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Dresdner Journal : 09.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188412090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-09
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1884
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1884 Dienstag, den S. December W287.; At»vaii«:Mkot-pre1»r Sres-mrHonrnal Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ml «WS» M. r« vcr r Rente gemacht sei nur die treffliche Ausführung Hrn. Fischer's — womit das Programm überreich ausgestattet, war ich verhindert beizuwohnen. L. B. Freitag, den 5. December fand im Saale des Ko»btv- Rmenstr. ickimat ld.v- vuise »nq. und nt in >der- 38 n Plumlett — Vortrag des Hoden. 4a„«rbiUddeidvllt»ck«o Keicb«» tritt?o«t- und Ltowpelruscbll^ tun,«. l» <l«u!»eb»o L«iek»: dtard ^^Ldrlicd: 4 Harte bv kk. Lia»»!»« Hanua»r»: 10 kL Jahr 7 84 )>8 t 07. toü. >87. >61. iV1. )srn: oder IN litur und Frl. Friedmann's sehr hübscher Rosenliedes im zweiten Acte hervorge- E. B. Ankündigungen für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aournut" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- uud Gewerb- treibenden bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung außerordentliche Vergünstigungen gewährt werden. üönigl. Erpk-ition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) >e Rente sunlencn rlrägmb i hüben, ebenso nb Mi- Staats- ms volle ! kommt. „Hotel de Saxe" das Concert der Hofkapelle Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen-Meiningen unter Leitung ihres Intendanten Herrn Or. Hans v. Bülow Statt. Die Leistungen dieser Kapelle sind bereits ge legentlich ihrer Concerte vor 3 Jahren ausführlich be sprochen worden. ES wurde mit vollster Würdigung aner kannt, wie sich Bülow mit künstlerischem Ernst und willenskräftiger Ausdauer in dieser Kapelle ein orchestrales, von ihm vollkommen beherrschtes In strument geschaffen hat, auf dem er, wie als Vir tuos auf dem Clavier, die gewählten Werke aufs Ge- naueste nach seinen Intentionen executirt und inter- pretirt. Und wie geistreich gestaltend Bülow'S musi kalische Interpretation ist, wie sie sich auf feinste, sorgfältig analysirende und klare Herausarbeitung auch des kleinsten Details eines Tonwerkes erstreckt, ist bekannt; nicht minder bekannt aber, wie sie auch in starker Subjektivität und scharfsinniger Reflexion der Auffassung zu Willkürlichkeiten, individuellen Aus schreitungen und übermäßiger Zuspitzung von Effecten neigt, die man, al» dem Geiste der betreffenden Ton dichtung fremd, verwerfen muß. Denn wer zu Biel sucht, findet auch, was er eigentlich nicht suchte. Letzteres hindert indessen nicht, daß diese Ausführung der Meininger Kapelle, wenn auch nur in einzelnen Stücken von mustergiltiger Gestaltung der Darstellung und de» Vortrages überhaupt außerordentlich interessant 2d - so - eßt. ) Feuilleton. Redigirl von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Sonnabend, den 6. December wurde Flotow's Oper „Martha" ge geben, mit Hrn. Götze vom Kölner Theater als Gast m der Partie des Lyonel. Hr. Götze hat, seitdem er von unserer Bühne schied, sein bedeutendes Gesangs talent in trefflichster Weise fortgebildet, sowohl hin sichtlich seiner vorzüglichen Stimmmittel, als deren technischer Beherrschung und musikalisch geschmackvollen Verwendung. Seine Stimme hat an gleichmäßiger Kraft, an Klangfülle und Klarheit außerordentlich ge wonnen, an Weichheit und Schmelz nichts eingebüßt; ihr hoher jugendlicher Reiz und geschmeidiger Wohl laut gewinnt sofort unsere volle Sympathie. Nicht minder des Gastes ungemein natürlicher, freier und doch fein durchgedildeter Vortrag — besonders