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Sächsische Dorfzeitung : 29.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188407293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840729
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-29
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 29.07.1884
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Feuilleton ihren Körper, sie konnte nicht anders, sie mußte sich auSweinen. Das Opfer war gebracht, das entscheidende Wort gesprochen. Noch blutete die Wunde deS HerzenS, die Herbert ihr geschlagen, noch hielt sie eS nicht für möglich, daß Der, den sie unaussprechlich geliebt, ihr untreu ge worden sein könne und schon mußte sie einem anderen Manne, der ihr saft noch ein Fremdling war, die Hand reichen. Mit Recht ist die Aelternliebe zu allen Zeiten hoch gepriesen «nd gefeiert worden, haben die besten Sänger und Dichter aller Nationen der Mutterliebe ikre schönsten Lieder geweiht; aber auch die Kindesliebe ist höchster Aufopferung fähig und AgneS brachte ein solches Opfer. Anfang war ihr AleriS fast zuwider, da er ihr wie ein Mann erschien, der sich ihr nur nahte, um daS Bild Herberts, dem ihre erste, unauslöschliche Liebe galt, zu verdrängen. Aber daS ruhige, stille Wesen, die peinliche Sorgfalt, mit der er AlleS vermied, was sie hätte ver letzen können, milderte diese Auffassung; sie gewöhnte sich, in ihm den jungen Freund ihres VaterS zu erblicken, dessen Besuche nicht ihr galten. AlS aber daS Band, welches sie an den Maler knüpfte, zerrissen worden war, da bemerkte sie wohl, wie die Blicke d,S Grafen zuweilen mit mehr als gewöhnlicher Theilnahme auf ihr ruhten, wie seine zarte Rücksicht, aber auch seine Aufmerksamkeiten gegen sie sich verdoppelten. Dennoch kam ihr der Ge danke an eine Verbindung mit ihm gar nicht in den Sinn; der unsagbare Schmerz, der an ihrer Seele nagte und den sie still in sich verschloß, war zu groß, zu ge- Munde will ich es vernehmen, von Ihren Lippen soll mir die Erfüllung meiner heißen Wünsche, meiner letzten Hoffnung werden!" rief AleriS strahlenden Blickes. „Zitternd und bangend kam ich heute hierher. Zweifel quälten mich, ob die Entscheidung, von welcher daS Glück meine- LebenS abhängt, zu meinen Gunsten auSfallen werde. Je näher ich Ihrer Wohnung kam, desto lang samer wurde mein Schritt; ich Thor bildete mir ein, daß ich dadurch die Vernichtung meines schönen Traumes um einige Minuten verzögern könnte. Nun bin ich hier und waS ich nur schüchtern zu hoffen gewagt, — es ist der Erfüllung nahe. Wollen Sie, Agnes, wollen Sie mein sein für alle Ewigkeit?" Seine Wangen glühten von der Röthe der Begeiste rung und seine Stimme klang so weich und flehend, daß daS junge Mädchen unwillkürlich zu ihm aufschaute. Nein, diese treuen dunklen Augen, in denen so viel Her-ensgüte sich spiegelte, konnten nicht lügen, in diesem ernsten Antlitz lag kein Falsch. „Ich will!" flüsterte sie und auf'S neue färbten sich ihre Wangen mit dem zarten Karmin der holden, verrätherischen Farbe der Liebe. AleriS schlang den Arm um ihren Nacken und beugte sich zu ihr herab. Seine Lippen suchten die ihrigen und ein langer Kuß besiegelte den Bund, den der alte Mann und der jugendliche Graf so sehnlich gewünscht. Agnes aber machte sich sanft los; sie vermochte die Thränen nicht mehr zurückzuhalten, hastig sprang sie auf und eilte in ihre Kammer, den Riegel von innen vor schiebend. j v,,» ,n vrrza-tvP, ivar zu grvp, zu ge- Am Bette sank sie in die Knie und begrub den waltig, als daß sie einem derartigen Gedanken hätte Kopf in die Kissen; convulsivifches Schluchzen durchzuckte : Raum geben können. Erst als ihr Vater gelegentlich Unter fremder Flagge. Roman von Moritz Lilie. (25. Fortsetzung.) Der alte Registrator ging ihm entgegen und be- j willkommnete ihn höflich, fast ehrerbietig; wie alle be- j jährten Beamten hatte er vor dem nach Geburt und l Stellung weit über ihm stehenden jungen Mann einen unbegrenzten Respekt. Seine Tochter dagegen blieb sitzen und nickte dem Eingetretenen freundlich zu; willig ließ sie es geschehen, daß dieser ihre Hand erfaßte und einen schüchternen Kuß auf dieselbe hauchte. „Darf ich hoffen?" fragte AleriS, nachdem er auf dem dargebotenen Stuhle Platz genommen hatte. „AgneS sagt nicht Nein, Herr Graf," versetzte der Registrator an Stelle seiner Tochter, die erröthend auf ihre Arbeit niederschaute. In den Augen deS JünglingS leuchtete es auf wie Morgenroth nach banger Gewitternacht. Er trat zu dem Mädchen und erfaßte ihre Hand. „Sie willigen ein, die Meine zu werden?" fragte , er mit wonnebebender Stimme. Agnes schwieg, aber die holde Verwirrung, in welch« sie gerieth, ließ den jungen Bewerber keinen Zweifel über die Wahrheit der vom Vater gesprochenen Worte. „O, sprechen Sie eS aus, Agnes, daS Wort, daS mich zum glücklichsten Menschen macht, auS Ihrem Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrma«« Müller tn Dresden. Dienstag, den 29. Inti 1884 werden di» Montag Mittwoch u. Freit», Mittag angenvmme» Und kosten: dieispalt Zeile 15 Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. 46. Jahrgang Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Torszeituug" für die Monate August und September nehmen alle kaiserlichen Poftanstalten und Pofterpeditionen gegen Vorausbezahlung von 1 Mk. entgegen. Die Verlags - Expedition. wesend. Herr Regierungörath Greiner führte, wie bei fürstlichen Ertrazügen vorgeschrieben, den Hoftrain bis Charlottenburg. Die Frage der Einführung einer deutschen Normal zeit tritt immer lebhafter auf und dieselbe wird erst dann verschwinden, wenn sie im nationalen Sinne: „Ein Reich, ein Volk, eine einheitliche Zeit!" auch bei uns — (leider müssen wir in diesem Falle dem guten Beispiele anderer Kulturvölker nachhinken!) — ihre Er ledigung gefunden hat. Das unaufhörlich wachsende und in die verschiedensten Kreise deS Volkslebens immer tiefer und tiefer eingreifende Verkehrswesen fordert diese Lösung immer gebieterischer. Der rasch dahin sausende Eisenbahnzug kann selbstverständlich nicht darauf Rück sicht nehmen, daß die lokalen Zeitangaben der berührten Ortschaften bei der Fahrt nach Norden oder Süden die selben bleiben, bei der Fahrt nach Osten oder Westen dagegen eine rasche Aenderung erfahren; für ihn kann es nur eine Zeit geben und zwar eine einheitliche und von der Lage deS Ortes unabhängige. Die deutschen Eisenbahnverwaltungen haben daher, durch die Macht der Verhältnisse gezwungen, schon seit längerer Zeit dazu übergehen müssen, sür den inneren Betriebsdienst eine Normalzeit, als welche die mittlere Berliner Orts zeit gewählt ist, zur Einführung zu bringen; auch die eifrigsten Gegner der allgemeinen Einführung einer Normalzeit für ganz Deutschland haben anerkennen müssen, daß der Eisenbahnfahrdienst einer solchen Nor malzeit nicht entbehren könne. Es bricht sich nun aber immer mehr die Ueberzeugung Bahn, daß die für den inneren Dienst getroffene Einrichtung t.-ach für den äußeren Verkehrsdienst wird in Geltung treten müssen und daß die zur Zeit noch giltige Vorschrift, wonach die Verkehrßbeamten im Benehmen unter sich nach der Normalzeit, im Benehmen mit dem Publikum nach der Ortszeit zu rechnen haben, für die Folge nicht wird ausreckt erhalten werden können Bedenke man doch nur, wie durch Verwechselung dieser Zeitangaben die Pünktlichkeit und Sicherheit des Bahnbetriebes, an welchem doch fast daS ganze Volk, in hohem Grade aber der gejammte Handelsftand lebhaft betheiligt ist. in ernstlichster Weise gefährdet werden kann. Darum fort mit der Ortszeit aus dem ganzen Eisenbahndienste und Ersatz derselben durch die Normalzeit! Der Leiter des Reichs-Gesundheitsamtes, vr. Struck, soll sein Entlaffungsgesuch eingereicht haben, doch ist Weiteres noch nicht entschieden, am wenigsten aber die Frage, wer sein Nachfolger werden soll. Zu dem Wunsche, sich von seiner amtlichen Stellung zurückzu ziehen, mag für I)r. Struck der Umstand mitbestimmend gewesen sein, daß seit längerer Zeit seine persönlichen Beziehungen zum Fürsten Bismarck ihr Ende gefunden ääjsisch e NorhMnU Politische Wellschau. Deutsches Reich. Erst wenn die Sommerhitze vorbei und die Erntearbeitrn beendet sein werden, wird die Wahlbewegung ernstlich beginnen; was bis jetzt unter dieser Rubrik von den Zeitungen zu verzeichnen ist, sind nur Bemühungen der parlamentarischen Führer und der Partei-Führer, denen aber das eigentliche lebhafte Interesse an der Wählerschaft noch fehlt; daß hier und da, namentlich in größeren Städten, eine Versammlung zu Stande kommt, welche die Vorschläge der Führer mit der seitens näherer Gesinnungsgenossen fast immer selbstverständlichen Zustimmung aufnimmt, hat nicht viel zu besagen. Im Ganzen darf behauptet werden, daß die große Masse der Wähler noch keine bestimmte Stellung zu den nächsten Reichstagswahlen genommen hat. — Nicht blos andere Mächte richten ihre Blicke auf die Entwickelung der Kongofrage, sondern auch deutscher seits behält man dieselbe gar recht im Auge. Neuer dings erst ist von deutscher Seite an die ^ssoeiatiou iiUervLÜonuIe 6u Oonzo die Frage gerichtet worden, ob sie wohl geneigt wäre, unter günstigen Bedingungen deutschen Händlern und Pflanzern, die sich an den Ufern deS Kongo niederlaffen wollen, Land zu überlassen. Die Association hat sofort darauf geantwortet, ihr Gebiet wäre Jedermann offen und gern würde sie mit den deutschen Handelsfirmen und Landwirthen unterhandeln, die fähig wären, ernstliche Unternehmungen in West afrika einzurichten. Außerdem hat Kapitän Hauffens, Ehef der Station Bolobo, u. A. berichtet, daß das Land in der Umgebung der Station Anpflanzungen jeder Natur gestattet.. „Die Bevölkerung, welche bei unserer Ankunft sehr zurückhaltend und mißtrauisch war, ist", so heißt es in dem Berichte, ,,jetzt zu unseren Gunsten umgestimmt und bemüht sich nach allen Kräften, uns den Aufenthalt dort angenehm zu machen und uns zu unterstützen." Stanley selbst berichtet seinerseits: „So bald man einmal über die Kongo-Fälle hinaufgekommen ist. hat man die Hälfte Afrikas ohne Unterbrechung vor sich; nicht, wie in den inneren Regionen des NilS, eine Sandwüste, sondern eine große und bevölkerte Ebene, so voll von Leben, daß ich, mit Ausnahme von Ugogo, keinen Theil Afrikas mit so dichter Bevölkerung kenne. Die Bezeichnung Dorf läßt sich auf die zusammen hängenden Gruppen und Wohnstätten gar nicht an- wenden. Da findet man Ortschaften von mehreren Stunden Länge, mit breiten Straßen und wohlgebauten Häusern, wie es in Ostafrika gar nichlS Aehnliches giebt. Die Bewohner haben einen stark ausgeprägten HandelSsinn, überall giebt eS Märkte verschiedenster Art. Ich kann versichern, daß drei Generationen nicht hinreichen werden, um all das Elfenbein, das man da findet, fortzubringen; Te-pel, Götzenbilder und Hausgerälhe sind von diesem Material. Mit Hilfe der trefflichen Wasserstraße des Kongo ist eine Reise nach den Gold- und Kupferdistrikten sehr leicht. Auch besitzen die Eingeborenen eine gewisse Industrie; sie schmelzen Metall mit einer erstaunlichen Geschicklichkeit. Der obere Kongo bietet mehr Vor theile, als das Mündungsgebiet, welches weniger be völkert und weniger fruchtbar und zuträglich ist." — Uebri- gens ist der Vertreter der internationalen Kongo-Gesell schaft Henry Stanley und der portugiesische Handels- minister Serpa Pinto nach verschiedenen europäischen Hauptstädten unterwegs. Jeder in der Absicht, die von ihm vertretenen Interessen am Kongo bei den Mächten zu Gehör zu bringen. Bemerkenswerth ist, daß neuer dings verlautet, das französische Kabinett zeige Neigung, mit Portugal wegen Behandlung der Kongofrage ver trautere Fühlung zu nehmen. Bei der Gelegenheit sei erwähnt, daß jetzt auch aus Hamburg verlautet, dort habe jüngst die Absicht bestanden, eine von Hamburg ausgehende deutsche Dampferlinie nach der Kapstadt einzurichten. Der Plan sei aber angesichts der Dampfer- Subventions-Vorlage im deutschen Reichstage zurück gestellt worden^ weil man erst sehen will, ob nicht etwa eine staatlich subventionirte Linie zu Stande kommt, mit welcher das beabsichtigte private Unternehmen nicht konkurriren könnte. Verschiedene Blätter hatten die Nachricht gebracht, daß man beim neuen Palais in Potsdam bez. bei der Abreise des Kronprinzen im Wildpark besondere Sicher- heitömaaßregeln infolge von geplanten Attentaten ge troffen habe. Die Nachricht erweist sich als voll ständig erfunden. Der „Voss. Ztg." wird zur dies bezüglichen Erläuterung berichtet: Der Kronprinz hat allerdings den Kommandeur und Adjutanten deS Lehr- Jnfanterie-Bataillons zu sich ins Neue Palais beschieden gehabt, aber lediglich, damit die Herren noch vor seiner Abreise mit ihm frühstückten, wie es stets vor der Ab reise der kronprinzlichen Herrschaften vom Neuen Palais zu geschehen pflegt. Die Posten sind auch nicht ver stärkt worden. Auf der Wildparkstation waren absolut keine besonderen Sicherheitsmaaßregeln getroffen, sondern nur, wie stets, der Polizeirath Tiedecke mit seinem Kommissar und einigen uniformirten Schutzleuten an- AmtSbLatt für die kgl. AmLSHauvnnannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Inseraten- Anuahmcstelteur Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HoasensteinLVogler, Rudolf Mosse. G L. Taube L Lo. in Dresden Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. n. s. w. Ixped. w Redaktion MrsdcN'Neusr,»t L Meißner Dass» 4. Dir Zeitung erscheint Dienstag, »annerftag und Eannatcnd sr^h- „»lmcment». Prcid: Vintelj^ü^M. l,SO. Nu beziehen durch < »8 laijerlichen Post. «»Kellen und durch unsere Bote». Küer Lieferung HeuS erhebt di, lost noch eine Ge- Ühr von 2b Psg.
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