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Dresdner Journal : 24.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-02
- Tag1887-02-24
- Monat1887-02
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 24.02.1887
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O45 l» 4»«^« «2» L*i»d» Itbrllod; .... 18 K«r8 zzjL^rlieb: 4 K»rt KO t's lj»««l»« Nummern: 10 ?k. 4«i—rk«Idä— ckautteb»» Keicbs» tritt ko»t un<i tÜLLU. Lllka»ölrvox,ssvkllllrei», ?ür ä«v k»um ei»«r 8«'p»>t«oso 2«il« klsiosr -edrikt 20 kk llot-r „L>o^»»»oät" äi» 2«U» 40 kk. 8« ». LLS»»»»t» «vttpr Lr»ed»t»»> l Äl^Ilod mit Fo»»»lull» <isr 8o»s- ur»ä ?»i«rt»4s» »dooä». Donnerstag, den 24. Februar, abends. 1887. Dres-nerZournal. Lvvülim« rvo 4ok«u<Ilrni»x«u »uinlltts» v«tx»tk! Fs. D sankst« es, OorLwiiionLr a» vr»»äo»r ^oan»!»; L»»d»rff - I.rlt» Vt«o - vsipitU >».I-vs««I»a-kr»itk1vn ». X Daa««n«te»>l Vogtes, L«rUL-Vi«a-X»»dar, vr«r - - kriktart ». X-Xilock«»: Du 4. 2fo«e, ?«5t« l.»oäou->«rUL -rr»a>lean » X -4tt«U»st: Daud« F r'o./ L«rU»: /nrakcke»><ia*t, Nr«w«»: L Le^ott«, D Ltan-rn « Durra» sDmü Ladatdd ovrUl,: le Lta/tes'« Fac/r/o/Aes, 8»Lvor«r: O. ockü»«1«s,' L»U« ». >.: F. Laset F 6b. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Vanck, Professor der kitteratur- und Runstgeschichke. Ner»a«xed»rr Kvainl 8»p»äitjoa äe» Ore,6o»r ^oarval», I)r«»<i»v, Lvia^srstr»»«» Lo 20. Amtlicher Teil. Verordnung, betreffend die Einberufung des Reichstags. Wir Wilhelm, von Göltet Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen re. rc. re. verordnen auf Grund de» Artikel- 12 der Verfassung, im Namen de- Reichs, was folgt: Der Reichstag wird berufen, am 8. März d. I. in Berlin zufammenzutreten, und beauftragen Wir den Reichskanzler mit den zu diesem Zweck nöthigen Vorbereitungen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unter» schrist und beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Berlin, den 23. Februar 1887. (I«. 8.) gez. Wilhelm. ggez. von Bismarck. Bekanntmachung, die Häusler'sche Holzcementbedachung betreffend. Nach Inhalt der seiner Zeit im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung veröffentlichten Bekannt machung deS unterzeichneten Ministeriums vom 16. Sep tember 1862 ist „da- von Mathilde verw. Häusler zu Hirschberg in Schlesien nach der Erfindung Carl Samuel Häusler» fabrizirte Holzcement" bi» auf Wei tere» und unter Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs als Surrogat harter Dachung für da» Königreich Sachsen anerkannt und jugelassen worden. Nachdem nun aber die Geschäfttfirma „Carl Sa muel Häusler in Hirschberg", als deren frühere In haberin die genannte Mathilde verw. Häusler das ge dachte Holzcement fabrizirt hat, neuerdings in den Besitz der Johanne verw Seydel, geb. Hennig, dort- selbst übergegangen ist, so hat auf geschehene» An suchen der Letzteren das Ministerium des Innern be schlossen, die obengedachte, der Mathilde verw. Häusler für ihr Fabrikat zugebilligt gewesene Anerkennung und Zulassung nunmehr unter den bisherigen Bedingungen und Beschränkungen auf die genannte Johanne verw. Seydel, geb. Hennig, in Hirschberg für da» von ihr in der früheren Weise zu fertigende Fabrikat zu über tragen. E» wird die» in Gemäßheit von tz 3 der Ver ordnung vom 29. September 1859 (Gesetz- und Ver ordnung»-Blatt S. 321 flg.) hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Dresden, am 19. Februar 1887. Ministerium deS Innern v. Rostitz-Lallwitz. Münckner. Nichtamtlicher Teil. Pategvaphifche WacHrncHten. Wien, 23 Februar, abends. (W. T. B.) Der „Polit. Korresp." wird aus Sophia gemeldet, nachdem die Pforte die Lerhandlnngen mit Zan- lass abgebrochen, weil derselbe wiederholt Lor- schlüge von Reue« in Krage bringe, die bereits vorher erledigt seien und weil derartige Besprech ungen keine Aussicht hätte«, zu einer evdgiltigen Lösung zu führen, werde dieselbe diese Verhand lungen mit den bulgarischen Delegierten und den Botschaftern forsetzen und nach Sophia einen Kommissar entsenden, jedoch nicht Gadban Pascha. Rom, 23. Februar. (Agenzia Stefani). Depretis hat die Bildung eines neuen Kabinets aufgegeben Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Aschermittwoch, den 23. Februar. Da» große Konzert derKönigl. Kapelle unter Direktion des Hrn. Kapellmeisters Schuch begann mit einer vollendet schönen Ausführung von R. WagnerS Vorspiel zu , Parstfal", in welcher die wunderbar reizvollen orchestralen Färbungen und Tongestaltungen diese» Stückes zur fesselnsten, poetisch stimmenden Wirkung kamen. ES folgte in nicht min der ausgezeichneter, herrlich gelingender Aufführung Verdi» „Requiem". Ganz vorzüglich war die Lelstung de» Orchester», de» Theaterchor», und die Solisten Frau Schuch, Hr. Erl, — schon bei den früheren Vorführungen diese» Werke» betheiligt — Frl. v. Lhavanne und Hr. Lurgenstein hatten sich ihren Ausgaben mit voller Hingebung gewidmet und lüsten sie nach Maßgabe ihrer Mittel in trefflichster Weise, mit künstlerisch sorgsamster Durchführung im Bortrage. Da» geniale Werk ist un» durch mehrfache Aufführun- ger vor zehn Jahren vertraut und lieb geworden. Der Henny desselben mischt sich nicht mehr mit der kritischen Betrachtung seiner sehr wenigen Schwachen, wird auch nicht mehr mü neuer Erwägung deS Bor wurfs einer zu dramatisch erregten Ausdrucksweise be irrt, die übrigens in manchen Eutzen durch die Tempo- nahme gemaßiat werden kann. Eine dramatisch« Kon zeption de» „Requiems" — hat sie auch einige Male die Grenzlinie des theatralischen Charakters gestreift — war für Verdis Genie die einzig möaliche; sie ist groß, edel und poetisch in ihrem musikalischen Ausdruck unser Gemüt erschütternd, unsre Phantasie erregend, und den ihm dazu erteilten Auftrag heute in die Hände de» König- zurückgelegt. Über die heute in Norditalien vorgekommenen bedeutenden Erderschütterungen liegen außer auS Turin und Genua, wo viele Häuser Riffe bekamen, noch aus mehreren anderen Ortschaften Meld ungen vor: In Cuneo stürzten einige Schornsteine, sowie meh rere Gewölbe, ein. Die Bevölkerung flüchtete aus den Häusern. In mehreren anderen Orten sind durch ein gestürzte Häuser zahlreiche Personen verunglückt. In Savona wurden bis jetzt 8 Tote und 15 Verwundete, 4 Schwel verwundete, aufgefunden ; in Noli sind 15 Personen ums Leben gekommen. In Albisola sind 2 Personen verwundet: in Oneglia sind 6 Tote, darunter 1 Soldat, und 28 Verwundete, darunter lO Soldaten und 3 Gendarmen, ausgefunden; in Porto Maurizio wurde 1 Person gelötet und 8 verwundet; in Diano Marina ist der dritte Teil der Häuser eingestürzt und sind sehr viele Personen umS Leben gekommen und verwundet worden. Außerdem wurden in Mondovi Erderschütterungen wahrgenommen, bei denen jedoch kein Unglücksfall vorgekommen ist. Amsterdam, 23. Februar. ,W T. B.) Rach dem seit dem IS. d. M.. dem Geburtstage deS König-, mehrfach kleine Reibereien zwischen der hiesigen Arbriterbevölkeruag und den Sozialdemo kraten stattqefunden hatten, kam es in der ver flossenen Nacht zu einer erheblichen Ruhestörung. Die antisozialistischen Arbeiter zogen unter dem Rufe „ES lebe der König" nach einem