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Sächsische Dorfzeitung : 03.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188405037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840503
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-03
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 03.05.1884
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Exprd. ». Redakttou Prcsden-Neuftavt v. Meißner Tafle 4. Dir Zeitung erscheint Diensts«, Lsnnerfta« und Sonnabend sr^h- Abonnements- Preis: NkrttljShrtM. 1,50. »u »e-tehen durch hk kaiieelichen Pvft- «nstalten und durch unstarr Boten. »ei freier Lieferung tzs Hau^S erhebt die Pr-tt noch eine Te- Mjr »an 25 Pfg. ächsische DochMH. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger llnd kandinann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müller tu Dresden. Inserate werden bis Montag Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spaltZeile15Pf. Unter Eingesandt» 80 Pf. Inseraten- Annahmestelle« t Die Arpoldtsche Buchhandlung, Indakidendank, HaasenftrinLBogl«, , Rudolf Mosig. G L. Daube H Eo. in Dresden. Leipzig» Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. u. s. w. Sonnabend, den 3. Mai 1884. 46. Jahrgang. Abonnements-Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Torfzeitung" für die Monate Mai und Juni nehmen alle kaiser lichen Postanstalten und Pssterpeditionen gegen Vor ausbezahlung von 1 Mk. entgegen. Bereits erschienene Nummern» werden, soweit möglich, nachgeliefert. Die Verlags - Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Am letzten April stand wieder holt die schon mehrfach verhandelte Frage der Entschä digung unschuldig Verurtheilter und unschuldig in Untersuchungshaft gehaltener Personen auf der Tagesordnung unserer ReichStags-Versammlung. Abg. vr. PhiLpS befürwortete den von ihm und dem Abg. Lenzman« eingebrachten dieSbez. Gesetzentwurf aufs Wärmste; er wies darauf hin, daß eS endlich an der Zeit sei, die Gesetzgebung des Reicks zu veranlassen, daß sie nicht mehr als unbetheiligte Zuschauerin bei den un rechtmäßigen Berurtheilten dastehe, sondern daß sie Maaß- regeln treffen möge, damit unschuldig Verurtheilte entschädigt würden. Ueber 250 Fälle, wo unschuldig Verurtherlte die ihnen zudiktirten Strafen antreten mußten, seien allein seit 1878 vorgekommen und trat auch in einigen Fällen später die Privatwohlthätigkeit für die Unglücklichen ein, so konnte dieselbe doch so voll und gütig den vollständig Rumirten nicht wieder aufhelfen, hier habe der Staat allein die Pflicht rettend und helfend einzuschreiten. Nicht auf dem vorgeschlagenen Gnaden wege sei die Entschädigung zu verlangen; die Gnade sei am Platze wo ein bereuender Schuldiger vorhanden sei, nicht aber, wo ein Unschuldiger an seiner Ehre und Freiheit geschädigt worden ist. Abg. Kayser äußerte sich in demselben Sinne; er leite die gerade in neuerer Zeit sich häufenden Verurtheilungen Unschuldiger aus dem Dünkel und dem Hochmuthe her, von dem unser ganzer Richterstand besessen sei. Obgleich vom Präsidenten zur Ordnung gerufen, hielt er an seiner Meinung fest. DaS Verhalten der Regierung in dieser Sitzung war im All gemeinen ein sehr passives und dieserhalb zu beklagen. Der Antrag wurde schließlich einer Kommission zur Be- rathung überwiesen; derselben ging auch nach einer ein gehenden Debatte der Antrag auf „Wiederherstellung der Berufsinstanz" zu. Für letzteren Vorwurf traten beson ders die Abgg. Reichensperger, Moltke und Munkel trefflich inS Feuer. Der von der freisinnigen Partei ausgearbeitete Gesetzentwurf über strafbare Anwendung von Dynamit- und anderen erplodirenden Stoffen be stimmt: Wer mit gemeiner Gefahr für Menschenleben oder Eigenthum böswillig eine Erplosion verursacht, wird, dafern nickt der Thatbestand eines nach den Be stimmungen deS Strafgesetzbuches mit schwererer Strafe bedrohten Verbrechens vorliegt, mit Zuchthaus nickt unter 2 Jahren und wenn die Erplosion den Tod eines Menschen herbeigeführt hat oder wenn dieselbe in der Absicht verursacht worden ist, um unter Begünstigung der Erplosion Mord und Raub zu begehen oder einen Aufruhr zu erregen, mit Zuckthaus nicht unter 10 Jahren oder lebenslänglichem Zuchthaus bestraft. Eine öffent liche Aufforderung zu solche»» Verbrechen wird mit Ge- fängniß nickt unter 2 Jahren, Anfertigung oder Verkauf von CrplosionSstoffen zu unerlaubten Zwecken mit Ge- fängnißstrafe nicht unter 3 Monaten geahndet. DaS Gesetz soll mit dem Tage seiner Verkündigung in Kraft treten. Rußland beabsichtigt, wie verlautet, den übrigen Mächten vorzuschlagen, auS der Erzeugung und dem Verkauf von Dynamit, sowie anderen explosiblen Stoffen ein Staatsmonopol zu macken, weil nur dadurch der Mißbrauch mit Explosivstoffen seitens der Anarchisten verhindert, oder doch eingeschränkt werden könnte. Doch man bedenke wohl, daß zur Herstellung von Dynamit es keiner so großartige»» Anlagen bedarf, daß nicht das Verbot der Anfertigung von wirklichen Verschwörern immer umgangen werden könnte, wie die Vorgänge deS vorigen JahreS in Birmingham rc. wohl zur Genüge bewiesen, wo in dem Keller «nes angeblichen KrämerS das vollständige Laboratorium zur Herstellung des stärksten Dynamits aufgefunden wurde. In der Reichstagskommission für das Socialisten- gesetz ging man am 1. Mai zu der zweiten Lesung über; die Beschlüsse der ersten Lesung in Einzelabstimmung wurden bestätigt. Bei der Schlußabstimmung über den Entwurf, wie er aus den Einzelabstimmungen hervor gegangen, wurde derselbe mit zehn gegen zehn Stimmen abgelehnt. Es stimmten dagegen d»e Mehrzahl der Klerikalen und die Deutschfreisinnigen. In Abgeord netenkreisen schreibt man übrigens dieser Abstimmung keine absolut maaßgebende Bedeutung für das endliche Schicksal des Entwurfes zu. — Die Reichstagskom mission für das Aktiengesetz beschloß in ihrer Donners tags-Sitzung, eine Verschärfung der Bestimmungen über Nachprüfung der Gründungen. I»» der nächsten Woche beginnen die Vorbesprechungen über den Zoll anschluß Bremens. Der Waffelbäcker Lotze reichte eine Petition gegen den Dresdner Stadtrath bei der Petitions-Kommission des Reichstages ein und wurde mit derselben abgewiesen. Lotze hatte seit einer längeren Zeit Waffeln auf dem Dresdner Markte verkauft, bis ihm schließlich vÄm Stadtrathe die Genehmigung dazu versagt wurde. Er wendete sich deshalb an den Reichstag. In der Kom mission erklärte Staatssekretär v. Bötticher, daß dem Stadtrath das Marktwesen unterstellt sei und däß in die Selbstverwaltungsrechte der Gemeinden nicht einge- griffen werden könne. Im Abgeordnetenhause wurde am 30. April der Antrag Straßmann-Zelle mit allen Stimmen gegen die der Konservativen angenommen, demzufolge der Magi strat auf Antrag der Gemeindebehörden die neue Ein- theilung der Wahlbezirke festzusetzen und sofort bekannt zu machen habe, in welcher Reihenfolge die erforderlichen Ergänzungßwahlen von den neuen Wahlbezirken vorgr- nommen werden sollen. Auf diese Weise glaubt die überwiegende Mehrheit deS Abgeordnetenhauses die großen Ungleichheiten der Wählerzahlen in den Bezirken derselben Abtheilungen beseitigen zu können. Allein die preußische Staatsregierung läßt durch irgend einen Ober- präsidialrath erklären, sie könne ein Eingehen auf die Abänderungsvorlage nicht in Aussicht stellen. Ein dringendes Bedürfniß zu der beabsichtigten Aenderung könne die Regierung nicht anerkennen, für Eventualitäten genüge der H 79 der Städteordnung vollends. Die Jagdordnung wurde an» 1. Mai mit 194 gegen 138 Stimmen endgiltig abgelehnt. Die nationale und frei sinnige Partei votirten gegen daö Gesetz, welches aus reichenden Ersatz deS Wildschadens auS Konnivenz für die großen Jagdliebhaber verweigert und außerdem auch die Jagd an Sonn- und Festtagen in ungerechtfertigter Weise beschränkt. Die Unterrichts-Kommission deS Abgeordneten hauses beschäftigte sich neuerdings mit den zahlreichen Petitionen, welche, von Lehrern an Gymnasien, Real gymnasien, sowie Progymnasien beider Art ausgehend, dahin zielen, daß der Lehrer dem Richter erster Instanz an Gehalt und Rang gleichgestellt, sowie daß eine Gleichstellung zwischen den Lehrern an staatlichen und städtischen Anstalten herbeigeführt werden möge. Im Allgemeinen nahm fast die ganze Kommitsion die Petition mit Sympathie auf; doch konnten sich nicht alle Mit glieder mit dem Maaße der Forderungen befreunden. Die Berathung wurde geschloffen, ehe es gelang, auch auf die Unklarheit aufmerksam zu machen, die in den Forderungen selbst enthalten ist. Aber man fühlte die finanziellen und sachlichen Schwierigkeiten sehr wohl und beschränkte sich im Wesentlichen, in den Beschlüssen Sympathie und Wohlwollen auszudrücken, ohne daß man einen Fingerzeig zur Lösung der Schwierigkeiten hatte geben können. Behufs einheitlicher Regelung deS Zeitungs-BezugS- verfahrenS im Gebiet des Weltpostvereins sind seitens Feuilleton. Aus verstreuter Saat. Roman von Ernst Wichert. <12 Fortsetzung.) *) Einmal traf er sie auf der Straße, als sie bei dem ziemlich entfernt wohnenden Anstaltsgeistlichen eine Bestellung auszurichten hatte. Er kam hinter ihr her, schien anfangs einige Schritte seitwärts vorübergehen zu wollen, wendete sich nach dem Gruß dann aber rasch zu ihr und redete sie an. Es überlief sie heiß und kalt; aber sie dachte doch eigentlich nur, was Bekannte sagen würden, wenn sie den Herrn Kandidaten mit der armen Jungfer zusammen gehen sehen sollten und wie wenig sich daS sür ihn schicke. Fortlaufen konnte sie doch nicht. Er fragte, wohin sie gehe. AlS sie den Pfarrer uannte, meinte er, daS treffe sich sonderbar; sein Weg führe ih»» auch dahin. Er wolle ihn bitten, ihm einige NachmittagSpredigten in seiner Kirche abzutreten, damit er nicht auS der Uebung komme. Er habe sich kürzlich um eine vakante Stelle auf dem Lande beworben, und es sei doch nicht unmöglich, daß ihn diesmal daS Konsistorium berücksichtige. „Die Herren haben mich freilich im Verdacht," *) Infolge eines Manuskriptfehlers wiederholen wir den in letzter Nummer bereits gebrachte»» Satz von „Ein mal traf er sie auf der Straße" in richtiger Weise in dieser Nummer noch einmal. Die Redaktion. setzte er lächelnd hinzu, „nickt fromm genug zu sein und mich nnt weltlichen Wissenschaften zu viel zu be schäftigen. Es läßt sich dies doch ganz gut vereinigen." „Sie wollen auf'ö Land?" fiel daS Mädchen lebhaft ein. „Aber dann können Sie ja meinen FräuleinS nicht mehr Stunden geben." Er lächelte. „Allerdings nicht. ES findet sich für mich leicht ein Anderer." „Ach, gewiß nicht," rief sie. „Ein Anderer wohl," verbesserte sie stockend, „aber . . ." Er beutete ihre Verlegenheit nicht auS. „Ich weiß, daß Sie eine gute Meinung von mir haben, liebes Fräulein," sagte er, „und daß ich ganz aufrichtig bin: ich habe das Schulmeistern auch noch keineswegs satt — am wenigsten in Ihrem Hause. Dennoch giebt es Verhältnisse . . „Ja, das kann ich mir denken," sagte sie und nickte verständnißvoll. Es wäre ihr gewiß schwer ge worden zu verrathen, waS sie sich denken konnte; aber sie hatte ganz aufrichtig daS Gefühl, daß sie'ö doch wissen müßte. „Ich habe eine alte Mutter," fuhr er fort, „die im Leben schwere Schicksale zu tragen gehabt hatte. Sie war die Tochter eine- pensionirten MajorS und heirathete meinen Vater, als er Regierungsassessor war. Er war Rath, alS er nach kaum zehn Jahren einer sehr glücklichen Ehe starb. Beide besaßen kein Ver mögen; daS Einkommen reickte bei aller Sparsamkeit nicht auS, und endlich hatte mein Vater sich noch durch seine Gutmüthigkeit bestimmen lassen, für einen jüngeren Bruder seiner Frau, der der Familie schon große Sorgen gemacht hatte, Wechsel mitzuzeicknen, die nach dessen plötzlichem Verschwinden uneingelöst blieben. Die Ge- müthsaufregung, als sie ihm vorgelegt wurden, bewirkte einen Schlaganfall, der sich nur zu bald mit tödtlichem Ausgange wiederholte. Meine Mutter mußte den ganzen Nachlaß den Gläubigern übergeben. Eine kleine Pension sicherte nur aufs Nothdürfligste ihren und ihrer drei Kinder Lebensunterhalt, von denen daS jüngste eben gehen lernte. Es kamen für sie die kummervollsten Jahre. Wie wenig wissen die sogenannten Armen von den Entbehrungen, die eine Frau in dieser Lage zu er tragen hat! Sie war und blieb ja doch die verwittwete Regierungsräthin und ihr Stolz erlaubte ihr nickt, für die Kinder zu betteln, die in den Standesverhältniffen deS Vaters zu erziehen ihr gebotene Pflicht schien. Meine Geschwister sind gestorben. Ich hatte ein zäheS Leben und hungerte mich durch. Daß ich ein Gymnasium besuchte und studirte, verstand sich von selbst — meine gute Mutter lebte von der Hoffnung, ihren Sohn einst in Amt und Würden zu sehen; aber Sie können wohl denken, mein liebes Fräulein, wie mein Augenmerk schon früh darauf gerichtet sein mußte, selbst etwas zu ver dienen und später möglichst bald zu einer Stellung zu gelangen, die mir erlaubte, der Mutter ihre unendliche Sorge um mich wenigstens für ihre letzte», Lebensjahre zu vergelten. Die Theologie bot die günstigsten AuS- 1 sichten; nach meiner Neigung wäre ich lieber ganz ein ' Schulmann geworden. Freiltch sind meine Einnahmen ' jetzt groß genug, uns ein ganz behaglickeS Dasein zu schaffen; aber doch unsicher, schwankend. Meine Mutter i ist kränklich, und ich . . . nun, ich mag auch nur an ' die nächste Gegenwart denken. Darf ich unter solchen
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