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Dresdner Journal : 04.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870404
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-04
- Tag1887-04-04
- Monat1887-04
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 04.04.1887
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O77 l» D»»«» L«1»L» : Aark Mallett: L 11»rk 80 ?l ÜL»»lL« HlULM«ro: 1V kt L—rd»Id6«« äautackko Laicda, tritt koat uvä 8t«Lup«1»u»ot»1»G tüvru. L»tvn61^Li»x»x»I>ükr»» i l^lr ä« Laow »ü»«r 2«U» tü«m«r 8«tuitt >0kt Oot«r „L»>ts»»«u»<it" <ü» 2»ü» vvkk ö« T»d«U«»- a. Lttk«r»»»t» »attpr. Lukiettt»^. Lraelrei»»», IR^Iiek mit Laaaatlm» äar 8oim- m»ä ?ei«rt»^» »d«o6«. Montag, den t April, abends. 1887. Dres-nerHourml LooaLm» voa LotNoät^aLx«» l^txMU: F>. Lranrtrtettar, OommimiovLr äs« vrsaäosr ^omnalii Lmadar» - LarUa Vt»» - LalxttU >»—1 >r»»1»»-kr»ak1Ar< ». » : Lcuu«»l«te,n -t ^o-ier, >«rUa-Viaa-Lamdarx- rr»U-l,«tp«ir-rr»attarl a. ». H8a«L«a: Lust. Ako«««, kart, l.oaä»a - I»rU» - kraaktarl ». N - ItaN^arl: Dau-« <» Oo ./ >«rlia: /nvattsiAuslant, Lr«m«: L Le-tott«, Lr«,l»a: T Stanau»'» Lureau La-at--, SSrUt»: t/ Kaü«^« Laü-Zokc-««^,' Saaaorar: <7. L«ü««i«r, L»U« ». ».: Larct <» 0o. ^Ür die Gesamtleitung verantwortlich: Vtto Vanck, j)rofeffor der titteratur- und Kunstgeschichte. Ner»a»ss«d»r r kSaiLl Lvp«titi<»o 6s» l>rs»6»«r 7oar»Ltt, vrsxisa, Lviaxsritra— Lo »o. Ämtlilder Teil. Ansage. Auf Allerhöchsten Befehl wird den am Königlichen Hofe vorgestellten fremden und einheimifchen Damen und Herren hiermit bekannt gegeben, daß am Ostermontag, den 11. April 1887, Abends 8 Uhr 30 Min., ein Kof-Goncert in den Paradesälen des Königlichen Schlosses statt findet. Ihre Königlichen Majestäten, sowie die an wesenden Printen und Prinzessinnen des König lichen Hauses, Königliche Hoheiten, werden die ge nehmigten Vorstellungen der angemeldeten Damen und Herren vor dem Concerte, 8 Uhr 30 Min., anzunehmen geruhen. Anzug: Die Herren vom TivU: Uniform oder Hofkleid; Die Herren vom Militair: Parade-Anzug ohne Schärpe (Generalität dunkles Beinkleid). Dresden, am 4. April 1887. Königliches Oberhofmarschallamt. Dresden, 4. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal« Veränderungen in der Armee zu genehmigen: Die Ernennung des Premierlieutenants » la suite des l. (Leib-) Grenadier-Regiment- Nr. 100 und Inten dantur-Assessors Tanzler, unter Beförderung zum Hauptmann, zum Intendantur-Rath; die Anstellung des charakterisirten Oberstlieutenants z. D. Kaeufler als Bezirks-Kommandeur des 2. Bataillons (2. Leip zig) 7. Landwehr-Regiments Nr. 106; die Ernennung des charakterisierten Oberstlieutenants z. D. und 2. Offiziers beim Bezirks-Kommando des Reserve- Landwehr-Bataillons (Dresden) Nr. 108 von Gut bier, zum Bezirks-Kommandeur des 2. Bataillons (2. Dresden) 4. Laudwehr-Regiments Nr. 103; die Anstellung des Majors z. D. Kannengießer als 2. Offizier beim Bezirks-Kommando des Reserve- Landwehr-Bataillons (1. Dresden) Nr. 108. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Militär-Buchhalter Karl Friedrich Mäge das Prädikat als Rechnungsrath und dem Sekretär beim Kriegs-Ministerium Karl Eduard Meyer das Berdienstkreuz, anläßlich deren Uebertritts in den Ruhestand, zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Tt. Petersburg, 4. April. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Wie die „Neuzeit" mitteilt, brachte daS Kinanzministerium im Neichsrate einen Gesetz entwurf ein, wonach die für die in daS Ausland Reisenden zu erteilenden Pässe besteuert werden sollen. Die Steuer s»ll für die auf 3 Monate laufenden Pässe SO Goldrubel, für jeden weiteren Monat bis zu 1 Zabre 15 und für jeden über 1 Iadr hinauSgehenden Tag 1 Goldrubel oder SSO Goldrubel für daS zweite Jahr betragen. Sophia, 3. April. >W T. B.) Kür sämt liche Provtuienzen au» Österreich - Ungarn ist in den bulgarischen Donauhäfen eine Quarantäne au» geordnet worden. Dresden, 4. April. Französische Gehässigkeit. Mit einer maßlosen Dreistigkeit wird neuerdings in einem großen Teil der unter dem Einfluß des Generals Boulanger stehenden französischen Presse gegen Deutschland die Anschuldigung der Spionage erhoben. Mit Recht kann man hier die Frage aufwerfen: ,Hat man denn überhaupt schon einen deutschen Spion in Frankreich überwiesen 7" Frankreich vermöchte uns keinen einzigen Fall namhaft zu machen, während bei uns bereits eine Reihe von Fällen vor dem Reichs gericht verhandelt wurde, in welchen die verurteilten Spione im französischen Dienst arbeiteten. Hören wir zunächst eine maßvolle und zugleich offizielle Stimme: „Die Thatsache, daß vor ungefähr einer Woche ein Unter beamter aus dem französischen Kriegsministerium auf irgend welchen Verdacht hin entlassen worden, berührt an sich das Ausland und insbesondere Deutschland in keiner Weise. Aber der Vorfall erlangt eine gewisse Bedeutung durch den Nebenumstand, daß als angeb licher Empfänger pflichtwidriger Mitteilungen jenes Be amten erst im allgemeinen der deutsche Militärattache von gewissen Blättern bezeichnet, schließlich mit Namen ge nannt und Angriffen ausgesetzt wurde, die wir einst weilen übergehen. Dieses Verfahren ist im Verkehr der Staaten neu. Man wird keinen ähnlichen Fall ansühren können, selbst aus Epochen, wo die Span nung zweier Staaten einen Grad erreicht hatte, der zum Kriegsausbruch führte. Und wie geht es in dem Lager zu, aus welchem so frivole Beschuldigungen er folgen? Am 25. Dezember v. I. lief die folgende Notiz durch alle Pariser Zeitungen: „Der Kviegsminister teilt der „Agence libre" die folgende, unter den gegenwärtigen Umständen besonders bemerkenswerte Note mit: „Aus den Mitteilungen von Personen, die in Be ziehung zu gewissen Militärattaches stehen, geht hervor, daß diese Offiziere auf die französische und namentlich auf die mili tärische Presse in Frankreich rechnen, um über unsere Linrich tungen Erkundigungen einzuziehen Ein Beispiel bestätigt dies. Das Konzept (l» miau««) des Berichts des deutschen Haupt mann- v. Schwarzhoff über die Seemanöver von Toulon läßt erkennen, daß dieses Schriftstück teilweise nach den Mitteilungen gewisser französischer Blätter abgesaßt war " „Auf welche Weise ist wohl der französische KriegS- minister, der diese Note mitteilt, zur Einsicht in das Konzept des Berichtes des Hauptmanns v. Schwarz hoff gelangt? Bisher galt es für internationalen Anstand, das Kundschasterwesen nicht bis zu operativen Eingriffen in fremde Schreibtische auszudehnen, und wenn dergleichen Mißgriffe vorkamen, sie auf der einen Seite zu verschweigen, auf der andern zu ignorieren. Der französische Kriegsminister hat das erste Beispiel gegeben, einen solchen Griff, dem er die Bekanntschaft mit den,Konzepten" fremder Missionen verdankt, zur Grundlage einer offiziösen Note zu machen. Den An stand des Ignorierens hat man auf deutscher Seite trotz dessen beobachtet. Danach hat man wohl Grund, die namentliche Anschuldigung gegen den deutschen Militärattache überraschend zu finden." „In solchem Fall fragt man vor allem nach den Beweisen der Anschuldigung und kann nicht umhin, sich zu erinnern, daß „les ageuts