Suche löschen...
Sächsische Dorfzeitung : 21.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188406214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840621
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-21
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 21.06.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«. Nedakttk»n «»Neuftadt jner »afie 4. tung erscheint >e«fta«, erftag und „«den» srN- »«mentS« Ptti»: chM-1,50. hen durch ichen Post« und durch Boten. Lieferung erbebt die noch eine Be« von 2b Pfg. Inserate werden bis Montag Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spaltZeile1bPf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Inseraten« Annahmestellen: Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Ämtshaupnnanw chatten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- tgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müller tn Dresden. Die Nrnoldische Buchhandlung, Invalidendank, Ha asenstein LBogler, Rudols Moste, G L. Daube L To. in Dresden Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. u. s. w. Wr. 73. Sonnabend, den 21. Juni 1884. 46. Jahrgang. Abonnements-Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" das dritte Quartal nehmen alle kaiserlichen Post- alten und Posterpeditionen gegen BorauSbe- lung von 1 Mk. 5V Pfg. entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Nach fast sechsstündigem edekampse erledigte am Mittwoch der Reichstag nur einzigen Paragraphen des Unfallversicherungsgesetzes, leser enthält jedoch auch den Kernpunkt der ganzen Bör se, die Organisation desselben auf Grundlage der BerufS- «vffensckaften. Im Rahmen dieser äußerlich genossen- Mchen, im Grunde aber staatlichen und bureau- Mchen Organisation ist kein Raum für das freie Ver- terungswesen, das auch nach den Vorschlägen der legierung und der hinter den Kouliffen abgekarteten sajvrität gänzlich lahm gelegt werden soll. Die Frei- vnigen hatten die Zulassung der Privatgesellschaften Mragt, deren Vernichtung sie für ungerecht und ver glich halten, da sie sich von einem Wettbewerbe der nden Systeme nur Heil versprechen. Der Antrag mrde mit hervorragender Sachkunde und Beredsamkeit m den Abgg. Richter, Barth, Schrader und Payer mlhtidigt. Letzterer trat mit den schlichten Gründen dej gesunden Menschenverstandes und mit warmer Ueber- znlgung für das freie Versicherungswesen ein. Die Be- iimxfung der Opposition ruhte fast ausschließlich auf lmEchultern des Staatsministers v. Bötticher, doch trey wiederholten Bittens und Drängens konnte derselbe nichts Triftiges und Stichhaltiges für die Aus schließung der Privatgesellschaften anführen. Nach der einen seiner Erklärungen soll über diese Gesellschaften der Stab gebrochen werden, weil sie sich auf Kosten der Industrie bereichern; nach einer andern müssen sie darum sterben, weil sie unrentabel, unsolid und unsicher sind. In die Enge getrieben, faßte der Minister beide Gründe zu beliebiger Auswahl zusammen: entweder ist das Ge schäft gewinnbringend, dann soll der Gewinn der In dustrie selbst zu Gute kommen oder es ist es nicht, dann sollen die Unternehmer froh sein, wenn wir es ihnen abnehmen. Mit anderen Worten: ob gut oder schlecht, die Privatgesellschaften müssen verbrannt werden. Die senderbare Art von Logik und Gerechtigkeit, die m dieser Behandlung eines achtbaren Erwerbszweiges liegt, wurde vem Abg. Richter in einer zweiten Rede sehr drastisch gekennzeichnet, wobei manch' grelles Schlaglicht auf die etzl im Schwange gehenden Verstaatlichungstheorien fiel. Mit eindringlichen Worten schilderte Richter den Segen der freien Konkurrenz, der sich namentlich auf dem Ge biete des Versicherungswesens so glücklich bewahrt hat; für die Feuerpolizei haben die Versicherungsgesellschaften mehr gethan, als die Reglements und Polizeimaaßregeln. Eine halb traurige, halb komische Rolle spielten in der ganzen Verhandlung die Nationalliberalen. Früher ver fochten sie mit Eifer, ja in vorderster Reihe die Zu lassung der Privatgesellschaften. Noch bei der ersten Lesung der jetzigen Vorlage hielt der Abg. Oechelhäuser eine sehr tapfere und energische Rede in diesem Sinne und sein Parteigenosse Buhl erklärte, er würde nicht wagen, ohne Zulassung der Privatversicherungen zu seinen Wählern zurückzukehren. Jetzt, seit die Sonne der Kanzlergunst der Partei wieder lächelt, ist sie anscheinend wie um gewandelt; sie giebt ihre eigenen Anträge von früher preis und läßt die Freisinnigen im Stich. Das also ist das auf den Parteitagen so thatenlustig angekündigte „Avanciren auf der ganzen Linie!" - Nachdem in solcher Weise ein Theil der früheren Opposition eine wichtige Stellung ohne Kampf geräumt hatte, konnte man es der Majorität nicht verdenken, daß sie mittelst eines plötzlich eingebrachten Schlußantrages auf die Ab stimmung hindrängte. ES geschah dies unmittelbar, nachdem der Minister v Bötticher in einer vierten Rede den Abg. Richter angegriffen hatte, dem nun daS Wort zur Erwiederung abgeschnitten werden sollte. Richter antwortete auf diesen „resoluten" Mißbrauch der Majorität schnell entschlossen mit einem Anträge auf namentliche Abstimmung über den Schlußantrag. Darob herrschte tiefe sittliche Entrüstung und lauter Lärm in den Kreisen der Rechten, die aber den wohlverdienten Akt der Vergeltung doch über sich ergehen lassen mußte. Nach Annahme des Schlußantrages folgte eine neue namentliche Abstimmung über den freisinnigen Antrag und nach dessen Verwerfung die Annahme des § 9 in der Fassung der Kommissionsvorlage. Wie sich die Nationalliberalen zu dem Unsallversicherungsgesetze ver halten würden, konnte man aus der halbamtlichen „Prov.- Korr." schon deutlich genug ersehen. „Daß sie, heißt eS in dem betr. Artikel schließlich anders wie die grund sätzlichen Gegner des Gesetzes stimmen werden, selbst wenn sie mit einzelnen Forderungen nicht durchgedrungen sind, darf nach den Vorgängen in der Kommission wie nach ihrer ganzen Stellung zu dem Gesetz angenommen werden. Ihre Position würde eS aber erleichtern und ihre Stellung zur Socialreform im Allgemeinen für weitere Kreise wesentlich klären, wenn sie es auch im Einzelnen verschmähten, mit den Gegnern des Gesetzes gemeinsame Sache zu machen!" In der DonnerstagS- sitzung wurde zunächst eine Reihe von Petitionen als zur Erörterung im Plenum für ungeeignet erklärt und demnächst die Literarkonvention mit den Niederlanden in dritter Berathung definitiv erledigt. DaS HauS setzte demnächst die zweite Berathung des Unfallversicherungs- gesetzes fort. Der § 10 führt behufS Aufbringung der Deckung der von den Berufsgenoffenschaften zu leistenden Entschädigungsbeträge und der Verwaltungskosten daS Umlageverfahren ein, d. h. ein Einziehen der zur Deckung erforderlichen Summen durch Beiträge der Mitglieder nach Maaßgabe der Löhne, bez. deS Jahresarbeitsver- dienstes jugendlicher Arbeiter, sowie der Gefahrentarife. Zu anderen Zwecken als zur Deckung der von der Ge nossenschaft zu leistenden Cntschädigungsbeträge, zur Gewährung von Prämien für Rettung Verunglückter und für Abwendung von Unglücksfällen, sowie zur An sammlung des Reservefonds dürfen Beiträge nicht er hoben werden. Für das erste Jahr soll ein Beitrag im Voraus erhoben werden dürfen. Abg. Sonnemann er klärt sich gegen das Umlage-Verfahren dessen Einführung ihm die Annahme des Gesetzes unmöglich mache. Gegen das solide Deckungsverfahren sei von betheiligter Seite bisher nie ein Einwand erhoben worden. Der Reserve fond beseitige nicht die gegen das Umlageverfahren sprechenden Bedenken. Dieses Verfahren komme aus schließlich der Großindustrie zu Gute. Abg. Leusckner- Eisleben tritt lebhaft unter Bezugnahme auf die beim Knappschaftskaffenwesen damit gemachten günstigen Er fahrungen für das Umlageversahren ein und Minister v. Bötticher stimmt gleichfalls entschieden für dasselbe. Die Last, führt er an, sei für die Industrie eine neue, deshalb müsse man ihr dieselbe für die erste Zeit mög lichst erleichtern. Abg. Hirsch ist entschieden gegen das Umlageverfahren, gegen welches sich früher auch Geh. Rath Lohmann ausgesprochen habe; doch Abg. Mar- quardsen erklärt, das Umlageverfahren sei kein genügen der Grund gegen das Gesetz zu stimmen. Or. Frege tritt gleichfalls für das Umlageverfahren ein und werft nach, daß die Behauptung hinfällig sei, die Großindustrie habe specielle Vortheile von dem Umlageverfahren. Es handle sich keineswegs nur um die Großindustrie, son dern auch um kleinere Handwerker, die mit Motoren arbeiten. Wie sollten diese die für daS Deckungs verfahren erforderlichen Kapitalien aufbringen. Abg. Barth polemisirt sodann noch gegen die National liberalen und verwirft das Umlageverfahren gleichfalls; und Windthorst hält dafür, daß die deutsche Industrie nicht reich genug sei, um die Kosten tragen zu können, die ihrem Kapital das Deckungsverfahren auferlegen werde. Nachdem auch noch der Abg. Löwe gegen daS Umlageverfahren gesprochen, wird dasselbe mit 166 gegen 76 Stimmen aufrechterhalten. Eine längere Debatte rief die eventuelle Reichsgarantie hervor, wogegen die Abgg. Gutfleisch und Eberly auftraten, während Maltzahn- Feuilleton. Unter fremder Flagge. Roman von Moritz Lilie. (10. Fortsetzung.) Sie sagte diese anerkennenden Worte mit so weicher, schmelzender Simme, daß dem jungen Künstler ganz selt sam ums Herz ward. Und doch thaten ihm die auf- mnternden Worte der Dame unendlich wohl. Eine wahre, echte Künstlernatur bedarf zu ihrem Gedeihen eines warmen, ermuthigenden Wortes so nothwendig, wie die Saat deS Regens; diese wie jene verdorrt sonst, ehe sie sich zu entfalten und Früchte zu bringen vermag. „Sehen Sie dieses Bild an der Wand," fuhr die Baronin fort, mit der Hand auf eines der beiden Oel- gmälde deutend, die zwischen den zierlichen kleinen Mar morgruppen hingen. „Es stellt das Schloß Rodowicz, einig, Meilen von Warschau gelegen, vor, welches mein verstorbener Gatte mir vor zwei Jahren als Wittwensitz hinterließ. Aber eS wurde mir zu öd und einsam in 8esem abgelegenen Edelhof, wenigstens im Winter, und ich zog es daher vor, die rauhe Jahreszeit zunächst in Karschau, später in Deutschland zuzubringen. Von die sem Schlosse möchte ich eine Ansicht fertigen lassen, die meinem Ideale mehr als diese prosaische Auffassung ent spricht; ick mag diese Landschaften mit Wasserspiegel nickt, auf denen man AlleS zweimal sieht, als sei die Phantasie des MalerS zu arm, zu nüchtern gewesen, um eigene malerische Objekte zu erfinden." Herbert war aufgestanden und an das Bild heran getreten; aufmerksam betrachtete er es. , Es ist eine sehr sorgfältige Arbeit, gnädige Frau," sagte er nach genauer Prüfung, „sie verräth die Hand eines tüchtigen Kunstgenoffen. Namentlich der Baum- schlag und das Wasser sind meisterhaft durckgeführt, weniger will mir die Lust und der architektonische Theil gefallen." „Für mich knüpfen sich Erinnerungen ganz eigener Art an das Sckloß," fuhr Ludmilla fort, ohne auf die Kritik des Kunstlers einzugehen, „aber gerade diejenigen Punkte, welche für mich von besonderem Interesse sind, hat der Maler ünbeachtet gelassen. Der kleine See, den Sie auf dem Bilde sehen, war mir stets verhaßt, am Gondelfahren fand ich nie Vergnügen und so bildete daS Gewässer für mich nur noch die Brutstätte für Milliarden lästiger Mücken, die für unS zeitweilig geradezu zur Land plage wurden. Deshalb möchte ich ein Bild des Schlosses von der Landseite haben, wo jene Plätzchen liegen, die mir lieb und theuer sind Die Bauart von Rodowicz ersehen Sie auf dem Gemälde, die Architektur der Fahnde mit dem Portale freilich müßte ich Ihnen ebenso wie die nächste Umgebung des Schlosses schildern, wenn die Darstellung eine naturgetreue werden soll. Aber vor Allem die Frage: wollen Sie sich dieses kleinen Auftrages unterziehen?" In fast flehentlichem Tone, als sei Herbert der ein zige Maler auf der Welt, sprach sie die letzten Worte aus und ein so inniger, bittender Blick begleitete diesel ben, daß der junge Künstler zugestimmt haben würde, selbst wenn eS sich um ein lebensgefährliches Unternehmen gehandelt hätte. „Gewiß will ich das, gnädige Frau, Ihr Vertrauen ist für mich nur ehrenvoll!" versetzte er rasch und ein glückliches Lächeln auf dem Antlitze der schönen Frau lohnte seine Zusage. „Um meine Vorliebe für einzelne Oertlichkeiten deS alten Rittersitzes verstehen zu lernen, darf ich Ihnen nicht blos ein äußerliches Bild desselben entwerfen, son dern ich muß Sie auch mit den Vorkommnissen vertraut machen, die mich an ihn fesseln," sagte die Baronin nach einer kurzen Pause. „Es wird daS wesentlich dazu bei tragen, Ihre künstlerische Phantasie zu beleben und dem Gemälde jenen poetischen Hauch zu geben, der einem Kunstwerke erst den wahren Werth verleiht. Vor vier Jahren noch war ich gleich Ihnen eine Jüngerin Apolls; auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, feierte ich meine Triumphe; als Primadonna eines hervorragenden Theaters war ich — ohne Selbstlob — der Liebling des Publikums und nie sah ich ein leereS Haus, wenn eine Oper aufgeführt wurde, in welcher ich sang. Ich war glücklich, meine Kunst ging mir über Alles und die An erkennung, welche ich fand, spornte mich zu immer eifrigeren Studien an. Man überhäufte mich mit Auf merksamkeiten und Geschenken, die ich unbedenklich an nahm, weil ich sie als eine Huldigung betrachtete, die man nicht mir, sondern der Kunst darbrachte. Schon seit längerer Zeit war mir ein alter Herr aufgefallen, welcher in einer Loge des ersten RangeS seinen Platz hatte und nie fehlte, wenn ich auftrat. Bei jeder Aufführung sandte er mir die seltensten Blumen in meine Garderobe; die prachtvollsten BouquetS, welche mir gespendet wurden, rührten von ihm her. Nach und nach ging er zu Geschenken von realistischerem Werthe
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite