Suche löschen...
Sächsische Dorfzeitung : 05.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188404052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840405
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-05
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 05.04.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ßxptd. ». 5 Meißner Gaffe N« A«Wu>, «schetM r—ft«i, »—»erft«« Wb »«»>«»««» früh. UßnU^eaA- drei»: »i.rteljihrl. M 1,50. ^r.illen und durch unser» Boten. tz« frei« Lieferung Haus erhebt die §ost noch eme «o- »Lhr Lb M. S ach sische A orheitmS. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amt-Hauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. vercmtwortltcher Redakteur und Verleger Kerrmaun Müller la Dresden. S»ser«te werde» bi» Moutog Mittwoch u. Krottog Mittag angenom»« und koste»: die tfp»lt Zeile 1b M- Uster Ei»gefa»dt: 30 Pf -»serOtr»- «„«»hntesteste«» Die «rnoldifche Buchdandlung. Invalidendank, Ha afenpein LBogl«, Rudolf Moffe. V L Daube L C». in Dresden Leipzig, Homburg, Berti», Frankfurt a M. u. f. w. Sonnabend, den 5.! April 1884. 46. Jahrgang. Politische Wellschau. Deutsches Reich. Es ist unbedingt erfreu lich, konstatiren zu können, daß die deutsche Industrie immer mehr und mehr vorwärts schreitet. Seit Professor Reuleaur über die deutschen Ausstellungs objekte in der Weltausstellung zu Philadelphia daS ver- hängnißschwere Urtheil: „billig und schlecht" über den großen Atlantic schleuderte, ist wohl vieles in der Groß- und Klein-Industrie bedeutend besser geworden. Selbst der französische Senator Tolain, welcher neuer- tings in dem der srnazösischen Regierung sehr nahe stehenden Organe der „R^publ. franc^aise" eine Abhand lung über den französischen HandelSstand veröffentlichte, zog Parallellen zwischen den Hauptkonkurrenten des französischen Handels, den Amerikanern, Engländern und — Deutschen. Er spricht es offen auS, daß Deutschland die Zeit nach dem Kriege von 1872— 78 in industrieller Beziehung wohl auSgenutzt hätte, während aber Frankreich diesen wichtigen Zeitabschnitt versäumt habe. In erster Linie trägt an diesem Versäumniß wohl das Nevanchegelüste einen guten Theil der Schuld. Das jetzige Ministerium Ferry giebt seinem Lande end lich den wohlgemeinten Rath, statt an eine Revanche politik zu denken, lieber ernstlich freundlichere Be ziehungen zu den „mitteleuropäischen Kaiserreichen" an- zustreden. Nun, wenn dies ehrlich gemeint ist, wird Deutschland vor Allem gern die Hand reichen. — Der Etaatsminister von Bötticher, welcher den 12. deut schen Hand el Stag im Rathhause zu Berlin am 2. April mit einer frischen Eröffnungsrede begrüßte, sagt in derselben, an obiges anschließend, daß sich die deutsche Industrie im Auslände große Anerkennung verschafft habe und, ob freiwillig oder gezwungen, könne der deutschen Arbeit die Palme vom Auslande nicht vorenthalten werden. Stünde auch nicht AlleS so auf dem Gebiete des Handels und der Industrie, wie es wünschenswerth wäre, so seien doch dem Handel unter den Segnungen des Friedens neue Dahnen eröffnet, die auch zur steten Weiterentwickelung Gelegenheit geben dürften. Seitens der Regierung würden alle dem Handel zur Förde rung gereichende Vorlagen aufS eingehendste geprüft und vor Allem solle man gegen eine Ueberproduktion eifrigst an