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Sächsische Dorfzeitung : 10.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188406101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840610
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-10
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 10.06.1884
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«. Redaktion «»Reuftadt z»er Gasse 4. tun, scheint Eteufta-, »erft«, >md t,v«abeub >«nr«eut»- Vrei»r jährl. M 1,50. , tezieben durch leserlichen Post eten und durch «sere Bote«. fteier Lieferung ^üu« erbebt die t liech eine Be hr »eu 25 Pfg. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptrnannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Wüller in Dresden. znsernte werden btS Mental Mittwoch u. Freit», Mittag angenomwe» und koste«: dieispalt Zeile 15Pf. Unter Eingesandt: SO Ps Inserate«- flnnahmestele«, Tie Arnoldische Buchbandtun a. Jnvalldt'idaut HaasensteinLvoglee, Rudolf Mosse. B L. Daube L L». in Dresden, Leipzig, Homburg. Berli», Frankfurt a M. u. s. w. Ur. 68. Dienstag, den 1V. Juni 1884. 46. Jahrgang. ' Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die Eingabe der Kauf mannschaften und Handelskammern der leitenden Handels plätze Deutschlands an den Bundesrath um Ablehnung des Stempelsteuergesetzeö zeichnet sich durch Sachlichkeit. Gründlichkeit und Klarheit in besonderer Weise aus. Man kann nicht annehmen, daß diese Darstellung auf den Bundesrath ohne Einfluß bleiben wird. Derselbe Met sich einem Gesetzvorsä lag gegenüber, dessen Grund- »eflimmungen von allen Seiten gleichmäßig zurückge- mesen worden sind, der schon bei seiner Einbringung lähmend auf die Geschäftsentwickelung wirkte. Daß der Bundesrath ohne ernstliche Prüfung, gleichsam unbesehen tiom Entwurf passiven ließe, der von den ersten Ver tretungen der deutschen Handelswelt geradezu als eine Gefahr bezeichnet worden ist, kann kaum erwartet werden. Jedes Eingehen auf den Entwurf wird aber zeigen, daß derselbe ein Ganzes bildet, aus dem kein Glied entfernt I »erden kann, ohne daß das ganze Gebäude zusammen- kiä>t. Der Bundesrath würde seiner Stellung im deutschen Staatöleben sicher keinen Dienst leisten, wenn er seine Autorität für einen innerlich und äußerlich un- hallbaren Entwurf einsetzen wollte. Daß der Entwurf, »ie er liegt, im Re^^qg zurückgewiesen werden wird, ! darüber rann absolut kein Zweifel sein. WaS die Ur- ! Heberschaft deS Entwurfes betrifft, so wird jetzt bekannt, ' daß derselbe vom Staatssekretär v. Burchardt ausgeht und vom preußischen Finanzminister v. Sch»lz begutachtet mrde. Läßt man selbst den nässten praktischen Erfolg der Eingabe der Kaufmannschaften dahingestellt, so wird diese schlagende Kritik einer geradezu unverständlichen Maßregel auf die öffentliche Meinung großen Ein- tnick machen und die Konsequenzen einer solchen Gesetz- zebungsmethode aller Orten in das richtige Licht setzen. Auch die neue Novelle zum Zolltarif, welche dem Nundesrathe zugegangen, ist nach Inhalt und Zweck ein Mommenes Räthsel. Die in Vorschlag gebrachten Zcllerhöhungen sind in finanzieller Hinsicht ohne Be deutung, weil sie nur Artikel des Luruskonsums treffen. Laß in den Kreisen der betheiligten Industrien ein dringender Abhilfe bedürftiger Nothstand vorhanden sei, ist weiteren Kreisen wenigstens nicht bekannt. Bezüg lich der Chokoladen-Industrie dagegen weiß man, daß seilens der Industriellen mehrfach die Herabsetzung des Kakaozolls, nicht aber die Erhöhung der Chokolade ge wünscht worden ist. Seit mehr als zwei Monaten sind deutsche und schweizerische Behörden mit einer weit ausgedehnten Untersuchungssache beschäftigt, welche sich auf illegale Werbungen für den holländisch-indischen Militärdienst beziehen. Die in Bern eingeleitete Untersuchung richtet sich gegen einen gewissen Jean JacqueS Cottier, der schon früher wegen unerlaubter Werbungen bestraft wurde und sich dennoch von Neuem als Werkzeug für den schändlichsten Menschenhandel gebrauchen ließ. Cottiers Specialität war das Agitiren in Schneider-Herbergen SüddeutscklandS und der Schweiz. Er scheint auf die leicht entzündliche Phantasie der jungen Arbeiter gerechnet zu haben, die er mit glänzenden Bildern von dem ost- asiatischen Palmenlande und seinen Reichthümern erfüllte. Natürlich spielte auch das Handgeld von 300 Silber gulden, daß dem Anzuwerbenden zugesagt ist, eine Rolle. Wie sehr dieses Handgeld zusammenschmilzt, wenn der Unglückliche, der sich selbst verkauft hat, von den 300 Gulden volle 100 an die Agenten, welche im Komplott die Sache vermitteln, sodann noch eine Summe für Be köstigung und Reiseauslagen bis zum Werbeort Harderwyk au der Zuidersee abzugeben hat, das sagt man natürlich den Bcthörten zunächst nicht. Erst, wenn sie in den Händen des letzten Helfershelfers der Werberbande, nemlich des Schweizers Schnäbeli in Harderwyk sind und holländische Militärkleider anhaben, sehen sie ein, wie billig sie sich verkauft haben. Ist aber einmal der Civil-Anzug weggegeben und gehört die Menschenwaare nun ganz ihrem Käufer, dem holländisch-indischen Fiskus, so werden die Angeworbenen unter sicheren Verschluß gebracht, bis einer der großen Ostindiensahrcr, die alle 14 Tage nach den Kolonien abgehen, die neuen Schlacht- opser für Atckin mit sich fortnimmt, die meisten auf Nimmerwiedersehen. Denn was die Atchinesen nicht um bringen, das tödtet die Sumpflust oder macht die Tropen hitze krank. Wie umfassend die Werbethätigkeit des Kon sortiums ist, geht aus dem nächstvorliegenden Resultat hervor. Noch Anfang Mai, also etwa 6 Wochen nach Beginn der in Deutschland und der Schweiz gegen die Werber eröffneten Untersuchungen, beziffert ein hollän disches Blatt die letzte April-Sendung von Geworbenen für die indisch-holländische Armee wie solgt: 71 Nieder länder, 7<» Deutsche, 7 Schweizer, 2 Luxemburger, 4 Belgier und je ein Franzose, Oesterreicher und Ungar! Diese 71» Deutschen sind natürlich lauter wehrfähige Leute, sonst könnte man nicht daran denken, sie zu den strapaciösen Märschen unter der tropischen Sonne Sumatras zu verwenden. Wie kommen diese wehr fähigen Deutschen dazu, ihre Wehrpflicht in Deutschland gegen den Dienst für eine ihnen ganz fremde Sache im Auslande zu vertauschen? Dieses ganze Werber- Agenten-Netz erstreckt sich auf die Orte Bern, Mann heim, Lüttich, Venlo, Oldensaal, Arnheim, Aachen und Harderwyk. Die deutsche Reichshauptstadt erhielt am Sonn abend einem Besuch, der mit den lebhaftesten Sym pathien begrüßt wurde. Eine Kommission des trans- vaalischen Freistaates, der tapferen BoerS, traf daselbst ein, um die handelspolitischen Beziehungen zwischen dem Freistaat und dem deutschen Reiche zu ordnen. In keinem anderen Lande der Welt, kaum in den Nieder landen selbst, ist der Unabhängigkeitskampf deS kleinen Freistaates gegen die englische Weltmacht mit größerem Interesse, mit lebhafterer Theilnahme verfolgt worden als in Deutschland und speciell in Berlin. Man muß weit in der Geschichte zurückgreifen, um ein Gegenstück zu finden zu der schlichten Erhabenheit, mit welcher die Boers ihre Existenz einsetzten gegen eine furchtbare Uebermacht zur Vertheidigung ihrer Freiheit und Manneswürde. Diese Vorgänge erinnerten an die Kampfe der Schweizerkantone gegen die Macht des HauseS Habsburg und die Folgen des Kampfes und Sieges der Boers haben gleichfalls eine Tragweite, die über die entlegene Weltecke hinausreicht, welche die Boers bewohnen. Die Zuckersteuer-Vorlage ist nunmehr von den Bundesraths-Ausschüssen unverändert angenommen wor den. Angesichts zahlreicher Petitionen, die AuSfuhr- vergütung betreffend, welche in den letzten Tagen noch einliefen, soll die preußische Regierung sich Vorbehalten haben, bis zur Berathung der Vorlage im Plenum noch eine Abänderung der Bonifikation vorzuschlagen. Den Entwurf der Geschäftssteuer, oder wie sie in der Presse gewöhnlich genannt wird, der Börsensteuer, haben die BundeSraths - Ausschüsse in erster Lesung zu Ende ge führt. Man hat dieser wichtigen Materie am Donners tag sowohl wie am Freitag volle fünf Stunden ange strengtester Arbeit gewidmet, — eine Thatsache, die ge wiß so beredt als möglich dafür spricht, daß diese hohe Körperschaft mit Eifer und Hingebung an ihre schwierige Aufgabe herangetreten ist und mit größter Gewissen haftigkeit sich der mühsamen Durcharbeitung des ebenso reichhaltigen als verwickelten Detailmaterials unter zogen hat. Weit über 1000 Theilnehmer hatten sich zu dem jüngst abgehaltenen allgemeinen Thüringischen Bauern tage in Köstritz eingefunden. Derselbe stellte folgendes vom Komitü entworfene Programm zur Diskussion: Unterstützung der WirthschastSpolitik Bismarck s, inso weit sie auf Verbesserung der Landwirthschaft gerichtet ist, insbesondere 1. Einführung genügender Schutzzölle für die Produkte der Land- und Forstwirthschaft; 2. Er mäßigung der Eisenbahntarife für sämmtliche landwirth- schaftliche Produkte, ganz besonders für Düngemittel rc., soweit sie zur Hebung der Bodenkultur benutzt werden und Aufhebung der Differentialtarife für ausländisches, im Jnlande verbleibendes Getreide; 3. Bildung von Bodenkredit- und Meliorations-Banken; Anstrebung einer möglichst gerechteren Besteuerung des Grundbesitzes, Feuilleton. Unter fremder FlaM. Roman von Moritz Lilie. (5. Fortsetzung.) „Von einem braven und rechtschaffenen jungen Manne, Herr Hertling, der ganz gewiß die redlichsten Absichten hat und den zum Schwiegersohn zu erhalten sich mancher Nater glücklich schätzen würde," erklärte Frau Streuber furchtlos und ohne eingeschüchtert zu sein. „Der Maler Wallburg ist in Fräulein Agnes sterblich verliebt, wagte aber nicht, Sie zu besuchen, weil er nicht wußte, wie er ausgenommen werden würde. Darum hat er mich beauftragt, diesen Blumenstrauß abzugeben, mit welchem er dem Fräulein seine Zu neigung und Verehrung beweisen wollte!" „Sagen Sie dem Herrn, er solle künftig sein Geld und seine Mühen sparen!" rief der alte Registrator zvrngeröthet aus, indem er das Gesangbuch, welches er bis jetzt unter dem Arme getragen halte, ziemlich un sanft auf die Kommode warf und den Hut daneben stellte. „Dieses Künstlervolk nagt am Hungertuch«, wirft aber seine paar Pfennige leichtsinnig für solchen unnützen Kram weg, anstatt sich wie andere vernünftige Menschen dafür Brot zu kaufen. Da, nehmen Sie den Bettel und tragen Sie ihn wieder dahin, wo Sie ihn hergeholt haben, hier sind Sie damit an die falsche Adresse gelangt!" Er nahm daS Bouquet, steckte den Brief wieder zwischen die Blumen und gab Beide- der Frau zurück. Aber in diesem Augenblicke trat AgneS heran und t nahm eS dieser wieder aus den Händen. „Das wird nicht geschehen, Vater, die Blumen wcrden nicht zurückgesandt!" sagte sie in so festem, bestimmtem Tone, wie man ihn dem jungen Mädchen nimmermehr zugetraut hätte. „Wir haben kein Recht, die Aufmerk samkeit dieses Herrn mit einer Beleidigung zu erwiedern, denn die Form, in welcher er mir dieses Geschenk macht, ist eine so zarte, rücksichtsvolle, daß eine Zurückweisung ungezogen sein würde." Frau Streuber nickte Agnes mit beifälligem und aufmunterndem Lächeln zu; sie hatte recht wohl bemerkt, daß der hübsche junge Künstler dem Mädchen ebenfalls keineswegs gleichgiltig sei. „Gut denn, behalte für diesmal meinetwegen den Kram, aber für die Zukunft verbitte ich mir ein für allemal diese Zudringlichkeiten," entschied Hertling, indem er sich anschickte, den Hut wieder in dem Pappfutterale unterzubringen. Fragend schaute die Aufwartefrau auf AgneS, alS erwarte sie bezüglich deS geplanten Besuchs bei dem Künstler noch eine Andeutung, aber die scharfen Blicke des Alten verhinderten jede Verständigung. ResultatloS entfernte sich Frau Streuber endlich. „Ich hab, Dich für ein gutes, gehorsame- Kind gehalten, AgneS," nahm der Registrator daS Wort, als er mit seiner Tochter allein war, „aber heute mußte ich erfahren, daß Dir mein Wunsch nur wenig gilt, sonst würdest Du die Frau nicht eingelassen haben." DaS Mädchen umschlang den Hal- de- alten ManneS. „Sei mir nicht böse, Vater," bat daS Mädchen mit i weicher Stimme, „ich habe erst geöffnet, als ich wußte, daß es Frau Streuber war, die ja so viele Jahre bei uns ein und auS gegangen ist, ich hielt das für kein Unrecht." „Die Frau ist gefährlich, sie hat unsere Wohnung beobachtet und gesehen, daß ich zur Kirche gegangen bin," versetzte Hertling; „erst dann wagte sie eS, ihren Auf trag auszuführen. Aber ich warne Dich, Agnes, lass' Dich durch solche Geschenke nicht bethören, es führt zu nichts Gutem. Die Kunst geht betteln und ein junger Maler muß ein besonderes Talent besitzen, wenn er sich anständig durch die Welt schlagen will. Nach Allem, waS ich von dem da drüben erfuhr, lebt er in sehr dürftigen Verhältnissen; niemals aber werde ich zugeben, daß Du einen Mann heirathest, der heute nicht weiß, woher er morgen Brot nehmen soll." „Aber Vater — vom Heirathen ist doch keine Rede —" „Desto schlimmer, Agnes, desto schlimmer!" fiel der Registrator ein, „eine Liebelei ohne ernste Absichten dulde ich noch viel weniger. Glaube mir mein Kind, ich meine es gut mit Dir und will nur Dein Glück; eine Ehe aber, die nur mit Noth und Sorgen zu kämpfen hat, wird niemals eine zufriedene werden. Auch ich war ein blutarmer Teufel, als ich Deine selige Mutter heirathete, aber tausendmal habe ich eS bereut, sie an mich gefesselt zu haben, denn sie mußte Zeit ihres Lebens in Dürftig keit und Mangel verbringen, d« es mir trotz allen Stre bens nicht gelang, mir eine sorgenfreie Existenz zu schaffen. Siehst Du, AgneS, und weil ich weiß, wie traurig ein solches Leben ist, werde ich nimmermehr zugeben, daß Du einem gleichen Schicksale entgegen gehst, daß Du einen Mann heirathest, der nichts besitzt als seinen guten Willen."
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