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Dresdner Journal : 29.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188701290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 129 als Seite 130 gezählt und Seite 130 als Seite 129 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-01
- Tag1887-01-29
- Monat1887-01
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 29.01.1887
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^23. Sonnabend, den 29. Januar, abends. 1887. I» ss»»,«» L«st,°k«L : ^LUrUoU: .... 18 Slorll ^Mrliek: 4 11»rk SV?k. Itowworv: 10 kl. Lo»i«rb»Idä«, ä»nt»cb«v keicbo» tritt kost- rwö 8tvwp«I»u»oUI»b Uioru. LukUnSlxun8,x«KNdr«i» r ?ür ä«v k»aw «ivsr ^s»p»It«QSu 2«il« Uoioor KoUritt 20 kk Ootor „Lio>s««»vät" äio 2«il« 80 kk. 8»i k»bsüvL- v. 2iüorv«tt» ovtspr. AvtoolÜLA. krsekeiaeo r lU^NeU mit AviLLdm« ckvr 8orm- rmä keimt»s« »dsv<i». Dtts-mrÄourml. Für dir Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der Litterakur- und Kunstgeschichte. Loookms roo LQUUuatsso»x»» »uiieRrt»» LstxttL: F'r. Lran<ittett«r, LommissiouLr ä» I>re«äasr ^ooro»Is; Lomdorss - 8«rU» -Vt«, - I^IxttU ». A -e kvAirr, 8orUL-»t«»-L«i»dorg- ?r»ss - l-stpitss - kr»»llr«r1 ». N-UÜLed»»: ?»rti L»ocko» - UsrU» - rr»»>l1vrt » N - It»«U»rt: Daud« <e 6o.,' L«rU»' , >r«w«a: L. Lo^tott«,' >r«,I»a: D » K«^eau ^tadatdd StrUtsi (?. ^acd^otoer, L»»»»v«r: O. Lcdu«i«r, L»U« ». 8.: Barst <8 <7o. Ner»u»x«d«r t Kvoigl. k!»p«6itiov äs« ttro^öo« /ounutt», Drsiäso, LMio^eritr»«« Ho >0. Nachbestessungen auf daS „Dresdner Journal" für die Monate Februar und März werden zum Preise von 3 M. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für a«-»ärt- bei den betreffenden Postanstalten. König!. Expedition des Dresdner Zonrnais- Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Ober-Post- commissar Carl Heinrich Bochmann in Leipzig daS Ritterkreuz II. Klasse vom Albrechtsorden Allergnä- digst zu verleihen geruht. Preisausschreiben. Zu Erlangung von Planskizzen für den Neubau eines Dienstgebäudes für das Königlich Sächsische Finanzministerium und die Zoll- und Steuer-Direction in Dresden, wird hiermit eine Preisbewerbung ausgeschrieben. Die Entwürfe sind im Maßstabe von 1 : 200 der natürlichen Größe anzufertigen, mit Motto zu ver sehen und unter Beifügung eines, dasselbe Motto tra genden Briefumschlages, welcher Namen und WohnungS- angabe des Verfassers enthält, an die Kanzlei des unterzeichneten Finanz-Ministeriums einzusenden. Die Einlieferung hat bis Montag den 16. Mai d. IS., Mittag 12 Uhr zu erfolgen. Später eingehende Entwürfe bleiben von der Be- urtheilung ausgeschlossen. Für die vom Preisgericht als den Bedingungen des Programm- am Meisten entsprechend bezeichneten Entwürfe werden ausgesetzt: ein 1. Preis zu 8000 Mark, ein 2. Preis zu 5000 - ein 3. Preis zu 3000 - . Außerdem bleibt Vorbehalten, 3 durch das Preis gericht bestimmte Entwürfe für je 1000 Mark an zukaufen. DaS Preisgericht besteht aus vier Mitgliedern des Königlich Sächsischen Finanz-Ministeriums und den nachgenannten 5 Architekten, als: Herrn Königl. Bayr. Oberbaudirector Siebert in München, Herrn Königl. Preuß. Geheimen Baurath Endell in Berlin, Herrn Königl. Sächs. Baurath, Professor Lipsius in Dresden, Herrn Königl. Sächs. Baurath, Oberlandbaumeister Canzler in Dresden, Herrn Königl. Sächs. Baurath O. Wanckel in Dresden. Bauprogramm nebst einem Lageplan und Be dingungen sind unentgeltlich durch die Kanzlei des unterzeichneten Finanz-Ministeriums zu beziehen. Dresden, den 27. Januar 1887. Königlich Sächsisches Finanz-Ministerium. Krhr. von Könneritz. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Leipzig, 28. Januar, vormittag-. (Privat- telegramm d. DreSd. Journ.) Heute nachmittag findet Hoftafrl statt. Geladen sind der Erb graf zu Stolberg-Wernigerode, die Generäle v. Tschirschky und v. Cerrini, KreiShaupt- mann Graf Münster, die Obersten Leu-manu, Walde und Freiherr v. Friesen, Geh. Rat Gumbrecbt, die Oberjustizräte Hoffmann und Hertel, die "Professoren Hoffmann und v. Bülow, der UniverfitätSrichter Heßler, Rentmeister Geb hardt, die Konsuln v. Ardenne, de Fontenay, v. Tauchnitz, v. Radetzky, de Liagre, Limburger und Wachsmuth. Abends findet Besuch de- ThcaterS statt. Die Abreise der Majestäten er folgt heute abend. Leipzig, 29. Januar, nachmittag-. (Privat telegramm d. Dresdn. Journ.) Se. Majestät der König hörte heute vormittag die Vor lesungen der Professoren Hoffmann über Patho logie und v. Bülow über Zivilprozeß. Ihre Majestät die Königin besuchte das LinzentiuSstift, das Geschäft von Lala und die Schülerwerkstatt. Beide Majestäten statteten gemeinschaftlich dem festlich geschmückten Rathaus, woselbst der Stadt- schätz ausgelegt war, und der Sternwarte einen Besuch ab. Potsdam, 29 Januar, früh. (W. T. B.) Ihre Königl Hoheit die Prinzessin Wilhelm ist heute früh 1 Uhr von einem Prinzen glücklich ent bunden worden. Darmstadt, 28. Januar. (W. T. B.) Se. Königl. Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist, von dem Korvettenkapitän v. Seckendorff be- gleitet, zum Besuch de- GroßherzogS heute abend hier eingetroffen, von dem Großherzoge am Bahn hofe empfangen und nach dem neuen PalaiS ge leitet worden. London, 28. Januar, nachtS. (W.T B.) Im Oherhause erklärte der UnterstaatSsekretär deS KrirgSdepartements, Lord HarriS, die Krage wegen Einführung des RrpetiergewrhreS nähere sich der Lösung. Anlangend die Freiwilligen, so würden dieselben mit 84 Feldgeschützen versehen »erden, die Zahl der Freiwilligen, die sehr wertvolle HilfS- truppen bildeten, zu vermindern, sei nicht beabsich tigt. Die schleunige Befestigung der Kohlen- stationen werde mit allen Kräften gefördert. Im Unterhause erwiderte der UuterstaatSsekre- tär de- Auswärtigen, Fergusson, anf eine An frage, die Regierung von Kanada habe in der An gelegenheit des KischrreistreitS mit den Bereinigten Staaten dem Kabinett einen Borschlag unter breitet, der wegen seines entgegenkommenden Cha rakters voraussichtlich wesentlich zur Lösung der Frage beitragen werde. — Bei der hierauf fol genden Fortsetzung der Adrrßdebatte verteidigte der Staatssekretär für Irland, HickS-Beach, die Regierung und erklärte, um den FeldzugSplan der Parnelliten zu bekämpfen, seien weitere Lollmach- ten erforderlich. Die Debatte wurde schließlich vertagt. — Die Bill, betreffend die Abänderung der Gerichtsbarkeit in Irland, wurde in erster Lesung angenommen. Kopenhagen, 28. Januar, abcndS. (W. T. B.) Die Ergebnisse der heutigen Wahlen zum LolkSthing find jetzt aus allen Wahlkreisen bis auf einen bekannt, die Rechte hat 8 Sitze ge wonnen und einen Sitz verloren, in 19 von 28 Wahlkreisen, in denen daS Wahlresultat für sehr zweifelhaft aalt, hat die Rechte den Sieg davon- getragen. Während bisher von den Kopenhagener Wahlkreisen 3 durch Sozialisten vertreten waren, find heute in Kopenhagen mit Ausnahme eines Wahlkreises, in welchem der Sozialist Holm mit 6757 gegen 6727 Stimmen über den Kandidaten der Rechten siegte, durchweg die Kandidaten der Rechten gewählt worden. Der Krieg-Minister Bahn- son, der Marineminister Ravn, der Kultusminister TcaveniuS, die fich um rin Mandat beworben hatten, wurden mit großer Majorität gewählt. In den Provinzen find meist die früheren Abgeordne ten wiedergewählt. St. Petersburg, 29. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de St. Pettrsbourg" be merkt bezüglich dtr Rede deS Marquis v. Salis bury, man hätte von demselben eine gesündere und billigere Beurteilung bezüglich Rußlands nicht erwarten können, als diejenige war, wozu er fich HerbeigrlaffenAnlangenddieang'blich unveränderlich friedliche Tendenz seiner Politik, könne man die- selbe nach Lord Churchills Enthüllungen aus reichend würdigen. Zu den bulgarischen Ange- legenheitrn übergehend, wiederholt daS Blatt, von Verhandlungen mit den gegenwärtigen Regenten und den bulgarischen Abgeordneten könne keine Rebe sein, indessen biete die Anwesenheit ZankoffS und der bulgarischen Abgesandten in Konstantinopel Gelegenheit zu Erörterungen, welche, wenn von den Ratschlägen der Mächte vnd der Pforte unterstützt, zu einer Ver einbarung auf Grund des russischen Programms und zu der Bildung einer Regierung führen könn ten, deren Anerkennung möglich sei und mit wel- «her fich verhandeln ließe. Auf alle Fälle könnten Unterhandlungen nützlich sein, wäre eS auch nur, Um Rußland von jeder Verantwortung bezüglich her Folgen zu entlasten, welche eine Verlängerung der gegenwärtigen Anarchie haben könnte. Das Journal dementirt schließlich mit Bestimmtheit das Gerücht einer schiedsrichterlichen Entscheidung deS Papstes. Dresden, 29. Januar. Zum Septennat. Es muß uns Norddeutschen von besonderer Wich tigkeit fein, über die Festigung unserer Armee, daS heißt unserer Macht und Größe durch das Septennat auch patriotische Stimmen aus Süddeutschland zu büren Eine solche aus beachtenswertem Kreise sei hier angeführt. Sie sagt: In Norddeutschland erscheint die, Militürfrage mit zwei Umständen verquickt, die nicht wenig zur Verwirrung der Lage beitragen: es sind dies die bei diesem Anlasse wieder auftauchenden ReminiScenzen an die preußische Konfliktszeit und die Herrschaftsbestrebungen einiger norddeutscher, speziell preußischer Patteiführer. Wir in Süddeutschland haben aber weder für die Herrschaftsbestrebungen, noch für das Streitbedürfnis der Abgeordneten Richter und I)r. Windthorst viel übrig. Mögen die Herren im preußi schen Landtage auSfechten, was sie dort auszufechien für nötig finden, wir hier — diefe Empfindung wird nachgerade im Süden allgemein — haben weder ein Bedürfnis, noch ein Interesse, die preußischen Partei- kümpse und die Opposition gegen die preußische Re gierung im Reichstage ausfechten zu sehen. Die nord deutsche „sreisinnige" oder „Fortschrittspartei" hat in Süddeutschland nur wenig Boden gefaßt und wird es in dieser Hinsicht auch nie weit bringen. Vielleicht kommt das daher, daß unsere konstitutionellen Gewohn heiten ungleich älter sind, al» die des Nordens und daß wir daher die politischen Kinderschuhe längst aus getreten und abgelegt haben. Unsere Landtage sind eS gewöhnt, vorwiegend praktische Politik zu treiben und die Zeit nicht mit überflüssigen theoretischen Streitigkeiten auszufüllen, für welche die Wähler nur geringes Verständnis haben würden. Es ist uns im Gegenteil eine auffallende Erscheinung, daß die Zentrumskreise, deren hiesige Gesinnungsgenossen ehedem — und noch heute — nicht genug gegen die „Verpreußung" ankämpfin und vor ihr warnen konn ten, jetzt selbst aus vollen Kräften an dieser „Ber- preußung" arbeiten, indem sie die preußischen Partei- streiligketten in den Reichstag verlegen und dort auS- tragen helfen, damit aber Interessen dienen, welche nicht die unserigen sind. Wir hier, die wir keine Konfliktsreminiszenzen haben und mithin auch keinen Geschmack für den Tropfen Wermut, den im Jahre 1870 die preußische Fortschrittspattei sich in den Freudenbecher der Wiederaufrichtung des Reiches schüttele, sehen mit Unmut, wie die Freude am Vater- lande und an seiner wiedergewonnenen Einheit von Jahr zu Jahr mehr durch einen übermäßigen Parla mentarismus vergällt wird, dessen einzige Größe die Negation ist. Man möchte sich beinahe fragen, ob Deutschland mit dem festen Kitt der Zollvereinsver träge und der Schutz- und Trutzbündnisfe einstweilen nicht besser gefahren wäre, bis die norddeutschen Par lamentarier ihre Sturm- und Drangperiode ausgetobt hätten und etwas reifer und verständiger geworden wären! Wenn uns der altehrwürdige Kaiser, Fürst Bis marck und Graf Moltke versichern: wir brauchen eine Armeeverstärkung auf sieben Jahre, so ist das auch in Süddeutschland keineswegs eine frohe Botschaft, aber wir glauben solcher Versicherung von Männern, denen wir in den schwersten Stunden mit vollstem Vertrauen zu größeren Opfern gefolgt sind, als die, welche das Septennat erheischt. Süddeutschland hat, außer den Opfern an Blut und Gut, auch noch sehr erhebliche politische Opfer gebracht, um im Reichsverbande dauernde Sicherheit zu gewinnen, und diese Opfer möchten wir durch die preußische Opposition und deren nicht deutsche Verbündete nicht weiter entwertet sehen. Bei allen Fragen der Sicherheit der westlichen und südwestlichen Reichsgrenze ist Süddeutschland ganz unverhältnis mäßig höher beteiligt als der Norden und wir möch ten diesem Interesse im Reichstage endlich entsprechend Rechnung getragen wissen. Wir hier verstehen, was eine rechtzeitige Verstärkung der Dämme für die Sicherung gegen Überschwemmung zu bedeuten hat, ebenso wie wir uns aus dem Jahre 1866 der Folgen der langjährigen Unterlassungssünden in dieser Be ziehung noch sehr wohl erinnern. Deshalb wollen wir das Septennat aus diesem ganz einfachen Grunde. Nicht der KriegSaerüchte wegen, sondern well wir wissen, daß diese neue Verstärkung der Rheindämme unS vor feindlicher Überflutung bewahren kann. Gehen nun in Zukunft die inneren Zwistig keiten in Deutschland so weiter, wirkt trotz aller Erfahrungen jede Militärvorlage auf den norddeut schen oder preußischen „Freisinn" fortgesetzt wie ein rotes Tuch und zeigt es sich, daß diese parlamen tarischen Rechthabereien, welche das Reich bis in seine Grundfesten auswühlen, alle Jahre oder alle 3 Jahre sich erneuern dürsten, dann wäre es allerdings kein Wunder, wenn die Franzosen über kurz oder lang ihre Stunde gekommen glauben würden. Einstweilen aber weiß alle Welt, daß Kaiser Wilhelm und seine deutschen