Hause, in welchem sich zahlreiche Sozialdemokraten aufhielten ES kam hier zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen den Anhängern beider Parteien, brr von der Polizei nur mit großer Mühe unterdrückt wurde; mehrere Verhaftungen sind vorgenommen, dir Zahl der bei dem Zusammenstoß Verwundeten steht noch nicht fest, bisher find 23 Personen, darunter 5 schwer Verwundete, in daS Hospital gebracht worden. St. Petersburg, 24. Februar. (Tel.d Dresdn. Journ.) Der , Herold" sagt bezüglich der jüngste« St. Petersburger Meldungen der „Polit. Korr." und deS Brüsseler „Nord", betreffend die etwaige Stellungnahme Rußlands zu einem deuttchfranzö- sischen Kampfe, diese Meldungen rührten auS einer gemeinsamen Quelle her und beruhten a«f Irr- tum. Zwischen dem offiziellen Deutschland vvd dem offiziellen Rußland beständen die denkbar herzlichsten Beziehungen. Dresden, 24. Februar. Die Reichstagswahlen. Wenn wir gestern die Hoffnung auSsprachen, daß im neuen Reichstage eine aus Nationalliberalen und Konservativen gebildete Mehrheit hergestellt wer den würde, so liegt heute schon die Gewißheit vor, daß die gedachte erfreuliche Thatsache eintreten wird. Nach den bi» jetzt vorliegenden Nachrichten ist da» Resultat au» 360 Wahlkreisen von 397 überhaupt vorhandenen bekannt. In 57 Kreisen hat sich die Notwendigkeit einer Stichwahl ergeben; von den 303 definitiv gewählten Abgeordneten gehören 183 (näm lich 82 Nationalliberale, 72 Deutschkonservative und 29 Freikonservative) den „Septennatrparteien" — wie man die drei nurgenannten Parteien passend bezeich nen kann — und nur 120 (nämlich 70 Ultramontane, 15 Protestler, 13 Deutschfreisinnige, 14 Polen, 6 Sozialdemokraten und 2 Welfen) der gewohnheits mäßigen Opposition an. AuS 11 Wahlkreisen wo selbst das Resultat noch nicht definitiv feststeht, ist unsre Empfindung innig und tief ergreifend. Verdi- Requiem ist ein GesangSwerk, da- aus vollem warmen Herzen strömt, ein Werk wahrer Inspiration der Er findung, in welchem Wollen und künstlerisch schöpfe rische- Können sich aufs Engste einigen; seine sinnlich schöne Tongestallung, erfüllt von süßem Reiz und zwingender Gewalt der Tonwirkung, bewegt sofort unser Gefühl; denn Verdi spricht zu un- vor Allem durch den Gesang, der au- der Seele zur Seele dringt. Mit höchstem Feinsinn erweist er sich in der aus drucksvollen Führung und den originellen Kombinattonen der Gesangsstimmen, in den mannigfachen Verschling ungen des CborS mit den Soli, in der entzückend farbenreichen, geistvoll charakteristischen Sprache des Orchesters — das dabei trotz aller mächtigen Effekte nur Dienerin und Stütze de» Gesänge» bleibt — al» erfindungsreicher und bewundernswerter Meister Der Eindruck des Werk» bleibt ein unmittelbar erfassender, tief bewegender, durch poetischen, phantastevollen Ge halt, durch hohen dramatisch erregten Affekt, durch die GesühlSwahrheit und melodische Schönheit seine- Aus drucks. Dem Konzert hatte sich in erfreulicher Weis« die allgemeinste Teilnahme de» Publikum» zugewendet. Warmer, wohlverdienter Beifall wurde den dargebotenen genußreiche«, musterhaften Leistungen gespendet. C Banck. Di« Stiefmutter. «as de» vtiUeluller d« Fr«i« G»,e» (F-ttsetz«*) Ein dunkler Blick traf ihn au» ihren Augen. »Und Ihr meint, Hildegard Weise würde heute eines nach den vorliegenden bisherigen Teilnachrichten jeder Zweifel an der Wiederwahl der bisherigen nationalliberalen beziehentlich konservativen Ab geordneten ausgeschlossen; daher werden die Septen- natSparttien bereit- ohne die Stichwahlen einen Be stand von 194 