schön in der Eantilene —, ohne Mamerirtheit, Affectation und Monotonie, aber erfüllt von warmer wahrer Em pfindung, auch in dramatisch erregten Affecten. Zu diesen Vorzügen gesellt sich ein süßes Toncolorit des zartesten Plano — von entzückender Wirkung in der Arie des dritten Acte» —, eine vollkommene Berbin- dung zwischen Bruststimme und Falsett, deutliche Aus sprache und endlich die Aneignung eines gewandten und einnehmenden Spiels. Hrn. Götze s Leistung ge währte einen außerordentlichen Genuß; da» Publicum empfing den Gast mit freundlichster Thrilnahme, die sich zu enthusiastischem Beifall steigerte. Die übrige Aufführung der Oper ist bekannt. E» und anregend für den Musiker und die musikalisch gebildeten Musikfreunde bleiben, auch an den Orten, welche;etzt die vorzüglichsten Kapellen besitzen, also in Dresden, Wien und München. Das diesmalige Concert stand indessen in seinem Ein drücke hinter dem der erwähnten früheren Concerte weit zurück. Schönheit und Noblesse des Klanges kann die Meininger Kapelle, obwohl sie einige recht tüchtige Spieler zählt, natürlich nicht geben, und hierin sind auch nicht die Vorzüge ihrer Leistungen zu suchen; aber der kleine Saal des „Hotel de Saxe", der einzige hier mit vorzüglicher Klangwirkung, machte gerade durch diese Eigenschaft jenen Mangel schönen Ton elements fehr fühlbar; der Klang wurde, ohne einige Abdämpfung zu empfangen, zu unedel, zu grell und roh im Forte, das überhaupt mit zu großem Nachdruck bis zur Unerträglichkeit für musikalisch gebildete Ohren ge pflegt wurde. Beethoven's OmuU-Symphonie erwies Eigenheiten und Willkürlichkeiten der Auffassung, mit denen man sich nicht im Mindesten einverstanden fühlen konnte; namentlich in plötzlichen Temporückungen, tardirend und beeilend, — letztere» oft gerade, wo eine gehalte nere und breitere Bewegung angezeigt ist. Dem sehr unbefriedigenden Genüsse dieser Production standen indeß die außerordentlich interessanten schwungvoll und zu großem Effect herausgearbeiteten Ausführungen der Ouvertüren von Berlioz (zum „Lorsar" von Byron) und von Wagner (Faust) zur Selle. Hr. v. Bülow spielte, vom Orchester mit äußerster Sicherheit und Präcision begleitet, das U-ckur-Elavierconcert von Brahms, eine höchst bravourvolle Forteleistung, der nur im Andante einige Piano-Rast vergönnt war. Der Schlußau-sührung der drei Weber'jchen Ouvertüren, au» Philadelphia zufolge empfiehlt der Bericht de» Marinesecretär», die amerikanische Flotte 10 Jahre lang durch den Bau von 7 Kreuzern jähr lich zu vermehren. Holyhead, Montag, 8. December. (Tel. d. DreSdn Journ.) Der Dampfer „Pochard" mit Paffagieren und Ladung von Cork nach Rotter- dam ist gestern Nachmittag» in der Nähe von Holyhead gesunken. Obgleich da» Rettungsboot sofort hinauSgrschickt wurde, konnte de» schweren Seegang« wegen Niemand gerettet werden. TifliS, Sonntag, 7. December, Abend». (W. T. B.) Lem „Kawka»" zufolge ist zwischen der Türkei und Persien ein neuer Beitrag über die Rechte der persischen Consuln in der Türkei ab geschlossen worden, durch welchen mehrere Bestim mungen des seitherigen Cousularreglements Ab änderungen erfahren nnd auf Grund dessen in den von den Karawanen persischer Pilger durchzogenen Städten Mesopotamien» 5 neue persische Consulate errichtet werden sollen. tun. — Jahr- Lagesgejchlchk. Dresden, 8. December. Sc.Majestät der König begiebt Sich morgen, Dienstag, Abends 7 Uhr 35» Min. nach Leipzig und wird im dortigen k. Palais für einige Tage Aufenthalt nehmen. Dresden, 8. December. Für den bevorstehenden Neujahrstag ist am königl. Hose die Abhaltung der üblichen Beglückwünschungs- und Präsentations- couren in Aussicht genommen. Für weitere Vorstellungen angemeldeter Damen und Herren wird sich bei den rm Laufe des Winters stattfindenden größeren Hoffestlichkeiten Gelegenheit bieten Dresden, 6. December. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 33. Stück vom Jahre 1884 heute hier ein- getroffen. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 1573) Bekanntmachung vom 4. December d. I., die Erweite rung der Befestigungsanlagen von Pillau betreffend. * Berlin, 6. December. Ihre königl. Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen ist gestern Abend zu läugerm Aufenthalte von hier nach Cannes abgereist. Die Tochter des Erbprinzen und der Erbprinzessin, Prinzessin Feodora, ist in Berlin zurückgeblieben. — Die Sitzungen der westafrika nischen Conserenz sind zum zweiten Male unterbrochen durch die Wahl einer Commission und einer Sub commission. Obwohl dadurch die Thätigkeit der Conserenz und der Abschluß ihrer Arbeiten sich hinaus zieht, so ist man unter den Betheiligten doch mit dem Gange der Berathungen zufrieden; denn man ist, der „N. Pr. Ztg." zufolge, nach den bisherigen Ergeb nissen der Conferenzverhandlungen der Ueberzeugung, daß über die zur Berathung vorgelegten Vorschläge eine Verständigung durchaus erzielt werden wird. Allerdings sieht man jetzt schon einer Dauer der Con- Telegraphische Nachrichten. Pari«, Sonntag, 7. December, Abend». (W. T. B.) Zu dem Saale Kavier fand heute eine sehr zadlrricb besuchte Versammlung von arbeitslosen Arbeitcrn Statt. Die Verhandlungen verliefen äußerst stürmisch; auch kam es in dem Saale zu Thätlichkeiren. Da» Weggehen der Theilnebmrr au« dem Saale erfolgte aber ohne jeden Zwischenfall, und auf der Straße kam keinerlei Kundgebung vor. Rom. Montag. 8. December. (Tel. d DreSdn. Journ.) In der Kammer wurde heute das Finanz- »rposä vorgetragen, welche» für 18^3 einen Ein- nabmeüberschuß von 24 Millionen und einen Ge- sammtüberschuß von 44 Millionen ausweist. Für 1883/86 wird der Ueberfchuß auf 10,8 Millionen beziffert, wovon 9k Millionen zur Amortisirung der Staatsschulden bestimmt find. London, Montag, 8. December. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Einer Meldung der „Time»" Mlirtmttiucher tUjeil. U e b e r s i ch t: Telegraphisch» Nachrichten. ZeitungSschau. TageSgrschicht». Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Unglücksfälle in der Provinz. Vermischte«. EingesandteS. iin-si-Lbsoprst»« kär d«o R»ulu «ÜLvr tsvüptüccueu k'stitrsils iv Ovtsr „Lu>^«»aLdt" di« Leit« bO Lei T»dsUe»- und 2i§srL»»t» SO H INxUcd mit Aonuikm» d«r 8oas- und ksisrtt^s Abend» kür den folgenden 1»^. Dresden, 8. December. Vorgestern (Sonnabend) kam im ungarischen Abgeordnetenhause bei der Specialberathung des Budgets die Untersuchung zur Sprache, welche gegen wärtig in Buda-Pest gegen zahlreiche Personen in Angelegenheit der jüngsten Polizeiskandale im Zuge ist. Die bisher vernommenen Zeugen haben gegen den Oberstadthauptniann v. Tharsz und dessen Gattin jo schiverwiegende Anklagen erhoben, daß der Leiter der Untersuchung genöthigt war, auch nach dieser Richtung hin die Untersuchung zu betreiben. Die un garischen Blätter ergehen sich über die Polizeiskandale in melancholischen Betrachtungen und fühlen sich zu dem Geständnisse gedrängt, daß an den Fehlern, Unter lassungen und Sünden der Polizei die heillose Begriffs verwirrung, welche in der ungarischen Gesellschaft über öffentliche Moral und Ordnung herrscht, mitschuldig ist. In einer an strengere Zucht gewöhnten und von gesünderen Moralbegriffen durchdrungenen Gesellschaft hätte sich eine solche Polizei nicht halten können. Staatliche Organe von der Beschaffenheit eines Wach mannes, der im festen Solde eines Diebesconsortiums steht und dafür