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Dresdner Journal : 10.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-10
- Monat1887-03
- Jahr1887
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- Dresdner Journal : 10.03.1887
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^57 Donnerstag, den 10. März, abends. 1887. /Lbrliob: .... 18 U»rk ^sLbrlicb: 4 A»rtc KO l^s Lmrslll« ^u«u»«rv: 10 kk. 4»»»-rd»Id<j«» ä«ot»cbe» lieiob«» tritt ko,t- uoä LtollapsIruiettiLA tÜLru. Totv»4lxunx»8vb«bre», ?Or ä«Q k-tum «io«r sss-pLttsoso 2«il« Usivsr Lcdrikt 20 ?k. Ont^r ..Linsk»n»o6t" äi» 2«Us bO kk. bei u. 2i8«rv»»t« sotipr. Lr»eb»t»»» r TA^Iieii^üut ^unubtuQ« äor 80»»- »»ct keisrt»^» »d«o6». Dres-mrImmal. K»»»tim» 70» L»LV»cklxu»x»» «miv-rtir I^tpitss: F>. Lrancirtrtt«', Lomw»«io»-r äs» Oresällsr 1ourv»I»; Lulldor^ -8,rll» -Visa - l.«tp»t^-8»„I-N>-»«I»i»-Knu»KNu< ». U : //acu-n-cern «t L«rU»-Vt«»-L»wdiir^- kr»^ - 1,«tp,jG - rr»»kti>rt ». H. - »ÜLek«»: /tuei. 2ko«e,' k»ri» l-oveloo - L,rttn - kriuikttul * X Stuttzrrt: Daub« «t 6'0 / >«rU»: /nvatt4«nckant, Srsm«: L Lclüott«,- 8r«,I»u: LtanAkn'r Lurrau <Lmit /^aöatfi), SvrUt»: l?. L/utter « ^'at/t/ü/Aer/ 8»iuiov«r: O. LUI« ». ».: /. LarcL <- Oo. Ser»u,xodvrr Rövisl. klrpeäitioo 6si I>rv«6»er /onr»»IZ, Vrviäso, 2vi»8«r,tr»»»s Xo. 20. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Vanck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. Uichtamtlicher Teil. Telegraphische WachrichLen. Wien, 10. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Annahme deö Septennats durch den deutschen Reichs tag besprechend, sagt daS ,,Kremdendlatt": Der Friede habe damit wesentliche Stärkung erfahren. Auch die „Neue freie "presse" sieht in der Abstim mung ein Glück für die Welt, weil die herrschende Beunruhigung nunmehr aufhören dürfte. DaS .,Extrablatt" sagt, dem Frieden sei eine Frist ge- gegeben, in der er sich wieder zu vollem Leben er holen könne. Das „Kremdenblatt" bezeichnet die Meldung deS „Journals deS DöbatS", daß 10 öster reichische Offiziere, die von der bulgarischen Regie rung zur Instruktion der Truppen berufen worden seien, in Sophia eingetroffen wären, als Erfindung. Rom, S. Mürz. (W. T. B.) Wie aus Mas- sauah gemeldet wird, ist Salimbeni am 1. März nach ASmara abgereist. Die Lage ist unverändert. Eine Operation gegen Massauah scheint ausge schlossen. — Die Fürstin Wittgenstein, Vollstreckerin des Lisztschen Testaments, ist gestorben. Bukarest, 9. März. (W.T.B.) Die Abreise des König» und der Königin nach Berlin ist auf den 18. d. festgesetzt worden. Dresden, 10. März. Die Gedenkrede Papst Leos XIII. auf den Kardinalstaatssekretär Jacobini. Die Gedenkrede Leos XIU. auf den Kardinal Jacobini gehört zu den beachtenswertesten Kund gebungen, welche seit Langem vernommen wurden. Die „Neue freie Presse" widmet ihr eine eingehende Betrachtung. „Leo XIII. räumt ein", sagt das Blatt, „daß sich die allgemeine Lage des Papsttums gebessert habe. Er sagt, er sei im Beginn seines Pontifikates über die Schwierigkeiten erschrocken, mit denen der Vatikan zu kämpfen hatte Nun fühle er sich gestärkt, weil sich die unerschöpfliche Lebenskraft des Papsttums zeige. Das Heil der Welt beruhe einzig und allein auf dessen wohlthätiger Sendung." „Das sind stolze Worte, allem man muß zugeben, daß der Papst einiges Recht hat so zu sprechen. Seine Macht und sein Ansehen sind in den letzten Jahren merkwürdig gestiegen, und Leo XIII. darf für sich den Ruhm in Anspruch nehmen, durch seine Klugheit dies unerwartete Wiederaufleben des päpstlichen Einflusses bewirkt zu haben. Seit lange hat kein Staatsmann mehr die dreifache