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Sächsische Dorfzeitung : 26.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188404269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840426
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-26
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 26.04.1884
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liichsHe VocheilM 46. Jahrgang Sonnabend, den 26. April 1884 Dir zeNu«- «scheint »oanerft«- »n» G»«»«ße«» Mit«» a»go»o»ffP» und kosteK» dteljpltZeilelbPf. LUtr Lmgesundtr der letzten Reichstagswahl erzählte mir der Gastwirth Beyer aus Koffewen, er hätte sich darüber Gewißheit verschafft, daß wir alle zu Grunde gehen müßten, wenn wir den konservativen Herrn v. Mirbach wählten. Der fortschrittliche Kandidat Herr Dirichlet habe versprochen, uns Allen freie Fischerei und freie Weide in den könig lichen Seen und Forsten zu verschaffen, — und so entrollte Herr v. Puttkamer daS im Abgeordnetenhause stür mische Heiterkeit hervorrufende geheimnißvolle Wahlbild. In der oben angezogenen Debatte wurde schließlich die Wahl deS Freiherrn von Lyncker für ungiltig erklärt. Der Reichstag verweigerte unter allgemeiner Zustimmung am Mittwoch auf Vorschlag des Präsi denten v. Levetzow einer Reihe von Urlaubsgesuchen die Genehmigung und zwar wegen ungenügender Moti- virung der BehinderungSgründe; nur in ganz eklatant liegenden Fällen sei Bewilligung zu befürworten. Zu nächst führte dann der Antrag der beiden Abgg. Bückte- mann und Eberty, betr. die Erwirkung einer Pension für alle im Reichsdienst beschädigten Civ'lpersonen, resp. deren Hinterbliebenen ohne Rücksicht auf das Dienst alter, zu einer eingehenden Debatte. Dieser Antrag wurde schließlich einer besonderen Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen. Es folgte hierauf die Berathung des Antrages der polnischen Abgg. v. CzarlinSki und Gen., wonach die HH 186 und 187 des Gerichtsver fassungsgesetzes dahin abzuändern sind, daß in den pol nischen Landestheilen Preußen- die polnische Sprache neben der deutschen gleichberechtigt sein soll, sowie, daß allgemein bei einer Verhandlung im Reicksgebiet unter Parteien, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ein Dolmetscher hinzugezogen und in solchem Falle ein Nebenprotokoll in der Sprache der Parteien ausge nommen werden soll. Der Antrag wird hierauf gleich falls einer Kommission von 14 Mitgliedern übergeben. Der sich nun anreihende Antrag der Abgg. Frhr. von Stauffenberg und Hoffmann, betr. die Gewährung von Pensionsansprüchen an solche ehemalige Militärpersonen, bei denen im Kriege erlittene innere Drenstbeschädigungen erst nach dem Präklusivtermine (Ablauf dieser Frist war 1875) hervorgetreten sind, bezüglich dessen der Bundes bevollmächtigte, KriegSmimster Bronsart v. Schellen dorff eine durchaus entgegenkommende Erklärung abge geben hatte, wurde vom Hause einstimmig angenommen. — Die Donnerstag-Sitzung begann wieder bei schwach besetztem Hause, doch der Grund lag darinnen, daß die Mehrzahl der gleichzeitig dem preußischen Abgeordneten hause angehörigen Mitglieder in letzterem zurückgeblieben war. Die erste Lesung deS Gesetzentwurfs, betr. Ab änderung des Militärpensionsgesetzes und des Reichs beamtengesetzes wurde vom Abg. v. Bernuth eingeleitet. Abonnements-Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Torfzeitung' für die Monate Mai und Juni nehmen alle kaiser lichen Postanstalten und Postexpeditionen gegen Bor auSbezahlung von 1 Mk. entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Weitschau. Deutsches Reich. Der Vicepräsident des EtaatSministeriums Minister des Innern, von Putt kammer, erzählte in der Donnerstags-Sitzung des preuß. Abgeordnetenhauses „der Stadt eine Geschichte, wie man Präsident wird" oder richtiger gesagt, er er zählte gelegentlich der Lyncker - Steinmann'schen Wahl- bttinflussungsdebatte dem Abg. Dirichlet eine Ge schichte, wie man Abgeordneter in Ostpreußen in einem ihm „ziemlich nahe stehenden" Wahlkreise werden kann. Diese Enthüllungen versetzten daS Haus in große Heiter keit. Fügen wir zur Illustration einige Beispiele an, doch lassen wir Herrn v. Puttkammer selbst reden: Vor keinem illegalen und illoyalen Mittel scheut man in Ostpreußen, um die leider zum großen Theil mit dem Ernst und der Bedeutung des Wahlgeschäfts nicht be kannte Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen, zurück. Da ist zunächst der Wirth Johann Wunck aus Linden dorf. Er sagt aus: Einige Tage vor den letzten Reichs tagswahlen waren eine Menge Grundbesitzer der Ort schaft Lindendorf in einer Kommunalangelegenheit ver sammelt. Nach Schluß derselben rief uns der mit an wesende Wirth Johann Lycke aus Lindendorf zusammen und trug uns Folgendes vor: Er wäre in der Stadt Censburg gewesen und dort habe man ihm aus einem dunklen Blatte vorgelesen, daß jeder, der bei der nächsten Reichstagswahl dem Kandidaten der Fortschrittspartei, Herrn Dirichlet seine Stimme geben würde, dafür als Belohnung freie Fischerei und freie Weide in den kgl. Seen und Forsten erhalten würde (Große Heiterkeit). Die Mittheilung machte auf alle Einwohner von Lindendorf einen großen Eindruck und wählten die selben in der Folge größtenteils Herrn Dirichlet. Ferner sagte der Gastwirth Emil Außen aus Linden dorf Folgendes aus: Kurz vor der Reichstagswahl war ich in Nicolaiken und rief mich dort der Volksanwalt Hoymann zu sich; er erzählte mir, daß wir alle in Lindendorf freie Weide und freie Fischerei erhalten würden, wenn wir den Dirichlet wählten. ES wäre der dringende Wunsch Sr. Majestät des Kaisers, daß der Abg. Dirichlet gewählt würde. Der Wirth Michael Witulski auS Lindendorf sagte Folgendes aus: Kurz vor Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShaupttnannschaften Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Inseraten- Aunahmeftelen« Lie «rnoldtsche Buchhandlung, Jnvalidendank, HaasensteinLBogler, Rudolf Mosse, H L Daube ät Co. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. u. s. w. Bedauern darüber aus, daß die Derselbe Jahre daS Zustandekommen des - Regierung 'M »onge MilitärpensionS- v s^ s»°" i" Ja»« 187-, die Frag. okL c.i siikrte er aus, nur blüig, baß man, wenn man auch "-S Di-»st-ink°wmm d» Osfi-i«« v°n t.r sreilasse doch das Prwatvermögen derselben zur fteuerung sr . ^ch, schloß er, halte seine Partei d^ra/fest"daß dem Pensionsgesetz- über die Jahr- 1870 71 g-g'b-" w»b-u müff,. Ab» Graf Moltke ging davon auö, daß dl- finanzielle Trag- weit de Gesetzes weit überschätzt werde. Di- Mehr- zah der Officiere sei arm und es gebe nur wen^g wohl habende. Nun halte er eS für unbillig, d.e Osfic.ere zu den Kommunallasten heranzuz.ehen, denn es stehe f-ü daß die Kommunen so gut wie nichts für ihre Garnisonen thun, den Officiereu würde also für ihre Steuern keine Gegenleistung geboten Etwas ander.s sei -S in Bezug auf die Steuern an daS Reich, an den Staat den Erhalter der gesellschaftlichen Ordnung, die müsse der wohlhabende Officier ebenso zahlen, wie jeder , andere Staatsbürger, aber an die Städte Steuern zu > zahlen habe der Officier keine Veranlassung; es sei > außerdem auch eine Pflicht der Dankbarkeit, das Gesetz zu bewilligen, daS Männern zu Gute kommen solle, die i ihr Blut für das Vaterland vergossen haben. Schsieß- ! lich wurde die Vorlage an eine einundzwanziggliedrige Kommission überwiesen. — Im Reicksamte deS Innern tritt dieser Tage die Sachverständigenkommission, welche ! über Weinverfälschung berathen soll, zusammen. Das Zustandekommen des Aktiengesetzes wird nun > als gesickert angenommen. Die Kommission des ReichS- tageS billigte den Artikel der Vorlage, nach welcher der ! Minimalbetrag für Namens-Aktien auf 2000, für Jn- j Haber-Aktien auf 1000 M. festgestellt, wird. Die General- > debatte der Kommission für Feingehalt der Gold- und Silberwaaren wurde beendet und dem Referenten die Ausarbeitung bestimmter Anträge gegenüber der Regie rungsvorlage übertragen. Dem Reichstag ist von der Innung der Banda gisten und Verfertiger chirurgischer Instrumente ia ; Berlin eine Petition überreicht worden, in welcher > man die Wiedereinführung der Prüfung für diese Gewerb- ! treibenden fordert. Die Petenten führen aus, daß seit i der Aufhebung des früher in Geltung gewesenen Prü- , fungs Reglements für Bandagisten eine große Zahl von " Personen sich diesem Gewerbebetriebe zugewandt habe, 1 ohne die dafür erforderliche praktische und theoretische Erfahrung zu besitzen. Dadurch werde daS Publikum oft in seiner Gesundheit arg geschädigt, wobei an die > unzweckmäßige Anwendung und fehlerhafte Anlegung «tonnement»- Preis: vierteljihrl. M 1,b0. gn beziehen durch die kaiserlichen Post- »ostalten und durch unsere Boten. Sei freier Lieferun jot Hau- erbebt die Dost noch eine Be- tiihr von 2b Pf-. Feuilleton. Ans verstreuter Suat. Roman von Ernst Wichert. (9. Fortsetzung.) Minna empfand etwas, wie Aerger, darüber, daß die Generalin in diesem Tone von ihr und Franz sprach; aber sie ging doch hinaus und zeigte dem alten Gefährten ein freundliches Gesicht. „WaS willst Du, Franz?" fragte sie. „Sag's nur rasch, ich habe nicht lange Zeit!" Er musterte sie mit neugierigen und verwunderten Augen. In dem dunklen Wollenkleide, dem weißen Krä gelchen mit dem farbigen Bande darunter und der Schürze mit Brustlatz, sah sie ihm recht vornehm aus. Das runde Gesichtchen schien noch zarter und rosiger als früher, daS Auge leuchtender, daS blonde Haar glänzender. Sein Blick war wie gebannt und er konnte eine Weile kein Wort heraus bringen. „Nun, sag'S nur," ermunterte sie ihn. „Die gnädige Frau schilt nicht, daß Du mich besuchst; eS muß nur nicht zu oft geschehen." „Aber ich wollte nur nach Dir sehen kommen," stammelte er; „zu sagen hab' ich nichts." Sie drückte ihm die Hand. „Ich bin ganz gesund und munter und eS geht mir hier sehr gut." „Behandeln sie Dich freundlich?" „Sehr freundlich." „Auch der grobe Mensch, der mir hier die Thüre sufmachte?" „Wen meinst Du? Ach, Johann —! Ja, der thut gern groß." „Auch gegen Dich?" .Gegen mich? Wir dienen ja beide in demselben Hause " „Kommt Ihr viel zusammen?" „Nein, ich esse in der Kinderstube allein." „Das ist gut. Geh' ihm aus dem Wege." „Er ist nicht bösartig Was hast Du gegen den Johann?" „Der Mensch gefällt mir nicht." Sie lackte. „Und wie geht es Dir?" „So weit ganz gut. Ich hab' schon viel gelernt und kann dem Professor helfen. Manches versteh' ich besser, als die Studenten Neulich hab' ich ein ganz sauberes Präparat gemacht." „WaS ist denn das eigentlich?" Er erklärte ihr seine Beschäftigung mit großem Eifer. „Pfui!" rief sie und wendete daS Gesicht ab. „Ihr schneidet Leichen." „Damit die Studenten sehen, wie die Menschen innen beschaffen sind." „Und ihr faßt sie auch mit den Händen an?" „Gewiß. Man muß die Theile auseinandernehmen." Sie schüttelte sich ein wenig. „Das thät' ich nicht, Franz — um alles Geld in der Welt thät' ich daS nicht." „Du! — man gewöhnt sich daran." „Ich mag'S nicht einmal denken. — Aber nun ist gewiß die Viertelstunde um. Geh' nun wieder." Sr zögerte noch. „Brauchst Du gar nicht-, Minna?" „Nein, gar nichts." „Sonst ... Du weißt ja —" „Ich weiß, daß Du gern auShelfen würdest. Aber geh' jetzt, Franz." Sie hielt ihm die Hand hin und zog sie zurückzuckend doch wieder fort, als er die seine hineinlegen wollte. „Giebft Du mir nicht die Hand?" fragte -r. Sie hielt sie unter der Schürze. „Ich dachte nur daran, daß Du . . ." Nun überwand sie sich doch, be rührte ihn aber nur flüchtig mit den Fingerspitzen. Dann öffnete sie ihm selbst die Entr^elhür und schob ihn sanft hinaus „Adieu, Franz." „Du hast Dich ja sehr beeilt," bemerkte Frau von Festwalden. Nun, wie geht'S dem Burschen!" „Ach, gnädige Frau," antwortete daS Mädchen und machte dabei eine Grimasse des Abscheus, „er schneidet Lerchen. Sie konnte sich an den Gedanken nicht gewöhnen. AIS er sich nach einiger Zeit wieder einfand, behauptete sie allen Ernstes, der Leichengeruch sei im Vorhause zu m r^ " ""d s" bekomme davon Kopfschmerzen. Seine Versicherung, daß er einen besonderen Arbeitsanzug habe, nutzte gar mchtS. ' " Ein andermal meinte sie wieder: „Du kommst sei/" oranz; eS wird der gnädigen Fra > nicht recht Dir nur recht ist," sagte er und holte sie mit den Augen auS. .' IT'. Aber wir haben unS ja auch so viel erzählen. Von Deinen Schneidereien will bild ^b' Aulich die ganze Nacht des ¬ halb mcht schlafen können. Mir graut."
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