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Sächsische Dorfzeitung : 17.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188406171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840617
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-17
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 17.06.1884
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älhsische D orheilnV. 46. Jahrgang Dienstag, den 17. Juni 1884 t Feuilleton in ein i >3,1. hr >tr Inserate werden bi- Monlag Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt Zeile 15Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. r« id hr eu dz or a. or 'l. 02,«« 77 59,»« 76,«o 04.,« 00 ö M. i0 Pf. 2 M. -175 > M. < per 7 bi, r 143 t 158 -OM. Liter« 87, >« 88 84 72 »» 84,«« 64,,« 83 i02 97 >38 >67,7» >25,»« >90 Unter fremder Flagge. Roman von Moritz Lilie. (8. Fortsetzung.) Es war eine hohe, volle, üppige Gestalt, Politische Weltschan. Deutsches Reick. Die Berathung der Vorlage iür Gewährung einer Reichshilfe für Postdampfsckiffs- -nbindung mit überseeischen Ländern leitete Staats sekretär Dr. Stephan am Sonnabend im Reichstage mit ter Bemerkung ein, daß man der Regierung bei Ein bringung dieser Vorlage gewiß nicht den Vorwurf der llelmstürzung machen könne; Alles sei vielmehr wohl belacht und sorgfältig überlegt. Aber was folgte nun? -ine Ansprache, die weit eher einer hochgestimmten Fest rede als der sachkundigen und nüchternen Begründung einer so ernsten und tief einschneidenden Vorlage ähnlich sah. Nicht an sachliche Erwägungen, sondern an Stim- mngen und Sympathieen appellirte der Postminister md während er von Wiederverein'gung der Deutschen, m nationaler Ehre, von der Grundste.nlegung zum Rnchstagsgebäude sprach, während er sich in Prophe- jtihvngen und Phantasiebildern über die Entwickelung des brutschen Seehandels erging, versäumte er es, sich auf tm Boden der Thatsachen zu stellen und von diesem aus die vorgeschlagene Maaßregel zu begründen. Die Hnbeischaffung deS Materials zum Studium der von der Gierung angeregten Frage hat dieselbe in wunderlicher Kerlauschung der Rollen, der Opposition überlassen, ln Abg. I)r. Bamberger hat sich die Mühe nicht ver- lmßen lassen, den Stoss zu sammeln und in scharf ein- bmgender, fast zweistündiger Rede vor der Versammlung auizuroUen. Er entwarf ein Bild deS Schiffsverkehrs nach Ostasien und Australien, gab statistische und sonstige laten über den deutschen Erport nach jenen Gegenden mb stellte Vergleichungen mit dem Verkehr und dem der anderen Länder an. Sehr lehrreich war namentlich das Beispiel Frankreichs, welches mit ver schwenderischen Händen solche Dampferunterstützungen ins Werk gesetzt hat und kläglich damit gescheitert ist. Jenes Beispiel beweist, daß das Wehen der nationalen Flagge in fernen Meeren und die Vermehrung der Dampfer- linien keineswegs die Steigerung des Handelsverkehrs selbst zur Folge haben muß, daß dieser sich vielmehr gesund und lebensfähig nur auS sich heraus entwickeln kann. Als Bamberger begonnen hatte, waren die Bänke der Rechten fast ganz gelichtet; im Fortgange der Rede kamen die Konservatwen aber in immer größeren kchaaren herbei, um mit andauernder Aufmerksamkeit dieser handelspolitischen Studie zu lauschen, deren licht vollem und ausklärendem Eindruck sie sich offenbar nicht entziehen konnten. Unter diesem Eindrücke stand wohl auch der Reichskanzler Fürst Bismarck, als er sich zu einer Entgegnung erhob. Er erklärte sofort, daß es ihm nicht darum zu thun sei, die Bamberger'schen Aus führungen zu entkräften; diese hätten ihn nicht überzeugt, knapp anliegendes Kleid von feinem schwarzen Eachemir gehüllt. Ihr Gesicht war von geradezu klassischem Schnitt, jeder Zug schien zur ebenmäßigen Harmonie dieses Antlitzes nöthig zu sein. Die Hautfarbe zeigte jenen ins Gelbliche spielenden Timbre, der die Frauen es Orients und Südeuropas so interessant macht; mit iesen hatte sie auch die tiefdunklen, ausdrucksvollen Lugen und das schwarze Haar, welches in fast über reicher Fülle das schöne Haupt zierte, gemein. Zwischen den l-icht geöffneten, rubinfarbenen Lippen zeigte sich eine Garnitur wunderbar kleiner, weißer Zähne, daS volle, runde Kinn aber deutete auf einen hohen Grad von Willenskraft und Charakterstärke. Es war nicht die sanfte, duldende, stille Penelope, die sich in diesem , Weibe wiederspiegelte, — eS war die feurige, heißliebende, verlangende Kleopatra. Die weichen Mollakkorde, die soeben noch unter den Händen der Dame hervorquollen, schloffen mit einem lauten grellen Mißton, hervorgerufen durch heftiges, zweckloses Aufschlagen der Hände auf die Taften. Es war, als sei die Dame einer plötzlich über sie ge- - kommenen üblen Laune gefolgt, die ihren Ableiter in ! dem unschuldigen Instrumente fand. Inserate«- Annahmestellen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendam, Ha asenstrin LBogler, Rudolf Moste, V L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. u. f. w. siqnirt sind; wenn ferner ein Vertrag wegen Herstellung eines KabelS zwischen Deutschland und Norwegen abge schlossen wird ohne Zustimmung deS Reichstags. Der Aba. Rickert rügt diese Punkte und beantragt, die Er- the.lunq der Entlastung auszusetzen, bis der erwähnte Vertrag die parlamentarische Weihe erhalten habe. Auf diesen letzteren Punkt ließ der Kriegsminister v. Bron- sart sich in seiner Erwiederung nicht ein; in Betreff der OrdreS suchte er sich durch einen Seitensprung zu helfen, indem er behauptete, daß seien nicht kaiserltche, sondern nur königlich preußische Ordres, die vom preu ßischen Kriegsminister gegengezeichnet werden könnten und müßten. Vergebens suchte Rickert rhm klar zu machen, daß Anordnungen, die in die Reichsverwaltung und in das Budgetrecht des Reichstags eingreifen, ledig lich durch den Kanzler, als die einzige verantwortliche Reichsinstanz, gedeckt werden können. Der Kriegs minister blieb dabei, daß eS sich um eine preußische An gelegenheit handle. Im preußischen Abgeordnetenhause würde es wahrscheinlich umgekehrt geheißen haben: das gehört nicht hierher, das ist Reichssache und geht nur den Reichstag an. Aus dieser Zwickmühle, mittels deren die Regierung sich um ein gutes Theil ihrer ver fassungsmäßigen Verpflichtungen herumdrücken kann, kommen wir so leicht nicht heraus, so lange wir einen verantwortlichen Reichskriegsminister und verantwortliche Reichsministerien überhaupt nicht haben. Erst gegen Schluß der Diskussion griff auch der Reichskanzler ein, aber nur um kur; zu bemerken daß er gegen den Vor schlag Windthorsts auf Zurückweisung an die Rechnungs kommission nichts einzuwenken habe; dort, meinte er, werde sich bald zeigen, daß die erhobenen Forderungen sich in der Praris nickt durchführen lassen. Nun, in anderen Ländern hat die Praris die Durchführbarkeit dieser und ähnlicher Forderungen längst erwiesen. Die Hauptfrage aber, ob die Gegenzeichnung einer kaiser lichen Ordre durch den preußischen Kriegsminister zu lässig sei, hat der Kanzler ganz umgangen. Die Rech nungen wurden schließlich sammt dem Rickert'schen An träge der Kommission überwiesen und damit gleichzeitig auch ausgesprochen, daß die Entlastung vorläufig nicht zu gewähren sei. Der Kaiser, welcher Freitag Abend gegen 11 Uhr von Berlin mittelst Ertrazuges abreiste, traf am Sonn abend Vormittag in Ems ein. Derselbe wurde am Bahnhofe von dem Oberpräsidenten von Bardeleben, dem Regierungspräsidenten v. Wurmb, dem BadekommissariuS von Lepel-Gnitz, dem Landrath RolShoven und dem Bürgermeister Spangenberg empfangen. Außerdem waren die Geistlichkeit, die Generalität aus Koblenz, hier anwesende distinguirte Badegäste und der Krieger verein zur Begrüßung erschienen. Der Kaiser sah sehr Geräuschvoll schlug sie den Deckel deS Pianos zu, « dann stand sie hastig auf, so hastig, daß der Klaviersessel umfiel und den Hund streifte, der leise winselnd sich in einen Winkel verkroch. Mit allen Zeichen der Ungeduld warf sie sich in die schwellenden Kiffen der Ottomane, blickte nach der Uhr und schlug mit der dicken Quaste, welche am Kopf ende des Möbels angebracht war, die weichen Polster. Da trat der Diener ein und meldete Doktor Praß. Eine Handbewegung der Dame deutete an, daß sie bereit sei, den Besucher zu empfangen; der ehemalige Rechtsanwalt trat ein. „Bringen Sie mir neue Nachrichten, Doktor?" rief sie ihm entgegen, ohne ihre Lage im Geringsten zu ver ändern und ohne seinen Gruß zu erwiedern. „Es ist wenig genug, gnädige Frau Baronin, immerhin aber etwas!" versetzte der Gefragte, während er sich ohne Umstände einen Stuhl heranrückte und auf demselben Platz nahm. Sein ganzes Auftreten deutete an, daß er in diesem Hause ziemlich heimisch sei. „Lassen Sie hören!" forderte die Baronin ihren Gast auf, sich ein wenig emporrichtend. „Der junge Graf Tembrowski ist von einer wahr haft beängstigenden Solidität und scheint allen Ver lockungen gegenüber kalt bleiben zu wollen," berichtete Praß, die Handschuhe abstreifend. „Neulich hatte ich in meiner Wohnung ein kleines Jeu veranstaltet, ein an sich unschuldiges Spiel, bei dem man freilich, wenn man eS forcirt, immerhin ein nettes Sümmchen loS werden kann. Ich hoffte, er werde sich von der Leiden schaft Hinreißen lassen, etwas zu riskiren, zumal ich weiß, daß er gegenwärtig über reichliche Geldmittel verfügt, aber ich hatte mich getäuscht. Zwar betheiligte er sich anstandshalber beim Spiel, aber mit einer für sein Alter geradezu unbegreiflichen Ruhe und Kaltblütigkeit. Selbst als Champagner servirt wurde, nippte er kaum, während sein Oheim, der fast vierzig Jahre älter ist als er, ein Glas nach dem anderen hinunterstürzte und mit einer Leidenschaftlichkeit setzte, die ihm nicht unbedeutende Ver luste brachte. Rühmenswerth war die Bereitwilligkeit, mit welcher sein Neffe und Mündel ihm eine namhafte Summe vorschoß, als er bemerkte, daß dem Alten daS Geld ausgegangen war " „So scheint er den Werth des Geldes nicht sonder lich zu achten," warf die Baronin ein. „Darüber bin ich mir selbst noch nicht klar, der Charakter dieses jungen ManneS ist voller Widersprüche," erwiederte der Jurist. „Er setzte mit eiserner Konse quenz nie mehr als eine bestimmte, unbedeutende Summe auf die Karte, obgleich er mit entschiedenem Glücke spielte. Daß ließe auf große Vorsicht, wenn nicht auf Geiz schließen. Dennoch reichte er seinem Oheim ohne Besinnen eine Hand voll Banknoten, als er sah, daß dieser deS Geldes bedurfte; das würde wiederum für Ihre Ansicht sprechen, gnädige Frau." „Haben Sie nichts über seine Pläne für die Zukunft erfahren können?" forschte die Dame. „Er ist doch schon mehrere Monate hier und müßte sich doch nun klar geworden sein, ob er auch daS Frühjahr und den Sommer hier zubringen will." Mensch ist unberechenbar in seinen Ent schlüssen und er scheint eS zu lieben, sie so lange als mögltck geheim zu halten. Rasch, unerwartet giebt er seiner Bedienung Befehle und läßt fast immer dem Ent- wie er selbst denn auch darauf verzichte, Bamberger und seine Freunde zu überzeugen; er sagte weiter, daß die Regierung nur ihre Pflichten erfüllen und die Verant wortung von sich auf die Herren Bamberger und Ge nossen abwälzen wolle; diese Erklärung wurde von den letzteren mit Zeichen der Zustimmung und mit dem Zu rufe: „Sehr gern!" entgegengenommen. Auch Staats sekretär vr. Stephan, auf den der Kanzler ausdrücklich verwiesen hatte, blieb in seiner nichts weniger als schnei digen Duplik die noch immer fehlende sackliche Begrün dung schuldig.' Dagegen unternahm es der Abg. Richter in einer kurzen, aber schlagenden Rede, die handels politischen Einwände noch vom steuer- und finanz politischen Standpunkte aus zu ergänzen. Er unter suchte die Finanzlage des Reiches, fand dieselbe mindestens sehr unklar und zweifelhaft und kam zu dem Ergebniß, daß die Bewilligung einer neuen dauernden Ausgabe von jährlich 4 Millionen nickt mit den Rücksichten zu ver einbaren sei, die eine gewissenhafte Volksvertretung den Steuerzahlern schuldig ist. Nock einmal ging der Post minister vor, um zu behaupten, aber nicht zu beweisen, daß die geforderten 4 Millionen keine Steuervermehrung, sondern eine nutzbringende Kapitalsanlage bedeuten. Von konservativer Seite trat Graf Holstein, von national liberaler, Meier-Bremen für die Vorlage ein; beide Redner bewegten sich auf dem Gebiete der Hoffnungen, ohne dieselben ziffernmäßig begründen zu können. Ganz zuletzt ließ sich auch noch das Centrum durch den Mund des Abg. Reichensperger-Krefeld vernehmen. Nicht ganz so entschieden, wie aus den Reden der Linken, aber doch deutlich genug hörte man auch aus der klerikalen Aeuße- ung ein „Nein" heraus. Die Vorlage wurde schließlich an die Budgetkommission verwiesen, wo sie wohl, vor läufig wenigstens, ein ehrliches Begräbniß finden wird. — Wer die Forderung verantwortlicher Reichs ministerien für eine Doktorfrage ohne ernstere praktische Bedeutung gehalten hat, den wird ein Blick in die Freitags-Verhandlung eines Besseren belehren. Diese sehr lebhafte, oft sehr stürmische Debatte, die sich bei aller Gründlichkeit doch schließlich im Kreise drehte, zeigte klar, daß die formelle Verantwortlichkeit des Reichskanzlers, mit der die gesammte Reichsregierung und ReickSveiwaltung gedeckt werden soll, doch ihre großen Lücken hat und auf die Dauer unhaltbar ist. Zur Berathung stand die allgemeine Rechnung über den Reichsetat für 1879/80, in welcher die Oberrech- nungSkammer verschiedene Ordnungs- und EtatSwidrig- keiten aufgejunden hat. Selbst dieses politisch ganz neu trale Institut hat richtig herausgefühlt, daß es sich mit dem parlamentarischen Budgetrecht nicht verträgt, wenn kaiserliche Ordres der Gegenzeichnung deS Kanzlers ent behren und nur vom preußischen Kriegsminister kontra- Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentttmter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmaun Müller In Dresden. 76,5« 47 >45,7« 94,5« >21 >25,7» 47 34 82,»o 27,»« .01,7» .36 d. u. Redaktion ,Neustadt Aeihner Baße 4. Zeitung erscheint Lteuftag, «erftag und G,«nahend sr^h. ßh„ne»ent». Drei»: rl. M. 1,50. tejiehen durch hiserlichen Post- n und durch nufere Boten, freier Lieferung Heus erhebt die noch eine Be- r von 25 Psg.
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