Krone getragen, und obwohl ihr heute der Reif der weltlichen Herrschaft fehlt, strahlt sie auf dem Haupte Peccis mit ungewohntem Glanze. Späteren Geschlechtern wird es ohne Zweifel wunder lich erscheinen, daß im letzten Viertel des 19. Jahr hunderts eine solche Vermehrung des päpstlichen An sehens stattfinden konnte, und sie werden diese That- sache kaum mit der Behauptung im Einklang zu bringen vermögen, unsere Zeit sei dem Fortschritte der Menscheit besonders förderlich gewesen. Aber es ist die reine Wahrheit, daß seit mehr als einem Jahr hundert das Papsttum nicht so viel Einwirkung auf dic politischen Verhältnisse übte, wie in der Gegenwart, daß heute mittelalterliche Überlieferungen aufzuleben scheinen, die man für immer zerstört wähnte" „Was haben wir in den letzten Jahren nicht Alles erlebt! Als der Streit über die Karolineninseln fast einen Krieg zwischen Deutschland und Spanien herbei- zusühren drohte, trug das mächtige Deutsche Reich dem Papst das Schiedsrichteramt an und unterwarf sich willig seinem Sprucbe, obwohl dieser zu Gunsten Spaniens ausfiel. Die englische Regierung hat wieder- Fkuilkton. Mittwoch, den 9. März, gab im Saale des ,Hotel de Saxe" Frl. Hermine Spieß einen Lieder abend, der einen wahrhaften und entzückenden Genuß durch ihre meisterhaften Liedervorträge bot. Schon bei ihrem ersten Auftreten hier wurde Frl. Spieß als ein Talent ersten Ranges für den lyrischen Ge sang anerkannt. Sie singt mit poetischem Verständnis und innigstem Gefühl, mit Geist und Herz, von einer in seltenem Grade schönen, sympathisch erfassenden und wohlgebildeten Stimme unterstützt, die sie mit künst lerischem Geschmack für den Ausdruck zartester Em pfindung bis zu dramatisch gesteigertem Effekt zu ver wenden versteht, und in wohlthuend natürlicher, ein facher und edler Weise frei von jeder Manieriertheit und von äußerem Effekt. Und erfreulich war die Wahrnehmung, daß ihre an Kraft, reicher Fülle, Schmelz und warmem Kolorit io herrlichen Stimmmittel noch nicht die geringste Einbuße erlitten haben; Frl. Spieß hat vielmehr an Vollendung der KantilenenvortrageS, an sicherer Beherrschung und feinsinniger Benutzung der Kopfstimme, deS klorr» voce, des zartesten pi»oo und der verschiedenen Tonfärbung noch ungemein gewon nen. Die Konzertgeberin sang Lieder von Schubert, BrahmS, Naumann, Krantz, Beethoven rc. rc. und eS ist kaum möglich, einige derselben als vorzüglichere Leistungen zu bezeichnen. Doch seien als hervorragend vollendet, weil besonder- geeignet für die Individualität und Au-drucksweise der Sängerin erwähnt: Schuberts ,Heiß mich nicht reden", Brahm« „Bon ewiger Liebe", holt, wenn auch indirekt, den Papst ersucht, durch die katholische Geistlichkeit beruhigend auf die national gesinnten Irländer einzuwirken, und die eifrigsten An- bänger der Hochkirche haben dazu geschwiegen. Der Vorschlag, der Papst möge die bulgarische Krise schlichten, war zwar so unpraktisch als möglich, aber er ist gemacht worden, und dieser Ümstand beweist ein Vertrauen in die päpstliche Einsicht und Macht, daS beinahe rülrend anmutet und doch noch Überboten wird von der andern, ebenfalls kürzlich ausgetauchten Idee, den Papst um seine Vermittlung anzugehen, falls die Gefahr eines neuen Krieges zwischen Deutschland und Frankreich näherrücken sollte." Durch die Entäußerung der weltlichen Gewalt ist der Einfluß des Papstes al- derjenige eines inter nationalen Vermittlers entschieden gestiegen. Von diesem Standpunkte aus durste er auch in der Sep- tennatsfrage seinen Einfluß geltend machen. Er hat in dankbarer Anerkennung des Entgegenkommens, welche- ihm die preußische Regierung bei der gewünschten Revision der Maigesetze bewiesen, diesen Einfluß im Interesse der sozialen Ordnung, des Friedens und des konservativen Prinzips geltend gemacht. Ohne Zweifel ist das Ansehen des Papsttums erheblich gestiegen. Darum sagt auch das obenerwähnte Wiener Blatt: „Leo XIII. darf mit vollem Rechte von der un- erfchöpflichen Lebenskraft des Papsttums sprechen und mit begründetem Stolz den Aufschwung betonen, den die Herrlichkeit des Vatikans unter seiner gewandten Leitung gewonnen. Bis dahin wird seine Rede an die Kardinäle keinem Widerspruch begegnen, sondern der fromme Katholik wie der freie Denker werden, wenn auch begreiflicherweise mit verschiedenen Empfin dungen, die Richtigkeit seiner Aussprüche anerkennen." In der That hat sich die Geschicklichkeit und Klug heit, mit welcher Leo XIII. bisher das Pontifikat führte, in einem hohen Grade die allgemeine Anerken nung erworben. Die Wirkung der Briefe des Kar dinalstaatssekretärs Jacobini hat sich auch bei der diesmaligen Beratung der Militärvorlage bereit- zu erkennen gegeben, indem vr. Reichensperger mit 7 Zentrumsmitgliedern für das Septennat stimmten, die größere Mehrheit der Partei aber sich der Ab stimmung enthielt, um mit der päpstlichen Willens äußerung nicht in Zwiespalt zu kommen. Die von Leo XIII. „vorbereitete", vielleicht von seinem Nachfolger durchzuführende Verständigung mit Italien dürfte allerdings zu den schweren Ausgaben gehören, welche deS Papsttums warten. Leo XIII«. dürfte kaum, wie man vielleicht unterstellt, die Wieder erlangung der Herrschaft über die Stadt Rom im Sinne gehabt haben, denn gerade die weltliche Herr- fchast des Papsttums war desfen schwache Seite Nun mehr, nachdem es von diesem Bleigewichte befreit ist, wird es zum internationalen Schiedsrichter aufgerufen und niemand unterstellt ihm Absichten, welche auf Er langung politischer Macht abzielen. Lagesgeschichte. Dresden, 10. März. Am König!. Hofe fand gestern ein Hofkonzert statt, dem Se. Majestät der König, Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde, sowie Se. Hoheit der Prinz Albert von Sachsen-Altenburg anwohnten und zu welchem gegen 180 Einladungen ergangen waren. Die Ausführung des Konzertes erfolgte unter Mit wirkung der Herren: Kapellmeister Hoftat Schuch, Prof. Brodsky, Kammervirtuos Scholtz, Hofopernsänger Kammersänger Scheidemantel und der Sängerin Frl. Spieß. * Berlin, 9. März. Se. Majestät der Kaiser unternahm heute um 2 Uhr, wie auch schon am Tage zuvor, in Begleitung des Flügeladjutanten vom Dienst v. Bülow eine Spazierfahrt und hatte nach der Rück- Mendelssohns „Die Liebende schreibt", Beethovens „In gnesta tomba" und die unvergleichlich fein cha rakterisierende Wiedergabe des „Litthauischen Liedes" von Chopin. Der Beifall deS Publikums war enthusiastisch. Der Violinspieler Charles Gregoro- witsch unterstützte das Konzert. Sein Talent ist be reits musikalisch anerkennenswert entwickelt, besonders in einer empfindungsvollen Behandlung seines kleinen und reinen Tons für die Kantilene, was er nament- lich im hübsch gelingenden Vortrag der Legende von Wieniawski erwies, abgesehen von dem ungehörig an dauernden Pianissimo ihres letzten Abschnitte-. Der noch sehr junge Spieler muß sich jedenfalls um eine kräftigere Bogenführung und belebteren Ausdruck be mühen. Hr. Professor E. Krantz führte sämtliche Klavierbegleitungen höchst korrekt und diskret aus. C. Banck. Nur eine Strophe. Novelle von Erich Norden. (Fortsetzung.) Etelka hatte sich in eine Ecke zurückgezogen, die weniger besetzt war, und unwillkürlich blitzten ihre schwarzen Augen mitunter ungeduldig, wenn sie die Reisegesellschaft überblickte. „Warum reifen diese Leute?" fragte sie einmal fast heftig, „haben sie keine Augen für alle die Schönheiten, die mich fast erdrücken?" Immer wieder schaute vr. MieSner in Etelkas Augen, die durch ihren wechselvollen Ausdruck einen großen Reiz auf ihn au-übten. „Eine Welt voll Liebe," dachte der Doktor Dann wieder blitzte eS in ihnen und sie schienen zu glühen und zu sprühen. kehr von derselben eine Konferenz mit dem Staats sekretär Grafen Herbert Bismarck. Am Abend fin det bei den Kaiserl. Majestäten im runden Saal des Königl. PalaiS eine musikalische Soiree statt, zu welcher über 200 Einladungen ergangen sind. Die Herzogin Adelheid zu Schleswig-Holstein traf mit zwei Prinzessinnentöchtern gestern abend 6 Uhr 30 Min. auf ber anhaltischen Eifenbahn in Berlin ein. Die hohen Herrschaften reisten um 7 Uhr 20 Min. nach Potsdam weiter. Dort gedenken Die selben zum Besuch bei Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm einige Zeit zu verbleiben. Geh. Regierungsrat Duncker, der zweite Bürger meister von Berlin, feierte heute sein 50 jähriges Dienst jubiläum, wovon 40 Jahre auf den Dienst der Stadt Berlin entfallen. Zahlreiche Auszeichnungen 'wurden dem Jubilar zu Teil. Der Oberbürgermeister v. For- kenbeck überreichte ihm den von Sr. Majestät dem König verliehenen roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub. Der bisherige Konsul in Apia, vr. Stübel, ist zum Konsul des Deutschen Reichs in Kopenhagen ernannt worden. Ferdinand Graf v. Lesseps ist heute früh mit dem Kölner Kurierzuge aus Paris hier eingetroffen. Zu feinem Empfange war der französische Botschafter v. Herbette mit seinem jungen Sohne und dem ge samten Personal der hiesigen französischen Botschaft auf dem Bahnhof „Friedrichstraße" erschienen und fuhr nach herzlicher Begrüßung mit dem leicht dahin schreitenden 82 jährigen Lesseps nach dem französischen Botschaftshotel, wo letzterer während seines Hierseins wohnen wird. Im Zusammenhang mit der Entsendung russischer Mannschaften nach Berlin zum Geburtslage des Kaisers, als ihres Regimentchefs, steht die demnächstige Ab ordnung von Mannschaften des diesseitigen Kaiser Alexander-Garde-Grenadierregiments nach St. Petersburg bez. Gatschina, um sich ihrem Kaiserl. Chef in ihrer neuen Ausrüstung vorzustellen. Der Präsident des Herrenhauses, Herzog v Ratibor, hat den Mitgliedern des Herrenhauses folgende Mitteilung zugehen lassen: Den Mitgliedern deS Herrenhauses beehre ich mich die er gebenste Mitteilung zu machen, daß Plenarsitzungen am Freitag, den 18. März dieses Jahres und an den folgenden Tagen stattfinden werden Bei der Bedeutsamkeit der vorliegenden Gegenstände glaubt ich erwarten zu dürfen, daß die Herren in Betreff Ihrer anderweiten Geschäfte Vorsorge treffen werden, um bi» zur Erledigung sämtlicher dem Herrenhause zugegangenen Borlagen hier anwesend sein und, soweit sie Mitglieder von Kommissionen sind, an den Arbeiten dieser sich beteiligen zu können. Die Herren Vorsitzenden der Kommissionen aber ersuche ich dringend und ergebenst, die Vorberatung der diesen über wiesenen Angelegenheiten rechtzeitig beginnen und zum Abschluß bringen zu wollen. Das Gerücht, es würden gegenwärtig noch Ver handlungen mit der Regierung über die Koppschen Anträge gepflogen, gilt, wie die „Nat.-Lib. Korr." schreibt, in sonst unterrichteten Kreisen für mindestens höchst unwahrscheinlich. Die Haltung des Zentrums gegenüber der Militärvorlage dürfte eine etwaige Nei gung zu weiterer Nachgiebigkeit sehr abgeschwächt haben. Man nimmt an, daß im Herrenhause lediglich die Regierungsvorlage angenommen werde DaS Abgeordnetenhaus hielt heute seine 26. Plenarsitzung ab. Zunächst leisteten die Abgg. vr. Arendt, vr. Hermes, Friedrichs, Münch, Stötzel, I)r. Dürre, Kirsting und van Bleuten in der üblichen Weise den verfassungsmäßigen Eid. In dritter Be ratung wurden u. A. der Gesetzentwurf bett, die Ab grenzung und Organifation der Berufsgenossenschaften auf Grund des 8 110 des Reichsgesetzes über die Un fall- und Krankenversicherung der in land- und forst wirtschaftlichen Bettiebep beschäftigten Personen vom „Eine Welt voll Leidenschaft," dachte der Doktor wieder und er fühlte sich dergestalt an Etelkas Seite gefesselt, daß er auch nicht einmal den Versuch machte, mit irgend einem andern Reisenden eine Unterhaltung zu beginnen. An der Table d'hote saß vr. Miesner dem Pro fessor und Etelka gegenüber; er meinte, er habe noch nie in feinem Leben einen bessern Platz gehabt. Als sie wieder auf dem Verdecke waren, nahm auch der Doktor sein Amt wieder auf. Und er hatte jetzt viel »u thun, da von Coblenz bis Bingen Sage um Sage Vie Rheinufer umwebt. ,Lch möchte wohl wissen," bemerkte Etelka träume risch, „ob, wenn ein paar Jahrhunderte vergangen sind, auch unsere Zeit von dem Schleier der Sage umhüllt erscheinen wird." „Warum nicht, „gnädiges Fräulein?" entgegnete vr. Miesner. „Auch unser Jahrhundert bringt Ereignisse und hat Gestalten, die eine spätere Zeit mit dem Sigenkranz schmücken wird." „Und weiter, immer weiter eilte der „Kaiser Wil helm", vorüber, immer vorüber an den Bergen und Felsen und Ruinen Endlich zeigte sich die Lorelei, jener mächtig aufsteigende, kahle Felsen, der weit vor springt und den Rhein in rin engeres Bett zwingt, und den Sage und Poesie mit schimmerndem Gewand umwoben haben. „Hier brauche ich nicht- zu berichten, gnädiges Fräulein", sagte Doktor MieSner leise. „Nein, nein, hier weiß ich alles", entgegnete Etelka schnell. „O, daß ich sie sehen, daß ich sie hören könnte, diese bezaubernde Sirene I" Unten vom Schiffe herauf drang leiser Gesang: „Ich weiß nicht, wa- soll e» bedeuten " 5. Mai 1866 und der Gesetzentwurf bett, die Auf hebung mehrerer älterer Verordnungen über das Feuer löschwesen in der Provinz Schlesien erledigt. Schluß der Sitzung ^3 Uhr. Die Stimmenthaltung des Zentrums bei der gestrigen 2. Lesung der Militärvorlage hat der „Magd. Ztg." zufolge ungemein überrascht und wurde von den Zentrumsführern mit sichtlicher Verstimmung getragen. Man hat sie auf eine direkte päpstliche Weisung zu rückgeführt, wie weit mit Recht, wird sich vielleicht kaum erweisen lassen; jedenfalls steht die heutige Hal tung des Zentrums durchaus nicht im Einklänge mit der Sprache, welche seine Hauptpreßorgane vor der Auflösung des Reichstags und während der Wahlen geführt haben. Noch auffälliger wurde die Haltung der Polen bemerkt, welche zahlreich erschienen waren und nicht einmal den Mut hatten, sich offen der Stimme zu enthalten, sondern es vorzogen, vor der Abstimmung den Saal zu verlassen. Die Frage des Erlasses eines Gesetzes bett, die Ausrüstung der Kauffahrteischiffe mit Ret tungsbooten ist jetzt noch einmal der technischen Kommission für Seeschiffahrt zur Begutachtung vor- gelegt worden und allem Anscheine nach wird das Votum derselben zu Gunsten des Vorschlages der Re gierung ausfallen. Der zweite Gegenstand der Be ratung dieser Kommission ist die Frage, ob die Ka pitäne oder Schiffer auf Dampfschiffen einer Prüf ung im Maschinenwesen zu unterwerfen seien und in welchem Umfange. Sollte die Kommission, was sich zur Zeit noch nicht übersehen läßt, auch diesen Vorschlag befürworten, fo würde der Bundesrat das Erforderliche in der Form einer Ergänzung der Prüf ungsvorschriften zu veranlassen haben. Die „Nordd. Aüg. Ztg." schreibt: Verschiedene Zeitungen haben neuerdings die Nachricht gebracht, daß dem Reichstage demnächst ein Gesetzentwurf vor gelegt werden solle, welcher die Anpreisung und öffentliche Ankündigung von Geheimmitteln verbiete. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, sind die Reichsbehörden zwar schon seit längerer Zeit mit Erwägungen darüber beschäftigt, ob von Reichswegen dem Geheimmittelunwesen in wirksamerer Weise als bisher entgegenzutteten sei. Jedoch ist die Frage weder nach der formellen noch nach der materiellen Seite hin zum Abschluß gelangt, so daß jene Nach richten nur als unbegründet bezeichnet werden können. Wien. 9. März. Heute trat das öster reichische Abgeordnetenhaus wieder zusammen. Auf der Tagesordnung standen Fragen von untergeord netem Interesse, doch wurde die Regierungsvorlage, betreffend den Staatsvoranschlag für 1887 verteilt. Der Reichsrat hat noch zwei bedeutende Aufgaben zu erledigen: das Budget und den Ausgleich Es ist mehr als fraglich, ob das erstere vor den Osterferien wird erledigt werden können und infolge dessen kann auch nicht angegeben werden, wenn der Ausgleich in Angriff genommen werden wird. In Sachen des letzteren weilten Ministerpräsident Graf Taaffe und der Finanzminister vr. v. Dunajcwsky dieser Tage in Buda-Pest, um mit der ungarsschen Regierung den Vorgang bei Behandlung der Vorlagen festzusetzen. Es wird gemeldet, daß diesbezüglich eine Einigung erzielt worden sei. Die Versorgung der Militär witwen und Waisen, welche im diesseitigen wie im ungarischen Parlamente auf der Tagesordnung steht, wird ebenfalls zu einem lebhaften Meinungsaustausche der beiden Regierungen Anlaß geben. Finanzminister v. Dunajewski will nämlich die Kosten der Versorgung nicht dem Staate ausbürden, sondern dieselben durch den sogenannten Militärtaxfond, d. i. aus der durch Kriegsdienstuntaugliche geleisteten Steuer, bestreiten. Das ungarische Parlament huldigt jedoch liberaleren Anschauungen und wird deshalb eine Korrektur der Etelka schaute auf den starren Felsen und schaute in den grünen Rhein, und hörte auf den Gesang und fühlte sich selbst wie verzaubert, bis plötzlich die Schüsse, die das Echo wachrufen sollten, sie störten. Wie aus einem Traum erwacht, blickte sie sich um und schaute erstaunt auf Doktor Miesner, dessen Blick immer noch an dem Felsen hing, und der seine Umgebung vollständig vergessen zu haben schien. „Sie haben sie gesehen, Herr Doktor?" „Ja, ich habe sie gesehen, aber nicht heute, es ist schon länger her. Sie hatte Haar so golden, wie ich noch keines gesehen, und der Gedanke hat mich erfaßt, und erfaßt mich immer wieder, daß die Lorelei einen Einfluß auf mein Geschick üben muß — lachen Sie immerhin über den Träumer, gnädiges Fräulein. Ja, man soll den Sagengestalten nicht ins Auge schauen!" Etelka lachte nicht. Sie fröstelte plötzlich, ein banges Gefühl überkam sie, und sie wußte nicht wa rum. Sie wurde stiller, immer stiller. Auch Doktor Miesner schien verändert. Die Worte flossen nicht mehr von seinen Lippen wie vorher, und schließlich schwieg er ganz. Näher, immer näher kam man dem Endziel der Fahrt. Rotgolden ging die Sonne unter und sandte ihren letzten glühenden Gruß zu den Ufern des Rheins, zu seinen grünen Wellen, es war, als ob ihre Flam menstrahlen die Rheinnixen küssen wollten. Nach und nach legten sich Abendschatten über die ganze Gegend. Als der „Kaiser Wilhelm" in Bie brich anlegte, war eS ganz dunkel geworden, aber dort über Mainz stieg der Vollmond auf und umleuchtete
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