Die beiden Absätze des 1. Artikels lauten: „Die Abgeordneten werden durch das allgemeine Stimm recht unter den von dem Wahlgesetze vorgeschriebenen Be dingungen gewählt. Die Zusammensetzung, die Art der Er nennung und die Besugnisse des Senats werden durch ein besonderes Gesetz geregelt " Artikel 5 des gleichen Gesetzes aber verfügt: „Der Präsident der Republik kann in Uebereinstimmung mit dem Senat die Deputirtenlammer vor Ablaus der gesetz lichen SessionSdauer auflösen. Ferry wendete gegen diese Anträge ein, der Durch sichtsentwurf fei als die Erfüllung einer formellen Verpflichtung unter die Cabinetsacten gerathen und sollte man dessen Vollführung wünschen, so sei es klug, die Goblet'sche Abänderung, die zu viel verlangt, um nichts zu erlangen, bei Seite zu setzen. Die Durchsicht sei Sache des Volks, welches allein die richtige Staats - Verfassung schaffen könne. Das Volk hat nun im Jahre 1881 die Durchsicht verlangt und die Wähler haben den Durchsichtsmaßstad angelegt. Andererseits hat aber der Goblet'sche Antrag denselben Nachtheil der Regierungsvorlage, d. h. er basirt auf einer Aus legung der Verfassung. „Uebrigens", fügte Ferry hinzu, „ist es keine constitutionelle, sondern eine mini sterielle Frage, die hier vorgelegt wird." Durch den Unterantrag Bernard Lavergne schien sich diese Durchsicht abermals weiter als wünschenS Verwendung abgerusen worden. Der königl. Lagesgeschichte. Gesandte in Dresden, Graf v. Dönhoff ist mit allerhöchster Genehmigung in das auswärtige Amt einberufen worden und hat am gestrigen Tage die Functionen des beurlaubten UnterstaatSsecretärS über nommen. — Der Bundesrath wird, wie die „N. Pr. Ztg." vernimmt, morgen Nachmittags eine Plenar sitzung abhalten. In unterrichteten Kreisen wird an genommen, daß dies die letzte Session vor der Ver tagung des BundesratheS sein wird, und zwar aus dem Grunde, weil jedenfalls der Zollanschluß Bremens auf der Tagesordnung stehen wirb, über den die Ausschüße für Zoll- und Steuerwesen, sowie für Handel und Verkehr heute beriethen. Nur falls die Berathungen in den ge nannten Ausschüssen heute noch nicht zum Abschluß gekommen sein sollten, dürfte in den ersten Tagen der kommenden Woche noch eme Plenarsitzung stattfinden. — Der „Köln. Ztg." wird aus Berlin berichtet: Eine Anzahl Reichstagsabgeordneter hat ihr besonderes Interesse für unsere Marine dadurch an den Tag ge legt, daß sie nach Schluß des Reichstags nach Danzig gefahren sind, um den Flottenmanövern beizu wohnen. Der Chef des Panzergeschwaders, Graf MontS, hat die Herren aufs Liebenswürdigste aus genommen und ihnen einen Avisodampfer zur Fahrt von Neulahrwasser nach der Zoppoter Rhede zur Ver fügung gestellt. — «.as Präsidium de- deutschen Colonialvereins veröffentlicht, neben einem Schrei ben an den Reichskanzler Fürsten Bismarck, in welchem die Vertagung der Berathung des Dampfersubventions entwurfs beklagt wird, auch eine Resolution, in welcher die verbündeten Regierungen ersucht werden, diese für die überseeischen deutschen Handelsbeziehungen so hochwichtige Vorlage wiederholt vorzulegen. Die Mitglieder des Vereins werden aufgefordert, die auf Hebung des deutschen Handels gerichteten Bestrebungen der Reichsregierung nach Kräften zu unterstützen. werth ausdehnen zu wollen. Lavergne'beantragte, der Regierungsvorlage hinzuzufügen, daß der Senat durch die allgemeine Abstimmung gewählt werden solle. Der Berichterstatter DreyfuS, sowie der Präsident des Ministerraths, machten beide große Anstrengungen, um den Unteranttag zu Falle zu bringen. Es gelang dieses auch, allein derselbe wurde (2. Juli) mit der nur schwachen Mehrheit von 30 Stimmen (265 gegen 325 Stimmen) verworfen. Seitdem hat sich viel fach die Meinung gebildet, daß der Gedanke einer Verfassungsdurchsicht bereit- als aufgegeben zu betrachten sei. Ferry erklärte, er überlasse es dem Longresse, ob er die Verfassung prüfen wolle, allein e- sei bedenklich, dem Congresse zu viel anheimzu stellen, — ein Congreß von allMlanger Dauer beun ruhige das Land. Die nach einer Durchsicht der Verfassung strebenden Deputieren wurden durch diese Erklärung verstimmt und unterstellen nunmehr der Regierung mangelnden guten Willen. Dieser letztern wird es allerdings schwer werden, alle die oft weit gehenden, zum Theil von leidenschaftlichem Parteihab eiugegebenen Forderungen zu befriedigen. So . wurde von Andrieux am 2. d. Mts. der Zusatzantrag eingebracht: „Alle Mitglieder der Familien, die über Frankreich re giert haben, sind »«wählbar zum Präsidenten der Republik" Andrieux zog diesen Antrag im Laufe der Debatte zurück, nachdem der Ministerpräsident versprochen hatte, selbst eine ähnliche Bestimmung dem Longresse zu unter breiten. Die Regierung erscheint im Uebrigen durch die Annahme des 1. Paragraphen der Vorlage als voll ständig gesichert, und durch die Ablehnung der oben erwähnten Anträge Goblet-Floquet und des Unter anttages Lavergne wurde allen Bestrebungen, die Ver- faßungsdurchsicht im Sinne der Radicalen zu erwei tern, wirksam vorgebeugt. DaS weitere Schicksal der Vorlage hängt vom Senate ab. Wenn sie an dem Widerstande desselben scheitern sollte, so wird das nicht die Schuld des Ministerpräsidenten sein. Er hat Alles gethan, um den Senat für die Durchsicht zu ge winnen. Trotzdem meldete am 2. d. ein Telegramm aus Paris, der Senat werde die Durchsichtsvorlage wahrscheinlich verwerfen. Der „TempS" empfiehlt, um einen solchen äußerst unerwünschten Ergebnih vor zubeugen, eine außerparlamentarische Verständigung — Verhandlungen zwischen der Regierung und den ein flußreichen Senatoren. Dle Regierung wird aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Vertretung der Vorlage im Senat mit großer Vorsicht verfahren und zunächst sehr darüber wachen, daß kein auf die Verringerung der Macht der voll ziehenden Gewalt adzielender Antrag angenommen wird. Die Radicalen beabsichtigen sogar, wie der UnterantragLanjuinaiS in der Sitzung vom 2. d. Mts. zeigte, die Abschaffung des Präsidenten, und im günstigsten Falle möchten sie den Präsidenten zu einer Strohpuppe herabwürdigen. Das Schicksal der Vorlage bleibt daher noch im Zweifel und es ist fraglich, ob der Senat derselben feine Genehmigung ertheilen wird. „Wenn die republikanischen Senatoren, die ja die Mehrheit bilden, die Umstände klug erwägen, so müssen sie bei nahe zu dem Entschlusse kommen, die Durchsicht zu billigen", sagt die „Neue freie Presse". Vielleicht erinnert sich aber der Senat der Worte des alten weisen Staatsmanns Thiers, welcher sagte: „Die Republik wird conservativ sein, oder sie wird nicht sem", und lehnt die Vorlage ab. Die Regierung wird dadurch vielleicht aus einer großen Verlegenheit befreit. Berufung in da- auswärtige Amt deS deutschen Reichs Dresden verlassen und sich nach Berlin begeben. Für die Dauer seiner Abwesenheit wird der LegationSsecre- tär Graf v. Waldenburg als interimistischer Ge schäftsträger die königl. preußische Gesandtschaft leiten. * Berlin, 4. Juli. Zur Tafel Sr. Majestät- deS Kaiser- in EmS waren gestern der König von Dänemark, sowie der König und die Königin von Griechenland nebst Gefolge geladen. Außerdem hatten Einladungen erhalten der griechische Gesandte in Berlin, Rangabe, der dänische Gesandte in Paris, Gras Moltke, Fürst zu Salm-Dyck, Schloßhauptmann Graf Dönhoff und Badccommiffar v. Lepel. Rach dem Diner nahm der Kaffer den Vortrag des wirkl. geh. Legattonsraths v. Bülow entgegen, geleitete seine hohen Gäste um ^8 Uhr nach dem Bahnhof und machte sodann noch eine Spazierfahrt an der Lahn aufwärts. Heute setzte Se. Majestät die Brunnencur fort und erschien auf der Promenade. — Der König und die Königin von Dänemark sind heute von Wies baden nach Schloß Phillppsruhe zum Besuch der Landgräfin von Hessen abgereist. Von dort werden dieselben sich morgen nach Gmunden begeben. Der König und die Königin von Griechenland beabsichtigen noch einige Zeit in Wiesbaden zu bleiben.