Sitzen aufzuweffen haben Da die absolute Majorität im Reichstage sich auf 199 Stim men beläuft, so bedürfen die Regierungsparteien nur noch eine- Zuwächse- von 5 Stimmen, welche sie auS den Stichwahlen, woran sie 54 mal beteiligt sind, selbstverständlich erlangen werden. Zu der gestern von un» aufgestellten „Verlustliste" der Opposition ist hin- zuzusügen, daß da- Zentrum noch 2 weitere Kreise, MörS-Ree» und Schweinfurt, im ganzen also nun mehr 6, verloren hat. Auch die getreuen Anhänger de» Zentrums, die Welsen, haben einen neuen Sitz, Harburg, verloren; ihr Defizit steigert sich somit auf 7 Sitze. Zu den gestern genannten 23 Verlusten der Deutschfreisinnigen kommen noch hinzu Torgau und Malchin-Waren. Definitiv verloren für die deutsch freisinnige Pattei — von den SeptennatSparteien und den Sozialdemokraten in der Stichwahl umstritten - sind auch dieWahlkreiseKönig-berg,LübeckundPinneberg. Also auf 28 definitive Verluste schaut der Freisinn nach be endeter Schlacht. 2 Gewinne hat die Partei aller dings erzielt: in Braunschweig wurde Retemeyer und in Köslin Hildebrand gewählt, beide aber sind An hänger des Septennats; der erstere wurde über dies von den Nationalliberalen und Konservativen unterstützt. Die Wahl Hildebrand- in Köslin bedeutet beiläufig den einzigen Verlust eines von den Sep- tennatspatteien bisher iuneqehabten Wahlkreises, da sich, wie an anderer Stelle ersichtlich, die gestrige unter Vorbehalt gegebene Meldung von der Verdrängung de- konservativen Or. Krapotscheck nicht bestätigt hat. Ten günstigsten Ausfall der Stichwahlen vorausgesetzt, wird eS die freisinnige Partei im neuen Reichstage doch keinesfalls auf mehr al- 25 bi- 30 Mitglieder bringen, also mit dem Verlust der größeren Hälfte ihrer bisherigen Sitze zu rechnen haben. Bekanntlich äußerte gelegentlich einmal ein freisinniger Abgeord neter, eS werde die Zeit kommen, in welcher die ganze konservative Pattei in einer einzigen Droschke nach dem Reichstag werde fahren können. Nun, wenn auch nicht in einer Droschke, so würden doch in einem mittel großen Omnibus die gewählten deutschfreisinnigen Ver treter, die beiden Septennatsanhänger mit eingeschlossen, sich l«tzr bequem einrichten können. Bei der intimsten Freundin de- DeutschfreisinnS, der „ Volktpartei", er ledigt sich die Frage, ob Droschke oder Omnibus, in noch viel einfacherer Weise: Es ist überhaupt nie mand zum Einsteigen mehr da über den Umfang ihrer Niederlage täuschen sich die meisten freisinnigen Blätter heute durchaus nicht mehr; die größere Zahl geht auch noch weiter und gesteht ein, daß zur Erklärung der vernichtenden Niederlage nicht die Berufung auf „offiziöse Wahl- beeinflnffung" und „unbegründete Furcht vor den Schrecknissen de» Kriege»' genügt, sondern daß die Gründe für die massenhaft erfolgte Abwendung der Wähler vom Freisinn möglicherweise doch auch im Verhalten de» letzteren selbst, in der Art seiner Kampfe» - weise erblickt werden könne. Einer aber ist weiter denn je von irgendwelcher Selbsterkenntnis entfernt: Hr. Richter selbst. Folgende- lesen wir in seiner „Frei sinn Ztg ": „Die neue Mehrheit des Reichstags wird schwerlich da» natürliche Ende der Wahlperiode er leben. Der Krone selbst dürfte sich schon vorher immer lebendiger die Überzeugung aufdringen, daß eine derart durch Täuschungen und Wahlbeeinflussungen, wie sie gröber und ärger in Deutschland niemals vorge kommen sind, zusammengebrachte Mehrheit nicht im Stande ist, dem Reiche und seiner Gesetzgebung dasjenige Maß von Autorität zu verleihen, welches in der Jetztzeit