rechts zu schauen hat, damit links be quem eingebrochen werden kann — oder eines Polizei- commissars, der seinen Gewinnantheil aus den Erträg nissen einer Spielhölle bezieht, die dafür unbehelligt bleibt, oder endlich eines andern Organs der öffent lichen Sicherheit, das im Solde von Kreisen der Demi- monde steht, sind specifisch ungarische Erscheinungen. Die Gejammtkosten der hauptstädtischen Polizei betragen durchschnittlich pro Jahr 680000 Gulden, zu welcher Summe die Commune jährlich 404 880 Gulden beiträgt. ES ist daher begreiflich, daß der Municipalausschuß eine durchgreifende Reform der Polizei dringend for dert. Die bessere Bezahlung der Polizeibediensteten, die Vermehrung des Personals und die bessere Aus bildung und Controle derselben werden als dringend nothwendig bezeichnet. Erzählt wurde bei dieser Ge legenheit, daß die Kaufleute in der eleganten Weitzner- straße einen ständigen Posten in ihrem Budget haben, bestimmt, sich von den polizeilichen Scherereien frei zu halten. In einer der letzten Nächte wurde in öffent lichen Häusern eine Razzia abgehalten, welche vorzugs weise den ohne Conceffion bestehenden Localen und den Insassen derselben galt. 86 jener unglücklichen und leichtsinnigen Geschöpfe, welche ihr junges Leben in der verpesteten Atmosphäre der Lasterhöhlen zubringen, wurden eingebracht und verblieben die Nacht im Gefängnisse der Oberstadthauptmaunschast, welches Schicksal auch die Eigenthümerinnen der auSgeyobenen Häuser, durchwegs Jüdinnen, theilen mußten. Die ganze Action wurde vorzugsweise zu dem Zwecke unternommen, um die gemaßregelten Inhaberinnen der verrufenen Häuser zu Enthüllungen über das skandalöse Bestechungssystem, das in der Prostitution», abtheilung der Polizei herrscht, zu veranlassen. Man spricht ganz ungenirt und offen davon, daß die Eigen thümer der verrufenen Häuser dreierlei Abgaben für die Duldung ihres Gewerbes und für die Duldung der Mißbräuche, deren sie sich schuldig machen, zu zahlen haben. Die erste und selbstverständlich höchste Abgabe soll angeblich in den Säckel des Polizeichefs fließen, die zweite, minder hohe Abgabe soll, wie er zählt wird, an die Bezirkshauptmannschaft abgeliefert werden, und die dritte Abgabe beziehen angeblich der Referent und die Commissare der ProstitutionSabthei- lung der Oberstadthauptmannschast. Was den „kleinen Leuten", wie Constablern, Agenten, vertrauten Per sonen bei der Polizei gegeben wird, gehört in das Extraordinarium. Dieselben Verhältnisse herrschen auch in den Nachtlocalen, Tanzsälen und Vergnügungsorten; die Kaffeehäuser, in denen trotz des gesetzlichen Verbotes unter dem Titel „Kellnerinnen" eine Schaar lüderlichqx Frauenzimmer ihr Unwesen treibt, bilden insgesammt ständige Einnahmequellen der Polizei. Aber nicht dlos der Sicherheitsdienst weist viel Faules auf, sondern in eben demselben Maße auch das Gefängnißwesen, in dessen Aufsicht und Verwaltung eine Lüderlichkeit sondergleichen eingerissen ist. Wiederholt kamen Fülle ans Tageslicht, daß Personen, gegen welche die Unter suchung eingestellt war, in Haft belassen wurden, und daß andere Wochen, ja Monate lang langer eingesperrt blieben, als das ihnen zudictirte Unheil anordnete, und dies Alles aus Vergeßlichkeit und mangelhafter Eintragung Es wurde nun ein ganzes System scharf sinnig combininer Anordnungen erfunden, denen man es anmerkt, daß sie die größtmögliche Ordnung schaffen und gleichzeitig größtmögliche Schonung der Denkkraft jener Personen, welche sie handhaben, gewähren sollen. Leider geschah das Unerwartete, abermals wiederholten sich Fälle, daß Personen in Haft blieben, die schon lange hätten freigelassen werden sollen; die Richter kamen aber mit einer blosen Rüge davon. Am Schlüsse der vorgestrigen Sitzung des Abge ordnetenhauses unterzog der Abg. Olay diese Vorgänge einer eingehenden Erörterung und richtete an den Mi nisterpräsidenten mit vorausgehender scharfer, ins besondere gegen den Oberstadthauptniann v. Thaisz ge richteter Motivirung folgende Interpellation: I) Ist der Minister geneigt, die Untersuchung bei der hauptstädtischen Staatspoiizei aus das gesammte Per sonal und sämmiliche Amlsgefchäfte derselben auszu dehnen? 