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Sächsische Dorfzeitung : 03.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188407038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840703
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-03
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 03.07.1884
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ßxped. L «edaktton rrr»DcN'XtUftaVt A. Mtitzstr Lafie 4. vi» Zeitung erscheint Ltenstas, rsnnerstn« und G,N«,htN» srN- Nd-nae-eatL. Pret». »ierteljä^M 1,50. a« tttiehen durch dß kaiserlichen Post« «galten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung t»« Hau» erhebt die «oft noch eine Ge- tühr von 2b Psg. iilhlW Vorßeltung. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für Vie kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger .Herrmann Müler ta Dresden. Inserate werden bis Monteg Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielfpaltZeilelüPs. Unter Eingesandt: 30 Pf. Inseraten- Annahmestellen: Die Nrnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HaasensteinLBogler, Rudolf Mosse, S L. Daube L To. in Dresden Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. u. s. w. Mr. 78. Donnerstags den 3. Juki 1884.^Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für das dritte Quartal nehmen alle kaiserlichen Post- Malten und Pofterpedittonen gegen Vorausbe zahlung von 1 Mk. 50 Pfg. entgegen. Bereits erschienene Nummern werden, soweit möglich, nachgeliefert. Die Verlags Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die dem Reichstage buch stäblich in seiner letzten Stunde zugegangene, gesetzlich erforderliche Denkschrift über die Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes über Leipzig enthält für diese Stadt in fraglicher Beziehung recht gravirende Momente. Es wird in derselben zunächst darauf hingewiesen, wie sich die bisherigen Maaßnahmen zwar wirksam erzeigen und die vorhandenen Befürch tungen vor Uebergriffen der Socialdemokratie verringert hätten, daß aber indessen noch immer nicht der Schluß gerechtfertigt erscheine, „daß die Bedeutung Leipzigs für die socialdemokratische Partei im Rückgänge begriffen sei." Dann heißt es: „In dieser Beziehung haben be sonders die im verflossenen Jahre in größerer Anzahl «führten gerichtlichen Untersuchungen Licht über die Thatsache verbreitet, daß von Leipzig aus ein sehr wesentlicher Theil der auS dem Auslande eingeführten verbetenen socialdemokratischen Schriften, insbesondere des in Zürich erscheinenden „Socialdemokrat", im Lande und Reiche verbreitet wird, während andererseits diese Zeitung selbst durch die vergleichsweise auffallend große Anzahl und Länge der Artikel und Korrespondenzen, welche die Verhältnisse Leipzigs behandeln, Zeugniß da für ablegt, in wie besonderem Grade die Aufmerksamkeit der Partei gerade auf Leipzig gerichtet ist. Hält man mit diesen beiden Thatsachen den Umstand zusammen, daß diejenigen beiden Parteianhänger, welchen vermöge ihrer langjährigen und hervortretenden Thätigkeit auf literarischem, agitatorischem und parlamentarischem Ge biete offenbar die Führerschaft zuerkannt wird, ihren Aufenthalt in dem kleinen Dorfe Borsdorf unmittelbar an der Grenze des Bannbezirks noch immer beibehalten haben, so ist der Eindruck unabweisbar, daß Leipzig von der Partei fortdauernd, wenn nicht als der Central- ort, von wo aus die Organisation und Leitung derselben stattfindet, doch jedenfalls als einer der hauptsächlichsten Ausgangs- und Stützpunkte der Agitation betrachtet wird rc. Wie lebhaft gerade Leipzig von dieser Be wegung ergriffen sei, ließen vor Allem die auffallende Rührigkeit erkennen, welche von der Arbeiterbevölkerung Leipzigs in der Bildung von Vereinen und Ver sammlungen entfaltet werde." Der Kaiser besuchte am Montag Mittag auf einige Stunden Wiesbaden; er wurde daselbst auf dem Bahn hofe von dem Könige von Dänemark und dem Könige von Griechenland, sowie den Söhnen des letzteren em pfangen und von einer zahlreichen Menschenmenge mit begeisterten Hochrufen begrüßt. — Fürst Bismarck trat am 30. Juni früh seine Reise nach Darzin an. Die sämmtlichen Beschlüsse deS Reichstags aus dem letzten Abschnitte der Session sind jetzt dem Bundes- rathe übermittelt, dessen Entschließungen noch vor Ein tritt der Vertagung erfolgen werden; letztere ist in etwa 8 bis 10 Tagen zu erwarten. Auch wird der Bundesrath zuvor noch die Angelegenheit wegen des