Ehefrau werden, auS dessen Munde sie gestern gehört, daß er eine andere liebt? Nein, Konrad Overstolz, so demütig ist mein Sinn nicht, daß ich mit den Bro samen vorlieb nähme, die von dem Tische meiner Stiefmutter fallen. Zwischen mir und euch ist das Tafeltuch entzwei geschnitten, und nie, niemals werde ich mit euch den Ehering wechseln. Aber ich will nicht Schande bringen über die, welche meines Vaters Namen trägt und ich will auch nicht, daß die neu hergestellte Eintracht zwischen den Overstolzen und den Weisen wieder zerstört wird durch den Bruch unseres VerlöbnisseS, denn ich weiß, wie nötig e» in dieser schweren Zeit für da- Heil der Stadt ist, daß Frieden und Einigkeit herrscht^ unter den Geschlechtern. Des halb sollt Ihr jetzt Hand in Hand mit mir vor unsere beiden Väter treten und ihnen sagen', wir hätten un» noch in der letzten Stunde darüber verständigt, daß wir nicht Mann und Weib werden könnten, weil die Abneigung, die wir von Anfang an gegenseitig em pfunden, die wir aber au» kindlichem Gehorsam »u überwiuden gestrebt, allmählich so stark gewor den sei, daß un» graute vor dem Gedanken, un» lebenslang aneinander zu ketten. Es wird einen hatten Kampf kosten, bis wir unseren Willen durch setzen, da» weiß ich wohl, und ich verlange von Euch, al» Sühne Eurer Schuld, daß Jyr in diesem Kampfe fest und unentwegt zu mir steht; denn nur, wenn Ihr Euch eben so entschieden, wie ich unserer Verbindung widersetzt, wird es möglich sein, unser Verlöbnis in Frieden zu lösen. Und nun genug der Worte, kommt jetzt mit mir!" Damit wandte sie sich zur Thüre, aber er legte die Hand aus ihren Arm und zwang sie, stehen zu bleiben. „Neis, Hilde, da» darf, das mehr al» je nach innen und nach außen erforderlich ist." Zu diesem wunderbarem Erguß bemerkt die demo kratische „Franks. Ztg.": „Das ist denn doch eine sehr bedenkliche Art des Trostes über eine Niederlage. Nach Außen — das war ja die Wahlparole der Re gierung und ihrer Anhänger — sollte das Reich durch ein großartiges Votum der Bürger für das Sep tennat in seiner Autorität und Machtstellung gestärkt werden, und was das Innere betrifft — wie schlecht kennt doch Derjenige den Fürsten v. Bismarck, der ihm nicht zutraut, er werde den errungenen Erfolg bc» zu dem letzten gesetzlichen Termine ausnutzen! „Habe ich den Gegner einmal in meiner Gewalt, so muß ich ihn unschädlich zu machen suchen", das war schon 1849 die Maxime des Deichhauptmanns v. Bis marck-Schönhausen und diese wird auch der Fürst Reichskanzler nicht verleugnen. Er ist nicht der Mann, dem man den Vorwurf machen kann: vince,« »ew, vi<toria ott nescis — du verstehst dich auf das Siegen, aber nicht auf des Sieges Ausbeutung." Zu denjenigen, welche sich über den Umfang und die Gründe der erlittenen Niederlage täuschen, gehört die „Berliner Volkszeitung, daS Organ sür Jeder mann aus dem Volke", nicht. Sie sagt offen: „Die Volkspartei ist parlamentarisch ganz verschwunden und von den deutschfrecsinnigen Kandidaten ist noch nicht ein ganzes Dutzend aus dem erstem Wahlgange hervorgegangen, em Ergebnis, das angesichts des Be- stände« von 64 Mitgliedern, den die Partei in dem aufgelösten Reichstage besaß, ihrer völligen Zertrüm merung gleich zu erachten ist, selbst wenn sie, waS allerdings in hohem Grade wahrscheinlich ist, m den Stichwahlen wieder als ein dürftiger Notbau einer parlamentarischen Partei aufgezimmett werden mag", und sie sucht auch den Schuldigen nicht nur im fremden, sondern auch im eigenen Lager. In an derer Weise aber beanspruchen die Auslassungen ein besonderes