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Dresdner Journal : 22.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-04
- Tag1887-04-22
- Monat1887-04
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 22.04.1887
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OS1 l» s»»»« L«i«k«: Iskrllvbr .... IS U»r^. ^MtrUeLr 4 Kl»klc KO kk. kmieln« K umioari»: 10 kt. Lo—riutldä« äavtscdsn Lsiok« tritt?o«t uoä 8tewp«Iruicll»x tünru. FLttl»cktruu»»L»daiir«i»: kür ä«o k»iiiv «i^er F»»p»lt«Q«o 2«ile klsiovr Letuilt SV kk. v»t»r„Liu^vxiUlät" 6is Teil« bv kt. ö«i ^»bsllsll- uuä 2iC«roi»tr «Ltopr. ^ukickl»^. Lr»vd«taeo: IsGlieb wit ^u«»»kme ä«r 8020- emä k«i«rt»s« »b«L<i« t'srLSprvcit - ^vsc KI us»: tlr. ISSü. Freitag, den 22. April, abend-. 1887. D ikMerMirml. Für dir Gesamtteitung verantwortlich: Dtto Vanek, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. ro» L»NN»alLiulr»» »oinNrt» r L«ip«tU: F>. Zra^Ftetter, OoiQioi»»iouLr ä«, vr«aoor ^oanuU»; S«»d«r, - L«rU>» -VI« - l^tp^Gkr»Lk1krt ». ».: Üaasen«te»n ct ^OAter, S«U»-wt«» S»»durU kr»U-l.«tp«tT-?rr2ktLrt «. L.-NÜ»«L«»: L>»<i Lto««,- k»ri» L»llL»» -I»rU» -rr»Lk1krt ». N. - »tattU«rt Da»«-« <t 6o ,' v«rUo: /nval»<te^<ta«»t,- üvrllti: S. Ltüüer, ^ac-/oiA«r,- Luutovr: 6. LeX«i«^sr, L»U« ». > : F. Laret F <7o. Hvr»u»s«d«r r LSuisl. LipvaiÜou 6«» Ik-ssäosr ^oariuU», l)r«a«o, 2viu^vr»tr. -Io SV. 1«rv»prvek-Fn,ok1u«: Ur. 1SSK. Ämtlicher Teil. Dresden, 22. April. Ihre Majestät die Königin smd heute Bormittag 10 Uhr 44 Min. von Brüssel hier wieder eingetroffen. Dresden, 20. April. Se. Majestät der König haben dem Rechtsanwalt Landsyndikus Georg See haußen in Bautzen und dem Rechtsanwalt Friedrich Älbert von Zahn in Leipzig den Charakter als Hof rath in der IV. Klasse der Hofrangordnung Aller- gnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 20. April Se. Majestät der König dabeu den Referendaren bei dcm Amtsgericht Dresden Aarl Friedrich Wilhelm Rückmann und Gustav Häßner den Charakter als Commissionsrat beizulegen Ällergnädigst geruht' Se. Majestät der König haben dem Director des Zwickauer Brückenberg - Steinkohlenbauvereins, Con stantin Cmil vonSteindel in Zwickau, den Rang und Titel eines Bergraths in der I V. Klasse der Hof rangordnung und dem Bergamtsassessor Ernst Moritz Böhme zu Freiberg den Rang und Titel eines Berg commissionsraths in der V. Klasse der Hofrangordnung Mergnädigst zu ertheilen geruht. Dresden, 20. April. Se. Majestät der König haben den KreiSsteuerräthen Gustav Adolf Gold- frirdrich in Leipzig und Bernhard Stoß in Zwickau den Titel und Rang eines Oberfinanzrathes Aller - gnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 22. April. Se Majestät der König haben dem Vice-Zoll- und Steuer-Director Karl Siemens Schultz zu Dresden den Titel als Geheimer Finanzrath, ingleichen dem Vorstande des Nebenzoll- amtS I Bödenbach Zollinspektor vr. Georg Friedrich Haase, dem Vorstande der Zoll- und Steuer-Rech nungsexpedition RechnungSsecretär Friedrich Paul Mar tin Brause und dem StationScontroleur zu Hamburg Zollinspektor Karl Wilhelm Rudolf Ritscher den Titel und Rang von Zollräthen Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 22. April. (Tel d. Dresdn. Journ.i Soeben ist der Nachtragsetat dem Reichstage zu- gegangen. Derselbe beträgt 176085850 M., darunter an fortdauernden durch Matrikularbeiträge aufzubringen den Ausgaben 19 408 019 M., an einmaligen Aus gaben >56677931 M. Die fortdauernden Ausgaben umfassen für die Verwaltung des Reichsheeres mit Einschluß von Bayern 18658019 M., dazu treten für die Verzinsung der Reichsschuld 750000 M. Von einmaligen Ausgaben entfallen für die Verwaltung de» Reichsheeres im ordentlichen Etat 80 225077 M., darunter für Sachsen 5 389134 M., für Württemberg 2 643 444 M, für Bayern 9 280 342 M.; im außerordentlichen Etat für Garnison bauten in Elsaß-Lothringen 6943065 M., zur Ver stärkung der Festungen 29H Millionen, für Vervoll ständigung des Eisenbahnnetzes im Interesse der Landesverteidigung 36 314 000 M. Zur Steigerung der Operation»- und Schlagfertigkeit des Heeres wer den unter einmaligen Ausgaben angesetzt für Preußen 45613190 M., für Sachsen 3017 457 M., für Württemberg 2283 221 M. Diefelben sind be stimmt, diejenigen notwendigen Vervollkommnun gen und Ergänzungen des Kriegsmaterials zu bewerkstelligen, welche die Militärverwaltung mit den bitherigen verfügbaren Mitteln nicht ausreichend er reichen konnte. Dem Nachtragsetat beigefügt ist eine Denkschrift, betreffend die Vervollständigung des deut schen Eisenbahnnetzes, namentlich mit Rücksicht auf Feuilleton. Königl. Gemäldegalerie. Da« Gemälde des Schlachtenmaler- Oberstlieutenant v. Goetz, welche- die Begegnung des Kronprinzen Albert und de- Prinzen Georg nach der Schlacht von Beaumont darstellt, ist durch die Pröll Heuer-Stiftung für die Königl. Gemäldegalerie erworben worden und wird bereit- morgen, am Geburtstag Sr. Majestät des Königs in der Galerie ausgestellt sein Königl. Hostheater. — Altstadt. — Donnerstag, den 21. April zum ersten Male: „Merlin", Opern- dichtung in 3 Akten von Siegfried Lipin er. Musik von Karl Goldmark Die Merlinsagt reicht nach früherer Annahme bis ins 5. Jahrhundert, nach San-Marte nur bis in» 12. Jahrhundert zurück, aber schon im letzteren schrieb Gottfried v. Monmouth sein vita iäerlini. Auf verschiedenen Bibliotheken befinden sich eine Menge von lateinischen, französischen, altwälischen rc. Dich tungen und Aufzeichnungen über diesen dem Himmel ergebenen heiligen Seher und Zauberer, den Sohn de» Satan» und einer reinen Jungfrau, welcher nach Hume im 6. Jahrhundert gelebt haben soll Über den Merlin der Romandichtung enthält der siebente Band von Fr. Schlegel» Werken ausführliche Mit teilung. Jmmermann- „Merlin" mag zur Wahl dieses Stoffe- dem Textverfasser und dem Komponisten ersten Anlaß gegeben haben, doch hält sich S. Lipiner — die systematische Vermehrung der französischen Trans- portstraßen nach der Ostgrenze. Die beabsichtigten Bauten zerfallen in Ergänzungsbauten behufs der Legung zweiter Gleise innerhalb der elsaß-lothringischen Bahnen, der hessischen Ludwigsbahn, der bayerischen Staat-bahnen, des pfälzischen Eisenbahnnetzes, sowie auf württembergischen und badischen Eisenbahnen Die bezüglichen Verträge wegen Herstellung dieser Anlagen zwischen dem Reich und den betreffenden Regierungen sind unter dem 11. April abgeschlossen und dem Nachtragsetat beigefügt. Endlich handelt eS sich noch um Herstellung einer das schweizerische Ge biet umgehenden Eisenbahnverbindung zwischen Ober- elfaß und den süddeutschen Hinterlanden. Berlin, 22. April, nachmittags. (Tel. d Dresd Journ.) Oie Verhaftung LcvnäbleS er folgte auf Verfügung deS Untersuchungsrichters in Verbindung mit landeSverräterischeu Vorgängen im ReichSland. Paris, 22. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Justimivister konferierte gestern mit den Ministern Goblet und FlourenS anläßlich der Ler- Haftung deS PolizeikommiffarS Schnäbele und trug alSdann dem Generalprokurator, sowie dem Pro kurator NancyS auf, sich nach Pagny zu begeben und Bericht über die näheren Umstände wegen der Verhaftung einzuholen. Der Präfekt deS Departe ments Meurthe et Moselle, welcher gestern abend nach Paris gekommen war, konferierte über diesen Fall mit Goblet. (Die gestern uns vorliegende „Frkf. Zw." brachte die lakonische Meldung, daß am 20 d. Mts. der französische Grenzpolizeikommissar Schnäbele auf deutschem Gebiete vom Polizeikommissar Gautsch aus Ars verhaftet und in das Metzer Unter suchungsgefängnis eingeliefert worden fei. Weitere Meldungen mit Ausnahme einer ersichtlich tendenziös gefärbten Mitteilung der „Agence Havas", welche wie derzugeben wir keine Veranlassung haben, liegen nicht vor. D. R.) London, 22. April, früh. (W. T. B.) DaS Unterhaus nahm die erste Lesung deS Beschlusses in betreff der Fortdauer deS bisherigen rheezolles an. Hierauf wurde die Budgetdebatte vertagt. London, 21. April. (W.T. B^ Die Sitzung de« Unterhauses brachte wichtige Mitteilungen. Unterstaatssekretär Fergusson erwiderte auf eine an ihn gerichtete bezügliche Anfrage, die Vereinigten Staaten von Amerika seien der internationalen Kon vention zum Schutz des industriellen Eigentum- bei getreten, seitens der deutschen Regierung sei auf die an Deutschland ergangene Einladung zum Beitritt eine Antwort noch nicht erfolgt. — Im Fortgang der Sitzung brachte der Schatzkanzler Goschen das Bud get ein, welches derselbe in ausführlicher Rede be gründete. Danach beträgt der tatsächliche Über schuß aus dem Vorjahre H Millionen Psd. Sterl. Nach dem Voranschlag sür das laufende Finanzjahr betragen die Einnahmen 91100000, die Ausgaben 90100000 Pfd. Sterl. Es wird vorgefchlagen, die Obligationen ebenso hoch wie die Aktien, nämlich mit 10 Sh. per 100 Pfd. Sterl, zu besteuern, an die Stelle der Aktienübertragung-steuer soll eine Steuer von 1 Sh. per 100 Pfd. Sterl, auf das Eigentum der Gesellschaften treten, den Gesellschaften soll aber frei stehen, den bisherigen Steuermodus beizubehalten. Für die lokalen Anleihen soll ein separates Budget aufge stellt, die jetzigen Obligationen sollen durch neuzu schaffende 3proz. Lokalobligationen ersetzt werden. Die Amortisierung der Staatsschuld von 28 Millionen jährlich wird auf 26 Millionen herabgesetzt, die Ein kommensteuer wird um 1 Penny ermäßigt, die Wagen steuer wird den Lokalbehörden zur Unterhaltung der Wege überwiesen. Für Irland ist statt dessen ein mit einiger Änderung — an den einfachen Inhalt der mit König Artus und seinen Rittern verwebten Merlinsage Während einer bereits halb verlorenen Schlacht der Ritter der Tafelrunde gegen die heid nischen Sachsen entdeckt Merlins Seherauge den Ver rat eine» Ritters, zwingt durch seine Zaubermacht den ihm — von Vatersseite her — widerwillig dienenden höllischen Dämon die Sachsen durch Nebel und Irr lichter zu täuschen und verhilft dadurch König Artus zum Siege. Aber die allwissende Fee Morgana ver riet dem Dämon, daß Merlins Macht erlösche, sobald er zu Weibes Wonnen sich gewendet. Diese Wen dung wird durch den plötzlichen Austritt der wilden schönen Jägerin Viviane herbeigeführt und damit der dramatische, verschwenderisch mit Zauberei auSgestattete Konfickt. Er findet in effektvollster Art seine Lösung durch Vivianes Opfertod, welcher im Kampfe zwischen Himmel und Hölle — in Erinnerung an Faust — um die Seele Merlin- diese aus der Gewalt des DämonS errettet. Manche Bedenken erweckt der wenig logische Verlauf der Handlung. Lipiner hat sich da bei offenbar zu sehr von dem Drange leiten lassen, für tue Bühne effektvoll und auch für den Kompo nisten dankbar zu schreiben. Warum weiß Merlin durch seine alles untrüglich erschauende Sehergabe nicht, was ihn selbst bedroht, ihm seine übermenschliche Kraft rauben wird? Erläge er al- Wissender und nicht bloß Ahnender in unwiderstehlichem Herzen-trieb der Gewalt der Liebe, so wäre er in weit höherm Sinne eine tragische und poetische Figur, die all gemein menschliche Bedeutung der Sage träte klar her vor und der heiliae Seher erschiene nicht al- Spiel ball mystischer Mächte und des Zufalls Warum jährlicher Bettag von 50 000 Pfd Sterl, zu Drainage arbeiten in den Etat eingestellt. Der Tabakzoll wird von 42 auf 38 ck. per Pfd. und die Stempelgebühr für Seeversicherungen wird von 3 ä. auf 1 Penny per 100 Pfd. Sterl, herabgesetzt. Der im Budget veranschlagte Überschuß beträgt 300000 Pfd. Sterl. Der 23. April. Der Tag, welchen morgen die Bewohner unseres Königreichs in Städten und Dörfern, in Palästen nnd Hütten feiern werden, ist diesmal für alle Getreuen tm Lande durch des Himmels Güte ein besonder- freudiger und beglückender. Den ganzen Winter hin durch und noch zu Anfang des vergangenen Monats konnten wir auf diese günstige Wendung nicht mit Wahrscheinlichkeit hoffen. Schwere Wolken verdüster ten den politischen Horizont, drohende Wetterzeichrn wurden von verschiedenen Seiten sichtbar, ganz Europa bemeisterte nur immer zeitweise seine innere tiefe Er regung und ganz besonders hatte Deutschland Ursache, trotz seiner noch nie zuvor erreichten Kraft und geseg neten Einheit der Zukunft mit Sorgen entgegenzusehcn. Dem Besonnenen, der zufrieden ist mit seinem ehrlich erworbenem Besitz und Recht ist auch der Sieg kein Ersatz für die blutigen Opfer eines notgedrungenen Kriege». Diese Lage wirkte tief eingreifend für uns Sachsen und berührte doppelt schmerzlich das innige Band der Verehrung und Liebe, welches, alter ehrwürder Über lieferung getreu, das Volk mit seinem erlauchten Für sten und den Fürsten mit seinem Volke untrennbar verbindet. Mußten wir doch gar oft der Befürchtung Raum geben, daß schon lange vor dem gewohnten Allen teuer gewordenen Feiertage des 23. April die Schlachtenfahne entrollt und der Erhabene, dem unsere Feier gilt, hinausgeritten sein würde mit den Seinigen in de- Feindes Land. Wer unbefangen die Verhält nisse erwog, konnte e» kaum für denkbar halten, daß e» dem geliebten Fürsten vergönnt sein werde, sein GeburtStagstst auf heimischen Boden, im Kreise seiner hohen Familie, umjubelt von den Segensrufen seiner Ünterthanen froh zu durchleben. Jene betrübende Besorgnis trat um so sicherer an uns heran, da wir in Sr. Majestät unserm Könige nicht nur den Friedensfürsten, den weisen, unermüd lich thätigen Staatsmann, den teilnehmenden und auf- ops-rnden Pfleger Seines Laude-, sondern auch zu gleich den Feldherrn zu verehren Haden, der, mit sel tenen Gaben ausgerüstet und ruhmvoll erprobt, zu den unentbehrlichen Spitzen der deutschen Heeresführung zählt. Aber die Tage, die da kamen, wurden milder und freundlicher, als sich voraussehen ließ. Hat sich auch der politische Horizont noch nicht geklärt, blieb auch für uns die fernere Zukunft noch unberechenbar, so ist doch ein Teil der finstern Gewalten geschwunden und für die nächste Zeit der Bann des Friedens, die ernste Mahnung zur Vorsicht über sie gesprochen worden. Möge in diesem Zeitgewinn sich das Heranreisen eines dauernden Friedens segensreich vollziehen. Das wäre ein hochgeweihtes Geschenk für Alle und zugleich die schönste Gabe lür Unsern Landes herrn, dessen Sinnen und Trachten voll und ganz dem friedlichen Gedeihen und Wohlergehen seines Volkes zugethan ist. Darum erklingt auch aus Aller Munde der einstimmige Ruf: Gott erhalte und beglücke Se Majestät den König! Lüsttötzeschichtt. * Dresden, 22. April. Heute vormittag I I Uhr fand im Spiegelsaale des Königl. Schlosses die feier- verrät die wohlwollende Fee Morgana den Merlin betreffenden Schicksalsspruch? Und dieser Schicksals spruch selbst, daß wahre Liebe, voll sinnlicher Regung — wie immer — doch ebensowohl edler Art Merlin Verderben bringt, widerstrebt unserer Anschauung, denn diese Viviane ist wohl ein wild leidenschaftliches aber wahrhaft liebendes Weib und durchaus keine Kundry. Und wie kommt e», daß die als tapfer und unbesiegbar gerühmten Ritter der Tafelrunde immer zu Merlin flüchten, seine Hilfe erheischend? Welche Bewandtnis hat e- mit dem Zauberschleier? Solchen Fragen ließen sich noch weitere anreihen Jedenfalls bleibt uns das Verhältnis der streitenden Gewalten des Lichts und der Finsternis unklar und fast ebenso sehr die Aktton der mehr als belebender Hintergrund der Sage wirkenden Personen des König» ArtuS und seiner Ritter. Es ist leicht, solche Schwä chen zu finden, aber gewiß unmöglich, sie sämtlich zu vermeiden. Der Merlmstoff eignet sich nicht zu einer befriedigenden dramatischen Gestaltung; um so mehr aber übt er durch seinen poetischen Gehalt und durch Anregung der Phantasie eine große Anziehungskraft für die musikalische Behandlung aus. Es wird besser fein zuzugeben, daß sich LipinerS Dichtung höchst an erkennenswerte Vorzüge bewahrt hat. Sie weicht der symbolischen Bedeutung Merlin- und dem mystisch- chnstlichen Elemente der Stoffes möglichst aus, er scheint äußerlich geschickt und interessant im Aufbau, enthält sehr wirkungsvolle Szenen und zeichnet sich durch eine sehr gewählte und poetische Sprache, die von Trivialität, wie von Schwulst freibleibt, au«. Und defonder» wertvoll ist, daß uns in den beiden Hauptfiguren wirkliche Menschen vorgeführt werden, liche Übergabe der Fahnen durch Se. Majestät den König an eine Deputation des neuerrichteten 11 In fanterieregiments Nr 139 in Gegenwart Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich August, Sr. Ex- cellenz des Kriegsministers Grafen v. Fabrice, deS Divisionskommandeurs Generallieutenants v. Tschirschky und Bögendorff Excellenz und des Brigadekomman deurs Generalmajors v. Tschirschnitz statt. Se. Ma jestät der König begaben Suh hierzu in Begleitung deS Generaladjutanten Generallieutenant v. Carlowitz Excellenz von Strehlen in das Residenzschloß. Aller- höchstdieselben geruhten mittelst einer Ansprache die 3 Fahuen an die Deputation des Regiments Nr. 139, bestehend aus dem Regimentskommandeur Oberst Leu»- mann, Oberstlieutenant v Löben, Major v. Werlhof, Hauptmann Möring, Premierlieutenant v. Westrem, Sekondelieutenant Malberg, 3 Feldwebeln, 3 Unter- offizieren, 3 Soldaten, zu übergeben. Nachdem Oberst Leusmann dem Allerhöchsten Kriegsherrn den Dank des Regiments und die Ver sicherung unverbrüchlicher Treue ausgesprochen, ge ruhten Se. Majestät Allerhöchstselbst je einen goldenen Nagel in die Fahnenstangen einzuschlagen. Hierauf fand das Einschlagen der Nägel durch Se. Königl. Hoheit den Prinzen Friedrich August, Se. Excellenz den Kriegsminister und die anwesenden direkten Vor gesetzten des Regiments statt. Die Fahnen wurden in den großen Schloßhof geleitet, von der dort in Parade aufgestellten Ehrenkompagnie des 1. (Leib-) Grenadierregiments Nr 100 nebst Regiment-musik und Tambourzug vorschriftsmäßig begrüßt und nahmen ihren Platz in der Paradeaufstellung ein; die Deputatton trat auf den rechten Flügel. AlSdann erschienen Se. Majestät der König im Schloßhof, die Parade und die Fahnen salutierten und die Musik spielte: „Den König segne Gott." Se. Majestät geruhten nach dem Abgehen der Front den Vorbeimarsch abzunehmen, und die Kompagnie brachte nun die Fahnen durch das grüne Thor über die AugustuSbrücke nach dem Kommandanturgebäude. Hier wurden sie zu dem l Uhr 55 Min. nach Döbeln abgehenden Zuge durch eine Ehrenkompagnie des 2. Grenadierregiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" abgeholt und nach dem Leipziger Bahnhofe gebracht. — In Döbeln wird morgen die feierliche Übernahme der Fahnen an die Bataillone des 11. Infanterieregiment- Nr. 139 erfolgen. Dresden, 22. April. Der Geh. Rat v. Watz dorf im Ministerium der auswärtigen Angelegen heiten hat sich zum Gebrauche der Kur nach Karlsbad begeben. * Berlin, 21. April. Im runden Saale de» Königl. Palais sand heute abend bei den Kaiser!. Maje stäten wieder eine musikalische Abendunterhaltung statt, zu der etwa 220 Einladungen ergangen sind. Unter den Geladenen befanden sich außer den hier und iu Potsdam anwesenden hohen Herrschaften nebst Um- aebung und den zur Zeit hier weilenden landsäsisgen Fürstlichkeiten und deren Gemahlinnen, die am hiesigen Hofe accreditierten Botschafter mit ihren Gemah linnen, die aktiven Staatsminister nebst Gemahlinnen, Generalfeldmarschall Graf Moltke und die hier an wesenden Generäle der Infanterie und der Kavallerie, die General- unb Flügeladjutanten und viele andere Militärs und Damen und Herren der Hofgesellschaft. Wie die „Nordd. AUg. Ztg" meldet, haben die sächsischen Reichstaasabgeordneten zur Feier de» 59. Geburtstags ^>r. Majestät des Königs von Sachsen für nächsten Sonnabend eine Einladung zur Tafel von dem Gesandten, Grafen v. Hohenthal, nach dem „Sächsischen Hause" in der Voßsttaße er halten. Auch die hier anwesenden sächsischen BundeS- bevollmächttgten nehnien daran Teil. Die hierher die bei aller sagenhaften Zuthat von Zauberei doch menschlich fühlen und kämpfen und dadurch unsere Teilnahme gewinnen. Wie alle Werke Goldmarks, so erweist ihn un» auch sein „Merlin" als geistvollen und wahrhaften, idealem Ziel mit Ernst und Sammlung nachstteben- den Künstler. Mit seltener Selbsterkenntnis seines Talents, dem die Erfindung und besonders die melo dische nicht überreich und unmittelbar zuströmt, miß braucht er eS nicht infolge seiner fertigen Technik zu routinierter Mache. Er stärkt seine schöpferische Kraft durch gewissenhafte, langsame mit warmer und geistiger Hingebung ausgeübte Arbeit, ohne sich dabei dem lähmenden Einfluß kühler Reflexion hinzugeben. Er sichtet mit strenger Wahl, mit poetischer Empfindung und edlem Geschmack seine Ideen und bietet sie uns nur dar in der ihm möglichst erreichbaren vollkom menen Versinnlichung, mit Anspannung seines hoch begabten Könnens als Musiker, sorgfältig in allen Details ausgestaltet. Goldmarks „Königin von Saba" mag origineller erscheinen durch ihre ausgeprägt orientalische Färbung und einen Vorzug durch Glut der Leidenschaft und Energie dramattscher Zeichnung — schon infolge des Textbuches — behaupten; aber sein „Merlin" erscheint mir künstlerisch reifer und ab geklärter, in Formbeherrschung und kunstreicher Durch arbeitung sicherer und vollendeter, im charakteristischen Ausdruck der Stimmung, der lyrischen Empfindung, zwar nicht wärmer aber vertiefter, und als fertigen Meister zeigt sich Goldmark in der Behandlung de» Orchesters, im reichen, reizenden oft entzückenden Ko lorit der instrumentalen Sprache, die nie mit über triebenem Klangrffeki die GesangSstimmen deckt.
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