Zollanschlusses Bremens zur Erledigung bringen. — Bei den Ausschußberathungen im BundeSrathe über das Ge schäftssteuergesetz hatte, wie nachträglich bekannt wird, Württemberg eine Enquete über die thatsächlichen Ver hältnisse und über die Bedürfnißfrage beantragt, war aber damit in der Minorität geblieben. Der einstim mige Protest der Handelskammern scheint die Reichs regierung etwas stutzig gemacht zu haben und man giebt jetzt dem Gedanken wieder Raum, doch, wenn auch nicht gerade eine Enquete, so eine nochmalige Begut achtung durch die Handelsorgane eintreten zu lassen. Fürst BiSmarck soll dies umsomehr für erforderlich er achten, als er mit mehreren hervorragenden Personen aus Finanzkreisen über eine höhere Börsensteuer kon- ferirt haben soll. Eine solche hält die Regierung für nothwendig, sie will es aber der Finanzwelt überlassen, selbst geeignete Vorschläge in dieser Richtung zu machen. Nach der in Kreisen des BundeSralhS hervortretenden Stimmung wird man nicht annehmen dürfen, daß der selbe dem Reliktengesetz in der vom Reichstage beschlosse nen Fassung zustimmen wird; dagegen darf schon jetzt mit Bestimmtheit vorausgesetzt werden, daß das Gesetz über Reform deS Aktienwesens, trotz der gegen die für die Presse gemachten Ausnahme geäußerten Bedenken der Regierung die Zustimmung deS BundesratheS finden wird. Gegen den Antrag des sächsischen Abg. Ackermann, bez. der Lehrlingsfrage, sind neuerdings mehrfach im BundeSrathe Bedenken in den Vordergrund getreten. Der selbe wird sich unverzüglich mit dem Zollanschluß Bre mens beschäftigen; er berieth außerdem die Ausführungs vorschriften zu dem Gesetz über die Anfertigung und Ver zollung von Zündhölzern. Den Bundesregierungen ging zu weiterer Ver anlassung eine von einer Anzahl hervorragender Auto ritäten (darunter Hofrath Fleck in Dresden) im Reichs gesundheitsamt entworfene Instruktion zu, über Erheben, Aufbewahren und Einsenden von Wein behufs Unter suchung der Sachverständigen. Hier handelt eS sich um die Beseitigung des bei der chemischen Untersuchung von Weinfälschungen hervorgetretenen UebelstandeS, daß die einzelnen Chemiker sich verschiedener zu abweichenden Ergebnissen führenden Untersuchungßmethvden für ein und denselben Gegenstand bedienen. In Posen hat sich ein polnischer Rechtsschutzverein gebildet, der von jetzt ab seine Thätigkeit aufnimmt. Zu dem Zwecke wird ein Informations-Bureau eröffnet werden, in welchem die Interessenten zu bestimmten Tagesstunden täglich unentgeltlich Information und Rath in allen Angelegenheiten erhalten können, wo eS sich um die Beeinträchtigung ihrer politischen, nationalen und religiösen Rechte handelt. Am 1. Juli früh Uhr lichteten sämmtliche in Danzig vereinigten 23 Kriegsschiffe die Anker und fuhren nach der Gdinger Bucht, wo vormittags ein Landungs manöver, bei welchem auch die Kavallerie der Danziger Garnison mitwirkte, stattfand. Die Prinzen Wilhelm und Heinrich wohnten auf der Panzerkorvette „Hansa" dem Manöver bei. vr. Koch begab sich dieser Tage über Paris nach Toulon, um seine Dienste zum Zwecke der Feststellung des Charakters der Epidemie zur Verfügung zu stellen und weitere Studien über die Natur der Seuche und ihrer Fortpflanzung zu machen. Die Cholerakcwmission hat ihre Arbeiten abgeschlossen das Resultat derselben unter liegt der Berathung der Regierungen. Nach Mittheilungen aus Brasilien, beschäftigt man sich dort jetzt ganz ernstlich mit der Sklavenfrage, in dem die dortige Regierung die feste Absicht haben soll, jetzt endlich die im Jahre 1871 beschlossene Aufhebung der Sklaverei vollständig durchzuführen. Dies wird den Plantagen-Besitzern, welche, obgleich sie diesen Moment seit dreizehn Jahren erwarten mußten, doch keinerlei Vorkehrungen getroffen haben in Bezug auf die Ersetzung der Sklaven durch andere Arbeiter, sehr ernstliche Ver legenheiten bereiten, da die Sklaven sofort nach ihrer officiellen Befreiung wenig Lust zur Arbeit haben werden, sondern wahrscheinlich erst durch NichtSlhun ihre Freiheit genießen wollen. Daß diese Verlegenheit der Pflanzer nicht ohne Einfluß auf den Erport Bra siliens sein wird, ist unzweifelhaft und dies erklärt, daß man sich dort sehr ernsthaft mit der Angelegenheit und mit den Mittel, wirthschaftliche Störungen zu ver meiden, beschäftigt; für uns ist aber wichtig, daß diese „Beschäftigung" voraussichtlich darauf hinausläuft, Auswanderer und zwar hauptsächlich deutsche Auswanderer nach Brasilien zu ziehen und es sollte uns nicht wundern, wenn demnächst in Deutsch land Agenten auftauchen, welche die Schönheiten und Feuilleton. Unter fremder Flagge. Roman von Moritz Lilie. (15. Fortsetzung.) Da fühlte er, wie die warme, kleine Hand deS Mädchens sich auf die seine legte und ein leises Beben sie durchzuckte. Das BUd vor seinem geistigem Auge verschwand und verwundert lenkte sich sein Blick auf die Geliebte, die seinem Künstlerauge in diesem Momente erschien wie eine durch stille Trauer verklärte Mater Dolorosa von Guido Reni'S Meisterhand. Innige Theilnahme mit diesem Engelsbilde überkam ihm und tiefe Reue über den Verrath, den er an ihr begangen, durchwühlte sein Inneres; er hätte eS machen mögen wie Petrus, als dieser seinen Herrn verleugnete: hinausgehen und bitterlich weinen. Leise zog er sie an seine Brust und legte beide Hände auf ihr Haupt; Keines sprach ein Wort, aber im Stillen bat er sie von Grund seiner Seele um Verzeihung. Der alte Registrator klappte das Buch zu und nahm die dicke Hornbrille mit den runden Gläsern vom Gesicht, dann warf er einen raschen Blick auf daS junge Paar. „Es weht heute kein guter Geist in unserem Zimmer," sagte er kopfschüttelnd; „wenn eS schon im Brautstande Wolken giebt, so folgen in der Che ge wöhnlich Gewitter!" „Gewitter reinigen die Luft und erfrischen die Natur!" nahm der Maler daS Gleichniß auf, sich zum Scherze zwingend. „Und vernichten oft in einem einzigen Augenblicke den Segen deS Himmels, die Hoffnungen der Menschen!" fiel Hertling rasch ein. Ich sehe Thränen — — Thränen vor der Hochzeit find eine Drachensaat, aus der Unfrieden und Zwietracht emporwuchert." Herbert schwieg; er fühlte fich nicht frei von Schuld, er wußte, daß diese Thränen nicht grundlos vergossen wurden. Es ward ihm zu enge im Zimmer, die Wände schienen ihm zusammen zu rücken, um ihn zu zerdrücken, mit Centnerschwere lastete es ihm auf der Brust. Sanft schob er die Geliebte zurück und stand auf. „Du willst mich verlassen?" fragte Agnes leise. „Beinahe hätte ich vergessen, daß mich mein Kunst händler bestellt hat!" versetzte der Maler, indem er einen Blick auf die Schwarzwälder Uhr an der Wand warf. Aber er wagte nicht, die Geliebte dabei anzusehen, die Lüge trieb ihm die Röthe der Scham rmd Verlegenheit in die Wangen. „Wann sehe ich Dich wieder, Herbert?" fuhr die Tochter deS Registrators fort. „Heute — morgen, übermorgen — sobald eS meine Zeit erlaubt!" stieß Jener rasch hervor. Dann reichte er Agnes die Hand, drückte einen flüchtigen Kuß auf ihre Lippen und sagte auch dem Vater kurz Lebewohl. Wenige Sekunden später befand er sich auf der Straße; die Geliebte hatte keinen Versuch gemacht, ihn zurückzuhalten. Raschen Schrittes eilte er davon; eS war, alS brenne ihm der Boden unter den Füßen. Er wagte es nicht, sich umzusehen nach dem Hause, in welchem ein Engel an Sanftmuth und Liebe wohnte. Es schien ihm, alS blickten die Menschen, denen er in den Straßen be gegnete, ihm nach, als deuteten sie mit dem Finger auf den Davoneilenden und raunten sich das Wort „Ver- räther" ins Ohr. Wohl sagte ihm eine innere Stimme: Kehr' um, offenbare Dich der Geliebten, bekenne reu- müthig die Verirrung, in welche Dich die Künste einer Sirene gelockt haben und Alles wird noch gut werden. Aber daS zauberische Lächeln Ludmilla'S zog ihn mit un widerstehlicher Gewalt vorwärts, die Stimme des Ge wissens verhallte ungehört und endlich schwieg sie still. Seine Gedanken eilten zu der schönen, vornehmen Dame, er sehnte sich nach ihrem Anblick und doch überfiel ihn eine unerklärliche Bangigkeit, wenn er an den Blick ihrer tiefdunklen Augen, an den Druck ihrer weichen Hand, an die süße, bestrickende Redeweise dachte. Ohne Plan und Ziel eilte er vorwärts durch die Straßen und Alleen der Residenz. Er sah nichts, er wußte nicht, waS um ihn vorging, sein ganzes Sinnen und Denken war nur auf das eine Wesen gerichtet und dieses Wesen hieß Ludmilla. Plötzlich blieb er stehen und blickte auf. Eine tiefe Röthe der Beschämung stieg ihm auf die Wangen, er fühlte, wie sein Blut nach dem Kopfe drängte — er stand in der Lüttichaustraße vor dem Hause der Baronin von Rodowicz. Unwillkürlich schaute er zu den Fenstern ihrer Wohnung empor und in demselben Augenblicke nickte ihm von oben ein schöner Frauenkopf grüßend zu. Fast hätte Herbert den Hut vor Verlegenheit verloren, als
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