— Wäh rend der Abwesenheit des Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck von Berlin dürfen demselben weder amt liche noch nichtamtliche Schriftstücke vorgelegt oder nachgesandt werden. Es ist deshalb aus/eine Beant wortung derselben nicht zu rechnen. — Die der „Reichsanz." in seinem amtlichen Theile meldet, ist der bisherige außerordentliche Gesandte und bevoll mächtigte Minister in Washington, v. Eijendecher, von diesem Posten zu anderwerter dienstlicher Prag, 4. Juli. Wie man der „Reichend. Ztg." Dresden, 4. Juli. Der königl. preußische Ge- von hier telegraphirt, fand hier eine vertrauliche Be- sandte, Graf v. Dönhoff, hat infolge interimistischer sprechung von deutschen Abgeordneten Statt, Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Kunstausstellung im königl. Orangeriegedäude. Ehe ich von dieser Sammlung von Kunstwerken aus Privatbesitz wieder Einiges aus der Fülle.vor züglicher Oelgemälde hervorhebe, sei für die zahlreichen Liebhaber der Wasferfarbenbilder ein Blick auf dieses Gebiet geworfen. Die Aquarellmalerei ist zufälliger Weise nur durch eine geringe Anzahl von Kunstleistungen vertreten, ob gleich gerade in Dresden einige Liebhaber derselben reiche und interessante Schätze dieser Art angejammelt haben. Allerdings steht ihrer Ausstellung großentheilS im Wege, daß die Aquarellbildcr meistens uneinge rahmt in Mappen aufbewahrt werden und erst be hufs einer Ausstellung uuter Glas zu bringen wären. Dabei zeigt sich eine auffallende und für den 5 ner interessante Erscheinung, die sich nicht völlig genügend erklären läßt: durchschnittlich sehen nämlich alle Aqua rellbilder, wenn man sie uneingerahmt betrachtet, am vortheilhaftesten aus. Die Spiegelung des Glases, überhaupt der Durchblick durch dies Medium schwächt den Eindruck ab und macht das Leichte, Luftige, Trans parente des Wasferfarbenbilder, daS gerade beim Her- ausheben aus der Mappe die reizvolle Eigenthümtich» keit desselben sein kann, matt und charakterlos. Ja diese Erscheinung geht noch weiter. An den meisten Wänden wirkt da- daran aufgehängte Aquarellgemälde wie eme Skizze, ost fast wie eine leere Stelle, zumal heutigen Tages, wo die vornehmen Wohnräume „stil voll" in schweren, satten dunkeln Farbentönen de- corirt sind und man ebenso „stilvoll", das Helle, steudig lachende Gotteslicht, diese nöthigste Stütze für jedes Bild, namentlich für das in Wasserfarben, durch dicke dunkle Fenstervorhänge und durch dunkle Teppiche und wo möglich schwarze lichtverschluckende Ebcnholzwöbel aus den Zimmern vertreibt. In diesen noblen Salons, die in mißver standener manierirter Anwendung der „Renaissance" und der „harmonischen Farbenruhe" zu einem Vorge schmack der Gruft geworden sind und sich für augen- krankr Mucker besonders gut eignen, um über die Erbsünde des harmlosen Lebensgenusses als abendlän dische Derwische nachzudenken — in diesen Dämme rungsräumen, über die ein verbesserter Geschmack der einst lachen wird, zumal sie einen wahren Hohn gegen unser sonnenarmes Klima bilden und die Zeitkrankheit der leiblichen und seelischen DlSpepsie befördern, würde sich felbst ein Tempera- oder Frescobild bei all' seiner Leuchtkraft sehr ungünstig ausnehmen. In dieser Uebersättigung der, wenn auch gebrochenen deckenden ' Töne behauptet sich nur noch zur Noth auf irgend einer der mattbeleuchteten Wände das saftige Colorit des Oelgemäldes. Aber nicht nur in diesem modernen Monstresalon, zu dem eigentlich noch Butzenscheiben oder gemalte Glasfenster gehören, um das Schönheit-- und Wohl gefühl ganz zur Verzweiflung zu bringen, sondern auch in jedem wirklich geschmackvoll und wohnlich hell decorrrten und möblirten Zimmer machen hinter Glas und Rahmen doch nur diejenigen Aquarellbilder den wüujchenswerthcu Effect, die dea eigentlichen Charakter dieser technischen Darstellungsmethode mehr oder minder aufgegeben und dagegen den satten, farbentiefen, ener gischen Vortrag des Oelgemäldes angenommen haben. Zur Erreichung dieses Effects ist die Anwendung aller möglichen Kunstmittel in Anwendung zu bringen und es eignet sich dazu die Landschaftsdarstellung sehr wenig, das Genrebild und Portrait aber ungemein. Die Fort schritte, welche im Portrait auf dem Gebiete der Wasserfarbe gemacht sind, habe ich bei Gelegenheit einiger internationaler oder Weltausstellungen mehr fach beleuchtet, namentlich bei den Engländern, die das Glück hatten, besonders durch einen geborenen Bayer ihre Porttaitmalerei so hoch gefördert zu sehen. Für das Figurenblld gehört ja Passini mit seinen vene- ttanischen Studien zu den entzückendsten Aquarell malern. Seiner richtigen Empfindung gereicht es be sonders zur Ehre, daß er jene satte, saftige, markirte Farbengebung, die dem Oelgemälde eigen ist, mit so viel Erfolg zu erreichen wußte, ohne doch dabei nachahmend an das Oelgemälde zu erinnern. Er wahrte so viel als möglich den Aquarellcharakter und verstärkte nur dessen weithin auswersenbe Kraft. Auch der Abschweifung zur Deckfarbe bedient er sich hierbei äußerst selten, man könnte sage, nur nn Nothfalle, wenn es über haupt einen Nothfall gäbe. Es würde zu weit führen, wollte ich auf diese« Meisters technische, in den Unter lagen und Uebcrmalungen oft sehr complicirte Methode, namentlich in seiner Anwendung der Transparenz der Schatten, den auflösenden Gegenwirkungen der Com« plimentärfarben, der Mischung der Töne aus ganz be stimmten, möglichst wenigen Grundtönen näher ein gehen. DaS wäre nur für fpeciell eingeweihte Künstler verständlich, desto verständlicher aber wirkt der Genuß der Pafsini'fchen Bilder auf jeden Kunstfreund, ja aus das gejammte Publicum. Gerade von diesem Künstler besitzt diese erquickliche Ausstellung einige herrliche Bilder. Die einfache Darstellung „Kirchenscene" ist im edelsten Ton gehalten und ihre Charakteristik verzichtet dabei auf jeden theatralischen oder coloristffchen Effect. Reich an Handlung, an Bewegung, an vielseitigem Ausdruck, wunderbar brillant und doch geschmackvoll gestimmt in der Farbe, überraschend in der Virtuo sität der Malerei ist das große Bild: „Scene aus der ctlieski ck«i brsr, zu Venedig". Man kann die Un mittelbarkeit und die Frische des Gegenständlichen nicht weiter treiben. Einen gleichen künstlerischen Werth, und daneben einen idealistisch sehr fesselnden, hat das einfache Bild „Lisette", diese übermüthlge, graziöse Darstellung eines halb erwachsenen Mädchens aus dem Volke. In die sem Bilde ist die naive gesunde Auffassung und die Leichtigkeit der Ausführung ein wahres Wunder an Kunst. Seltsam berührt der Sprung von diesem reizenden Gegenstand zu dem erschreckenden, aber tapfer wieder- gegebenen grossen Realismus der Häßlichkeit in der „Venetianischen AuSruserin". Jeder, der dereinst in Italien war, hat leider ein solches Weib gesehen, das er gern vergessen möchte, aber nicht vergessen kann. Die Erinnerung an sie klingt immer in den Ohren und beißt in den Augen, wie denn überhaupt das Ent setzliche viel dauerhafter als das Schöne als Eindruck in uns hastet. Solcher mercantilen Megären betäu bendes Gekreisch, bei welchem es sich in Venedig ge wöhnlich um Wassermelone» handelt, beherrscht de»
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