streben. ES käme ja durchaus nickt auf die „Menge" an, sondern auf die „Güte" der fabricirten Produkte, damit unsere Leistungen den nölhigen Absatz fänden. Der Handelstag solle ja, fährt der Redner fort, den Vorwurf bei Seite lassen, daß die neuen Vorlagen vom Geiste des Mißtrauens gegen den Handel diktirt seien. Die Vorlagen zielten lediglich dahin, dem Unkraut, das im deutschen Handelsstande leider auch nicht fehle, zum Besten deS soliden Handels zu begegnen. Man ging nach der unter vielem Beifall aofgenommenenen Eröff nungsrede und den übrigen Formalitäten zur Berathung deS neuen Aktien - Gesetze- über und wurde in der am 3. d. M. stattgehabten Sitzung gegen eine diffentirende Stimme dasselbe in etwas modifieirter Form einstimmig angenommen. Ueber den zweiten Punkt der Tages ordnung — RejckSstempelgesetz vom 1. Juli 1882 — referirte der Direktor der deutschen Bank, Präsident Jonas. Eine mehrtägige Berathung über gewerbliche An gelegenheiten hielt in letzter Woche die Kommission der Delegirten-Konferenz deutscher Gewerbe- und Handels kammern. Nack Feststellung eines StatutenentwurfeS für Jnnungsverbände wurde eine festere Organisation der Konferenzen berathen und sodann unterzog man die Hauptgrundsätze deS Unfallversicherungs-Gesetzes einer eingehenden Berathung und verständigte sich ein stimmig über eine dem Reichstage zu überreichende Ein gabe. — Das preuß. Abgeordnetenhaus beschäftigte sich am 2. d. M. namentlich mit dem Anträge Stöcker, welcher die Beseitigung deS kirchlichen Notkstandes be trifft. (Bei einer Million Einwohner besitzt Berlin nemlicb nur 40 Kirchen mit 90 Geistlichen.) Der An trag wurde indeß gegen die Stimmen der Konservativen und einen Theil der Freikonservativen abgelehnt. Die preußischen Staatskassen sind angewiesen worden, die bei denselben eingehenden Reichökassenscheine vom 11. Juli 1874 nicht wieder auszugeben, sondern durch Vermittelung der Generalstaatskasse gegen Scheine neuer Ausgabe vom 10. Januar 1882 zum Umtausch zu bringen. — Die Bau-Ausführung deS Reichstagsgebäudes wird in einer dem Reichstage vorgelegten Denkschrift eingehend erörtert. Dieselbe behandelt die Bauverwaltung, den Bauplan, das Bauprojekt und die Bau-Ausführung. Nach dem inzwischen aufgestellten Kostenüberschlag für den ganzen Bau werden die Kosten desselben, mit Aus schluß der Ausgaben für die ihn umgebenden Straßen anlagen, sowie für die innere Einrichtung und für die bildnerische Ausstattung, sich auf rund 18,000,000 Mk. belaufen. Von Bedeutung ist ein Beschluß der am Mitt woch abgehaltenen Sitzung der Unfallversicherungs-Kom mission, wonach die Krankenkassen nicht 13 Wochen, sondern nur 4 Wochen von Eintritt deS Unfalls an den Verletzten zu unterstützen haben sollen. Vom Be ginne der 5. Woche ab hat die Unfallkasse die Kosten für das Heilverfahren und die Rente zu tragen Der Schlußsatz des § 5 wurde dahin erweitert, daß nicht nur dem Verletzten, sondern auch seinen Hinterbliebenen ein Anspruch auf Schadenersatz nicht zusteht, wenn der Verletzte den Betriebsunfall „vorsätzlich" herbei geführt hat. Im H 6, welcher von dem Schadenersatz im Falle der Tödtung handelt, wurde das Sterbegeld im „Minimum" auf 30 Mk. festgestellt. Die Rente > für ein vaterloses Kind ist von 10 auf 15 Proc., die- ! jenige für ein vater- und mutterlos Hinterbliebene- Kind von 15 auf 20 Proc. deS Arbeitsverdienstes erhöht. §H 7 und 8 werden ohne Debatte angenommen. — Im Monat Febr. d. I. zählen die amtlichen Aufzeich nungen nur 6»i62 deutsche Auswanderer auf. Im gleichen Monat des Vorjahres schifften sich allerdings über 1750 Europamüde mehr nach den ferneren Gestaden ein. DaS klerikale Blatt die „Germania" schlägt wieder einen recht herausfordernden Ton gegen die Regierung wegen der Verweigerung einer Anzahl der nackgesuckten DiSpense an. Trotz der zornigen Reden der klerikalen Führer bei Gelegenheit der polnischen Interpellation und trotz der entsprechenden Redeweise der klerikalen Presse ist es nach wie vor die Absicht der Leiter deS Eentrums, der Verlängerung des SocialistengesetzeS unter dem Versuch, einige Abänderungen desselben durch zusetzen, zuzustimmen. AlS eine solche wird insbesondere bezeichnet, daß der „kleine Belagerungszustand" künftig nur für Berlin und einen Umkreis von einigen Meilen um die Hauptstadt, dagegen im übrigen Reichsgebiete nicht soll verh'ngt werden dürfen. Die Geistlichen der jüdischen Gemeinde zu Berlin haben, vereint mit einer Anzahl Kollegen, den Beschluß gefaßt, sich an die Rabbiner Deutschlands mtt einer Einladung zu einer „allgemeinen Versammlung der Rabbiner Deutschlands in Berlin" zu wenden. AlS Verhandlungsgegenstände für die Versammlung sind folgende Punkte festgesetzt worden: Oeffentliche Erklä rung, die interkonfessionelle Stellung des JudenthumS betreffend; Mittel zur Hebung deS religiösen Sinne- und zur Förderung deS Religionsunterrichts; Bildung eines Verbandes der Rabbiner Deutschlands. Es ist nicht zu unterschätzen, daß man alle Mittel aufwendet die Feuersicherheit öffentlicher Gebäude zu garantiren. Die Abgeordnetenkammer in Baiern ge nehmigte, unter allgemeiner Zustimmung die Summe von 169,192 M. für den Umbau deS HoftheaterS in München und alle neueren Erfahrungen, die man in Betreff der Feuersicherheit gemacht, sollen da in Anwendung gebracht werden, denn zu dem projektirten Umbau giebt allein die Feuergefährlichkeit deS jetzigen Musentempels, Veran lassung. — Dieselbe Kammer bewilligte außerdem auch für Kirchenbauten in München 30.0M Mark und für den Neubau einer katholischen Kirche in Nürnberg 10,000 Mark. — In Darmstadt beharrte die erste Kammer in der Mittwochs-Sitzung bei dem Entwürfe, nach welchem die Mitglieder des großherzcglichen Hauses von der Kapitalrentensteuer befreit werden sollen. Ferner trat dieselbe in der Donnerstag - Berathung den Beschlüssen der zweiten Kammer, das neue Steuergesetz betr., im Feuilleton. Aus verstreuter Saat. Roman von Ernst Wichert. <2 Aonscvunli.t „Nu, NU — so schlimm wird's nickt gleich sein," tröstete der Professor, indem er sein Besteck vorzog und öffnete. „Ein tüchtiger Stich, aber inS Herz ist er nicht gegangen. Wollen einmal untersuchen, was sonst .., Kollege, legen Sie gütigst hier da- Tuch vor und holen Sie die Lampe herbei. Na — na — na! nur nicht lamentiren, Frau, es wird nicht weh thun. So — hierher die Lampe!" Während der Professor sich mit der Verletzten be schäftigte, bemühte sich der Polizeirath, die eingeschüchterten Kinder zum Sprechen zu bewegen. „Kommt", sagte er, „wir wollen erst einmal ein bischen Ordnung machen. Helft mir den Tisch aufrichten. So, das ist gut. Und nun die Stühle. Das könnt ihr