Interesse. Indem es sich über die bevor stehenden Stichwahlen äußert, sagt das Blatt folgen des: „Es fragt sich nun in erster Reihe, ob die Trüm mer der freisinnigen Partei die Einsicht und den Mut haben werden, mit der sozialdemokratischen Par tei ein ehrliches Bündniß zu gegenseitigem Schutz und Trutz zu schließen und dadurch praktisch zu bekennen, daß die bürgerlichen und arbeitenden Klassen, waS immer sie sonst trennen mag, gemeinsame Interessen haben gegen ihre gemeinsamen Unterdrücker. In allen Stichwahlen sollten sie sich gegenseitige Unter stützung leisten und damit die schlichte Wahrheit be kennen, daß es sich für beide in diesem Wahlkampfe um eine und dieselbe Sache handelt, um die Abwehr der verhängnisvollsten Reaktion, welche jemals die deutsche Natron bedroht hat. — Den Anlaß zu dieser Bemerkung giebt dem Blatte die beklagenswerte That sache, daß „ein fortschrittliches Blatt in Königsberg unglaublicherweise befürwortet, in der Stichwahl für das Kartell gegen die Sozialdemokratie einzutreten, und ein fortschrittliches Blatt in Nürnberg eS für . angezeiat hält, den dort gewählten sozialdemokratischen Abgeordneten mit Angriffen zu überhäufen." Fragen wie die, ob der „Thurm des Zentrums" in Anbetracht des VettusteS von 6 Mandaten und der stellenweise außerordentlich großen Majoritäten, welche die den ZentrumSlcuten entgegengestellten Kandidaten erzielt haben, noch als ebenso unüberwindlich wie früher hingestellt werden kann, ferner die Frage ob in der That das Anwachsen der Sozialdemokratie solche Di mensionen angenommen hat, wie es freisinnige Blätter als „Warnung für die Reaktion" hinslellen, lassen wir so lange nicht vollständiges statistisches Material vorliegt uneröttert. Daß die Sozialdemokratie die bisherige Anzahl ihrer Mandate nicht erreichen wir und in einer Anzahl von Bezirken nicht zu-, sondern abgenommen kann nicht sein. Bedenkt, es ist heute unser Hochzeits tag, die Gäste sind versammelt, drüben in der Kirche wartet der Priester schon auf uns, nimmermehr wer den unsere Väter darein willigen, daß wir unser Ver löbnis lösen. Versucht es mit mir", fuhr er bittend fort, „es soll Euch bei Gott nicht gereuen! Vergeßt, waS Ihr gestern gesehen und gehört, ich war meiner Sinne nicht mächtig. Ich nannte Maria einst meine Braut, ich — habe sie so sehr geliebt, deshalb erlag ich der Versuchung, als sie mich zum nächtlichen Stell dichein beschied, um, wie sie mir sagen ließ, sich vor mir zu rechtfertigen, und kam." .... „Ja, Ihr kamt", fiel Hildegard bitter ein, „um in verschwiegener Nacht mit meines Vater- Weib zu kosen, und mit meinen eigenen Ohren mußte ich hören, wie heiß Ihr die Falsche immer noch liebt." Konrad, der bi» dahin sein Haupt vor ihr wie schuldbewußt gesenkt gehalten, richtete sich jetzt zu semer vollen Höhe auf und sagte stolz: „Ich that Unrecht, gewiß, und fern sei e» von mir, da» leugnen oder beschönigen zu wollen, aber ich denke, daß ich i« dieser Nacht nicht» gethan und gesagt habe, da» mich Eurer Achtung unwert gemacht, und daß ich Euch frei in» Auge sehen kann." „Meine Achtung", sagte Hildegard, „soll Euch bleiben, dafern Ihr gelobt, nie mehr den Pfad von meines Vater» Weib kreuzen zu wollen. Aber zwischen mir und Euch ist alles auS, ich spränge lieber in den Rhein, wo er am tiefsten ist, al» daß ich mit Euch vor den Altar treten würde. Und nun zögert nicht länger, begleitet mich zu Eurem und meinem Vater, beiden unsern Entschluß mitzu- teilen, aber vergeßt nicht, daß Ihr den Preis meine»
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