Provokateurs" ein französischer Kunstausdruck und als solcher in die übrigen gebildeten Sprachen übergegangen ist. Der deutsche Militärattache ist eine Zeit lang von agents provoeateurs überlaufen worden, so daß er denselben mit Inanspruchnahme der Polizei drohen mußte." Mit welchen Mitteln die Spionage uns gegenüber betrieben wird, da» haben wir u. a. in vier LandrS- verratsprozessen erfahren, welche vor dem Reichsaerick't in Leipzig gegen französische Spione und ihre Werk zeuge erhoben worden sind und sämtlich die Uber- fiihrung der Angeklagten ergeben haben. Dagegen hat man auf deutscher Seite denjenigen französischen Kund schaftern, welche dem Offizierstand angehörten, und also direkt im militärischen Dienst thättg waren, auch wenn man den Thatbeweis in Händen hatte, stets die Freiheit der Reise gegeben, wie noch kürzlich dem Lieutenant Letellier, der Studien für einen Rheinüber- gang machte." „Es liegt wohl deutlich vor Augen, wie verschieden dar Maß ist, von dem man in Deutschland bei der Abwehr jenes stillen Kriege- Gebrauch macht, und das Maß, welche- man in Frankreich anwendet, wenn man auch nur Verdachtsgründe zu haben glaubt, viel leicht solche, die man sich selbst erst künstlich geschaffen hat. Es ist bemerkenswert, daß die ungebührliche Be handlung der Angelegenheit des sogenannten Hrn. Egrolles sich nur in gewissen französischen Blättern findet und zwar in solchen, die man als bevorzugte Organe des Kriegsministers bezeichnet, wie ,K'Evene- ment", „La France", „La France militaire" u. s. w. Die Organe anderer ftanzösischer Minister vertreten den ernstlichen Wunsch der Erhaltung des Friedens, zwischen beiden Ländern." Noch entschiedener als hier die „Nordd. Allg. Ztg." leiht die „Post" ihrem Unwillen anläßlich der gegen den deutschen Militärattache erhobenen Anschuldigung Ausdruck „Das erste Gefühl, das den deutschen Leser bei diesem Vorgang ergreifen muß, ist das äußerste Erstaunen. Aus einem Lande, wo man bisher von der Gefahr und den Leistungen deutscher Spione zwar viel gefabelt, aber keinen einzigen Fall hat nach weisen können, erhebt man bei einem Vorgang, an dem nach dem Geständniß der französischen Blätter unzweifelhaft ist, daß ihm jede Bedeutung mangelt, beleidigende Anschuldigungen uud maßlose Forder ungen! Diese Forderungen werden von der Presse eines Landes erhoben, von dem aus ein unerhörter Spionendienst auf deutschem Boden seitJahren organisiert worden, ein Spionendienst,' der nicht in der Fabel besteht, sondern dessen erstaunliches Verfahren durch vier Landesverratsprozesse, die sich in wenigen Jahren gefolgt sind, und in denen die Schuldigen stets über- führt wurden, außer jedem Zweifel gestellt ist! Brauchen wir an die Prozesse Kra-zewski, Janssens, Sarauw, Prohl zu erinnern? Sollen wir etwa mit Einzelheiten aus diesen Prozessen aufwarten? In dem Urteil des Reichsgerichts gegen den Letztgenannten heißt eS: „Wie schon in der Untersuchungssache wider Sarauw wegen Landesverrats vor diesem Gerichtshof zur Feststellung gelangt und in dem jetzigen Ver fahren von neuem erhärtet worden ist, hatte sich Sa rauw von einem in Paris bestehenden Lureau äes renseignemeot« gegen hohe Geldentschädigung dazu anwerben lassen, durch ein ausgedehntes Netz »n Deutschland thätiger Unterkorrespondenten der fran zösischen Regierung, speziell dem französischen General stabe, militärisch wichtige Nachrichten über die Anord nungen und Pläne der deutschen Heeresverwaltung, über alle bei derselben schwebenden Fragen der Organi sation, der Bewaffnung, Ausrüstung, Mobilmachung und was sonst für einen etwa ausbrechenden Land- und Seekrieg dem Feinde auszukundschaften von In teresse sein könnte, fortlaufend zu verschaffen." .Wünschen die französischen Blätter den Namen des Herrn zu erfahren, der an der Spitze jenes Büreaus steht? Wünschen sie die Teilung der Aufgabe unter die Herren Sarauw, Janssens, Kraszewski und der französischen Obersten Samuel, und Vincent aus dem Kriegsministerium zu vernehmen? Wir können damit aufwarten. Das Urteil des Reichsgerichts in dem Prozesse Janssens legt das Verfahren der französischen Spione in einer Schrecken erregenden Deutlichkeit dar. „Man sucht" — so heißt eS wörtlich — .die Be kanntschaft entsprechend beschäftigter Militärpersonen, sucht ihre Passionen und Schwächen zu belauschen, be müht sich, sie erst zu kleineren, dann zu größeren Pflicht verletzungen zu verleiten und hat sie schließlich zu brauch baren Werkzeugen geformt " Diese französische Methode hat es schon zu einer Meisterschaft gebracht und wir sind in der Lage, noch mehrere Thaten namhaft zu machen, bei denen die Opfer ftanzösischer Korruption zu Verbrechen aller Art veranlaßt wurden, um sich in den Besitz der gewünschten Geheimnisse zu setzen." „Die Erinnerung an diese Prozesse ruft bei dem deutschen Leser wiederum ein Gefühl des Erstaunen- hervor und zwar darüber, wie die deutsche Regierung so lange Zeit ein solches Vorgehen der französischen Regierung ohne jede Beschwerde oder Ahndung hat hinnehmen können. Wie konnte die deutsche Regierung, io fragt man sich, die Herausforderung ertragen, daß Vas französifche Spionengesetz eingebracht wurde, nach dem nicht auf französischem Boden ein deutscher Spion, sondern auf deutschem Boden eine Reihe von fran zösischen Spionen von unvergleichlicher Frechheit und Betriebsamkeit überführt worden?" „Wir haben für diese Nachsicht unserer Regierung nur die eine Erklärung, daß sie in ihrer Friedensliebe dringend wünscht, den Wiederausbruch der offenen Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland zu verhüten. Diese Geduld, die so deutlich ihre Friedens neigung bekundet, und den deutschen Wunsch, so lange als nur möglich den Weg einer Versöhnung mit Frankreich offen zu halten, erwidert man jetzt von seite maßgebender ftanzösischer Preßorgane damit, daß man auf einen beweislosen Verdacht hin die Ab berufung des deutschen Militärbevollmächtigten ver langt. Wir aber wollen den französischen Zeitungen, die dieses Verlangen stellen, unsere Ansicht nicht vor- enthalten, daß einem Antrag auf Abberufung deS Militärattaches nur gleichzeitig mit der Abberufung unseres Botschafters geantwortet werden kann." „Wir haben vier große Landesverratsprozesse an geführt, in welchen mit einer erdrückenden Beweislast die Thätigkeit ftanzösischer Spione in Deutschland vor dem höchsten deutschen Gerichtshof außer Zweifel ge stellt wurde. Außerdem giebt es aber zahlreiche Fälle, wo Franzosen, selbst höhere französische Offiziere in Deutschland, obwohl iu üagranti auf unzweifelhaftem Spionendienste ertappt, gleichwohl aus Rücksichten der Versöhnlichkeit fteigelassen wurden. Wie war es denn mit den beiden Offizieren eolooel 6u geni« Klein aus Perpignan und major äartiüerie Rühlmann au- Belfort, die 1884 bei sehr wichtigen Schiehversuchen in der Nähe von Coblenz verhaftet wurden? Wie war es mit dem Lieutenant Letellier, der Studien für den Rheinübergang bei Maxen machte? Wir erwäh nen nur noch, daß in München in dem LandesverratS- prozeß gegen Reeser und Kreitmayer die Angeklagten der landesverräterischen Korrespondenz mit dem Gene ral Mirebel überführt wurden. Wir müßten freilich ein Buch schreiben, wollten wir alle derartigen Fälle aufzählen. Die Summe ist: das Spionenwesen, wel ches in der französischen Phantasie auf französischem Boden von Deutschland aus ins Werk gesetzt wird, das wird auf deutschem Boden durch die Franzosen verwirklicht." „Das Journal „Paris" glaubt ohne Zweifel sehr kühn und folgerichtig zu verfahren, indem eS die Ab schaffung der Militärattaches überhaupt verlangt. Wir erlauben uns, dem Journal zu sagen, daß die logische Folge seiner Argumentation sein würde, den Verkehr zwischen Frankreich und Deutschland auf den Verkehr der Vorposten zu beschränken." Feuilleton. Königl. Hoftheater. — Palmsonntag den 3. April: Große Musikaufführung unter Direktton des Hrn. Kapellmeisters Hagen, zum Besten des Unter- stützungSfondS für die Witwen und Waisen der Königl. Kapelle. Der erste Theil derselben begann mit einer trefflichen Ausführung von R. WagnerS „Eine Faust-Ouverture". Hr. Th. Reichmann aus Wien sang darauf mit sehr beifällig aufgenommener Wirkung seiner schönen Stimme und seines Vorträge- nur musikalisch unbedeutende Arie, oder vielmehr einen freien Gesangsmonolog aus der Oper .König Lahore" v. I. Massenet, außerdem zwei Lieder von H. Riedel mit Harfenbegleitung aus Victor v. Scheffels „Frau Avenliure" und — da sich rechtzeitig ein Klavier einstellte — noch ein anderes Lied als Zu gabe. Zwischen beiden Gesangsnummern wurde Joh. Bach- Pastorale-Symphonie, diese» so meisterhaft kunstvolle, al» lieblich-melodiöse idyllische Tonbild aus dessen Weihnachtsoratorium (II. Teil) in ganz reizender Weise gespielt, wobei besonders die Bläser sich auszuzeich nen Gelegenheit hatten. Der zweite Teil des Konzert- brachte Beethovens neunte Symphonie: eine jener Wunder - schöpsungen, jener erhabenen idealsten Denkmale de- Menschengeistes, die dem Genius von Zeit zu Zeit in der Kunst zu offenbaren gestattet sind. In diesem Werke ist zugleich den Verleugnern der allgemeinen ewigen Gesetze der Kunstschönhett ein Vorbild gegeben, wie die siegende Macht, die unerschöpflichste Fülle der Gedanken der Empfindung, der Leidenschaft, wie die den irdischen Fesseln sich kühn entschwingende' und in unausgesprochene ahnungsvolle Mysterien des Gefühl- übergreifende Gewalt der poetischen Idee — wie diese sublimsten Attribute der künstlerischen Schöpfungskraft stets auch geeinigt sind mit höchster zwingender Ge staltungskraft und geistiger Verklärung des Materials, und die zu engen Fesseln gewohnter Form nur spren gen, um zugleich eine neue ihnen eigne, nach gleichen Urgesetzen der Schönheit daraus zu ent hüllen. Die Ausführung von Hrn. Kapellmeister Hagen mit eingehendsten Verständnis, voller Hin gebung und Sorgfalt dirigiert, war eine vorzügliche. Wohl hätte ich nach meinem Gefühl das Tempo des Scherzo um ein wenig mäßiger, und dadurch energifcher und weniger die Deutlichkeit beeinträchtigend, und das Adagio teilweise — namentlich auch nach dem Schluß hin — in der Bewegung etwa- belebender gewünscht, aber der Fluß und Schwung der Gestaltung und edler, feinempfundener Ausdruck in allen Detail» wurden in hohem Maße erreicht und damit auch die Größe und Schönheit de» Gesamteindruck». Leider nur geht für da» Orchester, wenn e» nicht auf der Bühne steht die rechte Klangwirkung verloren, dem Ton fehlt Kraft und Glanz, er erscheint zu gedämpft und matt. DaS Soloquartett im Schlußsatz wurde von den Frl. Fried mann und v. Ehavanne, den Herren Gudehu» und Lurgenstein ausgezeichnet gut gesungen und ganz herr lich war die Leistung des Thor- — der Dreyßigschen Singakademie, der Königl. Hofkirchensänger, der oberen Ehorklassen des Königl. Konservatorium« und deS Lehrergesangverein», welcher letztere sehr wesentlich die Wirkung des Thore» steigerte. Eigentümlich berührte e» uns, so tüchtige und zahlreiche Thorkräste, über 300 Sängerinnen und Sänger anderthalb Stunden in Unthätigkeit auf der Bühne versammelt zu sehen, nur um endlich das Schlußchor der Freude zu singen. Die Palmsonntagskonzerte der Königl. Kapelle wurden seit ihrer ersten Begründung durch Mor« lachi 1827) ausschließlich der möglichst vollendeten, mit reichsten Mitteln hergestellten Aufführung von in großen Formen gestalteten Meisterwerken der Ton kunst gewidmet. Dieses hochgesteckte mit künstlerischem Sinn und angestrengtem Bemühen treu und streng festgehaltene Ziel wurde — wenn nicht immer mit gleichem Gelingen — stet» in würdiger und größten teils in glänzendster Weise erreich:. Hiesige Thor- gesanavereine gewährten gern, wie noch jetzt, ihre Unterstützung; die bereitwilligste Mitwirkung der ersten GesangSkräste der Oper war unumgänglicher Brauch, galt als eine Ehrenpflicht. Die PalmsonntagSkonzerte erlangten eine historische Kunstbedeutung und Berühmt heit. In einigen dieser Konzerte machte sich bereits — ein bisweiliges Abweichen von der ursprüng lichen großen und edlen Kunstaufgabe derselben in der Wahl der Werke bemerkbar, womit indessen nicht auf die wohlberechtigte Vorführung der aroßen Schluß- fcene aus dem ersten Akte des Parsifal hingedeutet werden foll. Man fchaute auch praktisch nach dem aus, „was gefällt" und das Publikum zeitgemäß locken könne Ein solcher Weg ist in der Kunst kurz und führt jäh abwärts. Diesmal wurde für den ersten Teil de» Programms die hohe Bestimmung und Be deutung und auch die Zeit des Palmsonntagskonzert- völlig außer Augen gelassen. Ein Bruchstück aus dem »weilen Teil vom Weihnachtsoratorium de- Altmeister- Bach, zusammengestellt mit Wagner», in da» Reper toire der Symphoniekonzerte voll Vorliebe öfter auf genommene Faust-Ouverture mit einer Opernarie von Massenet, endlich sogar mit Liedervorträgen, wie sie vorzüglich oder auch mittelmäßig fast jede und auch die bescheidenste Musiksoir^e in Überfluß darbietet: DaS war kein würdiger Programmteil für ein Palm sonntagskonzert, man könnte diese Wahl sogar für ein gewöhnliches Konzert nicht geschmackvoll nennen. Möge diese abirrende Richtung nicht weiter sortgeführt wer den, wenn überhaupt das Palmsonntagkonzert ,n seiner Kunstbedeutung erhalten bleiben soll. C. Banck K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 2. April. „Ein Kind des Glück»". Oriainalschauspiel in 5 Akten von Charlotte Birch-Pfeiffer. Dieses Stück ist früher bei un» mit Vorliebe ge spielt und gesehen worden und fand auch noch in späteren Jahren, als die Bühnenherrschast seiner Ver- fasserin abgeblüht war, verschiedene Aufführungen. Die leicht geschürzte Handlung voll reichlicher Jntri- gue, welche sich zwischen lebendig geschilderten, zum Teil interessanten Personen zuträgt, erlaubt eine sehr vielfarbige Darstellung. Es hängt dabei alle» v m der scemschen Raschheit und der Beherrschung deS Dialog» ab, der mit Eleganz und ganz ftanzösischem Sinne geführt ist. Wichtiger jedoch als diese Be dingung ist daS Vorhandensein einer Darstellerin für Hermance, ein pikantes, naive- junges Mäd chen, das mit großer aufopferungsfähiger Liebens würdigkeit einen gesunden weiblichen Taktsinn besitzen und eine geistige Begabung ahnen lassen muß, die höher steht, als ihre vornehme Geburt. Sie hat durch
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