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Dresdner Journal : 05.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-04
- Tag1887-04-05
- Monat1887-04
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 05.04.1887
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M78 I» x»»«» L»1od« E bl»rtr ^jklirUet»: 4 bl»rb KO Pf. Lurrslu« Ituwrosru: 10 Pf. äm»«rb»>däs« cksvticbsv keicke« tritt kost- uvck 8to«upelsu»cbl»^ tü»ru. LnUNnälxunxsxedNkreu l kür <!»n k»uo» wirrer ^«»paltsasi» 2sils Uswsr Lcbrikt SO?f. Vnt-r ..l-üo^sEvät" äi« 2sit« KO kk. 8«i t»t>«tt«L- v. 2tkorv»»t, «otspr. Xrttsottt»^. Lrsodvlllen« Haltet» mit ^uivlEuoo äar 8ooo- ami ksiort»^» »bso6«. Dienstag, den 5. April, abends. «887. DresdnerImMck. Lvo»t»ine rou LolcktocklxiiL^»» »usnltrtii LsipslU: F>. L^a»ck«tLt«^, OomminwL^ 6« Oresäv« goumsls; k»mborss - Lsrtt» - Vis» - l^ipst^ Ys»«l-Ir»,l«v-Krs»kku^ ». » : Laosenst«» -t po§/«r, 8«rUL-Vt«»-L»mdiu-^- kr»U-l.»»i'»tU-kr»Lllki>rt s. N. USock«»: Luck. kko«e, ?»rl« l.o»<toL - S«rlut - ^r^ktLrt » N - StuttESrt: Dai«-« Oo.,' korUv: /noat»ck«nckanT, Lrsmso: D Lc/Uott«, kr„I»s: I. Lar rau <Lm>t Xa-at-L vdrllt»: tr ^ac-/o?A«r,' Ssooovsr: <7. Lc-üsst»»',- 8»u» ». S ; F. Larci. F t7o. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Otto Van^, Professor -er titteratur- und Rimstgeschichte. llersu^xedorr kvoist prpSÜitioo 6«» Ore^ckver 7ourv»l», vroscko», 2v>o^orstr»»»s Ho. »0. Nichtamtlicher Leit. Ketegraphische Wachrichten. Paris, 4. April. (W. T. B.) Abgeordneten kammer. Der Antrag auf Ermächtigung zur ge richtlichen Verfolgung Douvilles und SanS-Leron« wegen der zwischen beiden jüngst vorgekommenen Streitigkeiten wurde abgelehnt. Die Handels konvention zwischen Transvaal und Korea wurde genehmigt. Die Kammer beschloß hierauf die neue Ludgetkommisfion mittelst des ListenskrutiniumS m wählen; rS wurden indessen bei dem heutigen Skrutinium nur 7 von den 33 Mitgliedern der Kommission gewählt, darunter Sadi Carnot, Ribot und Pelletan. Morgen soll die weitere Wahl stattfinden. — Dir Gruppen der Linken haben der Rechten in der Budgetkommission 4 Sitze zuge- dilligt, die Rechte verlangte indessen 9 Sitze; da kein Einvernehmen zu erzielen ist, so wird die Rechte in der Budgetkommission nicht vertreten sein. Rom, 4. April, abends. (W. T. B.) Die amtliche Zeitung meldet: Der König nahm die Demission der Minister Robilant, Ricotti, Tajani und Genala an und ernannte DepretiS unter Ent- Hebung von dem Posten als Minister drS Innern zum Minister deS Auswärtigen. CriSpi wurde zum Minister deS Innern ernannt, Bertolt Biale zum Kriegsminister, Zanardelli zum Zustizminister und Saracco zum Minister der öffentlichen Ar beiten, die übrigen Minister behalten ihre Porte feuilles. Die neuen Minister legten abends ^7 Uhr den Eid in die Hände des Königs ab. Zn einer heute nachmittag stattgehabten Sitzung des MinistrrratS wurde beschlossen, die Kammer am 18. d. M. wieder zu eröffnen; sodann wurde über die Reihenfolge der parlamentarischen Arbeiten verhandelt. Cocco Ortu ist zum UnterstaatSsekre- tär im Justizministerium ernannt worden, die übrigen UnterflaatSsekretäre sollen noch vor dem Zusammentritt der Kammer ernannt werden. London, 4. April. (W. T. B.) Unterhaus. Der Sprecher Peel hat wegen Unwohlseins auf einige Lage Urlaub nachgesucht; während dieser Zeit wird Courtney den Lorfitz führen. Dresden, 5. April. Zur Lage im Orient. Die Stellung der politischen Machtfaktoren im Orient hat neuerdings wieder eine merkwürdige Wand- lung erfahren. Der Einfluß Rußlands an der hohen Pforte scheint erheblich abgenommen zu haben, der von dem klugen Großwesir Kiamil Pascha beratene Sultan, hat sich von dem russischen Drucke freigemacht und die Pforte verfolgt eine wohlbedachte Schaukel politik zwischen der russischen und der ihr das Gleich gewicht haltenden, durch den Botschafter Sir William White vertretenen britischen Macht. Eine besondere Bedeutung haben diese Verhält nisse für Bulgarien. Eine große Schwierigkeit hat die Regentschaft hinsichtlich der Fürstenwahl zu über winden. vr. Stoiloff, der Justizminister, welcher sich gegenwärtig in Wien befindet, hat vorgestern eine Audienz bei dem österreichischen Minister des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, gehabt, bei welcher er bezüglich dieser Frage von der Ansicht der österreichischen Regierung Kenntnis zu nehmen hoffte. „Jedenfalls", schreibt der „Hamburgische Korrespondent", „hat vr. Stoiloff und durch ihn die Regentschaft durch die Wiener Rat Feuilleton. Die Großmutter. Lebensbild von E. Greiner. (Fortsetzung.) .Jawohl, Rosalie, der arme Wilhelm", bestätiate jener, dicht vor die Fassungslose hintretend, „dem Du einst da» unsäglichste Herzeleid zugefügt hast, und der nun doch so thöricht ist, sich über die« unverhoffte Wiedersehen zu freuen, wie ein Knabe über seine Weihnachtsgeschenke. O was hast Du mir seiner Zeit angethan!" fuhr er erregt und doch im Tone schmerz licher Erinnerung fort, „wie hoffnungsselig war ich von Dir geschieden, wie felsenfest hatte ich auf Deine Treue gebaut — und da mit einemmale die Schreckens nachricht, daß Du Dich mit einem andern versprochen! Habe es bald darauf in der alten Heimat nicht mehr auSgehalten und geglaubt, über da- Meer würde mir der Schmerz nicht folgen können. Doch meine Rechnung war eine falsche. Mit einer tiefen, frisch blutenden Wunde im Herzen war der Jüngling vor langen Jahren gegangen, und mit einer schmer zenden Narbe ist er als Greis im vorigen Herbst zurückgekehrt. Daß ich er Dir gestehe", setzte er freimütig hinzu, „ich batte die, welche mich um mein ganze« Lebensglück betrogen, nie Wiedersehen wollen, und nun sie mir das Schicksal so un erwartet in den Weg führt, meine ich doch, ich könne dem Himmel nicht genug danken. Doch nun sprich: wie kommst auch Du nach Berlin? Du sagtest Vor schläge einen guten Rückha t, wenn sie vor die So- branje treten und über ihre Bemühungen, zu geord neten Verhältnissen zu gelangen, Bericht abstatten wird. Die Regentschaft wird ihren ungeduldigen Landsleuten, die ohne Zweifel gewünscht hätten, daß vr. Stoiloff seine Reise nach Darmstadt sortsetzte, den Rat des Wiener Kabinetts entgegenhalten, von einer Wiederwahl des Fürsten Alexander wenigstens sür jetzt noch abzuiehen und das Provisorium fortbestehen zu lassen. Wir möchten glauben, daß ihr dies gelingen wird. Nichtsdestoweniger möchten wir glauben, daß, wenn Fürst Alexander entschlossen wäre, eine Wieder wahl anzunehmeu, und diese in voller Einstimmigkeit erfolgen sollte, die Mächte auch mit dieser Thatjache rechnen und dieselbe schließlich in gegebener Zeit eine nach der anderen anerkennen würden." Hierin dürste das hansentiiche Blatt irren. Fürst Alexander hat ein für allemal erklärt, nie mehr nach Bulgarien zurückkehren zu wollen. (S. unter Tages geschichte.) Wem außerdem die urkundlichen Berichte bekannt sind, welche der Hofprediger des Fürsten Ale xander, Koch, über die während der Regierung des ersteren stattgehablen Ereignisse veröffentlicht Hai, dem muß die Rückkehr des Fürsten auf den bulgarischen Thron als eine Unmöglichkeit erscheinen. Leider er öffnen sich auch sonst bezüglich einer Fürstenwahl wenig Aussichten. Die russischen Kandidaten, Fürst Tadian v. Muigrelien und der Herzog v. Leuchten berg, erfreuen sich bulgarischerseiis keiner Beliebtheit, während der Herzog von Oldenburg, Prinz Waldemar von Dänemark und der Prinz Oskar von Schweden die Wahl bcstimmt ablehnten. Unter diesen Umstän den erschiene es am klügsten, die Vollmachten der Regent schaft auf drei Jahre zu verlängern, bis der geeignete Augenblick sür die Fürstenwahl gekommen ist. Un glücklicherweise aber haben sich die Bulgaren in den Gedanken einer Wiederwahl des Fürsten Alexander so fest gefahren, daß e n unvorsichtiges Handeln ihrer seits nicht ausgeschlossen ist.. vr. Stoiloff hat in Wien erklärt, die Stimmung im Lande zwinge die Regierung, nächstens die Sobranje einzuberufen und von ihr eine neue, dreijährige Voll macht für die Regenten zu erlangen Würden sich die Mächte dem widersetzen, so bliebe nichts anderes übrig, als eine rasche Fürstenwahl. Diese würde jedoch mit den größten Schwierigkeiten verbunden sein, denn die ungeheuere Mehrheit der Bevölkerung wünsche die Wiederwahl des Prinzen Alexander v Batten berg und die Bewegung zu Gunsten derselben nehme mit jedem Tage zu, so daß ihr die Regierung kaum Einhalt thun könne. So schildert Stoiloff die Ver hältnisse m Bulgarien, und alle Nachrichten, welche aus dem Lande kommen, bestätigen seine Darstellung. Überall, bis in die. kleinsten Orte, so schreibt die „N. fr. Pr.", verzweigt' sich die Patriotenliga. Täglich wächst die Zahl ihrer Anhänger und mit ihnen die Zahl derer, welche die Rückkehr des Fürsten Alexander begehren. Mehr und mehr kommen die Bulgaren zu der Überzeugung, daß Rußland nicht blos, wie man im vorigen Jahre glaubte, der Person des Fürsten, sondern der bulgarischen Unabhängigkeit feindlich gegen überstehe; daß das schwere Opfer, welches der Fürst und das bulgarische Volk gebracht, ein vergebliches gewesen sei. Diese Erkenntnis trägt das meiste bei zu der heftigen Erregung und fieberhaften Ungeduld, welche sich der Bulgaren bemächtigt haben. Sie wollen nicht länger warten, nicht länger in Ungewiß heit über ihr Schicksal schweben, sondern endlich eine Entscheidung herbeisühren. Sie machen dafür mit vollem Rechte auch den Grund geltend, daß die russische Par tei «m Lande auf neue Erhebungen sinnt. Die neun Gräber, welche sich an der Straße von Rustschuk nach Tirnowa erheben, sind zwar keine Ermunterung sür neue Revolutionsversuche, aber die letzteren werden hin Du seist Witwe, mir schwindelt förmlich der Kopf ob dieses plötzlichen Wiederbegegnens." „Ich habe meine Tochter hier verheiratet", ent gegnete die Gefragte mit einem leisen Seufzer. „Und da wolltest Du eine HauShälterinstelle an nehmen?" forschte der alte Herr, die vor ihm Sitzende scharf fixierend. „Ich ahnte ja nicht, daß die Stelle bei Ihnen war", bemerkte Frau Rosalie, wie um sich zu ent schuldigen und errötete dabei wie ein junges Mädchen. „Kann mir das lebhaft denken", bemerkte jener kopsnickend. „Aber weshalb nennst Du mich Sie?" ich dächce, als Nachbarskinder und Jugendfreunde, die wir nun doch einmal gewesen, stände uns das Recht auf Beibehaltung einer intimeren Anrede zu. Nun aber möchte ich Deine Lebensgeschichte hören, oder glaubst Du, mir auch diese vorenthalten zu müssen?" „Ich wüßte nicht, wem ich sie lieber erzählte als Dir, Wilhelm', gestand Frau Rosalie mit warmen Augeuaufschlage, „aber es ist eine trübe Ge- schichte, und eine soche pflegt in der Regel keiner gern zu hören." Und die Frau erzählte, während der andere, aufmerksam zuhörend, ihr gegenüber saß und durch öfteres RäuSpern bekundete, wie nahe das Gehörte ihm ging. Als die Erzählerin jetzt schwieg, stand er auf und drückte ihr tief era iffen die Hand. „Es thut mir leid, herzlich leid, aber die Stelle, auf welche Du ge hofft, kann ich Dir nicht geben und wie ich Dich kenne, würdest Du diese unter den obwaltenden Ver hältnissen auch gar nicht annehmen." Sie nickte wortlos mit gesenktem Kopfe. demungeachtet nicht ausbleibcn. Seit einigen Tag.» weiß die Bukaiesllr Filiale der „Agence Havas" w .d-r von Aufständen zu melden, die zwar noch nicht fintt- gefunden haben, aber wahrscheinlich vorbereitet widen. Die bulgaiischen Auswanderer, die sich bisher in Kon stantinopel aufhielten, haben die Ufer des Bosporus verlassen, und auf der Donau bemerkt man verdächtige Schiffe." Aber auch die „Neue freie Presse", welche, w e man sieht, der Kandidatur des Fürsten Alexander an sich sympathisch gegenübersteht, verkennt die Schwierigkciteu nicht, welche eine Wiederwahl des Fürsten Alexa, der im Gefolge haben würde. Sie sagt: „Die Möglich keit, daß die bulgarische Sobranje zusammentritt und den Fürsten Alexander abermals wählt, rückt ziemlich nahe. Darf es die Diplomatie darauf ankommeu lassen, daß dies geschieht? Wir denken, nein, denn dann würde es noch viel schwieriger sein als jedt, eine Verständigung zwischen Rußland und Bulgarien zu erzielen. Ohne diese kann aber die bulgarische Frage nicht beseitigt werden. Darüber sind alle Machte e ing, und sie werden den Augenblick ausnützen müssen, am sich mit Rußland auseinanderzusetzen. Der gegen wärtige Zeitpunkt mag zu Verhandlungen mit dein russischen Kabinett nicht sehr geeignet sein — das wollen wir gern einräumen Allein eine Wiederwahl des Fürsten Alexander würde wahrscheinlich in St. Petersburg eine solche Gereiztheit erzeugen, daß pde Aussicht auf ein Abkommen verschwände. Dann wäre es vielleicht zu spät, jene Schritte zu rhrrn, zu denen die Erklärungen Stoiloffs die Tiplomatre aussordnn. Der bulgarische Justizminister hat in Wahrheit keine andere Ausgabe als die, den Staatsmännern des Aus landes zu zeigen, daß man die bulgarische Frage nicht versumpfen lassen kann, daß' etwas geschehen muß, um der Ungewißheit ein Ende zu machen, welche das Land nicht mehr ertragen will, und daß die Bul garen, wenn Europa sich nicht aus seiner Lethargie aufrafit, zu einer Selbsthilfe schreiten dürften, die neue Verlegenheiten und Verwicklungen hervorzurufen droht." Lagcötzcjchichtc. * Dresden, 5. April. Se. Lxcellenz der Hr. StaatSminister v. Nostitz-Wallwitz ist gestern nach Montreux in der Schweiz zum Besuche seiner zur Kur dort weilenden Gemahlin gereist. * Berlin, -4 April. Se. Majestät der Kaiser nahm heute den Vortrag des wirk! Geh. Rats Wil- mowSki entgegen, empfing darauf den Landfchasts- direktor v. Körber aus Westpreußen und später den Besuch Sr Königl. Hoheit des Prinzen Wilhelm Wie aus mehreren der „Norddeutschen AUgem. Ztg." zugegangenen Briefen hervorgeht, wurde der 90. Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers auch in dem ägyptischen Städtchen Luxor und zu Jerusalem festlich begangen. Der Kronprinz begab sich gestern vormittag, von seinem persönlichen Adjutanten begleitet, nach Groß- Lichterfelde, um dafelbst, wie alljährlich, in der Haupt kadettenanstalt der Konfirmation der Kadetten beizu wohnen. Im Laufe des Nachmittags statteten die Kronprinzlichen Herrschaften dcm Großherzog und der Großherzogin von Baden im Königl. Palais ihren Abschiedsbesuch ab. Wir meldeten gestern, daß sich die Kronprinz- liche Familie kurz nach dem Osterfeste nach Ems zu begeben gedenkt. Wie die „Berl. Pol. Nachr." melden, ist die Heiserkeit, an welcher der Kronprinz noch immer leidet, die Veranlassung der Reise. Der Großherzog von Baden stattete während seiner Anwesenheit in Berlin dem Reichskanzler Für sten v. Bismarck wiederholt Besuche ab. Am 1. d. M. „Aber ich bin nicht arm aus Amerika zurückge kehrt," fuhr der Sprecher fort, „dieses Haus, welches ich aus Vorliebe für friedliche Stille allein bewohne, ist mein Eigentum und was ich sonst für meine be scheidenen Verhältnisse nötig habe, gewähren mir die Zinsen eines kleinen Vermögens als Frucht eines arbeitsvollen, einsamen Lebens. Darum möchte ich Dir jetzt den Vorschlag machen —" Frau Rosalie war aufgesprungen. Echter weib licher Stolz trieb ihr das Blut so heiß zu Gesicht, daß sie mit den lebhaft geröteten Wangen und sprechenden Augen einen fast jugendlichen Anblick bot. Wohlthaten, Almosen annehmen von ihm, den sie um sein LebenSglück betrogen? Wenn es hätte sein müssen, von jedem andern Menschen, — von ihm jedoch nimmermehr Einen Augenblick lang las er forschend in ihren Zügen. „Willst Du mich schon abschläglich bescheiden, bevor Du meinen Vorschlag noch gehört hast?" frug er vorwurfsvoll. „Freilich, ich bin ein alter, grilliger Kauz geworden; aber daran bist doch eigentlich Du allein schuld, Rosalie, und deshalb solltest Du auch vor der Aufgabe nicht fo zurückschrecken, für den Rest meiner Tage noch etwas Nachsicht und Geduld mit mir zu üben." ,Herr VorSfeld, die einundzwanzigste", meldete die Haushälterin bissig. ,Hch lasse bedauern", entgegnete dieser lächelnd, mit einem seltsam leuchtenden Blick auf seine Jugend liebe, „doch mir würde bereits die zwanzigste passend sein." Fräulein Lucinde blieb vor Überraschung der Mund offen stehn. Was? jene simple, altmodische fuhr Höchstderselbe beini Statthalter von Elsaß- Lothringcu Fürsten Hohenlohe-SchillingSfürst und am nächsten Tage beim Kriegsminister General- lieutenant Bronsart v Schellendorff und dem Gencralquartiermeister Grafen v. Waldersee vor Im Laufe des gestrigen Tages haben sich der Großherzog und die Großher ogin von Baden von den zur Zeit hier anwesenden allerhöchsten und höchsten Herrschaften verabschiedet und mit dem Prinzen Ludwig von Baden Berlin wieder verlassen, um nach Karlsruhe zurück zukehren. Der Prinz Heinrich ist, begleitet vom Kapitän- lieutenaut v. Usedom, heute früh aus Darmstadt hier wieder eingctroffen, um morgen der Einsegnungsseier- lichkeit im Kronprinzlichen Palais beizuwohnen; dem Vernehmen nach wird der Prinz sich bereits morgen abend von hier wieder nach Darmstadt zurückbegeben. Das Handschreiben, welches Se. Königl. Hoheit der Prinzregent von Bayern an Se. Majestät den Kaiser zum 22. März gerichtet hat, lautet nach der „M. Allg. Ztg." wie folgt: „Durchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser und König, freundlich lieber Bruder und Vetter! Euere Kaiserliche und Königliche Majestät begehen in diesen Tagen ein Fest, das in allen deutschen Gauen freudigst begrüßt wird. Hochdieselben blicken aus neunzig Jahre eines Lebens zurück, reich an ruhm vollen Erinnerungen und groß an mächtigen Thaten, wie es kaum je einem Herrscher beschieden war Ich fühle Mich glück lich, während der Zeit ernster Entscheidungen Euerer Kaiser lichen und königlichen Majestät als neuer Waffen- und Buudes- gesährte zur Seite gestanden zu sein. Mil den Gefühlen der innigsten Verehrung, von welchen Euere Majestät Mich sür HKHdieselben beseelt wissen, spreche Ich bewegten Herzens Euerer Majestät zu der seltenen Feier in gegenwärtigen Zeilen Meine wärmsten und aufrichtigsten Glück- und Segenswünsche aus. Möge der allmächtige Gott Euere Majestät auch fortan schützen und schirmen und Hochdenselben noch auf lange Jahre die volle Frische der Kraft erhalten zum Wohle des ewigen Bundes, an besten Spitze Euere Kaiserliche und königliche Maje stät im Vereine mit Deutschlands Fürsten unablässig bedacht sind, den deutschen Landen die Segnungen des Friedens zu wahren und zu mehren. In dieser frohen Zuversicht erneuere Ich den Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung und Freund schaft, womit Ich verbleibe — München, den 19. März 1887 Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät freundwilliger Bruder und Vetter, (gez.) Luitpold, Prinz von Bayern " Einem hier aus Mexico eingetroffenen Telegramm infolge ist Hr Vargas zum Gesandten Mexicos in Berlin ernannt worden. Der Vicepräsident des StaatSministeriumS, Minister des Innern, v. Puttkamer, ist heute mit Gattin und Töchtern nach Italien abgereist. Der Staatssekretär Graf Herbert v. Bismarck hat einen kurzen Erholungsurlaub angetreten, welchen er bei seinem Bruder dem geh. Regierungsrat Grafen Wilhelm v. Bismarck in Hanau verbringt; Graf Herbert kehrt Ende der Woche nach Berlin zurück. Das .Berl. Tgbl." brachte jüngst eine Meldung, daß die Demission des Hrn v. Keudell ein Zu geständnis an die Kurie sei, weil derselbe besonders tulturkämpferisch gewesen sei und dies namentlich dem frühe en Erzbischof Ledochowski gegenüber gezeigt habe. Thatsächlich hatte Hr. v. Keudell als Gesandter nur die gesetzlich vorgeschriebene Funktion, die verschiedenen an den Grafen Ledochowski gerichteten Vorladungen und Urteile der Gerichte diesem, der damals noch nicht im Vatikan wohnte, zuzustellen Der Pariser „TempS" hatte inzwischen eine ähnliche Version von der Keudell- schen Demission gemeldet. Dieselbe wird von dem vatikanischen „Moniteur de Rome" in folgender Weise desavouiert. „Diejenigen, welche die deutsche Politik und den MechaniS mus ihrer Diplomatie kennen, haben in den letzten Tagen oft genug über die Gründe lachen müssen, welche man dem Rück tritt des Hrn v. Keudell zuschrieb. Der „Temps" bringt eine neue Version seiner Demission. „Dieser Diplomat repräsentiert in Italien den Kulturkampf, er zieht sich zurück, weil seine Re gierung sür nötig erachtet hat, eine versöhnende Haltung dem Papsttum gegenüber anzunehmen und um nicht Hrn. v. Schlozer in seinen Friedensverhandlungen mit der Kurie zu stören."^ Alle Person ihre Nachfolgerin in dem behäbigen Hause? Das war wieder einmal ein .Schwabenstreich' dieses amerikanisierten deutschen Michels. „Wir sind unterbrochen worden", ergriff der Hausherr wieder das Wort, nachdem sich die Thür hinter der Tavonstürzenden geschlossen hatte; „nicht als Haushälterin, sondern als meiner lieben Hausfrau möchte ich mich Deiner versichern. Wirst Du nein sagen, wenn der alte, einsame Jugendfreund Dich recht warm bittet, sein Stillleben mit ihm zu teilen?" (Schluß folgt.) Kunsttechnik. König Ludwig II. bestellte im Jahre 1883 nach einem Kupferstich für das Kopf ende seines Bettes im S i losse Herrenchiemsee ein Ge mälde „EhristuS am Kreuze von einer Schar himm lischer Geister umgeben" darstellend. Dasselbe sollte nicht auf Leinwand in Ol gemalt, sondern, um auch bei Beleuchtung im Halbdunkel kräftig zu wirken, in feinster Nadelmalerel mit Seide gestickt werden. Nach dem Prof. Hauschild dasselbe in einer Höhe von 210 und einer Breite von 160 ew in Farbe gesetzt hatte, wurde es in dem Kunstatelier des Frl. Mathilde JörreS in München ausgeführt. Nach anderthalb jähriger, unausgesetzter Arbeit ward dies Meisterwerk weiblicher Handarbeit vollendet und mit einem gold gestickten Rahmen versehen, im August 1885 zur Zu friedenheit deS Monarchen in seinem Schlafzimmer aufgestellt. Nach dem Tode deS Königs stellte Frl. JörreS an die Verlassenschaft das Gesuch, dieses ihr bestes Werk zurückkaufen zu dürfen. Diesem Wunsche wurde stattgegeben Das wertvolle Bild ist gegen-
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