Verbündeten unter keinen Ümständen eS an dem fehlen lassen werden, was ihnen die Pflicht für die Sicherheit des Reiches gebietet, und wir hier, im Süden, glauben daher trotz oder wegen der Nähe der Grenze, daß, wenn wir von den Franzosen etwas zu befürchten haben, dies einzig die Schuld der Deutschen sein wird. Die jetzige Beunruhigung wäre vollständig ver mieden worden, wenn der Reichstag, wie jeder ver nünftige Mensch hier erwartete, die Militärvorlage vor Weihnachten zum Abschlusse gebracht hätte, ohne alle die aufregenden Reden und Debatten, die natür lich schließlich im Auslande ein Echo erwecken müssen. Feuilleton. K. Hostheater. — Altstadt. — Am 28. Januar: „Das Leben ein Traum". Schauspiel in 5 Akten von Calderon de la Barca, von Gries übersetzt und bearbeitet von Zahlhaas. Wiederum erwies dieser zu ermäßigten Preisen gegebene Drama dessen große Beliebtheit bei unserm Publikum. ES thut der Sache keinen Abbruch, daß sich in den weiteren Kreisen der Zuschauer gar Viele über den künstlerischen Wert kaum Rechenschaft geben werden, welchen in diesem klassischen Werke die wunder bar vollendete Verbindung zwischen phantastischer Er findungskraft und zwangloser Verwendung allgemein menschlicher Wahrheiten, zwischen Aktton und sym bolischer Bespiegelung unseres Lebens im höchsten Maße beanspruchen darf. Der Gesamteindruck faßt die Wirkung all' dieser Feinheiten dramatischer Meisterschaft so vollkommen zusammen, daß er naiv und mächtig zum Gefühle der Genießenden redet. ES ist die Sprache des Genies, bei der Form und Inhalt, Mittel und Zweck, Anfang und Ende in eins geboren sind. Unsere Darstellung hat bei trefflicher Jnscenierung und Ausstattung bekanntlich ein gefälliges Zusammen spiel, daS diesem Werke besonders nöttg ist, für sich. Als Glanzpunkt tritt die mit so glücklicher Romantik gefärbte und mit fesselnder Sprungkrast der Empfin dung auSgestattete Rosaura deS Frl. Ulrich heraus. Auch der König und Clotald sind würdige Leistungen der Herren Jaffe und Walther, während der Gra- zioso des Hrn. Bauer sehr geschickt gegeben wird. Hr. Dettmer versuchte sich in der großen und höchst schwierigen Aufgabe des Sigismund. Er that sein Möglichster und es wird ihm vor allem ein Ge winn werden, dadurch mehr Ton und volle, gesundere Kraft seiner Darstellungsweise zuzuführen. Weitere kritische Bemerkungen dürften bet dieser Vorstufe zu dem Sigismundstudium mehr hemmend als fördernd wirken. Die Theaterfreunde hatten durch sehr zahlreichen Besuch ihren Vorteil erkannt, waS leider nicht immer von ihnen zu rühmen ist. O. B. Freitag den 28. Januar fand im Saale des „Ge werbehauses" das fünfte Symphoniekonzert der Königl. Kapelle unter Direktion der Hrn. Kapell meisters Hagen statt. Sämtliche Werke des Pro gramms waren mit vorzüglicher Sorgfalt und einsichts voller Auffassung einstudtett und wurden in hoher künstlerischer Vollendung voll Feinheit, Wärme und Schwung des Vortrags ausgeführt; zu besonderem Hervottreten virtuosen Könnens der Ausführenden gab die neue Suite von Tschaikowsky Veranlassung. Die das Programm eröffnende A äur-Symphonie von Mendelssohn steht dessen gehaltvollster Symphonie in X-woII am nächsten. Man nennt sie die „italienische" und sie mag auch in Italien (1830) skizziert sein; thr nur durch den Ernst des Andante unterbrochener, lebensfroher, frischer und lichter Ton deutet darauf hin. Besonderes Anrecht auf jene Benennung erweist indessen nur der „Saltarello"-Finalsatz, welcher den seelischen Ausdruck diese- zu Grunde liegenden Tan zes in allen Phasen, von lieblichster Anmut bis zu stürmischer Wildheit schildert. Wohl unter nimmt der Gedankeninhalt dieser Symphonie nicht höchsten Aufflug, aber niemand, als Mendelssohn hätte ihn in so geistreicher eigentümlicher Gestaltung, in so kunstreich feinsinniger Durchführung und vollendeter Form ohne nur mit einem Takt in Leerheit und ge wöhnliche Phrase zu fallen, und in so fesselnder, reiz voller instrumentaler Sprache zum Ausdrucke bringen können. Der Suite Tschaikowskys würde man gern die Eigenschaften „interessant" und „originell" zu gestehen, wenn das Interessante und Originelle sich nicht — und ganz maßlos im sogenannten Vals« mö- lanoolion« und im Scherzo — als absichtlich, mühe voll und mit wenig Geschmack gesucht und erarbeitet erwiese und unsere willige Sympathie in ihr Gegen- teil verkehrte. Mit dem ersten Satze „Elegie", der in Erfindung, Stimmung, kunstgewandtem und wohllau tendem Satz sehr gewinnend beginnt, möchten wir uns am ehesten befreunden; aber er wird bald in der Form haltungSloS und zerfahren, verbreitert und verflacht den elegischen Charakter statt ihn zu vertiefen und greift nach instrumentalen Effekten, die ganz außer Verbindung mit ihm stehen, so daß wir trotz sehr an ziehender talentvoller Einzelnheiten doch endlich nicht wissen, was uns der Komponist eigentlich sagen wollte. Der musikalisch interessanteste und gelungenste Satz ist der letzte „'leiu» ooa viu-inrioniIn der gegebenen, bestimmt vorgezeichneten Form desselben konnte sich da» Kombinationstalent, die kunstfertige und in instrumentalen Tonspielereicn, pikanten Gegen sätzen und Effekten erfindungsreiche Technik am besten entwickeln. Den Schluß machte Beethovens große Leonoren-Ouvertüre in prächtiger Ausführung und mit mächtiger, tief erfassender Wirkung. C. B. Heimliche Liebe. Line «Schichte au« den bayerischen Bergen von Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) „Schau, schau!" entgegnete die Sennerin ebenfalls pottend und mit einem Blicke, der deutlich zeigte, daß ie den letzteren Worten de- Jägers keinen Glauben chenke, „das hab' ich wieder bis jetzt net gewußt, daß »er Jagersepp lieber Milch als Enzian ooer Tiroler wein trinkt und deßweg'n auf der Alm einkehrt, statt in der Wurzerhütt'n, die noch dazu so schön auf seinem Weg liegen thät. Girgl", wandte sie sich an den Gaisbuben, der den beiden unterde sen mit offenem Munde zugehört hatte, „hol' eine Schüssel Milch aut dem Kammer!, aber tummel Dich ein bissel!" Der Knabe eilte rasch in die Hütte und der Jäaer sagte, seinen Stutzen und Bergstock an die Wand der Hütte lehnend und sich neben die Sennerin setzend: „Bist Du ein spöttisches Dirnl'! Ein GlaSl En zian oder eine Maß Bier thät mir freilich besser schmecken als eine abgerahmte Milch, aber weißt, die alte Lisi drunten — sie iS wohl eine gute und liebe Person — hat halt schon schier graue Haar und Fal ten im Gesicht und Du hast Augen, wie Leuchtkäserln so glühend, und Backerln so schön rot, wie d'Alm- röseln —' Der Gaisbub' kam zurück mit der Milchschüssel und unterbrach durch fern Erscheinen den Redestrom de« galanten Jäger» Unwillig über die Störung,
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