2) Ist er geneigt, die Staatspolizei in der Weise zu or- ganisiren, daß sie den berechtigten Ansprüchen der Hauptstadt, des Landes und der Zeit entspreche? Der Ministerpräsident v. Tisza bat, diese Inter pellation sofort beantworten zu dürfen, um so mehr als dieselbe gegen einzelne Persönlichkeiten, nament lich aber gegen eine Person, so unbegründete Ver dächtigungen enthalte, daß ihm das Eintreten für die selben zur Ehrenpflicht gemacht werde, und sagte; Interpellant stellt die Dmgc so dar, daß man glauben sollte, man habe es bei der Polizei mit einer Diebesbande zu thun. Doch läßt auch der Interpellant einige Ausnahmen zu. Er (Tisza) habe übrigens die Interpellation nicht abgewartet, sondern, als er hierzu die Anhaltspunkte erhielt, die Unter suchung eingeleitel. Es wäre deshalb sehr angezeigt, fuhr der Ministerpräsident fort, wenn Diejenigen, welchen einzelne zur Sprache gebrachten Mißbräuche bekannt sind, dieselbe» an competcnter Stelle zur Kenntmß bringen würden, um die Eruirung der Schuldigen zu ermöglichen. (Olay ruft: »Wir können doch nicht Spitzeln abgeben!" Ruse aus der äußersten Linken: »Die ganze Stadl spricht davon! Tie ganze Welt be schuldigt Thaisz!"- Der Minister könne aus bloseS Gerede hin die Polizeiorgane nicht en bloe suspendiren oder in Unter suchung ziehen Es könne nicht gebilligt werden, wenn der Zustanv der öffentlichen Sicherheit der Hauptstadt mit solchen InvernteunuuLbm« t^r l.«tp»t,: A>. Lra«<ktrtt«', OoruiuuEvär dv, Vrv»doer douru»!»: AawdnrU >«rltn Visa v»»«l ^raulrtart ». n : Vogler, »«rltn-Vi-n »lundurx- kr»j)-l.«tp«lx kraotturt ». H. Nüockou: /lud A/E«) vorlln: /»>rak«de»idanll.vromon: D ^kikokk«,' 8ri»I»n: /, KunAen's Luneau fDmik A'adat/i-: krauäturt » » : D daeAerHis Uucbdavdluo^; SörUti: t?. A/üAer; «»Lnovsr: <7. KckiürK«', kart» LarUu-rraailtnrt » « »tntt^art: Daube es 60., Sambar?: Ad. Lt«»«'. llernnsxvderr 8vnixl. Lrpedition de» Nre^doer dournal», s>re»den, rxtr:io>e Xo LO ^mUlchcc Lheil. DrtSdkn, 5. December. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den bisherigen Director der Landesanstalt Colditz, Medicinalrath 0r. Karl August Köhler unter gleichzeitiger Verleihung des Dienstprädicats „Obermedicinalrath" zum Director der vereinigten Landesanstalten zu Hubertusburg zu er nennen. Se. Majestät der König haben die zu Serbischen General Consuln in Leipzig beziehentlich Dresden er nannten Herren Alfred Thieme 8«u. in Leipzig und Karl Mankievitch in Dresden in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Se. Majestät der König haben den Finanzräthen bei der Generaldirection der Staatseisenbahnen Franz Nowotny und Carl Hermann Kell den Titel und Rang eines „Oberfinanzrathes" Allergnädigst zu ver leihen geruht. Dresden, 1. December. Se. Majestät der König haben den» Organisten und Bürgerschullehrer Karl August Otto in Auerbach das Verdienstkreuz Aller- gnädigft zu verleihen geruht. Uebertreibungen dargestellt wird. DaßHes der Polizei ost Jahre lange nicht gelingt, Verbrecher zu entdecken, kommt von London angesangen, in allen größeren Städten vor. Er habe keine Ursache, den Oberstadthauptniann Thaisz zu schonen, welcher bereit» im Jahre 1868 als gewähltes Organ de» Muni- cipiumS öffentlich angeklagt worden ist; und doch konnten da mals die Anschuldigungen jo wenig bewiesen werden, daß ihn selbst das Municipium bi» l874, so lange nämlich die Polizei in dessen Händen war, auf seinem Platze ließ Was übrigens mil dem Oberstadthauptmanne zu geschehen habe, hänge vom Ergebnisse der Untersuchung ab. Das aböi könne er trotz der gegenthriligen Ausstreuungen sagen, daß Thaisz das Amt des Oberstadlhauplmann» schon insolge seine« Gesundheitszustandes nicht mehr bekleiden werbe Die Untersuchung sei in die Hände des MinisterialratHS Jekeljalussy gelegt, für dessen gründliches, unparteiisches Vorgehen er emsteheu könne. t.Lebhajlcr Beifall rechts.) Der Ministerpräsident v Tisza constatirl, daß bezüglich 13 Personen die Untersuchung bereit» dem Gerichte abgetreten wurde und daß der Polizeirath Majihenyi d»e Weisung habe, jede gegen wen immer gerichtete Beschwerde anzuhören und sich nöthigensallS unmittelbar an den Redner zu wenden. Er lasse sie übrigens actenmäßig nachweisen, wie zahlreiche völlig unbe gründete, böswillige Anklage» Vorkommen. Da übrigens erst »ach beendigter Untersuchung ein Urtheil gesälll werben kann.oyiieallen- sallr auch einen Unschuldigen zu treffen, ersucht der Munsterprast- denl, das Ergebuiß der Untersuchung abzuwarlen. ^Lebhaster Bei- sall rechts.) Nach einer kurzen Gegenbemerkung des Inter pellanten und abermaligen Entgegnung des Minister präsidenten wurde die Antwort desselben zur Kenntniß genommen. Jedenfalls hat der Minister v. Tisza eine lobenswerthe Energie gegenüber diesen jammer vollen Pollzeizuständen entsaltet und sich den Dank der hauptstävtischen Bevölkerung gesichert. Hoffentlich erstreckt sich die Aufmerksamkeit der Polizei auch aus dle sogenannten Concerte und Nationalkapellen in den fashionablen Hotels, worüber Fremde von Distinction schon häufig Klage geführt Haden. Es ist in der ungarischen Hauptstadt nämlich Mode, daß die Zigeuner kapellen in den ohnedies wenig geräumigen Restau rants der Hotels blS lange nach Mitternacht aus- spielen und dadurch die Ruhe der müden Reisenden stören. Residenztheater. Das Herzog!. Meiningenjche Hof theater gab am 7. December eine Vorstellung des „Wintermärchens" von Shakespeare, eine zwar hier schon rühmlichst bekannte Leistung, aber zugleich eine dramaturgische Bühnenschöpfung vvn jo außer ordentlicher Verlebendigung und Harmonie, daß ihre Vorführung jedem wahren Freunde der Schaujpielkunst wenigstens alljährlich einmal zu wünschen wäre. Fin det dieser Wunsch auch sehr zahlreichen Gaben der Meininger gegenüber volle Berechtigung, so steht doch dabei das „Wintermärchen" in erster Linie. Die Pietät sür die ursprüngliche Gestalt dieser bezaubern den, das menschliche Herz jo tief bewegenden Poesie ist hier den kühnsten Forderungen an die Bühnenoer- wirklichung gerecht geworden und hat im Großen und Ganzen gewiß erreicht, was sich der erhabene Dichter in seiner Phantasie träumte, ohne es jemals ausgeführt sehen zu können. Und diese Verkörperung des dichte rischen Schaffens erfreut um jo mehr, da in decora- tiver Kunst, Lostümirung und jcenijchem Arrangement der sonst auf den Bietern so übliche Charakter des theatralisch Prunkhaften durchaus von dem des Unbe fangenen und Geschmackvollen verdrängt und bei Spiel und Rede überall ein selbstloser, objecliver Ton in treuer Hingebung an die Sache angeschlagen wird. Nach dieser Seite hin erweist sich auch bei alle« Stücken der Meininger die Leitung der Gesellschaft durch die Regie des Hrn. JntendanzrathS Ehronegk als eine treue weiterfördernde Pflegerin der schönen Errungenjchafteu. Bon Zeit zu Zeit erhält diese An-
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