wohl auch ohne mich. Nun — wer hat denn die Mutter gestochen?" „Der Franz," antwortete ein Mädchen etwa im Alter der kleinen Minna, die wieder unter den Tisch gekrochen war. „Der Franz — ah so! Der ist doch nicht Dein Bruder?" „Nein, er ist bei unS in Pflege; der Magistrat be zahlt für ihn!" „Wie heißt er denn mit dem Vatersnamen?" „Franz Lehnert," gab ein Knabe von sechs oder sieben Jahren Auskunft. „Ah, der Franz Lehnert, dacht' ich'S doch gleich, den Jungen haben wir schon lange auf der Liste. Ein ganz verwahrloster Bengel! Aber einen so schlechten Streich zu machen . . . Donnerwetter! Mit dem Messer zu stechen! Was hat die Mutter ihm denn ge- than?" „Nichts!" versickerten beide Kinder einstimmig. „Nichts? das ist kaum zu glauben. ES muß doch ein Streit zwischen ihnen gewesen sein — besinnt Euch. Eie hat ihn gewiß geschlagen!" „Nein, die Mutter hat ihm nichts gethan!" „Das ist nicht wahr," tönte es jetzt unter dem Tische hervor. . Der Polizeirath bückte sich. „Komm Du mal hervor. Kleine; Du hast gewiß besser aufgepaßt. Wie heißt Du denn?" „Minna Schmidt!" Er zog sie an der Hand vor und streichelte ihr blondes Haar, indem er sie auf einen Stuhl setzte und vor sich zwischen die Kniee nahm. „Nun erzähl' ein mal — wie war's gekommen?" „Sie hat mir den Kamm mit dem schönen blauen Band weggenommen!" „Aber sie hat ihn mir blos auspassen wollen," er gänzte das andere Mädchen. „Und da stach der Franz gleich zu," versicherte der Knabe. „Er hat daS Messer in der Tasche aufgemacht, ich hab's gesehen". „Nein, er hat erst gesagt: Frau Dietrick, lassen Sie daS sein," berichtigte Minna, „und dann hat er'S noch einmal gesagt und ick hab' den Kamm festgehalten ,»d geweint und sie hat ihn mir fortgerissen und gleich das Haar mit. Da hat er zum dritten Male gesagt: Frau Dietrick, lassen Sie daS sein, oder es geschieht ein Unglück. Dafür bekam er einen Schlag an den Kopf, daß er gegen die Tisckecke stieß. Und dann hat er's gethan — ich weiß es aber nicht, ich hab' geweint. Die Pfefferkuchen und Bonbons hat sie auch alle an ihre Kinder vertheilt und wir haben nichts bekommen, der Weihnachten war aber dock für mich!" ,,So — so. Du hast einen Weihnachten bekommen. ! Der Kamm gehört wohl auck dazu?" - „Ja. Und die anderen Sachen hat sie gleich beim Pfandleiher versetzt!" „ES ist Alles nickt wahr," rief Frau Dietrick vom Bette her. „Sie lügt, so wie sie den Mund aufthut." „Still sein!" befahl der Professor. In dem dunklen Winkel am Ofen sing ein kleine- . Kind an zu schreien. Seine Wiege bewegte sich polternd auf dem ungleichen Fußboden. Der Polizeirath stand auf und fand auf der Bank eine alte Frau sitzen, die er bisher nicht bemerkt Katte. „Sie können gewiß die ! sicherste Auskunft geben!" meinte er. „Wie hat sich'S ! denn zugetragen?' „Was geht mich das an?" entgegnete die Alte mürrisch „Ich bin kalb blind und hab' nichts gc- > sehen. Meinetwegen können sie sich todtschlagen. wenn sie mich nur in Ruhe lassen — ich hab' nichts gaschen." „Aber doch gehört?" „Auf dcm rechten Ohre bin ick taub, auf dem linken höre ich nicht viel, Spektakel giebts alle Tage — ich will keinem zum Schaden reden — mögen die Kinder . sagen, wie eS gewesen ist, ich kümmere mich um nicht-." "„Der Franz ist fortgelaufen?" wandte der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite