Suche löschen...
Dresdner Journal : 18.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188708188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-18
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 18.08.1887
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
n. t. inde g über- »per der « b von (P'»- 0—1S7 0 m »d ß- )ktob«r- 0 Mob«» -Dezbr. pintul itember 71,40 M. > 42,SO Sep- Kober- matter. ber^i- vember hl ch tn er er -t 'ch i», er le, ich :a, en <r »e- ad me rn, rn. Saktie» werem ö B.; menge» Keusrl- »» G. ;ndors- «. icordia terim»- . neue ^Verein tdorfer tätSakt. saktten Luaau» »amen 17» b. Kaiser- 4bv Stem- lätsatt. 30» bg Schader »bo b.; Vereins» - b ', Bürger» kcnberg »8 Wilkau» Ruthen 0-80S1 iereinS» tte» 4. «dr4- M1S0 l» ss»«»»» 4»ut»eL»> L»ioN»: ^Ldrliodi.... 18 Narb. Mdrlick: 4 Narb öS kk. Liuiala» Annunorn: 10 ks. La-ssrdald äo« äontoebo» Laiodo, tritt koat- uu6 8t»iopol»n»odl»8 bineu. ^nbvncklxnnL»L»dübr«n r kür elou kaum «inor aaepaltauau Loils blsinor Lodritt ro?k. vntor „LlNLooanät" äi« 2«U« »0 kk. Loi Tabollaa- an6 Likorneata sutopr. Xukeodla^. Lraobolnon t 1^E>icd mit ituenadiu« 6or 8o»n- unä koiorta^o »donä^ k'orn^provd-^neodlu,,: 17r. ISS». Donnerstag, den 18. August, abends. DresdnerIourMl. Für öle Gesamtlettung verantvorklich: Dtto Banck, Professor der kitteratur. und Kunstgeschichte. 1887. L»abm» v» bnbN»eiU»»U»» »«nrLrü«« I^tpet,: n OoiuiuielUooLr äs» 1-r«<lnor äournal»; LawdarU Norll» -771« - Lotp^, Laool-Iroolan-ITaudlUrt a. ^/aEnst«« <4 Vogler, LorUn-Vtou-NaMdur,. krag l-otpetg -rrenttUrt a. N. - mtueU«»: L«»ck Kko««,- kart, raoäou - NorUa - rranttNre a. H. - »tuU^ert: Da»»-« t)o - LorUn: /nvaKckenckanT, 04rUte: v. üLMer» ^acb/oia«',' Lannoeorr 6 s^ü«ior, L»u« ». 8 : /. Larct <- 6o Nornnaxodor r Uvui^l. Lepoäitiou äs« vrooänor Journal», 1>rv»ä«u, LMin^vretr. 80. ksrueproob-^Liodio«: lir. 1888. Ämllicher Teil. Dre-den, 18. August. Nach eingegangener tele graphischer Nachricht ist Ihre Kaiser!. König!. Hoheit die Erzherzogin Maria Josepha, Herzogin zu Sachsen, am 17. d. Mts. von einem Prinzen glücklich entbunden worden. Se. Majestät der König haben dem Kaufmann Paul Heinrich West mann, Mitinhaber der Firma: C. A. Westmann, Gold- und Silber-Draht Waaren- und Militäreffecten Fabrik in Dresden, das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" zu verleihen Allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wach richten. Buda-Pest, 17. August, abendS. (W. T. B.) Die Königin von Serbien ist heute nachmittag» hier eingetroffrn und von dem Könige und dem Kronprinzen von Serbien auf daS Herzlichste be grüßt worden. Nach einem einstündigen Lerweilen im Hofwartesalon setzte die Königin mit dem Kronprinzen die Reise nach Baden fort, während der König nach Csorbafürdö zurückkehrte. London, 17. August. (W. T. B) Die am 13. d. in CoweS verhaftete Französin Mathilde Drouin ist aus der Haft entlassen worden. Bei der heute wieder aufgenommenen Lerhandlung hat sich die Unschuld der Angeklagten ergeben. Dresden, 18. August. Prinz Ferdinand und Rußland. DaS „Journal de St. PöterSbourg" veröffentlicht neuerdings einen im heutigen Blatte unter den Telegrammen mitgeteilten Artikel, nach welchem ganz richtig die Proklamation des Prinzen Ferdinand als offener Trotz, als eine Aufforderung an die Bulgaren, sich über ihre Verpflichtungen hinwegzusetzen, gekenn zeichnet wird. Indem jenes Blatt der „Nordd. Allg. Ztg." beistimmt, spricht es die Überzeugung aus, der Prinz gehe blind auf dem Wege der Abenteuer weiter. In gleich scharfer Weise hat das „Journal de St. PsterSbourg" in einem vorausgegangenen Artikel die offene Verletzung des Rechtes der Mächte und der Pforte mißbilligt, welche sich der Prinz zu Schulden kommen ließ dadurch, daß er auf die Anträge der bulgarischen Seudlinge einging. Kehren wir nach die sem kurzen Hinweis auf die neuesten thatsächlichen Nachrichten zu der Entstehung der coburgischen Kan didatur zurück. Bekanntlich hat der Fürst, nachdem er ursprüng lich an den Bestimmungen des Berliner Vertrages sehr lobenswert festhielt, beeinflußt durch die Ver lockungen der Regentschaft und orleanistische Familien einflüsse sich dazu entschlossen, die abenteuerliche Reise zu unternehmen. Er hat damit nur seinen Gegnern einen Dienst geleistet, denn wie neuerdings berichtet wird, erfolgte die Berufung des Prinzen mit stiller Zustimmung der russischen Partei in Bulgarien. „Die erste Kundgebung der russischen Partei in Bulgarien liegt jetzt vor", schreibt man der „Köln. Ztg" und sie beweist, daß diese Partei dem Coburger eher durch ihre Liebe, als durch ihren Haß verderblich werden wird. Der Hohepriester de« Staatsstreichs, Metro polit Klement, begrüßt den Coburger als den neuen Feuilleton. Letta Rubini, von H. Keller-Jordan. (Fortsetzung.) „Wenn er ihm nur Glück bringt", dachte sie, „eS wäre gut, daß die Eindrücke der zwei letzten Jahre wieder einmal durch sonnige Ereignisse verwischt wür den! Und doch! Er hatte sich in der letzten Zeit an AdelenS Krankheit gewöhnt, begann mit Energie zu arbeiten und erst mit ihrem Tode und der Zeit, die dann folgte, wurde er so still und ernst." „Ich denke, das ist eine harte Prüfung für das Mutterherz", reflektierte sie, während sie den großen, wie eS ihr beinahe schien, verhängnisvollen Brief auf ihres Sohne-Schreibtisch legte, „daß wir unsere Kin der, mit aller Sorgfalt, Entbehrung und Liebe durch die langen Kinderiahre überwachen, um sie dem Leben zu erhalten, und daß dieses ihnen dann zuweilen gar keine Freudigkeit abzugewinnen vermag! Ich erwarte so viel von Italien! Gregor ist eine sensible Natur, dem Ebben und Fluten aller möglichen Stimmungen unterworfen", setzte sie seufzend hinzu, indem sie sich auf das Sofa legte und ihren Kopf müde in die weichen Polster vergrub. „Vielleicht hatte Frau Rubien damals recht, als sie mir sagte, Greaor sei zu einem thätigen Leben geschaffen, er bedürfe Anerkennung und Erfolg. Da» »ft ja überhaupt der Lebenszweck und da« Glück der meisten Männer, alle« andere giebt sich dann von Heiland, der die Bulgaren von der Schreckensherr schaft der RadoSlawoff und Genossen erlösen werde. Es ist schwer zu entscheiden, ob diese für den Coburg r ziemlich gefährliche entgegenkommende und erwartungs volle Haltung der Staatsstreichler und Russenfreunde lediglich der Ausfluß eines fehr erklärlichen Gefühls der Erleichterung ist oder ob sie vorwiegend taktischen Erwägungen entspringt. Die Russenfreunde begrüßen den Coburger, den sie noch nicht zu fürchten brauchen, zunächst als ein Heilmittel gegen den Battenberger, dessen Volkstümlichkeit und dessen heldenhafte und liebenswürdige Persönlichkeit ihnen mit gutem Grunde noch immer Schrecken einflößen. Sie wissen, daß die Wahl des Coburgers eine Niederlage jener Gruppe der Nationalpartei bedeutet, in der etwas von dem raschen gewaltthätigen Temperament der Jakobiner lebt. RadoSlawoff, das Haupt dieser heißblütigen Gruppe, bat die Freunde des großen Zaren nicht eben mit Sammethandschuhen angefaßt. Er kann zu seiner Entschuldigung anführen, daß die Herren, welche bald in diese, bald in jene Ecke de- bulgarischen Hauses die Brandfackel der Empörung schleuderten, keine Schonung verdienen. Persönliches Rachegefühl hat gewiß ebenfalls viel zur Verschärfung des Vor gehens gegen die Russenfreunde beigetragen. Denn rauh genug war dieses Vorgehen. Wenn ein Volk durch Stockprügel zur Freiheit und zum nationalen Selbstbewußtsein erzogen werden könnte, so müßte jedenfalls in Bulgarien diese handgreifliche Art von Pädagogik glänzende Ergebnisse aufzuweisen haben." Stainbuloff wird als Vertreter der girondistischen Gruppe der Nationalpartei dargestellt. Er verrate den Glauben an die sieghafte Kraft der Idee, der politischen Überzeugung und des lebendigen Wortes. „Als daher Stainbuloff durch die Wahl des Cobur» gers seine Nebenbuhler aus dem Felde schlug, atmeten die Russenfreunde, die seinen Sieg ermöglichten, er leichtert auf. In diesem natürlichen Gefühl der Er leichterung ist wohl eine der Ursachen der auffordern den und aufdringlichen coburgfreundlichen Gesinnung des Metropoliten Klement zu suchen. Sollte die Politik der gesamten russischen Partei sich auf der selben Linie bewegen, so hätte der Anhang Coburgs einen sehr unzuverlässigen Zuwachs erhalten, welcher zudem der Volkstümlichkeit des neuen Fürsten einen schweren Stoß versetzen würde, bevor dieselbe noch recht begründet ist. Denn auf unheimlichen Fleder mausflügeln werden alsbald die böfen Gerüchte durch die bulgarische Luft schwirren, daß Fürst Ferdinand mit Rußland ein geheimes Abkommen getroffen habe. Der Koburger wird die Zugeständnisse, die er etwa den russischen Empfindungen zu machen gedenkt, sehr genau und vorsichtig abzumessen haben, will er nicht auf der einen Seite gefährden, was er auf der andern Seite aufbaut". „Ist wirklich etwas von der vielberufenen cobur gischen Hausklugheit auf ihn übergegangen, so wird die dornenvolle Versöhnungsaufgabe, welche er zu be wältigen hat, ihm nur zu oft Gelegenheit bieten, diese Erbklugheit mit allen ihren großen und kleinen Kün sten an einem sehr harten und spröden Material zu bethätigen. Rußlands bulgarische Freunde gewähren dem jungen deutschen Pflänzling, der jetzt feine zarten Wurzeln in die bulgarische Erde cinsenkt, einstweilen ihre gönnerhafte Duldung, weil sie besorgen, daß der abgehau ne Stamm des Fürsten Alexander, der im bulgarischen Volksherzen noch immer ein weitverbrei tetes und zähes Wurzelgeflecht besitzt, eines Tages neue lebenskräftige Triebe zum Sonnenlicht empor senden könnte; aber sollte der neue Pflänzling sich aller widrigen Umstände ungeachtet jemals zum statt lichen Baume auswachsen, so wird auch ihm jener kalte und rauhe russische Nordwind nicht erspart blei ben, der den Battenberger in sturmdurchtobter Nacht zu Fall gebracht hat. Denn der Panslawismus ist nun einmal ein unerbittlicher Gegner der selbständigen und eigenartiges Entwickelung der slawischen Volks tämme. Der Coburger ist eben mitten hineingestellt n den Kampf unversöhnbarer Gegensätze, und der Ver- uch, eS aller Welt recht zu machen, oas redliche Be treben, Katze und MauS in demselben Käfig zu er ziehen, werden eine Mischung von hervorragenden staatsmännischen und militärischen Eigenschaften in Anspruch nehmen, welche einem Sterblichen selten ver liehen werden. Jedenfalls haben die letzten Tage ein neues und anscheinend recht reizvolles Kapitel der orientalischen Frage eröffnet." LlMStztschlchtl-. Dresden, 18. August. Se. König!. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte gestern früh der Regimentsbesichtigung des 3. Infanterie Re giments Nr. 102 in Zittau bei. Höchst derselbe war TagS zuvor aus Dresden in Begleitung des CheiS des Generalstabes Oberst v. d. Planitz und des Ad jutanten im Generalkommando Major v. Stieglitz mit dem Zuge 10 Uhr 43 Min. abends daselbst einge troffen und im Hotel zur „Sonne* abgestiegen. Nach der Besichtigung, bei welcher der Generallieutenant v. Rudorff Excellenz und der Generalmajor Larras zugegen waren, erfolgte mit dem lO Uhr-Zuge die Rückreise über Löbau, wo in der Bahnhossrestauralivn während des halbstündigen Aufenthaltes ein Frühstück eingenommen wurde. Heute vormittag von 7 Uhr an wohnte Se. König!. Hoheit den Regimentsbesichtig ungen des 1. (Le»b-) Grenadierregiments Nr. 10>) und alsdann des 2. Grenadierregiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" auf dem Ka- vallerie-Exerzierplatze bei, welche der Divisionskom mandeur Generallieutenant v. Rudorff Ezccllenz in Gegenwart des Brigadekommandeurs Generalmajors v. Minckwitz abhielt. Nachmittags 4 Uhr nahm Se. Königl. Hoheit im Offizierskasino des 1. (Leib-) Grenadierregiments Nr. 100 am Mittagessen teil. * Berlin, 17. August. Der am morgenden Sieges tage von Gravelotte - St Privat in Potsdam statt findende feierliche Akt der Fahnennagelung und Fahnen weihe wird sich zu einer großen militärischen Feier lichkeit gestalten. Zu der Feierlichkeit sind von Sr. Majestät dem Kaiser alle hier anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses befohlen; ebenso die bei einem Truppenteil der Garde stehenden Prinzen aus souve ränen deutschen Häusern. Nach dem Weiheakt findet im Stadtschlosse ein Dejeuner statt Es ist dies die vierte Fahnenweihe unter der Regierung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm. Die erste erfolgte ani 18. Januar 1861 im Königl. Schlosse zu Berlin; die zweite am 3. Juli 1867 im Lustgarten zu Potsdam, wobei der jetzige König von Italien anwesend war; die dritte am 27. März 1882 in Potsdam Ihre Majestät die Kaiserin, welche gestern abend 8 Uhr in Babelsberg eintraf, wurde von Sr. Ma jestät dem Kaiser, Ihren Königl. Hoheiten dem Prin zen und der Frau Prinzessin Wilhelm, der Frau Prinzessin Friedrich Karl, sowie dem Prinzen Fried rich Leopold und Alexander und dein Hofstaat be grüßt. Se. Majestät der Kaiser nahm heute keine Vorträge entgegen infolge einer durch die schroffen Wetterkontraste entstandenen leichten Erkältung Der Chef der Admiralität, Generallieutenant v. Caprivi wird sich anfangs nächster Woche zu den Flottenmanövern nach Kiel begeben. Die Spiritusfabrikanten berieten in ihrer heutigen zweiten Vorbesprechung namentlich die Frage, wie die Süddeutschen zur „Aktiengesellschaft für Spiritus verwertung" sich stellen würden. Es wurde beschlossen, selbst." Ihre Gedanken spannen weiter mit goldenen Hoffnungsfäden, glänzende Gebilde, wie sie nur das Mutterherz zu gestalten versteht. Ihre Augen hatten sich geschlossen, ihr Athem wurde ruhig und regel mäßig, ein fester Schlaf hatte sie übermannt, aber um ihre Lippen lag ein weicher Zug von stillem Glück, wie schon lange nicht mehr. Als sie nach einer Stunde erwachte, stand Gregor am Fenster und in seinen Händen hielt er den geöff neten Brief. Sein Gesicht war bleich und feine Augen schweiften feltsam starr und teilnahmloS über die glän zende Meeresfläche. Frau v. Labinoff hatte sich erhoben, war dicht bis zu ihm hingetreten und legte ihre Hand sanft auf seine Schulter. „Doch keine schlechten Nachrichten, Gregor?" „Mein russisches Wintermärchen ist mit dem Preise gekrönt, Mama." „Mit dem Preise? Und da« sagst Du mir mit einem Gesicht, als ob Dir ein Unglück widerfahren sei? Ich gratuliere und denke, da« ist der erste Schritt auf einer Bahn, die Dir Ruhm und Ehre bringen soll." Ein wehmütiges Lächeln glitt über des Sohnes Züge. „Der Geist, Mama", sagte er ernst, „ist nur ein kleiner Teil unseres Glückes und selbst dieser könnte vergehen, wenn uns sonst garnichtS bliebe." „Gewiß, wenn uns sonst garnichtS bliebe, aber die Hauptsache soll jetzt erst noch kommen Also Mut gefaßt, mein Sohn, gieb Dein Buch in Prachtband Heraus, so wie Du es vorgehabt, und widme e« der schönen Palme des Süden» — Lelia Rubien." „ES müßte der brau Baronin Velten sein, Mama, und daS kann ick) nicht." Frau v. Labmoff sah, von der unendlichen Bitter keit des Tones, in dem er diesen Namen gesprochen, betroffen in sein Gesicht. In Gregors Augen schwam men Thränen. „Du kannst eS nicht?" „Als ich Dich damals zu bewegen suchte, Ham burg zu verlassen, Mama", sagte er, indem er sich auf die kleine Couchette warf, die in der Nähe des Fen sters stand und seine Blicke in die Arabesken des Teppichs vergrub, „da geschah es einzig und allein deshalb, weil ich — weil ich Frau Rubien fliehen mußte. Ich schrieb, als mir das ganz klar geworden, um mich jeder Schuld zu entledigen, den Absagebrief an Adele — und ging dann zu ihr. Frau Rubien blieb meiner Liebe gegenüber ablehnend, aber dennoch wollte eS mich später oedünken, je mehr ich an den feuchten Glanz ihrer Augen in der Abendstunde dachte, als könne noch eine Zeit kommen, in welcher sie die Ver gangenheit abzuschütteln vermöchte und das Eis schmelzen würde, das damals auf allen ihren Herzens blüten gelegen — und der Preis, er kann vielleicht doch noch mein werden." Gregor hatte sich wieder erhoben, ging einige Male aufgeregt im Zimmer hin und her, blieb dann mit dem Rücken gegen den grauen Marmorkamin gelehnt stehen und fuhr, wie zu sich selbst redend, fort: ,Zch habe in der ganzen Zeit in AdelenS Krankenzimmer diese Gedanken in den Hinter grund zu drängen gesucht ich habe mein Können zusammengenommen und für Adele gelebt aber unbewußt in der tiefsten Tiefe meiner Seele, da lebte sie; was ich dachte und arbeitete, sic beeinflußte mich in Bayern und Württemberg für die Gesellschaft zu agitieren und mit Prof. Delbrück dieserhalb in Ver bindung zu treten. Die Deckung der Agitationskosten soll vom Vorsitzenden mit dem Konsortium der Aktien gesellschaft besprochen werden. — Aus Posen wird der „Boss. Ztg." telegraphiert, daß die Spritfabrikanten Deutschlands fast sämtlich der Branntweinkoalition beigetreten seien. Die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." schreiben: „Die deutsche Politik der preußischen Regierung in den östlichen Grenzmarken bewährt sich zusehends, wo hingegen das Polentum von einem Fiasko zum andern taumelt. In dem verhältnismäßig doch nur äußerst kurzen Zeitraum, wo den Bestrebungen der deutschen Nationalität in jenen Provinzen diejenige Pflege zu Teil wird, welche mit Rücksicht auf daS Interesse der staatlichen Sicherheit für erforderlich zu erachten ist, hat sich eine sehr beachtenswerte Klärung der Zustände voll zogen GS hat sich herausgestellt, daß die Macht des Polen- tumS in den östlichen Grenzprovinzen der Monarchie weit mehr eine scheinbare als eine wirkliche, aus solider Grundlage be ruhende ist, daß die Führer der nationalpolnischen Propaganda eS meisterlich verstanden, selbst die unscheinbarsten Posten in ihrer Rechnung unverhältnismäßig aufzubauschen, indem sie zu- gicich auf die Gutmütigkeit und stellenweise Gleichgiltigkeit der deutschen Bevölkerung rechneten. Der aus wahltattijchen Rück sichten mit dem PoloniSmus engverbündete Fortschritt bez. Dcutschfreisinn arbeitete seinem Gönner treulich in die Hände; in weiten Schichten der deutschen Bevölkerung war das Gefühl der Liebe zu König und Vaterland unter dem fortwährenden Eindrücke polnisch-fortschrittlicher Verhetzungen stark abgeblaßt, man ließ die Dinge gehen, wie sie eben gehen wollten und sah den äußerlichen Fortschritten der national-polnischen Propaganda mit der Empfindung zu, daß sich hier ein Akt von vis major vollzöge, gegen den deutscherseits anzukämpsen, ein im vorhinein hoffnungsloses Mühen sei. DaS änderte sich erst, dann aber auch gleichsam über Nacht, als die Regierung sich mit frischer Initiative an die Spitze der deutschen Bestrebungen stellte und, gegen den Widerstand der zu den Polen haltenden Opposition Wmdthorst-Richtcr, von der patriotisch gesinnten Mehrheit de- prcußischen Abgeordnetenhauses die Mittel bewilligt erhielt, aus der bisherigen notgedrungenen Defensive zu einer entschlossenen Wiederherstellung des deutschen Einflüsse- in den Ostprovinzen über- zugehen. Man hielt sich aus einen zähen, schneidigen Widerstand der nationalpolnischen Propaganda gefaßt. Wir wollen auch jetzt kein vorzeitiges Triumphlied an stimmen oder die Schwierigkeiten irgend wie unterschätzen, deren das GermanisierungSwerk im Osten Herr werden muß, aber das darf schon jetzt gesagt werden, daß der moralische Eindruck zu Gunsten unserer Sache ein sieghafter, sowie daß in den Kreisen der polnischen Führer eine Ent mutigung eingerissen ist, deren Anzeichen das Auge des kun digen Beobachters unschwer entdeckt, wenngleich man sich im polnischen Lager leichtbegreiflicher Weise die äußerste Mühe giebt, seinen wahren Gemütszustand vor den Augen der Öffent lichkeit zu verbergen. Wir dürfen demnach die beste Hoffnung zu dem gedeihlichen Fortgang de- GermanisierungSwerkeS in unseren östlichen Grenzmarken hegen." Die Anfiedelungskommifsion für Pofen und Westpreußen hat nach der „Köln. Ztg.", um Fehlgriffe zu vermeiden, durch welche die ganze Ansiedelungsarbeit von vornherein lahmgelegt werden könnte, beschlossen, in diesem Sommer nur versuchsweise zu beginnen, und auf Grund der so gewonnenen Erfahrungen erst im nächsten Jahre mit der Zerteilung der gekauften Rit tergüter und mit der Austeilung des Landes an deutsche Bauern im größeren Maßstabe vorzugehen. Gegen wärtig sind bereits fünf Herrschaften ganz oder teil weise zerlegt (Dollnick-Paruschke, Woiciechowo, Slons- kowo, Komorowo, Rynsk), bei denen allen die verschie densten Systeme zur Anwendung gelangen. Die Un terschiede beziehen sich hauptsächlich auf die Dorfanlage, ob das Dorf ein geschlossenes sein oder aus Einzel gehöften sich zusammensetzen soll, ferner auf die Größe der einzelnen Bauerngüter, auf das Größen- und Lagenverhältnis der einzelnen Ackerschläge zu einander. Die Arbeiten sind nach den einlaufenden Nachrichten im vollen Gange. Die Dörfer werden natürlich deutsche Namen erhalten. Die Mehrzahl der Bewerber sind, wie zu wünschen, junge Bauernsöhne mit einem recht hübschen Vermögen. * Straßburg i. E, 16. August. Die Festlichkeiten zu Ehren der hier anwesenden Mitglieder von Sachsens Kriegervereinen fanden heute mit einem — und weun ich etwas nicht ganz Wertloses ge schaffen, so dankt das sein Entstehen ihr!" „Als ich vor meinem Gewissen wieder frei war, Mama", fuhr er nach einigen Augenblicken zu seiner Mutier gewandt fort, „und ich Adele betrauern durfte, wie eine geliebte Schwester, was sie mir, ein paar flüchtige Wochen abgerechnet, immer gewesen ist, da stieg nach und nach Lelias Bild immer deutlicher und herrlicher in meiner Seele auf, mein ganzes Denken und Fühlen umfaßte sie und alle Stunden, die ich je mit ihr verlebt, traten bis zur Seeligkeit verklärt vor meine Erinnerung Ich wollte aber AdelenS wegen nicht gleich selbstisch an mich denken, ich gebot meinem Herzen Ruhe und schrieb, nachdem mein Wintcr- märchen vollendet, das „Fragment eines Laien über die Bestimmung und den Zweck des LebenS", ich schrieb es für die Hamburger Monatshefte und hoffte, die Blätter würden ihr in die Hände kommen, ihre Seele würde die meine herausfühlen und den heißen Gruß verstehen! Dann wollte ich das Wintermärchen mit meinem Namen in die Welt senden, ich wollte eS ihr widmen — ihr, der jede Faser meines Denkens gehörte" — Gregor vergrub sein Gesicht in die Hand. „Und dann kamen wir nach Florenz " „Aber Dein Talent hat eine Zukunft, Gregor, tröste Dich mit ihm, eS wird sich zu immer schönerem Schaffen entfalten." (Fortsetzung folgt.) Litteratur. „Neue Welfchlandbilder und Historien" von Woldemar Kaden. Leipzig, Verlag von B. Elischer. (Schluß.) - Die Nachkommen der stolzen, meerbeherrschenden Republik Amalfi schicken uns jetzt zum Empfange ihre
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite